1874 / 247 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 21 Oct 1874 18:00:01 GMT) scan diff

der Königlichen Hauptbank hierselb| entgegengestanden haben, R den mittels des Gesezes vom 25. Mai cr, Art. 1. 2. Ziffer 3 sanktionirten §. 22 der Synodal-Oxdnung iat wor- den find, hat sich das Königliche Hauptbank-Direktotium bereit erklärt, den event. Depositionsanträgen - der-Gemeitndekirchenräthe im Geltungsbereih der gedahten Geseße ftattzugeben und hin- fihtlich des dabei zu beobahtenden Geschäftsganges Folgendes bemerkt: Die Deklarationen sowohl, als die Quittungen über Rückgabe der Depots sind von dem Gemeinde- Kirchenrath resp. Namens desselben von dem - Vor- fißenden oder dessen Stellvertreter und zweien Aeltesten unter Beidrückung des Kirchensiegels zu. vollziehen. Die Depotscheine werden auf den betreffenden Gemeinde-Kirhenrath ohne Er- wähnung der Eigenschaft der Effekten als zum Kirchen-, Stif- tungs-, Pfarr- oder Pfarrwittwenthums-Vermögen gehörig ausgestellt und dem Ueberbringer der Deklarationen und Papiere (ohne weitere Legitimation) ausgehändigt. Jener Eigenschaft ist daher auch in den Deklarationen keine Erwähnung zu thun. Die Uebersendung der Zinsen und die ganze weitere Korrespon- denz geschieht am Besten gleichfalls unter der Adresse des Ge- meinde-Kirchenraths, von dem ‘denn au die entsprechenden Zinsen- u. \. w. Quittungen auszustellen find. Indessen kann au die Erhebung der Zinsen u. \. w. nah §. 24a. der Synodal- Ordnung durch den Kirchenkassen-Rendanten gegen dessen Quit- tung erfolgen, nur is in diesem Falle die Person des Ren- danten dur einen Zusay zur Deklaration etwa dahin im Voraus zu bezeichnen.

„Der Kirchenkassen-Rendant N. N. ift zur Empfangnahme der Zinsen der deponirten Werthpapiere \o lange berechtigt, bis wir dem Königlihen Haupt-Bankdirektorium eine andere dazu ermächtigte Person \chriftlih namhaft machen.“

Soweit es auf die Echtheit der Unterschrift des Rendanten ankommt, würde dieselbe durh einen öffentlihen Beamten unter Beidrückung des Dienstsiegels, oder von dem Gemeinde-Kirchen- rath in den Formen des §. 22 l. c. zu beglaubigen sein.

Ob die einzuliefernden Papiere außer Cours zu segen, bleibt dem Ermessen der Deponenten überlassen.

Der General-Major von Bernhardi, Commandeur der 10. Kavallerie-Brigade, is mit Urlaub von Posen hier ein- getroffen.

Der General-Major Graf von Kaniß, Commandeur der 1. Garde-Infanterie-Brigade, is in Genehmigung seines Abschiedsgesuches unter gleichzeitiger Entbindung von der Wahr- nehmung der Geschäfte der Kommandantur von Potsdam und unter Führung bei den Offizieren à la suite der Armee mit der geseßlihen Pension zur Disposition gestellt; dem Obersten und Commandeur des 2. Garde-Ulanen-Regiments von Rochow unter Verleihung des Charakters als General-Major der Ab- \hied mit der geseglihen Pension bewilligt.

Der Kaiserlich russishe Minister der Kaiserlihen Do- mänen, Wirkliher Geheimer Rath von Walujeff, if heute Mittag, von München kommend , hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.

Der Kaiserlih russishe Reichs - Controleur , General _ Greig, is gestern Abend nah St. Petersburg abgereist.

Der Kreis-Thierarzt a. D. Anton Julius Reß zu Osterburg is zum kommissarishen Kreis-Thierarzt des Kreises Osthavelland ernannt worden.

Dem Departements - Thierarzt Jordan, welcher seinen Wohnsiß von Tripkau nah Lüneburg verlegt hat, ist die kom- missarishe Verwaltung der Kreis-Thierarztstelle des Kreises Lüne- burg, unter gleichzeitiger Entbindung von der Verwaltung der Kreis-Thierarztstelle des Kreises Dannenberg, übertragen worden.

Königsberg i. Pr., 20. Oktober. (W. T. B.) Vom O fipreußischen Tribunal find heute drei Erkenntnisse der ersten Instanz gegen den Bischof Cremeny von Ermland wegen ungeseßliher Anstellung von drei Geistlichen mit der Ab- änderung bestätigt worden, daß die Gesammtstrafsumme von 650 auf 600 Thaler herabgeseßt wird.

Bayern. München, 19. Oktober. Der König, welcher in den jüngsten Tagen auf dem Linderhof verweilte, begiebt fi von dort morgen über Partenkirhen in den Hinterrieß. Im Laufe der nähsten Woche wird der König hierher kommen, kurzen Aufenthalt in München nehmen ünd sich dann für den weiteren Theil des Herbstes nah Hohenshwangau begeben.

Der Staats-Minister der Justiz, Dr. von Fäuftle, hat von Sr. Majestät dem König für einige Tage Geschäfts- urlaub erhalten.

Fürst von Hohenlohe, der deutshe Botschafter bei der französischen Regierung, ist, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, aus Aussee heute Morgen hier eingetroffen. Derselbe wird fi in einigen Tagen nah Berlin und von dort alsbald, da sein Ur- laub zu Ende geht, wieder nah Paris begeben.

Hessen. Mainz, 20. Oktober. (W. T. B.) Bei der heute stattgehabten Wahl eines Bürgermeisters wurde der Kandidat der Fortschrittspartei, Wallau, mit 23 Stimmen ge- wählt; der ultramontane Kandidat erhielt 13 Stimmen.

