1830 / 273 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 02 Oct 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Ziervon durch die Parlaments - Verhandlungen überzeugen, wenn hier und da die Rede auf wissenschaftliche Gegenstände fomme. Eine andere Ursache ist nah ihm der Mangel an Aufmunterung zum gelehrten Studium, für welches von Seiten der Nation beinahe Nichts geschehe. Mit Recht be- merft er übrigens , daß diese Verkürzung an äußern Hülfs- mitteln wenigstens auf die Entdeckung abstrafter Wahrheiten feinen Einfluß haben fônne, und allerdings seyen dergleichen Säße auch aufgefunden worden; allein bis man sofort dar- auf verfiel, sie praktisch anzuwenden, verstrich fast“ jedesmal eine sehr lange Zeit. So wurde das seit 1600 bekannte hy- drostatische ' Gese erst von Bramah praftisch angewandt, und das von Huygens vor. mehr als 150 Jahren entdeckte Geseß der Könvertibilität der Oscillations - Centra des Pen- dels erst vom Capitain Kater als Basis der Längebestimmun- gee des Pendels gebraucht. Auch fand sich die Englische

Fegierung durch die Gelehrten , welche sie in vorfommenden

Fällen fonsultirte, fast immer übel berathen.“ Die einzige Triebfeder zu Betreibung der Wissenschaften

liegt in England in den gelehrten Vereinen. Allein die Auf- nahme in eînen solhen ijt eine bloße Ehrensache, die gar häufig auch dem Nichtgelehrten zu Theil wird, und überdies noch mit Kosten verbunden, wie man aus folgender Tabelle erschen fann.

Man, zahlt fúr die Aufnahme in

die Königliche Gesellschaft von London / von Edinburg .

Akademie in Dublin Gesellschaft der Literatur / der Alterthums linneische Gesellschaft geologische : astronomische - zoologische Institut Asiatische Gesellschast Gesellschaft des Gartenbaus : - der Medizin und Botanik 529 - Vergleiche man blos die Zahl der Mitglieder dieser Ge- sellschaften mit den gelehrten Vereinen in Frankreich, Deutsch- land, Jtalien; so besi6t England allerdings mehr Gelehrte oder Freunde der Wissenschaft , als die drei genannten Län- der. Jn England, dessen Bevölkerung 22 Millionen beträgt, zählt man 685 Mitglieder der Königl. Societät ; Franfreich hat, bei 32 Millionen, blos 407 Mitglieder des Instituts, worunter 176 Korrespondenten. Sieht man aber, in wel- cher Art die Aufnahme in jene Societät erfolgt, so wird das Verhältniß weit weniger \chmeichelhaft für die Engländer. Wer einzutreten wünscht, muß sich ein von drei Mitgliedern untérzeihnetes Fähigkeits - Zeugniß ausstellen lassen, welches sechs Wochen lang im ißungssaale angeschlagen bleibt. Hat der Kandidat das Glück, ganz unbekannt in der litera- rischen Welt zu seyn, so kann er darauf rechnen, gewählt zu werden; hat er aber, zum Unstern , irgend ein wissen- schaftliches Werk geschrieben , oder seßt man bei ihm einige Bildung voraus, so wird er, falls ihn nicht schr mächtige “Freunde unterstüßen, sicherlich ausgeschlossen. - Die Wahl des Präsidenten der Königlichen Gesellschaft wird oft auf ungemein lakonische Art vorgenommen ; der ge- genwärtige ‘Präsident z. B. wurde folgendermaßen vorgeschla- gen: „„Nach dem Dafürhalten des Ausschusses ist erachtet worden, daß Davies Gilbert Esq. gewiß die geeignetste ‘Per- son sey, die man beim Herannahen des Jahreswechsels zum Präsidenten vorschlagen fônne, und man empfiehlt ihn für

diese Stelle. : | | Auf den alten Englischen Universitäten ist man der Mei-

das die F

V D D B V T D R A

nung, daß Kenntniß der alten Sprachen und etwas Logik

und Mathematik hinreiche, einen nüblichen Bürger, ja ein Parlaments-Mitglied, zu machen. Weit eher dúrfte von der neuen zeitgemäß eingerichteten Universität in London ein rege- xer Aufshwung der Wissenschaft zu erwarten seyn, als, wie Babbage vorschlägt, von der Stiftung eines Verdienst-Ordens oder von dem Adeln der Gelehrten.

