1921 / 59 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 11 Mar 1921 18:00:01 GMT) scan diff

Œs

Oesterreichs zur iflung getrieben würden. Es seien Hoceni- widelie und fähige Völker, und er sei der. leßte Mann in der Welt, der irgendeine Aktion. ergreifen würde, um eine Nation von dieser Art zur Verzroeiflung zu treiben. Und gerade weil er der Ansicht sei, daß dies ein Weg sei, um die gerechten FOrDErtnaR, der Alliterten zu befriedigen, ohne Deutschland wirtschaftlih zu zerstören und sogar ohne militärishe Maßnahmen über die bereits erfolgten hinaus zu ergreifen, babe er als Amvalt des Friedens und des guten Einver- Seis diesen Weg gewiesen. Er seì Ubergeugh, dai Deutschland seinem Problem eher 1ns Auge sebe wenn ihm die Alliierten klar machten, daß sie niht nachgeben. Er wolle keine prahlerishe oder drohende Svrache führen, die der Gelegenheit unwürdig sei, aber es würde ein Fehler sein, nit klar und endgültig zu sprechen. Deutsch» land. müsse verstehen, daß die Alliierten wollen, daß es bis zur Grenze seiner Leistungsfähigkeit zahle. Wenn Deutschland auf die Konferenz gekommen wäre, wie er wirklih gehofft habe, daß es dies tun würde, und gesagt hätte: 42 Jahre sind zu lang und bedeuten Knechtschafl und Sklaverei von Generation zu Generation, und wir müssen un- seren Kindern wieder Hoffnung geben, daß sie die Lasten loswerden, unser Volk wird daher große Opfer bringen. Wir wollen die Jahres- ablungen so neu ordnen, daß wir den Zeitraum abkürzen können.

as wäre niht nur zum Vorteil Deutschlands, sondern auch in unserem eigenen Interesse gewesen. Nur die Tatsache, daß es eine dringende Notwendigkeit für die Alliierten sei, einen gerechten Anteil vom Betrage des Schadens, der ihnen fugefügt worten sei, wieder» zuerlangen, beretige fie, darauf zu bestehen. Sie wollten das jedo nit von Generation zu Generation verlängern. Lloyd George sagte, wenn Deutschland so aekommen wäre, würde man miteinander geredet haben. Wenn Deutschland gesagt hätte: Cure Methode, die Wohl- fen Deutshlands zu prüfen und die Jahreszahlungen zu bestimmen, je Deutschland pt g kann oder nicht fann, ist keine gute. Die 12 prozentige Abgabe ist kein gutes Verfahren, um dies zu tun, und wir {lagen diesen oder ienen anderen Weg vor, dann würden wir darüber geredet haben. Was taten fie aber?, fragte Lloyd George. Q ganz zu Ende und nah einem Ultimatum kamen sie mit fünf Sahren und vorausgeseßt, daß Schlesien nicht fegen sie stimmt, Dabei war keine Andeutung, kein Nachweis einer Zahlung, und wie konnten wir unter diesen Ümständen sagen, daß die Grundlage für eine Regelung zwisben uns bestehe? Dies war unmöglich. Ich weiß, warum. Dr. Simons hatte niht den Auftrag erhalten zu regeln. Deuts&land war nicht bereit zu receln. Es war klar, daß, so fehr aud Dr. Simons nach einer - Regelung streóte, er niht wagte zu regeln. Deutschland war niht von der Notwendigkeit einer Regelung überzeugt. Um Deutschland von dieser Noiwendigkeit zu überzeugen, find wir zur Aktion übergegangen. L

ch gehe fein Jota von der Haltung zurück, fuhr Lloy

Georoe fort, die id neulih angenommen habe, nämlid, daß ih lieber ein Uebereinkommen haben möchte, als einen Sieg über Deutschland. Ich glaube, dies würde für jedermann besser sein. Fch glaube, wir würden so eher unser Z'el verwirklichen und den Zweck, den wir ins Auge gefaßt haben, sichern. Die Bill, die wir morgen einbringen, würde besser unter einem Abkommen wirken, als jeßt ohne Abkommen. Aber wirken wird sie, mit oder ohne Abkommen. I glaube, daß, wenn De"tshland begreift, was seine augenblidsihe Haltung bedeutet, ein Abkommen zustande kommt. Deutschland hat durch Widerstreben alles zu verlieren und nichts zu gewinnen. J meine nit nur die/ Beseßung jener Städte, die eine sehr ernste Sache für Deutschland bedeutet. Deutschland mag von einem Ablenken seines Handels aus seinen bisherigen Bahnen und von einer Einstellung seines Handels am Nhein sprechen, aber lanse fam es dies nicht durchführen. Deutshland mag davon reden, daß es leine acsamte Ausfuhr nah allen alliierten Ländern einstellen wird. Wenn Deutschland dies jedoch tut, wird es eine solche Arbeits- losigkeit in Deutschland bekommen, wie fein großes industrielles Land in der Welt je erlebt hat. Warum sollte Deutschland dies tun? Um die Bezahlung jener Schuld zu vermeiden, die es selbst als ge- recht anerkannt hat, und-die die aesamie Welt als gerecht anerkennt? ech glaube, wenn „Dentschland - begreift, daß- die alliierten Mächte vnd bie alliierten Völker ohne Ausnahme beabsichticen," oerecht und “billig mit ihm zu. verfahren, jedo auch entschlossen sind, fest gegen- üker Deutshland aufzutreten, wird es zu einem viel besseren Abs fommen fommen, als wenn es ermutigt worden wäre ‘zu glauben, daß wir in unseren Ansichten geteilt sind.

