1874 / 234 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Oct 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Art. 12. Der Dienst der Briefe mit deklarirtem Werth und derjenigen der Postmandate wird Gegenstand späterer Verabkommungen zwischen den verschiedenen Staaten oder Ländergruppen der Union sein.

Art. 13. Die Postverwaltungen der verschiedenen Länder, welche die Union bilden, sind kompetent, um gemeinsam in einem Reglemente alle die Ordnungs- und Detailsmaßregeln zu beschließen, welche hin- sichtlich der Ausführung des gegenwärtigen Vertrages nöthig find. Es versteht sich, daß die Bestimmungen diescs Reglements stets ge- meinsam zwischen den Unionsverwaltungen abgeändert werden können. Die verschiedenen Verwaltungen fönnen unter sich die hinsichtlich der Fragen, welche nicht die Union als solche betreffen, wie das Reglement der Grenzbeziehungen, die Bestimmung von angrenzenden Bezirken, mit cmäbigièe Taxe, die Bedingungen der Auswechslung der Post- mandate und der Briefe mit deklarirtem Werth, die nöthigen Ver- abkommungen treffen. O

Art. 14. is Bestimmungen des gegenwärtigen Vertrages fassen keine Störung der internen postalishen Geseßgebung eines jeden Landes, au feine Beschränkung des Rechts der. kon- trahirenden Parteien, Verträge aufrecht zu erhalten und zu schließen, seine engern Unionen aufrecht zu erhalten und zu bilden, welche eine progressive Verbesserung der postalishen Verhältnisse vorsehen, in fich.

Art. 15. Unter —dem Namen eines internationalen Bureaus der allgemeinen Postunion wird ein Centralamt organisirt, welches unter der hohen Aufsiht einer durch den Kongreß bezeichneten Postverwaltung arbeiten wird, und dessen Kosten durch alle Verwaltungen der kontrahirenden Staaten getragen wird. Dieses Bureau ist beauftragt, die Aufschlüsse zu geben und zu veröffentlichen, welche den internationalen Postdienst betreffen, auf das Verlangen der in Frage stehenden Theile eine Ansicht über Streit- fragen abzugeben, die Abänderuogsgesuche, betreffend das Exekutions- reglement, einzuleiten, die angenommenen Aenderungen fund zu thun, die Arbeiten der internationalen Abrechnung, befonders hinsichtlich der in Art. 10 vorgesehenen Beziehungen zu erleichtern, überhaupt die Studien und Arbeiten A mit denen es im Interesse der

oftalischen Union betraut wird. | : E A 16. Im Falle der Uneinigkeit zwischen zwei oder mehreren Mitgliedern der Union hinsichtlich der Interpretation des gegenwär- tigen Vertrages soll die Streitfrage dur ein Schiedsgericht geordnet werden. In diesem Falle wird jede der in Frage stehenden Verwal- tungen ein anderes, bei der Sache nicht interessirtes Mitglied wählen. Der Beschluß der Schiedsrichter wird mit der absoluten Mehrheit der Stimmen abgegeben. Im Falle der Stimmengleichheit werden die Schiedsrichter, um den Zwist beizulegen, eine andere ebenso im Streite nicht interessirte Verwaltung wählen. z B : Art. 17. Der Eintritt in die Union der überseeischen Länder, welche noch nicht dem Vereine angehören, geschieht unter folgenden edingungen: N : ; E 1) Sie haben ihre Erklärung in die Hände der mit der Führung des internationalen Bureaus der Union betrauten Verwaltung nieder- ulegen. : 5 %) Sie müssen sih den Vestimmungen des Unionsvertrages unter- ziehen, abgesehen von einer späteren Verständigung hinsichtlich der Seetransportkosten. : i / 3) trn Beitritt zur Union muß cine Verständigung zwischen den Verwaltungen, welche postalishe Verträge mit ihnen haben, vor- ergehen. : E : 7 ae Um die Verständigung herbeizuführen, beruft die [eitende Verwaltung eintretenden Falles eine Versammlung der interessirten Verwaltungen und der den Beitritt verlangenden Verwaltungen.

5H) Ist die Verständigung hergestellt, Jo benachrichtigt die leitende Verwaltung davon alle Mitglieder der allgemeinen Postverwaltung.

6) Wenn in einer Frist von 16 Wochen vom Datum dieser Mit- theilung an keine Einwendungen gemacht werden, o wird ihr Bei- tritt als erfolgt betrachtet und der veigetretznen Verwaltung angezeigt. Der definitive Beitritt wird bestätigt dur einen diplomatischen Akt zwischen der Regierung der leitenden Verwaltung und der Regierung der in die Union aufgenommenen Verwaltung. | j

Art. 18. Wenigstens alle 3 Jahre versammelt sich ein Kongreß

der Bevollmächtiaten der am Vertrage Theil nehmeyden. Länder 22% : foam Tre Ct inen oder

stem der Union 4 vervol

reer tBeregirte oder durch die Abordnung eines andern Staates A lassen. der Vertretung zweier Länder, das, welches ihn abordnet , inbegriffen betraut werden. Die nächste Bec/änihng Anbet 1877 a Dei statt. Immerhin kann dieser Zeitpunkt vorgerück werden, wenn das Gesuch dazu wenigstens von einem Dritttheil der Unionsmitglieder ie En G : rt. 19. Der vorliegende Vertrag tritt am 1. Juli 1875 in Kraft. Er is von diesem Datum an für drei Subre séscchlofses Nach Verfluß dieses Zeitraums wird er als unbestimmt verlängert betrahtet, doch fann sih jeder der kontrahirenden Theile von der Union zurückzichen, sofern er dies ein Jahr vorher angezeigt hat.

Art. 20, Es sind vom Tage der Jnkrafttretung gegenwärtigen Vertrages an alle Bestimmungen besonderer zwischen den verschiedenen Staaten und Verwaltungen ges{chlossener Verträge aufgehoben und sofern sie mit den Beschlüssen des vorliegenden Vertrages und den Bestimmungen des Art. 14 nicht vereinbar sind.

