1830 / 271 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 30 Sep 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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heiten in Anspruch zu nehmen, habe Jch befunden, Sie von der Leitung des Hoffkriegsraths zu entheben.““

„Jch benube diese Veranlassung, Jhnen Meine volle Zufriedenheit mit Jhrer bisherigen Dienstleistung zu erflá- ren; und um Jhnen ein öffentliches Zeichen dieser Meiner Gesinnung zu geben, verleihe Jh Jhnen das Großkreuz Mei- nes Kaiserl. Leopolds-Ordens.‘/

„Preßburg, den 18. September 1830.

Franz m. p.“

Nachrichten aus Preßburg zufolge, hatte am 17ten d. L ee eine ansehnliche Deputation der Stände des Preßburger Komitats die Ehre, bei Sr. Majestät dem Kai- ser und hierauf auch bei Jhrer Majestät der Kaiserin, o wie bei Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzherzoge Kronprinzen / zur Audienz zugelassen zu werden. Nach einer am 16ten d. M. von den Herren Komitats-Deputirten gepflogenen Cirfku- lar-Sißbung, in welcher die Kdnigl. Propositionen blos vor- gelesen wurden, vereinigten sich dieselben am folgenden Tage um 8 Uhr fruh zu einer Konferenz, um den ersten Punkt derselben zu berathen. Diese Berathungen sind am 18ten,

19ten und 20sten im Cirkel fortgeseßt worden, und der S | als Mundschenk. Sr. Kaiserl. Majestät reicht der Durchlauch-

wurf eines darúber verfaßten Nunciums wird heute. inder

vierten Reichstags-Sißung zur Verhandlung fommen.

Folgendes ist der Schluß der Anordnung úber das bei der Krönung Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs Kronprinzen als Königs von Ungarn zu beobachtende Ceremoniel:

Fn der Franziskaner- Kirche is unter cinem Baldachin ein

Thronsessel auf der Evangelien-Seite errichtet. Der König läßt c i wobeî der K K. Hof-Ceremonier antwortet. Sobald Fhre Ma-

" jesläten sich zu Tische seßen, rücken Allerhöchstdenenselben Jhre

sich von cinem eigens hierzu bestimmten Magnaten unter Bethülfe des Königl. Ungarischen Oberst-Hofmeisters Und Oberst-Kämme-

