1874 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Nov 1874 18:00:01 GMT) scan diff

In der Woche vom 1. November bis 7. November 1874 find geprägt worden an Goldmünzen: Mark 20-Mark ftücke, 2,050,850 Mark 10 - Markstücke; an Silbermünzen: 109,165 Mark 5-Markstüke, 411,822 Mark 1-Markstücke, 169,016 Mark 20 Pf. 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 46,452 Mark 60 Pf. 10-Pfennigstücke, 85,767 Mark 60 Pf. 5- Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 64,942 Mark 80 Pf. 2-Pfennigstüe, 19,445 Mark 30 Pf. 1-Pfennigftücke. Vorher waren geprägt: an Goldmünzen: 872,349,440 Mark 20-Markstücke, 212,746,040 Mark 10-Markstücke; an Silbermünzen: Mark 5-Markstücke, 28,623,809 Mark 1-Markftücke, 8,124,149 Mark 40 Pf. 20- Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 4,346,587 Mark 50 Pf. 10 - Pfennigstücke, 941,098 Mark 50 Pf. 5 - Pfennigstücke; an Kupfermünzen : 1,400,179 Mark 67 Pf. 2-Pfennigstücke, 565,127 Mark 20 Pf. 1-Pfennigftücke. Mithin find im Ganzen geprägt: an Goldmünzen: 872,349,440 Mark 20-Markstüde, 214,796,890

, Mark 10-Markstücke; an Silbermünzen: 109,165 Mark 5-Mark- stüdcke, 29,035,631 Mark 1-Markftüte, 8,293,165 Mark 60 Pf. 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 4,393,040 Mark 10 Pf. 10-Pfennigstücke, 1,026,866 Mark 10 Pf. s-Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 1,465, 122 Mark 47 Pf. 2-Pfennigftücke, 584,572 Mark 50 Pf. 1-Pfennigstücke. Gesammtausprägung: an Gold- münzen: 1,087,146,330 Mark; an Silbermünzen: 37,437,961 Mark 60 Pf.; an Nickelmünzen : 5,419,906 Mark 20 Pf.; an Kupfermünzen 2,049,694 Mark 97 Pf.

In der heutigen (15.) Sizung des Deutschen Reichstags, welher der Reichskanzler Fürst von Bismarck, der Präsident des Reichskanzler-Amts, Staats-Minister Dr. Del- brück, der Königlich sächsishe Staats-Minister von Friesen und mehrere Bundeskommissarien, darunter der Direktor im Reichs- fanzler-Amt, Wirklicher Geheimer Ober-Regierungs-Rath Herzog, beiwohnten, erklärte fih der Abg. von Forckenbeck zur Annahme der am Donnerstag auf ihn gefallenen Wahl - zum Ersten Präsidenten des Deutschen Reichstags bereit, indem er in der- selben einen neuen Beweis des vom Hause in ihn geseßten Ver- trauens erblickte und dem Hause hierfür seinen Dank abstattete. Hierauf wurde von der erfolgten Wahl und Konstituirung der Kommission zur Vorberathung des Bankgesezentwurfs (Vorsißzen- der Abg. v. Unruh, Stellvertreter des Vorsißenden, Abg. v. Varn- büler) Mittheilung gemacht und ein Schreiben des Abg. Pr. Lasker verlesen, worin derselbe die Bitte aus\prah, aus der Budget- kommission aus\cheiden zu dürfen. Da ein Widerspruch dagegen nicht erhoben wurde, konstatirte der Präsident v. Forckenbeck das Ausscheiden des Abg. Dr. Lasker aus der Budgetkommission. Das Haus trat nunmehr in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand die Interpellation des Abg. Winterer ist. Da der Präsident des Reichskanzler-Amtes, Staats-Minister Dr. Delbrück sich zur sofortigen Beantwortung derselben bereit“ er- Tärte, erhielt der Abg. Winterer zur Begründung seiner In- terpellation das Wort. Derselbe führte Beschwerde über die Behandlung, welche verschiedenen Elsässern, welche für Frankreih optirt hätten, widerfahren fei, und richtete an den Reichskanzler die Anfrage, ob die Reichsregierung von den beregten Vorkommnissen Kenntniß habe und Remedur zu schaffen gedenke. Der Wirkl. Geheime Ober-Regierungs-Rath Herzog beantwortete die Interpellation dahin, daß die Beschwerde eigentlih gar niht vor das Forum des Reichstages gehöre, \on- dern eventuell nur von der französishen Regierung aufgenom- men werden könne. Uebrigens sei die Darstellung des Inter-

pellanten nicht in Uebereinstimmung mit den Thatsachen, wie sie aktenmäßig festgestellt seien. Auf den Antrag des Abg. Windthorst

beschloß das Haus, in cine Diskussion über die Interpellation einzutreten. Es nahm jedoch nur der Abg. Windthorst das Wort. Der Antrag der Abgg. Sonnemann und Genossen auf Aufhebung des bei dem Königlichen Kreisgeriht zu Altona gegen den Abg. Reimer, sowie des bei dem Königlichen Stadt- geriht zu Berlin gegen die Abgg. Hasenclever und Reimer eingeleiteten Gerichtsverfahrens für die .Dauer der gegenwärtigen Session wurde angenommen. Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Liebkneht zur Begründung seines Antrages wegen Beurlaubung der inhaftirten Abgg. Bebel, Hasenclever eff Most aus der Haft während der Dauer der Reichstags- ession.

Nah der Cirkularverfügung des Finanz-Ministers und des Ministers des Innern vom 10. Februar 1862 (Ministerial- Blatt für die innere Verwaltung, Seite 109) find von den Provinzialbehörden Normallisten 1) über die zum Halten der Geseßsammlung verpflihteten Personen, sowie 2) über die Gratisempfänger der Geseßsammlung alljährlich auf- zustellen und den zuständigen Ober-Postdirektionen bis zum Schlusse des Monats November jeden Jahres zu übersenden. Hinsichtlih. der Amtsblätter werden dagegen, nah einer unter Zustimmung des Bundeskanzlers von dem Minister des Innern unterm 22. Oktober 1870 (Ministerial-Blatt für die innere Ver- waltung, Seite 275) getroffene Anordnung, derartige Listen nur in Zwischenräumen von fünf zu fünf Jahren aufgestellt, sowie den zuständigen Ober-Postdirektionen übersandt und die in der Zwischenzeit eintretenden Aenderungen gegen die Normallisten durch Veränderungsnahweisungen (Nachtragslisten) Anfangs E jeden Jahres zur Kenntniß der Ober-Postdirektionen gebracht.