Sir Donald Maclean sagte, es sei eine wahre Katastrophe, daß die Armeen wieder in Bewegung geseßt seien. Es müsse cia Ausweg gefunden werden. Es müsse mit Deutschland zusammen- cewirkt werden. Angenommen, ein neues Angebot komme von seiten Deutschlands, die ganze Frage neu aufzurollen, bestehe dann eine Aus- idt für einen neuen Anfang? Hierauf erwiderte Lloyd George, es habe keinen Zweck, daß Deutschland mit einem An- cebot Fomme wie das lekte. Dies würde nur zu weiterer Erregung führen. Deutschland müsse ein Angebot machen, das al3 genügend angesehen werden kann. Es sei Deutschlands Sache, das Angebot zu machen, Wir haben bereits unsere Vorschläge vorgebracht. Deutschland hat soeben Gegenvorschläne unterbreitet. Sie waren vollkommen unannehmbar. Es hat keinen Zwed, Nerhandlungen unbestimmt zu beginnen, ohne zu wissen, was Deutschland vor- schlagen wird. edawood Ben erklärte, England dürfe nit von Frankreih ins Schlepptau genommen werden, das nicht wolle, daß Deutschland wiederhergestellt werde. Der Arbeiterführer Thomas sagte, die Arbeiterpartei sei mit der Regierung darin einig, daß Deutschland die Veraniwortung trage, al, man Deutsch- land zahlen lassen müsse, und daß, wenn man Deutschland gestatie zu entkommen, das Unrecht triumphieren würde. Indem die Arbeiter- vartei nihis tun würde, um die Regierung in ihrer .s{wierigen und heiklen Aufgabe zu hindern, übernehme sie keine. Verantwortung e die Politik, die jeßt befolgt werte. Chamberlain erklärte, die Mede Themas* zeige ein fundamentales Einvernehmen zwischen der Arbeiteryartei und der Regierung mit Bezug auf die Aufrechterhaltung des Friedens von Nersailles und die enge Freundschaft und Harmonie mit den Alliierten sowie die Erzwingung der deutschen Reparationen. Mit Bezug auf die Erklärung, daß die jeßt vorgenommenen Sank- tionen unvereinbar mit Lloyd Georges Ünterhausrede vom 13. Fe- bruar seien, sagte Chamberlain, nur diejenigen, die mit Lloyd Georae auf der Konferenz zusammengearbeitet hätten, Fönnten verstehen, wie vollkommen wahr es sei zu sacen, daß Lloyd Georoe immer na einer friedlichen Regelung dur Uebereinkommen gestrebt habe in den SFraaen, die sich aus dem Vertrag von Versailles ergeben, und wenn er dabei feinen Erfolg gchabt habe, fo sei dies niht auf Mangel an Einfluß bei den Alliierten oder auf Mangel an Bemühungen von seiten Lloyd Georçes zurückzuführen, sondern darauf, daß die deutschen Nertreter niht den Geist gezeigt hätten, der ein Uebereinkommen möanlih gemacht bätte. Chamberlain fuhr fort: Die öffentliche Meinung in Deutschland unddie von den deutschen Vertretern auf ver Konferenz vor ihrer Abreise aus Deutschland gehaltenen Reden forderten die Grundlagen des Friedensvertrages, nämlih die Ver- antwortlidkeit Deutschlands für den Krieg und die Zerstörung, die es ancerihtet hat, heraus. Wenn die Deutschen einsähen, daß sie ihren Ver»flihtungen nachkommen müssen, und wenn sie versuchten, fie zu erfüllen, dann könnten sie kommen und die Allierten bitten diese oder jene Bedingung zu erwäoen, und dann würden sie au an-ehört werden. Aber es sei zwecklos, den Deutschen Zeit zu ge- währen, wenn die Zeit nur zur Verschleppung benußt werde. Der SFriebenêvertrag müsse erfüllt werden. Deutschland müsse bis zur Greon:e seiner Leistungsfähigkeit zahlen, und wenn die Allüerten dies vit erreiden Fönnten, dann würde das Unrecht triumphieren, und der Sieg wäre umsonst gewesen.

Frankrei.

Tce Abgeordneten Morris Dutreil und Morris Naynaud haben in der Kammer eine Jnterpellation über die Er- gebnisse der Londoner Konferenz eingebracht.

Im Heeresaus\chuß der Kamm er hatte vorgestern der General de Maudhuy den Antrag eingebracht, die Militärdienstzeit auf ein Jahr herabzuseyen. Der Äntrag warde abgelehn&i

i Nufeland.

Der Korrespondent der Zeitung „Helsingin Sanomat Terijoki“ meldet am 9. März Abends, daß die Batterien von Kronstadt im Laufe des Tagès die Küsten bei Peters- burg und Tarnowka mit shwerem Geschüß beschossen haben. Der Korrespondeni meldet weiter, daß die Er- hebung bis auf weiteres niht den Zweck habe, das Rätesysiem zu stürzen, aber gegen die Sowjetregierung ( erichtet, sei und namentlich gegen die in der Ls befindliche kommnnistische Vartei, die beabsichtige, die Arbeiter zu unterdrücken. Die erste Forderung der Gegenrevolutionáre sei, daß alle d15 Recht haben sollen, an den neuen Wahlen zu den Sowjet-Räten teil- zunehmen. Die Revolutionäre seien auch überzeugt, daß die Näteregierung allein Rußland niht vom Ruin reiten könne. Es werde. die Mitwirkung aller Arbeiter und der arbeitenden Fntelligenz in der Reg'erung gefordert. Die Forderung der Einberufung einer fonstituierenden Versammlung sei bisher nicht erhoben. :

Finnland.

Der Reichstag hat für das Schußk orps 25 Millionen bewilligt; die Regierung hatte 30 Millionen, die Etatkommission

dagegen 20 Millionen vorgeschlagen.