rers das Schwerdt des heil. Stephan umgürten, zicht dann dasz

elbe und berührt damit dreimal die rechte Schulter eites jeden ‘ques auratus, deren mit vorläufiger Genehmigung Sr. Majestät verfaßtes Namens - Verzeichniß durch Se. Kaiserl. Hoheit den Erzherzog Reichs - Palatin im Voraus überreicht werden wird. Die Equites aurati werden durch Se. Kaiserl. Hoheit den Erz;- herzog Reichs - Palatin aufgerufen, doch sicht es Hôchstdenselben frei, diese Aufrufung wechselsweise dem Königl. Ungarischen Hof- Fanzler und dem Königl. Ungarischen Reichs-Oberrichter zu Uber- tragen. Der König verläßt sodann die Kirche; die Stände, Mag- naten , Geh. Räthe und Ordensritter, der Königl. Ungarische Herold , die 10 Fahnen - und Fnsignien - Träger, die Bischöfe, dann Se. Majestät selbst, sißen auf und reiten durch das Mitchaeli- Thor, vor welchem einé emporragende und mit rothem, grünem und weißem Tuche Überzogene Bühne errichtet ist. Se. Majestät besteigen dieselbe mit den beiden Erzbischöfen von Gran und Ko- loeza, unter Vortritt des Bischofs mit dem data und des Königl. Ungarischen Oberst- Stallmeisters mit dem bloßen Schwerdte nebs dem Erzherzdge Reichs-Palatin, dem Königl. Ungarischen Reichs - Oberrichter, dem Ban von Croakiett / dem Königl. Un- ggrise en Hoffanzler (dermalen zugleich Königl. Ungarischen Oberst - Hofmeister )- dem Kdnigl. Ungarischen Oberst- Kämmerer und dem Königl. Ungarischen Leibgarde - Capitain. Daselbst in der Mitte der Bühne auf einem etwas erhöhten mit Goldstof überzogenen Playe leistet der König stehend, 3 Finger empovrge- richtet , in der anderen Hand aber das Crucifix haltend, unter Vorlesung des Erzbischofs von Gran den gewöhnlichen Eid, dic Ap und JFmmunitäten des Reichs gufrecht ju erhálten, w0- ei Alle rings die Häupter cntblôßen. Nach Ablegung des Cides ruft der Durchl. Erzherzog Reichs-Palatin dreimal aus: „Vivat Rex!” welcher Ruf auf ein von Jhnen gegebenes Zeichen vom Volke erwiedert und bis zum Kdnigsöberge, ortgeseßt wird. Das Militair giebt abermals: eine Salve, und die Kanonen werden ge- lds. Se. Königl. Majestät begeben go nun in der vorigen Begleitung von der Bühne herab, sißen unter Beihülfe des Königl. Ungarischen Oberst - Hofmeisters auf und reiten in der feliheren Ordnung, jedoch ohne die Geistlichkeit, von welcher nur der Bischof mit dem Kreuze Hdchstthnen vorreitet, gegen die D0- nau zum sogenannten Königsberge; die Gebäude desselben sind für den Augenblick. mit Zul behängt. Das Volk harrt rings umher. Se. Königl. Majestät. reiten allein im vollen Gallop auf den Königsberg, ziehen dört das Schwerdt des heil. Stephan und shwingen es in Form eines Kreuzes gegen die 4 Weltgegen- den, zuerst gegen Morgen, dann gegen bend, hierauf gegen Mittag und endlih gegen Mitternacht - zugleih wenden Se. Königl. Majestät sih mit dem Pferde gegen jede Weltgegend. Das Militair giebt wieder cine Salve und die Stücke werden zum drittenmale geld. Nachdem dies Fete ist, kehren Se. Königl. Majestät in vorbesagter Ordnung durch das Fischerthor neben der Hauptwache vorbei in den Prima- zial - Pallast zurck. Die Reichs- Barone mit den Kkeinodien tragen dieselben bis in das Gemah Sr. Fo: Maijestät , die Magnaten mit den Reichsfahnen aber tragen dieselben bis zum Pal- laste, von wo sie die Fahnen, die ihnen zum Eigenthum Überlas- en werden, mit si fortnehmen. Die Kleinodien verbleiben in em Kaiserl. Gemache. i Mittlerweile Ne der Königl. Ungarische Oberst-Hofmeister die Anordnung, daß die Speisen aufgetragen werdeu. Außer den

| Kolocza das Peo

von dem Stellvertreter des Königl. Ungarischen Obersten Thür- húter aufgestellten Commissairen, werden auch noch Hof = Fndivi- duen von dem Stellvertreter des K. K. ersten Oberst-Hofmeisters an die Eingänge des Saales beordert. Die Speisen werden durch Magnaten und Edelléute unter Vortritt des Königl. Un-

garischen Obersten Truchscssen mit dem größeren Stabe“ auf-

getragen. i i i /

_ Sobald die Speisen gufgetregen und in Ordnung aufgescßt sind, wird dieses Jhren Majestäten durch den Königl. Ungari- schen Obersi-Hofmeister gemeldet. Allerhöchstdieselben erscheinen

‘nun, und. zwar der DuecieGüe König mit der Krone auf

dem Haupte und mit. dem Mantel des heiligen Stephan in Be- gleitung des Erzherzogs Reichs Palatin, ‘des Primas, des Erz= bischofs von Kolocza und des apostolischen Nuntius. Die Ord- nung und der Dienst bei der Tafel sind folgende: Sr. K. K. Ma= jestät gießt der K. K. Vorschneider das Wasser zum Handwaschen auf, der Stellvertreter des K. K. ersten Oberst - Hofmeisters aber reicht Allerhöchstihnen das Handtuch. Rach der Tafel reicht der K. K. Mundschenk Sr. Kaiserl. Majestät das Handtuch.

