1874 / 213 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Sep 1874 18:00:01 GMT) scan diff

dur den seitherigen Iustizamts-Assessor Richard Lindner er- 7

\segt worden. Der Genannte erhielt zugleih den Titel Justiz- Amtmann. Desgleichen is zum Referenten und Decernenten für Forstsahen in das Fürstlihe Kammer-Kollegium zu Schleiz der frühere Königlih sächsische Oberförster Kühn in Rautenkranz berufen worden, unter Verleihung des Titels Kammerrath und Forstmeister. Derselbe führt zugleich die Inspektion über die Forstreviere der Landestheile Gera und Schleiz, während die der Landestheile Ebersdorf, Lobenstein 2c. wie bisher der Forstmeister Jahn in Ebersdorf behält. D

9. September. Die Wahlen zum nächsten Land- tage im ganzen Fürstenthum Reuß j. L. find nunmehr auf Montag, den 28. September, festgeséßt. i

Laut einer Bekanntmahung der Kowmission für Ver- waltung der Staats\{hulden wird für beschädigt oder unbrauchbar gewordene Kassenscheine des Fürstenthums Reuß j. L. nur dann ein Ersaß aus Landesmitteln geleistet, wenn das vorgelegte Stück unzweifelhaft von : einem einzigen ähten Kasserscheine her- rührt und mehr als die Hälfte eines solchen beträgt. Indeß soll die Entscheidung über betreffende Fälle ausnahmsweise noch be- \onderer Entschließung vorbehalten bleiben. Y

Bremen, 6. September. Der Senat is auf den Vor- \chläg der von ihm befragten Predigerversammlung, den Bettag für diesmal vom 23. September auf den nähstfolgenden Sonn- tag zu verlegen, damit nit in denselben Monat zwei Feiertage fallen, niht eingegangen.

Der Einkommenschoß hat in diesem Jahre etwa 1,120,000 Mark ergeben, gègen 1,144,000 Mark im vorigen Jahre. Der Rückgang eisheint in Anbetraht der Geschäfts- ftôrung nit erhéblih, und die eingegangene Summe übersteigt __ dén Anschlag um 20,000 Mark #4 ¿#

Elsaß:Lothringén. Straßburg, 9. September. Zur Feier des Geburtstages des Großherzogs von Baden (geb. 9. Sept. 1826) find die hiesigen Festungsthore und Ka-

\ernen festlih beflaggt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 9. September. Der Kaiser hat, wie Pester Blätter melden, an den Landeskommandirenden von Ungarn, - General der Kavallerie: Baron Edelsheim-Gyulai, nachstehendes Allerhöchste Hand schreiben gerichtet: :

Meine Anwesenheit bei den Kavalleriemanövern nächst Totis hat Mir die erfreulihe Gewißheit verschafft, daß dieselben im Geiste des von Mir vorgeschriebenen Programmes zu einer lehrreihen, für die Kävallerie und ihre Führer nußbringenden Uebung sich gestalteten.

Vor Allem sprehe ih Ihnen für die instruktive und thatkräftige Leitung dieser Uebungen Meinen Dank aus und sehe Mich zunächst angenehm veranlaßt, den als Divisionären und Brigadieren hier ver- wendeten Generalen für die richtige und entschiedene Diéponirung und Führung der Truppen im Sinne der gegebenen Suppositionen sowie den diele beigegebenen Stäben für ihren Eifer und ihre Verwend- barkeit Meine Anerkennung auszudrücken. /

Den fünf hier konzentrirten Kavallerie-Regimentern, welche durch ihre vorzügliche Ausbildung, Ruhe, Manösvrirfähigkeit, durch Schnel- ligkeit und. besondere Ausdauer in dex Bewegung, so wie durch den eht kavalleristischen Geist Mich in jeder Beziehung befriedigten und den besten Beweis von dem hohen Pflichtgefühle und der Liebe zur Waffe Seitens ihrer Offiziere lieferten, ist Meine vollste belobende Anerkennung bekanntzugeben, E

Das Gleiche betrifft die vier Batterien des 3. und 5. Artillerie- Regiments, welche durch richtige Geshüßplacirung und rasche Beweg- lihkeit allen Anforderungen bestens entsprächen.

Totis, 5. September 1874.

Franz Joseph m. p.“

Ueber die Reisen des Kaisers im Monat Sep- tember veröffentliht das „Ungarishe Amtsblatt“ folgendes Programm:

Am 9., 10., 11. und 12. September bleibt das ‘Hauptquartier

in Brandeis. An diesen Tagen finden alle Morgen Manöver ‘der 9., 10,,/19, und 29. Infanterie-Truppendivision in Geineinschaft mit den Landwehrtruppen an der Elbe und der Unter-Jser ftatt. Am 12. September Abreise von Brandeis nah Wien mittelst Separat- trains. Abreise Nachmittags 2 Uhr, Ankunft in Wien Abends 10 Uhr. Am 13. September bleibt der Hof in Wien. Am 14, Sep- tember Abreise von Wien mittelst Wagen durch Schwechat gegen S{wadorf bis zum Eichingerkreuz auf das Manövrirfeld. Ab- fahrt dahin um 6 Uhr Morgens. Die 14. und die 283. Infanterie - Division manövriren gegen die Wiener Garnison, Nach Beendigung der Uebung Abreise nach Bruck a. d. L. Am 14., 15, und: 16, September bleibt das Hauptquartier in Bruck. Am 15. und 16. halten die bcreits-- erwähnten Truppencorps im Verein mit deu ungariscben Honvéds bei Bruck Manöver. Am 16. September Abreise von Bruck mittelst Sèparätzuges nah Budapest. Abfahrt von Bruck halb 4 Uhr Nachmittags, Ankunft in Budapest 104 Uhr Abends. Am 17,, ‘18., 19. und 20. September bleibt der Hof in Büdapest,"'von wo am 19. um 4 Uhr-Morgens zu-Wagen die Fahrt über Via nah dem bei Alcsuth Boglár gelegenen Manösvrirfeld exfolgt. Hierauf Manöver der bei Bicske - Alcsuth konzentrirten ungarischen Honvédtruppen. Zurückfahrt von Alcsuth nach Buda- pèffft um 4 Uhr Nachmittags. Am 21. September: Fahrt von Büda- pest nah Arad mittelst Separatzuges der Stadtsbahn bis Czégléd und von dort ‘auf der Teißbahn. Abfahrt von Budapest um 12 Uhr Mittags. Am 21., 22. und: 23. September bleibt das: Hoflager in Arad. Am 22. und 23. September : die 17. und; 34. Jufaänterie- Division im Vereine mit den ungarishen Honvédtruppen in der Nähe von. Arad. Am 23. September: Rüdckreise von Arad nach Gödölls mit dem Separatzug der Theißbahn nah Szolnok „und von da mit der ungarishen Stäatsbähn über Hätvan nach Göodölls. Abfahrt von Arad um halb 4 Uhr Nachmittags, Ankunft in Gödölls um 9 Uhr Abends. Am 24., 25. und 26. September weilt der Hof in Gödslls. Am 25. und 26. September Schlußmanöver der Buda- pester Garnison in der Gégènd von Föth. ___ Präág, 10. September. (W: T. B.) Der Kaiser hät in einem-unterm gestrigen Tage * von Brandeis aus erlassenen Handschreiben der ganzen Bevölkerung seinen Dank für den ihm bereiteten s{chönen und herzlihéèn Empfang ausgedrüdt.

