1874 / 294 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 15 Dec 1874 18:00:01 GMT) scan diff

_ Auf die Anfrage des Abg. Dohrn über den Wasserstand in der JIahde antwortete der Staats-Minifter v. Sto\ ch:

Bei der ganzen Konstruktion der Jahde ift es natürli, daß das große Becken der Innenjahde das Wasser abgiebt, was, wenn die Fluth es herecingebraht, durch die Ebbe wieder herau®2geführt, die Fahrrinnen jeden Tag aus\pült und in der nöthigen Tiefe erhält. In den leßten Jahren haben die Anwohner dieses Hauptjahdebeckens3 ducch Einbauten von Buhnen, Schlenken u. \. w. möglichst viel Ter- rain zu gewinnen gesucht, indem fie die Anschwemmungen des Klei- bodens unterstüßen. Je mehr diese Anbauten statthaben, je kleiner wird dieses Becken, je kleiner wird die Wassermasse, welche tägli zweimal dur die Fahrrinne hindurhfließt. Es hat deswegen die

eich8regierung es für Pflicht gehalten, der Sahe näher zu treten, und es ist R S E Me in dieser Beziehung mit der olden- burgisheu Regierung in Verhandlungen eingetreten, die zu ernsten Er- wägungen geführt haben, und die wohl zu einem günstigen Ab- {luß dahin kommen werden, daß in dieser Beziehung der Status quo aufrecht erhalten wird.

Die Einwendungen, die dagegen gemacht worden sind, daß diefe Beschränkungen der Wassermenge und der Ausdehnung des Jahde- beckens nicht von Einfluß seien, sollen durch Messungen der Tiefe alle Jahre konstatirt werden, um \ich zu entscheiden, ob in Zukunft die Sache wieder freigegeben werden kann oder nicht. Die regelmäßigen Peilungen in der Innenjahde haben biéher niht stattgefunden. Wenn aber, wie der Herr Abgeordnete Dr. Dohrn erwähnt, ein großer Werth darauf zu legen ist, so können die Vermessungen, welche bisher in der Jahde statthatten, aub dahin ausgedehnt werden.

Zu S. 1 des Gesezentwurfs, betreffend die deutsche See- warte, beantragte der Abg. v. Dücker zwei Einschaltungen, nah welchen die deutshe Seewarte ihre Thätigkeit auch auf die Kenntniß der Küstenverhältnisse der deutshen Meere ausdehnen und ihrc Resultate für die Sicherung der Küstenbewobner ver- werthen soll. Nah dem Abg. Mosle erklärte der Staats- Minister v. Sto\ch:

Meine Herren, ih möch{te das Haus auch bitten, gegen diesen Antrag zu stimmen. Einmal ift der ganze §. 1 des Geseßes fo allge- mein gefaßt, daß er für die Erfüllung aller wissenschaftlichen Be- dürfnisse vollen Raum giebt. Der Antrag, so wie er hier motivirt ist, hat aber eigentlich die spezielle Richtung auf die Unterhaltung der Küsten, und das führt uns sehr viel weiter, als eine wissenschaft- liche Untersuchung, die hier allein vorgesehen ist. Die Aufgaben der Seewarte sind hinreichend, um alle diejenigen Daten zu geben, die für die Veränderung der ne Uu. f. w., auch die versciedenen Höhen der Springfluthen zu bestimmen, kurz die wissenschaftlichen Aufga- ben zu“ lösen, welche die Küsten im Allgemeinen betreffen. Aber die Veränderungen der Küste, welche die Gefahren für das Land bringen, sind rein lokaler Natur und müssen an der Stelle gemessen und be- stimmt werden, welche auch die Bauten zu unternehmen hat, die die Gefahren abwenden sollen. Nur um nicht die wissenschaftlichen Auf- gaben zu vermischen mit diesen technishen, möchte ih Sie bitten, die Sache abzulehnen.

Statistische Nachrichten.

Ueber den Bergwerks- und Salinenbetrieb des Königreichs Bayern im Jahre 1873 entnehmen wir amtlichen Aufstellungen die nachfolgenden Angaben: Der Gesammtwertb aller im Jahre 1873 geförderten Bergwerksprodukte belief fich auf 2,193,812 Thlr. gegen 1,837,620 Thlr. in 1872, ist a um 356,192 Thlr. oder etwas über 19 Prozent gestiegen. Hierbei kommt indeß weniger eine erheblich vermehrte Produktion, als vielmehr der Umstand in Betracht, daß der Durchschnittswerth der Produkte in 1873 vielfach ein höherer, als im Vorjahre war. Die erste Stelle im bayerischen Bergwerks- betriebe nimmt der Steinkohlenbergbau ein, welcher 43 Werke zählte, von denen indeß 9 zur Aufschließung: ohne Produktion waren. Die übrigen 34 lieferten 8,651,566. Ctr. Steinkohlen im Werthe von 1,860,350 Thlr. (1872: 8,248,237 Ctr. und 1,524,374 Thlr.); der Durchschnittspreis pro Ctr. betrug 6,45 Sgr. gegen 5,4 Sgr. in 1872, war aljo um 0,91 Sgr. höher. Von der Förderung sind 359,589 Cir. im Werthe von 48,152 Thlr. für den Betrieb der Werke ver- wendet worden; die Zahl der beschäftigten Arbeiter war 3120 gegen 2898 in 1872. Von fonftigen Bergwerksprodukten wurden gefördert: Braunkohlen (15 Werke mit 148 Arbeitern, davon 1 Werk ohne Produktion), 295,701 Ctr. im Werthe von 26,937 Thlr. gegen 241,252 Ctr. und 19,359 Thlr. in 1872, der Durchschnittêwerth pro Ctr. war 2,13 Sgr. (1872: 2,1 Sgr.); Graphit (39 Werke mit 152 Arbeitern) 19,903 Thlr. im Werthe von 18,492 Thlr. gegen 17,874 Ctr. und 14,621 Thlr. in 1872, DurGschnitts- werth pro Ctr. 27,87 Sgr. (1872: 24,54 Sgr.); Eisenerze (54 Werke, davon §8 zur Aufschließung mit 955 Arbeitern) 2,303,383 Cir. im Werthe von 273,662 Thlr. gegen 2,228,148 Ctr. und 266,298 Thlr in 1872, Durch schaittswerth pro Ctr. 3,56 Sgr. (1872: 3,59 Sgr.); Kup fererze (1 Werk mit 41 Arbeitern (42,759 Ctr. im Werthe von 1176 Thlr. gegen 16,500 Ctr. und 779 Thlr. in 1872, Durchschnittswerth pro Cir. 0,82 Sgr. (1872: 1,2 Sgr.); Schwefelkies (2 Werke mit 50 Arbeitern) 37,801 Ctr. im Werthe von 6095 Thlr. gegen 35,482 Cir. und 5161 Thlr. in 1872, Durch- schnittswerth pro Ctr. 4,83 Sar. (1872: 4,36 Sgr.); Steinsalz (1 Werk mit 132 Arbeitern) 41,070 Ctr. im Werthe von 7040 Thlr. gegen 40,648 Ctr. und 6968 Thlr., der Durchschnittswerth pro Ctr. mit 5,14 Sgr. war derselbe, wie im Vorjahre; außerdem find aber noch 807,000 Ctr. Steinsalz im Werthe von 18,000 Thlr. gefördert und im mineralishen Zustande ohne Umsfiedung verbraucht worden. Sa- linenbetrieb fand auf 6 Werken, deren mittlere Arbeiterzahl 399 betrug, statt. Die Produktion derselben an Kochsalz belief fich auf 918,416 Ctr. im Werthe von 427,345 Thlr. gegen 899,096 Ctr. und 461,964 Thlr. in 1872; der Durchschnittswerth pro Ctr. (ohne Steuer) war 13,95 Sgr. gegen 15,411 Sgr. im Vorjahre. Von der für 1873 nachgewiesenen Produfktionsmenge find dargestellt worden: 5385 Ctr. aus gradirter Soole, 104,731 Ctr. ans nicht gradirter Soole und S Ctr. durch Auflösen von Mincralsalz oder anderen Robfalzen über Tage.