Fhrer Majestät der Kaiserin reicht Allerhöchsiihre Oberst- Hofmeisterin das Handtuch; das Handwasser reicht vor der Tafel

" ein K. K. Kämmerer, der nämliche reiht nach der Tafel das

Handtuch. Eben \o verrichtet ein K. K. Kämmerer den Dienst

tigste Erzherzog Reichs - Palatin das Handwasser, der Erzbischof von Gran das Handtuh. Mundschenk ist der Kdnigl. üngarische

" Oberst-Mundschenk. Rach der Tafel gießt cin von Sr. Kaiserl.

Hoheit hierzu benannter Magnat das Handwasser auf; der Kd= nigl. Ungarische Oberst-Hofmeister aber reicht dem Durchlauch- tigsten Erzherzoge Reichs-Palatin das Handtuch, damit er solches Sr. Kaiserl. Maiestät halten kènne. Bevor Jhre Majestäten sich zur Tafel niederlassen, spricht dexr Primas das Benedicte,

Ohersl-Hofmeister, Se. Majestät dem Könige aber rückt der Kd- nigl. Ungarische Oberst-Kämmerer den Stuhl. Der Königl. Un- garische Oberst - Hofmeister nimmt die Krone vom Haupte Sr. Majestät des Königs und stellt dieselbe auf die goldene Tasse, welche auf einem hierzu vorgerichreten Tische bereit steht. Die Kron- hüter bleiben daneben stechen, bis Sr. Kaiserl. Majestät nach der Tafel die Krone wieder aufgeseßt wird. An 2 Hierauf werden die Pläße an der Tafel cingenommen, und zwar J.F. K.K. Majestäten obenan, Allerhöchstihnen rechts Se. Königl. Majestät, auf Armlehnsesseln mit reichem Gold und Sil- bersto}e Überzogen. Se. Kaiserl. Hoheit der Erzherzog Reichs= Palatin, Höchstwelce den ersten Plaß links cinnimmt, auf einem rothsammetnen goldverbrämten Armsessel; die Übrigen Gäste aber, nämlich der Reichs-Primas, der apostolische Nuntius und der S von Kolocza auf Stühlen mit sammetnen goldbefranz- tent Kaypen. ° . e N E Hinter dem Stuhle Sr. Kdnigl: Majestät steht dexr Königl. Ungarische Oberst-Hofmeister mit dem Stabe in der Hand, der Königl. Ungarische Oberst-Kämmerer und der Königl. Ungarische Leibgarden-Capitain. Hinter dem Stuhle Sr. K. K. Mai. steht der Stellvertreter des K. K. ersten Oberst- Hofmeisters, der K. K. Arztereti- und der K. K. Trabanten-Leibgarde Capitain, hinter jenem Jhrer Majestät der Kaiserin, Allerhöchstderen Oberst-Hofmeister. Während des Mahles wird Tafel-Musik gehalten. Der Königl. Ungarische oberste Truchseß bringt auf die K. K. Tafel ein Stück von dem in einer eigens hierzu errichteten Hütte gebratenen Ochsen; der Ochs wird dann dem Volke preis gegeben. Unweit davon ist auch ein Gerüft aufgerichtet , aus welchem rother und weißer Wein fließt: Úberdies wird Brod unter das Volk ausgeworfen und die- sem zuleßt die Hütte und das Gerüst preis gegeben. Bei dem ersten Trunke Sk. Königl. Majestät stchen die 4 Gäste auf, und die Kanonen werden zum 4ten Male gelös. So oft JII. KK. MM. trinken, bleiben die Gäste so lange flchen, bis der Becher zurückgegeben ist. Das Confect wird, eben so wie die Speisen- von Magnaten und Edelleuten aufgetragen. Sobald Se. K.K. Maz. das Zeichen zur Beendigung der Tafel zu geben geruhen,- fängt man an, das Confect abzuheben ; die 4 Gäste stehen auf und bleiben so lange auf ihren Pläßen stehen, bis JJI. MM. nach Abtragung des Confects sich die Hände gewaschen haben. Sr. Königl. Maj. wird noch während des Sißens die Reichskrone durch den K. Ungarischen Oberst-Hofmeister aufgesebt,/ worauf sämmtliche Majestäten sih von der Tafel erheben und der Erzbischof von ) gralias betet. Jhre Majestäten Lies sodann in Begleitung der 4 Gäste, der Minister, des Hofftaats und der Magnaten in Jhre Gemächer zurück. Die Gäste entfernen fich nun, der K. Ungarische Oberst-Kämmerer aber nimmt mit Hülfe der diensithuenden Kämmerer Sr. Königl. Maj. die Krone und die Kolane ab und legt dieselben nebs dem Königsmantel zu den übrigen Jnsignien. Hierauf speisen die zum Dienste Jhrer Maj. der Kaiserin bestimmten Hofdamen , die Minister, Reichsbarone, Bischdfe, Magnaten und Stände an den für sie bereiteten Tafeln. Roch ain nämlichen oder an einem hierzu gnädigst zu bestimmen- den Tage wird dié Revision der Reichs- Fnfignien und deren Einsiegelung auf die herkömmliche Weise vorgenommen werden.

