1874 / 206 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 03 Sep 1874 18:00:01 GMT) scan diff

uglei wird darauf aufmerksam gema@h daß: die eingereihten-Zeich- Zune als von dem Kandidaten selbst angefertigt beglaubigt sein müssen. Hannover, den 1. September 1874. è ; Königliche Kommission zur Prüfung der Bauführer in Hanncyver. Karmarsch.

* Personal-Veränderungen in der Armee. Königlich Preußische Armee.

Offizier e, orre pen eporide 2. A. Erneunungen, Beförderungen und Verseßungen. Im fsieheuden Heere.

Berlin, 22. August. v. Zedtwiß, Gen. Major und Kom- mandant vou Wittenberg, zum Komuaudanten von Wesel, v. Conta, Oberst-Lt. und Kommandant von Cüstrin, unter Belaffung à la suits des Inf. N°-gts. Nr. 61, zam Komtinandanten von Thorn, Zier- mann, Oberst-Lt. vom nt Regt. Nr. 85, unter Stellung à la suite dieses Regts, zum Kommandanten von Cüstrin ernannt. Zin gler, Major, aggreg. dem Inf. Regt. Nr. 76, in das Inf. Regt. Nr. 85 einrangirt. v. Giese, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 31, dem Regt., unter Beförderung zum überzähl. Major aggregirt. v. Bünau, Fe Lt. vom Inf. Regt. Nr. 31, zum Hauptm. u. Comp. Chef, v. Rekowsky, Sec. Lt. von demselben Regt., zum Pr. Lt., befördert. Borchmann, Hauptmann und Comp. Chef im Infant. Regt. Nr. 21, mit Penfion zur Disposition gestellt; gleih- zeitig wird derselbe als Plaß-Major von Altona in der Armee wieder angestellt. Graeff, ou nann und Komp. Chef im Jäger-Bat. Nr. 3, in das Jnf. Regt. Nr. 21, v. Tresckow, Haupt- maun vom Gren. Regt. Nr. 2, unter Verleihung eines Patents vom 12. März 1873, als Comp. Chef in das Jäger-Bat. Nr. 3, v. Ra- ven I., Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 60, unter Beförderung zum Pr. Lt. in das Gren. Regt. Nr. 2, v. Donop, Sec. Lt. vom Gren. Regt. Nr. 109, in das Inf. Regt. Nr. 54 verseßt. i :

Schloß Babelsberg, 25. August. Graf v. Arnim, Ritt- meister vom Regt. der Gardes du Corps, unter Verseßung in das 1. Garde-Drag. Regt., als Adjutant zur Garde-Kav. Division kom- mandirt. Krodcker, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 60, zum Inf. Regt. Nr. 18, v. Bishoffshausen, Port. Fähnr. vom Inf. Regt. Nr. 83, zum Feld-Art. Regt. Nr. 14 verseht.

B. Abschiedsbewilligungen. Im sieheuden Heere. j

Berlin, 22. August. Stempf, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 111, der Abschied bewilligt.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 3. September. Se. Majefiät der Kaiser und König empfingen am vergangenen Sonntag den deutschen Botschafter in Paris, Fürsten zu Hohenlohe-Schillings- fürft, in Audienz. ï |

Vorgestern wohnten Se. Majestät der Kaiser und König in der Friedenskirhe zu Potsdam der Einsegnung. Sr. König- lihen Hoheit des Prinzen Friedrih Wilhelm bei, empfingen auf Babelsberg die anwesenden Fürftlihkeiten und mehrere geladene Gäste zum Diner und begaben Sih mit; dem Zuge 8 Uhr 25 Minuten nach Berlin. E A

Geftern nahmen Se. Majestät auf dem Tempelhofer Felde die Parade über das Garde-Corps ab und empfingen demnächst im Palais den fpanishen Gesandten Grafen Rascon, und den griechischen Gefandten Herrn Ypfilanti. Nah einem Besuch bei Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Großfürstin Marie begaben Sich Se. Majeftät zur Tafel in das Königlihe Schloß und kehrten nach der Opernhausvorftellung nach Babelsberg zurü.

Vorgestern fand auf Schloß Babelsberg ein größeres Diner für Se. Königliche . Hoheit den Prinzen von Wales, Se, Königliche Hoheit den Großherzog zu Sachsen und Se. Hoheit den Prinzen Eduard von Saehsen-Weimar ftatt.

Ihre Majeftät die Kaiserin-Königin begab Sich gestern früh von Shloß Babelsberg nah dem Tempelhofer Felde zur großen Parade des Garde-Corps. Ihre Majestät gewährte nah dem großen Diner auf dem Shlofse der Gemahlin des nordamerikanischen Gesandten die nachgesuchte Antritts-Audienz und besuchte Abends vor der Rückfahrt nah Sch{hloß Babelsberg Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Marie von Rußland, verwittwete Herzogin von Leuchtenberg, im Kaiserlih russischen Botschaftshotel. Se.- Königliche Hoheit der Prinz von Wales verabschiedete fi von den Kaiserlihen Majestäten.

Ihre Majestät die Kaiserin-Königin begleitet am 6. September Se. Majeftät den Kaiser und König auf einige Stunden nach Hannover, um als geladene Pathin der bevor- ftehenden Taufe des neugebornen Prinzen beizuwohnen, und be- giebt Sich nah derselben nach S{hloß Wilhelmsthal bei Eisenach, um Ihre Königlichen Hoheiten den Großherzog und die Groß- herzogin zu Sahsen zu besuchen, bevor Allerhöhstdieselbe Ihre Reise nach Baden zum Kurgebrauch fortseßt.

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz ist heute Mittag um 12 Uhr in Frankfurt a. M. eingetroffen und hat Seine Reise nah Heilbronn ohne Aufenthalt fortgeseßt.

Ihre Kaiserlihe Hoheit die Großfüritin Maria Nikolajewnavon Rußland, verwittwete Herzogin von Leuchtenberg, Höchstwelhe am 31. v. M. Abends hier eintraf, hat heute Mittag mit der Lehrter Bahn Berlin wieder verlassen, um SiŸ nah der Insel Hyêres zu begeben.

