1921 / 61 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Mar 1921 18:00:01 GMT) scan diff

Deutscher Reichstag. 82, Eißung vom 12, März 1921, Vormittags 10 Uhr. (Bericht des Nacbrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger *),)

Auf der Tagesordnung teht“ dié E n t ég etnna hie einer Erklärung der Reichs red Erutng die Verhandlungen in London. Das Haus ist fast vollzählig, die Tribünen sind übervoll beseßt. An den Re- gierungstischen sind neben dem Reichskanzler und fast dem aeicia Reichskabinett die nach Berlin berufenen Bot- (etter sowie zahlreihe Vertreter der einzelnen Länder er- chienen.

Präsident Löbe eröffnet die Sihung um 10 Uhr 25 Minuten.

Ein Ersuchen des Reichsministers des gngrn um Ge- nehmigung zur Strafverfolgung des Abg:*H ö ll ei n (Korttm.) wegen Beleidigung - wtrd dem Geschä Sordnung8aus\{chutß überwiesen.

Von der vorläufigen Landesversammlung von Kärnten ist ein Telegramm des JFnhalts ein- egangen:

909 „Die Landesversammlung nimmt mit Bedauern Kenntnis von

der Besepung weiterer deutsher Gebiete dur die Ententetruppen;

sie spricht aus diesem Anlaß ihre herzliche Anteilhahme aus und

versichert, daß durch diese neue Gewalttat das Gefühl der Zu-

sammengehöcigkeit zu Deutschland. in uns nicht ershüttert werden 1

kann. (Lebhastec Beifall.) Die Landesvér my ist der. Ueber=-... e

zeugung, dan es deutscher Tatkraft, deutshem Fleiß und deutscher

Gt g ingen wird, auch die Folas dieser neuen Gewälttat u überwinden und den wirtshaftlihen und kulturellen Aufstieg des eutschen Volkes zu sichern.“

Reichsminister der auswärtigen Angelègenheiten Dr. Simons: Meine Damen und Herren! Die ESrklätung, die ich heute namens der Veichsregierung vor Ihnen abzugeben habe, wird sich dárstellen als ein Recherschaftsberiht der deutshen Delegátion über ihre Tätig- Feit auf der Konferenz in London und alé eine Mitteilung über die Absichten, die die Deutshe Negierung angesichts der Ergebnisse der Londoner Konferenz hat.

Die Londoner Konferenz is eine Fortseßung von Spaa und ein Grsay für Genf. Sie wissen daß uns. in Spaa. eine. solche Konferenz bersprohen worden war; denn- Spaa, das zum ersten Male an die Stelle des unfruhtbaren Notenwechsels cine Verhandlung von Männ zu Mann zu seßen bestimmt gewesen war, Sþaa hatte die eigettliche Haupt- und Kernfrage der wirtshaftlißen Nöte unserer Zeit, die Frage der Reparation, unbeantwortet gelassen. , Wir hatten Anspruch darauf, daß die Behandlung dieser Repardtivnsfrage vorgenommen werde auf ciner Konferenz in einem neutralen Lande. Das war nicht ohne Wichtigkeit für uns, denn man konnte hoffen, daß in einem neutralen Lande die ganze Neparationsfráge unter cinem umfassen» deren, mehr internationalen Gesichtspunkt hätte in Angriff genommen und vielleiht gelöst werden können. Aber wenn uns nunmehr statt einer Einladung nah Genf éine Einladung nah’ London zuging, v konnte die Deutsche Regierung nach ihrer Ueberzeugung si einer solchen Einladung nicht versagen. groß war für uns das materielle

Interesse daran, daß wir endli cinmal über den Umfang unserer :

Verpflichtungen aus dem Friedéntbertrag Klarheit * bekamen, Wir konnten niht formaler Vorteile halber den großen: sachlichen Vorteil aus der Hand geben, der in einer endgültigen Einladung zu“ münd«

lichen Verhandlungen über die Neparationsfrage, sei es auch, wohin

imer, Täg. Die Konferenz in London hatte, als wir uns zu ihr ents{losfen, außerordentlich starke Hindernisse für das Gelingen: gegen sich. Diese Hindernisse sind hauptsählich dur die vorhergegangene Konferenz in Paris entstanden, Denn, wie ih immer hervorgehoben habe: mit dem Moment, wo die Alliiérten, allein auf ihrè eigene Einsicht gestützt, ihre Forderungen ziffernmäßig der Welt und üns verkündigten, hatten sie sich so festgelegt, daß sie shlecht wieder davon herunter konnten, und naturgemäß mußte sich als Gegenwirkung gegen diese einseitige Festlegung der Alliierten dem beutshen Volke eine feste Meinung über die Annehmbarkeit oder Unännehmbarkeit dieser Forderungen bilden, die ihrerseits auch wieder einèr Festlegung gleichkam. Es hat sich hier klar gezeigt, daß nur dann Aussicht auf Verständigung be- steht, wenn die beiden Hauptfaktoren, aus denen die Nepavrationspflicht Deutschlands abgeleitet wérden muß, in beiderseitigem, eingehendem Studium geprüft und miteinander in Eiúklang gck{braht werden. Diese beiden Hauptfaktoren sind nah dem Friedensvertrag von Ver- sailles einerseits der Schaden, der durch den Krieg angerichtet worden iff, und zwar in dem Umfange, in dem wit ihn durch dén Friedens- vertrag übernommen haben, andererseits auch das steht im Ver- trag die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft, die nicht durch die Forderungen auf Schadënérsaß, die inan an sie stélli, zerstört werden darf. Gerade deswegen, weil die leidenshaftslose und sorg- fältice Prüfung dieser beiden Faktoren unbedingtes Erfordèrnis für eineVersiändigung gewesen wäre, hatte ih im Frühherbst des vergangenen Jahres angeregt, vor jeder weiteren Zusammenkunft eine solde Pri fung dur Sachverständige beider Teile in die Wege zu leiten. Es is schade, daß die Wege, die man hier beschritten hat, die zu der Konferenz in Brüssel geführt haben, nicht bis zu Ende weiter ge- gangen worden sind. Darauf ist es hauptsä{lich zurückzuführen, wenn wir jeßt mit Bevauern feststellen müssen, daß die Londoner Konfererg ein Fehls{lag war. Zweimal haben in Brüssel Sachberständige ver- fut, dem großen Problem n@herzukommen, einmal die sa» verständiger Finanz- und Wirtschaftsleute, die der Völkerbund dorthin zusæmmenberufen. hatte, Jhnen wurde die Arbeit dadur erschwert, daß sich Frankreih jedem Hereinziehen der Reparativnsfrage in die Untêérhaltunc@ widerseute, vaß Frankreich““dadurh den eigentlichen praktishen Wert der Unterhaltungen auf êin seht geringes Maß zurüdshraubie, Zum zweiten Male kamen die Sachyerstärdigen dec Alliierten und die Sachverständigen Deutschlands in Brüssel zu- sammen, und dur sie sind do cine ganze Anzahl von Aufklärungen geschaffen morden, Diese Yuffklärungen: fonaten aber nit zu Gnde ommen, weil die Sachverständigen der Alliierben, che die sämtlichen Probleme erôrtert waren, che die beschlossenen Eingelverhandlungen der Wirtshaftskenner stattgefunden hatten, einen zusammenfassenden Bericht an ihre Regierungen gerichtet haben, der unseren Sach- verständigen nit zur Gegenprüfung übermittelt worden ist, Dieser Bertcht is nit einmal zu unserer offiziellen Kenntnis gelangt. (Hört, r Wir kennen nur Auszüge aus der gegnerischen Presse. Wie l man bei derartiger Behandlung einer Lebenöfrage der europäischen haft hoffen dürfen, daß nunmehr die Politiker es fertig bringen,