__Im Einverständnisse mit dem Reichskanzler und dem Prä- sfid.um des Königlichen Staats-Ministeriums haben der Finanz- Minister und der Minister des Innern nunmehr bestimmt: 1) daß das leßtgedachte, hinsihtlih der Amtsblätter vorgeschriebene Verfahren fortan auch hinsiSZtlich der Geseßsammlung in An- wendung gebracht werden s\oll, und 2) daß zur Erzielung eines gleihen Termins für die Aufstellung der Hauptlisten hin- fihtlih der Geseßsammlung und der Amtsblätter in dem ge- sammten Umfange der Monarchie noch in diesem Jahre \o- wo hl für die Gesezsammlung, als auch für die Amtsblätter neue Normallisten aufzustellen, fowie an die zuständigen Ober- Postdirektionen zu übersenden, und daß von diesem Jahre ab die fünfjährigen Perioden für die erneute Aufstellung überall gleihmäßig zu zählen sind.

Nach einem Cirkularerlaß des Ministers des Innern vom 12. d. M. findet die Frage, welhes Organ die im §. 5 Alin. 5 des Gesezes vom 9. März cr. bezeihneten, als ch- lihe Kosten der Standesamts-Verwaltung anzusehen- den Ausgaben zu bewilligen habe, durch analoge Anwendung der Vorschrift in §. 5 Alin. 2 1. c. ihre Erledigung. Die Fest- sezung dieser Kosten hat demgemäß in den Stadtgemeinden dur die Gemeindevertretung, für die Landgemeinden durch den Kreisaus\{chuß, und wo ein solcher nicht besteht, durch die Be- zirksregierung (Landdrosftei) zu erfolgen.

Wenn ein Kaufmann \ich mehrerer der in §8. 281 und 283 Str.-G.-B., betr. den strafbaren Bankerutt, auf-

geführten Handlungen oder einer derselben wiederholt \{chuldig

gemacht hat, so sind dieselben nah: einem Ober-Tribunals-Er kenntniß vom 22. Oktober cr. nicht als mehrere selbständige strafbare Handlungen aufzufassen, vielmehr bilden fie in ihrer Gesammtheit Theile einer einheitlihen strafbaren Hand- lung. Denn die Zahlurgscinstellung, welche ein wesentliches Merkmal des Thatbestandes bildet, if bei allen Einzelhandlun- gen dieselbe, und es liegt mithin eine zusammenhängende, von demselben strafbaren Wollen getragene Thätigkeit vor. Dasselbe gilt von der Theilnahme am strafbaren Bankerutt.

Die strafrechtliche Verfolgung des Ehebruchs tritt nur auf Antrag ein (§. 172 des R. St. G. B.), welcher nah einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 22. Oktober cr. binnen drei Monaten nach der Verkündi- gung des Schheidungs-Urtheils gestellt werden muß. Da- gegen beginnt diese Frist nicht mit der erlangten Kenntniß von dem Ehebruch und der Person des Thâäters, weil die Straf- verfolgung hinsichtlih des Ehebruches gesezlih erfi dann zulässig i “ad wegen desselben die Ehe rechtskräftig geschieden wor-

en ift. i

Die durch das Geseß vom 11. Juni 1873 verlängerte Präklusivfrist zur Anbringung von Provokationen auf Reallasten-Ablösun gen der den geistlihen und Schul- Instituten u. \. w. zustehenden Real - Berechtigungen nah dem Geseg vom 27. April 1872 läuft am 31. Dezember 1874 ab, worauf wir aufmerksam machen.

An der morgen stattfindenden Ueberweisung der Gedächtnißtafeln für die in den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 Gebliebenen des Garde- resp. 111. Armee-Corps an die Garnisonkirche, werden Deputationen von \än:mtlihen Truppen- theilen der hiesigen Garnison Theil nehmen. Außerdem erscheinen als Deputationen von den auswärts garnisonirenden Truppen- theilen des Garde-Corps, den Regiments- und selbständigen Bataillons-Commandeuren, ferner von jedem Garde-Infanterie- Regiment ein Stabsoffizier, ein Lieutenant und ein Feldwebel, resp. Unteroffizier, von jedem Garde-Kavallerie-Regiment und dem Garde-Jäger-Bataillon ein Lieutenant und ein Feldwebel, resp. Unteroffizier. :

Die Deputation des 4. Garde-Grenadier- Regiments Königin, besteh-nd aus dem Commandeur desselben, Oberst und Flügel-

Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers und Königs von Lucadou,

dem Major von Falckenstein, eirtem Premier-Lieutenant und einem Feldwebel sind bereits heute hier eingetroffen.

Allerhöchsten Orts i| bestimmt worden, daß die Offiziere einen Trauerflor um den linken Arm und zwar ausnahmsweise um den linken Oberarm anzulegen haben.

Der zwischen dem Garnison-Kepräsentanten und der Steuer- und Einquartierungs-Deputation des hiesigen Magistrats abgeschlossene Vertrag, betreffend die Unterbringung der zur hiefigen Garnison gehörigen, der hierher kommandirten, sowie der durchmarshirenden Truppen, ist mit Genehmigung des Königlichen Kriegs-Ministeriums auf 1 Iahr und zwar bis ultimo Dezember 1875 prolongirt worden.

Fürst Alexander Dolgoroucki is, aus der Shweiz über Frankfurt a. M. kommend, gestern Abend hier eingetroffen und im Hotel Royal abgestiegen.

Der General - Major und Commandeur der 3. Garde- Kavallerie-Brigade, Freiherr von Loë, is nah beendigtem Ur- laub hierher zurückgekehrt. 5: Der General der Kavallerie und Lommandirende General des: il, Armee - Corps, Hann- von Weyhern, isst hier angekommen und im British Hotel ab- gestiegen.

Der Dberst - Lieutenant Detmering, Commandeur des 2. Leib-Husaren-Regiments Nr. 2, is zur persönlichen Beglückwünshung bei Ihrer Kaiserlihen und König- lihen Hoheit der Kronprinzessin, Höchstwelhe 2. Chef des genannten Regiments is, von Pojen hier eingetroffen,

Die fällige en gli\sche Post aus London, den 20., früh, ist ausgeblieben.