Zur Vervollständigung des Berichtes über die Konfir- mationsfseier Sr. Königlihen Hoheit des Prinzen Sriedrich Wilhelm, geben wir heute noch folgende Mit- theilungen:

Die Prüfung verbreitete fich über die wichtigsten Glaubens- lehren, ausgehend von einer ausführlihen Besprehung übe. die Gnadenmittel der Kirhe und sodann den hauptsächlihsten In- halt der drei Glaubensartikel berührend.

Der Konfirmationsrede des Hofprediger Heym lag, an- knüpfend an die großen Gedenktage, in die wir abermals ein- getreten find, der Text 1. Tim. 6, 12 zu Grunde: „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, dazu du au berufen bift und bekannt hast, ein gutes Bekenntniß vor vielen Zeugen. *

Nachdem der Prinz das Apostolische Bekenntniß laut abgelegt, beantwortete Er die folgenden Fragen:

1) Bekennen Sie Sich von ganzem Herzen zu dem aposto- lishen chriftlihen Glauben und begehren Sie, darauf bestätigt zu werden zu der Gemeinde der Gläubigen und insonderheit zur Gemeinschaft unserer evangelischen Kirche, so bezeugen Sie das mit einem „Ja.“

2) Wollen Sie durch Gottes Beistand diesem Glauben au geireu bleiben, ihn freimüthig bekennen in Lauterkeit des Sinnes

und Wandels, ihm gemäß leben, in keiner Anfechtung ih1t ver- e bis in den Tod, so antworten Sie: „Ja, das ge- lobe ih!“

3) Wollen Sie auch, um in der Erkenntniß zur Gottselig- keit zu erwachsen, die christlihen Heils- und Gnadenmittel treulih

benugen, \o bezeugen Sie das mit einem „Ja, Gott helfe mir,

Amen!“

Auf jede der drei Fragen antwortete der Hohe Konfirmand mit lauter Stimme und bewußtem festem Tone, worauf Ihn der verordnete Diener der Kirhe zum neuen Bunde weihte und in bewegtem Gebete die Gnade des Himmels für sein jugendlihes Haupt erflehte. Unter det Klängen des Chorgesanges „Sei getreu bis in den Tod“ fniete der Prinz auf der Stufe des Altars nieder und empfing durch Handauflegen des Dieners des Herrn den Segen der Kirche in dem Spruhe Il. Petri l. 5—7.

Bereits im Frühjahr 1871 fand der patriotishe Gedanke an eine nationale Feier des 2. September in einer Reihe von Petitionen Ausdruck, in welchen Sr. Majeftät dem Kai- ser und Könige die Bitte vorgetragen ward, „bewirken zu wollen, daß die Wiedererrihtung des Deutschen Reiches alljähr- lih durch ein allgemeines deutsches Volks- und Kirchenfeft ge- feiert werde. *

In dem Allerhöchften Bescheide, welches in Folge defsen an den Reichskanzler erging, heißt es:

„Es würde Mir eine ungemeine Befriedigung gewähren, “weun das fen an die von den Großthaten des leßten Krieges untrenn- bare Wiedererrihtung des Deutschen Reiches von dem deutschen Volke aus freiem Artriebe im Gefühle ihrer Bedeutung als Ausgang einer neuen Epoche des nationalen Lebens mit “Das- triotishem Geiste alljährliG dur besoädere Kundgebungen in ähnliher Weise neu geweckt werden sollte, wie es lange Zeit in Deutschland allgemein üblich gewesen und in einigen Gegenden noch gebräuclich “ist, die Erinnerung an die Befreiungss{lacht zu Leipzig wach zu halten. Auf folche Weise würde die Feier fih natur- wüchsig aus eigener Sitte der Nation zu einem wahren Volksfeste gee stalten, während dahin zielende obrigkeitlihe Anordnungen Mir nicht angemessen ersheinen. Ebensowenig liégt zur Herbeiführung der Stif- tung eines aus\chließlich jenem Andenken gewidmeten Kirchenfestes nah Meiner Auffassung ein genügender Grund vorz; es ist zu erwarten, daß auc ohne ein solches bei der Wiederkehr der Zeit der nationalen Erhebung die Geistlichen ohne Rüksicht der Konfession bereitwillig Veranlassung nehmen werden, in wiederholtem Danke für ites nädigen Beistand die Erinnerung an die Neubegründung des Deut- Fhés Reichs zu beleben.

Am 10. Mai 1872 dem Jahrestage des Frieden s\{chlus- ses erfolgte demgemäß ein von patriotischen Männern unter- zeihneter Aufruf, welher den zweiten September „als Na- tionalfesttag zur Feier des Andenkens an die glorreichen Erfolge des Krieges und die Wiederaufrihtung des Deutshen Reiches“ in Vorshhlag brachte.

Mit freudiger Zustimmung begrüßt, fand dieser Aufruf in allen Theilen unseres Vaterlandes ein vollstimmiges Echo. In allen deutschen Gauen bildeten sich Fesicomités, um ein würdiges Volksfest vorzubereiten; bereitwillig gewähr- ten die Kommunal- und Landesbehörden ihre Mitwirkung.

So if denn der 2. September nach den Worten jenes Auf- rufs bestimmt „zu einer Danfkfeier für die Thaten Gottes“ an unsrem Volk, zu einem Freudentage für unsern theuren Helden- faiser, als Aus druck dex unverbrüchlihen Liebe und Treue Seines Volkes, zu einem Erinñerungstage an die gefallezen Helden in erneuerter thatkräftiger Erweisung der Liebe an ihre Hinterblie- benen, zu einem Ehrentage für die lebenden Sieger, zu einem Jubeltage für unser ganzes Volk in Neubelebung der Liebe zum Vaterlande! zu einem lebendigen, von Jahr zu Iahr in neuer Herrlichkeit erstehenden Denkmal der errungenen Einheit Alla Deutschlands.“ y

In diesem Sinn ist auch gesiern die nationale Feier des Gedenktages im gesammten Deutschen Reiche begangen worden.