Kdöniglihe Schauspiele. Freitag, 1. Oftober. Jm Opernhause: Romeo und Julia , Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Shakespeare.

Jm Schauspielhause: Pour l'ouverture du théâtre français: 1) Le jeune Mari, comédie en 3 actes et en rose, - par Mazères. 2) La première représentation de: hilippe, drame-vaudeville nouveau en 1 acte, par Scribe.

Bettler, Drama in 1 Ausdug von E. Raupach. Hitrauf: 1) Variationen über ein Thema von Rossini , für das Bassethorn komponirt und vorgetragen von Hrn. Schalk, Kammervirtuosen Jhrer Majestät der . Frau Erzherzogin Marie Luise von Oesterreich, Herzogin von Parma. 2) Große Polonaise für Piano-Forte, komponirt von Herz, ausgeführt von Hrn. Hamman, (Schüler des Königl. Kammermusikus Hrn. Mohs.) 3) Schweizer Kuhreigen mit Echo, und Po- lonaise für Bassethorn, komponirt und vorgetragen von Hrn. Schalk. Dann, zum erstenmale: Die Frau oder : die An- stellung, Lustspiel in 3 Aufzügen , nach dem Französischen.

Ma femme et ma place.

_ Königstädtisches Theater. Freitag, 1. Oktober. Die beiden Nächte, komische Oper in 3 Akten; Musik von Boyeldieu. }

Berliner BOrse Den 30. September 1830.

Amil. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preu/s. Cour.) F Brie e [27 Brief Geld.

St. -Schuld-Sch.| Ostpr. Ptandbrf. 992 Pr. Engl. Anl. 18; Pomm. Pfandbrf.| 4 104i Pr. Engl. Anl. 22 Kur- u.Neum. do. 1043 Pr. Engl. Obl. 30 Schlesische do. 105 Kurm.Öb.m.1.C. Rkst. C.d.K.-u.N.|— | 70 Neum.Int Sch.d. Z.-Sch. d.K.- u N. 71

Berl. Stadt - Ob. Königsbg. do. Elbinger do. Danz. do. in Th. VVestpr. Pfdb. Grosshz.Pos. do

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Holl. yollw. Duk. 18Z

Neue dito 192 | Friedrichsd’or . 133 | 127 Disconto . . .. 541.684 Preu/ss.Cour. Wechsel- Cours. Brief | Geld.

C R E E D Ä E T E! S S I Sh E Amsterdam ; Kurz 139 : 2 It. 1382

Kurz 1497 ¡ .* 12 Mt. 1485 London 8 L 6 215 Paris 300 Fr. |2 Mt. 792

Wien u 20 Ara Nie bs 150 Fl. |2 Mt. 1015

Augsburg 150 FI. Z M s e t.

Breslau

Leipzig 418 Lage. _— Frankiuart a. N. : 2 Mt. 1013 Petersburg BN 3 Woch. | 305 Warschau Kurz 997

LFHLS H E

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98

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Auswärtige Börsen. Amsterdam, 25. September.

Anl. 943. Hamburg, 28. September.

96x. Poln. 1125. Dän. 647. London, 24. September.

1

1012. Span. 237. N Paris, 23. September. Neap. 68. 20. S5proc,. Span. Rente perp. 405.

Wien, 25. Sep

tember. 5proc. Metall. 96. Aproc. 897. 8

(Dlle. Fournier : Julia.)

Gedruckt bei A. W. Hayn.

O RGEGE A G E E I memem

FL 4 155. Part.-Oblig. 124. J Bank-Act. 1175.

Redacteur Fohn. Mitredacteux Cottel.

Sorinabend, 2. Oftober. Jm Schauspielhause: Der

Niederl. wirkl. Schuld 551. Kanz-Billets 24. Russ. Engl.

Oesterr. Aproc. Metall. pr. ult. 863. Bank - Actien pr. Okt. 1150. Engl. Russ. Anleibe 972. Russ. Anleike Hamburg. Cert.

