1830 / 277 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 06 Oct 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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terrücfen. könnten. Als einige Offiziere sch darauf mehr in die Straßen hinein wagten, gewahrten sie zwar feinen Men- schen in denselben, doch wurden sie bald von einem verräthe- rischen Feuer aus den Häusern begrüßt. Zwei Stücke von der reitenden Artillerie wußten inzwischen bald Bahn zu machen, . die Truppen drangen muthig ein, thaten einige Schüsse. in den Straßen und sezten über die shwachen Barrikaden bis zum Park, von wo gus sie in einem Augen- blie die Place Royale von den Aufrührern säuberten. Hier wurden inzwischen die eingedrungenen Kavallerie- uud Artil- lerie-Mannschaften, die feine Jnfanterie- Bedeckung bei sich hatten, von versteckten Feiuden beschossen, und in einem Au- genblicke wurde der Major Krahmer nebst acht Mann getdd- tet; 14 Pferde stürzten ebenfalls. Während dièëser Zeit fa- men auch die Grenädiere nah deni Park, beseßten das Lü- wener Thor und den zwischen beiden befindlichen Boulevard. Abends schon saß man cin, daß es ungeurxein schwierig seyn wúrde, das mörderische Feuer aus allen nahe gelegenen Häu- sern zum Schweigen zu btingen. Vier Tage lang haben inzwijchen die Truppen jene Posten beseßt gehalten, bis end-

lich übertricbene Anstrengung uud die fortwährende Verstär- |

fung, welche die Brlisseler erhielten, den Rückzug nothwendig machten. “‘

Ein hiesiges Blatt äußert im Verfolg diefer Nach- richten: „So viel aus den verschiedenen Mittheilungen zu ersehen, hatte der ‘erste muthige Angriff der Truppen und die Bemächtigung der Place - Royale einen tiefen Eindruck auf die Aufrührer von Brússel gemacht, und mancher von den Chefs war schon um seine Retcung besorgt; die Lütticher brüsten sich damit, daß sie es gewesen seyen, die das Gefecht fortgeseßt und den Muth der Brüsseler durch den Vorgang in derx untern Stadt (wo eine Truppen - Abtheilung hinein- gelockt nad dann angefallen wurde) wieder angefacht hätten. eßtere suchten nun die Lofalirät zu benußen, indem sie in verschiedene große Häuser auf der Place- Royale, deren Kel: ler durchbrochen und mit der untern Stadt in Verbindung gebracht worden waren, eindrangen und von hier aus die Trvppes , die sich auf jenen Plaß postirt hatten, beschossen ; da ‘es diesen an den nôthigen Mitteln gebrach, sich gegen einen solchen Anfall zu deen, so sahen fie sich genöthigt, sich nach dem Parke zurückzuzichen. Hier seßten sie noch einige Tage das Gefecht fort, bis endlich die Zahl der Aufrühcer durch Verstärkungen von außen so ansehnlich geworden, daß die Sache des guten Rechtes für dieses Mal der Gewalt hat weichen müssen.“

Brüssel, 28. Sept. *) Das Journal de la Bel- gique berichtet, daß der gestrige Tag hier ruhig vorüberge- gangen sey, und daß, wiewohl die Orte, welche in den le6ten Tagen der Schauplaßz der verschiedenen Gefechte gewesen, von zahlreichen Menschenmassen besucht werden, doch keine Ruhe- stôrunz stattgefunden habe. Am Parke sind Schildwachen aufgestellt, um den Spaziergängern den Eit ang zu wehren, au) wird Niemand zum Thore hinausgeli, n ohne Karte urid ohne visitirt zu werden, ob man nichi etwa Patronen bei sh führte. Die von ihren Einwohnern verlassenen Häu- ser sind mit Schildwachen beseßt. Aus den umliegenden Ge- genden der Provinz Süd-Brabant kommen sowohl Menschen als 'Kriegs-Materialien herbei, mit denen man eine freiwillige Armee zu bilden gedeafc. Einem Haufen Bürgergarden, der gestern zum Schaerbeeker Thor hinauszog, um die sich zurüc- ziehenden Königl. Truppen zu beobachten, hatte sich ein aus Löwen gekommener Trupp angeschlossen, -der mit in die Stadt heteinfam. Aus Seneffe is ein großer Wagen mit Bi od, an dem cs hier zu fehlen scheint, angebracht worden.