Sag%Hsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 20. Oktober. Morgen Mittag findet die Schließung der ersten evangelischen Landes\synode im Fürstenhaussaale durh den Chef des Kultus-Departements, als landesfürstlihen Kommissar, statt.

Braunschweig. Braunschweig, 20. Oktober. Wie dem „Brshw. Tgbl.“ mitgetheilt wird, is in Blankenburg telegraphish gemeldet worden, daß Se. Majestät der Kaiser am 29. Oktober dort eintreffen und an den am 30. d. im Heim- burger, sowie am 31. d. im Blankenburger Revier stattfindenden Herzoglichen Hofjagden theilnehmen wird.

Am Sonntag Morgen nach 9 Uhr traf auf der für das Publikum abgesperrten Westseite des Bahnhofs die Leiche des Staats-Ministers von Campe ein und wurde in den zur Aufnahme bestimmten Waggon gestellt. Die leidtragenden Anver- wandten bestiegen einen Salonwagen, dem der Leichenwagen an- gehängt wurde, und es erfolgte dann die Abfahrt des Ger guges nah Stadtoldendorf gegen 91/2 Uhr. Dem impo- \anten Leichenzuge voran {ritt ein Trauermarschall. Es folg- ten dann: der mit Kränzen geshmückte, mit Tuh beschlagene und von vier Pferden gezogene Sarg, ein Beamter“ mit den auf Kissen liegenden Orden des Verblichenen, die leidtragenden Angehörigen, 17 Geistliche, ein Herzoglicher Galawagen mit e Pferden, zu beiden Seiten Herzogliche Lakaien, ein orreiter, ein Beiwagen, das Staats-Ministerium und ein Vertreter Sr. Ho eit des Herzogs in der Person ‘des Flügel-Adjutanten, Obersten v. Wachholz, Vertreter der Landesversammlung, Obergericht, Ober-Staatsanmaltschaft, Konsistorium, Offizier-Corps, Kammer, Finanz-- und Steuer-Kollegium, Steuer-, | Bau- und Ober-

Post - Direktion, Ober - Sanitäts - Kollegium, Landes - Oeko- norm sion der Landftallmeister, Kreis-, und Stadtgeriht Braunschweig, Advokatenkammer, Direktorium und Lehrer des Collegium Carolinum, Direktorium des Museums, Kreisdirektion Braunschweig, Stadtmagistrat, Stadtverordneten, Polizeidirektion, Handelskammer und eine große Anzahl Bürger der Stadt. Als fih der Zug vom Trauerhause ab in Bewegung seßte, wurde mit sämmtlichen Glocken der Stadt so lange ge- läutet, bis die Leiche auf dem Bahnhof angelangt war. Den Schluß des Zuges bildeteu ca. 20 Trauerwagen.

(W. T. B.) Die Verhandlungen in dem Prozesse Brandes-Krebs wegen Giftmordes sind heute beendigt und beide Angeshuldigte zum Tode verurtheilt worden.

Sachsen - Coburg - Gotha. Coburg, 18. Oktober. Heute Nachmittag wurde das den im Kriege 1870/71 gefallenen Angehörigen des Herzogthums Coburg hierselbst errichtete Den k- mal mit entsprehenden Feierlichkeiten und unter großer Theil- nahme der Bevölkerung enthüllt und eingeweiht, wobei der Vorsteher der Stadtverordneten Justizrath Forkel die Festrede hielt. Das Denkmal is von dem hiesigen Bildhauer Seler in Sandstein ausgeführt. Die vordére Seite trägt die Inschrift : „Den tapferen Söhnen des Herzogthums Coburg, gefallen für das Vaterland im Kriege 1870—1871.“/ Auf den anderen drei Seiten sind die Namen der 94 Gefallenen oder an ihren Wun- den Verstorbenen, nämlich 16 Offiziere, 4 Chargirte und 7 Gemeine, eingeschrieben. ;

Bremen, 18. Oktober. Die Bürgerschaft begann gestern in Gegenwart zweier Senats-Kommissare, Bürgermeister Gildemeister und Senator Albert Gröniag, die Berathung des neuen Einkommenshoß-Geseßes. Längere Verhandlung entspann sich über zwei Punkte: den Zwang zur Annahme der Wahl zum Schäßungsbürger und die den Schäßzungsbürgern aufzuerlegende Verpflichtung zur Geheimhaltung der ihnen be- fannt werdenden Einkommens- und Vermögens-Verhältnisse. Der Zwang wurde beschlossen, nachdem fich u. A. Senator Gröning dafür ausgesprochen hatte. Dagegen wurde der Eid für die Schäßungsbürger beseitigt und eine bloße Verpflich- tung derselben zur Geheimhaltung 2c. ins Geseg aufgenommen, nachdem G. Claussen, Chr. Papendieck, H. M. Hauschild si für den Eid, A. G. Mosle und Andere \sich gegen denselben erklärt

‘hatten, wobei der Leßtgenannte hervorhob, daß man die Gefahren

der neuen Steuererteöung für den Kredit der Kaufleute über- treibe. Auf den Bruch der Verpflihtung soll eine Geldstrafe bis zu 3000 Mark stehen. Einem Antrage der juristishen Kom- misfion gemäß wurde dann noch bestimmt, daß kein Mitglied der Steuer-Deputation zugleih Schäßungsbürger sein könne, und die Dienstdauer der Leßteren auf vier statt auf aht Jahre festgestellt.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 20. Oktober. Der Kaiser hat sih gestern nah Gödöllò begeben.