Die Häuser der Haupt- und Residenzstadt Berlin hatten sh mit reichem Flaggenschmuck bedeckt, und vom frühen Morgen an bewegte sich in den Hauptstraßen ein zahlreihes, festlich ge- fleidetes Publikum, das \ich in den ersten Vormittagsstunden besonders zahlreih vor dem Kaiserlichen Palais ansammelte und in jubelnde Hochs auf Sée. Majestät den Kaiser und König aus- brach. Dann richtete fich die allgemeine Bewegung nah dem südlichen Stadttheile, welhen die zur Parade ziehenden Truppen zu passiren hatten. Vom Belle-Alliance-Plaz bis zum Tempel- hofer Felde drängten fih dihte Menschenmengen, um be: dem günstigen Wetter der großen Parade beizuwohnen.

In den evangelischen Kirhen wurde Gottesdienst abgehalten. Die jüdishen Hauptsynagogen werden erfi am kommenden Frei- tag mit dem Gottesdienste die Gedenkfeier an den Tag von Sedan verbinden. Aus tausend und abertausend Herzen ftiegen Gebste zum Himmel empor für Kaiser und Reih. Auch in den Schu- len fanden entsprechende Feierlichkeiten ftatt; in den Königlichen und ftädtishen Gymnasien, in den Real- und Bürgershulen, in

den Gemeinde- und Töchtershulen, in vielen Privatanstalten

wurden die Zöglinge, nahdem fie entsprechende Lieder gesungen, auf die Wichtigkeit und geshichtliGe Bedeutung des Tages auf- merksam gemacht. Mit dem Deklamiren patriotisher Lieder {losen die meisten Schulen die Feierlicheit.

__ Die militärische Feier bestand in der Abhaltung der dies- jährige großen Herbstparade der Berliner, Potsdamer und Spandauer Garnison durch Se. Majestät den Kaiser und König. Die Parade kommandirte der General-Obers von der Kavallerie, August Prinz von Württemberg, Königliche Hoheit, tommandirender General des Garde-Corps. Die Truppen waren im Parade-Anzug, mit Gepä, die Fußtruppen in weißen Hosga, das 1. Garde-Regiment z. F. in Grenadiermüßen erfhienen und so zeitig aus ihren Quartieren gerückt, daß dieselben un: 9} Uhr in das ihnen durch einen Generalstabs-Offizier des Garde-Corps bezeihnete Alignement einrücken konnten. Die Aufstellung wurde einige Hundert Schritt östlich von der nah Tempelhof führenden Chaussee und zwar mit der Front gegen diese genommen.

Die gesammte Aufstellung zerfiel wegen der Zahl der dabei betheiligten Truppentheile in 2 Treffen. Das 1. dieser Treffen bestand aus der 1. und 2. Garde-Jnfanterie-Divifion unter Kom- mando der General-Lieutenants von Pape und Budritki, das 2. Treffen aus’ der T:-5tavallerie-Divifion unter Kommando des General-Lieutenants Grafen von Brandenburg IL, und aus der Artillerie und dem Train unter Kommando des General- Majors von Dresky, Commandeur der Garde-Feld-Artillerie- Brigade; von Truppen des 1. Treffens waren: das Kadetten- Corps unter Oberst von Ditfurth, das 1. Garde-Regiment z. F. unter Oberst von Böhn und das Garde-Füfilier-Regiment unter Oberst von Papstein, zusammen die 1. Garde-Infanierie-Brigade bildend unter Kommando des General-Majors Grafen von Kaniß; das 2. Garde-Regiment z. F. unter Oberst von Oppell und das 4. Garde-Regiment z. F. unter Oberst von Grolmann, zusammen die 2. Garde-Infanterie-Brigade bildend

unter Kommando des General - Majors von Krofigk L,

das Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 unter k Oberst v. Wussow, das 3. Garde-Grenadier-Regiment Königin

Elisabeth unter Führung des Oberst-Lieutenants v. Conring, Commandeur des Füfilier-Bataillons dieses Regiments, beide Regimenter die 3. Garde-Infanterie-Brigade bildend unier Kom=- mando des General-Majors Knappe von Knappftiaedt, das Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 unter Oberst Bogum- von Wangenheim, das Garde-Iäger-Bataillon unter Oberst-Lieutenant von Arnim, das Garde-Shügzen-Bataillon unter Major von Bölßog, das Garde-Pioniér-Bataillon unter

Major v. Krause, das Eisenbahn-Bataillon unter Oberst-Lieute- |

nant Schulz und das Lehr-Infanterie-Bataillon unter Major von Derenthall, zusammen die kombinirte 4. Garde-Infanterie=

Brigade bildend unter Führung des Obersten Frhrn. von Meer- F

sheidt-Hüllessem, Commandeur des 3. Garde-Grenadier-Regi- ments Königin Elisabeth.

Die Truppen des 2. Treffens waren: das Regiment der Gardes du Corps unter Führung des Majors Graf von Schlieffen , Garde-Kürasfier-Regiment unter Oberst-Lieutenant Freiherr von Locquenghien, zusammen die 1. Garde-Kavallerie-Brigade bildend unter Kommando des General - Majors von Krosigk Il., das Garde - Husaren - Regiment unter Major Prinz Wilhelm von Württemberg Königliche Hoheit, das 1. Garde-Ulanen-Regiment unter Oberst Freiherr von Eller-Eberstein und das 3. Gardes Ulanen-Regiment unter Oberst von Scheuck, zusammen die 2. Garde - Kavallerie - Brigade bildend unter General - Major von Drigalski, dgs 2. Garde - Unlanen - Regiment unter Oberft- Lieutenant und Flügel - Adjutant von Alten, das 1. Garde- Dragoner - Regiment unter Obers von Brozowski und das 2. Garde - Dragoner - Regiment unter Oberst Freiherr von Zedliß-Lerpe, die 3. Garde-Kavallerie-Brigade bildend unter Ge- neral-Major von Los, das 1. Garde-Feld-Artillerie-Regiment unter Oberst von Scheliha, das 2. Garde-Feld-Artillerie-Regiment unter Oberst - Lieutenant von Lyncker, die Lehr - Batterie

der Artillerie-Schieß\hule und des Garde-Train-Bataillons. Die |

Formation war bei der Infanterie in Compagniefront, Kavallerie in geschlofsenen Regiments-Kolonnen, Artillerie und Train in Linie.

