1874 / 283 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Dec 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Ueber Olympia

hat der Baurath Adler jüngst in einer Sißung des hiesigen Ar- ciftenvereins einen Vortrag gehalten, dem wir, der „Deutschen Bau- zeitung“ folgend, Nachftehendes entnehmen.

Wenn man die Bedeutung und die Aussichten der von den deutschen Bundesregierungen vorbereiteten fu: ftwifsenschaftlihen Untersuchungen in Olympia, durch welche ein {on von Winkelmann gehegter Plan endlich zur Ausführung gelangen sell, würdigen will, 10 ift es vor Allem erforderli, die einstige Stellung Olympias in der bellenishen Welt und seine Geschichte zu kennen.

Der Name Olympia haftet an einer fleinen Ebene der pelo- ponnesishen Landschaft Pisatis unweit der früh zerstörten, halb jagen- haften Stadt Pisa. In einer wald- und flußreihen Landschaft von hoher Anmuth belegen, von s{önen, mild gezeichneten Bergketten ein- gefaßt, bildete sie einen natürlichen Festplaß, wie er würdiger faum gefunden werden fonnte. Niemals war Olympia eine Stadt, sondern nur die geheiligte Stätte der großen nationalen Festspiele zeit- weise von gewaltigen Volksmassen belebt, fonst in friedlicher Stille

rubend.

Die Geschichte Omyios verliert sfich in sagenhaftes - Dunkel und knüpft fich an die Namen Endymion, Pelops, Neleus, Pelias und Herakles. Jedenfalls scheint festzustehen, daß hier schon seit ur- alter Zeit Festspiele stattfanden, die nah der Eroberung des Pelo- ponnes durch die Dorer einen neuen Aufschwung nahmen, dann durch längere Zeit ruhten und endlich durch die Bemühungen des begei- sterten Cliers Jphitos wieder erneuert wurden. Dieser schloß mit dem Lakedaimonier Lykurges jenen auf einem ehecrner Diskus eingravirten, noch im 2. Jahrhundert nach Chr. zu Olympia aufbewahrten Vertrag ab, nach welchem für das alle 4 Jahre wiederkehrende Fest ein Gottes- friede vereinbart wurde. Das erste dieser erneuten Festspiele soll im Jahre 888 stattgefunden haben; die erfte \chriftlich verzeihnete Olym- viade, in welcher Koroibos siegte, fällt in das Jahr 776 vor Chr. ; sie if das wichtigste Datum hellenisher Geschichte geworden, weil von ibr die von dem Sicilier Timaios eingeführte, von den großen Historikern - angenommenen Zeitrechnung nah Olympiaden datirt wird, die erst mit der 293. Olympiade im Jahre 394 n. Chr. erlosch. Anfänglich nahmen nur einige Staaten des Ran an der Feier Theil, und exst nach der 15. (gezählten) Olympiade gewann diese eine eigentlihe nationale Bedeutung. Mit der 30. Olympiade war bereits ganz Hellas, mit der 70 auch die Gesammtheit der hellenishen Kolonien in Kleinasien, Sicilien, Groß- Grie&zenland und Afrika vertreten. Die höchste Blüthe der Spiele fällt in di: Zeit zwishen der 50. und 85. Olympiade; ein Ende machte ihnen der Einfall der Gothen unter Alarich im Jahre 397 na Christus, welche die Olympia plünderten und theilweise zerstörten. Daß es zu byzantinischer Zeit now bestand, ift aus den Reiten einer altchristlihen Kapelle, sowie aus einem Edikte Justinians vom Jahre 531 befannt, welches das Wiederaufleben der Spiele unterdrückte. Dann folgt ein 1200 jähriges Dunkel, in welchem menschliche Ge- walt, Brände, Erdbeben und Neberschwemmungen ibr Zerstörungs- wes, vollendeten, als dessen Resultat heute ein ungeheures Grab vor uns liegt.

Die erste neuere Nachricht üb-r Olympia is in einem Reise- berihte des Engländers Chandler enthalten, der 1766 einen Theil der Mauern des Zeustempels noch aufrecht stehen sah. 1806 besuchte der Engländer Dodwell den Ort und veranlaßte eine kleine Aus- rabung, durch welche er die Lage des Zeustempels fonstatirte und Säulentrommeln von demselben nahwies. Einige Zeit nachher unter- nahm Quatre mère de Quincy seinen geistreihen Versuch einer Restauration des Zeusbildes. Die erfte eigentliche Untersuchung Olympias wurde 1813 durch den Lord Stanhope mit Unterftüßung des Architekten Allason bewirkt; durch ihr 1825 puktlizirtes, in den landschaftlichen Darstellungen übrigens ganz willfürlid behandeltes Werk ist namentlich die Topographie des Ortes in trefflich#| Weise festgestellt werden. 1829, als ein fleines Corps franzöfiser Truppen im Peloponnes gelandet war, erfolgte endlich die bekangute, von dér französishen Akädemie äusgerüstete Expedition nach Olympia unter der Leitung Avel Blounts, die mit bedeutenden Mitteln während fünf Wochen Ausgrabungen veranstaltete, und neben verschiedenen Bronzen - Inschriften u. j. w. einen Theil der jeßt im Louvre befindlihen Marmorjkulpturen aus den Metopen des Zeuës- tempels, sowie den Mosaikfußbodet der Tempelcelia entdeckte.

tempel zu Olympia wissen; die Angaben desselben find freilich nicht

nur ziemli flüchtig und oberflählih, sondern auch durchaus nicht zu-

perläfsig, da alle Sihetaiaße willfürlich angenommen find. Wissen

\caftlihe Abhandlungen über Olympia, jedoch faft nur topographi- shen und archäologishen Inhalts, sind seither durch die englischen Gelehrten Leake und Vyse und dur die deutshenRathgeber Krause und Curtius publizirt worden.