Kunst, Wissenschaft uud Literatur.

Das soeben erschienene 6. und 7. Heft des X. Bandes der hilosophishen Monatshefte, herausgegeben von Ascherson, ergmann und Bratuscheck (Berlin, Fr. Henschel), enthält folgende

Abhandlungen: Aristoteles in seiner Bedeutung für die Philosophie der Gegenwart. Von Dr. Conrad rann Bree der Philosophie in Leipzig. Erklärung des Begriffs der Nothwendigkeit. Von Dr. Reinhold Hoppe, Professor in Berlin. Unter den Kritiken nimmt ein Referat, welhes der Gymnasiallehter Dr. Jung in Jnowraclaw in Betreff der Schrift des Dr. Kirhmann: „Ueber parlamentarische Debatten (Berlin, Syringer)* erstattet hat, das Interesse weiterer Kreise in Anspruch. Dieselbe entwickelt die theoretishen und ethischen Grundlagen des Parlamentarismus und stellt sich die Aufgabe, von diesem Standpunkte aus die praktischen Fragen zu beantworten, welche p c DTBGRatios der parlamentarischen Körperschaften maß- gebend sind.

__— Unter den auf dem Gebiete der vaterländischen Geschichte thätigen Schriftstellern der Neuzeit nimmt George Hesekiel einen hervorragenden Rang ein. Sein leßtes Werk, welches die Geschichte der Könige von Preußen behandelt, liegt nunmehr in eleganter Ausftat- tung unter dem Titel vor: „Das Siebenköniasbucch.“ Die Könige von Preußen gescildert von George Hesekiel. Mit 10 Jllustrationen. (Berlin, P. Schellers Hofbuchhandlung.) In einer durch einen Rück- blick auf die vorausgegangenen Zeiten eingeleit-ten Reihe von Lebens- bildern der sieben Könige von Preußen werden in dem Werk das Ent- stehen, das Wachsen und d.s Gedeihen Preußens und die zu Preußens und Deutschlands Segen vollbrahten Thaten feiner Herrscher wahr und warm geschildert, und ift fo unsere vaterländische Literatur um ein Haus- und Familienbuh bereichert. Die in dem Siebenkönigs- buch enthaltenen 8 Portraits find auch zu einem Album zusammen- gestellt worden. Dasselbe ift unter dem Titel: Preußishes Könizs- Album, Portrait-Galerie der preußischen Herrscher, erschiencn.

Im Verlage von Eugen Grosser in Berlin erscheint seit Oktober monatlich, unter dem Titel „der Standesbeamte“ eine Zeitschrift, welche fich die Förderung der Interessen der Standes- ämter zur Aufgabe macht. Diesem Zwecke eutsprechend, theilt fie in ihrem amtlichen Theile die Verfügungen, Erlasse, Cirkulare. u. dgl. mit, welhe durch Spezialfälle veranlaßt werden sind, während fie im nichtamtlichen Theile Notizen verschiedenfter Art bezüglich der Füb- rung der Standesregister bringt. Der Pränumerationspreis für den ganzen Jahrgang beträgt nur 4 Mark. In demselben Verlage erschien: „Der Richter zwischen Herrschaft und Gesinde, von Carl Wolff. Vierte Auflage.

—- Im Goethehause zu Frankfurt a. M. findet zur Zeit die interessante Ausstellung eines die anziehendsten Persönlichkeiten der Weimarer Glanzzeit darftellenden Bildes statt. Ein Frankfurter Künstler Hr. Junker war, wie wir dem „Frankf. Journ.“ entnehmen, durch das dankenswerthe Entgegenkommen der Enkel Goethe's in der angenehmen Lage, die Reihe sfeiuer mit so vielem Beifall: aufgenom- menen Kartons zu- Goethe's Leben zu beschließen mit einer Darftel- lung des Jubeltages von 1825. Nach 50jähriger Anwesenheit Goethe's in Weimar, welche der Großherzog Karl August zugleich als dessen ihm und feinem Lande gewiomete Dienstzeit betrachtet wissen wollte, feierte Weimar am 7. November jenes Jahres das Jubiläum des drogen Dichters. Hrn. Junkers Bild fllt nun die Begrüßung des Ge- feierten dar. Derselbe ist umgeben von den Mitgliedern feines Hauses, deren zum Theil noch nie veröffentlichte Bildnisse zu diesem Zweck dem Künstler an Ort und Stelle von den Enkeln des Dichters, damals jugendliche Knaben, den Freiherren Walther und Wolfgang von Goethe, sowie vôn dem Großherzog von Sachsen - Weimar und - von anderen durch den Befiß der seltensten Originale bevor- zugten Personen zur Verfügung gestellt waren. Dadurch, daß der Vorplaß und das berühmte Treppenhaus des Wei- marischen Goethehauses am Frauenplane die Scene der Darstellung bilden, war es mögli, eine Gruppe zu schaffen, in welcher eine überraschend große Zahl von anzichenden und bedeutenden Persönlich- feiten mit äußerster Treue vereinigt find.