Lauenburg. Ratzeburg, 21. November. Aus der am 16. und 17. d. M. stattgehabten Sißung der Ritter- und Landschaft heben wir noch folgende Beschlüsse hervor: Das Grundsteuergeseß wurde mit einigen kleineren Abänderungen ge- nehmigt. Die Abänderung und Ergänzung des Geseßes vom 14. August 1872 wegen Umwandlung des Meier-Erbzins- und Erbpachtverhältnisses in freies- Eigenthum und Ablösung der daraus herrührenden Leistungen ist ohne wesentlihe Verände- rungen angenommen worden. Der Antrag wegen öffentlicher Verpachtung der Jagd in den Domanialforsten wurde abgelehrit. Der Antrag wegen Uebernahme der Kosten der trigonometrishen Vermessung des Herzogthums is auf den nächsten Landtag ausgeseßt worden. Der Gesezentwurf wegen Errichtung von Marfksteinen (wegen Vermessung des Landes) is genehmigt, der Gesehentwurf, betreffend Zertheilung von Grundstücken, einer Kommission überwiesen worden.

Bayern. München, 19. November. Se. Majestät der König hat unterm 12. d. Mts. der Königlihen Polizei- Direktion und der hauptstädtishen Gensd'armerie \cine beson- dere Befriedigung über deren umsihtige und unermüdliche Thä- tigkeit anläßlih des an den Kämmererschen Gheleuten am 3. d. verübten Mordes ausgesprochen.

(Allg. 3tg.) Zur Zeit, als währcnd des letten- Land- tags das Budget für die laufende Finanzperiode vereinbart wurde, waren für die Feststellung der Höhe des Matrikular- beitrages Bayerns pro 1875 keine bestimmten Anhalts- punkte vorhanden, und es wurde deshalb der für 1874 festge- stellte Betrag mit 8,585,765 Fl. auch für 1875 in das Budget eingestellt; nah der vor einigen Tagen an den Bundesrath ge- langten Vorlage würde sih jedoh der Matrikularbeitrag Bayerns für das nächste Iahr auf 18,132,244 Mark = 10,575,142 Fl. stellen, um 1,992,375 Fl. 10 kr. mehr als im bayerischen Budget vorgesehen is, Hinsichtlih der projektirten Erwerbung der bayerishen Ostbahnen durch den Staat verlautet, die Staatsregierung sei der Ansicht, daß eine tehnische Erhebung über den Zustand der Bahn und deren Zubehör erforderlich erscheine, und daß dieselbe am zweckentsprehendsten durch eine gemischte Kommission vorgenommen werden könne.

Württemberg. Stuttgart, 18. November. Der evan- gelisheSynodus is gestern zu seinen jährlihen Berathungen zusammengetreten.

Ueber die Einführung des Turnunterrichts in den Volksschulen schreibt der „St. A. f. W.“:

Die Einführung des Turnunterrichts in den Volfs- \chulen is in neuerer Zeit der Gegenstand mehrfacher Erörterungen im Schoße der Behörden, wie in öffentlichen Kreisen gewesen. Je mannigfaltiger die Schwierigkeiten sind, die zur Zeit in unserem Lande

fih der wirksamen Durchführung einer diesfalls für sämmtliche Volks-

\{chulen präzeptiven geseßgeberischen Maßnahme voraussichtlich entgegen ,

stellen würden, desto wichtiger ist die Frage, ob es nicht auf Grund der bestehenden Geseßgebung wenigstens zulässig sei, in denjenigen Volkês schulen, bei welchen die zustöndigen Lokalbehörden dazu geneigt sind, das Turnen zu einem für die Schüler obligaten Unterrichtsfach zu erheben. Im Hinblick auf die eins{lägigen ständishen Verhandlungen Über das Volfs\{ulgeseß von 1836 ist diese Frage von dem König- lichen Ministerium des Kirchen- und Schulwesens in Uebereinstim- mung mit beiden Ober-Schulbehörden dahin entschieden worden, daß die Ober-Schulbehörden geseßlich niht gehindert sind,® für diejenigen einzelnen Volksschulen, in decen Lehrplan die Lokalbehörden den Turnunterriht in der Eigenschaft eines für die Schüler obligaten Schulfachs aufzunehmen wünschen, die Ermächtigung hierzu und zwar in der Weise zu ertheilen, daß der Turnunterricht in das geseßliche Pen- sum des Lehrers von 30 Wochenstunden nöthigenfalls einzurecnen ift. Zu- gleich ist den Ober-Schulbehörden empfohlen worden, auf dieEinführung des Turnuntercichts in den Volksschulen in der bezeihneten Weise fördernd hinzuwirken. Eine solche Einführung des Turnunterrichts wird gegenüber von einer sofortigen allgemeinen Anordnung den Vor- theil haben, daß ein bereitwilliges Entgegenkommen der mit dem Vollzug betrauten Behörden stattfindet, womit zugleich die Gefahr vermieden is, daß die Anordnung vielfach kaum zur Ausführung gebracht wird, in welchem Fall die Erfolge sehr zweifelhaft sind, Um den bedürftigen Gemeinden die Bestreitung des entstehenden Aufwandes durch Unterstüßungen aus der Staatskasse zu erleichtern, ist es die Absicht, in den Volks\{hul-Etat der nächsten Finanzperiode eine entsprehende Erigenz aufzunehmen.

Braunschweig. Braunschweig, 20. November. Die stets zunehmende Erweiterung der Stadt nah außen hin und die fortwährend wachsende Einwohnerzahl (die- selbe betrug nah der im verflossenen Sommer vorgenommenen Zählung bereits über 65,000 Personen) hat, den „B. N.“ zu- folge, die Nothwendigkeit einer Vermehrung der Polizei- manns\chaft dringend erforderlih gemaht. Auf den Bericht des Polizei-Direktors hat das Herzoglihe Staats-Ministerium gcnehmigt, daß die Zahl der Polizei-Sergeanten mit Anfang des nächsten Jahres um 12 vermehrt werde; es werden also statt der gegenwärtig im Dienste stehenden 44 Polizei-Sergean- ten in Zukunft 56 fungiren. Rücksihtlich der Geschäfte des Herzoglichen Stadtgerichts liegt hon länger der Plan vor, die Stadt nicht, wie bisher, in drei, sondern fortan in vier Ge- richtibezirke einzutheilen. Es soll dies nun in der Weise geschehen, daß aus Theilen des ersten und dritten Bezirks dex vierte Bezirk gebildet, welher besonders das Terrain von der Hamburgerstraße bis zur Kastanien-Allee umfassen wird. Ob diese Einrichtung {hon mit dem 1. Dezember d. I. oder erst mit dem 1. Januar 1875 ins Leben tritt, ist noch nit definitiv bestimmt worden. Zum Ankauf der Burg-Kaserne hat das Staats-Ministerium einen Zuschuß von 10,000 Thalern unter dem Vorbehalt bewilligt, daß die Bestimmung über die fünftige Benußung der Baustelle seiner Genehmigung unter- worfen bleibt.