Der Reichsrath hat heute \cine Sizungen wie- der aufgenommen. Ueber die heutige Sigzung des Ab- geordnetenhauses meldet „W. T. B.“: Ein Gesuch des Staatsanmwalts, die gerichtliche Verfolgung des Abg. Schoeffel wegen des Vergehens der Ehrenbeleidigung mehrerer “höherer Beamten des Ackerbau-Ministeriums zu genehmigen, wird an die Aus\{hü}se überwiesen. Darauf legte der Finanz-Minister de Pretis-Cagnodo das Budget für 1875 vor und begleitete dasselbe mit einem längeren Exposé, in welchem er hervorhob, daß. es das hauptsählihste Bestreben der Regierung ge- wesen sei, die Ansprüche aller Ressorts auf das nothwen- digste Maß herabzuseßen. Das Gesammterforderniß für 1875 beträgt nah der Budgetvorlage 381,782,991 Fl. und ftellt fich um 1,482,762 Fl. und mit Hinzurehnung der be- willigten Nachtragskredite um 2,802,762 Fl. niedriger, als der Bedarf des Vorjahres. Die Einnahmen find auf 369,429,694 Fl. veranschlagt. Es ergiebt sh demnach ein Defizit von 12,352,857 Gulden, das dur die Heranziehung der nah dem Geseß vom 24. Dezember 1873 verfügbaren Rentenreserve gedeckt wird. Der Finanz-Minister erklärte \{ließlich, daß seiner Ansicht nah die Durchführung der intendirten Steuerreform das beste Mittel sei, das Gleichgewicht im Staatshaushalte wiederherzustellen. Er bitte deshalb das Abgeordnetenhaus, die Berathung und Be- \chlußfa}sung über die vorliegenden betreffenden Gesezentwürfe möglichst beschleunigt vorzunehmen. Das Budget ward dar- auf an den Finanzausshuß zur Vorberathung überwiesen.

Graz, 19. Oktober. Der Unterrichts-Minister Dr. v. Stremayr erstattete seinen Wählern in Voitsberg Bericht über seine Thätigkeit im Reichsrathe und legte die Haltuug der Re- gierung auf dem Verfassungs-, dem konfessionellen und wirth- \chaftlihen Gebiete dar. Die Einführung der obligatorischen Civilehe erklärte der Minister für inopportun.

Lemberg 19. Oktober. Jm galizishen Landtage fand gestern die Generaldebatte über das Propinationsgeseß ftatt. Bei der Abstimmung wurde der Antrag, den Gesehentwurf als Grundlage für die Spezialdebatte anzunehmen, mit zehn Stim- men Majorität verworfen und die Zurückweisung der Vorlage an eine siebengliederige Kommission beschlossen. Nachdem die Wahl der betreffenden Kommission erfolgt war, beantwortete der Regierungsvertreter die Interpellation Szaszkiewicz' wegen Ber- nalässigung der ruthenishen Sprache an den galizischen Lehrer- \eminarien dahin, daß der Landes\schulrath dem gerügten Uebel- stande abzuhelfen bestrebt sei. Hierauf wurde die Sesfion mit einem dreimaligen Hoh auf den Kaiser geschlossen.

Schweiz. Bern, 17. Oktober. Der Nationalrath pu die Berathung der Militärreform fortgeseßt und Art. 19

es bezüglichen Geseßes mit den Abänderungen der Kommission, welche sammt der bundesräthlihen Redaktion bereits mitgetheilt worden find, angenommen. Ohne Abänderung wurden geneh- migt:

- Art. 20. Der Bund ist berechtigt, in sämmtlichen Kantonen so viel Mannschaften - auszuheben, als zur Bildung der eidgenössischen Truppeneinheiten nothwendig sind.

Art. 21. Die Kantone, sowie der Bund sind verpflichtet, die von ihnen zu stellenden Truppenkörper und deren Cadres ftets vollzählig zu erhalten, Der Bund wird dur eine Verordnung feststellen, in welchem Verhältniß die Ueberzähligen auf die einzelnen Truppenkörper vertheilt werden können.

Art, 22. Wenn in einem oder mehreren Kantonen die Zahl der Ueberzähligen so groß ist, daß daraus eine neue Truppeneinheit gebil- det werden kann, so wird eine solhe entweder von dem Bunde oder Es durch besonderen Beshluß der Bundesversammlung errichtet.

Art. 23. Sind die Kantone nicht im Stande, die Offiziercadres auf dem geseßlihen Stande zu erhalten; so ist der Bundesrath berech- tigt, den betreffenden CTruppenkörpern überzählige Offiziere anderer Kantone vorübergehend oder bleibend zuzutheilen.

Art. 24. Ueber die Rekrutirung sowohl, als über den Bestand und die Erçänzung der Truppenkörper sind von den Kantonen Kon- trolen und Verzeichnisse zu führen, für welhe vou dem Bunde ein-

Handels-

heitlihe Formulare vorgeschrieben werden, Die genaue Vollziehung dieser Vorschrift ist von Seite des Bundes zu überwachen.

Für Art. 25 beantragte die Kommission folgende, von dem ne Entwurf abweichende Fassung:

_ Jährlich nah stattgehabter Kontrolbereinigung find den Ba- taillons-, Compagnie- Schwadrons- Batterie- 2c. Kommandanten namentli Verzeichnisse über die in dem Bestande ihrer Truppen- förper vorgekommenen Mutationen zu übergeben.

Annahme fand nach dem Antrage des Bundesraths:

Art. 26. Die Kommandanten dieser Truppenkörper haben ihrer- seits über die Echaltung des geseßlihen Bestandes zu wachen und von allfälligen Lücken oder sonstigen Verstößen gegen die geseßlichen Bestimmungen ihren Vorgeseßten Kenntniß zu geben. Diese find ver- pflichtet, die zur Abhülfe nöthigen Reklamationen zu erheben. Die Berichte und Anträge über die im Divisionsverband stehenden Truppen- förper gehen durch den Divifionär, die übrigen durch den Waffenchef an das Militärdepartement. ¿

Die Berathung ging jeßt zu dem Iv. Abschnitt des Ge- sezes über, welher die vom Bunde und den Kantonen zu stellenden Truppeneinheiten zum Gegenstande hat. Unverändert wurde genehmigt:

Act. 27. Dex Bund bildet und unterhält im Auszuge 12 Guiden- Compagnien. In der Landwehr wird nur der personelle Bestand dieser Compagnien formirt.