__— Von der mehrfach erwähnten, bei F. A. Brockaus in Lei p- H erscheinenden Illustrirten Bibel (nach der deutshen Ueber- ebung von Dr. Martin Luther), deren günstige Aufnahme in den deutschen Familien bereits die dritte Auflage nôthig gemacht hat, liegen jeßt 18 Lieferungen vor. Die künstlerishe Ausftattung besorg- ten hervorragende deutshe Künstler, wie E. Bendemann, J. Fischer, G. Jäger, Fr. Overbeck, A. Rethel, L. Richter, J. Schnorr von Carolsfeld u. st. w.- Die Jllustrirte Bibel wird in ungefähr 30 Lieferungen vollständig jein.

Professor Desor von Neuenburg is von der geologischen Gesellshaft in London, deren Korrespondent er {on längere Zeit war, einstimmig zum auswärtigen Mitglied mit allen Rechten und Prärogativen der einheimishen Mitglieder ernannt worden. Die gleiche Auszeichnung ist dem Gelehrten am 15. Oktober d. J. von Seite der anthropologischen Gesellschaft in Paris erwiesen worden.

_— Gelegentlih des vierhundertsten Jahreëtages der Geburt Michel Angelo's, am 10. März 1875, wird zu Florenz eine Feier veranstaltet. Das Haus der Buonarotti in der Via-Ghibellina joll zu einem Museum hergerihtet und dem entsprehend ausge- stattet und dekorirt werden, auch wird eine Ausstellung von Werken des großen Künstlers stattfinden. Der schriftlihe Nachlaß Michel Angelo’s, welcher im Besiß der Familie geblieben und mit der größten Strenge verborgen gehalten wurde, ist bekanntlich von dem leßten der Buonarotti, der vor einigen Jahren starb, der Stadt vermacht worden mit der Bedingung, ihn au ferner unter strengem Verschluß zu halten; die städtische Behörde hat sich jedoch an diese Vorschrift niht gebunden erachtet, und jeßt sind die Schriftstücke im Druck er- schienen. Es sind an 700 Briefe und Schriften von Michel Angelo und etwa die doppelte Zahl von Briefen an ihn, worunter fich solche von den berühmtesten Zeitgenossen befinden.

Aus Neapel wird berichtet, daß es dort gelungen ist, einen prachtvollen Gipsabguß eines sehr s{chönen und kräftigen Wind- hundes herzustellen, dessen Spuren man bei einer Ausgrabung in Pompeji fand. Die Form ift trefflich gelungen und zeichnet fich be- sonders durch die Feiuheit und Vollendung aus, uwii welcher die frampfhaften Zusammenziehungen des vom plöblichen Tode ereilten

Thieres dargestellt wurden. Cs ist das erste Mal, daß man aus R ungen eine Gipsform erhalten fonnte, welhe ein Thier orftellt.

Gewerbe uud Handel.

In der am 12. Dezember abgehaltenen Geueralversammlung der Schlesischen Tuchtabrik (vorm. Förster), in welcher die Hälfte des Aktienkapitals vertreten war, wurde die Bilanz pro 30. Juni cr. genebmigt, den Geschäftsinhabern Decharge ertheilt und d:r Verkauf des Sorauer Etablissements beschlossen.

Die am 11. Dezember in Hamm abgehaltene Generalver- sammlung des Westfälishen Draht-Jndustrie-Vereins, in der 1,048,400 Thlr Aktien vertreten warey, genehmigte einstimmig die Abänderung des §. 17 in Betreff der Unterschriften und ebenso die Offerte der Vorbesißer, den Verlust des vorigen Geschäftsjahres auszugleihen. Nach der von uns bereits veröffentlichten Bilanz be- trug die Unterbillanz 195,751- Thlz. Von diefer Summe kommen 154,492 Thlr. auf den Betrieb und 41,259 Thlr. auf Abschreibungen. In dem Geschäftsberihte werden die Entwerthung der Vorräthe an Rohmaterialien und die Rückgänge in den Preisen der Vereins- fabrikate, sowie die verspätete Eröffnung der Filiale in Riga als die Ursachen des ungünstigen Ergebnisses bezeichnet.

Verkehrs-Anstalten.

Wien, 15. Dezember.- (W. T. B.) AußerordentlichGe Generalversammlung der Elisabethbahn. Tagesordnung: Bericht des Revisionsaus\chusses über das in der ordentlihen General- versammlung vom 20. Mai 1874 unerledigt gebliebene Prolongations- konto. Hermann Horch aus Mannheim erstattete Namens des Revi- fion8auëschusses Bericht und erklärte, von dem Verwaltungsrathe sei dem Revisionsausschusse die Mittheilung gemacht, daß von interessirter Seite das Anerbieten gestellt wurde, einen Baarbetrag von 200,000 Fl. ohne irgendwelche Veränderung auf die im Prokongationskonto deponirten Effekten behufs Beilegung der Meinungsversciedenheiten, welche sich bezügli des gedahten Kontos zwischen dem Verwaltungs- rathe und einem Theile der Aftionäre ergab, der Gesellschaft zuzu- wendey. Diese Summe sei bei der Kreditanstalt bercits zu diesem Zweck erlegt. Hor stellte sodann Namens dés Revisionsaus\cusses einen Antrag, wonach das Absolutorium nunmehr zu ertheilen fei unter der Vorausseßung, daß die bei der Kreditanstalt zu Gunsten der Gesellschaft niedergelegten 200,000 Fl. der Gefellschaft zufließen und in das Pro- longationsfonto eingestellt werden. Der Verwaltungsrath machte den Antrag des Revisionéaus\chusses zu dem seinigen, mit dem Zusaßz- antrage, der Verwaltungsrath werde ermächtigt, eine s{webende Schuld aufzunehmen zur Ergänzung des bei dem Prolongationskonto fich eventnell ergebenden Abganges, deren Interessen und Amortisation aus dem Spezialresecrvefond u deck.n wären. Nach vorausgegangener Debatte, an welcher 6 Dr. Aichenegg, Millani, Scheber, Horch und Prix betheiligten, und nach vom Verwaltungsrathe und dem Revisions - Ausschusse gegebenen Auf- flärungen über die Nakur und den Stand des Spezialr.serve- fonds, dessen Höhe gegenwärtig 1,200,000 Fl. beträgt, wird der Antrag des Revisions-Ausschufses nebst einem Zusaßantrage des Verwaltungsraths mit allen gegen eine Stimme angenommen. Auf Verlangen Schebers (Frankfurt) erklärt der Verwaltungs- rath seine Bereitwilligkeit, in der nächsten Generalversammlung einen Antrag auf Aenderung der Statuten einzubringen, wona die Kost- geschäfte der Gesellschaft untersagt werden. Schließlih rechtfertigt der Verwaltungsrath gegenüber einec Anfrage des Barons Schenk die Bestimmung, bei Deponirung von Aktien die Coupons beizulegen, als in den Statuten begründet.

