1874 / 283 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Dec 1874 18:00:01 GMT) scan diff

jedoch der Briefträger dem Schneidermeifter N. weder- am 30. noch am 31. Dezember zustellen konnte, weil dieser an den ge- dachten Tagen vom Briefträger niht in seiner Wohnung ange- troffen und von ihm Niemand zur Empfangnahme rekomman- dirter Briefe legitimirt war. Der Schneidermeister sah in Folge dessen die Kündigung als nicht ges{chehen an und wollte am 31. März 1874 die ens nicht verlassen. Der dagegen er- folgte Klageantrag es Hoteliers X, auf Räumung der Wohnung Seitens des Miethers wurde vom hie- figen Stadtgeriht als berechtigt anerkannt, vom Kammer- geriht jedoh gzurüdckgewiesen. Die vom Kläger ein- gelegte Nichtigkeitsbeshwerde wies darauf hin, daß die Kündi- gung als geschehen erahtet werden müsse, weil der Kläger seiner- seits alles gethan habe, um die Kündigung zur Kenntniß des Verklagten zu bringen, und weil die Schuld, daß dies niht ge- ehen, lediglich an der Abwesenheit des Verklagten und daran gelegen, daß er keinen legitimirten Empfänger zur Entgegen- nahme rekommandirter Briefe bestellt habe. Dieser Einwand wurde jedoch vom Ober-Tribunal in seinem Erkenntniß vom 6. November cr. nicht für begründet erahtet und demgemäß wurde die Nichtigkeitsbeshwerde zurückgewiesen. „Nah §. 384 Tit. 21 Th. 11. A. L. R. gehört, wie das Ober-Tribunal aus- führt, „zu einer gehörigen Kündigung, daß sie zur Wissenschaft des Gegentheils wirklich gelangt ift.“ Dagegen läßt sich aus dieser Bestimmung nicht der Rechts\saßz herleiten, daß eine Kündigung alsdann als zur Wissenschaft des Gegentheils gelangt angesehen werden folle, wenn lediglich in seiner Abwesenheit von Hause der Grund liegt, weshalb ihm das Kündigungsschreiben niht hat behändigt werden können.“

Der Bundesraths-Bevollmächtigte, Präfident des Groß- berzoglih hessishen Gesammt-Ministeriums Hofmann ist von Darmstadt hier eingetroffen.

Der Kaiserlih russishe Gesandte in Bern, Prinz Ma ol hat sich von hier auf seinen Posten zurück- egeben.

Der General-Major und Commandeur der 5. Kavallerie- Brigade Graf von der Groeben is nach St. Petersburg kommandirt worden, um der Feier des St.“ Georgen-Festes bei- zuwohnen, und aus diesem Anlaß zur Abstattung persönlicher Meldungen von Frankfurt a. Oder hier eingetroffen.

S. M. S. „Augusta“ hat am 31. Oktober cr. die Rhede von Demerara verlassen, traf am 2. November Mittags in Barbados ein und beabsihtigte am 10. de}. Mts. die Reise nach La Guayra anzutreten.

Württemberg. Stuttgart, 2. Dezember. (W. T. B.) An dem heutigen Jahrestage des Sieges von Villiers - Champigny hat die feierlihe Einweihung der Fahnen für 8 Füsilier-Bataillone des X11. Armee-Corps und die Verleihung des eisernen Kreuzes und anderer Auszeihnungen an die Fahnen von älteren Truppentheilen des Corps fstattgefun- den. Dem Könige, welher mit dem gesammten Königlichen Hause der kirchlihen und militärishen Feier beiwohnte, wurde von dem kommandirenden General v. Shwarzkoppen der Dank der Truppen für die verliehenen Auszeihnungen ausgesprochen. Der feierliche Akt wurde von einem Salut von 101 Kanonen- \{chüssen begleitet und \{chloß mit einem dreimaligen Hurrah der Truppen auf den König. ;

Seen. Darmstadt, 30. November. _ Prinz Ylexan- der ist heute Nahmittag zum Besuche der Kaiserin von Ruß- land nah San Remo bei Genua abgereist. :

Der Prâäfident des Großherzoglihen Gesammt-Mini- steriums und Minister des Großherzoglihen Hauses und des Aeußern, Hofmann, hat sih heute behufs Theilnahme an den Sizungen des Bundesraths nach Berlin begeben.

In dem soeben in der siebenten Auflage erschienenen „Hand- buch der vergleichenden Statistik von G. Fr. Kolb“ finden fih fol- gende authentishe Angaben über den Stand der Staats\chuld Des Großherzogthums Hessen am 1. Januar 1874: Gewöhnliche Schuld 3,775,000 Fl., Eisenbahnschuld à 4 pCt. 7,980,000 Fl., Provinzialstraßenbaushuld à 34 pCt. 1,110,000 Jl., Staatsrentenshuld à 4 pCt. 1,480,000 Fl. Zusammen verzinsliche Schuld 14,345,000 Fl. Hierzu der Betrag des Staatspapiergeldes mit 4,300,000 Fl., ergiebt eine Ge- sammtshuld von 18,645,000 Fl. Die Staatsrentenshuld hat fich in Folge verlangter Ablösungen von Staatsrenten seit 1867 um 1 Million Gulden erhöht. Eine größere Belastung des Staats hat indessen niht stattgefunden, da die Staatsrentcn-Ablösungskasse mittelst der cedirten Staatsrenten ihre Schuld verzinst und tilgt. Wird von der Gesammtshuld der Betrag des Staatspapiergeldes in Abzug gebracht, \o ver- bleibt, wie bereits oben nachgewiesen, eine verzinslihe Schuld von 14,345,000 Fl., welcher ein Aktivum von 14,500,000 F[. gegenübersteht.

MeF&lenburg. S{werin, 1. Dezember. Der Gro ß- herzog ist am 28. November Abends aus der Göhrde hier wieder eingetroffen. |

Zu der morgen stattfindenden Feier der Enthüllung des Kriegerdenfkmals sind bereits eingetroffen, bez. werden noh erwariet folgende Herren: General der Infanterie Freiherr von der Tann, General-Lieutenant von Tresckow, General-Lieute- nant von Stosch, General-Lieutenant von Bredow, General- Lieutenant von Wittich, General-Lieutenant von Colomb, Ge- neral-Major Freiherr von Kottwiß, General-Major von Schmidt, General-Major von Kleist, General-Major Dejanicz von Glis- gczynski, Oberst Graf von Waldersee, Oberst Strempel, Oberst von Lewinski, Oberst-Lieutenant von Tiele-Winckler u. \. w.