! enbgulices und angemessenes Eroebnis zu erzielen, (Sehr: wahr!) inter diesen ungüwstigen Auspizien wurden die Vorbereitungen

*) Mit Ausnahme der Reden der Herren Minister, diz im Dortlaute wiedergggeben werden,

bet

für London unternommen. Diese Vorbereitungen haben sh zunächst auf ei r gingéhende Prüfüng der Pariser, Beschlüsss ‘erstredt Diese ing Hat s\tättaefunden durch die hingebende“ und auf- opferungsvolle Tätigkeit einer großen Anzahl von Sachverständigen aus ‘allén Teilen Deutshlands, die si aus ihrên dringenbsken Betufs-

Í r

aëschäften herausgerissen haben, um dem Vaterlande ihre Kenntnisse

zur Verfügung-au stellen, Jh halte es für meine Pflicht, auch von dieser Stelle aus den Sa@verständigen, die in “roothenlanger Arbeit

ihre Kritik an ben Pariser Beschlüssen geübt und diese Kritik in“

einem geradezu vorzüglichen gemeinschaftlihen Gutachten niedergelegt haben, hiermit den ausbrüdlichert herzlihen Dank der Reichsregierung auszusprechen. (Lebhaftes Bravo! bei don Regierungsparteien und rechts.)

Aus der Tätigkeit der Sachverständigen hat \ich außer der Denk- {rift,“ von ‘der ih ben spra, und die Ihnen in "dem Weißbuch votliènt, auh noch eine andêère Denkschrift ergeben, bié im“ Neis: finanaministerium ausgearbeitet worden ist, und- die sh hauptsählich mit einer Gegenkritik, einer Besprehung und Widerlegung der Denk- shrift der Sachverständigen der Gegenseite befaßt, soweit uns jene Denkschrift bekannt geworden war. Die im Finänzministerium aus- gearbeitete Denkschrift hat hauptsächlih zum Ziele gehabt, die finan- zielle Leistungéfähigkeit Deutschlands im . Gegensaß zur wirtschaft- lichen, die etatsrechtlihen und bubgettechnishen Verhältnisse Deutsh- lands auseinanderzuseßen und über die steuerlichen Leistungen Deutsh- lands mehr Licht zu verbreiten, als das troß eingehenden Studiums der gegnerishen Sachverständigen“ bisher aélungen war.

Darüber hinaus aber hatte die Regierung im Einverständnis mit den Führetn der Parteien bes{lossen, säon bei der ersten Stellung- nahme zu den Pariser Beschlüssen die Zusage zu geben, daß wir nun- mehr mit unsetn Gegénvorschlägen an die Alliterten herantreten würden.

Meine Damen und Herren, das war ein kühnes Versprechen. Nicht umsonsk hatten wix so lange gezögert, von der Möglichkeit Gébrauch au machen, die uns der Friedensvertrag an sih gab. Der Friedens- vertrag enthält eine Bestimmung, wonach es der deutshen Reziérung freistand, ‘innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Frist an die Alliierten Gesanitvorshläge über die Erledigung des: Néparätions- problems heranzubringen, über die dann eine Verständigung zu erzielen gewesen wäre. Die Frist ist an \ich längst abgelaufen; sie ist aber teils ausdrüdlih, teils stillsGweigend immer wieder verlängert worden, sie ist näméntlih dadurch verlängert worden, daß man dieses NReparationsproblem auf die Tagesordnung der Konferenz von Spaa gesebt hat, und daß man diese Tagesordnung von Spaa auf unbestiminte Zeit für Genf und später für London vertagt hatte.

Ja, meine Damen und Herren, es ist der deutschen Regierung von vielen Seiten im Auslande und im Inlande zum Vorwúüïrf ge- macht worden, daß sie von dieser Möglichkeit keinen Gebrau ge- macht hat.- Dagegen darf ih nur auf folgendes himveisen: Be- stimmte Vorschläge über deutsche Leistungen zu Reparationszwedcken waren troß allen Ueberlegens fast unmögli, solarige der Vinfang der deutschen Wirtsaftskräfte Gon in rein ierritorialer Beziehung

so ins Ungewisse gestellt war, wie ‘das ‘der Friedensverträg tut. Jch

will. gar nit auf die eigentümlihen Verhältnisse des Saargebiets und des Nheinlandes hinweisen. Jch will ‘nur auf den’ Punkt Hit weisen, dex uns jeßt allen besonders am Herzen liegt; auf. die Un:

Oberschlesien ist und bleibt für Deutschland. eine Lebensfrage (fehr rihtig!),- und: die deutshen wirtschaftlichen Kräfte hängen für die Zukunft - davon ab, ob ObérsHlesiens Jnduskrie und Produktion deutsch bleibt oder nit. (Lebhafte Zustimmung.) ¡;Wéênn män darauf hingewiesen hat, daß in früheren Zeiten andere Stimmen auh von deufsher Seite nah dieser Rihiung- hin ettént sind, fs erwiderè ih: ‘damals waren wir nit der elsaß-lothringis{en Erze und der Saatkohle beraubt, damals lag die deutsche Wirtschaft in

gänz ätderér Fülle” vor uns als Bëute” (Wiedérholté Tebbafté Zus“

stimmung.) Mit dem Umfang, in dem sich die deuts®é Wirischafts« kraft durch dén Friedensvertrag verringert bat urd sie hat h um bieles mehr verringert, als ih eben angedeutet babe —, steigért sih die Bedeutung der oberslesishen Wirtschaft für- uns, und: des

wegen hat in Lóndon Oberschlesien eine so überragendè Rolle bei

den Verhandlungen gespielt. Dazu kam aber, daß in demselben Augenblick, wo die deutsche

Regierung begann, die Gegenvorschläge zu erwägen, die deute

Währung in einen solhen Sturz bineingerissen witde, daß sh von Monat zu Mónat die Unterlagen unserer wirtschaftlichen Gristenz veränderten. Auch das hat die Ausarbeitung von einfeitigen Vor« {lägen Déüishländs sehr ersGwért, wenn nitt unmögliG gemacht; denn das sogenannte Valutaelend, meine Damen und Herren, darüber ist si jeßt wohl alle Welt einig kann nit von einèr einzigen Nation gelöst werden; es kann nur gelöst werden von einem eins» mütigen Zusammenarbeiten aller Völker: derer mit starkèr und dèrer mit {wacher Valuta. (Sehr riStig)

Ein weiterer Punkt war der, daß für die nästen Jahre : auf Grund des Wrtsailler Friedens der deutsche Handel nah dén der» schièdensten Richtungen hin gehemmt und gefesselt ist. Wir hatten die Aussicht, mit diesem oder jenem Land eine Erleichterung der {weren Bestimmungen zu bekommen. Solange aber nit das deutsGe Gewerbe und der deutsche Handel von diesen Fesseln befreit waren, solangé wir nicht wußten, daß wir mit gleichem Recht wiedex in die Reihe dex handeltreibenden Nationen eintreten, waren unsere Zusagen in wirtschaftlicher Beziehung auf Sand gebaut; denn jede Schärfüng der Hémmnisse ünd der Hindernisse, die dex Verirag ung aufrichtet, Fonnie die Berechnungen über den Haufen werfen. Auch darin lag eint Voraussehuug, die erst geregelt werden mußte, ehe wix unsere Gegenvorshhläge maßen Fonnten.

Wenn wir uns nun troßdem entschlossen haben, jeßt {on mit Gegenvorschlägen hervorzutreten, sv war uns ganz är; daß hier schließliG politishe Gesichtspunkte den Aus\Glag geben mußten. Die Gegner waren darauf versessen, Klärung der Reparationsfrage herbeizuführen, Wir batten die An- drohung der Zwangsmaßnahmen, die in Paris gegen uns ersonnen worden sind, Unter diesen. Umständen wax es Pflicht gegenüber unserem deutschen Volk, Pflicht namentli gegenüber denjenigen Teilen der Bevölkerung, die dur die angedrohten Zwangsmaßnahmen in erster Linie in Vitleidenshaft gezogen wurden, daß wir au troß der Hindernisse versuchten, zu klaren Sogenperschlägen zu kommen.

Ueber die Frage, nah welcher Richtung bin sich diese Gegens« vorschläge bewegen würden, ist naturgemäß auc in den Kreisen jener Sachverständigen verschiedentlih gesprochen worden, und noch in der legten Sißung der Sachverständigenversammlung hat darüber eines

f sögár- berechtigt, zu sagen, baß #8 sehr ¿weifelhäft war, 56 g

in mögliGßst baldiger Frist eine.

der Mitglieder einen außerordentlich liGßtvollen Vortrag ed dem die sämtlihen Vorschläge, die gemaht wurden, Nevue passierten. Für keinen dieser Vorschläge war V wältigande Mehrheit der Sachverständigen zu gewinnen, Hz für irgenbtinèn dét positiven Vokschläge eine klare Mekrh handen war. p. 9 i Dagegen war eins allerdings klar: daß die große Mhz, SäWvetstähdigen die“ WŒistüngsfähigkeit ber deutschen Birk die nächste Zeit gering einschlug und ganz außerordentlich die v} als die Gegner. Nach der Richtung hin darf ih hier N

Feiner. der beteiligten Sachverständigen für die Höhe der Y,: die wir nachher gemacht hgben, verantwortlih ist. (Hört, bz É , Diese Gegenvoxs{läge sind aus politishen Gründe zud

“d

* woëdeñ, ‘allêrdings nah Anhörung sehr tüchtiger und sehr rin

.

Männer; im Amt und außerdem Amt, und nah sorgfältige

aber nit auf Grund eines Mehrheitsbeschlusses von Saäberiiin s

sondern auf Grund der Verantwortlichkeit der Regierung sz gut! béi den Deutschen Demokraten) und zwar in lebter Linie dyr 3 antworilickeit meinet Person; denn ih bin es gewesen, der zuf der leßten Beratung! in einem engeren Kreis beamteter u r beamteter Männer die Vorschläge ins Kabinett“ gebrächt hal h her dié Villigurig ‘des Kabinetts gefunden haben. (Hört, hir! Sehr gut! und Bravo! bei den Deutschen Demokraten)

Meine “Dättien ürd“ Herrén, 16 "Verde" Shñen “Viele Bi borshläge nunmehr so ‘darzustellen haben, wie wir sie ut Villigung des Kabinetts nah Loridon mitgenommen bey gy: hatten uns Flar gemaht, daß wir“ in Unseren Gegérdrriüln den doppelten Faktor mitspielen lässen mußten: die Sénteaig fordetung dér Gegner und die Leistungsfähigkeit Deutschlaz M wegen sind wir unter Ablehnung des Systems - der Pariser Boitlinl do ausgegangén von den festen Forderungen, die in Patis puri worden sind, :und die ungefähr einen Teil der .Schadensreónuy ja stellen sollèn, den die Gegnér uns aufzumachen hatten. Yj jx, also den Gesamiwert der festen Añnuitäten genommen uth dn quf den Gegenwartsivert zurückgêrechnet, * O