Das Schweizer Eisenbahn- und Handels-Departement bringt den Bericht über den Stand der Gotthardbahnbauten für Ende Oktober. Nach demselben betrug die Länge des Richtstollens auf den genannten Zeitpunkt 26,395 Meter (Fortschritt seit Ende September 186,5 Meter), der Ausbruch des Bogenorts im Mittel 1218,7 Meter (Fortschriit seit Ende September 89,2 Meter). Auf der ganzen Bahn waren im Oktober im Mittel 18,753 Arbeiter, davon 8391 an den Tessinischen Thalbahnen beschäftigt.

London, 14. Dezember. (W. T. B)\)

Î : Die heute fälligen deutschen Posten find ausgeblieben.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, den 16. Dezember. Opernhaus. (250. Vor- stellung.) Der Liebestrank. Komische Oper in 2 Abtheilungen. Musik von Donizetti. Adine: Fr. Mallinger. Nemorino: Hr. Link. Belcore: Hr. Schmidt. Dulcamara: Hr. Salomon. Hierauf: Thea, oder: Die Blumenfee. Ballet in 3 Bildern von P. Taglioni. Anfang halb 7 Uhr. Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (262. . Vorstellung.) Die Sirene. Luft- e 4 Aufzügen von Mosenthal. Anfang 7 Uhr. Mittel-

reise.

Donnerstag, den 17, Dezember. Opernhaus. (251. Vor- ftelung. Preciosa. Schauspiel mit Gesang und Tanz in 4 Ab-= theilungen von P. A. Wolf. Musik von C. M. von Weber. Ballet von Taglioni. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Schauspielhaus. (263. Vorsteliung.) Das Glas Wasser, oder: Ursachen und Wirkungen. - Lustspiel in 5 Abtheilungen von Scribe. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.

Die in den Königlichen Theatern gefundenen Gegenftände können von den Eigenthümern innerhalb 4 Wochen bei den Hauspolizei - Inspektoren Schewe (Opernhaus) und Hoff - meister (Schauipielhaus) in- Empfang genommen werden. Erfolgt die Zurückforderung der betreffenden Sachen in der angegebenen Frift nicht, so werden dieselben den Findern ohne Weiteres ausgehändigt.

Prozeßverh andlung gegen den Grafen von Arnim. Berlin, 14, Dezember. 5. Sißungstag.

Nach Wiedereröffnung der Sißung um 4} Uhr Nachmittags erhielt der Vertheidiger Professor Dr. v. Holßendorff da? Wort. Die Rede deffelben, welche fich mit dem technishen Inhalt des diplomatischen Dienstes, dem Eigenthumsreht an den in Frage stehen- den diplomatischen Papieren und der Definition der unter Anklage gestellten Handlungen des Grafen von Arnim beschäftigte, {loß mit dem Antrage auf Freisprechung des Angeklagten.

Nach Beendigung der Rede wurde die Sißung um 6 Uhr ge- schlofsen.

15, Dezember. 6. Sißungstag.

Die heutige Sißung wurde um 104 Ubr eröffnet. Nach einer eingehenden Replik des Staatsanwalt Tessendorff auf die gestrige Vertheidigungsrede des Professors Dr. v. Holßendorff und einer Duplik des Leßteren, auf welche der Staatsanwalt noch einmal kurz erwiderte, erhielt der Vertheidigec Rehtsanwalt Dockhorn das Wort. Die Vertheidigungsrede desselben währte bis 1 Uhr, wo die Verhandlung bis 3} Uhr Nachmittags vertagt wurde.

Ausftellung von Transparentgemälden im König- lihen Akademiegebäude. Auch in diesem Fahre findet seit einigen Tagen im Gebäude der

Transparentgemälden mit Gesangbegleitung des Königlichen Dom- ors statt, welche vom Verein Berliner Künstler zur Unterstüßung seiner hülfsbedürftigen Mitglieder und deren Hinterbliebenen veran- staltet wird. In jeder der beiden Vorstellungen, deren erste {äglich Nach- mittags um 5 Uhr, die zweite um 7 Uhr, beginnt, werden sechs Bilder vor- geführt : „Die Verkündigung bei den Hirten“ von L. Douzette und L: Lüders; „die Ruhe auf der Flucht nah Aegypten“ von Rudolf

chick; „Abschied Christi von seiner Mutter“ von B. Plochorft ; „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ von Adolf Burger; „Christus Kränfe heilend vor dem Tempel“ von Paul Graeb und C. Breit- bah; und „Christus auf dem Meere“ von A. v. Heyden, ausgeführt von G. Feckert und H. Eschke. Die künstlerishe Verbindung der Musik und Malerei übt au hier ihren alten Zauber auf das Ge- müth um so mehr aus, als nach beiden Seiten hin Vorzügliches geleistes wird. Die Gesänge des Domchors steigern durch ihre \chône Harmonie die andahtsvolle Stimmuug, in welche der Be- schauer der Bilder verseßt wird.

: Der dritte \chlesische Bädertag

fand in Breslau am 9. Dezember statt. Es hatten \fich die Vertreter von 9 Bädern eingefunden. Nachdem zum 1. Vorsißenden der Bür- germeister Dengler-Reinerz und zum zweiten Vorsißenden der Sani- täts-Rath Scholz in Cudowa erwählt waren, wurde über folgende Veo E ar

A. Ba eärztlihe Themata. 1) Antrag des Dr. Brehmer in Görbersdorf, betreffend die Einwirkung auf die Haus- und A

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gat der Bäder allein zu überlassen. 2) Vortrag des Sanitäts- tathes Dr. Drescher in Reinerz: Sind während der Zeit der Gravi- dität Bäder anzuwenden gestattet ?