Anhalt. Dessau, 18. November. Der Herzog und die Herzogin nebst Familie sind am 16. aus dem Herzoglichen Palais nach dem Herzoglichen Residenzshloß übergesiedelt.

Der Handelskammer zu Leipzig is, wie die Regierung unter dem 14. d. M. bekannt macht, die Erlaubniß zur Anfer- tigung der Vorarbeiten für die Anlegung eines Wasserkanals von Leipzig über Bitterfeld, Ießniz, Raguhn bis zur Elbe bei Dessau für das diesseitige Staatsgebiek ertheilt worden. Diese Arbeiten werden von dem Wasserbau-Inspektor Georgi zu Leipzig geleitet werden.

Desterreich - Ungarn. Wien, 20. November. Der Kaiser war am 18. d. M. Vormittags von Gödölls nah Pest gekommen und Nachmittags halb 5 Uhr wieder nah Gödöllô zurückgekehrt.

Der Erzherzog Carl Ferdinand ift heute Nahmittag 34 Uhr zu Selowiß in Mähren mit Tode abgegangen.

Derselbe, der zweite Sohn des am 30. April 1847 verstor- benen Erzherzogs Carl, war am 29. Juli 1818 geboren.

Das Abgeordnetenhaus wies gestern den Antrag Steudels wegen Vertilgung der Thierkadaver auf thermochemi- hem Wege dem Rinderpest-Aus\huf}se zu.

Pest, 19. November. Jm gestrigen Ministerrathe referirte Graf Zihy über die jüngsten Verhandlungen in Wien. Hierauf folgte ein Ministerrath unter Vorsiß Sr. Majestät, der die rumänische Metropolitenwahl, die serbische Kirhenangelegenheit und die Finanzvorlage zum Gegenstande hatte. Die Wahl des Metropoliten dütfte von Sr. Majestät niht bestätigt werden.

Die gestrige Deak-Parteikonferenz acceptirte die Modifikationen des Oberhauses am Wahlgeseße. Eine lebhafte Diskussion wurde über die Inkompatibilitätsvorlage geführt. Schließlich wurde diese Angelegenheit als offene Frage belassen.

Der Minister des Innern kündigte Vorlagen] über eine Domestikalsteuer und Krankenpflegeauslagen an.

WBelgien. Brüssel, 19. November. Der Erzbischof von Mecheln und Primas von Belgien, Dechhamps, is nah Rom abgereist, zugleih mit dem Erzbishof Manning, dem Primas von England.

Großbritannien und Irland. London, 19. November. (A. A. C.) Der Hof verläßt morgen Balmoral, um nah Windsor zurückzukehren.

Die Kaiserin vor Rußland hütet noch immer ihr Zimmer als eine Vorsichtsmaßregel gegen eine neue Erkältung, aber ihr Befinden wird als völlig befriedigend bezeihnet. Der Großfürst Alexis von Rußland stattete gestern in Begleitung seines Adjutanten der Kaiserin Eugenie in Chiselhurst einen Besuch ab.

In dem Personal der französishen Botschaft find, seitdem Graf Jarnac zum Botschafter am Hofe von St. James ernannt wurde, einige Veränderungen eingetreten. An Stelle eines Grafen Vauvineux und des Hrn. N. de Brachet sind, der „A. A. C.“ zufolge, die Herren Gontaut Biron und Paul Mertran als erster und zweiter Botschafts-Sekretär getreten.

Aus Toronto wird telegraphirt, daß Sir John Mac- donald, der frühere Premier-Minister von Canada, einem Wahl- rihter gegenüber eingeräumt hat, daß seine Agenten sich der Bestehung schuldig gemacht haben, aber jede persönliche Kennt- niß N läugnete. Er wird seines Sitzes für verlustig erklärt werden.

Der Präsident des Handelsamtes, Sir Charles Adderley, hat an sämmtlihe Eisenbahngesellshaften ein Rundschreiben gerichtet, in welhem er nah einem Hinweis auf den amtlihen Bericht über den von \o \chrecklichen Folgen begleiteten Bahnzusammenstoß bei Thorpe erklärt, daß das Han- delsamt die Eröffnung keiner neuen Linie mit einfahem Geleise sanktioniren werde, falls auf derselben niht das Blosystem ein- geführt ist oder andere Maßregeln für die Verhütung von Kolli- sionen getroffen find. Im Uebrigen empfiehlt er die Beobahhtung

strengster Pünktlichkeit und Disziplin.

- lichen Eisengießerei einem C beiwohnen wird.

%. November. (W. T. B.) Die Taufe des Prin- zen von Edinburgh ist auf den 23. d. in Buckingham- Palaste festgeseßt. Die Kaiserin von Rußland, der Großfürst- Thronfolger, Großfürst Alexis und die Mitglieder der englischen Königsfamilie nehmen an der Feier Theil; auch die Minister und mehrere der fremden Botschafter und Gesandten find ge- laden. Admiral Prescott is gestorben.

Frankreich. Paris, 18. November. (Köln. Ztg.) Bei Revision des Kontingents der Territoriáal-Armee is es an vielen Orten zu Unruhen, und in einigen sogar zu sehr ernst- lihen, gekommen. In Rougé (Loire- Inférieur) wurde die Gensd'armerie insultirt, und der Unter-Präfekt von Chateau- briant durch einen Steinwurf am Kopfe \{chwer verlegt. In Saint Loup (Haute-Saone) wurde ein Polizeiklommissar zum Fenster hinausgeworfen und blieb auf der Stelle todt, und in Annecy und anderen Gegenden Ober-Savoyens wurden die Ver- treter der Behörde gemißhandelt.