¡Herr von Potter‘, erzählt das obengenannte Blatt,/! der sich seit einiger Zeit in Lille befunden, is gestern

um 62 Uhr Abends in einem Postwagen hier angekommen. |

Auf dém Rathhause sprach er vom Balkon herab einige Worte zu der Ménge, worin er äußerte, daß er hierher gekommen wäre, um. die Rechte des Volkes zu unterstüßen und ihm sein Leben - anzubieten.‘

„Um 7 Uhr ertönte die Sturmglocke und rief die Ein- wohner zur Löschung des Hotels des Finanz - Ministers, das am vorigen Tage in Brand gesteckt worden war , Und ws das Feuer wricder um sich zu greif:n anfing, Binnen einigetr Sçunden war es gelö[cht. Jinzwischen ertônten die GlöŒKerî noch die ganze Nacht hindurch; es hieß, daß die Truppen wieder gegen “die Stadt aurückten; der Geneval-

*) Zum: erstenmale - sind heute wieder Brüsseler Blät- ted, vou denen zuleßt die Gazette des Pays-Bas vom 23, „Sept. cingegangen, war, hier angekominen. Die seitdem erschicneuen Blätter, #9: wie ein üeueyc Blatt der Gazette des Pays-Bas, sind nicht mitgekommen.

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Marsch wurde geschlagen , und die Bürger stellten sich auf ihren Sammelpläßen auf. Es fand“ jedoh in dieser Nacht fein Angriff statt, und am andern Morgen sah man einen Haufen aus Arth, mit 6 Kanonen einer Haubiße, und mit vielen Patronen versehen, auf dem großen Plaße anfommen. Dezerteurs von der in Ath befindlichen Besaßung und einige Artilleristen hatten sih dem Haufen angeschlossen.“

Der Courrier des Pays-Bas enthált, Lütticher

Blättern zufolge, nachstehende Relation Über die Hergänge in Brüssel vom 22. September bis zum 26. Mittags: „„Mitt-

woch 22. ward des Prinzen Friedri Proclamation in Brüf- sel befannt; eine Berathung auf dem Stadthause über diesen Gegenstand blieb ohne Erfolg. Es scheint, daß Hr. Ducpe- tigux den Entschluß faßte, nah dem Hauptquartier abzuge- hen ; er und sein Begleiter wurden dort verhaftet. Am 23. zeigten die Truppen sich vor den Thoren von Schaerbeek und Löwen. Es gelang ihnen bei der ersten Unorduung, welche ihr Feuer nnter den Unsrigen anrichrete, die neue Königs- siraße hinauf bis zum Park zu dringen. Hier verschanzten sie sich. Zu gleicher Zeit drangen Husaren und Jufantexie durch die Barrikaden des Flandrischen Thores. Dieser An- griff ward zurüctgeschlagen, und seitdem blteb die untere Stadt unbelästigr, Am 24. ersuhr man, daß die Truppen Nachts durch das Thor von Namur eingedrungen waren, sich im Park verstärkt und den Pallast beseßt hatten. Aber aus der umliegenden Gegend zogen zahlreiche Haufen Vertheidiger gegen sie heran. Dicser Tag ward im fortgeseßten Kampfe zu- gebracht. Abends warf die noch vor der Stadt befindliche Artillerie glühende Kug-!n ein und zündete mehrere Häuser der Königsstraße. Am 25sten ward das Militair - Kommando der Stadt dem Obersten van Halen übergeben, welcher hièrauf in einem Tages-Befehl die Uebernahme des Konimando's bes fannt machte. Am 26. September, Morgens gegen 8 Uhr, begann das Feue? wieder; die Nachr hatte den Truppen det ZWiedereinzug in einen Theil des Parks nochmals erleichtert. Sie hatten darin mehr Artillerie aufgestellt. Um Mittag war das Artillerie- und Musfetenfeuer sehr heftig. Die ganze Linie Háuser von der Wohnung des Apotheker Piron bis zum Café de l’amitié hatten die Bürger inne; sie schof- sen durch die Fenster der Häuser in den Parf. Die Artil- lerie ver Truppen antwortete mit Kartätschen; es regnete Flintenkugeln in den Straßen. Die Artillerie der Bürger feuerte ebenfalls stark aus der Königsstraße und von dem alten Lôwener Plabe her. Die Truppen waren dis in das