Brandeis, 10. September. (W. T. B.) Der König von Sachsen ist heute Abend 7 Uhr nah Dresden zurückge- reist, Der Kaiser und die Erzherzöge Albrecht, Wil- us und Rainer gaben temselben bis zum Bahnhof das

éleite.

Agram, 8. September. Landtag. In der gestrigen Abend- fißung dés Landtages, welcher Vizé-Präsident Hrvat präsidirte, be- aitragte Lehpamer, dáß in den stabilen Läandes\{hulaus\{chUß Ber- treter jedes Diözesan-Bischofes berufen werden. Der Antrag würde abgelehnt. Dr. Brlic - brachte den, von zehn- Mitgliedern des Hauses. unterstühten Resolutionsantrag ein: daß unter der çroa- tischen; als-: der Unterrichts\sprache, inden: serbishen Schul- gemeinden die mit der croatischen «identische „serbische Sprache verstanden werde. Brlics Antrag. wurde \{hließlich, mit geringer Majorität angenommen. Eine: lange „und heftige ¡Debatte ent- \spann sid über Greic' nachfolgenden; Resolutionsantrag :

„Durch diefes Geseh bleibt das autonome Recht dex serbischen Nation und ihres natiónalen Kirchenköngressés hinsichtlich! der Orga- nisätion der ‘Verwaltung “und der ‘bishéxigen Erhaltungsweise | der der’ Volksschulen und ‘Präparandien unberührt,“

der \{chließlich mit allen gegen 7 Stimmen abgelehnt wurde.

In der heutigen Sitzung wurde der Volks\chulgeseh- entwurf in dritter Lesung mit großer Majorität angenommen.

Schweiz. Bern, 8. September. Die Regierung des Kantons Solothurn hat folgenden Antrag ax. den Kan- tons-Rath beschlossen :

„Der Kantonsrath von Solothurn nach Anhörung eines Be- rihtes über die Verhältnisse des Klosters Mariastein und des Stiftes St. Leodegar in Shönenwerd und in Erwägung, daß nah mehreren fruhtlosen Reorganisationêversuchen auch das Stift St. Urs und St. Victor in Solothurn niht mehr als einem sffenilichen Zwecke ent- sprechend betrachiet werden kann, beschließt: -

Art. 1. Genannten geistlihen Stiftungen wird die korporative

- Selbständigkeit entzogen, und es treten bezüglih der daherigen Ver-

mögensverwaltung für ein jedes derselben besonders festzustellende Be- stimmungen eint. i

Art. 2. Aus dem Vermögen der drei Stiftungen wird nah Aus- zahlung der bestehenden Verpflichtungen und Auslagen ein allgemeiner Schulfonds des Kantons gebildet, welcher zu bestreiten hat: a. en- sionen und Besoldungen der noch lebenden Mitglieder der Stiftungen; b. Beitrag an die Schulen nach Vorschrift des Schulgeseßes; e. eine entsprechende Summe als Ersaß für den Ertrag des seit 1834 nicht beseßten Kanonikats zur Bestreitung der Primar- und Bezirks\{ul- ausgaben des Kantons; d. eine Dotirung der Gemeinden nah folgen- den Grundsätzen: J für jeden Lehrer, den eine Gemeinde hat, 500 Fr.; 2) nach Klassifikation der Gemeinden für jeden Lehrer wie Folgt: an Gemeinden 1. Klasse 3000 Frcs., 2. Klasse 2200 Frces., 3. ahe 1600 Frecs., 4. Klasse 1000 Frcs., 5. Klasse 700 Frces., 6. Klasse 300 Frecs., 7. Klasse 150 Frcs. Sollten später von Ge- meinden neue Lehrer angestellt werder, so ist ihnen dur den allge- meinen Schulfonds eine entsprechende Summe zu Händen des Ge- meindeshulfonds herauszuzahlen ; e. der Zinsabfluß von 150,000 Fres. lol e Besserstellung der ärmeren katholischen Pfarrvereine verwendet werden.

Art. 3. Auf. die Gêmeinden, in denen die erwähnten drei Stif- tungen Kollaturrecht hatten, finden nah Annahme dieses Beschlusses bezüglih Waähläkt, Prüfung der Geistlichen u. f. w. die gleichen ge- seßlichen Bestimmungen Anwendung wie für die anderen Gemeinden des Kantons. Sollten die Gemeinden wie der Stäat über die Sum- men, welche für die seitherigen Verpflichtungen auszuzahlen sind, fich nicht einigen können, werden die bestehenden ordentlichen Gerichte oder, wenn es die betreffende Gemeinde wünscht, ein Schiedsgericht darüber entscheiden.“

Niederlande. Haag, 10. September. (W. T. B.) Der bisherige Ober-Kommandant der Atchin-Expedition, General s Swietlen, ist heute von Niederländish-Jndien hier einge- troffen.

Großbritannien nund Frland. London, 9. Sep- tember. Der Herzog von Edinburgh traf am 5. d. M. von Balmoral, woselbst| er und seine Gemahlin die Gäste der Königin sind, in Aberdeen ein und legte dort unter entsprehen- den Feierlichkeiten den Grundstein zu einem Wellenbreher im dortigen Hasen, dessen Herstellungskosten auf 200,000 Lstr. ver- anshlagt find.

‘Der Prinz von Asturien hat London verlassen, um fich nach Brüssel zu begeben.

Am 4. d. M. überreichte der neue französishe Bot- \chafter, Gxaf de JIarnac, seine Kreditive im Auswärtigen Amt. Tags vorher überreichte Señor Comya, der spanische Gesandte, die seinigen. In beiden Fällen verhinderte die Ab- wesenheit des Hofes in Balmoral einen persönlihen Empfang Seitens der Königin.

Der Staatssekretär flir auswärtige Angelegenheiten hat vom chflenischen Gesandten in London eine Note erhalten, wörin- dié Mitwirkung der englischen Regierung an der inter- nationalen Ausstellung in Santiago, die am 16. Sep- tember 1875 eröffnet werden soll, nahgesuht wird.

