1874 / 269 p. 13 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Nov 1874 18:00:01 GMT) scan diff

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Nein, sobald wie Art. 18 des Münzgeseßes wirklich zur Ausführung gelangt, wird in allen diesen Verhältnissen eine große Aenderung eintreten. Die Zahl der ungedeckten Noten, die sich also hier für das Königreich Sachsen auf 24,567,000 Thlr. belief, die wird dann sich sehr vermindern. Da bei den Königlich sächsishen Bankanstalten die Zahl der niedrigen Appoints eine außerordentliß bohe Summe erreicht hat, für die Sächsilche Bank in Dreêden allein sich auf 31,080,000 Mark beläuft, so wird die Folge sein von dieser geschlichen Bestimmung, daß in diesen gauzen Verhältnissen eine große Umkehr eintreten muß, und dann wird vielleicht das Verhältniß eintreten, daß von Herau?zahlungen in dem Sinne nur noch bei wenigen Staaten die Rede sein könnte; vielleicht bei dem Großherzogthum Baden, vielleicht bei der Königlich württembergishen Bank. Daß nun unter solchen Umständen der preußische Finanz - Minister nich{ gerade geneigt ist, denjenigen An- ichauungen zu huldigen, die eine Beit lang die allgemeia verbreiteten waren, daß es eigentlich darauf ankomme, das preußishe Vermögentobjekt einzuziehen, zum Nußen des Reiches zu verwenden und dem Reiche zugleih, was if au

auchß wiederum aus preußischen itteln geshehen müßte, die Aufbringung der Entschädigung der Banken für ihre Privilegien aufzuerlegen das werden Sie begreiflich finden, daß für folche Vorschläge der preußishe Finanz-Minister fih nicht sehr lebhaft in- teressirt. Sie werden nun sagen, ja da haben wir noch immer keine Antwort, wie sich denn eigentlich Preußen zu einer Reichsbank zu stellen gedenkt. Meine Herren! Jch glaube, daß die preußische Re- gierung in der Lage sein würde, fich darüber hon jeßt zu äußern, wenn fie jeßt hon wüßte, welche Reichsbank man eigentlih will;

bis jeßt scheint es mir, daß sich außerordentlih Viele ver-

einigt haben, die auf den Namen „Reichsbank“ s{chwören, die aber, wenn sie an die Sache kommen, auseinandergehen. Uns hat vorher der Hr. Abg. Bambergec das Schauspiel dargeboten, daß er erflärte, ih nehme ieden Gejebßentwurf, in welchem Reichëbank steht, an, und er hat es erleben müssen, daß fofort, wie mir schien, eine große Majorität antwortete: nein! Jch weiß nit, ob ih mi getäuscht habe. Lassen Sie mich einmal ein Weniges die Fälle durch- gehen, wie eine Reichsbank gebildet werden könnte. Da kennen wir Ja De Ansichten des geehrten Herrn Vorredners, er folgt ganz den

shauungen, die man in Frankrei, dem centralifirtesten aller Staaten, gewonnen hat, er {wärmt für die Monopolbank. Er will, wenn nicht gleich, dann doch efwas später, sämmtlihe Banken in Deutschland unterdrücken früher oder später und will die Herr- schaft einer einzigen Monopolbank, Jch möchte bitten, sih einmal u vergegenwärtigen, was unsere verbündeten Regierungen uns für Blerttrbitngen gemacht haben würden, wenn etwa die preußische Regierung mit dem Vorschlage gekommen wäre, wir wollen in allen euren Staaten die vorhandenen Banken unterdrücken, vielleiht mit, vielleiht ohne Entschädigung, und wir wollen an deren Stelle ein einziges in Berlin begründetes Bankinstitut stellen.

Meine Herren! Ob dégenwürlig die Strömung nah einer solchen Richtung so stark is, um Reichstag uud verbündete Regierungen zu einem derartigen Ausspruch zu bringen, ih weiß es nit, das nur weiß ich: wir hatten einen Staat in unserem gemeinschaftlichen Vater- lande, der eine Monopolbank besaß. Dieser Staat war Preußen. Bis zum Jahre 1848 hat es in Preußen —-wenn ih von der klei- nen ritterschaftlihen Privatbank in Pommern absehe, die bekanntli im Jahre 1824 gegründet wurde nur eine Monopolbank gegeben. Zu jener Zeit, meine Herren, war es die liberale Partei, die unaus- geseßt darauf drängte: wie kann man unter einer folhen Monopol- bank. bestehen? Man wußte nicht genugsam über die Geschäfts- führung zu klagen; ich glaube mit Unrecht aber die Thatsache ift unzweifelhaft, man wußte nicht genug über die Geschäftsführung die- Fe- Monopolbank zu klagen, und man glaubte, das Heil und die Er- rettung davon in der Schaffung von Privatbanken zu finden. Meine Herreu! Wer Mitglied des preußischen Landtages gewesen ist, wie ih es bald in dem einen, beld in dem anderen Hause gewesen bin, der wird wobl in frischer Erinnerung den Antrag Harkort haben, den wir Jahr für Jahr wiederum erscheinen sahen, und der gegen die¡Monopol- bank von der Regierung das Zugeständniß einer weiteren Entwickelung der Privatbanken verlangte. Ist man nun hente in dieser Hinsicht ganz andern Sinncs, wünscht man heute die Monopolbank, fo will ih mi hier an dieser Stelle wo ih mich nicht in der glücklichen freien Lage eines Mitgliedes des Reichstages befinde, wo ih darauf Bedacht nehmen muß, daß meine persönliche Meinung vielleicht nicht mit der Ansicht, die aus staatspolitischeu Interessen zu nehmen ift, zusammenfallen könnte einer Erörterung der theoretischen Vorzüge oder Nachtheile einer solchen Einrichtung enthalten. Daß eine solche Einrichtung ja viele Lichtseiten hat, die namentli dem geshäftstreibenden Publikum am meisten in die Augen fallen, das ist ja unbestreitbar; daß sie auch Schattenseiten hat, wird, denke ich, zuleßt Niemand in dieser Hohen Versammlung verkennen. Ich enthalte mich aber eines persönlichen Urtheils über diefe Frage. Ich will nur das aussprehen: wenn es in den Wün- cen, in den übereinstimmenden Wünschen der deutschen Regierungen und des Reichêtags liegen follte, in Deutschland, unter Unterdrückung aller Privatbanken eine Monopolbank zu gründen, dann liegt jeden- falls in dem Verhältniß des preußischen Staates am wenigsten ein Hinderungsgrund.

