1830 / 267 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 26 Sep 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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heute um einen Krug frischen Wassers und einen Winkel, wo sie ruhig leben und sterben können, bitten, Abkömmlinge jener Bewohner Nord - Amerifka?s sind, an deren Ursprung weder Geschichte noch Tradition aue Ein Journal hatte geäußert, daß die Cherófese Phônix von Weißen redigirt würden. Der Jndia- nische Herausgeber des Phönix versichert, daß er der einzige Redacteur sey und nie weder Weiße noch Farbige an der Redaction Theil genommen haben. | Einem Georgischen Blatte zufolge wird der Theil des Cherofesen-Gebietes , auf dem die Goldminen sich befinden, von neuem von Habsüchtigen durchzogen. Man behauptet, daß an 2000 Personen aus Tennessee sich auf diese Jagd begeben haben , und leider sind auch Bürger von Georgien ihrem Beispiele gefolgt. Es stehen sonach ungüustige Vor- âlle zu erwarten, sofern jene Leute nicht von ihren Forschun- gen abstehen.

3:8: 1.085,

Berlin, 24. Sept. Aus der hiesigen Medaillen-Münze von G. Loos sind so eben zwei neue shône Denfkmünzen , und zwar die vierte und fünfte in der Reihefolge berühmter Naturforscher und Aerzte, hervorgegangen. Die erstere zeigt auf der Haupt|etite das Bildniß des berühmten Berzelius, mit der für die Mit-

welt wie für die Nachwelt völlig ausreichenden bloßen Be- -

zeichnung seines Namens : „Jo. Iac. Berzelins? und der An- gabe seines Geburts-Orts und Tages: „Ostrogoth, Die XX Aug. MDCCLXXIX.” Auf der Kehrseite erblickt man cine chemische Waage mit der Umschrift: „Pondera et Numeros investigavit”, als Hinweisung auf das Haupt-Verdienst des Gefeierten, welches sich derselbe, neben vielen anderen wichti- gen Entdeckungen und Berichtigungen in der Chemie, durch die feste Begründung der Wissenschast und Kunst erworben hat: das Verhältniß der Grundstoffe, aus welchen die verschie- denen Körper zusammengeseßt sind, nah Gewicht und Zahl- Verhältniß zu bestimmen. Jm Abschnitt ist das Jahr ange- geben, wo die Denkmünze erschienen ist, nämlich MOCCCXXAK. —-Diée andere Denkmünze stellt, mit Hinsicht auf die dermalige Versammlung der Naturforscher in Hamburg, auf der Haupt- seite die Uamburgia auf einem Schiffsschnabel sißend dar. Sie ist mit der Mauerfkrone geshmüickt. Das Steuerruder befindet sich e ihrer Seite und der Stab der Macht in ih- rem Arm. ie hält, viel bezeihnend, auf der Rechten das Bild der Ephesischen Diana, und ein Denkstein ihr zur Seite, mit dem Wappen Hamburgs, macht sie besonders kenntlich. Die Umschrift sagt mit den Worten des Manitius: Spiritus Unus Per Cunctas Habitat Partes. Die Kehrseite enthält die Worte: Physicorum Medicorumque Germanorum Con- ventu Nono, Hospitalibus Tectis A Civitate Hamburgen- sim Excepto MDCCCXXX Mense Septembris. €&in Exemplar dieser , so wie auch der anderen Denkmünze, in Silber fostet 3 Rthlr. ; ein Exemplar in Bronze 1 Rthlr. Jm Posener Regierungsbezirk sind neuerdings meh- rere Elementar-Schul-Einrichtungen theils völlig zu Stande efommen , theils der Vollendung nahe. Jn Kowalek, Ple- chener Kreises , ist eine solche Schule eingerichtet, und das neuerbaute Schulhaus ist beinahe fertig. Jm Buker Kreise steht in Chmielinko ein massives Schulhaus ganz fertig und in Woynowice, Zegowo, Granowo und Porazyn sind die da- selbst errichteten Schulgebäude bis auf die Bedachung und die Beschaffung der inneren Einrichtung vollendet.