Um 10 Uhr trafen Se. Majeftät der Kaiser und König in f

Begleitung der Prinzen des Königlichen Hauses und der hier anwesenden fremden Fürstlihkeiten ein, gefolgt von einer glän- zenden Suite, unter welcher fih eine große Anzahl disher Offiziere befand. Es erfolgten hierauf die Honneurs zuerst im Ganzen, dann brigadeweise. Das 2. Treffen wurde vom linken Flügel aus besichtigt, während die Truppen des 1. -Treffens fich zum Vorbeimarsh formirten und zwar die In- fanterie in Compagniefronten, die Kavallerie in Escadronfront mit halber Distanz im Schritt, Artillerie in Batteriefront im Schritt, ebenso Train in Zügen.

Der 2. Vorbeimarsch erfolgte bei der Infanterie in Regi- ments-Kolonnen ( Lehr-Infanterie-Bataillon in Kolonne in Compagniefront), Kavallerie in Escadronfront im Trabe, Artillerie in Abtheilungsfront im Trabe, ebenso Train in Com- pagniefront.

Die Fahnen wurdén nach der Parade durch das 1. Garde- Regiment z. F., die Standarten durch das Regiment Gardes du Corps nach dem Kaiserlihen Palais zurü@gebracht. Die Truppentheile hatten, um keine VerkehrsstoŒungen in der Stadt herbeizuführen, sowohl beim An- als Abmarsh Wege östlih und weftilih der Friedrihsfiraße wählen müssen, nur die Fahnen- und Standarten-Compagnie, sowie die Garde-Feld-Artillerie-Regimen- ter passirten beim Marsch zu und von der Parade das Hallesche Thor und die Bélle-Alliancefiraße. Die bei den Truppentheilen befindlichen, einer anderen Waffe angehörigen Offiziere waren in die Front mit eingetreten.

Die Parade-Aufstellung, welcher auch Ihre Majestät die Kaiserin-Königin und Ihre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzesfin beiwohnten, gewährte einen überaus imposanten Anblick, und hatte das \chône Wetter, wie immer bei derartigen Gelegenheiten, eine große Zuschauermenge herbeigelodt, die zum Theil zu Wagen, zum Theil zu Pferde oder zu Fuß dem militärischen Schauspiel zusah.

Nach der Parade fand am Nahmittag im Weißen Saal des Königlichen Schlosses große Militärtafel, und Abends im König- lihen Opernhause eine Militär - Festvorstelung ftatt. Zur Aufführung gelangte das Ballet „Morgano“. Ueber den größten Theil der den, und fo bot denn der weite Raum ein glänzendes Bild dar.

Seitens des Magistrats war das Rathhaus festlich ge- e worden. Von Mittags 1 Uhr ab wurden vom Thurme

erab Chorâle und patriotische Lieder geblasen.

Die bedeutendste Feier in den Kreisen der Bürgerschaft war die Grundsteinlegung zu einem Kriegerdenkmal für die Gefallenen aus dem 5. Distrikt auf dem Plage vor dem Landsberger Thor am Friedrihshain. Die umliegenden Straßen sowohl als der Festplaz hatten fich in ein reihes Festgewand gehüllt; große

Tribünen waren für das Publikum gebaut, während die gela- denen Gäste unter ihnen Oberbürgermeister Hobrecht, Major von Blücher und Professor Calandrelli fich um den Grund- stein - gruppirten. Nach Abfingung des Chorals „Lobe den Herren, den mähtigen König der 'Ghren“ wurde die Festrede ge- halten und folgende Urkunde in den Grundstein versenkt:

Im 14. Jahre der Regierung St. Majestät des Deutschen Kai- sers, Königs von Preußen Wilhelm L., im 78. Jahre seines Alters und im 45. Jahre seiner Ehe mit der Kaiserin-Königin Augusta aus dem Großherzoglich sächsischen Hause, im 4. Jahre des neuentstandenen Deutschen Reiches, am 2. September 1874, dem großen nationalen Fest- und Gedenk- und dem Jahrestage der glorreichen Schlacht bei Sedan, wurde der Grundstein zu einem Kriegerdenkmal zu Ehren der gefallenen Helden aus dem 5. Distrikte der Stadt Berlin an dieser Stelle feierlich gelegt. :

Eine große, gewaltige Zeit ist an uns vorübergegangen ; Deutsch- land wurde gezwungen, das Schwert gégen Frankreich zu ziehen. Gott sei Dank! der Sieg war unser, und unser Vaterland ist einig und stark, doch Tausende sind gefallen und ruhen in fremder Erde, viele auch aus unserem. Stadttheile. i dem lebcn- digen Gefühle der Pietät und inniger Dankbarkeit gegen diese in fremder Erde gebetteten Helden hat die unterzeichnete Kommiffion sis am 19. November 1873 konstituirt, mit dem ernsten Willen, alle Kräfte daran zu seßen, daß denjenigen Gefallenen, die ihren Wohnsiß im 5. Distrikte unserer Stadt (d. i. Königstadt und Stralauer Viertel) g-habt, ein. würdiges Denkmal errichtet werde. In Folge öéffentlihen Aufrufs vom 14. Januar d. J. flossen die Beiträge unserer Bezirksgenossen. so reichlich, daß die Ausführung der gefaßten

ee gesihert war. Des Kaisers Majestät hatte dic Gnade, durch abinetsordre vom 16. i herzlicher de über das patriotishe Unternehmen vier eroberte fran- lie eschüße zum Gusse des Denkmals huldreichst zu \{enken. agistrat und Stadtverordnetenversammlung unserer Stadt überließen bereitwilligst und unentgeltlich diesen öffentlichen Plaß zur Aufftellung des Denkmals. Dem bewährten Künstler und Professor Calan-

etatsmäßigem Stabsoffizier des Regiments, das

emdlän- f

illets war Allerhöchsten Ortes verfügt wor- |

Dezember vorigen Jakres mit dem Ausdru

drelli ist die Ausführung des Denkinals übertragen werden. Dasselbe ftellt auf einem 9 Fuß hoben aus Granit gearbeiteten Posiamente einen fterbenden Krieger in Lebensgröße dar, von einem Genius vom Schachtfelde gen Himmel geführt. Die Namen der in den Feldzügen 1864, 1866, 1870—71 Gefallenen unseres Distrikts sollen das: Monu- ment zieren. Die Enthüllung dieses Denkmals soll am 2. September 1876 in feierlicher Weise oigen,

Es gilt nun, ein Werk zu vollbringen, das auf Jahrhunderte hinaus ein unvergänglihes Zeugniß ablegen foll von unjerer Dankbar- Teit gegen diejenigen unserer Mitbürger, die ihr Leben opferten, um das Elend einer feindlichen Invasica von uns abzuwenden, und die

mit ihrem Herzblut die Wiedergeburt unsers deutschen Vaterlandes befiegelten.