Aus der Schilderung der Feftspiele, an welcher die Bedeutung Olympias wesentlich haftete und bei welcher der Redner daher län- gere Zeit verweilte, seien hier nur einige der witigsten Notizen an- geführt. Seit der Mitte des 5. Jahrhunderts vo: Chr. war die Dauer der Feier auf 5 Tage feftgeseßt, die nach dem Vollmonde des heiligen Monats s\ich richteten und etwa in den Anfang des Juli fielen. Die Spiele seßten fich zusammen aus gymnastishen und ritterlihen Kämpfen (Wettlauf, Faust- und Ringkampf, Wagenrennen u. \. w. in mannigfaltigen Variationen und Bereicherungen), zu denen später auch musikalische Wettkämpfe traten, aus Opfern und Prozessionen, die mit einer von den Eliern dargebrahten Hekatombe s{lossen, und der auf dieses große Dank- opfer folgenden Siegesmahlzeit. Den mit einem Kranze von dem heiligen Oelbaum ges{chmückten Siegern, deren Namen mit dem ihres Vaters und ihrèr Heimath auêgerufen und die von den berühmtesten Dichtern, der Nation verherrli(t wurden, stand - das Fecht zu, ihre Statue innerhalb des heiligen Haines aufstellen zu dürfen; da zur Zeit der höchsten Blüthe der Spiele jedesmal 17 Kränze vertheilt wurden, so ergiebt si hieraus, welche bedeutende Anzahl derartiger Bildwerke in Olympia sih anhäufen mußte. Neben den Spielen und den mit ihnen unmittelbar zusammenhängenden Feierlichkeiten pflegten noch Vorträge berühmter Gelehrter, Redner und Sänger, Ausstellungen von Gemälden u. f. w. stattzufinden, während das Zu- sammenstrômen einer so ungeheuren Menschenmenge nothwendiger Weise zugleih einen gewaltigen Marktverkehr, eine Masse von riefen- haftem Umfange erzeugte.

Eine ausführlihe und zuverlässige Beschreibung Olympia2 aus dem Jahre 170 n. Chr., alfo aus einer Zeit, wo der Glanz der Spiele {hon im Verbleichen, aber Olympia felbfff noch vollkommen unversehrt war, ist in dem bekannten Werke des Pausanias über

ellas enthalten; leider ift diese Beschreibung nah den verschiedenen

toffen gecrdnet und für eine Reftauration daher nur wenig zu ge- brauchen.

__ Unter den Bauwerken Olympias nahm der Zeuêtempel weitaus die erste Stelle ein. An einer durch einen Blißstrahl geweihten Stätte errichtet, diente er einerseits als Schaßhaus, andererseits als Festlokal für das Schauspiel der Kränzevertheilung an die Sieger in den Kampfspielen. Er foll durch den Elier Libon im Jahre 540 aus der Beute von Pisa erbaut worden sein, ist jedoch im fünften Jahr- bundert (433) umgebaut und mit den berühmten Bildwerken des Pheidias und seiner Schule ges{mück worden. Der Grundriß, von C. Bötticher festgestellt, zeigt ein Vor- und Hinterhaus und mit Emporen und einer Bildni\he. Das Material war ein fehr zarter Kalftuff mit einem Stucküberzuge; das Dach bestand aus perischem Marmor, der Fußboden der Cella aus einem eifcnschüssigen rothen Sandstein ; ein {nes Mosaik, aus bunten geschliffenen Fuß- kieseln zusammengeseßt, das die Franzosen 1829 zum Theil aufgedeckt haben, bildete den Fußboden des Vorhauses.

Die hohe Bedeutung des Tempels in der hellenischen Welt be- ruhte vor Allem in seinem Skulpturenschmuck, zu dessen Herstellung aen mit seinen Sch{ülern nur die unglaublich kurze Zeit von 5

ahren gebraucht haben soll. Grundgedanfe desselben war der Kampf und Sieg unter des Zeus Obhut. Goldene ete krönten die Ecken des Baues, eine Nike auf einem mit dem iegesbilde ge- \chmüdckten Postament den Giebel. Jm Tympanon der Vorderseite war Zeus als Richter im Wettkampfe des Pelops und Oinomaos, in dem der Rückseite der Kampf der Kentauren und Lapithen- dar- gestellt; die inneren Metopen des Bor- und Hinterhauses ent- hielten Skulpturen, die den 12 Thaten des Herakles gewidmet waren. Alle Bildwerke des Tempels wurden überstrahlt dur die im Junerr der Cella befindlihe Goldelfenbeinstatue des Zeus, nach dem Urtheile des Alterthums die hervorragendste Shöpfung und der Gipfel aller plastischen Kunst. : Nordöstlich vom Zeustempel lag der große Brandopfer-Altar. Der bedeutendste der Tempel kleineren Maßstabes war das Heraîïon,

Das auf Grund dieser Untersuchungen herausgegebene greße Werk ent- hâlt bis heute noch die Summe dessen, was wir über den Zeus-

S; E Inserate für den Deutschen Reichs- u. Kgl. Pfeuß. Staaté-Anzeiger, das Central-Handelsregifter und das Postblatt nimmt an: die Inseraten-Expedition

des Deutschen Reichs-Anzeigers unh Aöniglih B Steckbriete und Untersuhung2-Sa hen.

Subhastationez,

Preußischen SÄtaats-Auzeigers: Berlin, 8. W. Wilhelm-Straße Nr. 32.

[5758]

E

Die Anfertigung und Lieferung von ca. 94,600 Kilogr. gußeisernen, 0,esm. weiten Durchlaßröhren soll, in 2 Loose getheilt, im Wege der Submission verdungen werden. Zeichnung und Bedingnißheft liegen in unserm biefigen Central-Baubuxeau zur Einsichtnahme aus, auch find Abdrücke des Leßteren gegen Kostenersaß von dem Rechnungs-Rath Elkemann zu beziehen; vere wird deren Abgabe rur an Unternehmer er- olgen, welche ihre Qualifikation bei unseren Neu- bauten bewährt, oder durch Atteste vor dem 12. De- zember cr. nachgewiesen haben. Offerten sind versiegelt unter der Aufschrift: „Offerte auf Lieferung von Durhlaß- röhren, Abtheilung VL.“ bis zum 15. Dezember cr., an welchem Tage, Vormittags 11 Uhr, die Eröffnung derselben er- Pu wird, portofrei bei uns einzureichen.

or dem Termine ist eine vorläufige Kaution von 100 Thlr. bei unserer Hauptkasse zu deponiren.

Elberfeld, den 28. November 1874.

Königliche Eisenbahn-Direktion.

den

Verloosung, Amortisation, Zinszahlung u. \. w. von öffentlichen Papieren.

Bekanntmathung. Die Inhaber von Reuten- briefen der Proviaz Brandenburg, zu denen der leßte der ausgegebenen Coupons am 1. Oktober d. J. fällig wird, werden hierdurch auiuclorver, vom 2. November d. I. ab die Abhebung der neuen Zinscoupons Serie IV. Nf. 1 bis 16 nebst Talon auf Grund der mit der Zins- coupons-Serie Il. ausgegebenen Talons zu bewirken und dabei Folgendes zu beachten. 1) Zu den bis einschließlich zum 1. Oftober 1874 ausgeloosten Rentenbriefen sind neue Coupons nit zu verabreichen, vielmehr die bezüg- lihen Talons bei der Realifirung der ausgelooften

dieTa

das Eine noch

6.

u. dergl T . Berfäufe, Verpactungen, Submisfionen 1. 3, Familien-Nachricten

E S 4. Verlocfung, Amsertifation, Zinszabiung u, #. w, 9. von öffentlichen Papieren.