Die wohlthätigen Folgen der Regulirung der gutsherr- lichen und bâäuerlihen Verhältnisse werden in dem genanncen Regierungsbezirk immer mehr anerkannt.

_— Die neueren Berichte aus dem Koblenzer Regie- U bestätigen die früher desha!b ausgesprochenen Besorgnisse und Muthmaßungen. Die Ernte der Winter- früchte, besonders des Roggens, ist überall arm ausgefallen,

Hauptartifel des

an mehreren Orten ganz fehlgeschlagen. Die Weizen - Ernte steht im Ganzen gut, jene des Spelzes noch besser. Dage- gen ist die Ernte der Gerste überall gut, jene des Hafers sehr reih ausgefallen; sowohl ‘an Menge als an Gewicht. Sie hat oft den 16maligen Ertrag der Aussaat gegeben. Einen reichen Ertrag hat in diesem Jahr der Flachsbau ge- geben. Die Futterkräuter und der Gemüsebau sind sehr ergie- big. Vom Weinbau ist fast keine Rede, da keine Trauben vorhanden sind. Die wenigen, welche man findet, werden von Vöôgeln und Jnsefkten gefressen.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, 25. September. Jm Schauspielhause: Ga- briele, Drama in 3 Abtheilungen. (Dlle. Fournier : Gabriele.) Hierauf, zum erstenmale wiederholt: Onkel Brand, Lustspiel in 3 Abtheilungen, nach dem Französischen.

Sonntag, 26. September. Jm Opernhause: Der Ka- pellmeister aus Venedig, oder: Der Schein trúgt, musikali- hes Quodlibet in 1 Aufzug, von L. Breitenstein. Die Musik ist von mehreren Komponisten, nach Musifstücken aus bekannten Opern. Hierauf: Die beiden Tanten, komisches Ballet in 2 Abtheilungen, von Titus.

In Charlottenburg: Der erste Eindruck, Lustspiel in 1 Aufzug, von L. W. Both. Hierauf: Das erste Debüt, ko- misches Gemälde in 3 Abtheilungen.

Montag, 27. September. Jm Schauspielhause: Zum erstenmale: Die Taube von Cerdron, Drama in 4 Abtheilun- gen, von Ch. Birch-Pfeiffer.

Königstädtisches Theater. __ Sonnabend, 25. September. Die beiden Nächte, fomi- sche Oper in 3 Aften; Musik von Boyeldieu.

Sonntag, 26. September. Zum erstenmale: Der Lei- chenräuber, großes Melodrama in 3 Akten, von Charlotte 2M Ak Musik vom Kapellmeister Herrn Franz

er.

Montag, 27. September. Aschenbrödel, komische Oper in 2 Aften; Musik von Rossini:

Berliner Börse. Den’ 24. September 1830.

Ami]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preu/s. Cour.) | Zj. Brief. Geld. Zj. Brief .|Ge P

St. -Schald-Sch.| 4 | 957 | 955 JOstpr. Pfandbrf. 100 Pr. Engl. Anl. 18/ 5 | 992 | 992 [Pomm. Pfandbrf.| 4 |105z Pr. Engl. Anl. 22 992 | 99x IKur- u.Neum. do. 105% Pr. Eng!. Obl. 30 907 | 895 [Schlesische do. 1067 Kurm.Öb.m.Ï.C.| 4 | 955 IRkst. C.dK.-n.N.|— | 70 Neum.Int Sch.d. ‘958 Z.-Sch. d.K.- u N. T1 Berl. Stadt - Ob. Königsbg. do.

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Auswärtige Börsen.

Hamburg. 22. September. Wiener Bank-Actien 1135 à 1129. Engl. Russ. Anl. 96F.. Silber- Rub. 95. Dän. 63, Poln. pr. 30. Sept. 1094. Engi. Neap. T153- |

Neueste Börsen-Nachrichten.

Paris, 18. Sept.

5proc. Rente per compt. 96 Fr. 65 C. fin cour. 96 Fr. 75 C. 3proc. per compt. 67 Fr.

90 C. fin cour. 68 Fer. 10 C. proc. Neap. Fale. per compt. 69 Fr. 15 C. fin cour. 69 Fr. 40 C. 5proc. Span. Rente perp. 405.