Denn, meine Herren, in dem preußischen Staate haben wir ja in der That in den altländishen Provinzen bis jeßt das Bankwesen in sehr engen Grenzen gehalten. Sehen Sie ein- mal das Verzeichniß über dié Vertheilung der mit 1 Prozent zu besteuernden ungedeckten Notenauêëgabe an, Sie werden dann finden, daß für die ganze preußishe Rheinprovinz die Cölner Privatbank allein auf 1,250,676 Mark geseßt werden soll, daß dieser Provinz, die nah der Bevölkerung doppelt so groß wie das Großherzogthum Baden, an industrieller Entwickelung ihm, ih will wenig sagen doch nicht nahsteht, dieser Provinz gegenüber dann auf die Badische Bank entfallen follen 12,240,426 Mark auf Grund der Ausdehnung, die in ganz kurzer Frist der Notenumlauf dieser Bank hat nehmen können, einUmfang, der bei der preußischen Provinzialbank in Cöln ausges{lossen war; ähnli in Breélau, der ‘pie Pi gpe Schlesiens, dieser blühenden Provinz, die das Königreich

achsen an Bevölkerung übertrifft, weil eben die bestehende Geseßz- gebung die Entwicklung der Privatbanken gehemmt hat. Wenn nun dazu übergegangen werden sollte, ein Monopolsystem einzuführen, so würde die Unterdrückung dieser Privatbanken in den altländisheu Pro- vinzen nicht allzu große Schmerzen verursachen. Wir würden eine wesentliche Schwierigkeit haben in Bezug auf die Bankanstalt in Frankfurt a. M. Indessen das Privilegium dieser Bankanstalt läuft mit dem Jahre 1879 ab. Wir haben eine andere Bank, die ein viel längeres Pri- vilegium hat; das ist die Bank in Homburg vor der Höhe.

Nun, ih glaube, mit der würden wir auch noch fertig werden, und wir würden also Schwierigkeiten eigentlich nur mit der Bank in Hannover haben. Stellen Sie aber einmal dieselbe Zumuthung an das Königreih Sachsen! Nehmen Sie einmal an, daß dem König- rei Sachsen zugemuthet würde, seine Banken zu unterdrücken; glau- ben Sie, daß Sie da auf eine begeisterte Aufnahme rechnen dürfen ? Ich glaube es nicht,

Nun, meine Herren, mit der Monopolbank, glaube ich, ficht es zur Zeit noch ziemlich mißlich aus. JIch glaube, daß, wenn die Frage der Monopolbank an das Haus gerichtet wird, die anscheinend große Majorität für die Reichsbank sofort zusammenschwinden würde zu einer Minorität, Das ift indessen niht die einzige Form, in der eine sogenannte Reichsbank gegründet werden kann. Nur, meine Herrén, vergegenwärtigen Sie sich das: sobald Sie die Reichs-Mono- polbank aufgeben, dani hat Alles, was über die einheitlichen Noten gesagt ist, ein Ende. Dann haben Sie eine Vielheit von Noten, eine etwas größere oder geringere Vielheit von Noten; Sie haben aber eine Vielheiït von Noten! Welchen Zweck können nun ich bitte, meine Aeußcrungen nicht so aufzufassen, als ob ih gegen Alles, was in der Form geschehen könnte, von vorn herein eingenommen wäre; aber ich wünsche, und ich bin genöthigt, mich bei dieser Gele- genheit etwas eina- end zu äußern, ich wünsche zu erörtern: was wäre nun der andere Zweck, den mau wesentlich ins Auge zu fassen

hätte? Das wäre, eine sogenannté Centralbank zu errihten. Nun, meine Herren, will ih“ nit leugnen, daß in Bezug auf diesen Punkt ih durchaus nit in Abrede stelle, daß der Geseßentwurf die Attri- butionen einer‘ Centralbank noch ausdehnen könnte, daß ich aber im Uebrigen in Bezug auf diesen Punkt etwas keßerischer Ansicht bin. Ich bin nämlich der Ansicht, daß wir die Centralbank nicht erst zu errihten brauchen, sondern, daß wir die Centralvank haben, und das so gut, wie die Bank von England, die noch heute Bank von Eng- land heißt und neben der noch heute die irischen und die s{ottischen und die englischen Privatbanken bestehen, daß, so gut wie diese Bank nichts Wesent!liches gewinn-n würde, wenn man ihr einen anderen Titel gäbe, so wird, vorbehaltlich einiger Attributionen, deren ich schon gedacht habe, auch die Preußische Bank in der Hauptsache feine neue Kraft gewinnt gegenüber dem Zustand, wo sie in die sogenannte Centralbank umgewandelt wird. Was gefagt worden if in Bezug auf die Durchführung der Münz- refcrm, das föônrte von Bedeutung werden, meine Herren, wenn wir zur Monopolbank übergehen, wenn es sich im ganzen Deutschen Reiche nur um Filialanstalten dieser Centralbank handelte, wenn jede dieser Filialanstalten nah dem Willen des über ihnen stehenden In- stituts zu verfahren hätte, weun sie in Bezug auf die Beschaffung des Baarbestandes u. f. w. u. \. w. sich nach den Anordnungen des vor- gesetzten Centralinstituts zu richten haben. Sobald Sie dagegen neben dem Centralinstitut unabhängige Banken haben mit selbständigen Interessen, dann kann es sich für das Centralinstitut um keinen recht- lichen, sondern nur um einen thatsächlihen Einfluß handeln; ünd meine Herren, diesen thatsächlichen Einfluß hat, wenn sie geschickt ge- leitet wird, die Preußische Bank {on heute. Es- werden ja wohl Manéehe von Ihnen die Telegramme lesen. Ist es Ihnen niemals aufgefallen, daß, wenn die Pceußishe Bank am Morgen den Diskont erhöht, noch an demselben Tage ein Telegramm die Nachricht bringt: in Leipzig ist er au erhöht? Diese Macht, die eine Centralbank hat, besteht schon heute; sie kann erweitert werden, aber in der Hauptsache nnd in der Frage, die wir hier bei der Münzpolitik ins Auge zu fassen haben, wird si unter Beibehaltung der unabhängigen Banken die rechtliche Macht der Centralbank nicht erweitern, vielmehr kommt es auf die richtige Uebung der son jeßt vorhandenen thatjächlichen Macht an.