3proc. Cons. 88#. 3zproc. 982, Brasilian. 684. Dän. 687. roc. Frauz. 68. Griech. 321. Mexic. 374. Portug. 59. Russ.

- 5proc. Rente fin cour. 97 . 5. Zproc. fin cour. 67. 15. 5prac.

proc. '52. Loose z1 100

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

M 273.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages

__ Des Köhtigs Majestät haben den bisherigen außerordent-

lichen Professor in der philosophischen Fakultät der Univer-

sität in Königsberg, Dr. Peter von Bohlen, zum ordent-

lichen Professor in der gedachten Fakultät, und zwar für das

Fach der Orientalischen Sprachen, zu ernennen und die für

ade O Bestallung Allerböchstselbs zu vollziehen pt.

Des Königs Majestät haben den bisherigen Professor am Gymnasium zu Neisse, De. Anton An E zum fatholischen Schulrath bei dem Provinzial-Schul - Kolle- gium und der Regierung in Breslau zu ernennen und die für ihn ausgefcrtigte Bestallung Allerhöchstselbst zu vollzie- hen geruht.

Se. Majestät der König haben dem bei der Kontrolle der Staats - Papiere angestellten Buchhalter Meier den Charafter eines Hofraths Allergnädigst zu verleihen und das Patent Allerhdchstselbst zu vollziehen geruht.

Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm (Bruder Sr. Majestät des Königs) ist von Schloß Fischbach s Schle- sien hier eingetroffen.

Im Bezirk der Königl. Regietung

zu Danzig ist dem bisherigen Pfarrer zu Groß-Gark, Joseph Gonß, die erledigte katholische Pfarrstelle in ,St. Albrecht E U worden ; : i “zu Erfurt ist die erledigte Hospital- und Armen-Pre- digerstelle zu Nordhausen dem R op des eaictamnte und bisherigen Kollaborator am Gymnasium daselbst, Chri- stian Friedrih Blau, übertragen.

Angefommen: Se. Durchl. der Fürst Alfred Kon stantin von Salm- Salm, von Nitoie | O Abgereist: Der General-Major und Commandeur der 3. Kavallerie-Brigade, von Sandrart, nah Stettin.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Frankrei dq,.

_ Paris, 23. Sept. Ueber den von dem Minister des Jn- nern in der Sißung der Deputirten-Kammer vom 18ten d. M. vorgelegten Geseß-Entwurf wegen Zulassung des fremden Getrei- des (\. Nr. 268 der Staats-Zeit.) äußert das Journal de Pa; ris sich folgendermaßen : ' „Dieser Geseß - Entwurf hat den Zweck, das Juteresse der Producenten mit dem der Konsu- menten je mehr und mehr zu verschmelzen. Wie wichtig diese Interessen sind, leuchtet am deutlichsten hervor, wenn man einerseits den Cinfluß erwägt, den hohe Kornpreise und in Folge dersclben die Erhöhung des Tagelohns und aller andern Erzeugnisse des Bodens und der Manufakturen auf ‘den Wohlstand eines Volkes ‘ausüben; andererseits aber auch be- rüsihtigt, daß dem. Grundbesißer durch das Verbot der Ausfuhr des Ertrages seiner Ernte O hinsichtlich der freien Verfügung über sein Eigenthum in den Weg gelegt p aaa Aus diesen beiden Betrachtungen geht klar hervor, aß- das Juteresse des Producenten sich mit dem des Konsu- ea freuzt, und -daß sona die Regierung nur darauf be- acht seyn muß, die Reibungen zwischen beiden möglichst zu

Berlin, Sonnabend den 2ten Oktober

1830.