Gestern morgen trafen mit dem 9 Uhr-Zuge die Quattier- macher des 90. Regiments hier ein. Au Quartiermacher für die hierher kommandirten Dragoner langten an. Heute brate ein Extrazug zunächst das Wismarsche Bataillon des 90. Regi- ments mit den Landwehrmannschaften desselben Bataillons. Ein weiter Extrazug kam eine Stunde später mit den beiden Rostocker Bataillonen und den Landwehren an. Die Fahnen wurden mit klingendem Spiel dur die Stadt zum Schloß gebracht.

_ Der hier gegründete Krieger-Verein ist in erfreu- lichem Wachsthum begriffen. Allein am Sonntag sind dem- selben 48 neue Mitglieder beigetreten, so daß der Verein es a s kurzer Zeit \{hon auf 210 Mitglieder ge- aht hat.

Sachsen-Coburg-Gotha. Gotha, 1. Dezember. Unter allgemeinster Theilnahme von Nah und Fern hat heute die Feier des fünfundzwanzigjährigen Dienstjubiläums Sr. Ex- cellenz des Staats-Ministers Dr. Camillo Freiherrn von Seebach hier begonnen. Zur Beglückwünschung des Ju- bilars hatten fih heute früh folgende Deputationen eingefunden:

Bevollmächtigte Sr. Hoheit des Herzogs und der gemeinschaft- lihe Landtag, eine Deputation der gesammten Staatsdienerschaft der Herzogthümer Coburg und Eotha, Deputationen der Gemeinden der Landraths-Amtsbezirke Coburg, Gotha, Ohrdruf und Waltershausen, der Städte der Herzogthümer Coburg und Gotha, der Geistlichen beider Herzogthümer, der Volks\{hulen, der Banken, des landwirthschaftlihen Vereins und des Gartenbau- vereins, endli Deputationen inländischer Korporationen, Jn- ftitute und Gesellschaften.

ck Vom Lande Coburg und Gotha, vertreten durch den ge- meinschaftlihen Landtag, is dem Jubilar eine Uebereignungs- Urkunde über eine noch im Bau begriffene, nah den vor- liegenden Zeihnungen und Rifsen in - geshmackvollster Weise auszuführende Villa zu Friedrihroda eingehändigt worden. Der Stadtrath der hiesigen Residenzstadt und der Stadtrath der Bergstadt Friedrichroda haben dem Jubilar das Ehrenbürger- recht ertheilt und die darüber ausgefertigten Diplome, welche ebenso wie die überreihten Adressen in künstlerisGer Weise an- gefertigt worden find, überreicht.

Auch mit Geschenken wird Se. Excellenz, wie die „Weim. Ztg.“ vernimmt, reihlich bedaht. Se. Hoheit der regierende Herzog verehrte demselbea den Werth der zum Großkreuze des ernestinifchen Haus-Ordens gehörigen Brillanten (der Genannte ist bereits im Besitze dieses Ordens); Ihre Königliche Hoheit die regierende Herzogin eine goldene Kette zu diesem Orden; außerdem wird, wie hon oben erwähnt, Sr. Excellenz zu Friedrih- roda eine Villa als dereinstiger Ruhesiß* erbaut, wozu Se. Hoheit den Grund und Bvden gewährt hat und wozu aus Landes- mitteln 10,000 Thlr. verwilligt worden find; von den Agnaten des Herzoglichen Hauses sind dem Jubilar 7000 Pfund Sterling, also circa 49,000 Thlr. überwiesen worden; von den Beamten des Landes erhâlt derselbe ein in Berlin angefertigtes filbernes vollständiges Theeservice in {öônem Etui, die Geistlihen des Landes schenken einen filbernen Kandelaber zu 6 Kerzen; die Lehrer zwei Armleuhter von Silber; die Banken ein vollftän- diges Zimmermeublement in geshnißter Arbeit.

Heute Abend nach 8 Uhr wird die Liedertafel und andere Gesangvereine dem hohen Jubilare ein Ständchen bringen, wel- ches mit einem Fackelzuge verbunden werden soll.

Der Serzog if, laut Meldung aus Straßburg, am 29. November, Abends 8 Uhr, über Kehl kommend, dort eingetroffen, und hat fich nach kurzem Aufenthalt, mittelst Schnellzuges nah Schlettstadt weiterbegeben, in dessen Um- S in den nächsten Wochen größere Jagden ftattfinden ollen.

Defterreich-Ungaru. Pest, 30. Novbr. Nach der Publika- tion des fanktionirten Wahlgeseßes legte der Finanz-Minister in der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses Gesezentwürfe vor über die Forterhebung der Steuern im ersten Quartale 1875, ferner vier neue Gesezvorlagen, betreffend die Luxusfteuern und zwar: eine Bedientensteuer, blos für männliche Bedienfstete, in Pro- gresfivsäßen von 8 bis 20 Fl.; eine Billardsteuer und Spiel- steuer nah jedem Spielzimmer in den öffentlichen Unterhaltungsorten oder in Gesellshaftslokalen von 5 bis 30 Fl.; eine Equipagen- steuer von 3 bis 30 Fl. und eine Pferdesteuer von 2 bis 10 Fl.

Im Oberhause brahte Baron Vay die Reform des Ober- hauses zur Sprache. Ießt, wo das Wahlgeseß s\anktionirt \ei, dürfe auch die - Stellung des Oberhauses nicht mehr die bisherige bleibew. Die Unabhängigkeit der Mitglieder, nament- lih der Dbergespäne, müsse gesichert werden. Der Minister- Präsident BVitto erklärte, eine diesbezüglihe Gesehvorlage sei längst fertig und bedürfe nur noch der Approbation des Mi- nisterrathes. Bis jetzt sei die Regierung durch wichtigere Dinge an der Vorlage desselben verhindert gewesen, doch verspreche er, falls im jeßigen Reichstage noch die Verhandlung möglich scin sollte, den Geseßentwurf rehtzeitig einzubringen. Moa Pronay benugßte den Anlaß, um auf die in der jüngsten Rede Tisza's enthaltenen Vorwürfe gegen die Magnaten zu antworten. Graf Keglevih \prah die Ueberzeugung aus, daß das Oberhaus, wie es jetzt besteht, die magyarisheste Körperschaft sei und durch kei- nerlei Reform magyarisher gemacht werden könne.