Der vom Genie handelnde Artikel 28 wurde vertagt. Da- gegen fand wieder unverändert Annahme

Art. 29. Sanitätstruppen. Die Sanitätstruppen zerfallen in zwei, in Bezug auf Verwaltung und Unterricht coordinirte Abtheilun- gen: das Medizinalpersonal und die Veterinäroffiziere. T. Das Me- dizinalpersonal besteht aus A. Auszug: a. Den Sanitätsoffizieren und Mamschaften der aht Feldlazarethe in dem vorgeschriebenen Bestande; b. Den bei den Stäben und Truppeneinheiten eingetheilten Sanitäts- offizieren und Mannschaften; B. Landwehr. Die zur Landwehr über- tretenden Offiziere und Mannschaften werden verwendet: 1) Zur Zu- theilung an die Truppeneinheiten der Landwehr; 2) zum Dienst in den sehenden Spitälecn; 3) zur Bildung von 5 Reservetransport- folonnen; 4) zur Bildung der für die Landwehr nöthigen Ambu- lanzen. Ueberzählige Sanitätsoffiziere des Auszuges können in der Landwehr verwendet werden. IL, Die Veterinäroffiziere find den Stäben (Stabspferdeärzte) und den Truppeneinheiten (Corpspferde- ärzte) zugetheilt 2c. ;

Der folgende Art. 30, welcher die Verwaltungstruppen be- trifft, wurde ebenfalls vershoben und ebenso Art. 31 bis und mit 48, welche ‘von den- Truppeneinheiten der Kantone handeln.

Auch der Nationalrath hat das Geseg, nah welchem das neue Bundesgeriht am 1. Ianuar 1875 in Funktion zu treten hat, genehmigt. |

Im Ständerath is die Berathung des Gesetzes über den Frachtverkehr auf den hiesigen Bahnen bis auf die an des Kommisfion zurückgewiesenen Artikel nunmehr zum Abschluß gelangt.

Nizderlande. Haag, 17. Oktober. Um die Frage von Vollstreckbarkeits-Erklärung von Urtheilen niederländisher Ge- rihtshöfe in fremden Staaten und fremdländischer Gerichtshöfe in den Niederlanden wo möglih zu einer Lösung zu bringen, hat die Regierung vor einiger Zeit die Initiative zu dem Vor- \chlage an die Mächte ergriffen, eine internationale Kon- ferenz im Haag oder an einem anderen Orte in den Nieder- landen abzuhalten behufs einer Besprehung der Schwierigkeiten, welche einer befriedigenden Lösung dieser Frage im Wege stehen.

Aus der Capstadt sind Berichte bis zum 15. Sep- tember eingetroffen. Aus Delagoabai hatte man die Nachricht erhalten, daß daselbs| etwa hundert Auftralier angelangt waren, die sich nah den Transvaalschen Goldbezirken begeben wollten, um einen Fundversuch zu machen. Für den Falk, daß dieser glücklih ausfiele, stellten die Ankömmlinge einen massenhaften Zuzug aus Australien in Aussicht. Die Meldungen aus den Transvaalshhen Goldbezirken lauten fortwährend im Allgemeinen günstig. Nah den jüngsten Mittheilungen aus den Diamant- bezirken soll es fi bestätigen, daß nun auch in einigen weiteren, fei diese angrenzenden Ländereien Diamanten gefunden worden eien.

Sroßbritannien und Friand. London, 19. Oktober. Nach dem letzten Bulletin über das Befinden der Herzogin von Edinburgh is dasselbe ein fortdauernd befriedigendes. Die Geburt des jungen Prinzen wurde in Balmoral dur einen Ball gefeiert, den die Königin dem Dienstpersonale des Gutes gab. Die Kaiserin von Rußland wohnte ant Sonnabend in Begleitung des Großfürsten-Thronfolger einem Gottesdienst in der russishen Kapelle in Walbeck-street bei und empfing hier- auf Glückwünsche anläßlih des Geburtstages ihrer Tochter , der Herzogin von Edinburgh. Zur Feier dieses Ereignisses gab der Herzog von Edinburgh am Abend im Butingham-Palast ein Diner, bei welhem der Herzog von Cambridge, Prinz Eduard von Sachsen-Weimar, Prinz Ludwig von Battenberg , der Graf und die Gräfin von Derby, der russishe Botschafter und andere

Personen von Distinktion die Gäste Sr. Königlichen Hoheit -

waren.

*— Der Prinz und die Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein kehrten am Sonnabend von einem Be- suche, den fie dem Prinzen und der Prinzessin Ludwig von Hessen in Darmstadt abgestattet, nah Frogmore zurü.

90. Oktober. (W. T. B.) Der Großfürst-Thron - folger von Rußland hat, vom Botschafter Schuwalow beglei- tet, heute der Kaiserin Eugenie in Chislehurst einen Besuch abgestattet.

Frankreich. Paris, 19. Oktober. Gestern hat der Mar- \chall Mac Mahon den türkishen Botschafter Ali Pascha in vertraulicher Audienz empfangen. Den Vertreter des Sultans begleitete Rustem Pascha, der Statthalter des Libanons, der sih im Laufe des Nachmittags auch dem General von Cifsey als dem Stellvertreter des Herzogs Decazes, Minister des Aeußern, vorstellen ließ und \{chon nächster Tage Paris wieder verlassen wird. Um 7 Uhr Abends bestieg der Marschall-Präsident in Begleitung des Kriegs-Ministers, der Obersten Montluisant und d'Abzac und des Fürsten de Berghe den Eisenbahnzug nah Calais, wo er den Schießübungen beiwohnen wird.

Der General Dorregaray weilt seit einigen Tagen in Paris.