Frankfurt a. M., 21. Sept.

Oesterr, 5proc. Metall. 955. 955-

4proc. 887. 887 2Fäproc. 52. 1proc. 22. B...

Bank-Actien 1411. 1408. Part.-Obl, 1227, 1225. Looïe zu 100 Fl. 171. B. - Poln. Loose 554. 55. r trete: e O O R S O S E R SD E MMEREgtA meer n

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Redacteur Fohn. Mitredacteur Cottel.

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Co P c O R. E C I B E E Ee R E C C SEREI T M E E E E s a S A 7 E N

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Berlin, Sonncag den 2fen September

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Befamnntmachunzg.

Bei der diesjährigen Preisbewerbung der Zöglinge des Königlichen Gewerbe-ÎInstituts wurden die Preise, wie folgt, zuerkannt: j

“J. Die silberne Denkmünze, oder der erste Preis:

dem Zöglinge P. D. Grothe aus Herscheid , Regierungs- Bezirk Arnsberg, in der Statik, Hydrostatik, Maschinen- lehre, Aerodynamifk ; : j

dem Zöglinge H. Weise aus Wannsleben, Regierungs-Be- zirk Merseburg, in der beschreibenden Geometrie ; / dém Zöglinge J. Hasse aus Weißenfels, Regierungs-Bezirk Merseburg, in der Physik und in det Chemie ;

dem Zöglinge M. A. Nolten aus Aachen, für den Ent-

wurf eines Fabrikgebäudes und der dazu gehörigen Ma-

schinen ; z Cut) dem Zöglinge K. Beckers ais Achen, im freien Hand- zeichnen ; ¡ v A Es dem Zöglinge K. Holzhausen aus Gleiwiß, Regierutngs- Bezirk Oppeln, im Zeichnen von Maschinen. : I Die ehérne Denfmüúnze, oder der zweite Preis, wurde zuerkannt : ¿ : dem Zöglinge A. C. Mathäi aus Mühlhausen, Regierungs- Bezirk Erfurt, in der Physik und Chemie ; i dem Zöglinge R. JFlling ans Oppeln, im freien Hand- zeihnen ; j | dem Zöglinge F. Luthmer aus Stralsund, im Linear- zeichnen ; A ; “dem Zöglinge K. W. Stauß aus Jüterbog, Regierungs: Bezirk Potsdam, im Modelliren. Berlin, den 25. September 1830. Beuth.

Angekommen: Se. Excellenz der General: Feldmar- {hall und Gouverneur von Berlin, Graf von Gneisenau,

aus Schlesien. ck : E Excellenz der Wirkliche Geheime Staats-Minister

des Innern uad der Polizei, Freiherr von Brenn, von

Merseburg. i : Der Königl. Schwedische «Kammerherr , außerordentliche

Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesigea Hofe,

vou Brandel, von Dresden.

Zeitungs-Nachrichten. i A 0.6.1 an. d.

Frankrei.

Pairs-Kammer. Ju der Sißung vom 17. Sept., bei welcher zum erstenmale ein geistlicher Pair (der Abbé v.

ontesquiou, der auch den Eid leistete) zugegen war, berich- tete der Graf Siméon Úber seinen in der Sibung vom 13ten nochmals an die Kommission verwiesenen Geseß - Ent- wurf wegen Verweisung der Preß- und politischen Vergehen an die Geschwornen-Gerichte. Er erklärte, daß, nachdem die Kommission die ihr gemachten Einwendungen geprüft,“ sie SAVDEN der Meinung sey, den Entwurf in folgender Weile aAavzufasjen :

„Art. 1. Die Erkennung über alle Vergehen „- die entweder auf dem Wege der Presse oder durch jedes andre im Art. 1 des Gesezes vom 17. Mai 1819 erwähnte Pu- blifations- Mittel verúbt werden, wird den Assisenhöfen beigelegt.

|

wan r —_— —_—

1830.

Art. 2, Ausgenommen hiervon sind die im Art. 14 des Gesebes vom 26. Mai 1819 festgeseßten Fälle.