Schweiz. Bern, 28. November. Der Bur desrath hat fich heute in außerordentliher Sizung mit der Festftellung der Vorlagen für die am 7. Dezember wieder zusammen- tretende Bundesversammlung beschäftigt. Die betreffende Liste zählt 33 Nummern und darunter die Geseze über Civilstand und Ehe, über Maß und Gewicht, über die politishe Stimm- berechtigung der Schweizerbürger, über den Eisenbahnfracht- verkehr, über die Haftbarkeit der Transportanftalten, über die Ausgabe von Banknoten und über die eidgenössishe Geldsfala, die ultramontanen Rekurse gegen den Bundesrathsbeshluß, be- treffend die kirchlihen Konflikte im Bisthum Basel 2c. 2c., o daß an ihre Erledigung noch in diesem Jahre nicht zu denken sein kann und voraussihtlich eine Wiedereinberufung der Räthe sofort nach Neujahr beschlossen werden wird. Unter den Verträgen, mlhe der Bundesversammlung dieses Mal zur Ratifikation vorliegen, befiniet fich auh der vom internationalen Postkongreß in Bern abgeschlossene Wesltpostvereinsvertrag. Auch hat die Bundesversammlung in ihrer nächsten Dezembersitung den Bundes- und Bundes-Vize- präfidenten für das Jahr 1875 zu wählen. Als Bundespräsident geht Usus gemäß gewöhnlich der seitherige Bundes-Vizepräsident aus der Wahlurne hervor.

__ Laut dem geftern vom Bundesrath festgestellten Budget für das Iahr 1875 werden die Militärausgaben des Bundes in diesem Jahre nur 8,482,324 Fr. betragen und nit 9,500,000 Fr., wie fkürzlih mitgetheilt wurde. Was die Aus- gaben und Einnahmen des Bundes vom Jahre 1875 im Ganzen betrifft, so werden sich dieselben bei einer Gesammtsumme von ca. 39 Millionen nahezu das Gleichgewicht halten.

Niederlande. Haag, 28. November. Bei der Berathung des Budgets für das Departement der auswärtigen Angelegen- heiten, welche mehrere Sihungen der Zwekten Kammer der Generalstaaten in Anspruch nahm und gestern mit der Be- willigung der beantragten Kredite endete, eröffnete der Minister des Auswärtigen, van der Does de Willebois, daß die Regie- rung in ihren Bemühunger fortfahre, die Abshaffung der Sur- taxe von 10 Prozent, welhe in Nordamerika von Niederlands kolonialen Produkten erhoben wird, zu erzielen, und daß nicht alle Hoffnung geshwunden sei, die amerikanishe Regierung zur Nachgiebigkeit in diesem Punkte zu bewegen. Hr. van der Does gab in Bezug auf das von seinem Amtsvorgänger angeregte Projekt einer internationalen Konferenz über gegenseitige Aus- führung civilgerihtliher Urtheile der Befürhtung Ausdruck, daß die diesfalls eingeleiteten Verhandlungen nicht zu einem ge- wünschten Resultate führen würden. Dem Abgeordneter aus

die Räthe und Affsessoren des Herzoglihen Staats-Ministeriums,

lande einen Gesandten bei Don Carlos accreditiren sollen, und dessen Ausführungen große Heiterkeit in der Versammlung err erwiderte der Minister, als die niederländische Regierung die Exekutip. behörde in Spanien unter der Präfidentshaft des Marshalls Serrane anerkannt habe, sei fie dabei natürliG von der Anficht aus. gegangen, daß diese Behörde dermalen die „gefeßlihe“ Mai in Spanien repräsentire. Nah der Genehmigung des Bud. gets des Auswärtigen Amtes {ritt die Kammer zur Berathung der Motion van Eck und Bredius, die Regierung zu ersuchen für die Einführung \{hiedsrichterlihen Austrages internationaler Streitigkeiten zu wirken, und nahm diese Motion mit 35 gegen 30 Stimmen an. Herr van der Does wies bei der Debatte mit Nachdruck darauf wohl „mitwirken“ wolle zur SWlihtung internationaler Streitig: keiten durch \ciedsrichterlihen Austrag, daß aber die Intiative nicht einer kleinen Macht zustehe.

Belgien. Brüssel, 1. Dezember. (W. T. B) der heutigen Sißung der Deputirtenkammer kündigte der Abgeordnete Defuissaux an, daß er die Regierung über einige Fälle, in denen das Geseg über die Auslieferungen und Ausweisungen zur Anwendung gelangt sei, zu inter- pelliren beabfitige. auf Freitag festgeseßt.

Großbritannien und Frland. London, 30. No: vember, Unter dem Vorfiß der Königin fand am Sonnabend auf Windsor ein Ministerrath ftatt, bei welhem der Herzog von Richmond, der Earl von Derby urd Hr. Croß, der Minifter des Innern zugegen waren. Vor dem Konseil empfing die Monarchin den französfischen Botschafter, Graf JIarnac, den columbishen Gesandteu, Señor Zapata, und den Gesandten von Paraguay, Señor Uriarte, die ihre Beglaubigungs\chreiben Üüber- reihten. Gestern wurde Lord Lyons, der britishe Botschafter in Paris, zur Königlichen Tafel gezogen. Die Königin beabsichtigt, einigen Seeleuten und Marinesoldaten, die ihnen wegen ihres tapferen Verhaltens während des Aschantikrieges zuerkannten Medaillen in Person zu überreichen. Diese Fcier wird, \o weit bis jetzt feststeht, am nächsten Donnerstag in Windsor statt- finden. Der Prinz und die Prinzessin von Wales find von ihrem Besuche bei dem Earl Cowper in Panshanger Park nah Sandringham zurückgekehrt. Auf der Rückreise wurde ihnen in Hertford ein loyaler öffentliher Empfang bereitet.