Nun, meine Herren, es giebt auch noch einen anderen Grund, aus welchem man die Reichsbank wünschen kann und noch viele andere Gründe; die würden dahin führen können, daß ein gemeinschaftlihes Institut geschaffen werde, daß dieses Institut Noten ausgäbe, die einen Einfluß in ganz Deutschland exlangten; es würde auch erleich- tert werden, daß dieses Justitut vorhandene Banken lahm legen könnte. So ganz hat der Ihnen vorgelegte Entwurf die Möglichkeit einer Erweite- rung der bestehenden Macht nicht in dem Maße auégeshlofsen, wie wohl angenommen wird, Sie werden ja die Bestimmung nicht übersehen haben, daß auf Antrag jeder Regierang eine Filiale ercihtet werden kann, Wenn man sich in den verschiedenen Staaten so sehr danach sehnt, die Preußische Bank ihren wohlthätigen Einfluß dorthin verbreiten zu sehen, ei, meine Herren, was steht denn im Wege, daß auf die Errichtung von Filialen angetragen wird? und wenn Hr. Bamberger uns eine große Darlegung gemacht hat über den Partikularismus, den wir begünstigen, indem wir für Bayern diese besonderen Beftim- mungen getroffen haben, nun, meine Herren, ih frage Sie, wenn es in den Wünschen der bayerischen Regierung liegt und der Herr Vorredner kennt fie ja anscheinend viel genauer wie ih —, wenn man in Bayern die Reichsbank gewünscht hat und die Betheiligung an der Preußischen Bank, ei, würde es denn so {wer sein, daß die bayerische Regierung sich mit der Preußishen Vank in Verbindung seßt, auf die Errichtung von Filialen hinwirkt und mit der Preußischen Bank ein billiges Abkommen trifft? Sie scheinen das weniger zu wünschen; ih meinerseits habe au ar kein Verlangen, daß dieser Weg eingeschlagen wird, aber ich habe doch darauf hin- deuten wollen, daß man dem Geseßentwurfe vielleiht viele Mängel vorwirft, die sich bei genauerer Betrachtung nicht herausstellen werden.

__ Nun aber, meine Herren, um zum Ende zu kommen, so kann ja die Frage entstehen: wollen wir unter dea gegenwärtigen Verhältnissen auf eine Umwandlung der Preußishen Vank alle Herren find ja darin einverstanden, daß nur von der die Rede sein könnte eingehen oder nicht? Nun, meine Herren, bin ih der Ansicht, daß wenn der übereinstimmende Wunsch der verbündeten Regierungen und der Ma- jorität des Reichstages dahin ginge, eine solhe Einrichtung zu treffen, dieser Einrichtung von Seiten Preußens, sobald seine Rechte gebührend geachtet und anerkannt werden, undzwar ledigli die billigen Rechte, ein Widerspruch nicht entg-egenzuseßen wäre, Jch halte mich aber verpflichtet, darauf hinzuweisen, daß die Verhältnisse keines- falls so einfach liegen, wie dies mehrfach geglaubt wird, ich halte mich verpflichtet, darauf hinzuweisen, daß die ganze Basis der Verhandlungen eine wesentlih andere sein wird, . je nachdem das Prinzip der fogenanten indirekten Kontingentirung angenommen wird oder nicht. Meine Herren! Wenn die Presse sich hat bestimmen lassen, in Broschüren und in Zeitungen an einén kleinlichen Fiskalis- mus von meiner Seite zu glauben, dann, dâchte ih, würden Sie wenigstens nah den Erfahrungen, die Sie mit mir gemacht haben, mir doch zugestehen, daß, wenn ich wenig verstehe, ih doch einiger- maßen zu rechnen verstehe, und wenn Sie nun untersuchen wollen: wo wird das finanzielle Jnteresse der preußishen Staatskasse zunächst am meisten verlegt? dann ist es, meine Herren, durch die Kontin- gentirung. Durch die Kontingentirung wird der Geschäftsthätigkeit der Preußischen Bank eine Schranke gezogen, die ihr bisher nicht gezegen war, und die Gewinne, welche die Preußishe Bank bisher zu erzielen ver- mocht hat, die werden unter Annahme dieser Bestimmung si wesent- lih verringern. Bin ih deshalb dagegen aufgetreten, eine solche Be- stimmung zu treffen? Nein. Es handelt sich hier um eine Anordnung im öffentlichen Interesse, und es ist mir nie in den Sinn gekommen, einer Anordnung im gemeinsamen öffentliGen Interesse blos aus finanziellen (Gründen ein Hinderniß in den Weg zu legen. Für mi war die Adoptirung der Kontingentirungsmaßregel um so s{chwieriger, als-ich mich wenigstens niht darüber täushe, daß der Widersvruch gegen den vorgelegten Bankgeseßentwurf wesentlich in der Kontingen- tirungsmaßregel jeinen Siß hat; nicht bei Jhnen, meine Herren, Sie vertreten hier die Interessen aus allen Kreisen der Gesellschaft, Sie wissen, daß bei der Bankfragenicht lediglich und allein das Interesse des Handels ins Auge zu fassen ist; Sie wissen, daß Verirrungen auf diefem Gebiete sich fühlbar machen in allen Richtungen des Verkehrswesens, für die Landwirthschaft, für Alle. Was aber die Handelswelt betrifft, so knüpfen fih deren Besorgnisse ganz überwiegend an die Kontingen- tirungsmaßregel, und es ift erst in der in Zeit gelungen, daß diese Besorgnisse fich einigermaßen haben beschwichtigen lassen, wie ih glaube hauptsächlih deshalb, weil man ein anderes Feldgeschrei er- mittelt hat: die Reichsbank, und weil man hofft, daß die Reichsbank nicht zu Stande kommt. Die Beziehungen Preußens, die legen, wie ih bereits erflärt habe, unüberfteigbare O indérnile wie ih glaube, nicht in den Weg, aber, meine Herren, {were Hindernisse do und Lis die nicht sofort zu überwinden wären, allerdings. Lassen Sie mich Ihnen auf einen Augenbli das Verhältniß klar zu machen suchen, was hinsichtlich der Preußischen Bank besteht.

Meine Herren, die Preußishe Bank war ein auss{ließlihes Staatsinstitut; fie hat seit einer Reihe von Jahren für eine begrenzte Zeitdauer Privatkapital \sich an ihren Unternehmungen betheiligen lassen. Der Staat besaß im Jahre 1870 die Befugniß, den Bank- antheilseignern den Vertrag zu kündigen, und hätte der Staat von dieser Befugniß damals Gebrauch gemacht, und wäre es ihm nicht gelungen, mit den Bankantheilscignern ein neues für den Staat vor- theilhafteres Abkommen zu treffen, dann wäre er genöthigt gewesen, den Bankantheilseignern 115 Prozent ihres eingezahlten Kapitals da das Kapital 20 Millionen beträgt, so betragen 115 Prozent 23 Millionen Thaler, herauszuzahlen, dann war der Anspruch der Bankantheilseigner erledigt, Freilich nicht in der angenehmsften Weise, und der Staat war Alleinherrs{cher. Der preußisce Staat hat fih bewogen gefunden, obschon man die mit den Bankantheils- eignern abgeschlossenen Bedingungen niht mehr für entsprechend hielt, damals von seinem Kündigungsrechte keinen Gebrauch zu machen, wir haben vielmehr zu dem Auskunftsmittel gegriffen, was uns F. 4