Und so werde denn dies Denkmal eine Stätte der Weiße für die E ein Zeichen der Dankbarkeit für die Miilebenden, eine

ahnung zur Natheiferung für die künftigen Geschlechter !

Der allmächtige Gott aber walte mit seinem gnädigen Schuße über dieses Unternehmen! Seiner starken Obhut empfehlen wir unfer Werk! Er segne unsern theuren, geliebten Kaiser und Sein König- liches Haus; er segne unsere Stadt Berlin; er segne Preußen und unser gesammtes Deutsches Vaterland!

Berlin, den 2. September 1874.

Die Central-Denkmals-Kommission.

Während die Versammlung die „Wacht am Rhein‘“ fang, erfolgten die Verlöthung und Versenkung des Kastens und die üblihen Sammershläge. Ein Hoh auf Se. Majestät den Kaiser fand begeisterten Wiederhall. Nachdem ein Geifiliher das Schluß- wort gesprochen, endete die [erhebende Feier mit dem Choral : „„Nun danket Alle Gott.

Die späteren Stunden des Nahmittags waren aus\chließlich dem Vergnügen gewidmet.

Der Zoologische Garten, in dessen Restauration die Land- wehr-Offiziere des 35. Regimentes fich zum Diner vereinigt hatten, bot ein Konzert mit gewähltem Programm, ausgeführt vom Cornet-Quartett Sr. Majestät des Kaisers. Bei eintreten- der Dunkelheit genoß die Verfammlung wiederum das pracht- volle Schauspiel einer bengalishen Beleuchtung des Gartens, dessen dunkle Baumpartien - sich magisch in den Teichen ab- \piegelten. Aehnlihe Veranftaltungen waren in einer großen Anzahl anderer Etablissements getroffen, so auf Tivoli, im Neuen Hoffäger, im Englischen Garten, in der Unions-Brauerei, der Flora in Charlottenburg, dem Eiskeller, dem Konzertgarten 2c. Abends entwickelte fich allenthalben eine glänzende Illumination, He Glanz hier und da noch durch Brillant-Feuerwerk erhöht wurde.

Auch die Turnervereine und die Kriegervereine verbrahten den Abend in geselliger Vereinigung; allenthalben herrschte ein gehobener, patriotisher Sinn. Wie in den Jahren 1872 und 1873, haben au in diesem Jahre die Turner am fstädtischen Wasserthurm vor dem Prenzlauer Thore unter Gesang und Rede ein Freudenfeuer angezündet, Tausende sahen auf [dem weiten Felde dem \{önen Schauspiel zu; andere Männerabtheilungen hatten mit den jüngeren Turnern einen Ausflug nach dem Gru- newald gemacht.

Ein Theil der Kriegervereine feierte den Ehrentag für \o viele Kameraden in der Norddeutschen Brauerei durch Konzert, Festrede und Gesang, ein anderer Theil hatte fich für Tivoli entschieden. Der Vize - Präfident des deutschen Kriegerbundes brachte hier einen Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus und \{lug vor, das begeisterte Hoh telegrophisch nach Babelsberg zu melden. Sechs patriotische Lieder, von 300 Sängern vorge- tragen, folgten dieser Rede. i

Auch die sämmilihen Privattheater brahten dem erinne- rungsreichen Tage ihre Huldigung; einige derselben überwiesen ihre Einnahmen milden Zwecken.

Die Jllumination am Abend war eine glänzende. Den Mittelpunkt derselhen bildete das Neue Rathhaus, das in bengali- schem Feuer ftrahlte; auch das wunderbar \{öne Schauspiel der Beleuchtung des Thurmes mit seinen wehenden Fahnen wurde dem Publikum geboten. Die Bahnhöfe hatten sämmtlich ihre Façaden erleuchtet, und die Illumination, welche in den Haupt- straßen eine allgemeine war, zog \fich auch an vielen Häusern der Nebenfstraßen bis: in die äußersten Vorstädte hinaus. z.¿#5##

S n E S

Die Sedanfeier in Posen hat unter zahlreiher Bethei- ligung der Bevölkerung stattgefunden. Ein Fefizug sämmtlicher Gewerke und Vereine bewegte fich vom Bernhardinerplaze aus dur die feftlih geschmüdckte Stadt bis zum Wilhelmsplate, wo die Festrede gehalten wurde. Dieselbe endete mit einem Hoch auf Kaiser und Reich, in welches die versammelte Menge mit Jubel einstimmte. Die in der Franziskanerkirche aufbewahrte Fahne des Tischlerg-wertks, welhe für den Festzug verwendet werden sollte, hat der Dekan Keßler erst| nach Widerstreben Heraus- gegeben und, wie es heißt, erklärt, daß er dieselbe nicht wieder an geheiligter Stelle aufbewahren werde.

Aus Côln meldet „W. T. B.“ vom heutigen Tage Vor- mittags: Die Sedanfeier hat hier unter zahlreihec Bé- theiligung aller Hen der Einwohner den glänzendsten Verlauf genommen. Die Straßen waren mit Fahnen und Kränzen ges{chmückt. Die Feier wurde durch ‘einen Festakt auf dent Gürzenih eingeleitet, wo vom Cölner Männergesang- verein patriotische Lieder vorgetragen und darauf vom Direktor Oscar Jaeger die Festrede gehalten wurde. Daran \{loß fich eine Festfahrt auf dem Rhein, an d Ufern eine zahlreiche Zuschauermenge versammelt war. Die Vorüberfahrenden wurden von derselben mit den lebhaftesten Akflamationen begrüßt.