Der deutsche Botschafter Graf Münster is in Beglei- tung seiner Tochter von seinem Besuche bei dem Herzog von Devonshire in Chalsworth nach Prusfia-House zurückgekehrt.

Die Admiralität hat dem Commandeur des detachir- ten Geschwaders, Contre-Admiral Randolph, den telegraphischen Befehl übersandt, eines der unter seinen Befehlen stehenden Schiffe unverzüglich nach Rio de Janeiro abzusenden.

Die britishe Marine i s\oeben durch zwei neue Schrauben-Kanonenboote von je 420 Tonnen Tragkraft und 360 Pferdekraft, die auf einer Privatwerfte in Snuderland gebaut wurden, bereihert worden. Die Schiffe heißen „Contest* Und „Empreß“ und tie Armatur eines jeden besteht aus vier Geschüßen.

Frankreich. Versailles, 1. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sißung der Nationalversammlung wurde Buffet mit 348 Stimmen zum Präsidenten gewählt. 205 Stimmzettel waren unbeschrieben. Martel wurde niit 422, Benoist d'Azi mit 321 und de Kerdrel mit 287 Stimmen zu Vize-Prä- sidenten gewählt. Bei der Wahl des- vierten Vize-Präsidenten wurden für den Herzog von Audiffret-Pasquier (rechtes Centrum) p und für Rampon (linkes Centrum) 247 Stimmen abge- geben.

Auf der Tagesordnung der morgigen Sißzung stehen das Geseh über die Reorganisfirung der Cadres der Armee und die Vorlage über die Einrichtung des höheren Unterrichts.

Wie verlautet, dürfte die Botschaft des Marschall- Präsidenten wegen einiger darin vorgenommener Abände- rungen erf am Donnerstag eingebraht werden.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 30. November. (W. T. B.) Die Rückehr des Kaisers steht in den nächsten Tagen bevor. Die Verzögerung der Heimreise foll der Rücksicht des Kaisers für den leidenden Zustand des Grafen Alexander Adlerberg zuzuschreiben sein, welcher als Minister des Kaiserlihen Hauses und Chef des Kaiserlihen Haupt- quartiers den Kaiser nach Livadia begleitet hat.

Alle Nathrihten aus dem Innern, foweit die Tele- graphenverbindungen reihen, melden übereinstimmend, daß der Verlauf der soeben stattgehabten ersten Aushebung nah dem Gesege der allgemeinen Wehrpfliht ein durhaus günstiger ge- wesen ist. Jn allen Klassen hat fich ein überrashendes Ver- ständniß für die Wichtigkeit des neuen Gesetzes gezeigt, und stellt man dasselbe jeßt hon dem Kaiserlihen Dekrete über die Auf- hebung der Leibeigenschaft an die Seite. Ó

Schweden und Norwegen. Christiania, 30. No- vember. (H. N.) König Oscar hat gestern Abend, nachdem er den Professor Nissen zum Kultus-Minister ernannt hat, Christiania wieder verlassen.

Dänemark. Kopenhagen, 28. November. Der Ent- wurf zu einem revidirten Heergeseÿ soll jezt vollendet sein und dem Folkething wahrscheinli in der nächsten Woche vorgelegt werden.

Dem Vernehmen nach isst General Wilster bei der erften jütishen Brigade dazu ausersehen worden, den durch die Ernennung des Generals Steinmann zum Kriegs-Minister vakant gewordenen Posten als Chef des zweiten Generalkommandos zu übernehmen. Gleichzeitig ist Oberst Ankjär zum General er- nannt und ihm das Kommando der ersten jütishen Brigade

übertragen worden.-

1. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sißzung us a n d ae di S Da einen “rache in, durch welchen die eswig - holsteinishen Speziesmünzen als Zahlungsmittel verboten werden. E E S

Amerika. graphirt, daß Kalakua, der König von Hawaii, in San Francisco eintraf. Er wurde mit Salutshüssen begrüßt, von einer militärishen Escorte empfangen und begab sich un= verzüglich nach Washington zu einem Besuche des Präsidenten. New-York, L Dezember. (W. T. B.) Der Bekannt= machung des Schaßsekretärs Bristow zufolge, hat fih die Staats\{chuld im Monat November um 123,000 Dollars vermindert. Im Staatsschaßze befanden fich am 30. November 83,043,000 Dollars in Metall und 16,699,000 Dollars in

Papiergeld. Rio de Janeiro, 30. November. (W. T. B.) Nah

Maastricht, Kerens de Wylre, welcher wünschte, daß die Nieder-

Mittheilungen der hiefigen Journale aus Buenos-Ayres Zat am 15. d. Mts. in der Nähe von Laverde eine dreistündige

in, daß er gleich seinem Amtsvorgänger, F

Die Berathung der Interpellation wurde

Aus New-York wird unterm 29. d, M. tele-

Schlacht zwischen Mitre und den Regierungstruppen unter dem n Arias ftattgefunden, deren Ausgang unentschieden blieb. Die Regierungstruppen hatten einen Verlust von 400 Todten und Verwundeten, der Verlust der Insurgenten war nicht be- kannt. i

Nah in Montevideo eingegangenen Nachrichten hat der Insurgenten-General Mitre einen Unterhändler nah Buenos- Ayres geschickt, um über seine Unterwerfung unter die Re- gierungsgewalt zu verhandeln. i

Aus Südamerika meldet die „A. A. C.“ Folgendes:

Peru. Aus Callao wird unterm 27. Oktober von einer neuen revolutionären Bewegung berichtet. Dieselbe brach am 22. Oktober in Arequipa aus, aber nach einem 1¿ftündigen Gefecht wurden die Rebellen von den Regierungstruppen vertzieben. Der „Talisman“, ein großer Dampfer, der die englishe Flagge führte, befand _sih auf der Höhe der Küste n:it einer großen Menge peruanischer Flücttlinge aus Chili, die versuchten, eine Landung zu bewerkstelligen. Das peruanische Geschwader wurde längs der Küste vertheilt, um nach dem Fahrzeuge zu spähen. Die jeßige Regierung von Peru kann als fest begründet betrachtet werden. Durch Kongreßbes{luß sind alle politi- {en Gefangenen in Freiheit geseßt worden. Die Tageëfrage dreht fich um Guano und salpetersaures Natron. Señor Gonzales wird dem Kongreß die Verordnung empfehlen, daß künftig Guano nur von den Lagern verkauft und van der Preis nah Maßgabe des Ammoniak- gehaltes bestimmt werden soll. Die salpetersauren Quellen solleri vom Staate erworben und in seinem Interesse verwaltet werden. :