Dschecho-Slowakei. R

Na dem gestrigen im Verfassung3aus\chuß des Aba dana erstatteten Bericht des Abgeordneten Dr. Meißner hat der Unterausshuß diéses Ausschusies erklärt, daß zu einem internationalen Vertrage, durch den fich die tisheho-lowakische Republik in einem bestimmten Falle zu einer friegerishen Handlung verpflichtet, die Zustimmung der Na- tionalversammlung nicht notwendig sei. Der Berichterstatter beaniraqte, dem „Tschecho-slowakishen Preßbüro“ zufolge, eine solche Zustimmung für notwendig zu erklären. Dieser Antrag blieb in der Minderheit. Einstimmig wurde die Ansicht kund- gegeben, daß, wenn auch der Staat dur einen internationalen Vertrag in einem Kriegsfalle zu einem militärischen Einschreiten verpflichtet ist, zu jeder tatfächlichen Krieqserklärung die vor- hergehende Zustimmung der Nationalversammlung eingeholt werden muß.

} Schweiz

Die in Gemäßheit des am 10. Dezember 1920 von der Völkerbundsversammlung gefaßten Beschlvsses zu bildende internationale Blockadekommission seßt sich aus acht Mitgliedern zusammen, von denen mindestens die Hälfte den Staaten angehören muß, die keine Vertreter im Völkerbunds- rat haben. Der Völkerbundsrat hat in seiner Pariser Sizung beschlossen, die Regierungen von Cuba, Spanien, Norwegen und der Schweiz einzuladen, Vertreter zu bestimmen, die mit den von England, Frankreich, Jtalien und Japan zu -be- stimmenden die internationale Blodadekommission bilden werden.

Das Völkerbundssekretariat hat gemäß dem kürz- lihen Be‘chluß des Völkerbundsrates einen dringenden Aufruf an alle Mitglieder des Völkerbundes gesandt, binnen kürzester Frist die Maßnahmen zur Unterzeichnung und Ratifizierung des Proto*olls anzuordnen, durch das der internationale Gerichtshof errichlet wird. Da bizzer 27 Regierungen das Protokoll unierzeichnet hätten, eine einzige «ber (Schweden) die Natifikationsurkunde niedergelegt habe, . sei zu befürchten, daß

die Völkerbundsversammlung auf ihrer nächsten Tagung im f:

September nit zur Wahl der Nichter schreiten könne, wodurch die Errichtung / des Gerichtshofs um wenigstens ein Jahr ver- schoben würde. e : Spanien.

Die Beiseßung des ermordeken Ministerpräsi- denten Dato erfolgte gestern in Gegenwart des Königs, aller Minister, des diplomatischen Korps, der Senatoren und Ab- geordneten und einer riesigen Menschenmenge.

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Statistik und Volkswirtschaft.

Arbeitsstreitigkeiten.

Der Ausstand in den Farbwerken vormals Friedrich Bayer & Co. in Leverkusen (vgl. Nr.30 d. Bl.) ist, wie die „Köln, Ztg.“ mitteilt, beendet. Am 4. d. M. eröffnete die Fabrik wieder den Betrieb mit dem größten Teil der früheren

Belegschaft. Kunst und Wissenschaft.

In der leßten Sizung der Astronomischen Abteilung der American Soc. for Advancement of Science in Chicago sind einige besonders interessante Vorträge gehalten worden, über deren Inhalt im Heft 11 der „Umschau? nach „For. Preß Serv.* folgendes mit- geteilt wird: Der erste Vortrag beschäftigte sh mit der Vervoll- kommnung einer Erfindung zur Messung der Durchmesser der Sterne ; ein zweiter bringt den Beweis, daß die Welt in einem un- geheuren magnetischen Feld unbekannten Ursprungs liegt, der dritte eine Schäßung der vergangenen und zukünftigen Lebensdauer der Erde. Die Methode zur Messung der Sterudurchmesser rührt von dem Nobelpreisträger Professor Albert M ichelsons von der Universität Chicago her. Seine Entdeckung stützt si: auf die Interferenz des Lichtes. Professor Michelsons, Vortrag enthielt das Craebnis der Anwendung der Methode auf einen Stern im Sternbilde des Orion, dessen Entfernung durch seine Parallaxe bereits früher bestimmt wurde. Die Messung durch Professor M. ergab einen Durchmesser von etwas mehr als 300 mal so viel wie die Sonne und eine Umlaufbahn etwa von der des Mars. Wenn er uns fo nabe stände wie die Sonne, so würde er den ganzen sicht- baren Himmel ausfüllen. Mit der Sonne an Volumen ver- glichen, ist er 27000000 mal so groß. Die Dimensionen lassen die Körber in" unserem Sonnensystem recht klein erscheinen und geben uns einen Begriff von Himmelskörpern von bisher unermeßliher und unvorstellbarer Größe. Den Nachweis eines ungeheuren magnetijchen Feldes, in dem die Erde liegt, gab Professor Louis Bauer, Negierungssachverständiger für aftronomishen Mägnetismus. Die Versuche, die Professor Bauer ermöglichten, diesen Beweis zu liefern, erstreden ih über eine lange Zeit und enthielten Beobachtungen über magnetishe Wirkungen bei vier Sonnenfinsternissen, vereint mit Aufzeichnungen von verschiedenen Sternwarten der Welt. Die Ströme aus diesem Feld münden in die Erdoberfläche in der Gegend der beiden Polé als negative Wellen und- verlassen fie positiv am Aequator, wie - bei dem Anker cines Miniaturmagneten. Obgleich Professor Bauer niht versuchte, den Ursprung dieser geheimniévollen- Energie zu erklären, meinte er, es sei vielleiht eine der auf die geschrwoinde Entwidlung- der Erde hemmend wirkenden Kräfte und gleichzeitig verantwortlich für die Hibe, die ungefähr 14 km unter der Erdoberfläche herrscht. „Jch bin fest überzeugt“, sagte er, „von der Existenz elektrischWer Ströme, die direkt in die Erde“ hineingehen, außer den seit Jahren bekannten Horizontalströmen, Wir können ohne sie den Magnetiêmus auf der ganzen Erde nicht erklären.“ Die vergangene und zu- fünstige Lebensdauer der Erde, erflärte Professor F. K. Moulton von ver Universität ‘Chicago, sei auf Grund seiner Forschungen 1 900090 mal 1-000 000 Jahre,