Aus München meldet ,„W. T. B.“ unter dem 2. Sep- tember Mittags: Zur Feier des Sedantages hat heute Vor- mittag hier die Enthüllung des Kriegerdenkmals unter außer- ordentlih großer Betheiligung der Bevölkerung und in der er- hebendften Weise stattgefunden. Alle zur Zeit hier befindlihen Abtheilungen der Garnison, sowie alle Krieger- und Veteranen- vereine der Hauptstadt hatten mit ihren Musik-Corps und Fahnen auf dem Festplaze Stellung genommen; ebenso die ganze Generalität und das Offizier-Corps. Der König war durch seinen General- Adjutant v. Ieete vertreten. Die Gesandten Preußens, Sachsens und Württembergs waren gleichfalls anwesend; an der Spitze der Civilbeamten befand fi Justiz-Minister Fäustle. Nach einem einleitenden, von sämmtlichen hiesigen Gesangvereinen ausgeführten Gesangsvortrag erfolgte die sehe ergreifende Weiherede, auf welche der älteste anwesende General, General - Lieutenant von Laroche, Namens der Armee mit Worten des Dankes für die den gefallenen Helden erwiesenen Ehren erwiderte. Fn der Stadt if vielfach e ane Für den Abend if eine große Fest- versammlung in Ausfiht genommen.

Ueber die Feier des 2. September in Dresden meldet das „Dr. I.“ Folgendes:

„Der ee Jahrestag der für die deutshen Waffen so ruhm- vollen und die gena rang unseres Deutschen Reiches so folgen- reihen Schlacht bei Sedan is hier, wie wohl im ganzen Lande, unter Seri alle Kreise in einer eines Nationalfestes würdigen Weise gefeiert worden. Die Kirchen und Schulen des Landes, au die katho» lischen, feierten den Tag durh Glodckengeläute, Gottesdienst und Fest-

afte, die Ministecien und die Königlichen und städtishen Behörden batten durch Schließung ihrer Kanzleien, die Kaufmannschaft und der Gewerbestanbv durch Schließung der Geschäftslokale die Be- theiligung ihres Beamten- und Arbeitspersonals erleichtert, und für die größtentheils behufs der Herbstübungen in Kaäntonne- ments L Truppen war auf Allerhöchsten Befehl ein all- gemeiner Rasttag angeordnet worden. Unsere Stadt prangte {on am frühen Morgen im reichsten Festshmuck; der Thurm des König- lichen Schlofsês, die Königlichen und städtischen Gebäude, sowie viele Privathäuser sind mit Flaggen in den deutschen und sächfishen Farben geschmüdckt. Die Feier begann bereits Morgens 6 Uhr durch ein Con- cert auf dem zum freien Eintritt eöffneten Königlichen Belvedère der Brühlschen Terrafse, welhe Se. Majestät der König dem Festcomité zu den öffenili&en Festlihkeiten des Tages überlassen hatte. Unterdessen hatten si die Vertreter der Stadt, die Comitémitglieder, die Gesang- und Turnvereine, die Innungsgenossenshaften, die Dresdener Krieger- vereine und mehrere audere Korporationen mit ihren Emblemen und verschiedenen Musikchôören auf der Terrasse versammelt, von wo ausz man si gegen 7 Uhr in festlichem Zuge nah dern Neumarkte begab. Nachdem dieser imposante Zuz, in welchem wir mehr als vierzig Fahnen bemerkten, auf dem von einer unabseßbaren Menge bereits gefüllten Neumarkte angelangt war, - bildeten die Korporationen ein Carré um ein an der westlihen Séite des Plagzes aufgestelltes Po- dium, und nun wurde zunächst von den Gesangpereinen der Choral „Nun danket Alle Gott“ intonirt, in welchen die gesammten Fest- versammlung einstimmte, während glei{zeitig das Geläute der Glocken der sämmtlichen Kirhen der Stadt ertönte. Nachdem die leßten Strophen des geistlichen Liedes verklungen, begab sich der Vorsteher E das Cte E E Boftalh Ackermann, auf das Podium, entbioßte Das Haupt und sprach mit lauter und weithin vernehmlier Stimme das nachstehende Gebet: Ó e, Deutschland, Deutschland über Alles,

Ueber Alle# in der Welt!

Allgerehter in dem Himmel,

Du haft Deutschland hochgestellt !

Du hast unsre tapfern Söhne

Stark gemacht in Feindes Land, Du hast um des Volkes Stämme Neu gelegt ein einend Band ;

Du haft eingeseßt den Kaiser In des Ruhmes Strahlenglauz,

Du haft uns ges{mückt den König Mit dem grünen Lorbeerkranz ; Du hast Helden uns gegeben, Die uns reichen Sieg gebracht Du haft den gefallnen Brüdern Friedevoll ihr Grab gemacht.

Gott da oben, hilf uns weiter, Segne, lee unser Reich,

Laß gedeihen, was wir schaffen, Mache Alles ret und, gleich;

Hôr' auc heute unser Danklied, Das vom Markt zum Himmel zog, Hör uns, wenn wir- jubelnd rufen: Deutschland über Alles hoch!

In wahrer Feststimmung wurde dieses Hoh von der Menge drei Mal begeistert wiederholt, und es folgte sodann unter Musikbeglei- (ung Die, Wacht am Rhein“, womit diese Morgenandacht ihren Abs

fand.

Vormittags 9 Uhr fand in sämmtlichen evangelishen Kirchen Gottesdienst statt, dem in der Hof- und Sophienkirhe die Herren Staats - Minister und die Spißen der Königlichen Behörden, so wie der Ober-Bürgermeister beiwohnten.- In der katholischen Hofkirche wurde um 11 Uhr ein feierlihes Hochamt durch den Bischof Forwerk celebrirt. Ebenso hielt der Ober-Rabbiner Dr. Landau in der Syna-

oge cinen Gottesdienst ab. Die höheren Lehranstalten und die Schu- pt din für den Unterricht -ges{lossen und. feierten den Tag dur estakte.