Der vorliegende gegenwärtige Vertrag wird fo bald als möglich und spätestens drei Monate vor dem Datum seines Inkcrafttretens ratifizirt. Die Ratifikationsurfunden werden in Bern ausgewechselt.

_— Der diesjährige Herbstersaß für das Garde-Corps wird an folgenden Tagen des nächsten Monats hier eintreffen: Am 2. November c. die Herbst-Trainfahrer zu einhalbjähriger Dienstzeit ca. 130 Mann, am 10. die Rekruten aus dem Be- zirke des T. Armee-Corps circa 640 Mann, aus dem Bezirke des 11. Armee-Corps circa 430 Mann und aus dem des 111, Armee- Corps circa 500 Mann, am 12. aus dem Bezirke des IV. Armee- Corps circa 340 Mann, aus dem des Ÿ. Armee-Corps circa 360 Mann und aus dem des VI, Armee-Corps circa 970 Mann,

am 14. aus dem Bezirke des VI1. Armee-Corps circa 650 Mann,

aus dem des VIII. Armee-Corps circa 700 Mann und aus dem des IX. Armee-Corps circa 470 Mann, am 16. November aus dem Bezirke des X. Armee-Corps circa 570 Mann, aus dem des X1. Armee-Corps circa 680 Mann und \chließlich aus dem des XV, Armee-Corps circa 400 Mann,

Der Stadthaushalts-Etat liegt, den Anordnungen der Städte-Ordnung entsprechend, heut auf ‘dem Rathzause duk Die Einnahmen und Ausgaben balanciren mit 11,437,146 Thlr. 20 Sgr. Von den Einnahmen fallen 10,114,146 Thlr. 20 Sgr. auf das Ordinarium, 1,323,000 Thlr. auf das Extraordinarium ; leztere Summe wird fast vollständig aus Anleihen entnommen. Die Einkommensteuer soll, da die Shlaht- und Mahlsteuer mit etwa 1,300,000 Thlr. im Etat fehlt, 3,659,855 Thlr. 20 Sgr. bringen. Von den Ausgaben erscheinen 8,860,961 Thlr. 20 Sgr. im Ordinarium, 2,576,185 Thlr. im Extraordinarium. Unter den letzteren find aus Anleihen und vorhandenen Kapitalien zu deckden 423,000 Thlr. für den Bau höherer Schulen angeseßt, 100,000 Tólr. für den Bau eines neuen Arbeitshauses und 800,000 Thlr. für die Kanalisation. In dem von der Stadt- verordnetenversammlung festgestellten Etat pro 1874 ist das Extraordinarium der Ausgabe um 200,000 Thlr. höher als im Entwurf; es hat eine Einschränkung der Ausgaben für den Bau von Gemeindeshulen stattgefunden.

Der General der Infanterie von Stülpnagel, von der Armee und mit den Geschäften des Gouvernements von Berlin, sowie auch einstweilen mit den Geschäften des Chefs der

Immerhin kann der oder die Delegirten, nur mit

Landgensd'armerie beauftragt, hat fich zur Inspizirung der Land-

gensd'armerie in den westlihen Provinzen auf Dienstreisen und zwar zunächst nah Kiel begeben.

Der Oberst und Chef des Generalstabes des Garde- Corps Bronsart von Schellendorff ist von der Generalstabs- Uebunagsreise, - der Oberst-Lieutenant im Königlich bayerischen Ingenieur-Corps und Mitglied der Kaiserlichen Reichs-Rayon- Kommission im Kriegs-Ministerium Friedlein von seiner Ur- laubsreise hierher zurückgefehrt.

_— S. M. S. „Gagzelle“ ist am 17. August cr. vor der Insel Ascenfion zu Anker gegangen.

Der Thierarzt erster Klasse, Ernst Philipp Habicht zu Eisena, is zum kommissarischen Kreisthierarzt für die Kreise Mayen und Cochem ernannt worden.

Hannover, 9°. Oktober. Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Carl ist, heute Nacht 1 Uhr 50 Minuten von Berlin kommend, hier eingetroffen. E

In seiner heutigen Sizung erklärte ih der Provinzial- Landtag mit dem Entwurf eines Verfassungs-Statuts für die Landschaft des Fürstenthums Osnabrück und mit der Abänderung der Statuten der Osnabrücischen Ritterschaft einverstanden und betonte zum Begleitschreiben die Nothwendigkeit der Organisation auch der von der Landschaft ausgeschlofsenen Landestheile Ds- nabrücks. Der - Gesehentwurf, betreffend den Rechtszustand in den mit Preußen vereinigten Gebieten des früheren Kommunton- Gebietes am Unterharz, wurde in zweiter Berathung angenom- men. Zum Begleitschreiben wurde der Regierung für die Steuer- beshreibung zur Erwägung gestellt, daß die Stadt Goslar fih von Alters her der Steuerfreiheit in ihrer Stadtforst zu erfreuen gehabt habe. Schließlich wurde der Béricht über die vereinigte Rentenbank für Sachsen und Hannover entgegengenommen.

Trier, 5. Oktober. (W. T. B.) Das Zuchtpolizei- gericht hat heute das Urtheil in der Angelegenheit des Bischofs Eberhard gesprochen. Dasselbe erahtet die gegen den Bischof erkannten Geldstrafen sowohl dur die Beschlag- nahme der Gehaltsraten wie dur die bereits verbüßte Gefängniß- ftrafe als abgetragen und ordnet die Freilassung desselben an. Ob die Freilassung sofort erfolgen, oder die Staatsanwaltschaft gegen das Erkenntniß ein Rechtsmittel einlegen wird, steht noch nicht fest.

Bayern. München, 4. Oktober. Der König ist gestern Abend 11 Uhr von Schloß Berg zu Wagen hier einge- troffen und wohnte heute Vormittag in der Allerheiligen - Hof- kirhe in Civilkleidern dem Gottesdienste bei.