Beilage

di,

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2079 | Bêeilage zur Allgemeinen Preußishen Staats-Zeitung A 271.

S chweiz.

Zürch, 22. Sept: Durch Kreisschreiben vom 13. Sepb. machen Schultheiß und Rath des Vororts. Bern den Re- gierungen ‘der eidgenössishen Stände die Anzeige , daß oer v. Bresson, welchen Se. Majestät Ludwig Philipp L, König der Fränzosen, abgeordnet habe (zwar noch ohne diplomati- hen Charafter), um die Eidgenossenschaft von seiner Thron- besteigung zu benachrichtigen, Sr. Excellenz dem Hrn. Amts- \chultheißen, in Gegenwart der Mitglieder des Geheimen Raths, ein unterm 22. Aug. aus Paris erlassenes Königl. Schreiben“ überreicht habe. Dieser Nachricht ist eine Kopie des Schreibens Sr. Majestät sowohl als der durch Hrn. v. Bresson bei dieser Gelegenheit gehaltenen Rede, so wie der von Sr. Excellenz dèm- Hrn. Schultheiß Fischer darauf ge? gebenen Antwort, beigefügt, und es wird damit die Einladung verbunden , daß nun sämmtliche Stände sich über einen als Antrag hinzugefügten „Beschluß ber diesen Gegenstand erfl-

ren möchten, damit die vorortliche Behörde, welche sich ge-

gen den Französischen Herrn Abgeordneten die Willens-Met- nung der Stände vorbehalten, dieselbe zur Richtschnur für die erforderliche Erwiederung nehmen könne.

Nachrichten aus Basel zufolge, sind dem großen

Rathe des Kantons im Laufe des vorigen Monats von der Regierung merkantilische und finanzielle Reformen im Zoll - und Transit-Weseri vorgeschlagen worden, die zeitgemäß hei- gen dürfen und deren? Genehmigung bei der bevorstehenden Versammlung im Oftober man mit Verlangen und Zuver- sicht entgegensieht. Die Wichtigkeit der Interessen, um die es sich handelt, zeigt sich unter Anderm aus folgenden An- gaben. Nach dem Durchschnitte der leßten drei Jahre gin- gen in einem Jahre zu Basel 625,090 Ctr. Waaren ein, näámlich 390,000 Ctr. Kaufmannsgüter, 90,000 Ctr. Wein fúr den Verbrauch des Kantons, 90,000 Etr. Frucht, im Kornhaus verkauft, und 55,000 Ctr. Salz, Von jenem Kaufmannsgute wurden F, vom Salze 5, von der Frucht

ein unbestimmtés Quantum, von der ganzen Quantität. also

ungefähr F wieder ausgeführt. Von den 390,000. Centnexn Kaufmannsgut wurden 30,000 Ctr. unabgeladen durchgeführt, 190,000 transitirten durch das Kaufhaus, 170,000 waren