Das „Journal officiel“ bringt folgende Mittheilun g:

Der Wiederaufbau der Vendômesäule ift bes abe beendet. Diese Arbeit nahm wegen der während der Au rung fi einstellenden Schwierigkeiten längere Zeit in Anspruch, als man voraussehen konnte. Der Fall des Monuments zer- bra die Bronzeplatten oder brachte fie aus der Form, und man war genöthigt, sie neu zu gießen oder sie in besondere Apparate einzuschließen, um ihnen ihre frühere Form wiederzugeben. Diese Operationen verlangten viele Zeit und Geduld ; denn man war

enöthigt, jede Platte mehrere Male an der Stelle, wohin fie kommen sollte, anzulegen, um sie dem Mauerwerk anzu- assen. Oft entdeckte man Brüche, die man nicht gleich bemerft, und fie vermehrten die Arbeit. Es würde zu lang sein, alle

füh-

Einzelheiten des Wiederaufbaues aufzuzählen; es reiht hin, zu

bemerken, daß derselbe vollständig „gelungen ist, und daß die Sâule gerade \o ist, wie fie vor ihrem Umsturz war. In eini- gen Tagen wird man nur eine allgemeine Reinigung vorzuneh- men haben, und es ist wahrsheinlich, daß alle Arbeiten im Monat November beendet sein werden. Um diese Zeit wird es dann möglih sein, das Gerüst hinwegzunehmen. Die Statue Napoleons k., welche auf die Säule kommen \oll, i nicht bereit. Die Verwaltung der \{hönen Künste hatte ge- glaubt, daß die ehemalige Statue reparirt werden könnte; aber die aufmerksame Prüfung, welche vorgenommen worden, that dar, daß die Beschädigungen, welche fie bei ihrem Falle erhielt, der Art sind, daß sie umgeshmolzen werden muß. Glüclicher Meise existirt noch das Modell in halber Größe bei dem Bild- hauer Dumont und wird gestatten, das große Modell, welches dem Gießer übergeben werden sol, herzustellen. Sobald die Statue fertig ist, wird sie durh schr einfahe, {on im Jahre 1863 in Anwendung gebrachte Mittel und ohne daß man das gegenwärtige Gerüst nöthig hat, an ihren Plaß gebracht werden.

Spanien. Madrid, 21. Oktober. (W.T. B.) Regierungs- nahrihten zufolge, ist die Zahl der Carlisten in der Provinz Murcia nach der dem Carlistenhef Lozano beigebrachten Niederlage auf etwa 100 Mann reduzirt. Das Gerücht, die Stadt Pampelona sei durch die Carlisten gefährdet, wird als unbegründet bezeihnet.

Aus Bayonne wird unter dem 20. Oktober, Abends, gemeldet: Die Nachricht, daß mehrere Engländer oder Ame- rikaner, darunter der Berichterstatter der „New-York Times,“ durch Soldaten von den Regierungstruppen erschossen worden seien, entbehrt dem Vernehmen nah jeder Begründung.

Die Pariser „Gazette de France“ vom 21. Oktober mel- det, Oberst Rada sei an Stelle Don Alfonso's mit dem Ober- E über die carlistische Armee des Centrums betraut worden.

Italien. Rom, 17. Oktober. Der Gesundheitszustand der Herzogin d’ Aosta, welcher in letzter Zeit wieder beunruhigend geworden war, hat sich soweit gebessert, daß die Aerzte die Ab- reise nah St. Remo, wo die Herzogin mit ihrem Gemahl und Kindern den Winter zuzubringen gedenkt, gestattet haben.

__ Dänemark. Kopenhagen, 17. Oktober. Gegen Ende dieses Monats gedenken der König und die Königin die Re- sidenz nah dem Shlosse „Fredensborg“ zu verlegen.

__— Die erste Berathung des Finanzgeseßes im Folke- thing wurde gestern nah einer kurzen Verhandlung, in welcher der Abg. Berg dem Justiz-Minister gegenüber feine Auslegung des Grundgeseßes, wona der Minister für Island - als solcher im Staatsrath keinen Sig haben dürfte, festhielt, beendet. Der Uebergang zur zweiten Berathung wurde einstimmig angenommen, und das Geseß einem aus 15 Mitgliedern bestehenden Aus- husse überwiesen.

Von dem dâänishen Vize-Konsul in Omaha (Ne- bras ka) hat das-Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten einen Bericht erhalten, woraus h¿rvorgeht, daß in Omaha und überhaupt in den westlichen nordamerikanishen Staaten keine Beschäftigung für die allgemeine Arbeiterklasse vorhanden ist und fih diese Verhältnisse im bevorstehenden Winter kaum verbessern dürften, wogegen man wohl Grund zur Annahme hat, daß noh härtere Zeiten kommen werden. Der Vize-Konsul fügt hinzu, daß er in den leßten Monaten täglih Besuche von neuangekom- menen arbeitsuhenden Landsleuten gehabt habe, denen er mit dem besten Willen keine Beschäftigung habe verschaffen können.

__ Amerika. New-York, 20. Oktober. (W. T. B.) Nah hier eingegangenen Nachrichten is zwishen Spanien und der Regierung von San Domingo ein Handels- und Aus- lieferungsvertrag unterzeihnet worden. Auf Kuba hat der General-Capitain Concha die Erschießung derjenigen Insur- genten angeordnet, die mit den Waffen in der Hand gefangen genommen werden. Wegen derEntshädigungsforderung der Unionsregierung aus der Virginius-Angelegenheit her ist mit Spanien noch keine Einigung erzielt; es gilt als wahrscheinlich, daß die amerikanischer -Seits erhobenen Schaden- ansprühe einem Schiedsgerichte zur Entscheidung überwiesen werden. Der englischer Seits geltend gemachte Entshädigungs- betrag ist von Spanien bezahlt worden.