Rentenbriefe, nah Maßgabe unserer Bekanntmachung vom 15. Mai d. F. und der bei früheren Ausloosun- gen ergangenen Bekanntmachungen, an die bank-Kasse mit abzuliefern. 2) Die Einliefe- E rung der Talons Behufs Empfangnahme Imam: 7 ami 4 a neuer Anga V S ist E g 4M av fis o a. in Berlin se im Lokale der Rentenbank- Bergish-Märkische Eisenbahn. Kasse, Unterwasserstraße Nr. 5, an den Wochen- tagen Vermittags von 9 Uhr ab, b. von aus- wärts mit der Post, franco, unter der Adresse der unterzeihneten Rentenbank-Direktion. 3) Den Talons ift bei der Einreichung eine spezielle Nachweisung, genau nah dem untenstehen- den Shema in nur Einem Exemplare beizufügen. Jn derselben sind die Talons nah Klassen, die höhere der niederen vorangehend -— fowie innerhalb jeder Klasse na laufenden Nummerfolge zu ordnen, und es muß am Schlusse der Nachweifung, gleichviel ob die Einreichung in Berlin selbst oder von auswärts mit der Post erfolgt, die vom Einliefernden ausgefertigteund vollzogeneQuittung über denEmpfangder neuenCoupons undTalons gleih mit enthalten sein. richtige Aufstellung der begleitenden Nachweisung wird zur Vermeidung von Weiterungen, event. bei wesent- lihen Mängeln Rückgabe der Talons ohne neue Coupons, dringend empfohlen. Formulare zu Nachweisungen werden vom 15. Oktober d. J. ab von der Rentenbank-Kasse in Berlin, sowie von sämmtlichen Kreis- und Kreis-Steuerkassen der Pro- vinz und der Steuerkasse zu Forst auf Ersuchen. unentgeltlih verabreiht. 4) Werden die Talons im Lokale der Rentenbank-Kasse abge- eben (ad 2a), fo erhält ‘der Einliefernde entweder ofort die neuen Coupons und Talons oder eine Ge- genbesceinigung, worin ein bestimmter Tag angege- ben wird,- an welchem dann die Empfangnahme der neuen Coupons und Talons gegen Rückgabe der Se RMna zu . bewirken ift. ons mit der Post eingereiht (ad 2Þ),

fo erfolgt innerhalb 14 Tagen nah der Absendung entweder die Zusendung der neuen Coupons und Talons oder eine Benachrichtigung an den Einsender über die obwaltenden Hindernisse. i das Andere geschehen, so ift der unterzeichneten Rentenbank - Direktion davon glei nach Ablauf der 14 Tage mittelst rekommandirten

ein altes Heiligthum, in welchem die ältesten Weihegeschenke dar- unter allein 29 Götterbilder verwahrt wurden. Neben ihm lag

Oeffentlicher Anzeiger.

s. Industrielle Etablifsemenis Fabriken u. Großhande!.

Uufgebote, Sorladungea Verschiedene Sekanutmachungen.

Literaris@e Anzeigen.

Erscheint in separater Beilage.

Briefes Anzeige zu erstatten.

Renuten-

Einreichung

die Provinz Brakidenburg. t Nachweisung über LE

dem Lande).

Central-Handels-Register (eins@l. Koxkurje).

6) Sind Talons abhanden gekommen, so müssen Behufs Ver- abreichung der neuen Coupons und Talons die be- tceffenden Rentenbriefe der unterzeichneten Renten- bank-Direktion mittelst besonderer Eingabe einge- reiht werden, und es ist in solchem Falle den In- habern der fraglihen Rentenbriefe anzurathen, diese in der Zeit vom 1. bis 30. Ok- tober 1874 zu bewirken, damit nicht etwa vorher die Ausreichung der neuen Coupons und Talons an einen Anderen auf Grund der in seinen Händen be- * findlih gewesenen und - von ihm präsentirten Talons erfolgt. Berlin, den 9. September 1874. Königliche Direktion der Rentenbank für

Serie 111. zu .….. Thlr. Rentenbriefen der Provinz Brandenburg, Behufs Abhebung neuer Zinscoupons Serie 1V. Nr. 1 bis 16 ‘nebst Talons, eingereicht von (Name und Stand), Wohnort (in S

Angabe der Hauênummer), Nächste Poststation (auf

noch das Métroon, der Tempel der Göitermutter, auf halber des Kronoshügels lag ein mehreren Ortsgemeinen geweihtes Doppä, heiligthum, ferner ein Aphrodite-Tempel und ein Demeter-Tempel.

Unter den Heroen-Tempeln ist das Pelopeion, das Hippotameion mj

das Philippeion zu erwähnen. Zahlreich waren die zur Aufn bestimmter Weihegeschenke gestifteten S E einzelner Staat von denen 11 allein auf einer Terrasse am Fuße des Kronoshügels lag An den leßteren lehnte sich das große Theater, während am Nor eingang der Altis das Prytaneion und Bouleuterion, außerhalb ess Eingangs das Gymnafion mit den Wohnungen der Athleten lage Als kleinere Bauten find Hall zu denken. Der zwischen der Altis und dem Alpheios liegende Theil ie Ebene war die Stätte für die während der Spiele aufgeshlageng Buden und Zelte. : | Die Anzahl der Bildwerke, mit denen Olympia geschmückt ma

ist fiher auf mebr als Tausend zu veranshlagen. Ueber den Haus

bildern, welche als Buße für einen Versteß gegen die Kampfrege errihtet werden mußten, wurden auch sclbe und andere Götterbilde als Dank- und Weihegeschenke gestiftet. Glüdckliche : cherne Stiere aufstellen ; überwiegend waren selbstverständlich die Bild säulen der siegreihen Agonisten, aufanias nennt und beschreibt 2

derselben als die ihm interessantesten und erwähnenswertheften. Daz

famen endlich die auf Erz-- und Marmortafeln eingegrabenen Staats |

verträge, Dekrete, Gelübde und Votiv-Jnschriften, die mit Borlieh in Olympia dem „Archive der griehishen Geschichte in Erz un) Marmor*- niedergelegt wurden.

An diese nur im Auszuge wiedergegebene Schilderung der Pra

O'ympias, reihte ter Redner eine Swbilderung des Zustantes, welchem sihch die Stätte gegenwärtig befindet.

__ No hat die Landschaft ihren Waldreihthum und mit diese ibren hohen Zauber bewahrt. Der Vortragende und Profefse

Curtius fanden das Alpheicsthal in einem blühenden Kulturzuftand; üppige Gersten- und Maisfelder bedeckten die Ebene, reiche Weiz gârten die Hügel und Berglehnen.