Das „Iournal de Paris“ meldet die Ankunft des Ge- nerals Chancy, der an den Arbeiten des bevorstehenden Avancements Theil nehmen werde.

Spanien. Nachrichten aus San Sebastian über Bayonne, 20. November, zufolge sind die 4000 Mann starken'R egierun gs- truppen, welche eingeschifft worden waren, dur die ungünstige Witterung genöthigt worden, nah San Sebastian zurückzukehren. Es fehlte, da die Rückkehr der Truppen eine ganz unerwartete war, sehr an Lebensmitteln.

Italien. Rom, 16. November. S sistorium der Bischöfe ist aus unbekannten Gründen vershoben worden. Es war auf Dienstag, den 10. November, ausgeschrieben worden. Dem Vernehmen nach will man das Endresultat der Parlamentswahlen abwarten. Das uächste Kardinals-Konsistorium soll um Weihnachten stattfinden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 18. November. Unlängst gab die „M. 3.“ die Zahl der diesjährigen Ein- berufungspflihtigen auf 800,000 für das ganze Reich an, Obgleich offizielle Daten noch nicht publizirt sind, glaubt die russische ,St. P. 3.° auf Grund nachfolgender Berehnung diese Zahl do korrigiren zu können. In verschiedenen Gouvernemets haben die Militärbehörden die Zahl der Einberufungspslihtigen und der zu stellenden Rekruten auf Grund amtlicher Erhebungen publizirt. Die Alterskla}se der 21jährigen zu der Zahl der Rekruten verhält \ich z. B. in Kostroma wie 10,395 zu 2206 oder 471,2 zu 100, in Orel wie 15,443 zu 3274 oder 471,7 zu 100, in Twer wie 13,765 zu 2935 oder 470 zu 100. Durh- schnittlich läßt sich ohne Furt vor allzu falscher Rehnung also annehmen, daß das Verhältniß der wirkli eintretenden Re- kruten zu den Einberufenen sih wie 100 zu 471 stellt. Stellt man das überhaupt verlangte Rekrutenkontingent in das entsprehende Verhältniß zur unbekannten Zahl der Einberufenen, so erhält man die Zahl 706,500 (x: 150,000 = 471 : 100) der Unterschied zur An- gabe der „M. 83.“ beträgt fast 100,000. Die Zahl 706,500 als Zahl der 21jährigen wird dann von der russishen „St. P. Z. noch einigen anderen Berehnungen zu Grunde gelegt. Nach früheren Berehnungen is das Verhältniß der 21jährigen zur Revisionsbevölkerung glei etwa 20 zu 1000. Darnach ent- \spriht den 706,500 in diesem Jahr Einberufenen eine männ- lihe Bevölkerung von 35,325,000. Die \teaerpflichtige Be- völkerung in den Einberufungsbezirken beträgt nah offi- ziellen Publikationen nur 26,531,023 männliche Seelen. Die Bevölkerung von Ofisibirien und Polen hi:zugerec- net, sind es etwa 29,000,000. Die bisher privilegirte ueu zur Dienstpfliht Herbeigezogene Bevölkerung würde nah diesen Zahlen also 6,000,000 oder fast den sechsten Theil der ganzen männlichen Bevölkerung betragen. Außerdem wären früher viele sonst Steuerpflihtige von der Rekrutensteuer befreit. Allein Bessarabien und die Kolonisten sind mit etwa 700,000 zu ver- anshlagen. Als Resultat kann angenommen werden, daß eine Leistung, die früher auf etwa 28,000,000 fiel, sich jezt auf 35,000,000 vertheilt. Alle diese Berechnungen haben natürlich keinen Anspruch auf absolute Richtigkeit, geben aber doch un- gefähr ein Bild von den vorhandenen Verhältnissen.

Schweden und Nörwegen. Stockholm, 17. November. Ueber die Reise des Königs schreibt die „Post och Inr. Tid. Folgendes: a i

Nach der Einweihung der Lidköpings-Stara-Stenstorpbahn reist der König Freitag Nachmittag von Stenstorp nah Björneborg, wo er beim Gutsbesißer Nordenfelt soupiren und in der daselbst befind- Von Björne- borg gedenkt der König seine Reise nah Christiania fortzuseßen. Die östlihe Stammbahn in Schweden, deren leßter Abschnitt morgen eröffnet wird, geht von der Station Kathrinehvlm auf der Westbahn aus und mündet- in der“ Station Nässjs auf der Südbahn; sie ist zwischen diesen beiden Punkten ungefähr 24 dänische Meilen lang. Das erste Stúk: Kathrineholm-Norrköping murde im Juli 1866 eröffnet; aber erst im Jahre 1869 {lug die Regierung die Ausführung des Uebrigen vor und darauf wurde der Abschnitt Norr- köping-Linköping im Oktober 1872, der Abschnitt Linköping-Miölby im September 1873 und die Strecke M T B für Güter- transport im Dezember 1873 eröffnet. as leßte Stück Boxholm- Nässjs, von welchem die beiden Endstrecken (Boxholm-Sommen und und Nässjö-Aneby) seit Juli-Monat d. J. für Gütertransport benußt worden find, wird morgen eröffnet. Sämmtliche Anlagekosten für die ganze Bahn belaufen sich auf 17,305,000 Kronen (der ursprüngliche Ueberschlag war 17,609,000). S

Diese Bahn verkürzt die Entfernung zwischen Stockholm und Malmö um 10 \{chwed. Meilen und bringt das ganze fruchtbare Ost- gothland nebst dem nordöstlichen Smaaland in Verbindung sowohl mit der Hauptstadt als mit dem Auslande, eine Verbindung, welche um so wichtiger wird, als seitdem die Vollendung der Ostbahn be- \chlossen wurde, nicht weniger als drei private Bahnen gebaut worden sind, welche in jene Bahn ausmünden. :

Auf der mechanishen Schiffswerft „Lindholmen“ hat die \{chwedische Regierung ein unbepanzertes Kanonenboot zur Küstenvertheidigung bauen lassen und dasselbe „Blenda“ ge- tauft. Es is nach dem neuen Zellensystem mit wasserdichten Räumen und Luken gebaut. Die Länge desselben ist 1763 Fuß, die Breite 26 Fuß 2 Zoll und der Tiefgang 95 Fuß. Die Ma- schine hat 160 Pferdekraft und soll eine Fahrt von 12 Knoten in der Stunde machen. Das Boot erhält 2 Kanonen, von denen die eine, eine gezogene Hinterladungskanone, die größte der bis- her in Shweden gegossenen Kanonen, in der Mitte des Schiffs auf einer Drehscheibe stehen sol, Das Fahrzeug kostet ohne di? Kanonen 334,000 Kr.