Von Nachmittag 3 Uhr an fanden auf der mit Guirlanden, Fahnen, großen Tranéparentbildern u. \. w. reich gef{müctten Brühl- schen Terrasse Konzerte statt, deren Auëführung drei Musikchöre, die Drevßigsche Singakademte, eine Anzahl Männergesangvereine und ein Knabenchor übernommen hatten. Für diese Musikproduktionen war Nachmittags 6 Uhr ein Besuch Sr. Majestät des Königs in Aus- ficht gestellt. Gleichzeitig wurden von der „Liedertafel* auf dem Walds{lößchen, vom „Orpheus“ auf dem Felds{chlößchen und von einer Vereinigung jüngerer Männergesangvereine im Garten des „Münchner Hofes“ Festkonzerte abgehalten, deren Ertrag für patriotische Zwecke, zum Besten des Albertvereins und zur Unterstüßung hülfsbedürf- tiger Invaliden bestimmt ist. Den Beschluß der Feierlichkeiten, die bis jetzt von dem herrlichsten Wetter begünstigt war, bildete das im Saale des Gewerbehauses abgehaltende Festbanket, dem auc die hier anwesenden

Herren Staats-Minister, der Königlih preußische Gesandte 2c. bei-

4 Staats-Minifter Dr. v. Gerber die und über das wir morgen noch ausführlich be- Auch in zahlreichen anderen Lokalen wurden von Ver-

wohten, bei welchem Hr. Festrede hielt, richten werden. einen u. f. w. entspreGende Feierlichkeiten veränstaltet, Die Hier an- wesenden akademishen Bürger Leipzigs hatten sich bereits vorgestern Abend in den Räumen des Restaurant „Boulevard“ zu einem Fest- commers versammelt. Am heutigen Abend wurden éowohl der Haupt- feftplaß, die Brühlsche Terrasse, als auch die öffentlihen Pläße der Siadt in festliher Weise durch aufgestellte Kandelaber erleuchtet.

Die „Leipziger Ztg.“ vom 1. d. M. meldet über eine würdige Vorfeier des 2. September: „Mit allgemeiner Freude

] hat man heute eine öôffentliße Bekanntmachung begrüßt, nah

welcher ein hiefiger patriotisher Bürger, der nit genannt sein will, dem Stadtrathe eine Schenkung von 1000 Thlr. mit dem Wunsche übergeben hat, daß zur Erinnerung an die Helden- thaten unserer Kämpfer im Kriege von 1870/71 alljährlih am Vorabend des Sedantag:s am Napoleonfteine ein Freudenfeuer an- gezündet und von einem Männergesangverein die beiden Lieder „Nun danket Alle Goit“ und ¡Die Wacht am Rhein“ gesungen werde.“ Dem Wunsche des-betreffenden Schenkgebers entsprehend, wurde zur Vorfeier des gestrigen Tages ein großes Freudenfeuer abge- brannt, bei welcher unter dem Zufluß von vielen Tausenden von Zuschauern der Thomanerchor die Lieder „Nun danket Alle Gott“ und „die Wacht am Rhein“ vortrug, und Bürgermeister Dr. Koch eine patriotishe Ansprache hielt.

Au die Nationalfeier in Mainz hat unter außer- ordentlich zahlreiher Betheiligung der Einwohnerschaft ftattge- funden. Béi der im Akademiesaale abgehaltenen Schulfeierlih- keit hielten Bürgermeister Wallan und ein katholisher Geistlicher die Festreden. : i:

In Helgoland haben die dort anwesenden deutschen Badegäste den Tag ebenfalls fesilih begangen. Auch die Ein- wohner betheiligten s{ch zahlreih an der Feier. Im Konversa- tionshause war ein Festbanket veranstaltet,“ bei welhem Toaste auf den Kaiser, die Königin Victoria, den Fürften Bis- marck und den Feldmarschall Grafen ¡von Moltke ausgebracht wurden. Vom Festcomité wurde Namens der dort enden Deutschen ein Glückwunschtelegramm an den Deutschen Kaiser abgesandt. Die Feier wurde durch ein glänzendes Feuerwerk be- \{chlofsen, das am Meeresufer abgebrannt wurde.

Der Kaiserlich d B in is, & Hohenlohe-Sgillingsfürßt f von Yier Ra

Der General-Feldmarschall und General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs Freiherr von Manteuffel ift hier wieder eingetroffen.

Der. General-Major von Dresky, Commandeur der Garde-Feld-Artillerie-Brigade is| von seiner Urlaubsreise hierher zurüdckgekehrt,

Der Obersi und Präses der lerie eng S amn mission Ribbentrop hat fich mit Urlaub nach Hornburg be- geben.

Der Oberst und Abtheilungs-Chef ¿m Ingenieur-Comité von Maentekl ift von seiner Dienftreise hierher zurü&ckgekehrt. A P r L 2 T E I L O E Ai M A C T7 I R Der Königliche Gerichis-Afessor im Auswärtigen Amt, Graf zu Eulenburg, is mit Urlaub nach der S{hweiz abgereist.

Es find eingetroffen: Der Kaiferlih russische General Fürst Scharkowsfoi à la suite Sr. Majestät und Comman- deur des Garde-Ulanen-Regiment3 Sr. Majefiät des Kaisers, der Kaiserlih rusfishe General-Major à la suite Sr. Majestät und Chef der 3. Kavallerie-Divifion Baron Taubé, der Major von der Königlih englishen Artillerie Fox Strangways, der Kapitän A. G. Yeatmann von derselben Artillerie, der Rittmeister im 2. englishen Dragoner-Regiment I. W. Hozier und der Stabs-Kapitän im Kaiserlih russishen Sappeur-Ba- taillon von Glutshevsky. Der Kaiserlih Königlich öfter- reihische Major des 9. Husaren-Regiments Hertlein hat fh nách Müncheberg begeben, um den Uebungen des Ill. Armee- Corps beizuwoßHnen.

Posen, 2. September. (W. T. B.) Die wegen des Exzesses in Xions verhafteten 8 Perfonen find, wie die „Pose- ner Zeitung“ meldet, nah Schrimm abgeführt worden. Jn Xions find weitere Störungen der Ordnung und Ruhe nit vorgetommen. Propfi Kubeczak hat Heute die erste Amts- handlung vorgenommen und an der Leiche eines Kindes, mit Zustimmung der ElternZdesselben, die Einsegnung vollzogen.