_ Ueber das Oktoberfest entnehmen wir dem „Korr. v. u. f. D.“ vom 4. Folgendes : ;

Bon der Mittagsstunde an waren heute aus allen Theilen der Stadt zahlreihe Menschenmafsen auf der Wanderung gegen die The- resienwiese zu begriffen. Im Königszelte hatten sich der Prinz Adalbert, Herzog Ludwig, die obersten Hofargen Graf v. Movy, v. Pocci, Graf v. Holnstein, die sämmtlichen Minister, die Referenten des Ministeriums und der Kreisregierungen, Reichs- räthe, Staatsräthe, General v. d. Tann mit anderen Generälen und Stabsoffizieren, Mitglieder des diplomatishen Corps, eine Deputation beider Gemeindekollegien an der Spitze dec 11. Bürgermeister Dr. Widenmayer ferner der Polizei - Direktor Frhr. v. Feiliß\{ch und die Mitglieder des Generalcomités des land- wirthschaftlihen Vereins eingefunden. Zehn Minuten nach 2 Uhr erschien der König in uen Jehöspännigen S i M B Be m A H En Dein eere frage. Miaja. wwedor A Volfsmenge wird auf 120,000 Köpfegeshäßt. Die bayerische BVolks- hymne wurde von den anwesenden Musik-Corps exekutirt. Se. Ma- jestät unterhielt Sih 14 Stunden lang der Reihe nach mit den auf der Königstribüne befindlichen Staatsbeamten, während welcher Zeit die Vertheilung der landwirthschaftlichrn Preise für Hengste und Stuten vorgenommen * wurde. Nun erfolgte durch -einen Staats - Minister die Vertheilung der Preise für die Stiere und Kühe. Um 14 Uhr begann das Pferderennen. Für diesmal hatten sich 18 Rennmeister einshreiben lassen, vcn denen den 1. Preis (50 Zehnmarkstücke mit silbernem Pokale) Simen Kramer, Getreidehändler von München, mit einer 7 jährigen Fuchsftute (Langschweif) erhielt. Um 4 Uhr, nah beendetem Rennen kehrte Se. Majestät unter lautem Hochrufen der Menschenmenge zur ZUa zurück. Nun entwickelte fich ein buntes Treiben auf der Festwiese, wo der warme Sonnenschein zum längeren Verweilen ein- lud. Die sämmtlichen Wirthsbuden blieben bis spät Abend überfüllt. Ee Auma amen L fonnten Me ahe Hunderte keine l nden, weshalb si: sich gezwungen sahen, im Frei i in den Bahnhofhallen 2c. sich allerdin Le ea

: Sachsen. Dresden, 5. Oktober. Der König und die Königin haben heute das Jagd\hloß Rehefeld verlassen und ihre Villa zu Strehlen bezogen.

E Cx. S) Die Erste Kammer erledigte in ihrer vorgestrigen Abendsizung den Abschnitt 1. b., die §8. 13 bis 21 des Einkommensteuergesezentwurfs, durchgängig nah den Anträgen ihrer Finanzdeputation bez. deren Mäjorität. Die wesentlichste Abweihung von den Beschlüssen der Zweiten Kam- mer besteht darin, daß bei der Berehnung des steuerpflihtigen Einkommens der Abzug der direkten Staatssteuern, welchen die Zweite Kainmer nicht gestatten wollte, gestattet sein soll. Eine längere Diskussion entspann sich über den 8. 14, welcher eine Aufzählung der Hauptquellen des Einkommens giebt. Eine Minorität wollte diese Aufzählung noch ershöpfender geben, als die Majorität in Uebereinstimmung mit dem Beschluffe der Zweiten Kammer vorschlug, vermochte jedoch nicht die Mehrheit der Kammer für ihren Antrag zu gewinnen.

In der heutigen Sißung der Kammer wurde die Be- rathung des Einkommensteuergeseßes fortgeseßt und beendet. Die Vorschläge der Deputation, welhe auch heute ausnahmslos die Zustimmung der Kammer fanden, stimmen materiell, von gerin- gen Abweichungen abgesehen, mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer überein. Eine Diskussion fand nur bei einigen wenigen Punkten statt. Die Frage auf Annahme des Gesezes wurde gegen Eine Stimme bejaht. Den von der Zweiten Kammer be- \hlossenen Anträgen wurde mit einigen von der Deputation beantragten Modifikationen ebenfalls beigetreten, nur der Antrag, welcher die baldige Beseitigung der Kreis-Steuer- Räthe verlangt, wurde abgelehnt. Hierauf trat die Kam- mer in die Berathung der Novelle zum Gewerbe- und Personalsteuergesezge ein. Die wichtigste Differenz zwischen den Anträgen der Deputation und den Beschlüssen der Zweiten Kammer besteht darin, daß die leztere gegen die Anficht der Re- gierung bei der Besteuerung der Kaufleute, Händler, Fabrikan- ten, Fleischer, Bäcker und Aktiengesellshaften den Abzug eines Fünsftheils vom Tarifsaze gestatten will, wogegen die Deputa- tion mit Ausnahme des Handelskammer-Präsidenten Rülke, der den Beitritt zu dem jenseitigen Beschlusse befürwortet, diese Be- stimmung geftrihen wissen will. Nach einer längeren Diskussion,

in welher Staats-Minifter Frhr. v. Friesen eingehend die gegen

den Vorschlag der Majorität geltend gemahten Einwendungen widerlegte, entschied fih die Kammer mit 21 gegen 9 Stimmen für den Majoritätsantrag, also gegen den Beschluß der Zweiten Kammer.