Die „Times“ dementirt das Gerücht, daß eine mili- tärishe Kommission ernannt worden sei, um die Wirksamkeit des Martini-Henry-Gewehrs zu prüfen. Die einge- gangenen Berichte, fügt das Blatt hinzu, waren so befriedigend, daß das Gewehr in wenigen Wochen \sih in Händen sämmt- liher Truppen im Inlande befinden wird. j

Am 6. Abends starb in London nach kurzer Krank- heit der General-Lieutenant Sir Henry Knight Storks, ein hervorragendes Mitglied des Kriegs-Ministeriums, im 64. Lebensjahre. /

11. September. (W. T. B.) Der neu ernannte fran- zösishe Botschafter, Graf von Jarnac, hat bei der landwirth- \chaftlihen Ausftelung in Tipperary (Irland) den Vorsiß ge- führt. In Erwiderung einer an ihn gerichteten Adresse verlas er’ zwei Briefe. von Derby und Disraeli, in welchen dieselben igm ihre Besriedigung über seine Ernennung zum Botschafter in herzlicher Weise E Graf Jarnac fügte hinzu, daß er zu seinem Amte durh einen Mann berufen worden sei, dessen

hervorragender Charakter nirgends mehr geshäht würde als in Irland. R

Italien. Rom, 10. September. Der „Voce della Verità“ zufolge hat der Pap} am vorigen Montag die noeaen der

römischen Seminarien empfangen und in seiner Ansprache die- selben zur Buße und Standhaftigkeit und zur Vorbereitung auf etwa bevorstehende neue Kämpfe ermahnt.

Numänien. Bukarest, 10. September. (W. T. B.) Der vormalige Minister-Präsident, General N. Golesco, is gestorben.

Türkei. Konstantinopel, 10. September. (W. T. B.) Die Stadt Panderma (Bendramo) am Marmorameer is in der Nacht vom 6. zum 7. d. bis auf etwa 30 Häuser durhch eine Feuérsbrunst vollständig eingeäschert worden.

Die türkishe Régierung hat, wie aus Paris vom 10. September, Abends, berihtet wird, die Inhaber von Anwe i- sungen auf die türkishe Staatskasse, die in London zählbär find, benacrihtigen lassen, daß diese Anweisungen vom 13. d. ‘ab“þei der Banque Ottomane in London und in Paris zur Einlösung präsentirt werden können. Die Verzugszinsen sollen’ mit 12pCt. vergütet werden.

Rußland und Polen. St, Petersburg, 9. Sep- tember. Am: 11. d; M., dem Alexander-Newski-Tage, zugleih Namenstage des Kaisers und des Großfürsten Thron-

fol gers, «geht: Morgens von der: Isaaks-Kathedrale eine Pro--

zession nah: dem Alexander-Newski-Kloster und. von hier wieder

zurü: Nach Beendigung der Liturgie. im- Kloster findet daselbst

auch Dankgottesdienst statt. An diesem Tage werden auf dem Marsfelde und: im Alexander-Park-Volksfeste veranstaltet. ¡14//—Sn Veranlassung der: Vermählung des Großfürsten

Wladimir Alexandrowish hat der: Kaiser der Kaiserlichen Philanthropischen Gesellschaft die Summe, von, 7000 Rbl, über-

wiesen, um ‘solche, unter die St.: Petersburger Stadtarmen zu vertheilen. In ‘gleicher: Veranlassung, haben die Hohen Neu=- vermählien dem General - Adjutanten Trepow zu demselben Zweck die Summe von 2000 Rbl. überwiesen.

nals in Foochow, | Theil.

Die Großfürstin Katharina Michailowna unç der Herzog Georg von Mecklenburg-Streliß find am 5. September, der Fürst Ssergei Maximilianowitsch Ro- manowsfki, Herzog von Leuchtenberg, am 6. September ins Ausland abgereist.

Dänemark. Kopenhagen, 8.. September. (H. N.) Morgen finden die Wahlmannswahlen der sogenannten all- gemeinen Wählerklasse zu den Landthingswahlen statt, die Sei- tens der Wahlmänner am 1. Oktober geschehen. Es gehören zu der obigen Klasse sämmtlihe Wähler des Folkethings. Hier in der Stadt sollen 208 Wahlmänner gewählt werden, und eine gleihe Anzahl wählen dann die sogenannten Höchstbesteuerten der Kreise, d. h. solhe, welhe zu einer Jahreseinnahme von 2000 Thlrn. angeseßt find. In den Provinzstädten is, um zu dieser Wählerklasse zu gehören, eine geringere Iahreseinnahme erforderlich. In den Landdistrikten find die Höchstbesteuerten \o- genannte geborne Wahlmänner, in dem Maße, als es im Kreise Dorfschaftsdistrikte giebt, welche selbst je einen Wahlmann aus den

ewöhnlihen Folkethingsurwählern wählen. Die gemeinschaft- iche Wahlausübung beider Wahlmannsklassen exfolgt nach der sogenannten Minoritäts-Wahlmethode, d. h. wenn z. B. 100 Personen 5 zu wählen haben, dann wird die Zahl 100 mit 5. dividirt und der erscheinende Quotient als die Wahlentscheidung für die der Reihe nah auf den Wahlzetteln aufgeführten Namen der Vorgeshlagenen betrachtet, bis die 5 alle da sind. Erhält ein Name mehr als den Ouotient von 20, fo rückt der folgende Name auf dem Zettel an seine Stelle ein.

Zufolge Bericht der Königlichen Münze sind bis zum 2. September im Ganzen 1,373,000 Ein-Dereftücke, 4,648,000 Zwei-ODerestücke, 5,190,000 Zehn?:Derestücke und 720,000 Fünf- undzwanzig-Oerestücke ausgemünzt worden. :

Amerika. New-York, 10, Séptember. (W. T. B.) Die demokratishe Konvention von Massachusets und die liberale Konvention von New-York haben mehrere Reso- lutionen beshlossen und \sich namentlih über die Vorgänge in Louisiana mißbilligend ausgesprohen. Zu Gunsten der Wieder- einführung der Metallwährung wurde gleichfalls eine Resolution angenommen.

10. September. (W. T. B.) Gegenüber den Meldun- gen über die zunehmende Ausbreitung des gelben Fiebers in den Südstaaten der Union wird konstatirt, daß die Epi- demie in Neu-Orleans und Galveston bisher noch niht zum Ausbruch gekommen ist. /

Asien. Ueber den Nothstand in Indien liegen jeßt bessere Berichte vor. Wie ein Telegramm aus Calcutta vom 6. ds. meldet, ift nah dreiwöchentliher gefährliher Dürre wäh- rend der vorigen Woche günstiger Regen überall da gefallen, wo er am nahen war. Die Ernteaussihten sind folglih nun allenthalben entweder ziemlih oder ausgezeichnet, ausgenommen in Herghly, wo sie zweifelhaft sind. Die Zahl der an den Regierungs - Nothbauten beschäftig- ten Personen betrug am 24. August weniger als 400,000, und die Zahl der Almosenempfänger erreichte nicht 600,000. Diese Ziffern sind noch immer im Abnehmen begriffen und die Lage der Bevölkerung is ganz befriedigend. Wenn die Witterung günstig bleibt, so hofft_ die Regierung die Unterstüßungsopera- tionen in 15 Bézirken zum Beginn des Oktober zu \chließen. Die zehn \{limmsten Bezirke werden einer Fortdauer der -Hülfs- operationen bedürfen.