Meine “Damen und “Herren, diese Operation wa nbedin erfordërlih, weil wir die Absicht hatten und die Absicht hen mußta alle diejenigén wirts{aftlihen Leistungen, die Deutsclad i au erstaunlicher Höhe seit dem Waffenstillständ béreits Aan ‘dié Wiéri abgeführt hat (sehr richtigt“ bei den Deutshen Demokraiz) und äh dem Friédensvertrage auf die - Reparations\{ul arngeredn werden durften (erneute Zustimmung bei "den Deutschen Demoktät auch von den Pariser Forderungen zur Abrëchnung zu bringen, (S richtig! bei den Deutshen Demokraten.) Äber, meine Herten, kann nit eiten gegenwärtig geleisteten Betrag in«Abrebnurg bri bon einem Betrag, dén tan nach 42 “Jahren -zahlen nill. f stimmung.). Deswegen mußten wir diese auf 42 “Jáhri ait8ein gezogene Annuitäten wieder rediskontieren auf einen Gegen wért. (Sehr richtig! bei den Deutschen Demokraten.) Das gets ebdèn dadur, daß man die Zwischenzinsen abzieht und so denjeni Betrag herausbekommt; der;-wenn- män ‘ih dugènblidlió af § und “Zinseszin8* atilegte, in der abgelaufenen“ Zéit die Anttuiliiig ergeben haben würde.

Wir kartèn“ durch diese Berechnung äuf eine Summe, di? jimli

M4 mit den Atigabèn übereinstimmte, dîe au )_ in dér gegnëtisden Ves sicherheit- über Oberfchlesien: "Was au dagegen: gefügt“ worben fit den Arigabên übereinstimmte, dfe auch ïn bér gegnerisfe 1

gemacht worden warten. Je näbdem man nämlih die Anil nah threm Jahresbetrag berebnet oder nah den balbjährlidei Fun in deneñ sie näch den Pariser Beschlüssen- zu kleisten waren, fam

__man äuf èntweder eiwas mehr als 50 nämli eiwa 51 Nilimit

Goldmark oder auf étwa. 53 Milliarden Goldmark. ‘A ü Pariser Beschlüsse von halbiährlicer Zahfung sprechen, wt ti berechtigt; die halbjährlihen Raten ‘äuch unsérer Redithitiän zugrunde zu’ legen. (Sehr richtigt bei” den Deutschen Denekrain

Außerdem hatten die Pariser Beschlüsse vorgeséhen, daß, pam n

den ganzen Wert der Annuitäten jeßt glei bezahlen würden, inna halb der ersten zwei Jahre üns dann die Retisfontimig 8 Prozent angeboten werden follte. Wollten wir also ém Get

wártswert von heute berehnen, waren wir an si berechtidt, did

áchtprozentigen Rediskontietungssäte zur Anwendung je brit (Sehr richtig! bei den Deutshen Demokraten.) ‘So famet pir unserem Angebot von rund 50 Milliarden Goldmark abzüglid Vorlèistüñgen, die nah einer Aufstellung, die den Gegnett dera bekannt war fie war in Brüssel von den Sachverstätdigen a führlih begründet worden —, den Betrag von 20 Milliarben 6d mark überstieg. | / Uns war sehr wvhl telännt, meine Damen und Herren, dej Gegenseite über diesen Abzug anderë dachte als wir, uad. wir je noch unmittelbar vor der | Abreise nah London die Mitteilung | kommen, daß namentli die Reparationskommisfión éiné ganz atl Summe hérausbekommen hatte. Die verschiedenen Summen, unsere Gegner verrechnei haben, erreiden faum die -Hälfie M! uns angegebenen Betrags. (Hört, hört! im Zentrum.) Das fund aber bei der Reparationskfommission von dem Unistind, däß: f ganz andere Méthode der Betehnung anvandte, als wir ihn wenden mußten. Wir mußten alles dasjenige zusammenzähltn/n

wir tatsädlih an Geldwerten allér Art géleiftet hatten, und dn

wad na dem Frieden3verirag auf Repavationskóntó inge werden konnte. Die Reparätionskommissión dagegen hielt [d

Art. 235 des Verséiller Friedens, wona einerseits cine ganze id don solea Vorleistuncen nit in Betracht kommt, und un

andererseits Leistungen der Alltierten auf die 20 Milliarben.Geln

änguzächnén, warkn, die bon uns noth nit erseßt waren, sonden. un3 gemissermaßen gutgeschrieben muuden, insbesondere Off | kosten und Koften für die Unterstüßung der Labensmittelbes für die deutsche Bevölkerung. Das ift eine Rechnung, diz uf ganz anderen Boden ficht und in der gegenwärtigen Frage.

Rolle . fpielt.

Nun kam aber auf der anderen Seite der Faktor der Bega unseres Angebots auf die deute Leistungsfähigkeit, und de N wir von vornherein darüber feinen Zweifel gefafsen, baß die S

die dur Abzug von 20 Milliarden Vorleiftungen von den 0 liarden Gesamtangebot erlangt wurde, daß diese 30 Milliaden * mark das Aeußerste seien, was die deutsche Volkäwirtsæf Auffassung au des optimistischsten Sachverständigen jeßt haben würde. ¡Tintd Danéêben war natürlich au Tar, daß wir diese 20 Mili nit auf einmal den Alliierten: auf den Tis legen konnten. in Macht kann diese Summe von der ganzen Welt jeßt zufammeré 1 d Das ist vollkommen ausgeslossen. Wir mußten infol age Mittel sinnen, sv viel davon wie möglich gleich zu beshaffar