_— Die Zweite Kammer beschäftigte sih zunächst mit dem Antrage des Abg. Körner, welcher das Direktorium auffordern oll, ch mit der Staatsregierung darüber in Vernehmung zu seßen, welhe Bewandtniß es mit der Beförderung bez. Anstellung der Abgg. v. Könneriß, v. Einfiedel, v. Zahn und Dr. Hahn im Staatsdienste habe, und darüber der Kammer Vortrag zu €r- statten. Beim Registrandenvortrag gelangte eine auf diesen Antrag bezügliche Mittheilung des Königlihen Gesammt-Mini- steriums zur „Verlesung, nach welcher / l Anstellung der genannten Mitglieder zwar beabfichtigt wird, aber noch nicht vollzogen if. Abg. Körner erklärte seinen Antrag zwar durch diese Mittheilung für formell erledigt, behielt fich aber die Stellung eines anderweiten Antrags vor, da nach seiner Ansicht im Geiste des 71 der Verfassungsurkunde, welhe von dem angestellten, bez. be- Pee Staatsdiener die Niederlegung des Mandats verlangt, je Anstellung bez. Beförderung von dem Zeitpunkte an zu rech- nen fei, wo zwischen der Staatsregierung und dem betreffenden Abgeordneten. die Vereinbarung über die Anstellung oder Beför- derung erzielt worden ift. Staats-Minister Dr. von Gerber gab die Ansicht der Staatsregierung über diese Frage zu erfennen, daß ein solcher lediglih vorbereitender Akt nicht als Anstellung, bez. Beförderung selbst betrahtet werden könne, daß vielmehr als Momente, von welchen an die Anstellung als perfekt betrah- tet werden könne, die Verpflichtung, die Aushändigung des Anstellungsdekrets, die Publikati.®n der Anstel- lung oder der Eintritt in das Amt betrachtet wer- den könnten. Auh für die vorliegende Frage sei er der Meinung, daß als Moment der Anstellung die Einweisung in das Amt betrachtet werden müsse; do stehe es überhaupt nicht in der Gewalt der Staatsregierung, ein Kammermiiglied zur Niederlegung seines Mandats zu veranlassen. Abg. Körner erklärte darauf, daß sein Antrag weniger gegen die Staatsregie- rung gerihtet gewesen sei, als vielmehr die betreffenden Mit- glieder habe veranlassen sollen, eine Mein ungsäußerung der Kam- mer über diese Angelegenheit hervorzurufen. Die Kammer erklärte einstimmig den Antrag für erledigt. Hierauf nahm die Kam- mer cinen vom Präsidenten Pr. Schaffrath bearbeiteten ‘„Ent- wurf einer Geshäftsordnung für die Zweite Kammer der Stände- versammlung des Königreihs Sachsen“, nachdem Abg. Wigard einen von ihm gestellten Antrag auf En-bloc-Annahme des Ent- wurfs wieder zurückgezogen hatte, in Vorberathung.

Sadenx, Kar1sruhe, 9, Oktober. Mit dem 1 Januar 1875 tritt die Städte-Ordnung in Wirksamkeit. Eine Ver- ordnung des Ministeriums enthält die Bestimmungen über die statutarishe Festseßung der Zahl der besoldeten Beigeordneten und der Stadträthe und über die Aufstellung der Listen für die Wahl des Bürger-Aus\huf}ses.

Hessen. Darmstadt, 4. Oktober. Der erste Präsident der Ersten Kammec der Stände, Graf zu Erbah-Fürsteuau, hat in Folge seiner Erkrankung das Präsidium der Ersten Kammer vorläufig an den Grafen Görß, als den zweiten Pra-

denten, übertragen. ¿ ;

f Die Seite Kammer der Stände richtete in ihrer gestrigen (71.) Sigung gelegentlih eines Antrags Allmann über das Eichwesen an ¡die Begierun L O len hd: den Gemeinden, welche Lokal ver Faßeihgebühren be- stehende Entschädigung zu gewähren. Bezüglih des Geseß- entwurfes, betreffend das Verbot der Betheiligung von Beamten an dem Vorstand von Aktiengesellshaften 2c., wurde mit den Beschlüssen der Ersten Kammer Konformität - erzielt, indem der von der Zweiten Kammer früher beshlossene Endtermin derarti- ger Verhältnisse (1. Januar 1876) fallen gelaffen wurde. Hierauf wurde der Gesezesentwurf über die Einführung der Markrechnung angenommen. Schließlih wurde zur Diskussion der Kirchengeseze übergegangen und zwar zu- nächst des Antrags Dechsner: in die Berathung der Kirchen- geseze nit einzuireten, vielmehr die Regierung aufzufordern, einen Geseßesentwurf über Trennung der Kirhe vom Staat vorzulegen. Nah über 3 Stunden andauernder Debatte, an der sih die Abgg. Dechsner, Fran, Wolz, Dutnont für jenen Antrag, die Abgg. Landmann, Schaub, Oncken, Schröder, v. Wedekind (Darmstadt), sowie Minister-Präsident Hofmann, gegen jenen Antrag betheiligten, wurde der Antrag Dechsner gegen 5 Stimmen abgelehnt. Die nähste Sitzung findet Montag, den 5. l. M., Vormittags 9 Uhr, ftati, und wird in Men die Spezialberathung der Kirchengesezentwürfe begonnen:

erden. i

Mainz, 5. Oktober. (W. T. B.) Das „Mainzer Jour- nal“ veröffentliht ein Shreiben des Bischofs Ketteler vom 24. v. Mis. an das hessische Ministerium und an beide Kam- mern des Großherzogthums, in welhem derselbe gegen die neuen Kirchengesezentwürfe Protest erhebt. Der Bischof behauptet, daß die bisherige rehtlihe und thatsählihe Stellung der katho- lischen Kirche in Hessen durch jene Geseze in wesentlichen Punk= ten verändert oder zerstört, ihre auf amtliher Einsezung beru- hende, aber au staats- und völkerrechtlich anerkannte Verfassung vielfa verleßt und selbst die katholische Glaubenslehre in. wih- tigen Punkten berührt, dur dieses Alles aber die Gewissensfrei- heit der Katholiken gefährdet werde. Der Bischof bittet deshalb, daß diese Gesezentwürfe niht zu Gesezen erhoben werden möh- ten. Nach dem Versuche, die den Gesegen beigegebenen Motive zu widerlegen, geht der Bischof zu einer ausführlichen Kritifirung der einzelnen Gesegentwürfe über und sucht seine Behaup- tungen über den Charakter und die Natur derselben des Näheren zu begründen. Derselbe gelangt dabei zu dem Schlusse, daß die vollständige Trennung der Kirhe vom Staate wünschens- werth sei. Das Schreiben \{chließt mit der Erklärung, daß der Bischof nimmermehr, auch nur in dem kleinsten Punkte, dem katholischen Glauben und den Rechten und der Freiheit der ka-

tholishen Kirche irgend etwas vergeben werde.