des Gesetzes vom 27. März 1870 geboten Hat, daß wir. nämli daz uns für das Jahr 1870 zustehende Kündigungsrecht von Jahr zy Jahr haben übertragen laffen. Dex preußische Staat ift gegenwärtig in der Lage, in jedem Jahre, wo ihm das zweckmäßig erscheint, iden Bankantheilseignern zu kündigen und sie aus dem Besiß zu seßen, Daß dieses Recht des p Ee Staates ein überaus werthvollez ist, das ist ja für jeden Geshäftskundigen sofort klar. Wir haben cinmal in früheren Jahren mit einer Eisenbahngesellschaft einen Vertrag geschlossen, wonach wir das Amortisationsrecht der Aktien al pari uns abkaufen R man hat uns dafür 13 Millicnen Thaler gezahlt. Jch weiß nun sehr wohl, daß hier ein gleiches Recht nicht vorliegt, daß es sich hier ja nur auf eine Verzichtleiftung auf das Kündigungsrecht für eine bestimmte Reihe von Jahren handelt. Aber, meine Herren, daß es für die Bankantheilseigner ein nicht gering an zushlagender Vortheil wäre, wenn man sich dieses Rechtes begäbe, das wird Jhnen sofort einleuhten, wenn Sie den Courszettel an- sehen und wenn Sie finden, daß, sofern die preußische Regierung unter den jeßt vorliegenden Verhältnissen zu dieser Kündigung schritte, das Eigenthum der Bankantheilseigner sih um 13 Millionen Thaler ver: mindern würde.

Der preußishe Staat steht ferner mit der Bank in Beziehungen, die hier ja im Frühjahr bis zum Ueberdruß erörtert werden mußten, in Beziehungen, die angeknüpft worden find, als wir der Bonk daz Recht der unbeschränkten Notenausgabe verliehen haben. Der preußi- sche Staat bezieht ferner durch den vorbehaltenen Gewinnantheil eine Einnahme, von der ich mit Sicherheit erwarte, daß fie fi unter allen Umständen, wenn dieser Bankzeseßentwurf angenommen wird, ansehn- lih verringern wird, von der aber immerhin auch anzunehmen ift, daß sie sehr ins Gewicht falle. Und nun, meine Herren, sollte ein Vor- schlag gemacht werden, der ohne alle Rücksicht darauf, daß in anderen Staaten des Deutschen Reiches die Notenausgabe in ganz anderem Umfange hat ausgenußt werden können als in Preußen, ohne alle Rücksicht darauf, daß also, wie ich es vorhin beispielsweise angeführt habe, die preußische Rheinprovinz durch die bestehende Gefeßgebung verurtheilt ist, so unendlich weit hinter dem Großherzogthum Baden zurüzustechen, wenn sich um einen Vorschlag handeln sollte, der alle diese Verhältnisse unberücksichtigt ließe, dann würde ich allerdings, so lange ich die Verantwortlichkeit für die preußischen Finanzinteressen zu tragen habe, einem solchen Vorshlage niht zustimmen können, das erkläre ih ganz ofen. Wenn es sich aber um Vorschläge handelt, die das Verhältniß nach Recht und úoch mehr nah Billigkeit zu ordnen suchen, dann bin ich der Ansicht, daß reien unter keinen Umstän- den irgend wie übertriebene Anforderungen zu erheben hätte, sondern nur das, was den realen Verhältnifsen entspricht, für sich in Anspruß zu nehmen hâtte.

Aber, meine Herren, wenn ih nun {ließen darf, so sage ih,

thun Sie Eines: versammeln Sie- nicht eine Majorität um einen |

Namen; versammeln Sie eine Majorität um eine Sache.

Die vorstehenden sowie diejenigen Reden, welche Seitens der Bundes-Bevollmächtigten bezw. Kommissarien etwa über den Bank- geseß - Entwurf noch werden gehalten werden , erscheinen demnächst als Separatabdruck und find durch Carl Heymanns Verlag (Königgräßterstraße 109 hierselbst SW.) zu beziehen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Separatabdruck aus den Annalen des Deutschen Reis: „Matrikularbeiträge oder Reihs-Einkommensteuer? Bericht über die Eisenacher Versammlung am 11. Oktober 1874 ist ad im Verlage von G. Hirth soeben in 2. Ausgabe er-

ienen.

Vie Berthold Auerbach in der „Allg. Ztg." mittheilt, rühren die volksthümlihen Singweisen zu Eichendorffs „Jn einem fühlen Grunde 2c.*, zum schweizer Heimweh : „Herz, mein Herz, warum so traurig ?* und zu „Bertrands Abschied“ von Friedrich Glück her, der am 23. September 1793 zu Oberensingen im- obern Nedckarthale geboren, von 1825—1839 Garnifonspfarrer auf dem Hohenasperg ge- wesen, dann nah dem Dorfe Shornbach im württembergishen Rems- thal als Landpastor verseßt worden und dort am 1. Oktober 1840 gestorben ift.

Der bekannte Gelehrte und Politiker Professor Blunts {li hat soeben unter dem Titel: Deutsche Staatslehre für Ge- bildete ‘in der C. l erscheinen lassen, dessen Bestimmung er selbst in folgenden Worten ausdrückt: „Ich habe mir als Leser den weiten Kreis von Männern gedacht, welche bei den öffentlichen Angelegenheiteu persönlich mitwirken und ein Bedürfniß empfinden, die Natur und die Aufgaben des Staates näher kennen zu lernen und ihre ftaatlißen Rechte und Pflichten mit klarem Bewußtsein auszuüben. Das Buch foll dazu bei- tragen, die politische Bildung des deutschen Bolkes zu klären und zu fördern. Später als die Engländer und Franzosen ist das deutsche Volk zu der Gründung eines nationalen und freien Staates gelangt. Aber wie unsere klafsishe Literatur und die deutsche Wissenschaft so hohe Gipfel erstiegen haben, daß wir von da aus die früher erreichten

Höhen der englischen und französishen Literatur und Wissenschaft |

bequem überschauen, so hat auch das politishe Leben des deutschen Volkes feit der Gründung des Deutschen Reiches cinen so stolzen und fühnen Aufschwung genommen, daß wir keine Ursache mehr haben, irgend ein auderes Volk, sei es zu beneiden, sei es zu fürchten, und eine unermeßliche und herrliche Aussicht in die Zukunft ih uns er öffnet. Die Ausbreitung der politischen Rechte und Freiheiten auf alle Volksklassen bedeutet aber zugleich die Ausbreitung der öffentlichen Pflichten über Jedermann. Mit dem Wachsthum der polischen Mat ist zuglei eine nothwendige Steigerung der politischen Aufgaben und eine energishere Anspannung der moralischen Kräfte verbunden.“ Jn musterhaft flarer Form giebt der Verfasser in dem 1. Theil, betitelt: Allgemeine Staatslehre, die Grundlagen, nämlich eine Darstellung der Natur und Beftimmung des Staats, von Volk und Land, von den Staatsformen, den öffentlihen Gewalten und ihren Funktionen und von Staat und Kirche. Der 2. Theil, der das deutsche Staat*- recht zum Gegenstande hat, gewährt zunächst einen interessanten g& \chichtlichen Ueberblick und verbreitet sich dann über die Landesver- fassungen, die Reichsverfassung Und die deutshen Grundrechte und Pflichten. Im leßten Abschnitt werden die nit deutschen, europäischen und außereuropüischen Staaten besprochen.