t zu verzinsen; denn wenn wir rediskontieren, müssen wir natürli Gégenwert für die Zukunft verzinsen und ámortisieren. Nun ist es sehr aufgefallen, daß wir bei“ bder Verzinfungspflicht, wir übernahmen, nicht mehr den Rebiskontsaß ‘von aht Prozent men, sondern einen Zinfaßy von fünf Prozent. Ja, meine Damen Herren, einen größeten Zinssaß hätten wir überhaupt nit vor- zen dürfen, ohne die denkbare Leistungsfähigkeit ber beutshen irtshaft zu überschreiten. (Sehr rihtig) Es war der äußerste nésaß, den wir mit gutem Gewissen anbieten konnten. Hier spielt zu der zeite Faktor eine Rolle, den man auf der Gegenseite voll. ndig außer aht. gelassen hat. Es ist das fkeine#wegs eine moufland, wie man gesagt hat, sondern eine einfache Abwägung der von mir herhorgehobenen Faktoren. Wie schaffte .man nun die große Summe, auf die die Gegner bedingt fommen wollten? Auf der cinen Seite hatten die Gegner bst zugegeben. daß die deutsche Wirtschaft in der ersten Zeit einer

[)

Bhonzeit bedürfe. Schon im Versailler Vertrage wax diese SHon-

i dadur gekennzeinet, daß. man in den ersten Jahren vom Mai 1921 bis. 1. Mai 1926 uns nur eine jährliche Zahlung bon

Prozent der bon uns unterzeichneten 40 Milliarden Goldmark, ; heißt von jährlich 1 Milliarde Goldmark zumuten wollte. Da- en traten allerdings die zahlreichen in den Annexen zu Artikel 232

6 Friedenóvertrages aufgezeihneten Sathlieferungen, Wie konnte |

mm troß dieser Schonzeit einen großen Kapitalbedarf namentlich für ankreidh, für Frankreihs Defizit, für Frankreichs Wiederaufbaunöte, ? 4 p n Ausweg lag s\{ließlich in einer internationalen Anleihe. leine Damen und „Herren! Von der. Gegenseite und auc hier in utshland ist diese Anleihe als eine Utopie bezeichnet worden an- sit der großen Geldshwierigkeiten, in der sch fast alle Länder, die wirtshaftlich bestgestellten und wohlhabendsten Länder be- iden. Aber ih glaube, daß diejenigen, die hier das Utopische des dankens so star? betonen, doch verkennen, worauf diese Geld-

appheit zum guten Teil beruht. Diese Geldknappheit is nicht nur '

danken dem Abbruch der normalen Beziehungen des Handelsverkehrs

jishen Land und Land, niht nur dem Rückbaäu, den die Wirtschaft

er am Kriege beteiligten Länder hat durchmachen müssen. Sie ist h zu einem außerordentlihen großen Maße zu danken der Flucht ¿ Kapitals vor den ungeheuren Steuerlastên, die ihm ‘in allen ndern auferlegt worden sind, (Sehr wahr!) Deswegen hatten wir rade den Ausweg. gewählt, daß wir baten, uns eine Anleihe zu möglichen, die in den Ländern, wo sie. aufgelegt werden würde, teuetfreiheit genießen sollte, N Meine Damen und Herren! Jn einér Zeit, wo ih das Kapital den bershiedensten Formen an SaWgüter hält und hinter. Sach- ter verstedt, in einer Zeit, wo wir lesen, daß für éinen bloßen

chreibtish, weil einmal Napoleon an ihm “eine wichtige politische jandlung unterzeichnet hat, Millionen und Millionen geboten werden,

einer solhen Zeit findet sih auch Kapital. für eine so ungeheuer ihtige Aufgabe wie den Wiederaufbau der zerstörten Provinzen, wie : Reparation der Kriegsshäderi, wenn man dem Kapital die Sicher: it gibt, daß es bei der Verwendung für diese Zwecke dem Steuer- griff entzogen -wird. Man mag darüber streiten, ob das ein sehr les Motiv ist; man mag dárübex streiten, ob .der Staat, der die

tuexfreiheit erteilt, .dadurch nicht in anderer. Beziehung sh gewisse ahteile- zufügt. Jch bin überzeugt, daß man béi ‘einer richtiggi ,

urdführung diéser Idee zu_ ganz -erheblichèn Resultaten gekommen

ite; ‘und Männer der Finanzen, auf. deren Urteil ich Grund habe-

jr zu vertrauen, haben mir die wahrscheinliden oder mindestens die bglichen Erfolge einer. solhen Anleihe von 8 Milliarden Goldmark rechnet. z u

Allerdings gehört dazu eine weitere _Vorâus\eßung. Wenn eutsGland eine folche Anleihe verzinsen und, amottisieren wollte, so lßte diese Anleihe den Vorrang vor dem Privileg des Artikels 248 } Vertrages von Versailles. haben, wonach die Reparationsforde: gen in erster Linie auf dem gesamten Staatsvermögen Deutschlands d seiner Länder, auf allen seinen Einkünften beruhen. Nur wenn ! Anleihe, die ja demselben. Zwedte der Neparation dient, ein Vor- t vor diesem Privileg bekam, konnte man sicher sein, dcß das pital bereit sein würde, sich der deutshen Garántie für die Ver- sung und für die Tilgung. anzuvertrauen. E

Meine Damen und Herren, wir haben nun unseren Vorshlag so Wrebaut, daß wir neben der Anleihe von 8 Milliarden, die wir in

lust stellten und deren Verzinsung uns nun für die ersten Jahre

ein wir sié bei den günstigen ‘Bedinaungen auf 5 Prozent annehme L lnnen glaubien, 400. Miltionen Goldinark gekostet haben würde, herdem noh eine Jahresrate von 1 Milliardé Goldmark für die

len 5 Jahre an die Alliierten versprachen. Mehr glaubten wir .

hi anbieten zu können; zu weiterem hätte uns die Regierung nicht nâhtigt, als wir nah London gingen. Damit waren ‘aber dié insen des -Nestbetrages, den wir angeboten hattèn, noh nit gedèckt: in diese Zinsen betragen mehr als 1 Milliarde Goldmatk, und der bershuß, der si berechnet je nach der Höbe der insen, die wir oten, bätte uns zinslos gestundet werden müssen, damit er na flauf der Shonzeit von 5 Jahren auf die dann restierende Gesamt: me aufgeschlagen wurde. Für diese Gesamtsumme mußte dann n reue Finanzierung gesubt werden. Fch mache ganz besonders nuf aufmerksam, daß alle diese Vorschläge ‘davon ausgehen, daf die ilhe Wirischaft_niht in der Lage ist, auf normalem Wege eine leatlib höhere Summe aus der jährlichen Produktion heraus- tbeiten, als zwishen 1 und 114 Milliarden Goldmark. Darauf

E unsere Vörschläge gestellt ewesen.