Meckelenburg. Ludwigslust, 3. Oktober. Der Erb-

großherzog hat sih heute Abend von hier nah Rostock be- geben. Der Fürst und die Fürstin Reuß find am vergan-

genen Donnerstage von hier wieder abgereist. Sachseu-Weimar-Eisenah. Weimar, 5. Oktober.

Wie aus Meran vom 2. Oktober ge i

E Gro eere gemeldet wird, traf 29. v. M. früh verlassen, und wurde von dem dortigen preußishen Gesandten, Baron von Werthern, bewillklommnet. Am andern Morgen, vor der

nachdem derselbe

die Wartburg am am Abend

in München ein

Abreise nach Innsbruck, besuchte Se. Königliche Hoheit die Cen- tralhalle deutscher Gewerbetreibender, das Miovatenad fer-

die Beförderung bez. »

ner das Atelier des Malers Lenbah. Am 1. Oktober früh 9 Uhr traf Se. Königliche Hoheit, nah zurückgelegter Fahrt über den Brenner nach Bogen, in Meran ein, woselbst die Großherzogin, sowie die Prinzessinnen weilen, welche fh sämmtlich des besten Wohlseins erfreuen.

Sachsen - Meiningen - Hildburghausen. Einer der „Nat. Zig.“ zugegangenen Privatdepesche zufolge steht das mei- ningenshe Städthen Wasungen (Station der Werrabahn zwischen Salzungen und Meiningen) seit gestern Nachmittag 9 Uhr in Flammen; Markt und Schlundgasse bis zum Stadt- gericht find niedergebrannt.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 3. Oktober. Die Herzogin ist in verflossener Nacht nah Schloß Hinterriß in Tirol abgereist.

Dem Ober-Iägermeister v. Schack is die Direktion der Herzoglichen Jagdverwaltung im Herzogthum Gotha über- tragen worden. :

Auhalt. Ballenstedt, 3. Oktober. Der Herzog ist heute in Begleitung des Oberjägermeifter Grafen zu Solms nah Hintersee bei Salzburg zur Gemsenjagd abgereist. Die Rückreise Sr. Hoheit hierher dürfte Ende nächster Woche erfolgen.

Lübe, 5. Oktober. (Lüb. Ztg) Das Reichseisenbahn- Amt hatte die Handelskammer ersucht, Delegirte zu bezeich- nen, um mit den Reichskommissaren zu verhandeln; welche beauftragt find, die * nah Lübeck führenden Eif\ enbahnen zu bereisen und \sich über die Verkehrsverhältnisse und Verkehrs- einrihtungen dieser Seepläße zu informiren. Die hiesige Han-

delskammer hat erwidert, daß die Handelskammer, falls aus- wärts Berathungen stattfinden \ollten, ihren Präses I. A. Suftau und den Vorsizenden ihres Eisenbahnaus\hu}ses I. Fehling de- legirez zu Verhandlungen hier am Plage sei der gesammte Aus- \{huß für Eisenbahnangelegenheiten bestimmt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 3. Oktober. Der Unter- rihts-Minister Dr. Stremayr hat unter dem 28. v. M. zwei Reskripte in Angelegenheit der Studien an der rechts- und ftaatswissenschaftlihen Fakultät erlassen, welche die „Wien. Z.“ veröffentliht. Das eine dieser Reskripte ist an die Dekane gerihtet und hat den mangelhaften Kollegienbesuch im Auge, zu dessen Abhülfe eine strengere Handhabung der dies- falls bestehenden Vorschriften gefordert wird. Das zweite Re- \fript is an die Vorstände der theoretishen Staatsprüfungs- Kommissionen gerichtet und verlangt strengeres Vorgehen bei den Prüfungen.

Ein anderer an die medizinischen Professoren - Kollegien gerichteter Erlaß verpflichtet jeden Studirenden vom Studienjahre 1874—75 an, nach Besuch einer medizinischen, beziehungsweise chirur‘ischen Klinik durch ein Semester, je zwei Semester auf der medizinishen und chirurgischen und je ein Semester auf der gynäfkologishen und okulistischen Klinik zu prafktiziren. Diese Praxis hat darin zu bestehen, daß der- Professor den Studiren- den jederzeit ans Krankenbett rufen, sowie denselben verpflihten fann, einen bestimmten Kranken zu beobahten und jedesmal bei der bezüglichen Visite zu erscheinen. Die Ausfolgung des Ab- solutoriums ist von der Vorlage der Nachweisung des Besuches der Kliniken im Inder ersihtlich zu machen.

Brünn, 3. Oktober. In der gestern stattgefundenen Sizung des mährischen Landtages beantwortete der Statt- halter Freiherr Possinger von Choborsfi die Interpellation des Abg. Dr. Kusy, betreffend die Eröffnung der zweiten \lavischen Lehrerbildungsanstalt in Mäÿren. Der Statthalter gab eine detaillirte Darlegung der Vorverhandlungen in dieser Angelegen- heit und resumirte die Antwort zu folgenden Schlußsäzen: 1) Daß die Errichtung der zweiten \lavishen Lehrerbildungs- anstalt für Mähren von der Regierung im Jahre 1872 im Prinzipe beschlossen, der Zeitpunkt der Aftivirung jedoch von der Würdigung des Landesschulrathes abhängig gemacht wurde. 2) Daß der Landes\hulrath nah Erwägung der maßgebenden Verhältnisse diese Aktivirung mit dem nächsten Sqhuljahre 1875/6 beschlossen, dieselbe übrigens keineswegs von dem guten Willen einzelner Stadtvertretungen abhängig gemacht, fondern die Vernehmung dieser Stadtvertretungen lediglih zum Zwecke der Sicherstellung gewisser Vorbedingungen, deren vorläufige Klarstellung im In- teresse des Staats\chazes nicht umgangen werden konnte, veran-

. [laßt hat und gegenwärtig die geeigneten Verhandlungen in der

Richtung pflegt, daß die neue Anstalt mit dem bezeichneten Zeit- punkte jedenfails ins Leben trete.

Was den für diese Anftalt zu wählenden Standort anbe- langt, so is darüber von Seiten des Landes\chulrathes noch fein bestimmter Beschluß gefaßt worden ; für jeden Fall wird es aber ein Ort sein, welher sowohl den Anforderungen dieses Unterrichtszweiges als auch den sonstigen Rüesichten nah \sih als der am meisten entsprehende darstellen wird.