beseitigen. Wenn es wahr ist, daß bei uns das Brod

die ausschließliche Nahrung der niedern Klasse ist, B s eben so wahr, daß die Franzosen hauptsächlich ein Ackerbau treibendes Volk sind, und daß die meisten unserer Provinzen sih mit dem Getreidebau beschäftigen. Aus diesem Grunde hat der Geseßgeber bisher dahin getrachtet, die Einfuhr des fremden Getreides von dem Tage an zu verbieten, wo der Preis des inländischen zu tief hinabsank, um auf solche Weise die Märfte ausschließlich dem Französishen Landmanne zu reserviren ; die Einfuhr aber zu gestatten, sobald der Preis des inländischen Getreides allzu hoch stieg, damit der Kon- unent in den Zeiten der Theurung nicht ganz von der 2Billkühr des Landwirths abhänge. Alle Fragen über diesen Gegenstand lassen sich sonach în folgende zusammenfassen : Kann und karf die Getreide-Ein- und Ausfuhr in Frankreich unbedingt gestattet werden, oder muß man sie beschränken 2 Unsere Ge}eßgebung, wie die Englische, hat bisher gewisse

«Einschränkungen zur Basis angenommen. Die Erfahrung

hat nicht blos bei uns, jondern. auch im Auslande auf da augenscheinlichste gelehrt, daß eine wohlberechnete Fuetadé, weit entfernt, von nachtheiligen Folgen zu seyn, vielmehr den Ackerbau aufmuntert , die Production vermehrt und zugleich den Preis des Getreides vermindert. Jn einem so dicht bevölkerten Staate aber, wie Frankreih, darf man diesen Grundjaß nicht unbedingt gelten lassen; man muß vielmehr auf etwanige Mißjahre Rücksicht nehmen, wo es die Pflicht der Regierung ist, niht nur die Einfuhr des fremden Getrei des zu begünstigen, sondern zugleich auch die freie Ausfuhr des infändishen zu verbieten. - Freilih wird durch ein sol-

ches“ Verbot \das* Recht des Eigenrhümers-, über sein Cigen-

tham tiach Belieben zu schalten , verleßt; das Gemeinwo und die ôffentlihe Ruhe gelten In in gewissen ien mehr - als absolute Grundsäße. Im Uebrigen hat der Französische Landmann sich im Allgemeinen nicht ‘zu beshweren, da, wie gesagt, die Einfuhr“ von dem Tage an N ist, wo der Preis des eigenen Getreides allzu sehr sa t. Wir möchten daher auch eher behaupten , daß bei uns fter das Jnteresse des Konsumenten, als das des Producen- ten, verleßt wird. Um diesem Uebelstande abzuhelfen ,- hat Hr. Guizot ein neues transitorisches Geseß vorgelegt. Zwar behauptet die Quotidienne, daß dasselbe dem Grund -Eigen- thume schaden werde; sie mag indessen in dieser Beziehung Ref ruhig seyn; dem südlichen Franfreich allein wird das E zu Gute kommen, und dies war nothwendia, weil die S uns schon längst gezeigt hatte, wie sehr die mit- täglichen Provinzen unter dem Einflusse gewisser Grund -Ci- genthämer litten, die der Einfuhr des fremden Getreides all- À fans Hindernisse in den Weg legten. Eine andere unbillige 7 estimmung des bisherigen Geseßzes mußte ebenfalls aufgeho- u werden , nämlich diejenige, wonach die durch widrige Winde oder sonstige widerwärtige Ereignisse an der rechtzei- tigen Ankunft behinderten Schiffsladungen in - den Franzôsis schen Häfen zurückgewiesen wurden. Diese ungerehte Strenge hat gewiß mehr als eine Verladung vereitelt und die Ein- fuhr des fremden “Getreides in Zeiten der Theurung wesent- lih vermindert. Durch den Gesetz - Entwurf des Hrn. Gui- zot haben wir mit einem Worte die Bahn der Verbesserun- gn betreten , und dieser erste Schritt berechtigt uns zu dem % A daß die Deputirten-Kammer in ihrer Session von L die Korn - Geseke genau revidiren und natnentlih in eberlegung ziehen werde, ob das Interesse des Konsumen- ten bisher nicht állzu sehr dem des Producenten aufgeopfert worden sey und ob es nicht angemessen seyn möchte, nachdem eine Reihe von Jahren unwiderleglih bewiesen , daß Frankreich, sey es ín Folge: seiner zunehmenden Bevölkerung, oder durh eine größere Mannigfaltigkeit in der Bebauung des Bodens, nicht genug Getreide mehr producirt, die Einfuhr des frem- den Getreides zu erleichtern. Jn der That übersteigt schon