Fn Chili wurde am 26. Oktober kurz nah Mitternacht ein Erdbeben, wohl das heftigste seit dem dcnkwürdigen 7. Juli v. Fi verspürt. Es dehnte fih nôrdlich bis Copnipe und südlich bis Jalca aus, dauerte etwa 30 Sekunden, und die Rihtung war von Osten nach Westen. In Valparaiso und Santiago herrschte große Bestür- zung. - Sämmtliche öffentlihe Uhren blieben stehen und die Mauern einiger Kirchen und Häuser wurden beschädigt. Die Bischöfe von Serena und Concepcion erschienen vor einigen Tagen in Santiago, erließen Hirtenbriefe und exkommunizirten den Präsidenten, mehrere Mitglieder des Staatsrathes und eine Anzahl von Senatoren und Deputirte. Die Hirtcne erregten beträchtliche Aufregung und Be- stürzung. Die Exkommunikation vechinderte indeß den Konareß nicht, die Gehälter des Klerus wie üblich zu votiren. Kapitän Ryde's Affaire ist zwischen dem britischen Gesandten und der cilenischen Re- gierung definitiv geregelt worden, aber nähere Details find nit in die Oeffentlichkeit gedrungen.

Asien. Aus Calcutta wird der „Times“ telegraphirt, daß die Untersuhung bezüglih der Identität des angeblichen Nena Sahib ihren Fortgang nimmt, aber daß Details ftreng geheim gehalten werden. Das Datum des Beginnes des Pro- zesses sei ungewiß. Die öffentlihe Meinung werde täglih zwei- felsühtiger betresss der Identität des Gefangenen.

China. Aus Shanghai wird vom 15. Oktober ge- meldet, daß in China noch immer Nachrichten von den verhängniß- vollen Wirkungen der jüngsten Typhons an der Küste einlaufen. In Taiwan scheiterte ein cinesishes Kanonenboot von 600 Tonnen Tragkraft in einem Typhon am 29. September, während es vor Anker lag, und die gesammte Besazung, 70 Personen, ging mit dem Schiffe unter. Der Kopitän befand sich zur Zeit am Gestade auf einem Besuh beim chinesischen Kommissär. Zur Zeit des Unglücks lagen drei Dampfer auf der Rhede vor Anker, aber keiner derselben konnte irgend welchen Beistand leisten.

Nr. 84 des „Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Post-Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: General - Verfügung : vom 27. November 1874, Einführung neuer Postwerthzeichen.

Nr. 22 des „Armee-Verordnungs-Blatts*, herausgegeben vom Kriegs - Ministerium, hat folgenden Inhalt: Instruftion über das beim Auftreten des Roßes unter den Pferden der Truppen zu- beobachtende Verfahren. :

Statistische Nachrichten.

Unter den in den Jahren 1868/74 in die hessische (25.) Di- vision eingestellten 17,780 Mannschaften wurden der „Darmst. Ztg.“ zufolge 75 oder 0,42 % ermittelt, welche eine Schulbildung nicht besaßen. Am ungünstigsten ist das Verhältniß in Oberhessen; hier konnten von 5902 Ersaßmannschaften 39 oder 0,66 % weder Lesen noch Schreiben. Starkenburg lieferte unter 7029 Rekruten 23 oder 0,33 %, Rheinhessen unter 4849 nur 13 oder 0,27 % Analphabeten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin. Wie in fcüheren Jahren werden auch diesmal an d:n Sonnabend-Abenden der Monate Januar, Februar und März k. F. in der Singakademie Vorträge des wissenschaftlichen Yer:ins stattfinden ; die Zahl derselben beträgt 12. i

Es werden Vortrag halten: 2. Januar. Prof. Adler: Erwin von Steinbach. 9. Januar. Probst Dr. thesel. Brückner: Ueber die Lehre von der Wiederbringung aller Dinge. 16. Januar. Geh. Regierungs Rath Prof. Dr. Boniß: Die gegenwärtigen Reformfragen im höheren Schulwesen. 23. Januar. Prof. Dr. Förster: Ueber Wahrheit und Wahrscheinlichkeit. 30. Januar. Prof. Dr. Wattenbach: Stockholm 6. Februar. Prof. Dr. Tobler: Spielmannëêleben im alten Frankreich. 13. Februar. Hauptm. im Großen Generalstabe Frhr. von der Golß: Gambetta und die Loire- Armee. 20. Februar. Frhr. Dr. von Treitshke: Samuel von Pufendorf. 27. Februar. Prof. Dr. Preyer aus Jena: Ueber die Grenzen der sinnlihen Wahrnehmung. 6. März. Vorlesung“ über Spektral-Añaly}e in einem noch zu ermittelnden für die Experimente geeigneten Lok-le. 13. März. Prof. Dr. Ebers aus Leipzig: Ueber die Literatur der alten Aegypter. 20. März. Prof. De. von Sybel aus Bonn: Königin Marie Antoinette nah den neuesten Forschungen. ; i

—- In der am 30. November Nachmittags in Cöln abgehal- tenen Sora pang des Central-Dombauvereins machte der Vorsitzende die Mittheilung, daß die Kaiserglocke, soweit fich bis

Sowohl Form als

¡eßt beurtheilen lasse, vollständig gelungen sei. N eral und Schriften stellten fich dem Blicke des Beschauers in mafkfelloser Schönheit dar, Viunen 14 Tagen werde das Gerüst fertig- gestellt und die Elocke an demselben aufgezogen sein, um auf den Ton

geprüft zu werden. Der Gießer hege die zuversichtliche Hoffnung, daß

auch dieser getroffen sei. 8 Der 29. biographische Lagerkatalog für 1875 der Buchhand- s rankfurt a. M. (Roß:

sung vcn Joseph Baer u. Co. in E 18) H Paris ist soeben ausgegeben worden. Derselbe ent- hält auf 124 Seiten eine sehr umfangreiche Sammlung von aus- ewählten Biographien und Memoiren älterer und neuerer Zeit nebst Register sämmtlicher Autoren. / Der Lutherdenkmal-Verein in Eisleben, der am 3. Oktober 1869 gegründet wurde, hat nah einem jeßt veröffentlichten Berichte ein Kapital von 14,924 Thlrn. 24 Gr. durch Sammlung ausgebraht. Im nächsten Frühjahr soll eine Konfercnz des in Berlin unter dem Vorsiße des Prof. Gneist beftehenden Pee mit dem hiésigen stattfinden; in derselben wird über die Wahl des Plaßes für das Denkmal und die nähere Feststellung des Projektes mit Zu- ziehung von Sachverständigen berathen werden. H Wie das „Leipziger Amtsblatt“ meldet, ist die von Professor Dr. Fürst in Leipzig hinterlassene wissenschaftliche Biblio-

und Sohn, Hermann Oppenheimer, der Berliner Hochschule zum Ge- schenk gemaht worden.