B. Allgemeine Themata: Antrag auf Erwirkung freier Eisen- bahnfahrt für O: 4) Antrag des Dr. Brehmer in Görbers- dorf bezüglich der Ausdehnung ciniger Bestimmungen der Bau- Polizeiverordnungen für die Städte auf die ländlichen Kurorte. 9) Desgleichen wegen Erwirkung einer Polizeiverordnung zum Schuße des Trink- und Fließwassers gegen Verunreinigung durch Cloaken. 6) Vortrag des Bürgermeisters Dengler über ein neues System bei (Srbauung von Moorbädern, unter spezieller Berücksihtigung des neu zu bauenden Moeorbades in Reinerz und unter Vorlegung von Zeich- nungen. 7) Erledigung der Restvorlagen des Bädertages 1873, und warz ä: definitive Feststellung des Formulars zum Generalbericht ;

. Berathung des Statutenentwurfs für den Bädertag; c. definitive Berathung über den Entwurf des Miethsreglements für Kurorte ; d. Berathung über den Entwurf des Meidezettels. 8) Mittheilung

der Beschlüsse des Brunnenkongresses am 13. und 14. September

1874 in Breslau mit Bezug auf das Referat in den Verhandlungen 1873 Seite 22. 9) Geschäftliche Mittheilungen. Rechnungslegung, Abhaltung des nächsten Bädertages.

Redacteur: F. Prebm. Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Fünf Beilagen

Berlin :

Königlichen Akademie der Künste die bekannte Auéstellung von

den Aerzte, den Badeärzten die Bestimmung der Kurdauer und An-

(einschließlich Börsen- und Handelsregister-Beilage).

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich

Berlin, Dienstag, den 15. Dezember.

N 294

Königreich Prenfßen. Privilegium, wegen Emission von 800,000 Thalern Prioritäts- Obligationen der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c.

Nachdem von Seiten der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft auf Grund des von der Generalversammlung ihrer Aktionäre am 3. No- vember 1873 gefaßten Beschlusses darauf angetragen worden ist, ihr zur vollständigen Deckung der Baukosten die Aufnahme einer Anleihe gegen Ausstellung auf den Inhaber lautender und mit Zinscoupons versehener Prioritäts-Obligationen zu gestatten, wollen Wir in Ge- mäßheit des S. 2 des Geseßes vom 17. Juni 1833 (Gesez-Samm- lung Seite 75) durch gegenwärtiges Privilegium Unsere landesherr- liche Genehmigung zur Emission derartiger Obligationen in einer Ge- fammthöhe von 800,000 Thalern, geschrieben:

„Achthundert Tausend Thalern“ unter den folgenden Bedingungen ertheilen:

8. 1. Die in Höbe von 800,000 Thalern zu emittirenden Obli- gationen werden unter der Bezeichnung : Z A ¿

„Prioritäts-Obligationen der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft nach dem anliegenden Schema A. in Apoints von 100 Thalern unter fortlaufenden Nummern von 1 bis 8000 ausgefertigt und mit Zints- coupons nah dem Séhema B. versehen. / S

Die Obligationen, auf deren Rückseite dies Privilegium abge- druckt wird, und die Zinscoupons, sowie die Anweisungen zu deren Empfange (Talons) werden unter der Firma der Saal-Unftrut Eisenbahn-Gesellschaft mit Facsimile-Unterschrift von zwei Mitgliedern der Direktion ausgefertigt und von einem Kontrelbeamten kontra-

ignirt. Ds Die erste Serfe der Zinscoupons für zehn Jahre nebft Talon wird den Obligationen beigegeben. Beim Ablaufe dieser und jeder folgenden zehnjährigen Periode werden nah vorheriger einmaliger Öffentlicher Bekanntmachung für anderweite zehn Jahre neue Zins- coupons und Talons ausgereicht. Die Ausreichung erfolgt an den Präsentanten des Talons dur dessen Rückgabe zugleich über den Empfang der neuen Coupons quittirt wird sofern nicht dagegen von dem Inhaber der Obligation bei der Direktion der Gesellschaft \chriftlich Widerspruch erhoben ift. ; |

Im Falle eines solchen Widerspruchs erfolgt die Ausreichung an den Inhaber der Obligation. i E

8 2. Die Prioritäts-Obligationen werden mit fünf Prozent jährlich verzinset und die Zinsen in halbjährlihen Raten postnume- rando am ersten Juli und zweiten Januar von der Gesellshaft8- Fasse, jowie an den durch die Direktion der Gesellschaft in offentlichen Blättern namhaft zu machenden Zahlstellen ausgezahlt. /

Zinsen von Prioritäts-Obligationen, deren Erhebung innerhalb vier Jahren, von den in den betreffenden Coupons bestimmten Zah- lungsterminen an gerechnet, nicht geschehen ist, verfallen zum Vortheil der Gesellschaf. E / E

& 3. Die Prioritäts-Obligationen unterliegen der Amortisation, wozu alljährlih der, nach DeckXung der laufenden Verwaltungs-, Un- terhaltungs- und Betriebskosten, der Beiträge zum Ernéuerungs- und Reservefonds, sowie der Zinsen der dur dieses Privilegium emittir- ten Prioritäts - Obligationen, verbleibende Theil der Betriebs- Einnabme bis zur Höhe eincs halben Prozents des Prioritäten-Kapitals unter Zuschlag der dur die eingelöjeten Prioritäts-Obligationen er- sparten Zinsen verwendet wird.

Die Amortisation beginnt mit dem 1. Januar 1880.