Von China und Japan liegen der „A. A. C.“ folgende bis zum 7. Juli reichende Nachrihten vor: Der Coggia-

\che Komet war in Shanghai sihtbar geworden und versegte die.

chinesischen Beamten, die ihn für ein Anzeihen von Unglück an- sehen, in große Aufregung. Man glaubt, daß fih die chinesische Regierung in Betreff der Streitigkeiten mit Japan wegen Formosfas zu einem Vergleiche sehr bereitwillig zeigen werde. Es \ind jeßt 20,000 Mann inesishe Truppen in Formosa. Die Chinesen haben wegen Erlangung eines Eisenpanzerschiffes nach England telegraphirt. Sie verlangen eines von 350 Fuß Länge. Die Japaner besißen den „Stonèwall“, der bei tüchtiger Handhabung die ganze chinesishe Flotte in zwei Stunden \{chla- gen würde. An der chinesishen Kommission, die nah Formosa ging, nimmt de Prospa-Giquet, früher Vorsteher des Arse- Die Kommission soll den Japa- nern vorschlagen, sich zurückzuziehen, wogegen China sie für die Kosten der Expedition entshädigen will. Mit Péru wurde ein Vertrag abgeschlossen, welcher dieses den - „begünstigten Natio- nen“ gleihftellt und die freiwillige Auswandérung von China nah Peru gestattet. Die Münze in Osaka (Iapan) ist in vollem Betriebe mit verbesserten Maschinen. Sie empfing im Jahre 1873 914,278 Unzen Gold und 3,618,169 Unzen Silber und prägte 27,209,895 Goldftückde im Werthe von 23,157,421 Dollars aus. Die chinesishe Regierung hat“nach einer Kabel- Nachricht“ von Hongkong vom 18. der japanischen Regierung für die Zurückziehung ihrer Truppen aus Formosa ‘eine Frist von 90 Tagen gestellt. Inzwishen werden in China ausgedehnte Kriegsrüstungen betrieben. (Der Vergleih is inzwischen zu Stande gekommen und telegraphisch gemeldet.)

Der nordishen Telegráphengesellshäaft wird aus

Shanghai vom 10. gemeldet, daß“ der japanische Gesandte -

Okuba in Peking eingetroffen ist. Dem Vernehmen näch \oll die Erledigung der Formosa-Angelegenheit durch ein internationales Schiedsgericht vorgeshlagen werden und wérden Amerikä oder ‘Italien aufgefordert werden, den Schieds- \spruch zu“ übernehmen.

Die „Darmst. Ztg.“ meldet: Laut einem hierselbst an- gekommenen E aus Tauris in Persien fand da- selbst am 28. Iuli ein fürhterlihes Erdbeben statt, bei welhenm viele Häuser einstürzten und mehrere hundert Menshen ums Leben kamen. ;

Aus Afghanistan meldet die neueste indishe Post: Es heißt, “daß der Emir Shir Ali Khan und sein von der Thron- folge ausgeschlossener Sohn Jacoob Khan fich wieder in Waffen gegenüberstehen, und daß sein Neffe Abdul Rahmen, der Feind Beider “Und stets im Trüben fishend, zur Wiedererlangung sei- ner „Rechte“ mit einer starken Streitmacht Cabul bedroht. Ueberdies soll dem Vernehmen nah die persishe Régierung be-° H Aen. sich auf die Seite des rebéllishen Sohnes des Emirs zu stellen.

Afrika. (A. A. C.) Aus der Cap stadt wird unterm 5. August gemeldet: Das: Parlament wurde am 31. Juli prorogirt. Die Hauptgeschäfte der Session bildeten „die Bewilligung einex Aus- gabe: von 3,000,000 Lstrl. für Eisenbahnen, die Veränderung der a des legislativen Konseils, sowie. die Be- willigung eines jährlihen Gehaltes von 1000 Lstrn. für drei Jahre zur Anstellung eines hydraulishen Ingenieurs behufs der Vornahme von Bewässerungswerken. Die erste Immatrikulationn=-

i ‘ges{lóssen, wonach ‘sämmtliche Mitglieder ‘zur waren und bei welcher Gelegenheit ‘der Präsident des Ausschusses;

prüfung der Cap-Universität hat stattgefunden; es passirten 31 Kandidaten, darunter 14 mit Preisen. In den Goldfeldern herrscht viel Thätigkeit aber die Funde sind unbedeutend. Schnee- ftürme und bitterlih kaltes Wetter herrshen vor. Aus Natal wird gemeldet, daß der Appell des Vize-Gouverneurs und seines Exekutivrathes zu Gunsten des Kaffernhäuptlings Langalabalele zurückgewiesen. wurde. Die Mitglieder des Appellhofes waren \rüher die Richter im Prozesse erster Instanz. Man erwartet, der Fall werde vor das Privy Council - gebracht werden. Der ehrenwerthe Hr. Sbepstone, Sekretär für Gingeborenen-Angelegen- heiten in Natal, hatKsih in Verbindung mit der Langalabalele- Affaire nah England begeben. Bischof Colenso reist in Kurzem ebenfalls nah England. i

Spätere Berichte aus der Capstadt, die bis zum 11. August reihen, melden: Ein Orkan hat Speichern und Häusern daselbst großen Schaden zugefügt. Am 30. Juli eröff- nete der Vize-Gouverneur den legis!?ativen Rath von Natal mit einer Rede, in welcher er die Kolonie als noch unreif für eine verantwortliche Regierung bezeihnete und erklärte, daß seine Ver- waltung keinerlei Maßregel für ihre unverzügliche Herstellung unterstüßen würde. Er urgirte die Wiedereinführung der von ihm während seiner früheren Regierung von Natal gebildeten Lokalräthé. Der Häuptling Langalabalele kam am 11. August in der Capstadt an.

Ein Privatbrief aus Durban in der Kolonie Natal meldet, daß ein Zuluhäuptling, Cathaway, mit seinen Streit- kräften nah den Ufern des Tugela marschirt is, zu dem offen- baren Behufe, die Befreiung seines Freundes Langalabalele zu erwirken. Er hatte Botschafter an die Lokalregierung gesandt, die sein Gesuch verweigerten, und Durban #{chwebte -in großer Angst vor etwaigen Gewaltmaßregeln des Häuptlings. Die Stadt war nur von einer einzigen Compagnie Fußtruppen mit einiger Artillerie und Freiwilligen beschügt.