Am Somtag, den 13. März, Vormittags 9 ü h c ngen durch Museumsbeamte im _ M1 5 ölferft Af (DueanisVe a V4 E Ae cle toFridh 1 asael und Jeine 1) in l find Le N Siigaua der Museen erhältlich. Ten fu)

Verkehrswesen.

Die erste Allgemeine Verkebrskonfer,, vom Völkerbund einberufen worden ist, wurde gestern iy gl lona eröffnet. Hanotaux entwickelte das Programm der gi Er sagte laut Meldung des .W. T. B." u. a.: Die jyjzn lichen Streitigkeiten in Verkehrs- und Transportfragen Iu fein besonderes Gericht gefunden. Diese Lücke muß auBgefüss Wir werden nicht übersehen, daß der Vertrag von Veri seinem Artikel 379 eine Frist von fünf Jahren festseßt deren die Bestimmungen und rie eln, wel4, angebraht erahten, auf ganz Mittel- und DOsteuroya qu, werden sollen. Die Durchführung des Vertrags in dieser [i pen allergrößter Bedeutung sür gute wirtschaftliche Bejiehy, uropa.

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Dheater und Musik,

Im Opernhause wird morgen, Sonnabend, Rißaga dramatishe Tanzhandlung „Die Ioiephs - Legende“ in ved sezung wiederholt: Die Frau des Potiphar: Tilla Durieur, § Heinrich Kröller, Potiphar: Toni Zimmerer, Erzengel: Otis storf. Hervoragend beschäftigt sind darin ferner die Dry hoff, Sydow, Lucia, Geisel, Schröder, Bowig, Gageh die Herren Hoffmann, Edckert, Molkow; außerdem ti gesamte Ballettpersonal mit. Musikalischer Leiter ift der Kz Otto Ura. E wird Leo Blechs einaktige Oper Y unter perfönlicher Leitung des Komponisten, mit den My] Catovol-Batteur, Heyl, von Scheele-Müller und den Hern Henke, Stock und Bachmann beseßt, gegeben. Anfang lh

Im Schauspielhause wird morgen „König Rig in bekannter Beseßung wiederholt. Anfang 7 Uhr.

Im Großen Schauspielhaufe beginnt die 9, bezugsausgabe für die Spielzeit 1921/14 Freitag, den 25. März. Den bisherigen Stammbesubemn ÿ legenheit geboten, in der Zeit vom Freitag, dem 1l. J einschliezlich Donnerstag, dem 24. März, den Dauerbezy p zuständigen Kasse des Großen Schauspielhauses zu erneuen, bestellungen auf Dauerbezugskarten werden vom Freily 11. März, an. der gleichen Kasse des Großen Schauspielhu an der Theaterfasse von A. Wertheim entgegengenommen, | Dauerbezug erstreckt ih auf sechs verschiedene Stüte, 9 herigen Erfahrungen entsprehertd, wurde das Dauerbejy dahin geändert, daß künftig jede Dauerbezugskarte auf iy stimmten Monatstag lautet, so daß jeder Dauerbezieher Erwerb eines Dauerbezugsheftes über Tag und Datum ej der sechs Vorstellungen genau unterrichtet is. Für die 6 1921/1922 sind - folgende Stücke in Aussicht genommen: Lear“ (Shakespeare), „Göt von Berlicbingen*(ß „Die bezähmte Widerspenstige“ (Shakesyear) Leben ein Traum“ (Calderon), eine Revue mit zu und Tanz, „Penthesilea“ (Kleist), „Saul und Y (ein Sprechoratorium), „Hannibal“* (Grabbe), Arhi Bauer, Soldaten? (Becher), „Judit h“ (Hebbel) Bedingungen sind aus Anzeigen und Anschlägen ersichtlich, Y erteilt das Dauerbezugsbüro des Großen Schauspielhauses,

ImTheater in der ae S iraße wi (Freitag) nnd morgen (Sonnabend) in Abänderung des

plans Oscar Wildes „Salome“ aufgesührt.

Aeronauntisches Observatorium, Lindenberg, Kr. Beeskow. 10. März 1921. Pilotballonaufstieg von 8 3 40 bit 1

Nelative Vit

Seehöhe | uftdruck| Temperatur C Feudtig-

El Richtung 30

m mm oben unten 9%

1100 | Sn 2000.4. SSD 3200” WVNV 3800 SViS 4800 S;V

Bewsölkt. Sicht: 2 kax.

(Forksezung des Nichtamtlichen în der Ersten und Zweiten Beilage.)

h Theater.

rnhaus. (Unter den Linden.) Sonnakberd: 24 bezugsvorstellung. JFosephs- Legende. Vorher: M Anfang 6 Uhr. E

Sonntag: Vormittags: Volksvorstellung zu ermißide h Così san tnutte. (So machen's Alle.) Anfang Abends: Carmen. Anfang 64 Uhr. /

Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Sonnab.: 49 bezugsvorfiellung. König Nichard der Dritte. Anm!