Dem Sonntagsblatt der „Weim. Ztg." {reibt Hr. A. von Uexküll aus Coburg Folgendes: Es ist über den Rennsteig 1m Thüringer Walde, über dessen Bedeutung und Entstehung bereits viel geschrieben worden; ein neueres Licht auf die Rolle, die derselbe einst in uralten, vorhistorishen Zeiten gespielt hat, wirft vielleicht die Auffindung zahlloser Gräber in einem Theil wenigstens des von ihm durchzogenen Landes. Einsender dieses hat deren Vorkomuen konstatiren können in den meiningishen s Siegmundsburg und Sacsendorf, sowie in dem zu Rudolstadt gebörigen Bezirk Scheibe. Dort liegen dieselben dicht gedrängt sowohl unmittelbar zu beiden Seiten des Rennsteigs, als auch auf den anstoßende® Berglehnen und Kuppen, wie namentlich auf dem zum Theil von einem uralten Wall gekrönten Bleßberge und dessen Vorbergen, ebenso auf dem sogenannten Schweinsberge bei Friedrihshöhe. Die Gräber sind in den genannten Bezirken fast überall so zahlreich- vorhanden, daß: man von einzelnen Todtenfeldern kaum sprechen kaun ; das ganze Land dort erscheint vielmehr wie ein einziges gewaltiges Gräberfeld. ViE€ zu vielen Tausenden vorhandenen Gräber sind höchst einfaher Kou struktion, meist 3—4 Meter lang bei ziemlich 2 Meter Breite und 50—70 Gentim. Höhe; doch giebt es auch welche, die über dieses Maß hinausgehen. Eigenthümlich ist, daß neben jedem dieser Hügel

noch die Vertiefung sichtbar ist, aus der die Erde zu demselben ent- :

nommen worden ist, Die bisher aufgedeckten Gräber enthielten blo viel Aschenerde und Kohlen ; Beigaben sind in denselben nicht gefunden worden, doch werden solche bei genauerem und fortgeseßtem Dur suchen gewiß entdeckt werden. Interessant wäre, zu erfahren, ob au andere Theile des Rennsteigs solche Todtenfelder in unmittelbarer

ähe aufweisen, Coburg, 30, Sept, ; T Zweite Beilagt

H. Beckschen Buchhandlung in Nördlingen |

A 270.

Zweite Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 17. November

K a nserate für den Deutschen Reichs- u. Kgl. Preuß. Staats-Anzeiger, das Central-Handelsregister und das Postblait nimmt an: die Inseraten-Expedition

1. Steckbriefe und Untersuhung#-Sa&en.

des Deutschen Reihs- Anzeigers 2u6 Äönigli 4. Subhafiationn; AcserdeS, VoclaGingey

Preußischen Staats-Anzeigers: Berlin, 8. W. Wilhelm-Straße Nr. #2.

u. dergl. A 3. Verkäufe, Verpa&tungen, Submisfionen 1. á. Verloosung, Amertisation, Zinszahlung u. st. 1,

Æ

vou éfentlicen Papieren.

Deffentlicher Anzeiger.

S TÆ,

Inserate nehmen an: die autorisirte Annoncen-Expedition von Rudolf Mosse in Berlin, Breslau, Chemniß,

| i L Cóln, Dresden, Dortmund, Frankfurt a.M., Hallea S., 5, InduftrielleStablifsements, Fabriken u Großhandel. Hamburg, Leipzig, München, Nürnberg, Prag, Sitraß-

8. Verschiedene Bekanntmachungen.

7. Literarische Anzetgen.

8. Familien-RKaGriEten.

2. Central-Handel8-NRegister (eins{chl. Koxkurse).

urg i. E., Stuttgart, Wien, Zürich und deren Agenten, L i0mne alle übrigen größeren Annoucen-Bureaus,

Erscheint in separater Beilage.

Vacanuzen- Liste

der bei den Behörden in den Provinzen Brandenburg und Pommern durch Militär- Anwärter zu beseßenden Stellen.

Ne. 7

Berlin, den 17. November 1874,

Die Vacanzen-Listen werden den Truppentheilen des Garde-, IT. und IIL. Armee-Corps mit- getheilt und liegen sowohl in den hiesigen wie auswärtigen Bureaus der Annoncen-Expeditionen des JIn- validen-Danks, von Rudolf Mosse und Haasenstiein u. Vogler zur unentgeltlichen Einsicht aus; auch sind dieselben zu dem Preise von 1 Sgr. pro Stück bei der Expedition des Deutschen Reichs-Anzeigers, Berlin, 8. W., Wilhelmstraße 32, (nah außerhalb gegen Einsendung von 17 Sgr. in Briefmarken) zu haben.

(Die Liste enthält der Reihe nach folgende Mittheilungen: Y Ort und Behörde, bei welcher die Stelle vacant ist. 2) Nähere Bezeichnung der Stelle. 8) Einkommen der Stelle. 4) Ob die Anstellung auf Lebenszeit oder auf Kündigung erfolgt. S) Betrag der zu stellenden Kaution und ob dieselbe dur

Gehaltsabzug gedeckt werden fann.

6) Ob Ausficht auf Verbesserung vorhanden ift.

7) Ansprüche,

welche an die Bewerber gestellt werden. 8) Wohin die Bewerbungen einzureichen find. 9) Bemerkungen.)

Provinz Brandenburg.

1) Alt-Ruppia, Magistrat, 2) Nachtwächter und Laternenanzünder, 3) 60 Thlr., 4) auf Lebens- zeit, 5) keine, 6) wenig, 7) gesunder, kräftiger Körper und Nüchternheit, 8) Magistrat Alt- Ruppin, 9) möglichst zum 1. Januar k. Js. zu beseßen. i

1) Berlin, Proviantamt, 2) Maschinen- Aufseher, 3) 300 Thlr. Gehalt und nah zurückgelegtem 6 monatlichen Probedienst und erfolgter Anstellung 80 Thlr. Wohnungsgeldzushuß, 4) auf 3 menatlihe Kündigung, 5) feine, 6) bis zu 400 Thlr., 7) kräftige Gesundheit und mit der Führung eines Dampfkessels E Vertrautheit, 8) Proviantamt Berlin.