Australien. Unterm 30. August wird aus Melbourne gemeldet: In der Legislatur von Victoria wurde das Budget eingebraht. Die Einnahmen sind auf 4,515,182 Lstr. und die Ausgaben auf 4,478,080 Lstr. veranschlagt. Es sind mehrere fisfalishe Veränderungen, eine Menge ad valorem- Zôlle zu Gunsten der Protektion umfassend, vorgeshlagen. Der Zoll auf Weine ist erhöht. .

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Statistische Nachrichten.

__ Nach den Ausstellungen des Kaiserlich statistishen Amts über die Answanderung aus dem Deutschen Reiche nach trans- atlantischen Ländern im Jahre 1873 betrug die Gesammt- zahl der über Bremen, Hamburg, Antwerpen und Havre ausgewan- derten Personen 110,674, Hierbei wird bemerkt, daß von oldenbur- gischen und medcklenburgischen Häfen aus Auswanderer nicht befördert worden sind. Jn den preußishen Häfen haben für 1873 Aufzeich- nungen über Auswandererbeförderungen noch nicht stattgefunden, weil erst vom 1. Januar 1874 ab entsprechende Anordnungen über deren Vornahme getroffen worden find. Da indeß eine gleiche Lückenhaftig- feit der Aufzeihnungen auch {hon im Jahre 1872 obgewaltet hat, so lassen sih die für 1873 bez. 1872 ermittelten Auswandererziffern immerhin vergleihend gegenüberstellen, Da nun im Jahre 1872 über die obengenannten Häfen, denen Rotterdam noch hinzutritt, nachweis- lih 129,840 deutshe Auswanderer befördert worden find, mithin 19,166 Personen mehr, als in 1873, so läßt sich mit hinreichender Bestimmtheit behaupten, daß die Gesammtauswanderung aus dem Deutschen Reiche nah transatlantischen Ländern im Jahre 1873 gegen 1872 nicht unecheblih zurüFgebliebên ist. Dasselbe Ergebniß zeigt sich auch, wenn man nur die von Hamburg und Bremen aus beförderten deutschen Auswanderer berücksihtigt; denn cs sind an diesen beiden Pläßen 1873 eingeschifft worden 100,048 Auswanderer gegen 124,558 in 1872, mithin im Jahre 1873 weniger 24,510. Was im Ein- zelnen die Auswanderung nach den verschiedenen überseeischen Ländern betrifft, so erweist sih, daß die gesammte Verminderung fast aus- \hließlich auf die Vereinigten Staaten fällt. Die Auswanderung dorthin betrug 1873: 96,649 Pers. gegen 119,871 Pers. in 1872, hat fich also für 1873 um 23,222 Pers. vermindert. Jn einer der Zahl nach- viel geringeren, dem Prozentverhältniß aber nah viel bedeuten- deren Abnahme der Auswanderer schließt sih British-Nordamerika den Vereinigten Staaten an; 1873 gingen dorthin nur 49, 1872 690 Pers. Von anderen Bestimmungsländern kommt zunächst Central- und Südamerika in Betracht; für die betheiligten, \chwer auseinander zu haltenden Staaten find aber nur die Zahlen * der über Hamburg und Bremen Ausgewandercen mit Sicherheit anzugeben. Antwerpen maht nur Auswanderer nach Brasilien und Uruguay namhaft. Es wurden“ von diesen drei Pläßen in 1873. befördert : nah Brafilien: 5048 Pers. (1872: 3232) näch Centralamerika, den argentinischen Staaten, Chile und. Peru 434

ers. (1872: 317), nach westindishen und anderen südamerikanischen

taaten 122 Pers. (1872: 458). Die Auswanderung nah Australien endlich hat 1873 über Hamburg und Bremen 1331, dagegen 1872 nur 1172 Pers. betragen, mithin 1873 um 159 zugenommen. Jhrer Hérkunft nach vertheilen sich die in Hamburg, Bremen und Antwer- pen im Jahre 1873 eingeschifften Auswanderer (103,898) im Ver-- gleich mit dem Vorjahr (125,754) a Königreich Preußen 67,576 (1872: 80,074) und zwar: rov. Preußen 15,450 (15,120), Brandenburg 3662 (4613), Pommern 13,725 (15,398), osen 11,059 (13,453), Schlesien 2114 (3023), Sachsen 1538 (1879), Schleswig-Holstein 6086 (6416), ans- nover 6658 (9123), Westfálen 1419 (2556), Hessen-Nassau 3573 (5154), Rheinprovinz 2189 (3301), Hohenzollern 103 (78); ferner Lauénburg 176 (168), Bayern 9591 (11,395), Königr. Sachsen 2493 (2549), Württemberg 4651 (5497), Baden 4372 (5985), Hessen 2021 (3673), Mecklenburg-Schwerin 6492 (8350), Mecklenburg-Streliß 546 (536), Großh. Sachsen, die \ächs. Herzogthümer, beide Schwarzburg und beide Reuß 1536 (2551), Oldenburg 1139 (1361), Braunschweig 293 (581), Anhalt 131 (133), Waldeck 92 (199), Schaumburg-Lippe und Lippe 161 (307), Lübeck 87 (147), Bremen 517 (659), Hamburg 1162 (1118), Elsaß-Lothringen 470 (405), Deutschland ohne näheré Angabe 132 (22); außerdem: Luxemburg 260 (104). Dém Ge- \chlèchte nah waren unter den im Jahre 1873 ausgewanderten Deut- {chén: 56,834 Pers. männlichen Geschlechts* (55 Proz.) und 47,064 Pers.

weiblichen:Geschlechts (45 Proz.). I i In den 25 Jahren von 1849 bis 1873 wurden - in dem hauptstädtischen orde ee von London 262,563 neue As ebaut und 6578 neue Straßen wie 71 Squares angelegt. Die HOEE dieser neuèn Straßen und Squares übersteigt 1158 englische

eilen.

Der pérmanente'Aus\chuß des statistischen Kon- gtesses in Stockholm hat seiñé Da tuns am 4. d. M. ‘‘ab- udienz beim Könige

Se. Excellenz Semenow, für das ihnen in Schweden und inder {chwedischen Hauptstadt bewiesene Wohlwollen und Entgegenkommen dankte.…..Nachinittags...fand...im. Hotel. Ryd , A welchem die Mae Mitglieder diejenigen Schweden, welche an den Arbeiten des Ausschusses theilgenommen oder in anderer. Weise damit in näherer Berührung gestanden, eingeladen hatten. Abends reiste der Präsident über Malms nach Kopenhagen ab, während die meisten der übrigen! Theilnehmet si nach Christiania begaben.