Sonntag: Nachmittags: Volksvorstellung zu ermäßis7 Maria Stuart. Anfang 2 Uhr. Îbends: dec b Anfang 7 Uhr.

Familiennachrichten.

Verlobt: Fr. Elisabeth Waldmann mit Hrn. Minis Regierungsrat Dr. Wolfgang Zieichardt (Berlin-Hale ; Gestorben: Hr. Oberbaurat a: D. Marx Taeglichébed (\N Hr. Hermann Graf yon Wartensleben-Carov (W Hr. Franz Neichsgraf von Spee (Heltorf bei Angern

Vérantwcrtklicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Be 7

ranz ile den Anzeigenteil : Der Vorsteher det MM

- echnungórat Mengering in Berlin Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verla Berlin Wilhelmstr. 32 :

Sieben Beilagen 43 (einschließlih Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr V

und Erste, Zweite, Dritte und Vierte Zentral -Hanvelsr&! 5 ' sowie die Fnhaitsangabe Nr. 9 zu Nt

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des öffeutlicheun Anzeigers.

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Nr. 59. Nichtamtliches.

(Foriseßzung aus dem Hauptblatt.)

Deutscher Reichstag. 79. Sißung vom 9. März 1921. Nachtrag. Die Rede, die bei der Beratung über den - lan für das Reichsministerium des Mas

. Î : S6 ihm gestellten Anträge der Reichsminister des i alten hat, hatte folgenden Wortlaut: st Innern Ko h

Meine Damen und Herren! Fch gebe zunächst meiner Freude darüber Ausdruck, daß die beideu Vorredner und ih uns in der einen Frage einig sind, daß es auch in der gegenwärtigen {weren Zeit, die das deutsche Volk durchzumathen hat, niht möglich ist, die Kulturaufgaben auf den Stand herunterzudrücken, auf den sie Sparsamkeitsfanatiker vielleiht herunterzudrücken für mög- ¡ih halien. Wenn das Reich auf dem Gebiete der Jugendwohl- ahrt seine Tätigkeit Heute einstellen und das geseßlihe Vor- gehen, das hier in Aussicht gestellt worden ist, und vom Reichss jag noch vor ganz r«@n'gen Wochen gefordert wurde, hintanstellen wollte, so würde ganz zweifellos der Schaden, der an dem unge- heuer wertvollen Volkskapital der Volksgesundheit dadurch ange- rihtet werden würde, nah wenigen Jahren in so übermähtiger Veise hervortreten, daß die Ersparnisse, die im Augenblick zunächst vielleicht gemacht werden können, dahinter weit in den Schatten gestellt werden. (Sehr richtig rechts, im Zentrum und bei den Deutschen Demokraten.)

Jch begrüße. es deshalb, daß heute hier die Absicht, auf diesem

Gebiete mitizuarbeiten, sowohl von der Linken, wie von dec Rechten dieses Hauses in so nachdrücklihen Worten zum Ausdruck geklommen ist, und ih begrüße es weiter au, daß hier der An- shauung auf beiden Seiten Ausdruck gegeben ist, daß wir auch in den übrigen Fragen unserer Kultur und Bildung die Rolle, die in den legten zundert Fahren Deutschland obgelegen hat, weiter durchzuführen haben. Meiner Ansicht nach, ist das eie Frage niht nux von kultureller, sondern auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Wenn Deutschland auf dem verhältnismäßig engen Gebiete, den es einnimmt in den leyten 40 Fahren seine Be- völkerung überhaupt hat ecnähren und in einer verhältnismäßig annehmbaren Lebenshaltung hat halten können, so ist das ledig- lich dem Zustonde zuzuschreiben, daß wir Unternehmer, Gelehrte und Arbeiter gehabt haben, die in ihrem Können und ihren higleiten infolge guter Schul- und Fachbildung über das hinausgeragt haben, was man anderswo Gleichgestellien hat zu- muten können. (Wiederholte Zustimmung.) Es ist also nur dem Gustande zuzuschreiben, daß wir Veredelungs-, Qualitätsarbeit geleistet haben, die es uns ermögliht hat, im Austaush mit uuderen Völkern, diejenigen Waren und Lebensmittel einzu- tauschen, die wir für die Aufrechterhaltung unserer Lebénshaltung jebrauht habe. Wenn uns if Zukunft zugemutet wird, neben Unserer eigenen Lebenshaltung durch unsere Arbeit auch noch dafür zu sorgen, daß gewaltige Beträge an unsere Nachbarvölker insolge des verlorenen Krieges abgeführt werden, so ist diese ufgabe nur um so größer geworden, und es ist heute noch um jo llarer, daß diese Aufgabe nur geleistet werden kann, wenn uns die Möglhkeit gelassen wird, unser Volk kulturell auf der Höhe zu halten, die es erreiht hat. (Sehr richtig!) i Vir werden also auf diesem Gebiete, glaube ih, einmütig t iteinander zu arbeiten haben und auch allen Versuchen gegen- ver, ein derartiges Vorgehen als unsparsam zu bezeihnen, ein- wenden haben, daß Sparsamkeit nicht die leßte Weisheit einer uten Volkswirtschast in allen Fällen ist, sondern daß man nur ann eine gute Volkswirtschaft treiben kann, wenn es gelingt, "e notwendigen Vorbedingungen und das ist namentlich die n unseres Volkes aufrecht zu erhalten. (Sehr ihtig!