Amerika. Die „Stevens Batterie“ in New-Jersey, welche die Regierung dieses Staates verkaufen will,] wird wahr- \cheinlih für die Marine der Vereinigten Staaten angekauft wer- den. Die Angebote für dieselbe wurden dieser Tage in Trenton geöffnet, und das höchste kam von dem Marinedepartement,

(It. N.) Das Kon-

nämli 145,000 Dollars, vorbehaltlich der Genehmigung des Kongresses.

Asien. Der „Times“ wird aus Calcutta telegraphirt, daß die Identität des Gefangenen mit Nena Sahib immer zwei- felhafter wird. Die von der Regierung eingeleitete Untersuhung nimmt ihren Fortgang. 3

Der .„Kawkas“ erhält aus* Persien die Nachricht, daß nach dortigen Gerüchten zahlreihe Banden des Stammes Teke die Absicht haben, sh Chorassans zu bemächtigen. Die persishe Regierung is dadurhch sehr beunruhigt und beschäftigt fich mit Vorbereitungen zu einer Expedition gegen die Teke. Auch beabsichtigt sie, eine Telegraphenleitung längs der Turk- menengrenze bis Meschhed zu ziehen, um den Bewegungen der Turkmenen besser folgen zu können.

Kunst, TWissenschaft und Literatur.

Die Preisrichter für die Konkurrenz-Entwürfe zum Posener Theaterbau haben den ersten Preis (von 1000 Thlrn.) dem Projekte mit dem Motto Thalia ILI., welches von den Architekten Müller und Roß in Cöln entworfen ist, den zweiten Preis (von 500 Thlrn.) dem Projekte E. B. von den Architekten Ebe und Benda in Berlin zuertheilt. Beide Projekte werden nah dem Programm Eigen- thum der Stadt, ohne daß jedoch dieser daduh die Verpflichtung erwächst, nun auch einen dieser Projekte zur Ausführung zu bringen.

Das 10. Heft (Ill. Jahra.) der Zeit schrift für deutsche Kulturgeschichte, herausgegeben von Dr. J. H. Müller, Studienrath, (Hannover, in K&nmission bei Carl Meyer) hat fol- genden Inhalt: Die volkswirthschaftliche Literatur im Deutschen Reich von der Mitte des 16. bis zu Ende des 18. Jahrhunderts. Von Jo- hannes Falke. Der Ursprung und die Entwickiung des Wappen- wesens. Von Gustav Adelbert Seyler. Die geplagte Geistlichkeit im Mittelalter (Fortseßung und Schluß). Korresponde:z: Aus Oesterreich. Vorschlag zur Organisation der Arbeiten zur Geschichte der Preise, Von Luschin. Bücherschau: Die Bibliothek des Chor- berrnstiftes St. Florian. Von Alban Czerny. Ausgewählte Werke Friedrichs des Großen, ins Deutsche übertragen von Heinrih Merkens. Der Geigenbau in Italien und sein deutscher Ursprung. Von Dr. Edmund Schebeck. Buntes: Eine eigenthümlihe Raubscene aus dem dreißigjährigen Kriege. Mitgetheilt von H. Palm. Hechselstreuen.

Am 17. wurden der unzünstigen Witterung wegen die Ar- beiten am Ostthurme des Domes zu Mainz eingestellt. Demnächst wird nun mit dem “Abbruch der beiden Nebenthürme Fegonnen werden.

Im September wurde in Vingelz, eine halbe Stunde von Biel, beim Ausgraben eines Feuerweihers ein neuer Pfahlbau entdeck. Man fand in einer Tiefe von höchstens 2—3 Fuß mehrere horizontal liegende Balten von etwa 1 Fuß Die auf Pfählen ruhend. Da’ dieselben ganz in Schlamm versunken waren, haben sie sich durch alle Jahrhunderte ganz vortrefflich erhalten. Sie find eine \chwärz- liche Masse, offenbar Eichenholz, all-rdings vom Wasser durchdrungen, gleichsam imprägnirt, zeigen aber noch völlig holzartige Fasern, die deutliche Schichtung des Splints und die Ringe und Astknoten des Stammes. Neben dem Eichenholz finden sich Ueberreste einer andern röthlichen Holzart, wahrscheinlich ist es Kirschbaumholz. Etwa 50 Schritte näher gegen Biel hin wurde s{chon leßten Winter am See- ufer ein {wärzliher Streifen wahrgenommen, über dessen Natur und Beschaffenheit man nicht ins Reine kommen konnte. Der niedere Wasserstand erlaubte jeßt Nachgrabungen, und es wurde ein voll- ständig gut erhaltener Kahn von 42 Fuß Länge und 3 Fuß Breite ans Tageslicht gefördert, allerdings noch vollständig im Mergel steckend das Innere und die Seitenflächen jedoh abgedeckt. Diese Barke giebt einen genauen Begriff von dem ungefähren Stande der Schiffsbaufkunst unserer Voreltern in der Zeit “der Römer- herrschaft. |

In einem S{reiben von Dr. Lawson in London an die „West Riding Asylum Medical Reports für das Jahr 1874. fiyd mehrere interessante Beobachtungen über die Tageszeit, in welcher die meisten Todesfälle vorkommen, enthalten. Dr. Lawson hat, die Beobachtungen Schneiders und Anderer fortseßend und in Ergänzung der Beobachtungen anderer Institute dur jene des West Riding Asylum gefunden, daß bei ronischen Krankheiten die Todesfälle am zahlreichsten zwischen 8 bis 10 Uhr Vor- mittags vorkommen und am seltensten zwischen 8 bis 10 Uhr Abends sind. Was die akuten Krankheiten betrifft, \o hat sich her- ausgestellt, daß die meisten Todesfälle entweder früh Morgens oder spät Abends stattfinden. Diese Beobachtungen stimmen mit der Theorie vollkommen überein. Da früh Morgens die Lebensthätigkeit am Geringsten ist und im Laufe des Nachmittags ansteigt, so ist

des Morgens und am seltensten Abends fterben. Die Todesfälle bei akuten Krankheiten am Abend erklären sich aus dem regelmäßigen Anschwellen der Fieberbewegung in den Abendstunden und der da- durch hervorgerufenen Konsumtion der Lebenskraft.