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1) Berlin, Proviantamt, 2) Magazin

tachtwächter, 3) 250 Thlr. Gehalt und nah zurückgelegtem

6 monatlihcn Probedienst und erfolgter Anstellung 80 Thlr. Wohnungsgeldzushuß, 4) auf 3 monatliche Kündigung, 5) keine, 6) nein, 7) kräftige Gesundheit, 8) Proviantamt Berlin. _ 1) Werlinm, Post-Zeitungsamt, 2) Postschaffner, 3) 300 Thlr. Gehalt, 80 Thlr. Wohnungsgeldzuschuß, 4) auf 4wöchentlihe Kündigung, 5) keine, 6) ja, 7) körperliche Rüstigkeit, 8) Post-Zeitungsamt

in Berlin.

1) Berlin, Geseßsammlungs-Debits-Comtoir, 2) Postschaffner, 3) 300 Thlr. Gehalt, 80 Thlr. Woh- nungsgeldzuschuß, 4) auf 4wöchentliche Kündigung, 5) keine, 6) ja, 7) körperliche Rüsftigkeit, 8) Geseßsammlungs-Debits Comtoir in Berlin. : i :

1) Forst, Magistrat, 2) zwei Polizei-Sergeanten, 3) 300 Thlr., 4) auf Lebenézeit nah sechsmonat- lichem Probedienst, 5) keine, 6) nein, 7) —, 8) Magistrat Forst. ; S 4

1) Forst, Magistrat, 2) zwei Nachlwächter, 3) 120 Thlr., 4)- auf dreimonatliche Kündigung, 5) keine,

6) nein, 7) —, 8) Magistrat Forst.

1) Freienwalde a. O., Kreisausschuß des Kreises Ober - Barnim, 2) Kreisaus\{uß - Sekretär, 3) 700 Thlr., 4) auf Lebenszeit nah mindestens dreimonatlichem Probedienst, 9) keine, 6) nein, 7) Kenntniß der geseßlih:n Bestimmungen und des Geschäftsganges, fowie Gewandtheit im Protokolliren, 8) Kreisausshuß des Kreises Ober-Barnim zu Freienwalde a. O.

1) Linderode, ‘Vost-Erpedition, 2) Landbriefträger, 3) 150 Thlr. Gehalt und 20 Thlr. Wohnungs- geldzushuß jährli, 4) auf Kündigung, 5) 100 Thlr. fann auch durch Abzüge gebildet werden, 6) ja, 7) Lesen, Schreiben, Rechnen, 8) Kaiserliche Ober-Post-Direktion in Frankfurt a. O.

1) Neustadt-Eberswalde, Magistrat, 2) Registrator, 3) 300 Thlr., 4) auf Lebenszeit nach sechsmonatlichem Probedienst, 5) keine, 6) nein, 7) muß im Kommunal- und Polizei-Verwal-

tungédienst routinirt und bereits in einer gleichen Stellung thätig gewesen, auch körperlich gesund

sein, 8) Magistrat Neustadt-Eberswalde.

1) Potsdam, Magistrat, 2) Auffeher in der Armen- und Arbeitsanftalt, 3) 280 Thlr. oder 840 Mark Gehalt, 4) auf dreimonatlihe Kündigung, 5) keine, 6) ja, 7) besondere Energie, 8) Ma-

gistrat Potsdam.

1) Strausberg, Inspektion des Landarmenhauses, 2) Lazarethwärter bei den Detinirten, 3) vom 1. Januar 1875 ab ca. 247 Thlr., 4) auf dreimonatlihe Kündigung, 59) keine, 6) nein, 7) un- verheirathet, im Schreiben geübt, 8) Inspektion des Landarmenhauses Strausberg.

1) Strausberg, Jnspektion des Landarmenhauses, 2) Lazarethwärter bei den Schulknaben, 3) vom 1. Januar 1875 ab 184 Thlr. 27 Sgr. 2 Pf, 4) auf dreimonatliche Kündigung, 9) feine, 6) nein, 7) unverheirathet, im Schreiben geübt, 8) Inspektion des Landarmenhauses Strausberg.

Provinz Pommern.

1) Buddenhagen, Posterpedition, 2) Landbriefträger, 3) 150 Thlr. und 20 Thlr. Wohnungsgeld- zushuß, 4) auf 4 Wochen Kündigung, 5) 100 Thlr. event. Gehaltsabzüge, 6) ja, 7) Befä- higung zur Bestellung von Postsendungen und körperlihe Ausdauer, 8) Ober-Postdirektion

in Stettin.

Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen,

Steckbrief. Gegen den unten näher bezeihneten Buchhändler Otto Spilling ist die gerichtliche Haft wegen wiederholter Untershlagung in den Akten c/a. Spilling 8. 357. 73. V. aus §§. 246. 247 und 74 des Sirafgeseßbuches beschlossen worden. Die Ver- haftung hat nicht ausgeführt werden können. Es wird ersucht, auf den 2c. Spilling zu vigiliren, 1m Betretungsfalle festzunehmen und mit allen bei ihm sich vorfindenden Gegenständen und Geldern mittelst Transports an die Königliche Stadtvoigtei-Direktion hierselbst abzuliefern. Berlin, den 6. November 1874. - Königliches Stadtgericht, Abtheilung für Untersuchungssachen. Deputation V. für Verbrechen und Vergehen. Beschreibung. Alter: 34 Jahre. Geburtsort: Cassel am 17. Dezember 1839. Größe: 165 Gentimeter. Haare: braun. Augen: braun. Augenbrauen : braun. Bart: blond. Nase: kurz, stumpf Mund: gewöhnli. Gesichtêbildung: ovale. Gesichtsfarbe :-gesund. Zähne: vorne gesund. Sprache: deutsche. Besondere Kennzeichen: auf der rechten Wange einen erbsengroßen Leberfleck, am linken Augenwinkel eine erbsengroße, vertiefte Narbe.

Steckbrief. Gegen den unten näher bezeichneten ehemaligen Unteroffizier des 1. Garde-Ulanen-Regi- ments, Tischlergesellen Friedrich Wilhelm Wendt von hier ist die gerichtliche Haft wegen wiederholter Urkundenfälshung, wiederholten Be- trugs, Diebstahls und Unterschlagung bes{!lossen worden. Es wird ersucht, auf den 2c. Wendt zu achten, ihn im Betretungéfalle festzunehmen und mit allen bei ibm sich vorfindenden Gegenständen und Geldern mittelst Transporis an unjere Ge- fängniß-Inspektion abzuliefern. Potsdam, den 13. November 1874. Königliches Kreisgericht. Abthei- lung 1. Signalement, Der 2c. Wendt is 33 Jahr alt, am 12, September 1849 in Pasewalk geboren, ist mittlerer Größe, hat blondes Haar und hat ein gutes Aeußere.