J sage das um so mehr, weil mir ja in dex leyten Zeit der Oeffentlichkeit dex Vorwurf gemaht worden ist, als ob Ÿ mi Sparsamkeitsbestrebungen gegenüber ablehnend verhielte. D eine Damen und Herren! Jch habe mich diesen Bestrebungen jegenüber in keiner Weise ablehnend verhalten. Jch habe alle Veranlassung, diese Unrichtigkeit hier von dieser Stelle aus zu viderlegen. Jch habe lediglih auf dem beschränkten Gebiet der \ulturaufgaben die geringen Leistungen, die das Reih bisher f diesem Gebiet vollbringt, nicht beeinträhtigen lassen wollen, nd ih habe ganz genau gewußt, daß ih dabei nichi etwa eine gene oder eigensinnige Meinung vertrete, sondern daß ih dabei m Sinne des Reichstags, und zwar sämtlicher Parteien des ciÓstages, handelte, Jch vermag also meine Auffassung jeder- Wi ¿u rehifertigen, indem ih mich auf die einmütige Anschauung

® Reithstags berufe. Aber noch auf etwas anderes sind die beiden Herren Redner [ngegangen, was für mi persönlich weniger s{chmeicelhaft gewesen - Indem sie behaupten, daß ein géwisser geseßgeberisher Uebereifer n NReichsministerium des Snnern herrshe. Meine Damen und “etten! Dieser Vorwurf kehrt, i möchte fagen, mit einer gewissen „equemlihkeit des Denkens, immer wieder, aber wenn man sich © Einzelnen Reden ansieht, die bei der Gelegenheit gehalten werden, findet man, daß jeder der beteiligten Redner sich nit etwa gegen [dein Geseß gewandt hat, das gemacht worden ist, sondern daß èêr Redner seinerseits neue Geseße verlangt hat. Jch frage Herrn

tan, ob er mir irgend ein Geseß, das das Reichsministerium u Innern in den leßten Jahren gemacht hat, nennen kann, auf das

fan verzichten möchte! Jch wäre ihm sehr daakbar, wenn er P darüber Auskunft geben könnte. - Jch glaube, daß alle Geseße, © us dem Neichsministeriuum des Junern gekommen sind, erst mat worden sind, nachdem sie von der großen Mehrheit dieses

: Grste Beilage am Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

L Berlin, Freitag, den 11. März

niht das Reichsministerium des Innern, sondern trifft dann auch wenn wir iebe ries ‘Geseh, 4 7 ja 2 t n Agen, A , Das vorge wird, üfen, ob es nolwendig ist oder niht. Wir t uns dann N Es zeugen Föônnen, ob diefer Vorwurf mit oder ohne Grund erhoben E n ag glaube, daß ih dabei gegenüber dem Abgeordneten A A em Abgeordneten von Delbrück im Recht bleiben werde. ie Geseße, die augenblicklich in Arbeit sind, insbesondere das Iugendwohlfahrtsgeseß, sind vom ganzen Haus verlangt. Das Gesetz über den Volksentsheid, das der Kollege Braun vermißt hat, liegt seit dem Dezember v. J. beim Reichsrat, wobei Gründe mitgewirkt haben, über die ich mich erst bei Einbringen des Gesetzes hier äußern werde. Ich darf aber in dem Zusammenhang bemerken, daß die Reichsregierung nach unserer Verfassung auf das Tempo der Er- ledigung der Gesehe im Reichsrat keinen ausfhchlaggebenden Einfluß hat. Das macht sih niht nur bei diesem Geseß, sondern au bei anderen Geseßen z. B. beim Beamienrätegeseß und einer Reihe weiterer Gefeße meines Ressorts nit angenehm bemerkbar. (Hört! Hört! bei den Deutschen Demokraten und Sozialdemokraten.) Das Gesetz über die Volksabstimmung wird aber, wie ih annehmen kann, in den nähsten Wochen dem Reichstag zugehen, ebenso wie das von dem Herrn Abgeordneten von Delbrück vexrmißte Geseß einer Schlihtungsordnung, für das übrigens nicht das Neichsministerium des Innern, sondern das Reichsarbeitsministerium zuständig ist.

Der Herr Abgeordnete von Delbrü hat dann in seinen interessanten Ausführungen grundlegend zurüdkgegriffen auf unsere Verfassung. Er hat geglaubt, daß in dem übertriebenen Parlamentarismus unserer Verfassung das Grundübel unserer heutigen Situation liege. Es wäre mir interessant, von dem Herrn Abgeordneten von Delbrück zu erfahren, wodur gerade er diesen Parlamentarismus zu ändern be- absichtigt. Denn der Herr Abgeordnete von Delbrück hat, in einer bemerkenswerten Rede bei der ersten Beratung der Verfassung seinerzeit gerade darauf hingewiesen, daß die Verfassung, die uns unter der Kanzlershaft des Prinzen Max von Baden beschieden gewesen sei, die für das deutshe Volk einzig brauchbare Verfassung gewesen sei. Die damalige Verfassung unterscheidet sich von der heutigen meines Wissens nicht durch den Grad des Parlamen- tarismus, sondern durch die Frage: Monarchie oder Republik? Grundsäßlih aber hat auch der Herr Abgeordnete von Delbrück damals anerkannt, daß bereits vor 1914 der Reichstag es von selbst in der Hand gehabt haben sollte, durch größere Einigkeit das damalige Sy{em zu einem parlamentarishen umzuwandeln, und hat, indem er dée Verfassung des Prinzen Max von Baden als die für die deutschen Verhältnisse richtige hingestellt hat, sh seinerzeit, wie mir \scheint, durchaus zum Parlamentarismus bekannt. (Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten.)