Was von den Resten des hellenishen Nationalheiligthums ne

erhalten ift, liegt unter den Ablagerungen begraben, mit denen d Alpheios das Thal allmählih ausgefüllt hat. Der ziemlich reiß

Strom, dessen alljährliche Anshwellungen 2 Meter jedoch nicht übe

steigen, verändert nach einer solchen Katastrophe meist fein Bett, f

daß neben jenen Ablagerungen auch bedentende Ausweichungen stati y

gefunden haben. Von den leßteren ist das Terrain südli von da

Altis, in welchem die bei dem zweimaligen Bruche des GottesfriedenW zur Vertheidigung desselben gefallenen Elier begraben liegen, berühiW worden; so erklärt si, daß im Klußbette bereits mehrfah Bron

v:affen von hoher Schönheit und Kostbarkeit gefunden worden find.

Dur die franzöfische Ausgrabung ift die Lage der seither b reits wieder mit einer üppigen Vegetation bedeckten Zeustempels g sichert. Außerdem treten einiges Quadermauerwerk, die Reste einige Batcktsteinbauten, einige Gräber und die Mündung einer Kloake Tage. Ein Umfangreiches Nivellement der jeßigen Terrainverhältnifi das erste hier angestellte hat demnächst ergeben, daß die Höty der im Laufe der Jahrhunderte angeschwemmten Ecdschicht im Durs schnitt 4 bis 4,5 Meter beträgt. j

Es handelt fich somit bei einer kunstwissenschaftlichen Unter suchung Olympias um die Bewältigung sehr bedeutender Ecdmaffez für die in dem vom Alpheios ausgewashenen Vertiefungen des Thal

lückliher Weise Ablagerungspläße gewonnen worden sind. Mit Rit}

iht hierauf ist der Plan für die Ausgrabungen festgestellt, die bs vorläufiger Beschränkung-/ auf die Altis immerhin 3 bis 4 Jahre iy Anspruch nehmen werden, zumal noch umfangreiche Vorarbeita zu treffen sind. Man hat anfänglich daran gedacht, zu den Au grabungen nordeuropäische Erdarbeiter zu verwenden, hat jedo vom September bis Mai sehr gesunden, sonst aber für Nerdlände höht gefährlichen Klimas wegen davon Abstand genommen und wit sich auf einheimische Kräfte, deren Leistungsfähigkeit cine fehr gering! ist, beshränken müfsen. Zur Station für die an Ort und Stelle sendende Kommisfion ift das Dorf Druva erwählt, wo bereits Haus angekauft ist. Auch die Verhandlungen mit den Befißern sind glücklih zum Abschlusse gebracht, so daß es nur noh der Genehmi gung des von den Regierungen Deutschlands und Griechenlan vereinbarten Vertrages dur die beiderseitigen Volksvertretungen un! der formellen Ratifikation bedarf, um die Auéführung des Plane zu beginnen.

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S Z Inserate nehmenan: die autorisirte Annoncen-Expedition von Nudolf Mosse in Berlin, Breslau, Si h Cöln, Dresden, Dortmund, Frankfurt a.M., Halle a.S., H Leipzig, München, Nürnberg, Prag, Straß-

urg i. G., Stutigart, Wien, Zürich und deren Agenten,

L ome alle übrigen größeren MERMenn Pren,

Verschiedene Bekanntmachungen.

Ausweis

[5788]

der x OIdenburgischen Landesbank

per 30. November 1874.

ACVLY S Kassebestand . . . Thlr. 164,369. 17. Sat S ¿ LS3TO00.11: t s a 2300 5. 1 Diskontirte verlooste 5950. 1,053,533.

ekla 5 ie eyder. 974,569.

Konto-Korrent-Saldo Stück Talons E G

Lombard-Darlehen Nicht eingeforderte 60 pCt. des Aktien- r 600,000. D s a N 66,715.

Thir. 5,033,164.

tädten mit

Realisationsfond des

Nr

Die sorgfältige und Talons zu Rentenbriefen.

Staatspapiergeldes: 667

Nummer. Littr. | Betrag.

Summa E jede Klasse.!

| baar . Thlr. / E

| Wechsel ,„ 1,068,065. 6. 1.

| Effekten 351,603. 10.—.

| Thir. 2,086,668. Thlr. 7,119,833.

S S

10 |

| Thaler. | Thaler.

6416

Aktienkapital Thlr. 1,000,000.

|

| Passiva. |

| Depositen:

415

Regierungs-

1491

elder und uthaben

1492 |

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1493

Kassen Thlr. 1,277,174. 1. 6.

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lo lor l | os loo] | Laufende

910 |

Einlagen von Pri-

5 erd | j ) d tg [Summa |

7 Stück Talons zu Sollte weder

Einlieferenden Wohnort . . . Stand

Gegen Ablieferung der vorstehend verzeichneten h Thlr. Rentenbriefen ¡der Provi Brandenburg habe ich ! die Zinscoupons

rie 1V. Nr. 1 bis 16 und Talons richtig erhalten, was hierdurch bescheinigt wird. Des obengenannten Vi. W100 % S -

vaten » 2,653,511. 28. 7.

Thlr. 3,930,686. RoecrvelnA e « s 49,868. S N 139,279.

Thir. 5,119,333.

2,000,000. Thlr. 7,119,833.

Staatspapiergeld im Umlaufe .

Berlin: Redacteur: F. Prehm. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W, Elsner. Drei Beilagen (eins{hließlich Börsen- und Handelsregifter-Beilage).

allen, Wohnhäuser, Stallungen U. f. y

Feldherren ließ - wie es im Etat gesehen,

Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

¿ 28538.

Neichstags- Angelegenheiten.