Land- und Forstwirthschaft.

Berlin. Der Klub der Landwirthe wird am 24. November seine dicsjährige Generalversammlnng abhalten, an welcher sich seine Stiftungsfeier anschließen wird. Auch in dicsem Winter wird der Klub“ Vorträge veranstalten, welche wöchentlich Dienstags statt- finden und mit dem 1. Dezember beginnen - werden. Der Klub geht mit der Absicht um, ein eigenes Grundstück zu seinen Versammlungen zu erwerben. A

Dem „Schw. M.“ wird aus Meß, 15. Nooember geschrieben : Daß für das Ueberhandnehmen des Schwarz- und Raubwild- standes in Lothringen die Forstverwaltung keine Schuld trifft, dürfte aus Folgendem erhellen: In der Zeit vom 1. Mai 1871 bis zum 30. April 1872 wurden in Lothringen niht weniger als 44 Wölfe, 38 Wildkaßen und 404 Wildschweine erlegt. Noch günstiger war das Jagdergebniß im verflossenen Jahre, in welchem 76 Wölfe, 27 Wild- kaßen und 791 Wildschweine getödtet wurden. Dies letztere äußerst günstige Resultat ist hauptsächlich der unterm 29. Februar 1872 er- lassenen Treibjagdorduung zu verdanken. Da das Waldareal Loth- ringens 124 300 Hektar beträgt, fo ist es Übrigens selbstverständlich, - daß die zahlreich angeordneten Treibjagden niht in ein oder zwei Jahren im Stande sind, einen einigermaßen dur{hgreifenden Erfolg zu erzielen, zumal die Größe und Dichtigkeit der einzelnen Mal- dungen dieselben äußerst erschwert, theilweise sogar ganz unmöglich macht.

Gewerbe und Handel.

Berlin, Dieam 19, November abgehaltene Generalverfammlung der Vereinsbank Quistorp & Co. (737,000 Aktien mit 737 Stim- men) ertheilte die beantragte Genehmigung zum Afkord (mit 611 gegen 47 Stimmen) und zur Liquidation (mit 592 gegen 42 Stim- men) und ernannte die Hrn. Regierungs-Rath Jungermann und Kon- sul Paetow zu Liquidatoren. Zu Mitgliedern des Aufsichtêrathes wurden gewählt: Direktor Winkler (Rostock), Kommerzien-Rath Paul March (Charlottenburg), Rentier Carl Wierß (Celle), Stadtrath Kogge (Charlottenburg), Stadtrath Kühne (Charlottenburg), Stadt- rath Holße (Westend), Rentier H. Feldheim (Westend), Kauf- mann Clement (Rostock), Kaufmann August Horn (Stettin). Das Stadtgeriht hat die Einleitung des Akkordverfahrens, jo wie die Aufhebung des Konkurses von der Zustimmung E Aktionäre abhängig gemaht. Wenn troßdem von den

rganen der Gesellschaft die Generalversammlung um ihre Zu- stimmung angegangen sei, so ist dies geschchen, wiil dieselben der Ueberzeugung sind, daß eine höhere Instanz nicht auf der vom Stadt- gerichte geforderten Einwilligung sämmtlicher Aktionäre bestehen, son- dern die Genehmigung Seitens der Generalversammlung, also der

Majorität, als genügend angesehen werde. Nach einem von dem

darin die Thatsache erklärt, daß die chronisch Kranken am häufigsten

Frl. Lammert.

Konkursverwalter Schäffer akgestatteten Berichte ift die Situation der Gesellshaft im Großen und Ganzen seit Aufstellung der leßten Bilanz (in welcher bekanntlih den Aktionären ein Ertrag von 40!/; pCt. in Aussicht gestellt wurde) unverändert geblieben.

__ _— Die Liquidatoren der Austro-Türkischen Bank haben, wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, die demnäcstige Abzahlung von 10 Gulden angezeigt, weitere 10 Gulden sollen mit Bestimmtheit zu erwarten sein.

London, 20. November. (W. T. B.) In einem Kohlen- bergwerke in Wales hat eine Gasexrplosion stattgefunden, wobei 14 Personen um das Leben gekommen find.

Paris, 18. November. (Fr. J.) Die Syndikats-Kammer des Export- und Kommissions-Handels hat an den Finanz- Minister folgendes Schreiben gerichtet:

Herr Minister! Die Export-Handelskammer hat mit lebhafter Genugthuung die Regierung fich an dem Berner Postkongresse be- theiligen sehen, sie hoffte, daß Frankreich mit den zwanzig Mächten, welche den Vertrag unterzeichnet haben, dem allgemeinen Postvereine beitreten würde. Diese Hoffnungen find nicht in Erfüllung gegangen ; die Regierung hat ihre Zustimmung verweigert und unser Erxport- handel wird der Vortheile, deren sih seine auswärtigen Konkurrenten erfreuen, beraubt sein. Die Furcht vor einer Verminderung der Post- Einnahmen scheint in der Sache den Ausschlag gegeben zu haben. Die Rechte des Staatsschaßes verdienen gewiß Berüsichtigung, aber wir sind fest Überzeugt, daß unser Eintritt in den allgemeinen Postverein dieselben nicht beeinträchtigt hätte, und daß unsere Iso- lirung uns im Gegentheil in eine bedenkliche und gefährliche Lage verseßt, auf welche unsere Export-Handelskammer hiermit Ihre Auf- merk\amfkeit lenkt. Unsere auswäctigen Beziehungen und unsere Kenntniß der fremden Märkte ermächtigen uns zu der Behauptung, daß man im Auslande jeßt {hon allzusehr zu dem Glauben hinneigt, daß Frankreih das Gewicht seiner Lasten auf die fremden Käufer und Konsumenten abzuwälzen trachtet. Dagegen sollte durhaus etwas gethan werden, nicht mit Worten, sondern mit Thaten, indem man die für den Erport bestimmten Erzeugnisse so viel als möglich von Lasten befreit und Alles aufbietet, um ihren Abgang nach Außen zu erleichtern. Wir stehen nicht an, zu erklären, daß die Weigernng, der Berner Konvention beizutreten, im Auslande den unvortheilhaftesten Ein- druck hervorbringen wird. Die Aufrechterhaltung von ausnahms- weise hohen Tarifen gereiht uns zum Nachtheil; diese kommen einem Mißkredit und einem Hindirniß, sowie einer Steuer glei, die un- sere auswärtigen Korrespondenten mitbezahlen müssen. Würde denn etwa der Beitritt in den Postverein eine empfindlihe Verminderung der Posteinnah:nen zur Folge haben? Hat das Erträgniß der Brief- taxe abgenommen, als das Gewicht eines einfahen Briefes von 7 auf 10 Gramme erhöht wurde? Es ift im Gegentheil um 11 Mil- lionen gestiegen. Wie kann man da glauben, daß die Erhöhung von 10 auf 15 Gramme der Einnahme schaden wird? Offenbar nit, denn man würde sih, anftatt eines leichten und durchsichti- gen Papiers, daß der Deutlichkeit der Schrift hinderlich i}, eines stärkeren Papieres bedienen, wie dies die Engländer und Amerikaner thun. Der Beitritt Frankreichs zu dem Berner Vertrag wird, glau- ben Sie es, Herr Minister, in jeder Beziehung Frankreich mehr ein- tragen, als die Beibehaltung der hohen Tarife, Unsere Export- Handelskammer unterbreitet Eurer Excellenz diese Beobachtungen mit dem Gefühle der tiefsten Ueberzeugung. Sie wagt zu hoffen, daß Sie dieselben ernstlih in Erwägung ziehen und den Beitritt der Re- gierung zu dem allgemeinen Postverein veranlassen werden. Unser Handel legt diefer Maßnahme die höchste Wichtigkeit bei und unsere Kammer hält sh zu Jhrer Verfügung, um Ihnen alle die Auskünfte und Erklärungen zu geben, die Sie für wünschenswerth halten könn- ten. Genehmigen Sie 2x. Der Präsident, À. Person. Ch. Fessard, A. Jouin, Sekretäre.

Verkehrs-Anstalten.

Es sind - Zweifel darüber entstanden, ob und eventuell unter welchen Bedingungen die zur Entzündung des Dynamits - dienenden

.Kupferzündhütchen, welhe sich von der gewöhnlichen Gattung

der sogenannten Militär- und Jagdzündhlütchen durch die längere Hülse und die stärkere Ladung unterscheiden, zum Eisenbahn- Transport zugelassen werden können. Angesichts der ganz allge- mein gehaltenen Bestimmung im §. 48 sub 2, 11 bezw. zu Nr. 11 des Betriebs-Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands, nach welcher Zündhütchen, Zündspiegel und Metallpatronen zum Eisenbahn- Transport angenommen werden können, fofern sie sorgfältig in festen Kisten oder Fässern verpackt sind und jedes Kollo mit einem beson- deren, die Bezeichnung „Zündhütchen“ enthaltenden Zettel beklebt ift,

. jowie mit Nücfsiht darauf, daß für gewisse Gewehre angefertigte 5-

bis 10fach gelaoene Hütchen in mit Sägespähnen oder gleichartigen Körpern gefütterte Kästchen oder Schachteln verpackt auf den Eisen- bahnen son jeßt anftandslos und ohne Gefahr befördert worden sind, erachtet das Reichs-Cisenbahn-Amt in einem Cirkular- erlaß die Zulassung der fraglichen Zündhüthen zum Eisenbahn-Trans- port für unbedenklich, sofern die Verpacku»g der Bestimmung des Betriebée-Reglements entsprechend eine forgfältige ist und bei derselben die für die Verpackung stärker geladener Hütchen gebräuchlichen Vor- sichtsmaßregeln in Anwendung kommen.

Der Auss{chuß des Central-Vereins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt hält am Montag, den 23, November, Abends 7 Uhr, im Kurszimmer des Börsen- gebäudes, Neue Friedrichsstraße 51, 1 Treppe ho, eine Sißung, in welcher geschäftlihe Mittheilungen erstattet un®*dann Hr. Baurath Röder über „einen Berliner Süd-Kanal“ und Hr. Dr. A. Berghaus über „Rentabilität der Kanäle“ referiren werden.

Liverpool, 20. November. (W. T. B.) Der Dampfer „Con g o" st|st von dec afrikanischen Westküste hier eingetroffen.

Königliche Schauspiele.

Sonntag, 22. November. Opernhaus. ng. Tell. Große romantische Oper in 4 Akten. Musik von Roffini. Ballet von Taglioni. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (239. Vorstellung.) König Lear, Trauer- spiel in 5 Abtheilungen von Shakespeare. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Montag, den 23. November, Opernhaus. (230. Vorstellung. Mignon. Oper in 3 Aften nach Goethe's Roman: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Musik von A. Thomas. Ballet von P. Tag- lioni. Mignon: Frl. Minnie Hauk, vom K. K. Hofoperntheater in Wien, als Gast. Philine: Frl. Grossi. Wilhelut Meister : Hr. Schott. Laërtes : Hr. Salomon. Lothario: Hr. Bey. An- fang halb 7 cha Mittel-Preise. : /

Schauspielhaus. (249. Vorstellung.) Ein Erfolg. Lustspiel in 4 Akten von Paul Lindau. Anfang halb 7 Uhr. Mittel- Preise.

Dienstag, den 24. November. Opernhaus. (231. Vor- stellung.) Margarethe. Oper in 5 Akten. Musik von Gounod. Ballet von P. Taglioni. Margarethe: Fr. Mallinger. Siebel: Faust: Hr. Niemann. Mephistopheles: Hr. Sa- Anfang halb 7 Uhr. Hohe

Schauspielhaus. (241. Vorstellung.) Zum ersten Male wiederholt: Ein gefährliher Freund. Lustspiel“ in 1 Aft, aus dem Französischen von A. Fresenius. Hierauf, zum ersten Male wiederholt : Neckereien. Lustspiel in 1 Akt von A. von Winter- feld. Zum Schluß: Der zerbrochene Krug. Lustspiel in 1 Akt von H. von Kleist. Anfang 7 Uhr. Mittelpreise.

(229. Vorstellung.)

lomon. Valentin: Hr. Schmidt.

Preise.