Meine Damen und Herren! Es gibt auch niemand in der Welt, der in der Lage wäre, uns anstatt des Parlaments in Deutschland eine andere Autorität zu geben. Wir haben deshalb nicht die geringste Veranlassung, unseren Parlamentarismus, folange wir thn durhch keine andere Einrichtung erseßen können, hier als die Wurzeln unserer Schwierigkeiten hinzustellen. Er ist es auhch tatsählich nicht, fondern die Wurzel unserer heutigen Schwierigkeiten liegt in dem verlorenen Krieg, liegt in der Umwälzung und liegt darin, daß ein an verhältnismäßig glücklihe Zeiten gewöhntes Volk sih niht plößy- lich daran gewöhnen kann, daß es heute nicht mehr im Lande der unbegrenzten, sondern im Lande der leider allzuschr begrengzten Mög- lihkeiten wohnt. Wenn wir aber an unserem Parlamentarismus, der sih ja zweifellos gegenüber dem englischen noch in den Kinder- frankheiten befindet, eiwas auszuseßen haben, so sind wir nah meiner Ansicht miteinander berufen, in Einzelheiten hier zu besser und zu ändern, und ih glaube, daß die Vorschläge, die aus der Mitte des Parlaments nach dieser Richtung hervorgegangen sind, für denjenigen, der von einem übertriebenen Parlamentarismus spricht wie der Herr Abgeordnete von Delbrück, Veranlassung sein sollten, zu prüfen, ob diese Vorschläge nicht geeignet sind, diese Uebertreibungen in etwas einzudämmen.

Persönlich bin ih der Meinung, daß wir auf dem Gebiete unserer parlamentarishèen Tätigkeit namentliß nah der Richtung noch viel zu lernen haben, als wir uns daran gewöhnen müssen, die Tätigkeit der Vollversammlungen, der Kommissionen, der Fraktionen und auch der Regierung besser gegeneinander abzugrenzen, Der gegenwärtige Zustand, wo fast das ganze Jahr hindur Regierung, Fraktionen und Kommissionen \sih in ihrer Tätigkeit durchkreuzen und schneiden, und sich namentlich durchkreuzen und \hneiden mit dem Plenum, so daß tatsächlich heute auch kein Minister mehr in der Lage ist, nur über irgendeine Zeit am Tage und im Jahre für irgendwie grund- legende Arbeiten und Besprechungen, die er selbst oder seine Herren vorzunehmen haben, zu verfügen, ist allerdings ein trauriger. (Fr hängt aber niht mit dem Parlamentarismus zusammen, sondern ist uns aus der Zeit überkommen, wo wir noch keinen Parla- mentarismus hatten, sondern wo das Parlament um seine Aner- kennung noch kämpfte und sich noch nicht daran gewöhnt hatte, sich in die Gesamtordnung des Staatslebens einzufügen. Wir werden also bemüht sein, nach diefer Richtung hin in eine gründliche Reform- arbeit miteinander einzutreten, deren Ziel aber nicht die Beseitigung, sondern deren Ziel die Veredelung des Parlamentarismus zu sein hat. Im übrigen mache ih dem Herrn Abgeordneten von Delbrü das Zugeständnis, daß manches, was Herr von Delbrück über die Organisation der Reichsvenwaltung gesagt hat, durchaus meiner eigenen Anschauung entspricht. Es i} bekannt geworden, daß der Herr Sparsamkeitskommissar, der Präsident Carl, sich für eine Ver- ringerung der Ministerien eingeseßt Hat, und ih mae kein Hehl daraus, daß auch nah meiner persönlichen Anschauung die Geschäfte der Reichsverwaltung eine wesentlihe Erleichterung, Vereinfachung und Beschleunigung erfahren würden, wenn die Zahl ter Ministerien verringert wird. : Wenn der Herr Abgeordnete von Delbrück allerdings den gegen-

auses und des deutshen Volkes verlan Der Vor- j | gt worden sind. er h, daß ein geseßgeberischer Nebereifer herrsche, trifft zum mindesten

wärtigen Zustand auf die Zeit nah derx Revolution zurülgeführt hat, so darf ich darauf aufmerksam machen, daß wesentliGe Abtrennungen,

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namentlich die des Arbeitsministeriums und des Wirtschafts= ministeriums, bereits während des Krieges vor si gegangen sind. Die Abtrennung des Schaßministeriums vom Finanzministerium ist fo lange von großer Bedeutung, als innerhalb des Schaßministeriums die große Aufgabe der Liquidation des Krieges, der Kriegsverwaltungen und der militärishen Verwaltungen zu führen ist. Diese aroße Auf- gabe eines Liquidators und als eine solche ficht der Minister von Raumer seine Aufgabe an liegt zweckmäßig in der Hand eines Mannes, der sich dieser Aufgabe allein widmen kann, und der diese Aufgabe infolgedessen gründlich und rasch in die Hand nimmt. Daß auf-die Dauer die Frage, ob das Schatzminisierium als ein selbständiges Ministerium neben dem Finanzministerium zu bestehen hat, der ernstesten Erwägung wert ist, scheint mir durchaus rihtig zu sein. Jch persönlih bin dec Anschauung, daß auf die Dauer die Finanzs- verwaltung des Reiches zweckmäßigerweise in eine Hand gelegt werden muß. Jch gehe noch darüber hinaus. Jch bin der Meinung, daß die großen finanziellen Aufgaben, die wir in den nächsten Jahren mit- einander zu lösen haben, überhaupt nur dann gelöst werden fömen, wenn wir nicht versuchen, neue Steuern zu schaffen, bei denen nunmehr nicht nur hinter jeden Steuerzahler, sondern auch Hinter jeden geshäftlihen Vorgang ein besonderer Steuerbeamter zu stellen wäre, sondern daß sie nur gelöst werden können, wenn es gelingt, unsere gesamte Volkswirtschaft unmittelbar in den Dienst dieser Aufgabe. zu stellen. (Sehr wahr! bei der Deutshen Volkspartei.) Ich glaube deshalb, daß wir zu einer wirklich führenden Wirtschafts- und Finanz- politik am besten dann kommen werden, wenn alle die wirtschaftlichen und finanziellen Fragen innerhalb der Reichsregierung in einer starken Hand zusammengefaßt werden.