(Monatsübersicht für September.) Der schon seit einiger Zeit in den Südstaaten in immer schärferer Weise hervortretende Gegensatz zwischen der weißen und farbigen Be- völkerung, welcher namentlich seit der Wiederaufnahme der Civil-Rights-Bill in der leßten Session des Kongresses an Ju- tensität gewonnen hatte, hat auch im September in vielen

dieser Staaten, namentlich in Arkansas, Kentucky, Tennessee,

Georgia, Alabama und vorzüglih in Lousiara zu mancherlei Konflikten geführt. Das bei Weitem bedeutendste Creigniß dieser Art, welches die öffentliche Aufmerksamkeit während des vergangenen Monats fast ausschließlih in Anspruch genommen hat, war die bis zu einem gewissen Grade erfolgreiche Revo- lution, welche in New-Orleans, der Hauptstadt des lebtge- nannten Staates, stattfand. Den politischen Gegnern des von der Regierung in Washington im Frühjähr 1873 anerkannten Gou- verneurs Kellogg, welher von der republikanisch-farbigen Partei vor zwei Jahren erwählt worden war, gelang es, mit Hülfe der im höchsten Grade mißvergnügten Bürger, und in BVer- bindung mit der sogenannten „weißen Liga“, nach einein kurzen Kampfe in den Straßen der Stadt, bei dem 18 Personen ihr Leben verloren, den, wie es scheint, {hlecht vorbereiteten Gegner aus: dem Felde zu shlagen und fih der Regierung sowohl in New-Orleans, als in der politischen Hauptstadt des Staates, Baton-Rouge, zu bemächtigen. Am 14. erließ Präsident Grant, nach Artikel 4 der Konstitution verpflichtet, die von ihm aner- kannten Regierungen der einzelnen Staaten zu unterstüßen, eine Proklamation, worin derselbe die revolutionären Bewegungen in New-Orleans verurtheilte und den Insurgenten eine fünf- tägige Frist zur Rückkehr zur Ruhe und Gesetßlichkeit stellte. Am 16. erließ das Kriegs-Ministerium in Washington einen Befehl an den in Louisiana kommandirenden General Emory, worin demselben aufgetragen wurde, nach Ablauf der obigen fünftägigen Frist solche Schritte zu thun, als es die Lage er- fordern möge. Zu gleicher Zeit wurden aus den angrenzenden Staaten DOEE Staaten- Truppen auf New - Orleans in Marsch geseßt. Schon vier und zwanzig Stunden nach Erlaß dieses Besehles erklärte die neu eingetretene Staatsregierung, daß fie auf jeden Widerstand gegen die Militärmacht der Ver- einigten Staaten freiwillig verzichte, und übergab alles Staats- eigenthum an den Repräsentanten der Bundesregierung, General Brooks, worauf am 18. der frühere Gouverneur die Leitung der Geschäfte wieder übernahm und alle Beamten wieder in ihre Stellen einseßte. Jm Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen

ist es in Louisiana zu einem Kompromiß zwischen beiden Par-

Primärschulefï für die Soldaten,

teien gekommen, worin unbeeinflußte und friedlihe Wahlen im November garantirt werden. Für den 13. Oktober hat das republikanische Comité eine Konvention der Leiter dieser Partei in den Südstaaten nach Chattanooga einberufen, um die Lage der Dinge ins Auge zu fassen und eine Adresse an ihre An- hänger zu erlassen. In den nördlihen Staaten haben weitere Partei-Konventionen stattgefunden, in denen von beiden Seiten die mannigfachsten, einander-in vielen Stücken widersprechenden Programme, namentlich in Bezug auf die Rückehr zur Baar- zahlung und die Schubzollfrage, aufgestellt wurden.

Bei den in der ersten Hälfte des vergangenen Monats in Vermont und Maine stattgehabten" Konareß- und Staat8wahlen siegte die republikanishe Partei mit einer noch bedeutenderen Majorität, als es sonst in diesen beiden Staaten der Fall zu sein pflegt.

__Der zwischen den Vereinigten Staaten und dem König- reiche der Niederlande abgeschlofsene Supplementar-Postvertrag ist am 14. September vom Präsidenten Grant unterzeichnet worden. Derselbe tritt am 1. Oktober in Kraft.

__ Von den der Kommission zur Entscheidung der von ame- rikanischen bez. merxikanishen Unterthanen gegen die Regierung des anderen Landes erhobenen Ansprüche sind an 200 Fälle unerledigt, und fieht man der Beendigung der bezüglichen Ar- beiten zum 31. Januar 1875 entgegen. Die der englischen Regierung zugesprohene Summe von 2,000,000 Dollars aner- kannte Ansprüche englisher Unterthanen an die Vereinigten Staaten betreffend, ist am 21. dem derzeitigen englishen Ge- \{häftsträger in Washington ausgezahlt worden. Wie aus dem Ausweise des Finanz-Ministers vom 1. September hervorgeht, hat sih die Bundesshuld während des August um 1,626,760,79 Dollars vermindert. Dieselbe belief sich an dem gedachten Tage abzüglih des Baarbestandes im Schaßamte und der zu Gunsten der Pacific-Cisenbahnen ausgegebenen Obligationen auf 2,140,178,614,,, Dollars. Für den September waren Berkäufe von 3,000,000 Dollars in Gold angeseßt worden, während ein Ankauf von Obligationen nicht beabsichtigt wird. Dagegen wurden zum 1. Dezember 15,000,000 sechsprozentiger Obligationen behufs Umwandlung in fünsprozentige gekündigt. Für den Oktober- hat der Finanz-Minister den Verkauf von 2,500,000 Dollars Gold in Aussicht genommen.