Berlin, 2. Dezember. Jn der gestrigen Sihung des Deutschen Reichstags in der Berathung des (tats des Reihskanzler-Amts entgegnete der Bundesbevollmächtigte Staats-Minister Dr. Delbrü ck dem Abg. Dr. Lasker in Betreff des zu shaffenden Reihs-Iusftiz-Amts:

Meine Herren! Die Frage, ob ich will einmal den Ausdruck ebrauchen, um nit zu weitläufig zu- werden ob das Reichs-Justiz- Amt als eine besondere Behörde in den Etat aufzunehmen sei, oder t als eine Abtheilung des Reichskanzler-Amts zu bezeichnen, ist nicht unerwogen geblieben. Die Gründe, welche zur Einsc{lagung des gewählten Weges geführt Haben, find folgende: Es ist, und namentli fürs Erste, die Hauptaufgabe dieses neuen Or- gans, geseßgeberisch zu wirken, Gesetzentwürfe vorzubereiten und aus- zuarbeiten. Nun, meine Herren, ist es eine vielleiht auch anderwärts, jedenfalls in Preußen gemachte Erfahrung, daß ein von der Verwal- tung losgelöôftes Ges1eßgebungs-Ministecium eine verunglückte Schöpfung ist. Preußen hat den Versuch gemacht, und hat den Versuh gemacht, indem es dieses Gesehgebungs - Ministerium unter die Leitung eines Mannes stellte, an dessen Befähigung wohl kein Zweifel obwalten kann. Dennoch if diese Schöpfung verunglüdckt, und zwar deshalb verunglückt, weil sie außer jeder Beziehung zum Leben ftand; fie hatte feine Verwaltung und fie ätte keinen unmittelbaren Rapport mit den Verwaltungsorganen. Eine Verwaltung wird sich im Laufe der Zeit, wie ih hoffe, an das Reichs-Justiz-Amt knüpfen ; zur Zeit ist fie selbständig nicht vorhanden. Will man das Reichs- uftiz-Amt in die Lage setzen, geseßgeberisch wirklich nüßlih thätig zu fein, so muß man es in lebendige Verbindung mit der Verwaltung, mit den im Gebiete der Verwaltung hervortretenden Bedürfnissen bringen. Es ist ja nit die Aufgabe dieser Bebörde, große Geseybücher aus- zuarbeiten, Die Ausarbeitung des Civilgeseßbuches is durch den Bundesrath einem besonderen Organ übertragen worden ; die großen Prozedurg-seße liegen Ihnen E vor. Ih weiß r wohl, daß damit auch der Kreis der reinen Justizgeseßze nit abgeichlossen ift, indessen der größte Theil davon ist erledigt. Die Aufgabe; die dem Reichs - Justiz - Amt unter diesen Umständen* vorzugsweise zufallen wird, wird die sein, die Gefeßgebung des Reiches, soweit fie eine e G Seite darbietet, also nit blos die eigentlich technishe juristishe Gesezggebung diese Geseßgebung des Reiches zu bearbeiten und vorzubereiten, und das kann nah un- serer Ueberzeugung das Reihs-Justiz-Amt, wie die Dinge jest liegen, nur thun, wenn es in lebendiger Verbindung mit denjenigen Verwal- tungsorganen steht, in deren Ressorts die Bedürfnisse zur Gesehgebung hervortreten. Wäre das nicht der Fall, so wäre die Behörde eine theoretische, die allerdings Geseßentwürfe machen könnte, deren Geseßz- entwürfe aber an dem Mangel des lebendigen Zusammenhanges mit dem Leben leidea müßten. Eine solche Verbindung wird her- geftellt, indem jeßt diese Behörde als eine Abtheilung des Reichskanzler - Amts erscheint; sie wird hergestellt nach ver- schiedenen Seiten: zunähst durch die Verbindung mit der Verwaltung von Elsaß-Lothringen, die sih in der obersten Spitze im Reichskanzler-Amt konzentrirt, und sodann in der Verbindung der 1xeihen mannigfachen anderen Objekte, die das Reichskanzler-Amt in sich zusammenfaßt. Sie wird ebenjo als Abtheilung des Reichs- fFanzler-Amts in den sonst dem Rei@skanzler-Amt unterstellten Ge- bieten, also au der Post und Telegraphie, mitzuwirken haben. Kon- ftruirt man eine Behörde, die außer allem diejem Rapport steht, fo geschieht, was immer geschehen ist : eine solhe Behörde schließt si ab, man kommt bei den Erörterungen und Borbereitungen der Geseße auf den weitläufigen schriftlichen Weg der Vota und Geg nvota, und, meine Herren, trauen Sie darin meiner eigenen Erfahrung, diefer Weg ist nicht der beste und. derjenige, der zum Ziele führt.

Das, meine Herren, find die entscheidenden Gesichtspunkte ge- wesen, die dazu geführt haben, jeßt dieje Abtheilung so erscheinen zu lassen, wie sie hiec steht. Ich betone_ dabei das Wort „jeßt“. Jch weiß nit, ob der Herr Abgeordnete für Meppen den Ausdrack „einer embryonishen Gestaltung“ hierfür gebraucht hat, ich habe ihn nicht gehört, ich will aber diesen Ausdruck in einem gewissen Sinne acceptiren, nämli, daß damit die Weiterentwickelung nicht im aller- mindesten abgeschlossen ist. Wenn die Jústizgeseßze erst in Wirksam- feit getreten fein werden, wenn durch die mit dem Reichsgericht ver- bundene Staatsanwaltschaft ein unendlich viel weiteres Feld für die Thätigkeit dieser Behörde geschaffen ist, dann fann sehr füglich die Frage erörtert werden, ob es zuträglih is, mit Rücksicht auf den großen Zuwachs eigener Verwaltungégeshäfte das Reichs-Justiz-Amt von dem Reichskanzler-Amt loszutrennen; für jeßt würde es na unserer Ueberzeugung dem Interesse der Sache entschieden nicht dienlich sein.

Hierauf ergriff der Reichskanzler Fürst v. Bismarck das Wort: Jh erlaube mir dem eben Gehbörten nur einige Worte über die Natur der Verantwortlichkeit, die ih als Reichékanzler zu tragen glaube, hinzuzufgen und meine Ansicht über die Frage auszusprechen, inwieweit ich mich bei dieser Gelegenheit zu cinem abftrakten Begriff zu verflüchtigen und inwieweit ich materiell in die Sachen einzugreifen habe, um unter Umständeæ meiner NBerantwortlichkeit gerecht werden zu föônnen. E :

Es wäre ja eine sehr mee Behauptung, wenn ih glauben zu machen versuchte, daß ih -alle Finzelheiten des weiten Geschästs- freises, für den ih die Verantwortlichkeit trage, selbst zu übersehen und und selbthätig zu bétreiben oder auch nur mit Sicherheit zu beurtheilen vermöchte. Darin kann meines Erachtens Die Verantwortlichkeit des Reichskanzlers nicht gesuht werden, , daß jede spezielle Maßregel innerhalb des ganzen Bezirks, für den er verantwortlih ift, gerade als von ihm persönlih herrührend und gebilligt angesehen wird; es fann im Gegentheil mitunter vorkommen, daß ih sogar mit einer Vorlage perjönlih nicht einverstanden bin, daß ih aber do, gegen- über der sahfundigen Quelle, aus der sie flicßt, mir vor öffentlicher Erörterung und durchgreifender Diskussion nicht die Autorität zu- traue, um auf meinen eigenen Kopf: hin der Vorlage zu widersprechen, sor dern mir sage, ich will fie lieber gehen lassen, bis ih selbst ein ge- naueres Bild davon gewonnen haben werde. Ich kin meines Er- achtens dafür veran A daß an der Spiße der einzelnen Zweige der Reichsverwaltung Leute stehen, die nicht nur dazu befähigt sind, sondern die ihre Verwaltung auch im Großen und Ganzen in der Richtung des Stromes führen, den das deutsche politische Leben nah der augenblicklihen Richtung des deutschen Geistes und der deutschen Geister zu laufen genöthigt ist, daß kein Zwiespalt nicht nur innerhalb der verschiedenen lassen Sie mich einmal den Auésdruck gebrauchen Reichs - Ministerien, sondern auch kein dauernder prinzipieller Zwiespalt innerhalb der gi0- ßen Körperschaften, die dem Reiche seine Ei Einrichtungen geben, einreiße, auch kein Mißtrauen und keine Feindschaften zwischen den einzelnen Bundesgliedérn ; im Wesentlichen aber dafür, daß an e Stelle, die zu beseßen ijt, Jémand steht, der nach dem gewöhn-