/ Ich bin weiter der Meinung, daß au ein Ministerium wie das Wiederaufbauministerium beseitigt werden kann, namentlichß nachdem die Absicht, die mit seiner Errihtung verbunden war, den Wieder- aufbau in Frankreih in die Hand zu nehmen, an dem Widerstande der Franzosen zu scheitern sheint. Auch das Ernährungsministerium wird seine Aufgabe erfüllt haben, wenn es gelungen fein wird, die Zwangswirtschaft abzubauen und die freie Wirtschaft wieder ein- zuführen. (Sehr richtig! bei der Deutschen Volkspartei.) Nach dieser Richtung hin ist also auch der Ernährungsminister ein Liquidator für alle die Aufgaben, die während des Krieges haben übernommen werden müssen und die jeßt abgebaut werden können.

Ich glaube also: wir sind uns in allen diesen Fragen nicht allzu fern. Wenn wir uns nur ents{hließen, miteinander zielbewußt an diese Aufgaben heranzugehen, dann werden wir fie aub miteinander lösen können. Die Vielheit der Ministerien führt naturgemäß zu einer erheblihen Anspannung der Arbeitskräfte. Sie führt-dazu, daß bei jeder Ressortbesprehung nun nicht etwa fünf oder sechs Dezer- nenten, sondern elf Dezernenten erscheinen, von jedem Ministerium mindestens einer, und da die preußishen Ministerien häufig hinzu- geladen werden, sind auch diese noch vertreten, so daß eine noch größere Anzahl von Personen zusammensißt, was naturgemäß auf die Dauer der Sißbungen von erheblihem Einflusse ist.

Die Vielheit führt weiter dazu, daß auch innerhalb des Kabinetts die Beratungen sich naturgemäß verlangsamen, da manche Fragen, die, wenn sie in einem Ministerium vereinigt wären, bereits von dem Ghef des betreffenden Ministeriums zwishen den widerstreitenden Dezer- nenten entshieden würden, nunmehr innerhalb des Kabinetts zwischen wei Ministern ausgetragen werden müssen, Also au insofern ver- spreche ih mir von einer Verringerung der Ministerien sehr viel, uñd id glaube, daß sie der Anfang jeder Sparsamkeitsaktion zu sein hat,

Wenn die Reichsregierung desbalb gebeten hat, zur Bearbeitung der ganzen Sparsamkeitsfrage einen Aus\Guß einzuseben, der aus acht Miigliedern des Reichstags, vier Mitgliedern des Reichôrats und bier Mitgliedern der Reichsregierung bestehen soll, so ist das geschehen, weil an diese und an alle großen Aufgaben nur dann heran- gegangen werden kann das wird jeder zugeben, der die Verhält- nisse kennt —, wenn man sih vergewissert hat, daß die maßgebenden geseßgeberishen Faktoren, nämlih Reichstag, Reichsrat und Neichs- regierung, sih üker die grundlegenden Fragen einig sind. Wenn in der Oeffentlichkeit davon gesprohen worden ist, daß die Aufgabe des Präsidenten Carl gescheitert sei, so liegt auf der Hand, daß diese große Aufgabe von dem Práfidenten Carl allein überhaupt nit ge- löst werden konnte, es müßte denn der Reichstag bereit fein, etwa aus dem Ersparungskommissar einen Diktator zu machen, der \i{ über alle Befugnisse der geseßgeberishen Körperschaften einfach hinweg- seyen kann. So ist es kein Zufall, wenn die Denkschrift, die der Präsident Carl uns eingereiht hat, in dieser Beziehung lediglich Anregungen gibt, Anregungen, die auch bisher hon in vielen Kreisen erórtert worden waren, wenn die Denkschrift uns aber nicht in die Lage verseßt hat, diese Anregungen alsbald der Lösung entgegen- zuführen.

Meine Damen und Herren! Wenn Sie sich also mit uns entshließen, die Kömmission einzuseßen, die die Reichsregierung bei Jhnen beantragt hat, so werden wir, glaube ih, innerhalb kurzer Zeit über die grundlegenden Fragen miteinander zu einer Klarheit gelangen, Wir werden uns in dieser Kommission darüber zu ent- scheiden haben, ob wir den Weg der Verringerung der Ministerien, ob wir den Weg einer besseren Begrenzung der Befugnisse zwischen Reich, Ländern und Gemeinden, ob wir etwa auch den Weg i persönlich bin dabei nicht ohne Bedenken der Wirtschaftsprovinzen und welche Wege sonst wir miteinander gehen wollen. Jch bitte Sie also, der Einseßung dieser Kommission zuzustimmen.

Was dagegen die Einzelfragen angeht, so habe ich aub daran keinen Zweifel, daß auch innerhalb der bestehenden Organisationen im einzelnen noch vieles gespart werden Tann, daß \ih vielfæch Auf- gaben von Ministerien überschneiden, daß vielfah in den Ministerien doppelte Arbeit geleistet wird, daß vielfah mit der Beseitigung der aus dem Kriege verbliebenen Organisationen niht so rasch vor- gegangen wird, wie es erwünsht wäre (sehr rihtig! bei den Deutschen Demokraten) und daß s{hließlich auch die Beiräte in vielen Ministe- rien einen Umfang angenommen haben, der sowohl Kosten als Zeit in größerem Maße beansprucht, als diese Beiräie Nüßliches wirken.

Der Herr Abgeordueie vou Delbrück hat gesagt, daß diese Dinge