Eigengut. Die Vorschläge der Regierung gehen nun zwar

nicht auf gänzliche Aufhebung des Kaushauses, aber auf große Veränderungen in seiner Einrichtung; eben so wird in Be- zug auf das Zollwesen zwar nicht das System des Maaß- tabes der Straßenlängen angenommen, weil dieses System für Bäsel, welches sehr kostspielige Bau - Einrichtungen und sehr fleine- Straßenstrecken hat, nicht angemessen wärez al- lein es werden in dem bestehenden Zollwesen sehr bedeutende Reductionen vorgeschlagen. - Diese Zoll Reductionen werden überdies nicht blos, wie in den Schweizerischen Konfkordats- Entwürfen geschieht, für transitirende Waaren, sondern für alle Waaren angerathen , úm jede Art von Handel und ins- besondere den inländischen Verkehr gleihmäßig zu begünstigen.

S A L

Die Agramer Zeitung enthält Folgendes :

„Von der Bosnischen Gränze. Topusfo, 13. Sept. Unsere Verhandlungen mit den jenseitigen Abgeordneten gehen mit einem ziemlih guten Erfolge von statten; es sind bereits zur Erhaltung der Ordnung und Ruhe in den meisten Capitaináats die Verfügungen getroffen worden ; und nun ist man so eben im Begriss, mit dem Kruppaer Capitain des- falls zu unterhandeln. Unsere Commissaire machen dfters Ex- fursionen in das jenseitige, und die dortigen in unser Gebiet ; was ‘ste auch am 12ten* d. thaten; wo ‘sie in einer zahlreichen Suite, insgesammt 60 Berittene, nach Topusfo kamen. Hier wurden sie mit einem Mittagsmahle bewirthet, wobei sie sich sehr fröhlich: zeigten. und: die Zufriedenheit mir ihrer Auf- nahme - nicht lebhaft . genug ausdrüten fonnten. Während

des Mittagsmahles wurden auch Toaste für Se. Majestät

unsern: Allergiädigsten Monarchen, den Sultan, Mahinuud, Se. Excellenz den kommandirenden General, den Wesir von Bosnien, und ‘endlich die ganze Kommission , und: guf die Befestigung der“ beiderseitigen Freundschaft und Ruhe ausge- bracht. Nachmittags wurde eine Tanz- Unterhalctumg veran- staltet, welcher- die Túrken mit sichtbarer Freude beiwohnten, sih übrigens auch hier artig benahmen. Sie fanden an Allem, was sie hier sahen, so viel Gefallen, daß Ahmed Beg, über die angelegten Alleen und anderen Einrichtungen entzücft-

zu einem unserer Bevollmächtigten sagte: „„Jhr bringt Erde unò Bäume in Ordnung, wie sollt ihr niht Menschen in Ordnung bringen.‘

F N40, d.

Berlin, 29. Sept. Aus Koblenz wird (im dasigen An- zeiger) gemeldet: „Jn der Nacht vom 17. zum 18. Sept. hatte si über unserer Stadt und Umgegend eine Reihe von Ge- wittern zusammen gezogen, welche durch ihre Dauer und ihre Heftigkeit alle Menschen mit bangem .Schrécken erfüllte. Acht- mal hat es an verschiedéènen Pläßen eingeschlagen, ‘aber fein- mal gezúndet und nur wenigen Schaden angerichtet. Am 17ten war bei vorherrschhendem Súüdwinde und einem Baro- meterstande von 27//. 9/// 6. die Temperatur Nachmittags auf + 14°,5 im Schatten gestiegen. Es war ein s{öner heiterer Herbsitag. Gegen Abend stellte sich in S. S. W. ein Wetterleuchten ein, das durch sein grelles ‘loderndes Licht und die \chnellen Abwvechslungen dem Auge ein s{dônes Schau- spiel darbot. Die Stärke desselben nahm immer mehr zu, und gegen 8 Uhr wurden dieselben Erscheinungen in W. be-