ichen Auédruck „tanti“ ‘ist, diese Geschäfte zu besorgen. Für alle Einzelheiten mir die Verantwortung zuzumuthen, das wäre sehr ungerecht und wäre Uebermenschliches von mir verlangt. Siedürfen deshalb nicht sagen, daß dadur ein Theil der Geschäfte gewissermaßen, weil von mir ungedeckt, von jeder Verantwortlichkeit frei wäre, indem der- jenige, der es vorbringt, die verfassungsmäßige Verautwortlichkeit nicht zu tragen hat, und derjenige der fie trägt, sih damit entschuldigt, daß er fagt: ih kann das lles unmögli überschen, sondern Sie müssen fragen: welhe Bürgschaft einer moralischen Verantwortlichkeit

Berlin, Mittwoch, den 2. Dezember

haben Sie denn bei jetèr anderen Einrichtung, die uicht cuf ein: ein- zelne Person gestellt wäre? Geradezu gar keine! Wer har in einem Kollegium, welches aus 8 oder 10 selbständigen Miniftern besteht, in dem feiner ohne den Willen des anderen eine irgend erhebliche Be- „wegung machen kaun, in dem keine Maßregel anders als per Imajora beschlossen wird, wer hat die Verantwortung zu tragen? Wer trägt die Verantwortung der Beschlüfïe einer parlamentarischen Kor- poration, wie der Reichstag? Offenbar kann sie bei feinem Einzelnen esuht werden! Sie können die Verantwortlichkeit nur bei einem

dividuum suchen, niemals meines Erachtens bei einem Kollegium, wo Jeder berechtigt ist, sich damit zu entschuldigen, er hätte wohl ge- wollt; aber die Anderen nicht, und wo Keiner weiß, wer der Andere und wer der Eine ift. i

Die Art, wie ich nun meine Verantwortlichkeit zu bethätigen habe, ist immer flar zu mahen an dem nahe liegenden Beispiel des preußischen Ministeriums, dem ich ja anzugehören die Ehre habe ; sie ist im Reiche eine viel wirksamere. Jch kann, wie gesagt, unmöglich in der Seele eines jeden der höheren Reichsämter stecken, so daß ih Alles selbst leite ; aber ich kann, dur eigene Beobachtung oder durch die Presse oder dur den e a darauf aufmerksam gemacht, sehr bald erkennen, ob irgendwo sich eine Strömung entwickelt, die mit der Richtung, für die ih verantwortlich bleiben will, nicht im Einklange steht. Wenn i nun in der Reichspolitik die Ueberzeugung gewinne, berehtigt oder irrthümlih, daß Mißbräuche oder fehlerhafte Richtun- en vorhanden sind, dann bin ich berechtigt, verfügend einzugreifen, ih habe ein Veto gegen diese Richtung. Das habe ich in Preußen nicht ; als Minister-Präsident bin ich nur ein ornamentales Glied, ih habe nur eine geshäfsordnende Leitung, aber durchaus keine Ver- fügung ; ih fann jabrelang überzeugt fein, daß einer meiner Kollegen nit auf den Wegen ist, für die ich persönli verantwortlich fein will ich fann das aber nit ändern, außer wenn ich ihn durch Ueberredung, durch Bitten oder durch Majorität im Staats-Ministe- rium dazu bringe, seine Ansicht in dem einzelnen Falle der mei- nigen unterzuordnen. Aber, was ist gewonnen mit dem einzelnen Fall, wenn man prinzipiell dauernd divergirt! J bin so thatenlustig und geshäftshungrig nicht, daß ih das Bedürfniß hätte, meinen Geschäfts- kreis sehr wesentli zu erweitern, im Gegentheil ; aber ich glaube, daß die Leitung einheitlih nur dann sein kann, die Verantwortung also au nur dann getragen werden kann, wenn an der Spiße Jemand steht, der berechtigt ist, zu verfügen. Jch würde mir elbst das Geschäft sehr erschweren, wenn ich von dieser Berechtigung einen leichtfertigen und sehr bereitwilligen Gebrauch machen wollte; aber es genügt sehr oft, daß man eine Waffe hat, und daß dieser Besiß bekannt ist, ohne daß man in die Nothwendigkeit käme, sie zur Anwendung zu bringen. Mit diesc.r Einrichtung ist auch meines Erachtens das Institut selbst- ständiger Reichs-Ministerien, immer unter der Leitung eines Premier- Ministers, mit den meines Erachtens allein konstitutionell möglichen Berantwortlihkeitägrundsähßen vereinbar; aber da können Reichs- Minifterien einen sehr hohen Grad von Selbständigkeit gerave o üben, wie in ausgebildet konstitutionellen Ländern, wie in England, und ih glaube, daß si sogar diejenigen Institute, die dem Reichskanzler-Amt als solchem mit untergeordnet find die Postverwaltung, die Telegraphen- verwaltung und so auch wohl das künftige Reichs-Justiz-Amt einer sehr großen Selbständigkeit erfreuen und im Ganzen s{werlich klagen werden über ein bureaukratisch bevormundendes Eingreifen. Ich glaube auc, daß späterhin diese Behörden einen noch höheren Grad von Selbständigkeit als jeßt haben werden, nicht gegenüber dem Reichskanzler der if schon so weit, wie etwa ein englischer Premier- Minister gegenüber den Kabinetsmitgliedern dafteht aber auch g-genüber der heutigen einheitlichen Leitung im Reichskanzler-Amte. Auch da, meine Herren, warten wir do die Entwickelüng der Zukunft noch etwas ab! Jch glaube, daß au der ‘Heutige Geschäftsumfang des Reichékanzler-Amts auf die Dauer für eine einzelne Persönlichkeit zu viel sein wird. Sie würden einmal nicht immer eine Persönlichkeit von dieser erxzeptionellen Arbeitskraft, wie der jeßige Chef des Reichsfanzler- Amts ift, aufzutreiben vermögen, und zweitens selbst für diese mehrere Perjonen, möchte ich sagen, in fich shließende Leiftungsfähigkeit wird es auf die Dauer do zu viel werden, wir werden nothwendig dahin fommen, aus dem Reichsfanzler-Amt ih will niht jagen im näch- sten Jahre, die Zeitbestimmung if dabei gleichgültig, _ich sprehe nur von einem Ziele, wie es mir vorschwebt „ein Justiz-Ministerium zu entwickeln, welches so selbständig ist, wie es sein kann, wenn über- haupt noch ein Ministerpräsident die Verantwortlichkeit für dessen Thätigkeit tragen soll. Wir werden vielleicht ein Finanz-Mini- sterium, wir werden ein Handels-Ministerium daraus entwideln fönnen; wir werden, wenn Elsaß-Lothringen in dieser Verbindung bleibt, ein Minifterium für Elsaß-Lothringen unter welchem Namen, ist gleihgültig entwickeln können. Die Grenze der Selbständigkeit diejer Ministerien liegt ja sehr viel weniger in den Rechten, die der Reichskanzler beansprucht und innehalten soll, wenn er sich nicht selbst überschäßt und nicht die Grenze mens{licer Thätigkeit übershäßt; fie liegt vielmehr in den verfassungsmäßigen Rechten des Bundes- raths. Und das ist sehr viel schwieriger, die Ministerien nah der Reichsverfassung mit denjenigeù ministeriellen Attributen auszustatten, die den verbündeten Regierungen und ihrer Vertretung im Bundes- rath zustehen. Da würde ih auch rathen, an einer verfassungêmäßi- gen Einrichtung gar nicht oder nur sehr vorsichtig zu rühren.