Art. 3. Es sind gleichmäßig davon ausgenommen die Fälle, wo die Kammern, Gerichtshöfe und Tribunale es fúr angemessen finden, sih der ihnen durch die Art. 15 und 16 des Geseßes vom 25. März 1822 beigelegten Rechte zu bedienen.

Art. 4. Die Verfolgung der im Art. 1 des gegen- wärtigen Geseßes aufgeführten Vergehen geschieht vou Amtswegen und auf das Ansuchen des Königl. Profkura- tors, wobei nach den Bestimmungen der Geseße vom 26. Maá und 9. Juni 1819 verfahren werden soll.

Art. 5, Demgemäß werden die Artifel 17 und 18 des Gesezes vom 25. März 1822 aufgehoben.

Art. 6. Die Erkennung über politische Vergehen wird- gleichfalls den Assisenhöfen beigelegt.

Art, 7. Als solche sind zu betrachten : 1) Allé in den Kapiteln 1 und 2 Buch Ul. des Straf- Geseßbuches und im. Art. 9 des Geseßes vom 25. März 1822 aufgeführte Vergehen ; 2) Alle Vergehen, die bei Gelegenheit politi- scher Versammlungen oder dur dergleichen Reden, Schrif- ten und Handlungen begangen werden.

Art. 8. Die in dem gegenwärtigen Geseße erwähn- ten Vergchen, worúber noch kein Urtheil erfolgt ist, follen- ia den darin vorgeschriebenen Formen gerichtet werden. “/

Mit diesem Entwurfe wollte sich nunmehr die Kammer ami folgenden Tage beschäftigen. “Am Schlusse der Sißung wurde noch der Graf von Sainte-Suzannue, der seinem Va- ter in der Pairswürde folgt, aufgenommen.

Deputirten-Kammer. Jn der Sißbung vom 17. Sept. rheilte zuvörderst einer der Secretaire, Hr. Jars, der Versammlnng eine von der Stadt Belfast in Jrland an die Deputirten - Kammer gerichtete Glückwunsch - Adresse zu den lebten politischen Ereignissen mit. Zugleich kündigte erx an, daß die Adresse durch eine besondere Deputation der Einwoh- ner von Belfast. dem Präsidenten übergeben worden sey. Mehrere Stimmen verlangten die Vorlesung derselben; Hr. Jars entschuldigte sih aber damit, daß sie in Englischer Sprache abgefaßt sey. Die Versammlung beschloß, durch ih- ren Präsidenten der Deputation für die Adresse schriftlich danfen zu lassen. Der Präsidenrc verlas hierauf ein Schrei- ben des Grafen v. Mirandol (Deputirten des Depts. der Dordogne ), das zu einer äußer\t lebhaften Debatte Anlaß gab. Dasselbe lautete also : :

/-M. H.! Obgleich ih die Meinung und Gesinnungen

meiner ehrenwerthen Freunde, die ihre Entlassung neh-

men zu müssen geglaubt haben, vollkommen theile, so trete ich- doh den von mehreren Andern und von einem edeln Herzoge in der Sißung der Pais-: Kammer vom 23sten v. M. ausgesprochenen Beweggründen bei und shwôre dem Könige Treue und der Charte, wie den Geseben des Landes, Gehorsam. i i (gez.) Graf v. Mirandol. ‘‘

Einige wollten in diejer Eidesleistung einen stills{hwei- genden Vorbehait erkennen, Andre hielten sie für völlig ge- nügend. Der Präsident war der Meinung, daß das Schrei- ben Betrachtungen, aber keinéèn Rückhalt, enthalte. Er ver- las dasselbe noch einmal. Hr Salverte glaubte darin einen unverkfennbaren Vorbehalt zu finden; Hr. v. Mirandol er- fláre daß er die Ansichten seiner ausgeschiedenen Freunde un- bedingt theile; diese wären aber blos ausgeschieden, weil sie der Kammer das Recht nicht zuerkannt hätten, dasjenige zu thun, was sie gethan habe. Hr. v. Berbis meinte, daß der Schreiber seinen Eid motivirt, aber keinen Vorbehalt daran gefnúpft habe; man dürfe in dem vorliegenden Falle nicht allzustrenge verfahren , und um beiden Theilen zu genügen, brauche man blos der erfolgten Eidesleistung, nicht aber des