Die Amortisation wird durch Ausloojung bewirkt. Die Aus- loosung findet im Monat Juli des auf das betreffende Betriebsjahr folgenden Jahres statt. A j

Der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft bleibt das Recht vor- behalten, sowohl den Amortisationsfonds beliebig zu verstärken und dadurch die Tilgung der Prioritäts-Obligationen zu beschleunigen, als auch sämmtlice Prioritäts-Obligationen jederzeit zu kündigen und durch Zahlung des Nominalwerthes einzulösen. f

8 4. Die Inhaber der Prioritäts-Obligationen sind auf Höhe der darin bezeichneten Beträge nebst den fälligen Zinsen Gläubiger der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gescll)chaft und haben als solche ein unbedingtes Vorzugsre{cht vor den Stamm-Prioritäts- und Stamm- Aktien nebst den dazu gehörigen Dividendenscheinen, und dürfen namentlich vor Berichtigung sämmtlicher Zinsen der emittirten Priori- tâts-Obligationen Dividenden und Tantièmen nicht vertheilt, noch ge- zahlt werden. : O s L

Auch soll den durch dieses Privilegium zu emittirenden Prioritäts- Obligationen ausdrücklich das Vorzugsrecht vor allen von der Saal- Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft etwa \päter noch auszugebenden Priori- fäts- Aktien und Otligationen ausdrücklich gewahrt bleiben und eine derartige Ausgabe überhaupt nur unter besonderem Vorbehalt dieses Vorzugsrechtes erfolgen. E A j

Der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft bleibt jedoh das Recht vorbehalten, für die im Eingange dieses Privilegiums angegebenen Zmwecke mit Genehmigung der Staats-:egierung eine weitere Anleihe dis zu einem Gesammtbetrage von Zwethundert Tausend Thalern mit gleichem Vorzugsrechte . bezüglich ihrer Verzinsung und Amortisation

u machen, l : atn Die Inhaber der Prioritäts-Obligationen find nicht befugt, die Rückzahlung der darin vorgeschriebenen Kapitalbeträge anders, als nach Maßgabe der im §3 enthaltenen Amortisationsbestimmungen zu fordern, ausgenommen, wenn: ; S Ï a. die Zinszahlung für verfallene und vorschriftsmäßig präsen- tirte Zinêcoupons durch Verschulden der Eisenbahnverwaltung länger als drei Monate unberichtigt bleibt; b. wenn der Tranéportbetrieb auf der Saal - Unstrutbahn aus Verschulden der. Eisenbahnverwaltung länger als sechs Monat gänz- lich eingestellt gewesen; ® i 2 c wenn die Amortisation nicht fen eh 8. 3 erfolgt. s Sn den beiden erften Fällen bedarf es einer Kündigungsfrist nicht, sondern das Kapital kann von dem Tage ab, an welchem einer dieser Fälle eintritt, zurückg:fordert werden, und zwar zu 8. bis zur Einlösung der betreffenden Zinscoupons, wozu die Gejellschaft auch nach Ablauf jener drei Monate berechtigt und verpflichtet bleibt ; zu b. bis zur Wiederherstellung des unterbrochenen Transportbetriebes. In dem FaLe zu e. ist*dagegen eine dreimonatliche Kündigungßg- frift zu beobachten, und dauert das Recht der Kündigung dret Vi nate von dem Tage ab, an welhem die Tilgung der Obligatior bâtte erfolgen follen. Die Kündigung verliert indessen ihre rechtliche Wirkung, wenn die Gesellschaft diè nicht innegehaltene Amortisation nacholt und zu dem Ende binnen längstens drei Monaten na exrfolg- ter Kündigung Be d, der zu amortisirenden Prioritäts» Obligationen nachträglih bewirkt. : E Bis zur Tilgung der Obligationen darf die Gesellschaft keine zur Eisenbahn und zu den Bahnhöfen erforderlichen Grundfstücke ver- kaufen; dies bezieht sich jedech niht auf die außerhalb der Bahn und der Bahnhöfe befindlihen Grundstücke, auch niht auf solche, welche innerhalb der Bahnhöfe etwa an den Staat oder an Gemein- den zur Errichtung von Post-, Telegraphen-, Polizei- oder steuerlichen Einrichtungen , oder welche zu Pathöfen oder Waarenniederlagen abgetreten werden möchten. Für den Fall, daß Unsere Gerichte einen Nachweis darüber erfordern sollten, ob ein Grundstück zur Eisenbahn . oder zu den Bahnhöfen erforderli sei oder nicht, genügl ein Attest des betreffenden Eisenbahn-Kommifsariats. u N 8. 6. Die Ausloosung dec zu -amortisirenden Prioritäts-Obliga-

Erste Beilage

Gesellschaft unter Zuziehung eines, das Protokoll führenden Notars in einem vierzehn Tage vorher einmal zur öffentlichen Kenntuiß zu bringenden Termine, zu welhem Jedermann der Zutritt geftattet ist. Die Nummern der ausgeloosten Prioritäts-Obligationen werden bin- nen 14 Tagen nach Abhaltung des gedachten Termins zweimal öffentli bekannt gemacht, die Auszahlung des Nominalbetrages der Obliga- tionen erfolgt am 2. Januar des auf die Ausloosung folgenden Jahres bei der Hauptkasse der Gesellschaft und denjenigen Zahlstellen, welche die Direktion der Gesellshaft in öffentlichen Blättern bekannt machen wird, an die Vorzeiger der betreffenden Prioritäts Obligationen gegen Auslieferung derselben und der dazu gehörigen, noh nicht fälligen Zinscoupons und Talons. Werden die Coupons nicht mit abgeliefert, go wird der Betrag der fehienden an dem Kapitalbetrage gefürzt und iur Einlösung der Coupons verwendet. ; 2

Ebenso verhält es sich im Falle einer allgemeinen Aanbeguas der Prioritäts-Obligationen, welche dur dreimalige öffentlihe Bekannt- machung, und zwar das erfte Mal mindestens sjech8 Monate vor dem festgeseßten Rückzahlungstermine, erfolgt. Die Einlöjung kann sowohl am zweiten Januar als am ersten Juli jedes Jahres stattfinden. Die Verbindlichkeit der Gesellschaft zur Verzinsung jeder Priori- täts-Obligation erlischt mit dem 31. Dezember desjenigen Jahres, in welchem dieselbe ausgeloost und daß dies geschehen , öffentlich bekannt gemacht worden ift, im Falle der Kündigung mit dem Fälligkeits- termine. R Die im Wege der Amortisation eingelösten Prioritäts-Dbligatio- nen werden dur die Direktion der Gesellschaft unter Zuziehung eines das Protokoll führenden Notars verbrannt. Eine Anzeige hierüber wird in den öffentlichen Blättern erlaffen. _ /

Die im Wege der Kündigung oder Rückforderung (§. 5) einge- lôften Prioritäts-Obligationen kann die Gesellschaft wieder ausgeben. Ueber die Ausführung der Tilgung wird dem betreffenden Eisen- bahn-Kommiffariat alljährlich Nachweis geführt. E