Kunst, Wissenschäft und. Literatur.

Die vollständige Restauration .. der im Jnnern des Rath- hauses zu Côln gelegenen Räumlichkeiten ist durch die Replazi-

berg...ein.Diner... statt,._zu..

rung der prachtvollen Gobelintapeten zum Abs{chluß gekommen. Die- sen Schmuck erhielt der Saal im Jahre 1760, als der gesammte Kunstnachlaß des Kurfürsten Clemens August gemäß testamentarischer Bestimmung des Verstorbeuen verkauft wurde. Es waren dies eine Anzahl kostbarer Gobelintapeten, welche von König Ludwig X[V. dem Kurfürsten Maximilian Heinrich zum Geschenk peaaee worden wa- ren. Die Versteigerung des Kurfürstlihen Nachlasses fand erst im Herbst 1764 statt. Jn dem- an einzelne Kunstfreunde versandten Ka- talog sind die genann'en Gobelins nicht enthalten; fie waren bereits bald nah -des Kurfürsten Tode von „dem Rathe der Stadt Csln unter der Hand erworben worden, Ses dieser Gobelins alles im Geiste und Stil des französishen Schlachtenmalers Anton Franz von

der Meulen gehalten, auf das Kriegs- und Lagerleben bezúglihe Dar-*

stellu. gen, wurden in dem Saale angebracht. Der Plafond wurde in prächtiger Stuckaturarbeit mit dem Inhalt dieser Gobelintapeten in Harmonie geseßt. Die allegorishen Ornamente dieses Aas sind von hervorragender Schönheit, und man hat bei der Restauration des Saales darauf gesehen, diese prächtige Stuckarbeit in ihrer Jntegri- tät zu erhalten.

Der Vorstand der geographischen Gesellschaft in Hamburg hat durch seinen Präsidenten, Bürgermeister Dr. Kirchen- paur, das deutsche General-Konsulat in Christiania telegraphisch er- sucht, die österreihischen Nordpolfahrer Weyprecht und Payer bei ihrer Ankunft in Christiania Namens der Gesellschaft

u bewillkommnen und zu einer außerordentlichen Sißung der Gesell- [haft am Tage der Rückehr nach Hamburg einzuladen. Dem Ver- nehmen nach wird beabsichtigt, die kühnen und von so bedeutenden Erfolgen begleiteten Männer per Staatsdampfer auf der Elbe einzuholen.

„Morgenbladet enthält folgende telegraphische Mittheilung über die osterreihischeNordpolerxrpedition aus Vards vom 5. Sep- tember; „Am 21. August 1872 wurden wir in der Nähe von Kap Nassau von Eis umringt und trieben darauf Anfangs gegen Nordost, später gegen Nordwest. Während der zw-ijährigen Expedition mußte das

Schiff täglich gegen große Eismassen kämpfen; im Herbste 1873 näherten -

wir uns în einer Entfernung von 3 Seemeilen einem uns unbekannten gebirgig-n Lande; wir überwinterten unter 79 Grad 51 Min. nördlicher Breite und 59 Grad östlicher Länge (Greenwich); im Frühjahre 1874 vom 9. März bis 4. Mai bereisten wir das Land auf Schlitten vom 79, Grad 54 Min. bis 8 Grad 5 Min., und man konnte noch immer über dem 83. Breitegrad hinaus Land sehen. Die Längenausdehnung des Landes war wenigstens 15 Grad, jedoch war es unmöglich, selbst von den Berggipfeln aus, mit- Ausnahme der südlichen Richtung, eine Begrenzung des Landes zu erblicken. Sowohl das Thier- als auch das Pflanzenleben war äußerft gering im südlichen Theile; die Glet- \cherbildung war enorm; die Doleritformation war Überwiegend hervorherrihend; in weiterer Ferne würden Terrainerhöhungen von 5000 Fuß Höhe bemerkt. Treibendes Holz sah man hie und dort, jedo niht in großer Menge; das Land bestand aus mehreren großen: Komplexen, welche durch Eisbrücken mit einander verbunden waren; vom 82. bis 83. Breitegrad traf man an den Küsten Wasser und Treibeis, aber hier war dennoch kein offf»-nes Po- larmeer; das Maximum der Kältengrade am Bord war 37° R.; auf dem Lande hatten wir medio März auf der Schlitten-Expedition 40 Grad Kälte. In den beiden Wintern entbehrten wir im Ganzen über 7 Monate das Sönnenlicht. Am 20, Mai verließen wir das Schiff; es war nicht loszubringen und fonnte auch nit mehr aushalten; durch . Eispressionen war es über 7 Fuß Über die Wasserlinie emporgehoben. Die Rüdckreise geshàh ‘mittelst Böten und Schlitten; nah einer zweimonatlihen Anstrengung hatten wir uns auf eine Tagereise vom Schiff entfernt, gegen Ede des Mo- nats Juli schritten wir rasher vorwärts; am 15. August erreichten wir unerwartet früh die südliche Grenze des Eises unter ‘77 Grad 40 Min. ; darauf fuhren wir 10 Tagen in Bôten längs der eiófreien Küste Nowaja-Semljas. Im Dunenbai, ganz in der Nähe von Kap Breitwein fanden wir Rettung und herzlihen Empfang beim russischen Kapitän Woronin, Schiff. „Nicolaj“, und kamen nach einer 9tägigen Ueberfahrt in Vards an.“

Die „N. Fr. Pr.“ Telegramme:

Hammerfest, 7. September, 7 Uhr 2 Minuten Abends. (Jn Wien angekommen am 8, September, 11 Uhr 10 Minuten BVor- mittags.) In 761/,° Nord, angesihts Nowaja-Semljas, wurdén wir unmittelbar nah der Trennung vom Grafen Wilczek vom Eise ein- geschlossen, blieben zwei Jahre hindurch unbefreibar und wurden in- mitten einer großen Scholle willenlos nach Nord getrieben. Am 13, Oktober begannen furchtbare, fast täglihe Gispressungen. Jm Winter waren wir in beständiger Bereitschaft, das Schiff zu verlassen. Im Sommer 1873 machten wir vergeblihe Ver- suhe, die Scholle durh Sägen und Sprengen zu zer- stören. Im Herbst geshah eine unerwartete Annäherung an ein unbekanntes Gebirgsland, 200 Seemeilen nordwärts von No- waja-Semlja. Die zweite Ueberwinterung verbrahten wir hafenlos, drei Seemeilen vom Lande entfernt, unter 79° 51‘ Nord 59° Oft. Vom 9. März bis 4. Mai des Frühjahrs 1874 unternahmen wir Schlittenreisen zur Entdeckung und allgemeinen Aufnahme des Landes von 79° 54! bis über 83° nördlicher Breite. Dort haben wir den nôördlihsten bekannten Punkt der Erde Cap Wien getauft; die höchste von uns betretene nördlihe Breite war 82° 5. Hier fanden wir fkein Landeis mehr, sondern nur Küstenwasser und Treibeis; daher konnten wix zuleßt nur mehr mit Hundeschlitten über die großen Gletscher, bis deren Unpassirbarkeit uns die Rücktehr auferlegte. Das Landwasser besißt ungefähr den gleichen Umfang wie bei Spißbergen und ist mit einjährigem Paeis überbrückt. Das“ Thier- und Pflanzenleben is im Süden äußerst gering, die Begletscherungen find ungebeuer, die Sunde voll von Eis- bergen. Das vorherrschende Gestein ist Dolomit. Das Gebirge trägt den Charakter eines Plateaus und schroffer Kegelberge; die Höhe der