_ Nun hatten wir aber in Berliù von der Nentéèrung noch eîne tete Vollmacht erhaltèn. Sie ‘wissen, daß in Paris neben den! #1 Anñuitäten, von denen wir bei diesem unserem Hauvtgegett- isálag auêgegángen ivaren, noch dîe variable Listung von 12 Prozent “ide auf unsere Gesamtausfuhr vorgesehen war. Diese Form des

Úlen Faktors hatten wir abgelehnt, mußten wir ablehnen, weil ,_virlschaftlih widersinnig und in ihren Folgen für Deutschland il tragen war, Wohl aber waren wir uns bewußt, daß die “Mer immer wieder. verlangen würden, an einer wesentlichen Besse- 1 ît deutschen Wirtschaft in irgendeiner Form zu partizipieren, d wir hatten die Befugnis, -uns mit diesem Grundsab einverstanden E lären und kommissarische Beratungen zwischen uns und den an vorzuschlagen, die ein, wirklid brauchbares Schema für die e liauna ander Besserung der deutshen Wirtschaft ergeben sollten. ? fragte sich für uns, als wir in London noch ‘einmal die lebten ngin Ausgestaltungen unseres Angebots überdachten, ob wir diesen V tags n Vesserungsschein in seiner theoretishen Form gleih von D in die Debatte werfen sollten. Wir haben uns nah sorg- | * L«lifung und nah langwieriger Beratung mit dem deutschen

| mix ‘erwartete Aufnahme.

Dts. f ‘s{lossen, von diesem Angebot Eines rei ibe uif "du Beslecunnf. eines zunächst Abstand zu nehmen, / und zwar namentli deswegen, weil wir damit den Gegnern nit das geboten hâtten, was sie erwarteten, nämli einen festen Gegenvorschlag des variablen Faktors, und weil wir niht mit gutem Gewissen unsererseits sagen konnten: wir sind überzeugt, baß wir in Kürze noch mehr liefern können als das, was wir euch hon angeboten haben. ___ Meine Damen und Herren! Bedenken. Sie wohl: wir hatten in unserem festen Vorschlag die Jahre vom 1. Mai 1926 ‘an mit aroßen Leistungen belastet, die über die der ersten fünf Jahre hinaus- gingen, niht nur in der Mehrverzinsung, niht nur in der dann erst einsezenden Amortisation, sondern auch darin, daß wir die Ab- sit hatten, die Amortisation zu beshleunigen und’ son in25 Jahren nah dem 1. Mai 1926 zu vollenden, obwohl sie in den ersten fünf ‘Ithhren noch gar nit“ angefangen hatte. Das gab éine solche Steigerung der Lasten nah dem 1. Mai 1926, daß sie unseres Er- ahtens sicherlich bis an die Grenze der deutschen Leistungsfähigkeit hinangingen, denn sie hätten sih bis nohe an 2 Milliarden Gold- mark jährlich erstreckt. Wenn wir nun gesagt hätten: darüber hinaus wollen wir euG noch weiteres anbieten, so hätte angesihts der überzeugenden Darlegungen unseres Sachverständigen-Gutachtens der Gegner wohl sagen können: ihr mat das nicht aus Ueberzeugung, ihr wollt nur “Zeit gewinnen, feste Vorschläge habt ihr nit, wir mißtrauen eud. Es wäre kein ganz ehrliher Vorschlag gewesen. Wenn uns aber die Gegenseite in ihrem übertriebenen Optimismus auf unsere wirtschaftliche Besserung diesen Gedanken wieder brachte, troßdem “wir {on eine verstärkte Zahlung angeboten hatten, dann konnten wir mit gutem Gewissen sagen: ja, wir sind theoretisch bereit und wollen es praktisch mit euch besprechen.

Daß wir diesé Haltung einnehmen würden, darüber war die Gegenseite übrigens keinen Moment im Zweifel. Es ist uns in London ganz klar gewesen, daß die Gegenseite wußte, daß wir an si berehtigt wären, auf den Gedanken des Besserungsscheins einzu- gehen. Wenn wir ihn also glei gebraht hätten, so wäre der Besserungsshein nur einbegriffen worden in das große Verdammings- urteil, ‘das gleih bei Beginn über unsere Gegenvorshläge ausge- sprohen worden ist, und wir hätten keine Möglichkeit gehabt, mit diesem neuen Vorschlag weitere Verhandlungen anzuknüpfen, wie wir das damals zu tun hofften.

Dies war unser Schema für London, und ih habe jebt zu sagen, wie es ausgeführt wurde. Dabei shicke ih voraus, daß die Delegation bon de? Regierung die Weisung erhalten hatte, niht in wihtigen und entsheidenden Punkten von den Richtlinien, die die Delegation mitbekommen. hatte, abzuweihen, ohne vorher die Billigung der Reichsregiérung eingeholt zu haben. Wir haben unseren Vorschlag so gémacht, wie er Ihnen, meine Damen und Herren, aus dem Weiß- bu ‘bekannt gewordén ‘ist, das das Auswärtige Amt hat verteilen lassen. Zu' diesem Weißbüch darf ih folgendes bemerken: Wir hatten gestern im Aus\{huß für Auswärtige Angelegenheiten das Weißbuch shon für ‘die Nahmittagsstunden des gestrigen Tagés zur Verfügun gestellt. Leider is in der Reichsdruckerei ein Versehen passiert, indem in den Protokollen! Teile der Rede von Lloyd George in Teile meiner Rede hineingeraten sind, und umgekehrt (Heiterkeit); so daß die Lektüre vollständig unverständlich wurde. Wir mußten infolgedessen den Druck