Der Reichskanzler - ist ja wesentli nur ein Beamter der Exe- futive; er ist recht eigentlich ein Diener Sr. Majestät des Kaisers, von dem er ernannt wird, und hat über die Ausführung der Geseße zu wachen. Zur Ausführung der Veleye gehört sehr häufig auch die Herstellung neuer Ge}jeße neben den Verwaltnugsattributionen, und daburch kommt ein erheblihes Quantum von Mitwirkung bei Her- stellung von Geseßvorlagen nominell auf den Reichskanzler, thatsäch- lich auf das Reichékanzler-Amt ; aber das Gewicht, welches der Reichs- kanzler in Fragen der Geseßgebung zu üben hat, ist kein ihm ver- fassungêmäßig nothwendig beiwohnendes, sondern es hängt wesentlich ab von dem Aertraes, von dem Ansehen, welch:s der Reichskanzler persönlich im Reichstag und im Bundesrath genießt. Denken Sie fich einen mit Mißtrauen betrachteten und nur von elner kleinen Minorität gestüßten Reichskanzler, und Sie werden ein ganz anderes Bild haben, als wenn Sie denselben von der Mehrheitim Reichstage und von der Mehr- beit der Bundesregierungen mit Vertrauen getragen und gestüßt finden. Das ist also nit etwas, was nothwendig in der Verfassung liegt, und der ganze Einfluß, den der Reichskanzler aus diësen Majoritäten und dem Vertrauen ziehen kann, kann ebenso gut den mehr oder weniger selbständigen Ministerien neben, respektive unter ihm zu Theil werden, In diesen Ministerien, unter diejen Ministern köunen ja Staatämänner sein, die dem Reichstag und den Regierungen viel sym- vathischer sind als gerade die Person des Reichskanzlers, und daun wird sich sehr leicht herausftellen, daß ein erheblicher Theil des Ein- flusses auf diese wenn ih mi trivial auédrücken soil popu- läreren Minister fällt, und daß der Reichskanzler ohne deren Unter- stüßung sich so sehr viel nicht rühren kann, also auch wieder an fie gebunden ist, ;

cech resümire mich. In der Stellung des Reichskanzlers und in den Ansprüchen, die ich mit ihr verbinde, liegt in feiner Weise eip. Hindernl die Selbständigkeit der Ministerien, die dem Reiché- femzler die Verantwortung tragen helfen, so weit auszudehnen, wie «ie verfassungsmäßigen Berechtigungen des Bundesraths es irgend gestatten. Wollen Sie aber einen eihsfanzler haben, der Ihnen

persönli verantwortlih bleibt moralisch und juristish —, dann müssen Sie ihm - entweder die Befugniß geben, verfügend ein-

ugreifen in den Lauf eines Kollegen, füx dessen Verfahren der | Reichskanzler die Verantwortung nit mehr übernehmen will (und so

1874,

“V N

steht es jetzt), oder Sie müßten ihm eine Berechtigung beilegen, die ih nicht annehmen möchte, weil fie in das Majestätsrecht des Kaisers eingreift und eingreifen würde, daß e die Entlassung eines bestimmten Ministers oder hohen Beamten, für den er die Berantwortun nicht weiter übernehmen will, verfassungêmäßig als sein Recht ordern darf. Eines von beiden werden Sie einem Kanzler, der verant- wortlich sein soll, immer bewilligen müffen. Das erste aber ge- nügt, um den Reichskanzler in den Stand zu seßen, eine feiner Verantwortlichkeit entsprehende Macht zu üben, und fteht andererx- seits, wenn Sie sich nicht einen unvernünstigen, rechthaberifhen Reich8- kanzler denken, der fih in Dinge mif{cht, von venen ex nichts versteht, dem nicht entgegen, daß jeder Minifter neben ihm si fo fref ent- widckle, wie Sie ihn irgend -brauthen können.

Zu der Geshäftsordnungsfrage, Pofition über den Etat abzustimmen fei, Minister Dr. Delbrü ck: i 2

Meine Herren! Wenn auf die bisherige Praxis zurückgegangen wird, so giebt, glaube ich, darüber die beste Auskunft die Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben, eine Uebersicht, welche mit Musnahme derjenigen für das Jahr 1873 bereits vom Hause genehmigt ift und für 1873 dem Hause vorliegt, aber noch nit genehmigt ift. Diese Zufammenstellung läßt erkennen, wie der Rechnungshof in Uleberein- stimmung mit dem Reichskanzler-Amt, aber niht in Folçze einer Verständigung zwischen diefen beiden Behörden, fondern auf Grund des Gangs der Etatsberathung im Reichstag die Sache au igefube hat, und da finden Sie in der Uebersicht für 1873 die für 1872 die das Haus genehmigt hat, habe ih augenbli@lich niht zur Hand, sie ift aber gerade jo da finden Sie bei dem Reichska nzler- Amt Kap. 1 Tit. 1 Besolduugen, Tit. 2 andere persönliche Ausgaben, Tit. 3 sachlihe Autgaben, Tit. 4 Unterhalt der Gebäude, Tit. 5 Kontrole der Zölle und Verbrauhsfteuern. So ist die Sache biSher behandelt worden, und wenn fie anders behandelt: werden joll, so ift: das eine Abweichung von dem bisherigen Gange, über welche, wie ich glaube, hier in diesem Augenbli#e wegen der sehz erheblichen Konse- quenzen. welche die Sache hat, nicht wohl befunden werden fann.