Der hinter den Malergehülfen Carl Müller am 16. August 1873 erlassene Steckbrief ist er- ledigt. Alt-Laudsberg, den 9. November 1874.

Königliche Kreisgerichts-Deputation.

Folgender von uns unter dem 24. August 1868 erlassener Steckbrief: Durch rechtskräftiges Erkennt- niß des unterzeichneten Königlichen Kreisgerichts vom 9. Juli dieses Jahres sind: 1) der Kandidat der Theologie Anton Herbrih aus Nahrten ; 2) der Jn- wohnersohn Johann Fricdrich Carl Obst aus Schlaube ; 3) der Knechtssohn Ernst Wilhelm Tschaepe aus Zapplau; 4) der Knechtssohn Carl Eduard Gustav Goldmann aus Jästersheim; 5) der Tagearbeiter Johann Carl Ernst Michel aus Juppendorf, wegen unerlaubten Verlassens der Königlichen Lande in der Absicht, sih dadurch dem Eintritt in das stehende Heer zu entziehen, ein Jeder zu einer Geldbuße von 50 Thlrn, i. c. Fünfzig Thalern, welcher im Unver- mögensfalle cine je einmonatlihe Gefängnißstrafe substituirt worden, verurthcilt worden. Es wird er- suht, von den Vorgenannten, deren gegenwärtiger Aufenthaltsort nicht bekannt is, im Betretungsfalle die Geldbuße von je 50 Thlr. event. exekutivish bei- zutreiben, im Unvermögensfalle aber die substituirte einmonatliche Gefängnißstrafe zu vollstrecken und uns davon Nachricht zu geben. Guhrau, 24. August 1868. Königliches Kreisgericht, Ferial - Abtheilung, wird nochmals in Erinnerung gevraht. Guhrau, den 9. November 1874. Königliches Kreisgericht. 1. Ab- theilung.

Ersuche um Auskunft über den Aufenthaltsort des

Schueidermeisters Ferdinand Kuhnhold von hier. Cassel, den 5. November 1874. | Der Staatsanwalt. Wilhelmi.

Subhastationen, Aufgebote, Vor- ladungen u. dergl.

[4285] Oeffentliche Vorladung.

Die Handlung G. Krämer zu Berlin, Bischof- straße 16, hat gegen den Herrn À. Wolff, zuleßt in Berlin, Leipzigerstraße 125 wohnhaft, die Klage auf Zahlung von 500 Thlr. nebst 6% Zinsen seit 25. Juni 1874, 4 Thlr. 7 Sgr. 6 Pf. Protestkosten 5 % eigene, und L % bezahlte fremde Provifion mit 3 Thlr. 10 Sgr. aus dem von dem 2c. Wolff am 25. März d. I. ausgestellten, von dem Freiherrn Friedrich von Otter- stedt acceptirten, am 25. Juni d. J. fällig gewesenen Wechsel über 500 Thlr. angestrengt.

1) Inowraclaw, Königliches Galzamt, 2) Kanzlift, 3) pro Arbeitêtag 20 Sgr-, 4) auf 4 Wochen Kündigung, 5) keine, 6) bis 25 Sgr. täglich, 7) gute fkorrekte Handschrift und Gewandtheit im Kopiren, 8) Königliches Salzamt zu Jnowraclaw. :

1) Stargard i. P., Postamt, 2) Landbriefträger, 3) 150 Thlr. und 20 Thlr. Wohnungsgeldzushuߧ, 4) auf 4 Wochen Kündigung, 5) 100 Thlr. event. Gehaltäabzüge, 6) ja, 7) Befähigung zur Bestellung von Postsendungen und körpe:rlihe Ausdauer, 8) Ober-Postdirektion in Stettin.

1) Putbus, Postverwaltung, 2) Landbriefträger, 3) 150 Thlr. und 20 Thlr. Wohnungsgeldzushuß, 4) auf 4 Wochen Kündigung, 5) 100 Thlr. event. Gehaltsabzüge, 6) ja, 7) Befähigung zur Bestellung von Postsendungen und körperlihe Auêdauer, 8) Ober-Postdirektion in Stettin.

1) Swinemünde. Magistrat, 2) Exekutor und Hülfs-Polizeibeamter, 3) 250 Thlr. jährli, fowie Mahn- und Exekutionsgebühren, 4) auf Lebenszeit, 5) 50 Thlr., 6) ja, 7) muß amtliche An-

zeigen f

elbständig verfasten und niederschreiben können, 8) Magistrat in Swinemünde.

1) Tantow, Post-Exrpedition, 2) Landbriefträger, 3) 150 Thlr. und 20 Thlr. Wohnungsgeldzushuß, 4) auf 4 Wochen Kündigung, 5) 100 Thlr. ev. Gehaltsabzüge, 6) ja, 7) Befähigung zur Be- stellung von Postsendungen und körperliche Ausdauer , 8) Ober-Postdirektion in Stettin

1) Züssow, Post-Expedition, 2) Landbriefträger, 3) 150 Thlr. und 20 Thlr. Wohnungsgeldzus{chuß, 4) auf 4 Wochen Kündigung, 5) 100 Thlr. ev. Gehaltsabzüge, 6) ja, 7) Befähigung zur Be- stellung von Postsendungen und körperlihe Ausdauer, 8) Ober-Postdirektion in Stettin.

Zusammenstellung ; j . der im Deutschen Reichs- und Königlich Preußinchen Staats-Anzeiger zur Beseßung angezeigten

gegenwärtig vatauten Stellen.

Bezeichnung der

vatantén Stellen. Kreis-Wundarzt des Kreises Tilsit . —. Kreis-Wundarzt der Stadt Frankfurt a. O. und Kreises Lebus .

Direktor an der Irrenanstalt und dem Landkrankenhause

zu Schweß .

Volontair-Arzt an der Land-Irrenanstalt zu Neustadt E.-W.

Kreis-Thierarzt des Kreises Fischhausen

Kreis-Thierarzt des Kreises Ragnit . . . Kreis-Thierarzt des Kreises Rosenberg W.-Pr.

Kreis-Thierarzt des Kreises Zauch-Belzig .

Kreis-Thierarzt der Kreif pa P, und Stralsund ¿

Kreis-Thierarzt des Kreiscs Neu Thierarzt 1, Klasse zu Drossen Apotheker zu Colbergermünde . aa, Parte U D Rektor und Nachmittags-Prediger zu Prausniß 2. Lehrer an der Mädchen-Mittelschule zu Drofsen . Rektor an der höheren Knabenschule zu Kelbra . Lehrer an der 1. Bürgerschule zu Zeiß .

zaus a. d. O.