Der „Dundee Advertiser“ ist ermächtigt, anzuzeigen, daß La dy Franklin noch immer bercit ist, die vor einigen Jahren von ibr ausgeseßte Belohnung von 2000 Pfund Sterl. Demjenigen zu geben, der ihr die offiziellen Urkunden von der Expedition ihres Gat- ten verschafft. Lady Franklin will außerdem Jeden, der die Doku- mente auffindet, reihlich für die etwa gemachten Auëlagen entschädigen. Als anmuthige Gabe für den Weihnachtstish ersheini noch rechtzeitig vor dem Feste der V1III. Jahrgang (1875) des „Deutschen Künstleralbums“. Kunst und Poesie haben fi wieder vereint zu harmonishem Schaffen, die außerordentlih geftei- gerten Leistungen des Farbendruck diesmal aber ganz besonders UÜeber- raschendes geleistet. Dur die prächtigen Delfarbendruckbilder werden die Kunstbläiter der früheren Jahrgänge weitaus Übertroffen. Das Titelbild if nach einer Aquarelle von Caspar Scheuren ausgeführt. Dann folgt ein von der Hand desselben Künstlers heriührendes Ge- dâchtnißblatt für den verstorbenen Dichter Wolfgang Müller von Königswinter, der in den Jahren 1851—53 und 1860—67 das Deutsche Künstleralbum herausgab, mit dem Portrait des Gefeierten. Ihm ift au von Ernft Scherenberg ein poetisher Nachruf gewidmet worden. Für den artistischen Theil, welcher 23 Kunstblätter in größtem Quartformat, in Farbendruck und Lithographie enthält, haben außer Sceuren, Kindler, Deicker, L. Arnold, O. Erdmann, Crola, Süß- napp, Hiddemann u. A. Beiträge geliefert. In dem literarischen Theil sind die bedeutendsten Namen der neueren deutschen Dichtung durch Gaben in Poesie und Prosa vertreten. Wir nennen nur: Bo- denstedt, Brachvogel, Dahn, Freiligrath, Geibel, Gerok, Grün, Ha- merling, Hoffmann von Fallersleben (aus seinem Nachlaß), Sensen, Lngg, Meißner, Roquette, Scherenberg, Spielhagen, Storm, Wehl. Den Schluß bilden zwei Novellen von Stephan Milow: die Stiftsdame und von Ludwig Salomon: Erlkönigs Töchter. Die Verlagshandlung von Breidenbach u. Co. in Düsseldorf hat für einen fünstlerisch ausgeiührten Einband in Golddruck und Goldichnitt und die sauberste Ausstattung in gewohnter Weise Sorge getragen.

Die französischen Schriftsteller haben in einer Ver- sammlung, die sie am 28. November in Paris abhielten, beschloffen, in London, Berlin und St. Petersburg Agenturen zu ernennen, an welche man si zu wenden haben würde, um das Uebersetungsrecht französi- scher Werke zu erlangen. :

Das Germanishe Museum in Nürnberg hat, wie der „Corr. v. u. f. D.“ mittheilt, für seine hon umfangreiche und beson- ders in historisher Beziehung sehr instruktive Sammlung von Feuer- waffen fürzlich eine Erwerbung gemacht, welche auch für ein größeres Publifum von Interesse sein dürfte, nämlich ein vorzüg- lich {nes Exemplar der höchst seltenen und meist nur in A teA Zustande vorkommenden fsogenannten „ledernen Ka- nonen.* Das Rohr eines solchen Geschüßzes besteht aus einem Cylin- - der von geshlagenem Kupfer, die Kammer, von gleichem Metalle, ift durch eiserne Reifen verstärkt. Das ganze Rohr ist mit einem Gewinde von Stricken umgeben und diejes wieder mit Leder überzogen. Diese Geschüße zeichnen fich durch ihre Leichtigkeit gegenüber den im 16. Jahrhundert gebräuchlichen fehr schweres Geschüßen aus Eisen oder Bronze, deren _Trans- port unendliche Schwierigkeiten verursachte, sehr vortheilhaft aus. - Sie find eine Erfindung des Freiherrn Melchior v. Wurmbrand, eines in s{wedishe Dienste übergetreteuen Kaiserlih deutschen Offiziers. König Gustav Adolph von Schweden benußte die „ledernen Kanonen auf seinen Feldzügen; fie wurden aber schon im Jahre 1631 wieder aufgegeben, weil sie fich beim Gebrauche zu \hnell und zu sehr er- hißen. a :

Die Nr. 155 des Notizblatts des Vereins für Erd - funde und verwandte Wissenschaften zu Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen Vereins für Novem- ber. hat folgenden Inhalt: Vergleichende meteorologische Beobach- tungen im Jahre 1873. Ernte-Erträge im Gtoßherzogthum Hessen im Fahre 1873. Uebersicht der dienstlichen Arbeiten der Groß- herzoglichen Steuerkommisfariate im Jahre 1873. Meteorologische Beobachtungen im Oftober 1874. Sterbefälle und Todesursachen im Oktober 1874. Angelegenheiten des Vereins für Erdkunde. Anzeige.