-nohmals ‘zurückziehen und die Verbesserungen. vornehmen, so. daß:.es

Frs beutazmöglid wär, :Œs tut-miv leib; baß bas. passiert, ist: Aber

meine“ Daten üund Herren, ‘ih bitte boch ait berüdsichtigen, baß wie: dieses Weißbuch fertiggestellt haben auf der Rücfahrt von einer Kdis- © ferenz, .die der Delegation: solche Anstrengungen zugemutet hat wie die Londoner Konferenz, und daß wir seit unserer: Heimkehr doch ‘relativ

fehr wenig Stundeù gehabt haben, um das" fertigzustellen, (Sehr

wahr! bei den Deutschen Demokraten und im Zentrum.) Wenn das

Weißbuch auch im großen ganzen nit viel neues für Sie enthält

und enthalten kann, ss enthält es doch so viel Máterial, daß der Druck

notwendigerweise mit Sorgfalt geprüft werden mußte,

Ich ‘hätte dieses Weißbuch gern ausgestattet mit weiteren Mit teiligen über die Verhandlungen, die inoffiziel in London geführt

worden sind. Abér“ barän hindert mih ein Versprechen, daß ih der

Gegenseite haben geben müssen. Wir konnten ‘diese Verhandlungen nur dann veröffentlichen, wenn sie zum Erfolg geführt hätten. sie nit ‘zum Erfolg geführt haben, sind und bleiben sie vertraulich; und da wir das versprochen haben, werdên wir és auch halten müssen, unbeirrt dadur, daß diese Vertraulichkeit auf der anderen Seite nicht immer gewahrt worden ist (lébhafte Rufe: Hört, hört!), sondern daß über diese Verhandlungen vielfa irreführende Darlegungen in der gegnerishèn Presse éêrschienen sind. (Erneute Nufe: Hört, hört!) Jh halte mich an das, was ih zugesagt habe, und glaube, daß auf die Dauer eine solche“ Haltung der Deutshen Regiernug ihr und dem Volke von Vorteil «sein witd. (Bravo!) i erti

Nachdem wir nun dieses Angebot gemaŸht hatten, kam-die von Ebenso wie die Forderungen der Gegner in Deutschland Entsecßen und: Entrüstung hervorgerufen haben, ébenso. rief unser Gegenvorschlag, so wohl duxchdaht er war, auf der: Gegenseite größte Entrüstung hervor, so große Ent- rüstung, daß es mir wirklich Mühe “gemacht : hat, . meine Be= gründung unserer Gegenvorshläge zu Ende zu führen. (Hört! hört!) Jch habe meine Rede abkürzen müssen gegenüber den Zeichen der Erregung, die: auf derx andèren Seite des Tisches ih zeigte. (Hört! hört!) ; E Die Antwort, die der Premierministèr Englands uns gab, wár vorauszusehen. Er bezeihnete gleih von vornherein unsere. Gegenvorschläge als indiskutabel stellte aber die Antwort troydem erst auf zivei Tage später in Aussicht. “Diese Antwort kam am

Donnerstag. Sie ist Jhnen allen áus der Presse und jeßt aus

dem Weißbuch bekannt und Sie wissen, wie sie gelautet hat. Herr Lloyd Georges hat zunächst die Schuldfrage aufgero!lt und hat den ganzen Vertrag und alle Forderungen dex Alliierten untex das Licht der álleinigen Verantwortlichkeit Deutschlands am Kriege gestellt. Er hat dann die Belastungsfrage besprochen und nachzuweisèn gesuht, daß Deutschland an Steuern unmäßig viel zu wenig bezahle (Heiterkeit) und. daß Deutshland. durch den Krieg

ganz im Gegensay zu einigen alliiertèn Ländern fast gar nicht

betroffen worden sei. (Erneute Heiterkeit.) Er hat dann das Ultimatum gestellt, das in Paris angedroht war, er hat gesagt, daß dieses Ultimatum am Montag ‘in Kräft treten würde, wenn wir nit’ bis dahin vollkommen gleihwertine Gegenvorshläge zu den Pariser Forderuygen gemacht hätten. Es ist selbstverständlich, daß wir bei dieser hastigen Beantwortung unserer Vorschläge ver- suchen ntußtèn, nunmehr bis zum Tage des Ultimatums in Ver- handlungen mit den Gegnern zu kommen, die über die bisher

| besprohenen mit nicht offiziellen Persönlichkeiten Hinau83gingen. Jh habe infolgedessen von Vermittlercn Gebrauch gemacht, - bie

sich mir angeboten haben. Jch habe es erzielt, daß in den Tagen am Sonnabend und Sóönntag zwischen Mitgliedern der ‘beider- seitigen Delegationen eingehende und sehr nachdrückliche Berhand- lungen über neue Vorschläge geführt worden sind. Diese Ver-= handlungen haben \sich ungefähr auf folgende Punkte erstreckt:

Zunächst hat man versucht, die Verkürzung der Pariser Fristen von 42 Fahren auf die friedensvertrag8mäßige Frist von 30 Jahren herbeizuführen. An si waren dazu die Gegner geneigt; aber es zeigte sich bald, daß die Bedingungen, unter denen man eine solche Verbesserung der Pariser Vorschläge hätte erzielen können, untrag- bar waren; denn sie wurden nur so angeboten, daß wir jährli 3 Milliarden Goldmark während dfeser 30 Fahre zahlen mußteir und darüber hinaus der variable Faktor so sehr erhöht wurde, daß er dem Gesamtwert der Pariser Forderungen, also {äßungsweise 226 plus 42 oder 43 Goldmilliarden, nahegekommen wäre. An eine solhe Erhöhung des variablen Faktors konnte von deutscher Seite ebensowenig gedaht werden, als wir uns der Notwendigkeit ausseßen konnten, für jedes der nähsten 30 Jahre 3 Milliarden fest zu versprechen, auf die Gefahr, daß schon gleih im Anfang ein Zurüdckbleiben in dieser Ziffer eintrat und dann die Sanktionen von vornherein ihr Spiel begonnen hätten, Außerdem aber schef- terte dieser Vorschlag daran, daß alle Vorausseßungen, die wir daran knüpfen mußten, die Frage Oberschlesiens, die Frage der Generalklausel, die Frage des freien deutshen Handels von der Gegenseite abgelehnt wurden. Mit diesem Vorschlag war also das Ziel nicht zu erxeichen.