| obachtet. Die Tageswärme, welche immer am Abend abzu-

nehmen pflegt, verminderte sich niht nur gar nicht, sonderu stand um 10 Uhr #+ 15°,0, also # Grad höher , als am Nachmittage. Das Wetterleuchten dauerte immer fort, als um halb 11 Uhr der Donner aus weiter Ferne dumpf ver- nommen wurde. Aber schnell überzog sich der ganze Horizont mit dunkelschwarzen Wolken, die heftigsten Blike durchkreuz- ten die Luft, und die Donnerschläge waren so heftig, als wenn alle Häuser zusammenstürzen sollten. Die Blize und Don- ner trafen mit der ungeheuersten Hestigkcit ganz augenblick- lich zusammen, und F vor 11 Uhr erfolgte ein so schrehaft heftiger Schlag, doß Alles zitterte, und welcher zugleich an mehreren Stellen einshlug, worüber die Erzählungen Úberein- stimmen. Die Blibe und Donner hörten gar nicht auf; Sturm, Plaßbregen und Hagel trafen zusammen. Gegen halb 42 Uhr schien das Wetter etwas nachzulassen, als mit einem- mal und ganz plôslichh ein Schlag, so heftig wie der frühere, erfolgte und an zwei Stellen wieder einschlug, wo der erstere getroffen hatte. Die Entladung mehrerer hier zusammenge- trossenèr Gewitter dauerté bis gegen 1 Uhr in gleicher Hef- tigfeit fort, und noch später hôrte man den Donner aus der Ferne rollen. Die Erinnerung der ältesten Einwohner kennt fein Gewitter von dieser Hestigkeit und von der lan- gen Dauer , wie das gegenwärtige, welches bei der größten

| Gefahr ohne großen Schaden an uns vorüberging. Die Menge

des gefallenen Regens betrug 1. Zoll 1 L. vertik. Höhe oder 92 Quart Wasser auf den [[] Fuß.‘/ Kf

Die anhaltend nasse Witterung während der diesjäh- rigen Ernte fängt an, wegen Unzulänglichkeit der Nahrungs- mittel fär die nächste Zeit, Besorgnisse zu erregen. Eine nähere Untersuchung wird aber ergeben , daß zu Besorgnissen dieser Art feine Veranlassung. ist. da:

Es is nicht in Abrede zu stellen, daß die nasse unbe- ständige Ernte - Witterung sehr nachtheilig auf den größten Theil der Feldfrüchte gewirkt hat. Niedrig gelegene Felder litten außerdem durch Nässe. Vor dieser regnichten Periode war die Aussschr zur Ernte viel günstiger, als sich bei der mangelhaften Bestellung im vorigenHerbste, wegen des so früh ein- getretenen und strengen Winters, erwarten ließ. Troß des Ver- lustes, welchen die ungünstige Ernte-Witterung veranlaßte, ist aber die Ernté keinesweges schlecht zu nennen. Es isk mehr die Qualität, als die Menge der Früchte und des Viehfutters, welches gelitten hat. Einzelne Gegenden, und wo die Ernte frúh eingetreten , haben sich eines. vorzüglichen Einschnitts zu erfreuen. ‘Eine sehr wichtige Frucht als Nahrungsmittel: und für die Haushaltungen, die Kartoffeln, geben zum großen Theil einen sehr reichlichen Ertrag.

Dank sey es den Fortschritten in der Landwirthschaft,

wir gewinnen - in geg GN Jahren nicht allein reichliche

Nahrungsmittel für eine bedeutend angewachsene Bevölke- rung, sondern haben noch zur Exportation, zur bessern Er: nährung des Viehstandes und zur Erzeugung mannigfaltiger Produkte und Fabrikate úbrig. Besonders erfreulich ist es dabei, daß alle Klassen von' Einwohnern ohne Ausnahtne, be- sonders aber der arbeitende Theil der Nation , in aller Hin- sicht besser lebt, als zuvor und daß. es unbezweifelt ist, daß