Der Landtag nahm diese Erklärung unter Beifall zur Kenniniß. j

Czernowiß, 3. Oktober. Der Landtag hat mit unwe- sentlichec Aenderung einige Paragraphen des Feldschußgesehes nah der Regierungsvorlage angenommen und unter lebhaftem Beifalle im Hause 2000 Fl. für das Denkmal in der Landes- hauptstadt votiri, das aus Anlaß der Säcularfeier der Vereini- gung der Bukowina mit Desterreih errichtet wird.

Graz, 3. Oktober. Nach einer sehr langwierigen Debatte wurde der Geseßentwurf, betreffend die Errichtung eines fteieri- \hen Landesschulfonds, vom Landtage angenommen. Außer- dem wurde beschlossen, den Unterrihts-Minister zu ersuchen, einen Gesezentwurf zur verfassungsmäßigen Behandlung vorzu- legen, wodurch einzelne Bestimmungen des Reichsgesezes vom 14. Mai 1869, betreffend die Verwaltung des Lehrerpeusions- fonds für Steiermark, entsprechend geändert werden. Schließlich wurde der Gesezentwurf, betreffend die Erhaltung der Mädchèn- Bürgerschule in Graz, angenommen.

Salzburg, 3. Oktober. Der Landtag hat nach erreg- ter Debatte die Landesgescze, betreffend die Aufnahme eines An- lehens- von einer Million Gulden Seitens der Stadtgemeinde Salzburg, so wie die Bewilligung zur Einhebung einer Haus- zinskreuzersteuer für die Stadt Salzburg, angenommen.

Zara, 2. Oktober. In der heutigen Landtagssißung beantragten Bajamonti und Genossen eine Adresse an Se. Ma- jestät um Auflösung des dalmatinischen Landtages.

Die Gesetzentwürfe zur Modifizirung der Bestimmungen des Gesehes über die Rechte des Lehrerpersonals und über die Errihtung und Erhaltung der Volks\{hulen wurden ange- nommen#ck

Schweiz. Bern, 5. Oktober. _(WV. T. B) Die Bundesversammlung if heute Vormittag dur den Prä- sidenten des Ständerathes, Köchlin, mit einer Rede eröffnet worden, in welcher derselbe an die Versammluny die Auffor-

derung richtete, durch loyale Gesezgebung die Einheit der Nation wieder herzustellen.

Nizderlande. Haag, 5. Oktober. (W. T. B.) Nah einer hier eingegangenen amtlihen Meldung aus Atchin vom 2. d. M. haben die niederländishen Truppen die befestigten Positionen der Atchinesen bei Langkroëk am 28. September genommen und beseßt.

Großbritannien und Jrland. London, 3. Oktober. Dem Hofjournale- zufolge beabsichtigt die Königin, in der St. Georgsfapelle im Windforschlosse ein prächtiges Monument zum Andenken an ihre Mutter, die Herzogin von Kent, etrihten zu lassen.

Der Herzog von Edinburgh is von Liverpool nah London zurückgekehrt.

Graf Schuwaloff, der neu ernannte russishe Bot- \chafter am Hofe von St. James, ist hier angekommen. Am Mittwoch und Donnerstag stattete derselbe den Mitgliedern des Kabinets, den höheren Staatsbeamten sowie sämmtlichen hier accreditirten fremden Botschaftern und Gesandten Besuchë ab.

Der Premier-Minister Disraeli ist, von seiner jüngsten Unpäßlichkeit wieder so ziemli hergestellt, von Bretby Park, Derbyshire, in der Hauptstadt eingetroffen.

Die Anzeige von dem Ableben des Herzogs Leinster war verfrüht. Der Herzog ist noch am Leben, aber sein Zustand ein sehr bedenklicher.

Das Kriegs-Ministerium begann dieser Tage mit der Vertheilung des Martini-Henry-Gewehres an die Truppen in Jrland.

Der Patriarch von Syrien wird dem Kirchen- s in Brighton, der dieser Tage dort eröffnet wird, bei- wohnen. :

Mit dem fälligen Cap-Postdampfer ist der Bischof von Natal, Dr. Colenso, in England angekommen. Er beabsichtigte gegen die Behandlung, welcher der Rebellenhäuptling Langa- labalele unterworfen wurde, sowie gegen das Gerichtsverfahren zu protestiren.

Ueber die aus London telegraphish gemeldete Pu lver- Explosion auf Regentskanal am Q. d. M. liegen nach- stehende ausführlichere Mittheilungen vor:

Drei Barken, „Mary“, „Tilbury“ und „Jane“ mit Sprengpul-

ver belzdcn, welhes für die nördlih von London liegenden Stein- brüche bestimmt war, fuhren den Regentskanal hinab, als plößlich, gerade als „Tilbury“ unter einer Brückte passirte, die Pulverladung desselben explodirte. Die Brücke flog in die Luft und das Schiff wurde dur die Kraft des Pulvers in Stücke zerrissen. Vier Me1- sen, darunter der Sbiffsjunge, wurden augenblicklih getödtet und mehr als 100 naheliegende Häuser beschädigt. Mehrere Personz2n mußten in benachbarte Hospitäler oder zu nahe wohnenden Wundärzten gebracht werden. Das furchtbare Getöse der Explofion alarmirte sofort die Feuer- wehr, die augenblicklich mit ihren Apparaten auf den Schauplaß der Katastrophe eilte. Ein starkes Polizeidetachement beseßte die zufüh- renden Wege, und verhinderte die Menge, fich dem gefährlihcn Octe zu nähern. Die Ueberreste der vermißten Personen waren bisher noch nicht aufgefunden worden, und es ist unmöglich, jeßt bereits die Zahl der Opfer anzugeben. Merkwürdiger Weise haben die andern beiden Barken uur geringe Beschädigungen erlitten. Das Haus eines in der Nähe wohnenden Parkwächters des Regentspark wurde durch die Explosion zerstört, doch wurde es der aus sechs Personen bestehen- den Familie möglich, si dur die Fenster zu retten. Auch im zo0- logish-n Garten sind manhe Schäden angerichtet woxden. Die Kunde von dem Vorfall führte die Bewohner Londons zu Tausenden zur Unglücksstätte und hat dieselben in größte Aufregung verseßt. Die Detonation war in ciner Entfernung von drei Meilen ve-nehmbar.