Ih habe mir dann besondere Mühe gegeben, den Gedanken in den Mittelpunkt der Verhandlungen zu rücken, den ih gerne hon früher drin gesehen hätte, den des tehnishen Wiederaufbaues der zerstörten feindlichen Gebiete, (Sehr richtig!)

Meine Damen und Herren! Das3 ist von jeher eines meiner allerdringendsten Anliegen gewesen, daß nach dieser Richtung hin endlih einmal Arbeit geleistet wicd. (Bravo! bei den Deutschen Demokraten, im Zentrum und rechts.) Jch habe niht nur in Spaa diesen Gedanken öffentlich in den Mittelpunkt gerüdckt, ih habe auch später während meiner nihtamtlihßen Tätigkeit meine Auf- merksamkeit von vornherein darauf gerichtet, und ich Habe des wegen auch jeyt wieder noch auf der Reise nach London mit Sach- kennern über die Materie verhandelt. Dabei kam uns nun aber in den Weg, daß die ersten Vorschläge, die wir in Sþpaa matten, von dex Gegenseite vollkommen mißverstanden worden waren. Jn der außerordentlihen Besorgnis vor der deutshen Tätigkeit, die wir überall bei unsern Gegnern sehen, hatten sih namentlich die Fran- zosen eingebildet, wir wollten den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete so durchführen, daß wir große deutsche Arbeiterkolonien in Nordfrankreih gründeten, die dann jahrelang mit Weib. und Kind dort hausen und allmählich Nordfrankreich mit deutschen Siedelungen dursegen würden. Davor hatten sie eine ganz außerordentliche Scheu und haben infolgedessen auch unsere Vorschläge \chroff ab- gelehnt. - : U i

Noch etwas anderes kommt hinzu: die Furcht der französischen Unternehmer vor der deutschen Konkurrenz! Französische Unter- néhmer haben. große Sorge, daß, wenn die Deutschen sich zu star? heim Wiederaufbau beteiligen, ihnen Gewinne äuf diese: Weise ent-.

E rben könnten fibrt hört! rechts, Bewegung auf derx äußersten esi

inken), ein Gesichtspunkt, der angesihts der Not der Bevölkerung der bescgten Gebiete wahrlih keine Rolle spiélen sollté. Aber may mußte naturgemäß diese Gesihtspuükte berüdsihtigen. So haben“ - wir es uns angelegért sein lassen, nah Plänen zu sinnen, die es der deutshen Arbeiterschaft ermöglichen sollten, ihre Tätigkeit für das Reparationsproblem auf deutshem Boden zu entfalten und erst das Ergebnis. auf französishen Boden überzuführen, wo es

dann mit verhältniêmäßig geringerer Beteiligung deutscher Arbeit in Häuser und Wohnungen für die Bevölkerung des französischen Nordgebiets hätte umgewandelt werden können.

Diese Pläne habe ich den Gegnern in vertraulihen Be- sprehungen vorgeführt und habe viel Aufmerksamkeit und viel Interesse dafür gefunden. Allerdings hat einer der Delegierten Frankreihs, den ih als den eigentlichen Hauptgegner der Ver- ständigung bezeihnen möchte, diese Pläne als Theorie abtun zu können geglaubt. Sie sind nicht Theorie. Sie sind bereits in kleinem Umfange durchgeführt und werden binnen kurzem in größerem Umfange durchgeführt wérden. Denn, mèéine Damen und Herren, es sind nicht. Pläne, die etwa bloß für Frankreih gemacht sind; ês sind Pläne, die gemaht worden sind, um unserer eigenen großen Wohnungs- und Siedlungsnöt zu steuern. Wir würden Frankreich so teilnehmen lassen an dem, was wir für un8 selbst gefunden zu haben glauben.

Jch kann nur wiederholen: Dieser Gedanke des Wiederauf= baues muß au künftighin von uns in den Mittelpunkt dex Arbeit für die Verständigung gestellt werden. (Sehr richtig! bei den Deutschen ‘Demokfráten, rechts- und im Zentrum.) Und wir sind jéèdem, sei er Unternehmer, sei ex Arbeitèr, dankbar, wenn er in séinèm Kreise dafür sorgt, daß mehr und mehr hier Verständigung erzielt wird über die Methoden und auch Anknüpfungen gefunden werden jenseits der Grenzen mit den Glei®gesinnten, die mit uns die offene Wunde am Leibe Europas s{chließen möchten. Aber, wie gesagt, auch dieser Vorschlag hat zu praktischen Ergebnissen nicht? geführt, weil er den Gegnern nit dasjenige zu geben schien, was sie hauptsählih wollen, nämlih éine große finanzielle Hilfe.

Es. ist mix immer unverständlih gewesen, wie die Gegner denken konnten, daß sie mit den Pariser Beshlüssen eine solche finanzielle Hilfe bekommen könnten. (Sehr wahr!) Jch habe ihnen auseinandergeseßt, daß die Bons, die wir für 42 Jahre halbjährlich ausstellen sollten, also 84 Bons auf künftige politische Finanzleistungen Deutschlands, ebensowenig geeignet wären für eine wirklich bankmäßige Finanzoperation als der berühmte Schuldschein auf den Jnhaber über 40. Milliarden Goldmark, den wir am 10. Fanuar 1920 übergeben .haben, und der begleitet war von einem weiteren Verpflichtungsschein über nochmals 40 Mil- liarden.” Auch bei den Verhandlungen der Friedenskonferenz in Paris hat män geglaubt, mit diesen in den Friedensvertrag

hineingearbeiteten Jnstrumenten die Unterlage für: eine große

Finanzoperation zu finden, und ist damit vollkommen gescheitert. Ganz genau so würde es mit diesen Bons sein; denn solange streitig ist, wieviel von den deutschen Vorleistungen und Sach-

‘Teistungen auf dieses Zahlungsversprehen anzurechnen ist, \o-

lange streitig ist, tis durchführbar

wie weit überhaupt der Friedensvertrag prak- sein wird, so lange sind dic Bons nur Aus