erhält : ferner folgende Original-

Berge erreicht 5000 Fuß; das vorkommende Treibholz ist sehr g-ring.

Die Längenentwickelung des Landes umfaßt mindestens 15 Grade, doch wir haben selbst von den Bergen keine Begrenzungen E ae Winter hindurch lebten wir in siebenmonatliher Nacht; das

inimum der Teniperatur betrug im März während der Schlitten- reise auf dem Lande vierzig Grad Réaumur Kälte, auf dem Sch ffe 37 Grad! Im Mai stellten sich dringende Ursachen ein, das Schiff zu verlassen: der Maschinist Krish war an Tuberkulose und Skorbut gestorben, das Schiff war durch die Eispressungen hoch gehoben, ge- neigt und unhaltbar. Déshalb und in Folge eines Gutachtens, das Regiments - Arzt Dr. Kepes über die allgemeinen Gesundheitsver- hältnisse abgab, mußten wir den „Tegetthof“ am 20. Mai ver- lafsen. Der Rückzug mit Bootcn und Schlitten währte sechsund- neunzig Tage. -70 Meilen vom Nordkap Nassau, unter 77° 40‘ Nord traten wir aus dem Paeise. Am 15. August fuhren wir auf offener See die Küsten Mea D Id herab. Am 24. Auguß erfolgte unsere Rettung und herzliche Aufäahme durch den russischen Schiffer Feodor Woronin auf dem Schooner „Nikolaj". Nach neun- tägiger Ueberfahrt langten wir in Vards an. Jn Norwegen fanden

wir'überall die herzlihste Aufnahme; die Orte, durh welche wir bis

her’ kamen, waren beflaggt. Die- englishe Expedition mit dem Dampfer: „Diana“, welche zu unserer Aufsuchung ins Karishe Meer ausgegangen war, haben wir auf der Rückehr nah Hammerfest ge- troffen. i Payer.

¡-Malnes (Lofoden-Jnsel, Nordwestküste von Norwegen), 9. -Sep- tember, §11 Uhr Morgens. Der ausfübrlihe Bericht über ünsere Erpedition wird bis 23. September in Wien eintreffen. Der Sund, welcher das im hohen Norden entdeckte Land von Grönland trennt, ist 100 Meilen lag und bis 39 Meilen breit und wurde von uns Austria-Sund bénännt. / i \

Den Hauptkomplexen | des neuéntdeckten Landes, wie auch allen übrigen Hauptobjekten: wurden österreichishe Namen gegeben.

¡Für das Interesse: unddie: Theilnahme - im Auslaude / sprechen-

außer der enthusiastischen Aufnahme der Expedition in Norwegen auch fo E Telegramme, welche ich h-üte aus Christiania und Wei- mar erhielt:

[

„Nachdem Se.“Majestät der König von Shweden und Norwegen durch mi von der glücklichen Zurückunft der Expcdition unterrichtet worden war, sowie davon, daß Sie jedenfalls über Christiania re- tournixen, hat der König in einem Telegramme an mich seinen innigen Wunsch ager en, Jhre Rückreise in der Weise geordnet zu sehen, daß Sie Stockholm berühren können.

i : / Peterjen, österreihischer Konsul.“ „Ein herzlihes Willkommen in Europa und Hoch rufe ich Jhnen und Ihren muthigen Schicksalsgefährten zu; die Großherzogin ver- einigt ihre Freude und Glückwünsche mit den meinigen; Beide bitten wir Sie, uns baldigst zu besuchen. Karl Alexander,

Großherzog von Sachsen-Weimar.“

Paunesheide, 6. September. Der - „Westf. Ztg." {reibt man: „Gestern wurden hier, sowie auch in der Nähe der Eisenbahn- station Kohlscheid wieder zwei heftige Erd öße verspürt. Der erste, minder heftige Stoß fand, wie der „Aach. Ztg.“ mitgetheilt wird, um 11 Uhr Vormittags, der zweite, viel heftigere, um 9 Uhr 5 Minuten Abends statt. Der leßtere machte den Eindruck, wie wenn die Erschüt- terung vertika! aufgestiegen; das durchaus massive Gebäude, in welhem Schreiber dieses si befand, sien plößlich gehoben zu werden und fih unter ftarkem Erzittern dann- wieder zu fenken:“

In London tagt gegenwärtig eine internationale Konf e- renz für maritime Meteorologie, die zum Zweck hat, die in der internationalen Konferenz in Brüssel in 1853 vorgeschlagenen Maßregeln zur Förderung der maritimen Meteorologie mit Hülfe einer 20jährigen Erfahrung in nochmalige Erwägung zu ziehen. Oesterreich ist bei der Konferenz, die in zwei Sub-Comités 1) In- strumente, 2) Beobachtungen, tagt, durch Hrn. R. Müller vom Kai- serlih_ Königlichen hydrographischen Amt in Pola, Deutschland durch Hrn. W. H. von Freeden von der norddeutschen Seewarte in Ham- burg, den Hydrographen C. Steumayer aus Berlin, den Kaiserlichen Marine-Kapitän Stempel, und Hrn. H. A. Meyer, Mitglied der Kommission zur Untersuchung deutscher Meere, Kiel, repräsentirt.

Am 7. hat die Konferenz ihre Arbeiten beendigt. Die Resultate werden dem von einer in Wien im vorigen Jahre abgehaltenen Kon- ferenz ernanntén permanenten Comité unterbreitet und demnächst ver- óffentlicht werden. Die Konferenz bestand aus 25 Delegirten der ver- schiedenen maritimen Länder Europas, ausgenommen Schweden und die Türkei. Der Zweck, der verfolgt wurde, ist, eine größere Einheit in der Methode meteorologischer Beobachtungen auf dem Meere und die Veröffentlichung deren Resultate.

Gewerbe und Fandel.