Wie der „Allg. Ztg.“ aus Hamburg geschrieben wird, hat die Reiterstatue Bolivars, die Anfangs August nah ihrem Bestim- mungsort Caracas in Venezuela abging, das gleihe Schicksal gehabt, wie diejenige des \{chwedischen Königs Gustav Adolf, die im Trané- port nach Gothenburg im Jahre 1854 bei Helgoland strandete. Die folofsale Reiterstatue Bolivars, in 19 Kisten verpackt, die wegen ihrer Größe theilweise auf Deck verladen werden mußten, war glücklich in St. Thomas angekommen, wo fie anf die dânijche Schooner-Brigg „Thora“ verladen wurde, die am 6 Okfteber von St. Thomas nah La Guayra in See ging. Nur noch_12 deutsche Meilen vom Be- stimmungsort entfernt, strandete das Schiff am Morgen des 10. Of- tober auf den Roques, einer gefürchteten _Inselgruppe im Nor- den von La Guayra. Kapitän, Mannschaft und Passagiere retteten sich auf den Booten, und brachten nach zweitägiger Fahrt die betrübende Nachricht nach Caracas, daß Schiff und Ladung wohl rettungslos verloren seien. Troßdem wurde von der Regierung in Caracas sofort ein Rettungéversuch unternommen und ein kleiner Schooner mit 3 Lichterbooten na den Roqgucs abgesendet. Bei dieser Expedition betheiligte sich Profcfsor Friß Miller, der bekanntlich zur Aufstellung der Statue die Reise nach Caracas unternommen, und dessen Biiten und Vorstellungen an die Regierung in Caracas die Expedition vielleiht nit zum ge- ringsten Theil ihr Zustandekommen zu verdanken hat. _Es gelang dem Schooner des Wrack aufzufinden und 14 Kisten zu 1ôsen, wäh- rend eine Kiste mit dem halben Pferde wegen ihrer Größe zurüdck-

elaffen werden mußte. Die Regierung sandte indeß noch ein Kriegs-

fubrzetia und Dampfboot na, und fo gelang es nah einiger An- strengung auch dieje Kiste no zu retten. Mit Enthusiasmus wurde die schon verloren geglaubte Statue von der Bevölkerung in La Guayra und Caracas empfangen. Die Bronzen waren vom Salz- wasser zwar mit einer s{hwarzen Kruste überzogen, haben aber fonît Dank der guten Verpackung, keinen weitern Schaden genommen.

Die Geograpdvishe Gesellschaft in London hat die Mitthei- lung erhalten, dal Hr. Iohn Foster eine Reise dur das nôrd- liche Australien zurückgelegt hat. Von Champion Bay im Westen oufbrecend, passirte er erfolgreich sämmtliche unbekanute sftliche Distrikte, bis er die sich von Adelaide nah Alice Falls auêdehnende

Telegraphenstraße glücklich erreichte,

Land- und Format e

Das Novemberheft des Landwirthschaftlihen Cen- iralbiatia für Pre Pons begründet von Adolf Wilda, redi- girt von Alexander Müller (Berlin, Verlag von Wiegandt, Hempel u. Parey), hat folgenden Inhalt: Die Pedolog. Anstellung in Wien 1873. Von Prof. A. Orth. Das Sitreichbrett am Pfluge. Von Prof. A. Braungart. Die städtishe Spüljauche “als Nährstofflöfung für Pflanzenkfultur. Von Alex. Müller. Die Maschinen auf der Bremer Ausstellung. Das Pôöfeln und Räuchern. Feuersichere Petroleumlaterne. Die Stellung der Futtergewächse in der Fruchtfolge. Von Prof. Dr. Werner. Der Stand der Landes- fultur in Bayern von uo. Der landwirths{aftl. Streik in Eng- land. Wirthschaftsgenossenschaften nah Schulze-Delißsch. Darlehns- fassenvereine nah Raiffeisenschem System. Zur Wiener Krifis. An- hang: Rundschreiben, betr. P erdezucht.

Gewerbe und Handel.

Vom Berliner Pfandbrief-Institut find bis Ende November cr. 5,716,400 Thlr. 44prozentige und 2,042,600 Thlr, 5pro-

tellung begriffen 11 Darlehnägesuche auf Grundstücke, zum Feuer- versiherungswerthe von 192,900 Thlr., im Laufe des Monats No- vember -cr. angemeldet 8 Grundstücke mit einem Feuerversicherungs- werthe von 202,000 Thlr.

In dem Zeitraum vom 16, bis 31. Oktober 1874 wurde an Brennmaterial in Berlin eingeführt: zu Wasser: 35,531 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, 21,094 Kubikmeter Torf, 26,773 Kubikmeter Brennholz; auf den Eisenbahnen: 754,323,22 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, Kubik- meter Torf, 28874 Kubikmeter Brennholz, Summa: 789,854,22 Hekto- liter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, 21,094 Kubikmeter Torf, 29,6604 Kubikmeter Brennholz; aus Berlin ausgefühit zu Wasser: 15,264 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, auf den Eijen- bahnen: 85,3814 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, Ku- bifmeter Brennholz, Summa: 100,645% Hektoliter Steinkohlen, Braun- kohlen, Koks, Kubikmeter Brennholz.

In dem Zeitraum vom 1.—15. November 1874 wurde an Brenn- material in Berlin eingeführt: zu Wasser: 31,571 Hektoliter Stein- foblen, Braunkohlen, Koks, 15,150 Kubikmeter Torf, 25,156 Kubik- meter Brennholz; auf den Eisenbahnen: 680,840,533 Hektoliter Stein- foblen, Braunkohlen, Koks, 20,000 Kubikmeter Torf, 2984/s Kubik- meter Brennholz, Summa: 712,411,53 Hektoliter Steinkohlen, Braun- fohlen, Koks, 35,150 Kubikmeter Torf, 28,140?/, Kubikmeter Brennholz; aus Berlin ausgeführt zu Wasser: 12,420 Hektoliter Steinfohlen;, Braunlohlen, Koks; auf den Eisen- bahnen: 84,095 Heftoliter Steinkohlen, Braunfohlen, Koks, Summa: 96,515 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks. Die am 30. November abgehaltene Generalversammlung von Lauchammer, verein. vormals gräfl. Einsiedelshe Werke, beschloß die Vertheilung einer Diridende von 2% und stimmte allen Anträgen des Auffichtsraths bei. E

Eine von Privatleuten errihtete Vereinsschlächterei in Gera zählt jeßt s{hon, nach faum dreiwöhigem Bestehen, gegen 2000 Mitglieder, den Familien aller Stände angehörend. Täglich kommen neue Mitgliederanmeldungen. Der Verein konfumirte gleich am èrsten Tage der Eröffnung 3 große Mastochsen, 8 Kälber, 4 Hammel und 3 Schweine, ohne daß die Fleishnahfrage hätte befrie- digt werden können. Die verkauften Fleishwaaren find von guter Qualität und dabei 1 resp. 2 Groschen billiger, als die im Handel bisher bezogenen {lehteren Schlahtwaaren.