6. Oktober. (W. T. B.) Die „Times“ veröffenticht die Zuschrift eines in Spanien wohnenden Engländers, dur welché die gegen die Carlisten wegen der von ihnen begange- ne Se erhobenen Beschuldigungen bestätigt werden.

Das Gerücht, der Herzog von Northumberland sei zur katholischen Kirche übergetreten, entbehrt jeder Be- gründung.

Frankreich. Paris, 5. Oktober. (W. T. B.) Bis jetzt find die Resultate von 1000 Wahlen zu den General- räthen (im Ganzen haben 1400 stattgefunden) bekannt. Die Mehrzahl der Wahlen is, soweit bisher das Ergebniß vor- liegt, im konservativen Sinne ausgefallen, das genauere Ver- hältniß if jedoch noch nicht festgestellt.

Ein zweites Telegramm vom 6. Oktober Morgens mel- det; Nach dem bis jetzt vorliegenden Resultat der General- rathswahlen find ungefähr 370 derselben für die Republi- faner und 560 für die Konservativen aller Schattirungen aus- gefallen, Es sind mehrere Stihwahlen erforderli.

Spanien. Santander, 5. Oktober. (W. T. B.)! Briefe und Zeitungen melden, daß im carlistishen Lager bei Durango cine Meuterei stattgefunden hat, und daß Don Carlos von den Meutereœn \{chwer verwundet worden ift.

Ftalien. Rom, 30. September. (It. N.) Die Quästur von Florenz hat gestern Naht in einem Lokal vor der Stadt 297 Internat ionale- festnehmen lassen, und in Chioggia find mehrere Individuen, welche im Verdachte stehen, ebenfalls der Internationale anzugehören, vor die Quästur citirt und ver- warnt worden. In Osimo bei Bologna wurde bei dem Pfarrer Giorgetti Haussuchung gehalten. Er hat die Verehrung des h. Herzens Iesu in Italien eingeführt und is wegen seiner flerifalen Umtriebe des Amies als Verwalter der Güter der h. Agatha Feltria entsezt worden.

Türkei, Die Wiener „Presse“ meldet, daß zwischen dem Sultan und seinem Neffen dem Prinzen Murad Effendi, dem geseßlichen Thronerben, eine Ausföhnung stattgefunden habe. Dieselbe sei durh die Vermittlung des Scheik ul Islam und des englishen Botschafters Sir H. G. Elliot zu Stande gekommen. Der Sultan habe das Versprechen gegeben, keinem Rechte des Prinzen Murad entgegen zu treten. Dagegen habe fih Leßterer verpflichtet, dem Sohne des Sultans, Iussuf Izzeddin, den Rang eines Generalissimus zu verleihen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 4, Oktober. Der „Golos* berichtet, daß die Staatsregierung beabsichtige, bei der bevorstehenden Einberufung zur Dienstpfliht nah dem neuen Geseg die Branntweinschenken an den Einberufungspunkten \chließei zu lassen. :

Als Ersay für die abgängig gewordenen hölzernen Kanonenboote, welche im Iahre 1864 gebaut wurden, hat das Marine-Ministerium nah der „R. W.“- den Plan gefaßt und Anordnung getroffen, neue Kanonenboote mit 240 in- dikatorischen Kräften und der Tragfähigkeit für eine 11zöllige Kanone zu bauen. Ein derartiges Boôt „Iers{ch“ wird in die- sem Iahr fertig gestellt, ein zweites „Jersha“ \oll im künftigen Jahr gebaut werden, wofür bereits um die Assignation der er- forderlihen Summe (149,611 Rubel, eben \o viel, als der „Ier“ kostet) gebeten worden ist. :

Die Versandung des Dnjepr-Flußbetts beginnt fich nah der „Kiewschen Gouv.-Ztg.“ in den Handelsverhält- nissen des Gouvernements {on bedeutend geltend zu machen. Die Ausfuhr is im Laufe eines einzigen Jahres auf 1,381,213 Rubel oder fast um 22 Prozent, die Einfuhr auf 43,712 Rubel oder um mehr als 2 Prozent gesunken. Nah Maßgabe dessen hat auh die Zahl der befrahteten und entfrahteten Fahrzeuge abgenommen.

Die „Turkest. Ztg.“ meldet vom Amu-Darja:

Das Fort in Nukus ist na der „Turkest. Ztg.“ jetzt fertig geworden. Es ist nur für eine Compagnie und zwei Kanonen einge- richtet, da wie bisher Petro Alexandrowsk administrativer und mili- tärisher Mittelpunkt der ‘ganzen Gegend bleiben soll. Bei Petro- Alexandrowsk ist auf dem Wege nah Schurachan zu schon eine fleine russishe Vorstadt von etwa 70 Häujern entstanden. Diese Häuschen haben sich die Familien der im Amu-Gebiet dienenden Untermilitärs erbaut, auch haben sich einige entlassene und auf unbestimmte Zeit beurlaubte Soldaten hier angesiedelt. Die Offiziershäufer stehen bis jeßt noch im Rayon des Forts, doch wird bereits {on dar- über gesprochen, daß auch die Offiziere in die Vorstadt Üübersie- deln wollen. Mit einem Wort, in Petro-Alerandrowsk vollzieht si derselbe Prozeß, wie früher in der erst-n Zeit in Ssamarkand. Auf der anderen Seite des Forts, auf dem Wege zur Chanfinschen Ueberfahrt, hat fich ein Marftiplaß mit Budenreihen aufgethan. Bemezrkenswerth it, daß dem russishen Militär bei seinem Abzug aus Chiwa ‘im vorigen Jahr viele Händler von den chiwaschen Usbeken nahfolgten, welche in der Nai-barschaft der Soldaten thren Northeil fanden und den Russen ihre Eivrichtungen abgelernt hatten. Sie sind es, die zu dem jeßigen Bazar den Grund gelegt haben und A gegenwärtig zusammen mit den russischen Kaufleuten Handel