Berlin. In der gestrigen Versammlung der Gläubiger und sonstigen Interessenten der Berliner N ord-Eisenbahn-Gesellschaft waren namentlich die bedeutendsten Bauunternehmer und Lieferanten, sowie insbesondere die Vertreter der Rheinischea Hüttenwerke und ver- schiedene Grundbesißer aus der Umgegend Berlins vertreten. Von der Direktion wurde die Lage des Unternehmens eingehend dahin geschildert : Es sei konstatirt, daß die Bahnstrecke Berlin - Neubrandenburg mit einem Aufwande von 2 Millionen Thalern binnen etwa 6 Monaten nah Wiederaufnahme des Baues vollendet werden könne. Zur Deckung aller nöthigen Ausgaben für Bau und Schuldentilgung werde unter Heranziehung der sonstigen flüssigen Aktiva ein Betrag von 4 Millio- nen Thalern Prioritäts - Obligationen genügen. Der Herr Handels- Minister stelle jedoch zwei Hauptanforderungen, von deren Erfüllung die eventuelle Genehmigung der Prioritäts-Anleihe abhängig gemacht werden müsse, nämlih erstens die Beschaffung eines angemessenen Zinsgarantie-Fonds für einen Theil der Anleihe (nach dem jeßigen Finanzplane 2x Millionen Littera B., welchen 1} Millionen Littera A. mit Vorzugsrecht vorgehen würden), zweitens die Placirung der Olli- gationen insoweit, daß ein ausreihender Baufonds dur solche als nachgewiesen gelten könne. Wegen ersterer Anforderung seien ent-

sprehende Verhandlungen mit namhaften Firmen im Gange und stehe

ein baldiger Abschluß darüber zu erhoffen Die Plazirung der Prio- ritäts-Obl'gationen bei Finanz-Instituten sei so lange s{chwierig und unvortheilhaft, ais nicht das Allerhöchste Privilegium vorliege dder doh mindestens die Bedingungen der Anleihe klar vom Handels-Mi- nisterium formulirt seien. Es sei deshalb nothwendig, daß die Interessenten, insbesondere die Gläubiger , Unternehmer und Lieferanten zusammenträten und wenigstens ein-n Theil dieser Obligationen zu einem angemessenen Course (95%) für die fälligen Zahlungen und für“ die noch zu leistenden Arbeiten und Lieferungen übernähmen. Ebenso sei fue Fortseßung der Verhandlungen eine Stundung aller schwebenden Schulden erforderli. Nach kurzer Debatte wurde von den sämmtlichen bedeutenderen Gläu- bigern, namentlich auch den Wechselgläubigern der Gesellschaft ein Moratorium von 6 Monaten durch notarielles Prótokoll bewilligt; Widerspruch fand von keiner Seite statt. Die anwesenden Grund-

. besißer bewilligten vorläufig ein dreimonatliches Moratorium. Es

wurde darauf von d¿n Anwesenden sogleich eine Summe von circa 640,000 Thlr. der zu emittirenden Prioritäts - Obligationen Litt, B. zum Course von 95% fest übernommen und’ die alsbal- dige Uebernahme von weiteren ca. 300,000 Thlr. in sichere Aussicht gestellt. Wegen Plazirung der etwa nicht freihändig von den Jnteèr- essenten zu übernehmenden Prioritäts-Obligationen wurden zwischen der Direktion und den Vertretern der betheiligten Rheinischen Industrie gemeinschaftlihe Schritte bei namhaften Finanz-Jnstituten verabredet.

Hannover, 10, September. (W. T. B.) ‘Die hier tagende fünfzehnte Versammlung deutscher Ingenieure “hat Aachen zu ihrem C Versammlungsort gewählt. Heute i findet zu Ehren der Mitglieder des Kongresses ein Bürger- est statt.

Nath dén Ausweisen des britischen Handelsamtes für August belief fich der deklarirte Werth der Ausfuhr auf 20,503,756 £ gegen 22,757,334 £ im August 1873, d. i. eine AL- nahme von 94 %, während im Vergleich mit August 1872 (in wel= chem Monat der größte Export, den man keunt, ftattfand), die Ver- minderung 164 % beträgt. Die Kohlenauefuhr umfaßte 1,436,421 Tonnen im Werthe von 1,171,138 £ gegen 1,109,039 Tonnen im

Werthe von 1,130,216 £ im August 1873, d. i. ein Zuwachs von

294 % in der Quantität, aber nur 35 % „im Werth. Die Ver- \chifungén von Eisen und Stähl erreihten 219,238 Tonnen ‘gegen 231,620 Tomen. in dem Parallelmonat | des Jahres vorher ein Abfall von 54 %, während | der Werth von 3,042,820 “auf 2,620,635 £ oder nahezu 14% gefallen ist. Von Webestoffen bekun- den Baunuvoll fabrikate eine Verminderung im Werth von 105% ; Wollenfabrikate von 84%, und Leinenfabrikate von 33,4%, während Jutefabrikate einen Zuwachs von -15}% und Seidenstoffe von 12% aufweisen. Unter den wenigen Artikeln, die mit erhöhten Wérthbe- trägen figuriren, befinden si: Waffen und Munition 60%" (vermüth- lich in Folge größerer _Verschiffüngen nach Spanien); Chemikalien 254, Samenöl 23% und Malerfarben 237%: Eine Abnahme eden Säuren 20%; Steingutwaaren 23%; Kurzwaaren 12%; "Maschinen 10% und Celegraphendrähte 91%. Die Einfuhr des Monats betreffend, ‘so betrug deren - deklarirter Werth 32,433,286 £ egen -29,894,506 £ im August ;1873 und 29,971,530 £ im fuguft 1872, d.-i. eine Zunahme von 8% resp. 77%. Dieser Zu- wa

Holz (nahezu 14 Million), Baumwolle, Seide und Thee. An Baum? weile betrugen die Zufuhren“ 40,694 Centner im Werthe ‘von 2,398,910 £ gegen 51,722 Centner iñï Werthe von 1,912,269 £ im

August 1873; an Weizen 3,819,777 Centner im Wérthe von 2,197,368 Æ - Werthe von 2,670;333 £, und an Méhl“

gegen 4,242,303 Centner: im | 355,927 Centner im-Werthe von 316,640 £ gegen 365,444 Centner im. Werthe von 338,328: £.-im korxrespondirenden. Monat des Wie jahres. n anderen Gelxeidegattungen veles ch der Werth det uhr auf 2,131,169. £ gegen 1,547,952 £. Der tert Verschiffungen für die ersten acht Monate dieses Jahres bezifferte

8 ist hauptsählich eine Folge eines bedeutenden Zu rs von

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S A E E O E O L U E Do L R E E “M E N L V er E B A Ir R I S E B E e Corona etage S p E 5s P Lee A R Es l L Pr. E per A e t E Le T P pre e D R Be, jr

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