Breslau, 1. September. Se. Hoheit der Herzog von Braunschweig langte gestern Vormittag mittelst Extra- zuges der Rechten Oderufer-Eisenbahn, aus S{loß Sibyllenort fommend, auf dem hiesigen Centralbahnhofe an und sezte nah kurzem Aufenthalt mit dem Schnellzuge der Oberschlesischen Eisenbahn seine Reise nah Schloß Hiezing bei Wien fort.

Bayern. München, 30. August. Der erfte Präsident der Abgeordnetenkammer, Freiherr von Stauffenberg, hat den, einem Antrag der Kammer entsprehend, durch Königliche Aller- höchste Entschließung mit dem Rang eines Bezirksamts-A}e}sors zum Bureauvorftand der Kammer ernauntén geprüften Rechtisgpraktikanten Ios. Dobner im Landtagsgebäude gestern in feierliher Weise verpflihtek und in das neue Amt eingeführt.

Dem am Delegirtentag vom 11. Mai d. I. hier gegrün- deten „Bayerischen Veteranen-, Krieger- und Kamp f- genossenverein“ find bis jegt bereits 138 Mitgliedschaften mit 21,000 Mitgliedern beigetreten, und noch viele weitere Bei- tritte stehen in Ausficht.

Der hiesige italienishe Gesandte, Graf Dr. v. Greppi, ist vor einigen Tagen in Urlaub nach Mailand abgereist. Lega- tionssekretär v. Nitto wird unterdessen die Geschäfte versehen. Der preußishe Gesandie, Frhr. v. Werthern, kehri morgen aus seinem Urlaube hierher zurü.

Die zum Gedächtniß der glücklihen Errettung des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck von der Stadtgemeinde Kissingen gestiftete Votivtafel ist der „Kis. Saale-Ztg.“ zu- folge am 29, August an dem Hause des Hrn. Dr. Diruf jun. angebracht worden. Sowohl die Schrift als die Verzierungen der in weißen fkararischen Marmor gehauenen Gedenktafel find von dem Künstler, Bildhauer Arnold, vorzüglih ausgeführt.

Die Aufbesserung der Bezüge der katholischen und protestantishen Geiftlihkeit in Bayern, welche rückwirkende Kraft vom 1. Januar d. I. an erhält, wird, dem Corr. v..u. f. D.“ zufolge, nach folgenden Grundlagen in Vollzug geseßt werden:

A. Beim fkatholischen Klerus I. in den Kreisen diesseits des Rheins werden a. die Domkapitulare den in ihrem Range stehenden Kollegialräthen finanziell gleichgestellt und wird mit der Aufbefserung das Anfangsgehalt der protestantischen Konfiftorialräthe (2200 Fl.) erreicht werden; b. das Minimaleinkemmen aller Pfarreien soll von 900 F1l. axf 1000 Fl. erhöht; c. aslen den Pfarrern nicht gleich teten Seelsorgsgeistlichen mit eigenem Haushalte ein weiterer Bezug von 100 Fl.- gewährt; d. jenen Kapläñnen ohne eigene Haushaltung, welche nicht 100 Fl. Salair beziehen, gleichfalls 100 Fl. bewilligt; und e. die Sustentation der Kapläne in der Pfarrfassion auf 409 Fl. erhöht werden. Il. In der- Pfalz wird a. das Minimaleinkommen der Pfarrer von 900 Fl. auf 1000 F[.; b. das Einkommen der Stadtpyfarrer auf 1400 Fl.; c. dasselbe der Pfarrer an Gerichtésißen auf 1400 Fl.; d. der Stadtkayläne auf 600 Fl.; e. der Landkapläne auf 500 Fl. erhöht. B. Bei der protestantischen Geistlichkeit wird a. eine Erhöhung des Minimal- einkommens der Pfarreien auf 906 Fl., b. eine Gewährung von Dienstalterszulagen vom 16, Jahre an bis auf 1400 Fl., und zwar diesseits des Rheins und in der Pfalz; c. eine Gleichstellung der vro- testantishen ständigen Vikare der Pfalz mit den Bezügen der pro- testantischen Vikare diesseits des Rheins von 400 Fl. auf 600 Fl. in den Städten und auf 500 Fl. aùf dem Lande gewährt. Der Beitrag um Unterstüßungsfonds der Wittwen wird auf 350 Fl. und der

Zaisen auf 70 Fl. festgeseßt. Beim katholischen Klerus wird Betreffs der Erböhung des Tischtitels ein jeder Tischtitulant um den einfachen Tifchtitel aufgebessert, d. h. wer den einfachen Tischtitel hat, erbölt den doppelten, wer den doppelten genießt, erhält den dreifachen, aber niht hêher. Beim israelitischen Kultus werden Theuerungszulagen zur Aufbesserung der gering dotirten Rabbinatëstellen bis zu 300 Fl, in der Art gewährt, daß mit dem Zuschuß das Gehalt von 1000 F[. nicht überschritten werden darf.

Passau, 2. September. (W. T. B.) Das heutige ¡„Passauer Tagblatt’, das Organ des Bischofs Heinrih von

afsau, {reibt zur Sedanfeier, daß dieselbe lediglih ein vaterländishes Volksfest sei. Als solches sei fie über jeden par- teilihen Hader erhaben, und wer fich des Tages von Sedan niht freue, sei kein Freund des Vaterlandes.

Sachsen. Dresden, 1. September. Wie die „Dresd- ner Presse* erfährt, wird der \ähsische Landtag zehn Tage vor dem Wiederbeginn der Reihstagsfizungen zusammentreten, und hofft man, das dieser Zeitraum genügen wird, úm die von der Regierung eingebrahten Vorlagen zn erledigen.

Württemberg. Stuttgart, 30. August, Gestern war die Fürstin von Altieri mit ihrem Sohne, Don Paolo Altieri, Fürsten von Viano, Gemahl der Fürstin Mathilde von Urach, Gräfin von Württemberg, und ihren beiden Töchtern von Villa Leuchtenberg bei Lindau, wo sich dieselben gegenwärtig bei der Gräfin von Enzenberg, geb. Fürstin von Urach, Gräfin von Württemberg, befinden, zum Besuche Ihrer Majestäten in Friedrihshafen anwesend und reiste nah eingenommenem Diner wieder ab.

Der Minister der Justiz und der auswärtigen Ange- legenheiten, von Mittnacht, is gestern aus längerem Urlaub zurückgetkommen.