reiben.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 1. Oktober. Der zurückgetretene Finanz-Minister C. F. Wärn hat seit 1847 an dem politischen Leben theilgenommen; zuerst als Mitglied des Bürgerstandes im alten Reichstage, \päter als Mitglied der Ersten Kammer, wo er als Fürspreher der freien Handels- grundsäße, der kirhlihen Toleranz und der Repräsentations- reform auftrat, nah deren Dur{hführung er 1870 Siß im Staatsrath erhielt. Als Minister hat er \ih durch zwei be- deutungsvolle Schritte, die Münzreform und die Münzkonvention mit Dänemark, sowie durh das jeßt von Shweden und Nor- wegen angenommene geweinshaftliche Handels- und Seefahrts- gesez, zu welhem er 1868 den Vorschlag that, verdient ge- macht. Das lehtgenannte Gesey ist ganz als sein Werk zu be- traten. Außerdem hat er zu einer besseren Ordnung und größeren Einfachheit in der Finanzverwaltung beigetragen; auch hat er das Zollverhältniß zwischen Schweden und Dänemark in einer zufriedenstellenden Weise geordnet. Sein Nalhfolger ift, wie mitgetheilt, der Gutsbefizer Freiherr Akerhjelm, Vize- Präsident der Zweiten Kammer. Der neue Finanz-Minister hat seinen Posten am 29. September angetreten und die Regierung hat darauf die besondere „Forstverfassung“ für Norrbotten ge- nehmigt.

Christiania, 29. September. Gestern wurde hier die Feier des 250 jährigen Bestehens derStadt Christiania begangen. Die Stadt war mit Flaggen geschmückt. Die Bür- gerschaft berieth über die Bewilligung von 12,000 Spec. für eine Statue Christians IV., des Gründers von Christiania, die mit starker Majorität genehmigt wurden. Vor dieser öffentlichen Versammlung berieth die „Vormannschaft“ bei verschlossenen Thüren über einen Brief des Königs, welcher der Stadt ein Bild von Tideman geschenkt hat, welches die Grundsteinlegung Christianias durch Christian IV. darstellt. Man beschloß, dem Könige mit einem Telegramm zu danken. In beiden Theatern der Stadt waren Festvorstellungen arrangirt Im Stadttheater wurde Heibergs Elverhöi, im Möllergaden-Theater „Capriciosa“ von Overskau gegeben. Das Stadttheater brachte außerdem als Schluß noch ein Tableau, in welchem die Gründung der Stadt allegorish dargestellt wurde. Zur Feier des Tages war ferner eine Volfsversammlung arrangirt worden.

Dänemark. Kopenhagen, 1. Oktober. Der König- lihe Hof brachte den gestrigen Geburtstag der Prinzessin Thyra, der getroffenen Bestimmung gemäß, auf Schloß Fredens- borg zu, wohin der Großfürst Alexis von hier mit einem Extra- zuge abging. Die Königlihe und Kronprinzliche Familie ging ebenfalls von der in der Nähe von Schloß Bernstorff belegenen Station Gjentofte nah Schloß Fredensborg ab, woselbst nach der Tafel getanzt wurde. Abends kehrten, sowohl die König- lihe Familie nah Schloß Bernstorff, als auch der Großfürst nach Kopenhagen zurü.

Uebermorgen wird der König hier in der Stadt er- wartet. In einem auf Amalienburg abzuhaltenden Staats- rathe werden voraussichtlich eine Anzahl auf den am Montage, den 5., zusammentretenden Reichstag vezügliher Sachen zur Erledigung kommen.

_— 3, Oktober. Der Prinz von Wales und der Kron- prinz von Dänemark kamen, der „Snällpost“ zufolge, Mitt- woh am Bord der Lustjacht „Osborne“ in Malmö an. Es hatte fich am Hafen daselbs eine außerordentlich große Menschen- masse angesammelt. Gestern Mittag um 12 Uhr kamen die hohen Reisenden in Stockholm an, wo fie vom König Oskar, dem englishen Gesandten und mehreren höheren Civil- und Mi- litärbeamten empfangen wurden. Eine Abtheilung der Garde paradirte am Bahnhofe und ein Musikchor spielte die National- lieder. Die Prinzen wurden von der versammelten Menschen- menge mit Hurrahrufen begrüßt. Sie werden in den ersten Tagen der nächsien Woche in Kopenhagen zurückerwartet, und nachdem sie sich hier noch 3—4 Tage aufgehalten haben, gedenkt der Prinz von Wales mit Gemahlin und Kindern die Rückreise na England direkt mit der Lustjacht „Osborne“ anzutreten.

Dem Vernehmen nach beabsichtigen der Kronprinz und die Kronprinzessin von Dänemark binnen kurzer Zeit eine Reise nah Deutschland vorzunehmen.

Der Großfürst Alexis is vorgestern Morgen am Bord der Orlogs-Fregatte „Swjetlana“ abgereift.

Amerikx. Aus New-York wird unterm 1. ds. per Kabel gemeldet: Das atlantische Häusergeviert in Long Branch und das Grand Hotel in Saratoga find niedergebrannt.

_ Washington, 1. Oktober. (per Kabel). Dem Monats- ausweis des Schat-Sekretärs zufolge hat sich die öffentliche Schuld der Vereinigten Staaten während des Monats September um 435,417 Doll. verringert, und sie beträgt nun 9,139,743,196 Doll. Das Gold im Schazamte beläuft fh auf 77,409,000 Doll., das Papiergeld auf 16,115,000 Doll. Herr Bristow kündigt an, daß er am 1. Januar zum 12. Male Cou- pons im Betrage* von 9,000,000 Doll. und registrirte Fünfzwan- ziger-Bonds in Höhe von 1,000,000 Doll. einlösen werde.

Die neuesten amerikanishen Zeitungen melden die ernst- lihe Erkrankung des Mormonen-Propheten Brigham Young.

| Seine Wiedergenesung wird als zweifelhaft erachtet. Eine Prophe-