E ΠGerner:] : :

Meine Herren! Es. ift wiederholt darauf über die Vergangenheit wäre niht zu diskutiren ; das ift auch un- weifelhaft richtig. Ich muß nun aber meinersets darauf aufmerk» fam machen, daß der Etat in feinen Einzelheiten eben aufgestellt ift in Reminiscenz an die Vergangenheit; und daß, wenn wir die Re- miniscenz an die Vergangenheit nit gehabt hätten; wir: Pofition 10 und 11, wo in jeder Position ein Unterbeamter steht; wahxhaftig hier niht besonders aufgenommen hätten. Sobald das bisherige Prinzip verlassen wird, so tritt die Nothwendigkeit ein, den. Etat überhaupt anders zu gruppiren. | s Jch will nur in Bezug auf die leßten Aeußerungen des Herrn Vorredners konstatiren, daß von Interpretationen von meiner Seite gar nit die Rede gewesen ist. Jh habe ledigli- konstatirt, wie das bisherige Verfahren war, und welche Folgen an dieses Verfahren ih geknüpft haben. Der Herr Abgeordnete \Uur Danzig hat seiner- seits bestätigt, was ih gesagt habe, daß der Rechnungshof selbst so genau verfahren ift, wie wir. habe ih- gar nichts, ih habe Thatsachen konstatirt.}

Der Bundeskommissar Geheimer Ober - Regierungs - Rath Dr. Michaelis äußerte über diese Frage: '

Es ift vor mehreren Jahren zwischen dem Reichétage und der Bundesregierung eine Verständigung dahin getroffen, day in Betreff der Frage - der Rechnungslegung und der Geúehmigung der Etats- übersreitungen zu Grunde zu legen sei der titelwei}e festgestellte Etat und diejenigen Positionen der Spezialetats, über welche eine be- sondere Abstimmung stattgefunden hat. Es ist dann von Seite des Herrn Präsidenten des Hauses jedesmal die Abftimmung 19 geleitet worden, daß aus der Abstimmung hervorging, ob- die einzelnen Be- willigungen titelweise oder pofitionswei]e stattgefunden haben. Ich weiß, daß der frühere Herr Präsident jedesmal konstatirt hat, das Haus habe diefe Etat titelweise bewilligt, wenn es in der Absicht-lag, titelweise zu bewilligen, und daß ex die Bewilligungen position3wei}e konstatirte, wenn es in der Absicht lag, positionsweije zu bewilligen. Dagegen erinnere ich mich wobl,

ob von Pofition zw bemerkte der Staats=

hingewiefen worden,

Interpretirt

daß bei der zweiten Lesung alle die Positionen aufgerufen worden sind, aber ih weiß, daß trogden, dis die Positionen aufgerufen waren, \chließlich die Abstimmung titiwetje erfolgte. Es ist also nach dieser Praxis meines Erachtens eins bejon- dere Beschlußnahme des Reichstags erforderli, um für die Rech=ck nungzlegung und die Frage der Etatsüberschreitung die einzelnen Positionen der Spezialetats bindend zu machen. :

Eine andere Fragè ift die, ob bei Bewilligung des Ti 1, eine Bewilligung, welche nit .positionen- sondern titelweie ausgespro{en.. wird, die Ermächtigung enthält, diese Positionen fich gegenseitig _über-- tragen zu lassen. Diete Ermächtigung ist bei Befoldungen ganz selbst* verständlich ausgeschlossen, weit über die Frage der Verleihung von Besoldungeri eine anderweitige Verständigung. zwischen dem.» Reichstage: und der Reichsregierung stattgefunden hat.

In der Diskussion über die einzelnen Positionen erklärte der Staats-Minister Dr. Delbrück auf die Frage des Abg. Dr. v. Schulte rückfihtlich der Monumenta Germaniae historica:

Meine Herren! Der Hérr Vorredner hat es für nüßlich gehalten, an seine Bemerkungen den Vorwurf zu knüpfen, daß der Bundesrath es nicht für der Mühe werth gehalten. habe, dem Reichstag über das Statut der Kommission Mittheilung zu machen. “Jh will hier. nun: fonstatiren, daß diese Mittheilung bexeits erfolgt sein würde, wenn et Statut schon bestände. Es ist jeßt erst ein Entwurf nach ves 6 mühungew dem Bundesrathe vorgelegt worden; Diejer Entwurf - har noch der Genehmigung.

Auf die Mae Des S Dr. an die Spiße der Kommission g ;

Meine, A ivi Ein Gehalt ist in der Summe, die von Ihnen verlangt wird, überhaupt niht enthalten; ware ein Gehalt im tech- nischen Sinne darin enthalten, #o würde es besonders ersichtlich ger mast worden sein. Ueber die augenblickli(he Lage der Verhand- lungen, welche die Berufung des Hrn. Wait aus Götängen hierher zum Ziele haken, bin ih nit unterrichtet.

In Betreff des Antrags des Abg. ncker i kanzler aufzufordern, über die bisherige Thätigkeit des Reih§= Kommissars zur Ueberwachung des Auswanderuugswefens einen Bericht vorzulegen und des Wunsches des Abg. Dr. Kapp, av.ch über das Verhältniß der direkten zur indirekten Auswanderung Aus=

kunft zu erhalten: \ | E

Meine Herren! Durch die leßten beiden Hexren Redner ift cin vollftändig anderer Gegenftand zur Diskussion gekommen, als durch den Antrag Duncker. Dem Antrag Duncker gegeaüber würde ih sofort erklärt haken: mit dem größte’'za Vergnügen, gber wenn die Herren “statt des Beri‘htes über die Thätigkeit eines Auswanderungs - Kommissars - einen Bericht über die Auswanderung haben wollen, so ist das etwas ganz, anderes, und da erkläre ih von vornherein, daß diesec Kommissarius diese

Berichte nicht liefern kann. Ï Dae f beschäftigt S seit Jahren mit der Zu-

Braun, ob. Prof. Dr. Waiß. ellt werden folle:

Duntcker: den Reichs=

Das statistische Bureau } Ï s sammenstellung dieser Notizen gerade na der Richtung hin, wie sie