Landbaumeister beim Bezirks-Präsidium des Unter-Elsaß

zu Straßburg i. E. . Bürgermeister zu Prißwalk .

Beigeordneter (2. Bürgermeister) zu ‘Neustadt-Magdeburg

Besold. Stadtrath zu Liegniß . . . .

des

Einkommen der Stelle jährlich.

300 Thlr. 200 Thr. 114./12.74| :

5400 Mark 25 freie Wohn. und Beheizung.| _ 150 Thlr., [27 | 200 Thlr. Rem. und freie | Station. | 2E und 100 Thir. Zuschuß. 300 Thlr. M S und 100 Thlr. Zuschuß. 4 9 7

200 Thlr. f Î 74

200 Thlr. /20./12.74

100 Thlr. Rem. | 74 74) ch

ca. 1000 Thlr. Pil: 4 700 Thlr. [20./11. 74 450 Thlr. E 600 Thlr. 1./12. 74. 600 Thlr. E

| 1500 Thlr. 2 TA | 1000 Thlr. 20./11. 74 | 1000 Thlr. ——

| 1400 Thlr. A2

| und 200 Thlr. Standesbe- ;

| amten-Remuneration.

Meldung S bis zum | S ch2

25/12. 74 26

Besold. Stadtrath und Polizeiverwalter zu Wandsbeck 1400 Thlr.

Stadthauptkassen-Rendant zu Spremberg . - . - Polizei-Sergeant zu Zeiß

Kommunal-Förster des Forstshuß-Bezirks Niederscheidweiler

Kommunal-Förster zu Manderscheid . 2 Nachtwächter zu Spandau

Polizeidiener, Feldhüter und Wegewärter zu Brotdorf .

Die Klage ift eingeleitet, und da der jeßige Auf- enthalt des A. Wolff unbekannt ist, so wird dieser hierdurch öffentlih aufgefordert, in dem zur Klage- beantwortung und weiteren mündlichen Verhandlung der Sache auf den 28. Ianuar 1875, Bormittags 10 Uhr, vor der unterzeichneten Gerichtsdeputation im Stadt- gerihtsgebäude, Jüdenstraße Nr. 59, Zimmer Nr. 67, anstehenden Termin pünktlich zu erscheinen, die Klage zu beantworten, etwaige Zeugen mit zur Stelle zu bringen, und Urkunden im Original einzureichen, indem auf spätere Einreden, welche auf Thatsachen beruhen, keine Rüsicht genommen werden kann.

Erscheint der Beklagte zur bestimmten Stunde nicht, so werden die in der Klage angeführten That- sahen und Urkunden auf den Antrag des Klägers in contumaciam für zugestanden und anerkannt er- achtet und was den Rechten nach daraus folgt, wird im Erkenntniß gegen den Beklagien ausgesprochen werden.

Berlin, den 19. September 1874.

Königliches Stadtgericht. : Abtheilung für Civilsachen. Peozeß-Deputation Il,

[5496] Froclama.

Die Inhaber des nachstehend bezeichneten augeb- lih verlorcuen Hypotheken-Inftrumeuts, sowie ihre Rechtsnachfolger werden hierdurch aufgefordert, sich spätestens in dem an hiesiger Gerichtéstelle auf

den 13. März 1875, Vormittags 11 Uhr, anberaumten Termin zu melden, indem alle unbe- fannten Interessenten mit ihren Ansprüchen präâklu- dirt und das Instrument behufs neuer Ausfertigung amortisirt werden soll. :

Die Ausfertigung der gerihtlichen Verhandlungen

vom 17. Oftober, 24. Oftober 1868, 2. April 1869

beglaubigte Abschrift der gerichtlichen Verhandlung

vom 15. Mai 1868 als Schuldurkunde des Acker- bürgers Johann Friedrich Moehring über 500 Thlr. rüdckständige zu fünf Prozent verzinsliche Kauf-

gelder gema Dea vou 11, September 1869

auf den hiesigen Grundstücken :

Band É Blatt 121 Abth. 111. Nr. 8, Band VB.

Blatt 449 Abth. 111. Nr. 2, Band VIII. Blatt

Nr, 491 Abth. 111. Nr. 1, Band XI. Blatt

650 Thlr. 275 Thlr. 200 Thlr. und Emol. 12. 2 | 150 Thlr. und Emol. 108 236 | je 130 Thlr. : | 265 [und 20 Thlr. Miethsenisch. | | 100 Thlr. 10/4/75.) 299

Nr. 353 Abth. 111. Nr. 8, Band XII1. Blatt Nr. 545 Abth. 111. Nr. 5, Band XVII. Blatt Nr. 161 Abth. 111. Nr. 8 des Grundbuchs von Kyritz für die Erben des Destillateurs Schnur abgetreten durch den unterm 31. Januar 1870 obervo: mundschaftliß bestätigten Erbrezeß vom 30. November 1869 und 6. Januar 1870 an die verwittwete Anna Meyer, geb. Schnur. Kyritz, den 6. November 1874. Königliche Kreisgerichts-Kommission I.

Verkäufe, Verpachtungen, Submisfionen 2c+

Auktion, Donnerstag, den 19. d, M., BVor- mittags 10 Uhr, sollen am hiesigen Laboratorium 2 österreichishe Leiterwagen, 119 Stück Räder, eine Anzahl Hacken, Schippen, Beile, blechene Kartätsch- büchsen, fkieferne Bohlen, Langhölzer und Brennholz, fowie Geschüßzubehörstücke, als: Taue, lederne Kar- tusch-Tornister, Schlagrohrtaschen 2c., eine Partie Handwerkszeuge für Schmiede, Sattler, Klempner, Tischler, Stellmacher 2c., öffeutlih meistbietend gegen gleih baare Bezahlung in preußischem Gelde ver- fauft werden. Cosel, den 9. November 1874.

Artillerie-Depot.

[5481] Bekauntma@chung.

Die Gestellung der Fuhrwerke und Gespauue

u Lokaltransporten joweit diese nicht durch den

Spediteur ausgeführt werden, soll für das Jahr 1875 im Wege der öffentlihen Submission ver- dungen werden.

Der Termin ist auf Montag, den 30. Novem- ber cr., Vormittags 11 Uhr im diesseitigen Bureau, am Kupfergraben Nr. 8, part., anberaumt.

Die Bedingungen sind von den Unternehmungs- lustigen vorher hier einzusehen und von denjelben zu unterschreiben. i, :

Preisofferten müssen den Bedingungen genau ent- sprechen und versiegelt mit der Aufschrift „Gebot auf Leistung von Lokaltransporten“ vor dem Termin bier eingereiht werden.

Berlin, den 14. November 1874.

Depot-Verwaltung der Artillerie Prüfungs-Kommission.