Aus dem amtlihen Ausweise für das am 30. Juni been- dete Fiskaljahr 1873/74 ergiebt sich, daß der Gesammtwerth der Einfuhr in diesem Zeitraume, einshließlich von Edelmetall, in Barren und ausgemünzt, 595,861,248 Dollars Gold be- trug, während sich die Ausfuhr, einsließlich der ‘Rückausfuhr und geprägten und ungeprägten Edelmetalls, auf 653,032,496 Dollars belief. Der Gesammtwerth der auf Tranfsitolager be- findlihen Waaren und Produkte betrug am 30. Juni des lau- fenden Jahres 59,705,753 Dollars, 17,878,225 Dollars weniger als am S{hlufse des Fiskaljahres 1872/73. Mit Berüksichti- gung der Differenz der auf Transitolager befindlihen Waaren überstieg der Gesammtwerth der Ausfuhr in bem Finanzjahre 1873/74 den Gesammtwerth der Einfuhr in derselben Periode um 39,293,021 Dollars, während in der Periode 1872/73 der Gesammtwerth der Einfuhr den der Ausfuhr um 101,155,930 Dollars übertraf. :

Das Hauptquartier der Vereinigte Staaten-Armee wird, einem Armeebefehle des General Shermann vom 5. September zufolge, am 15. Oktober von Washington nah St. Louis ver- legt werden. Zwischen den aufständishen Indianern und der Kolonne des General Miles is es zu mehrfahen Zusammen- stößen gekommen. Die aus englishen und amerikanischen In- genieuren bestehende Kommission zur Feststellung der Grenze zwi- schen den Vereinigten: Staaten und British-Nordamerika (49 Grad nórdlicher Breite), hat ihre Arbeiten, ohne von den Indianern belästigt worden zu sein, beendet.

Am 15. is der vor dem obersten Staatsgerichtshofe in Wisconsin anhängig gemachte Prozeß der verschiedenen Eisenbahn- gesellschaften gegen den Staat, wegen der von Seiten des leßte- ren angeordneten Herabsezung des Frachttarifs, zu &ngunsten der betreffenden Gesellschaften entschieden worden. Endgültig ist die Frage der Konstitutionalität der in den nordwestlichen Staaten erlassenen Geseße dadurch allerdings so wenig ent- schieden worden, als durch den im Juli erfolgten Aus\pruch des Bundesgerichts in Michigan, vielmehr wird der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten si erst im Laufe des nächsten Monats endgiltig mit dieser Frage beschäftigen, doch haben sich vom 1. Oktober alle Bahnen in Wisconsin den Be- stimmungen des Geseßes zu fügen. Es ist das der erste be- deutende Erfolg, welchen die Grangers und Patrons of Hus- bandoy, in ihrem Bestreben, einen billigeren Frachttarif herbei- zuführen, bis jeßt errungen haben.

Die merikanische Regierung hat die Resignation ihres Vertreters am Berliner Hofe, des General Benavides, ange- nommen. Der General sah sih dur seine zerrüttete Gesund- heit genöthigt, um dieselbe einzukommen. Der National-Kon- greß ist auf den 16. September einberufen worden. In Dos Arroyos im Staate Guerrero kamen- mehrfache Meutereien unter dem Militär vor und wurde in Folge dessen der Kommandant von Chilgamingo angewiesen, sich mit allen disponiblen Truppen nach Dos Arroyos zu begeben. |

Central-Amerika. Die Regierung von Guatemala hat der britishen Regierung die verlangte Genugthuung wegen der dem britishen Konsol Magee zugefügten Beschimpfung gegeben. Die britishe Flagge wurde in San José de Guatemala mit der entsprehenden Feierlichkeit salutirt und Hrn. Magee die volle beanspruhte Entschädigungssumme ausgezahlt. Gongzales, welcher den englischen Konsul insultirt hatte, hat gegen das über ihn gefällte Urtheil appellirt, doch wurde dasselbe von dem

öchsten Gerichtshofe bestätigt. Die Regierung von Salvador

at ein Dekret erlassen, wonach in allen Garnisonsplägen unter der Direktion aktiver Offiziere, zu errichten sind. In Costa Rica machté dex Bau der Eisenbahn gedeihlihe Fortschritte.

Peru. In Folge des bereits in der Uebersicht für August erwähnten Attentats auf den Präsidenten, wurden demselben von Seiten des Kongresses, der Armee und Flotte, sowie der Munici- palität von Lima Glückwünsche für sein Entkommen dargebracht. Die sofortige Wirkung des Attentats war die Verwerfung eines Gesetzes, betreffend die Begnadigung aller politischer Verbrecher, durch den Kongreß. Í

In Bolivia fand ein von den Führern der liberalen Partei veranstalteter Aufstand statt, der. indessen dur die Re- gierung vollständig unterdrückt wurde. Dr. Corral, der Lei dieser Partei und ihr Kandidat für die Präsidentschaft ift ver- haftet worden. i ;

Argentinien. Am 6. August wurde Don Nicolas Avel- laneda durch den Nationalkongreß als Präsident für die Periode vom 12. Oftober 1874 bis ebendahin 1889 proklamirt. Von den abgegebenen Stimmen fielen nah der offiziellen Zählung

146 auf Dr. Avellaneda und 79 auf General Mitre. In Folge des Ausfalls der Wahl brach Ende September in Buenos- Ayres unter Führung des General Mitre, der dort bei den Wahlen den Sieg über seinen Gegner davongetragen hatte, ein Aufstand aus, bei dem fi die Flotte für Mitre erklärte. Der- selbe hat seine Streitkräfte bei Chirilroy und San Martin kon- zentrixt. In den Provinzen Buenos-Ayres, Santa Fé, Entre O Rioja und Corrientes is der Belagerungszustand erklärt worden.

Brasilien. Die Vorlagen, betreffend die Armee und Flotte, wurden vom Senate endgültig angenommen, ebenso das Aushebungsgeseßz, nahdem die Deputirtenkammer ihre Einwilli- gung zu den vom Senate vorgeschlagenen Amendements gegeben- hatte. Ein in der Deputirtenkammer eingebrater Antrag, das Mi- nisterium wegen seines Vorgehens gegen die katholischen Bischöfe in den Anklagezustand zu verseßen, wurde einstimmig abgelehnt. Am 12. September wurde die Sizung des Kongresses dur den Kaiser in Person geschlossen. Im März wird der Kongreß abermals zusammentreten, um das Budget für das Finanzjahr 1875/76 festzustellen und die Berathungen über das neue Wahl- geseß zu Ende zu bringen.