8. 7. Die ausgeloosten und gekündigten Prioritäts-Obligationen, welche ungeachtet der Bekanntmachung in öffentlichen Blättern nit rechtzeitig zur Realisation eingehen, werden während der nächften zehn Fahre nach dem Fälligkeitstermine von dem Gesellschaftsvorstande alli ährlich einmal öffentlich aufgerufen. _ j E Gehen fie dessen ungcathtet nicht späteftens binnen Jahresfrist nach dem lebten öffenilihen Aufrufe zur Realisation ein, fo erlischt jeder Anspruch aus denselben an das Gefellschastêvermögen für immer, was unter Angabe der Nummern der werthlos gewordenen Prioritäts- Obligationen von der Direktion der Gesellschaft einmal ffentlih be- kannt gemacht wird. i i :

8. 8. Für die Mortifikation angeblich verlorener oder vernichteter Prioritäts-Obligationen findet das im §. 21 des Statuts der Saal- Unstrut Eisenbahn-Gesellshaft vorgeschriebene Verfahren Anwendung. Die Meortifizirung verlorener oder vernihteter Zinscoupons Und Talons ist nicht statthaft. A

8, 9. Die in den vorstehenden Paragraphen vorgeschriebenen öffentlichen Bekanntmachungen erfolgen durch

1) den Preußischen Staats-Anzeiger,

2) die Berliner Börsen-Zeitung,

3) den Nordhäuser Courier,

4) die Nordhäuser Zeitung, : :

5) diejenige Weimarische Zeitung, welche die amtlichen In- serate der Weimarischen Staatsregierung abzudrucken erhält, /

6) den Buttstadter Stadt- und Landboteri,

7) die in Weimar erscheinende Zeitung „Deutschland.“

Sollte eines dieser Blätter eingehen, so genügt die Bekanntmachung in den übrigen, bis zur anderweitigen, mit Genehmigung Unseres Handels-Ministers zu treffenden Bestimmung,

8. 10. Den Inhabern von Prioritäts-Obligationen steht der Zutritt zu den Generalversammlungen offen, doch haben sie als solche nicht das Ret, sich an den Verhandlungen oder Abstimmungen zu betheiligen. Zu Urkund dessen haben Wir das gegenwärtige Privi- legium AllerbZfteigenhändig vollzogen und unter Unjerem Königlichen Fpnsiegel ausfertigen lassen, ohne jedoch dadurh den Inhabern der Deligationen in Ansehung ihrer Befriedigung eine Gewährleistung ven Seiten des Staates zu geben oder Rechten Dritter zu präjudiziren.

Das gegenwärtige Privilegium ist durch die Amtsblätter der Regierungen zu Erfurt und Merseburg auf Kosten der Gesellschaft zu veröffentlihen und eine Anzeige davon, daß dies geschehen, in die Geseß-Sammlung aufzunehmen.

Gegeben Berlin, den 7. Dezember 1874.

Wilhelm.

Camphausen. Dr. Achenba ch.

__Schema A. Fünfprozentige P rioritäts-Obligation der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft Nr über Einhundert Thaler Preußisch Courant.

Inhaber dieser Obligation hat auf Höhe von Einhundert Thalern Preußisch Courant Antheil an dem in Gemäßheit des umstehend abg: druckten Allerhöchsten Privilegiums emittirten Kapitale von

800,000 Thalern. L : i

Die Zinsen mit fünf Prozent für das Jakbr find gegen die aus- egebenen, am 2. Januar und 1. Juli jedes Jahres zahlbaren halb- jährigen Zinscoupons zu erheben. -

Coelleda, den . ten Die Direktion

der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft (Trockener Stempel :) E Ce L 4

Kontrole Pol Der Kontrolbeamte. N. N.

Dieser Obligation sind 20 Zinécoupons für 10 Jahre vom 2ER f: 18. S 19 S4 beigefügt.

2 Thlr. 15 Sgr. Pf. 3 Serie I. . p ter Sea iu 4 S ¿ur fünfprozentigen Prioritäts-Obligation der 5 Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellihaft, r.

ltig und werthlos,wenn Zahlung äsentirt wird

ungü

der Verfallzeit pr

Dieser Zins- coupon wird er nit binnen 4 Jahren nah

zur

Zwei Thaler [uten Silbergroshen hat Inhaber dieses vom

nd e “ite esellihaftsfasse zu erheben. elleda, den . . ten A N Die Direktion

der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft. (Trockener Ttempel.) g m

Ausgefertigt. Kontrole Fol. N. N.

g Preußischen Staats-Anzeiger.

1874,

Schema C. Talon

zu der fünfprozentigen Prioritäts-Obligation Me der Saal-Unstrut Eisenbahn- Gesellschaft über 100 Thlx. Preußisch Courant.

Inhaber empfängt gegen diesen Talon nach Maßgabe des 8.1 des Privilegiums vom . . ten... 18... bei unserer Gesellschafts- fasse die . . te Serie der Zinscoupons zur obigen Prioritäts-Obli- gation der Saal-Unstrut Eijenbahn- Gefellschaft. Coelleda, den . . ten 1A Die Direktion A der Saal-Unstrut Eisenbahn-Gesellschaft. (Trockener Stempel.) (facsimilirt.) N. N. N. N. Ausgefertigt. Kontrole Fol. N. N.

Neichstags - Angelegenheiten.

Der Hauptetat der Verwaltung der Kaiserlichen Marine. :