Die Berg- und Hüttenarbeiter von Wigan erheben aufs Neue die Forderung, daß ihnen der frühere Lohnsaß gewährt werde. Die Manufakturfabrikbesißer von Sheffield haben, um der auswärtigen Konkurrenz entgegenzutreten, den Lohn für die Handarbeit herabgeseßt.

Verkehrs-Anstalten.

Nr. 95 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisen- bahn-Verwaltungen“" hat folgenden Inhalt: Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen. (Preußische Ostbahn: Bergfriede, Station. Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn: Neuhaldensleben-Oebisfelde auch für den Personenverkehr eröffnet) 2c.

Am 29. November wüthete, wie die „A. A. C.* meldet, aber- mals ein heftiger Sturm über die ganze Insel, der nach den bis jeßt vorliegenden fpärlichen Berichten, namentlich zur See, großen Schaden verursacht zu haben scheint. Den Berichten der „Times entnehmen wir Folgendes: Jn Shields war das Meer das gefähr- lihste, was dort seit den leßten zwei Jahren gesehen wurde. Die Brigg „Lavinia“ aus London in Ballaft und der Schooner „Scilla aus Whifkstable strandeten auf der Südseite des_ Hafens, aber ihre Mannschaften wurden gerettet. Ein großes Schiff, die „Lucy Comp- ton*, lief ohne ihre Decks im Hafen ein. Ein Knabe ertranf. MWaährend des Sturmes lief etwa ein Dußend Dampfer wohlbehalten in Hafen ein. Gestern (Sonntag) Nahm. etwa um 3 Uhr trieb der „St. Al- hans* aus London hinter den Nord-Pier und eine furhtbare Scene spielte si in Anwesenheit einer ungeheuren Menschenmenge, welche das einlau- fende Schiff beobachtete, ab. Als das Schiff in die Brandung gerieth, flüchtete die aus fünf Personen bestehende Mannschaft in das Tafkel- werk, und man sah eine Frau aus ter Kajüte stürzen und den Män- nern folgen. Sobald das Schiff an die Klippen s{lug, fielen die Frau und der Steuermann in das Meer und ertranken. Die Ande- ren fielen auf das Verdeck. Die Rettungsbrigade von Tynemouth brachte die Uebrigen. mit Hülfe von Tauen in Sicherheit Am furchtbarsten hauste der Sturm an der nordöstlihen Küste von Scthott- land. In Fraserbourgh scheiterte die mit Kohlen befrahtete Barke „Veteran aus Shields, wobei von der 21 Köpfe starken Mann- schaft 11 ertranfen. Der gestrige Tag wird vorausfihtlich unter den Schiffbrüchen der Woche mit einer ansehnlichen Zahl fizuriren.

Marseille, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Washington“ vom baltischen Lloyd ist heute wohlbehalten hier eingetroffen. :

Das vor einiger Zeit aufgetauchte Projekt, die Sahara oder doch wenigstens den algerischen und tunefischen Theil derselben, durch Zuleitung der Gewässer des mittelländischen Meeres in einen

zu sollen. Der Flottenkapitän Roudaire hat vom Kriegs-Minifter den Auftrag erhalten, die nöthigen Vermessungen und Nivellements- Arbeiten an Ort und Stelle vorzunehmen. Sei: ens der geographi- schen Gesellshaft ist ihm Herr Henri Duvevrier, der mit den in- \chlägigen Verhältnissen genau bekannt ift, zugeordnet waren. Vas Meer würde si von dem Meridian von Gabés bis zu dem Meri- dian von Constantine erstrecken und würde die flimatischen und Bôden- verhältnisse ebenso gründlihH umgestalten, wie es andererseits dem Handel und Verkehr dur die Eröffnung neuer Kommunikations- wege einen großartigen Aufs{wung geben müßte.

Aus dem Welff'schen Telegraphen-Büreau.

Schwerin, Mittwoch, 2. Dezember, Mittags. Die Ent- hüllung des Kriegerdenkmals hat heute Vormittag unter Salut- \hüssen und Glockengeläute stattgefunden. Nach der Feierlichkeit defilirten die Truppen vor dem Großherzoge und dem Herzoge von Altenburg, in deren Begleitung sich die Generale von Stosch, von Tresckow, von der Tann, von Wittih und viele andere höhere Offiziere befanden.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, den 3. Dezember. Opernhaus. (239. Vor- fiellung.) A arbier von Sevilla. Komische Oper in 2 Ab- theilungen. Musik von Rossini. Rosine: Frl. Minnie Hauk, vom K. K. Hofoperntheater in Wien, als Gast. Hierauf: Solo- tanz. Anfang 7 Uhr. E,

Schauspielhaus. (250. - Vorstellung.) Ciciiaa m s Akten von A. E. Brachvogel. Mittel-Preise. i A

reitag, den 4. Dezember. Opernhaus. M - n S ruf Begehren s Die lustigen Weiber von Windsor. Komisch-phantastishe Oper in 3 Akten. Musik von Nicolai. Frau Fluth: Fr. Mallinger. Frau Reich : Frl. Lammert. Anna Reih: Frl. Lehmann. Falstaff: Hr. Fricke. Fluth: Hr. Bey. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise. : :

Schauspielhaus. (251. Vorstellung.) Die Verschwörung des Fiesko zu Genua. Trauerspiel in 5 Abtheilungen von

Alte Schweden. Anfang 7 Uhr.

t bef von 3000 Bänden durch Frau Fanny und Bertha Oppenheimer delbst angekauft und zum Andenken an ihren verstorbenen Gatten

entige, zujammen 7,759,000 Thlr. Pfandbriefe ausgegeben. Es find L aber noch nicht abgehoben, 1,557,000 Thlr., in der Fest-

Schiller. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

See zu verwandeln, scheint in ernstlihe Erwägung genommen werden -

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