Am 7. September wurde in Rio de Ianeiro der Jahrestag der Unabhängigkeit Brasiliens mit großem Gepränge gefeiert. Dem Tedeum in der Kathedrale wohnten der Hof, sowie die Militär- und Civilbehörden bei. Später empfingen der Kaiser und die Kaiserin die Glückwünshe des Ministeriums, der Mit- glieder des Kongresses, des diplomatishen Corps und der Ver- treter der Behörden.

Der frühere Gesandte in Buenos-Ayres, Baron de Ara- guaya, is} unter Erhebung zum Visconde, zum außerordent- lihen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Rom ernannt worden, und hat sich am 18. August nach Europa eingeschifft.

Asien. (A. A. C.) Indien. Die Hungersnoth in Ben- galen fann als beendigt angesehen werden. Der leßte Spezialbericht bemerkt, daß das Wetter während der am 17. September been- deten 14 Tage fast im ganzen Lande nihts zu wünschen übrig ließ, und daß die günstige Witterung nur bis Ende der ersten Woche des Oktobcr anzuhalten braucht, um eine ungewöhnlich große Ernte in der größeren Anzahl von Bezirkén zu sihern. Die gegen den Duffla-Stamm abzusendende Streitmacht wird aus 1000Mann Truppen aller Waffengattungen und 800 Kulis unter dem Kommando von General Stafford bestehen. Zweihundert Maulz esel und 40 Elephanten werden die Expedition begleiten. Die bengalischen Opiumauktionen von 6 Monaten haben eine Ein- nahme von über 24 Millionen Rupien produzirt. Im Rathe des Generalgouverneurs soll eine Gesehvorlage für die kompul- sorishe Erziehung von europäischen Und eurasishen Kindern eingebraht werden. Der Maharads{hah von Caschmir hat 10,000 Rupien für die Errichtung einer neuen Kirche in Lahore beigesteuert. Seit der Unterdrückung des Panthay-Aufstandes it der Handel zwischen Birma und China via Bhamo wieder in Auf-. \{chwung gerathen. Ein österreichisher Offizier hat den Posten eines Befehlshabers der regulären Truppen des Nizam angenommen. In den Plantagen-Bezirken von Ceylon wurde am 19. Sep- tember ein leihter Erdstoß verspürt. Die Radschputana (Staats-) Eisenbahn wurde am 21. September bis nah Ulwur eröffnet.

Aus Calcutta wird unterm 19. d. per Kabel gemeldet: Die Brücke, welche Calcutta mit Hourah verbindet , ist fertig. Ein heftiger Sturm im Bezirke Burdwan hat eine Unterbrehung der Telegraphenverbindung verursacht.

Australien. Den Nachrichten einer neuen australischen Post zufolge haben die Kolonien einen der strengsten Winter, dessen man si erinnert, durhgemaht. In Monaro, Neu-Süd- Wales, war das Eis dick genug, um einen Mann zu Pferde zu tragen. Herr Vogel, der Premier von Neuseeland, hat die Fusion sämmtlicher Provinzen der nördlichen Insel in Vorschlag gebracht. Man erwartet, das Parlament werde sein Projekt verwerfen und dieserhalb an das Land appelliren. In Wellington hat eine öffentliche Volksversammlung die ministerielle Politik gebilligt und fich verpflichtet, dieselbe zu unterstützen.

Nr. 21 des „Central-Blatts der Abgaben-, Gewerbe- und Handels-Geießgebung und Verwaltung in den Kö- niglich Preußischen Staaten“ hat folgenden Inhalt: Cirkular- Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Form amtlicher Shhriftstücke betreffend, vom 17. Juli 1874. Verfügung des König- lichen Finanz-Ministeriums, die Portopflichtigkeit der Sendungen in Reichssteuerangelegenheiten zwischen den Regierungs-Hauptkassen und den Hauptämtern betreffend, vom 30. Juli 1874. Berfügungen des Königlichen Finanz-Ministeriums, Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuerstellen betreffend. Ver- fügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Abfertigung der als articles de St. Cloud deflarirten Waaren auf Begleitscheine T. betref- fend, vom 1. August 1874. Erkenntniß des Königlichen Ober- Tribunals vom 23. April 1874: Die Verpflihtung, Vorräthe an Malz\schrot an bestimmten-Orten und nur in geseßlich zulässiger Menge aufzubewahren, ist lediglich der die Brauerei als Gewerbe treibenden Person, d. i. dem Brauereibesißer auferlegt. Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Prüfung der von dem Rechnungshofe des Deutschen Reichs revidirten Rechnungen durch die Stempelfiskäle betreffend, vom 20. Juli 1874. Cirkular-Verfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Denaturirung von Bestell- salz betreffend, vom 1, Juli 1874. Berfügung des Königlichen Finanz-Ministeriums, die Tarifirung einer als „Silikate“ deklarirten Slüssigkeit betreffend, vom 22. Juli 1874. Verfügung des König- lichen Finanz-Ministeriums, die Unterscheidung der Hutfache von den Filzstumpen betreffend, vom 28. Juli 1874. Personal-Chronik.

Neichstags- Angelegenheiten.

Im 1. Münsterschen Wahlbezirk (Tecklenburg, Steinfurt, Ahaus) is an Stelle des verstorbenen Regierungsraths a. D v. Mallinckrodt der Freiherr v. Schorlemer-Alst zum Mitgliede des Reichstages gewählt worden.

Landtags- Angelegenheiten.

Der Hofbesißzer Meyer zu Heiligeulohe, Vertreter des 9, Ee GeN Wablkreis Diepholz im Abgeordnetenhause, ist gestorben.

Statistische Nachrichten.

Berlin, 21. Oktober. Am 19. d. M. starb in Charlottenburg der außerordentliche Professor an der hiefigen Universität und Direk- tor des statistishen Bureaus der Stadt Berlin Dr. Hermann Schwabe. Die Leitung des statistishen Bureaus ist interimistis{ch dem oa vi Mitgliede dieser Behörde Hrn. Dr. Huppé übertra- gen worden, \