A, Personal. E Der vorliegende Hauptetat der Verwaltung der Kaiserlichen Marine für das Jahr 1875 ftellt fest, daß voraussichtlich im nächsten Jahr der Offizieretat ausgefüllt sein wird, beantragt jedoch) etne Er- höhung der Zahl der Schiffsjungen um 100 Köpfe, um dadurch einen mit der Vergrößerung der Marine Schritt haltenden Stamm von tüchtigen Unteroffizieren zu gewinnen. Zugleich liegt es _ in der Absicht, die Stabswache mit der Zeit eingehen zu lassen und für den Polizei- dienst an Bord Feldwebel zu ernennen, für den Polizeidienst auf den Werften aber Landgensd'armen einzustellen. / Die See-Artillerie in ihrer jeßigen Stärke von 3 Compagnien genügt niht mehr für die Friedensbescßung der ausgedehnten Be- festigungswerke der Reichskriegshäfen Kiel und Wilhelmshaven, jowie für die umfangreichen Munitions- und Depotarbeiten für die Marine. Sie ist weitaus unzureichend, um die Kriegsformation in der Stärke von 18 Compagnien (einschließlich 2 -Ersaß-Compagnien) ficher zu stellen, noch auch die für den Kriegsfall nothwendige Verstärkung mit Sicherheit und in dem erforderlihen Umfange in Ausficht stellen zu können. : i ; Da unter diesen Verhältnissen die Sicherheit der Kriegshäfen gefährdet erschein, wird eine Verstärkung der See-Artillerie in dem für den Friedensdienst wie für den Kriegsfall ficher stellenden Um- fange, nämlich um 5 Compagnien und die Formiruag derselben zu einem See-Artillerie-Regiment von 2 Bataillonen zu je 4 Compagnien beantragt. : L i Für die Marine sollen neue Waffen nah dem in der Armee zur Einführung gelangenden Modell 1871 und zwar in solcher Zahl be- {haft werden, daß im Frieden wie im Kricge jeder Matrofe und Schiffsjunge mit einem Gewehr versehen werden und sämmtliche im Kriege vorhandenen Compagnien des See-Bataillons und der See- Artillerie mit gleicher Waffe ausgerüstet werden können. Die Werft divisionen sollen das aptirte Füsiliergewehr 1/60 erhalten, die Zünd- nadelbüchse m/54 und das Zündnadelgewehr m/41 außer Gebrau treten.

B. Bauten. E Eine umfangreiche Bauthätigkeit wird ih auch im nächsten Fahre innerhalb des Ressorts der Marineverwaltung entwickeln. Fn Wilhelmshaven soll die Aufhöhung des Stadtterrains durch Sandschüttungen nicht nur im Interesse des Verkehrs und der militärischen Ausbildung erfolgen, sondern sie soll zugleih als ein wictiges Mittel zur Verbesserung des Gesundheitszustandes dienen. Es hat sich die Nothwendigkeit herausgestellt, umfangreiche Boden- flächen, welche bereits aufgehöht waren, von Neuem zu beschütten, weil Versackungen eingetreten sind. Mit den bis Ende 1873 zur An- lage eines Parkes verfügbar gewe}enen Mitteln hat in Folge der außerordentlichen Schwierigkeiten, welche die flimatischen und Boden- verhältnisse entgegenstellen, nicht viel mehr als ein Schußgürtel um den Park geschaffen werden können. Die Bepflanzung innerhalb dieses Schutzgürtels, also die eigentliche Hersteklung des Parkes, soll mit den für 1874 bewilligten Geldmitteln (7500 Thlr.), begonnen und mit- telst der für 1875 beantragten Summe von 45,000 M. zum Ah- \chlufse gebracht werden. Die Anlage eines Parkes in Wilhelmshaven hat nicht allein den wohlbegründeten Zweck, den dortigen Aufenthalt angenehmer zu machen, sondern darf, ebenso wie die Terrainaufhöhun- gen, gleichzeitig als es Mittel zur Verbesserung ¡des Gesundheits- ustandes angesehen werden. ; j zuf Es besteht tin diesem Orte eine „Allgemeine Krankenkasse", für welche eine staatliche Beihülfe ebenfalls in Anspruch genommen wer- den muß (7200 Mark), um dem weniger bemittelten Marinepersonak

und den Arbeiterfamilien freie Arzenei und ärztliche Eau Bt ung pa Theil werden zu lassen; denn die ungünstigen klimatishen Verhält- nisse erhöhen die Zahl der Erkrankungen im Verhältmß zu anderen Garnisonstädtén nicht unerheblich. s | :

Um den Kindern dec dortigen Werftarbeiter freien Schulunter- richt gewähren zu können, war die Anstellung eines Elementarlehrers beantragt, um au auf diese Weise der Werft Arbeiter zu erhalten.

In Friedrichsort bei Kiel wird die Errichtung eines Festungs-

efängnisses im Fort Falkenstein projektirt. Bisher werden die Fe-

rckojar bil d enen der Marine noch in den Festungen der Armee unter- ebracht. Bei dem Eingehen mehrerer Festungen reichen die verbleis Deuben eben nur hin, um die Gefangenen der Landarmee darin auf- zunehmen, und es ist vom Königlichen Kriegs-Ministerium wiederholt der Antrag gestellt worden, zur Unterbringung der Strafgefangenen der Marine eigene Anstalten zu errihten. Es ift auch noch zu er- wähnen, daß die Festungen deshalb noch mehr in Anspruch genommen werden, weil nach den neuen Militärstrafgeseßen die Gefän L über 6 Wochen bei Unteroffizieren und Gemeinen in einem Fe tungs- gefängniß vollstreckt werden muß.

C Se : : m nächsten Jahre soll der Ban der Schiffe „Großer Kurfürst“, FriScis R e", „Kaiser*, „Deutschland" und „Preußen“ vollendet, der von 3 Panzerkanonenbooten an Stelle des in der Denkschrift, be- treffend die Erweiterung der AE A Marine, projektirten Moni} A. in Angriff genommen werden. : A 2 In den agi Silen gestellt werden für auswärtige Stationen : 1 Glattdecksforvette und 1 Kanonenboot nah Westindien, 1 Kanonen- boot im Mittelmeer, 2 gedecke Korvetten nach Ostasien, 1 Se Korvette: zur Beobachtung des Venusvorübergangs, 1 Panzer regatte und 1 Glattdecksforvette als fliegendes Geshwader. Außerdem fun- irt eine größere Anzahl von hiffen als Uebungsschiffe und für den Dienst bei den Marinestationen und zur Vermittelung des Verkehrs zwischen den Werften. Der Etat der deutschen Seewarte seßt n ersönlihe und sächlihe Ausgaben 74,800 M. aus. Die Zahl der eobactungsstellen ift vorläufi auf 9, die der Signalftellen auf 45

bestimmt, welche leßtere jedo im ersten Jahre die festgesezte Hôhe noch nicht erreichen werden.

Als Beilagen sind dem Etat Tabellen über die Reparaturkosten

tiquen geschieht durch die Direktion der Saal-Unstrut Eisenbahn-

der Kriegs\{ife und Fahrzeuge, jowie solche über die Neubauten vou der Kegess bis ultimo 1873 beigefügt.

E C I E E T L N L R R