Gebäude der Generalstaaten eingedrungen, aus welchem die

Bürger vertrieben worden waren.“

Eine hier an die Belgier erschienene Proclamation, welche dieselben auffordert, sich niht zx Räubereien und Plúns- derungen verleiten zu lassen, ist von den Herren Vanderlin- den v. Hooghvorst, Ch. Rogier, Felix v. Merode, Gen- debien, S. Vandeweyer, Jolly, J. Vanderlinden, F. Coppin und Nicolay unterzeichnet. E

Is Brúûgge ist, nachdem die militairische Besaßung von dort abgezogen war, die Brabanter Fahne aufgesteckc worden. Die Einwohner von Ostende sollen den Truppen das Eins» rücken in die Stadt verwehrt haben.

Mastricht, 28. Sept. Die Jusurgenten von Lättich sind gestern Morgens in der Absicht ausgezogen , ein Convoi Lebensmittel für die Citadelle, welches von Mastricht über

| Tongern eintreffen sollte, aufzuheben ; - dieses Projeft ist ge-

scheitert , weil vorher in Tongern schon Befehl gegeben wat, das Convoi anzuhalten und theilweise nach Mastricht zurück- zuführen. Begen 7 Uhr Morgens hörte man in Totigeri eine starke Kanonade in der Richtung von St. Trond; man muß glauben, daß die Truppen der 1jten Division ein Ge- fecht lieferten. i

Lüttich, 29. Sept. Die Bürgerwache - beobachtet die Citadelle; es is zu feinen weiteren Feindseligkeiten gekommen.

Um Mittag brachte ein Lütticher, der auf einem Dra- goner-Pferde, das er in Park geu-mmen hat, aus Brüssel eintraf, die Nachricht, daß Herr von Potter am 27. Mit- tags zu Brüssel angekommen ist ; man sagte in dieser Stadt, er brächte zwei Millionen mit. a

Auch meldet man, der General Cort - Heiligers, welcher

| zu Mastricht befehligt, sey auf dem Marsh näch Brüssel,

und zwar, wie man sagte, mit 8 bis 9 Tausend Mann. Diese Armee soil aus den Truppen gebildet seyn, die zu- Mastricht, Tongzern, St. Trond u. st. w. standen.

_ Unter dem 26sten erließ die yrovische Regierung zu Brüfs- sel eine in den heftigsten Ausdrücken gegen die Holländer ab- gefaßte Proclamation, worin sie alle Belgischen Soldaten zum Treuebruch und zum Ueberlaufen auffordert.

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Deutschland.

München, 29. Sept, Jhre Majestät die verwitwete Königin werden, Nachrichten aus Wien zufolge, am 3. Of- tober hier eintreffen und vom 10. Oftober an Ihren Aufent- halt wieder für einige Zeit in Tegernsee nehmen.

S tuttgart, 30. Sept. Das am 27. d. eingetretene hohe Geburtsfest Sr. Majestät des Königs gab. den hiéstgen Einwohnern die. erfreuliche Gelegenheit, die Gesinnungen der Liebe: und Verehrung gegen den erhabenen Landesvater, von denen jeder Würtemberger durchdrungen ist, in {liter herzlicher Weise zu bekunden. Fúr den Abend hatte die stádti- iche Behörde eiuen Fackelzug uach dem Residenz-Schlosse ver- anstaltet, vor welchem dann die zahlreich versammelte Bür- gerschast dem König, der Königin und dem Kronprinzen ihre

Huldigung durch Gesang und oftmais wiederholtes Lebehoch |

darlegte.

Am 26. d. hatte der Königl. Hanndversche außerordent- liche Gesandte und. bevollmächtigte Minister, Geh. Kabinets- Rath v. Strahlenheim, die Ehre, Sr. Majestät in einer Au- dienz sein neues Beglaubigungs-Schreiben zu überreichen.

Vorgestern. ijè , nach. langwierigen Leiden , der General- Lieutenant, General-Quartiermeister und Mitglied der Kam- mer der Standesherrn, Freiherr Ferdinand v. Varnbüler zu Ludwigsburg, 56 Jahre alt, gestorben. i

Aus Münsingen wird gemeldet: „Am 25. Sept , Morgeus 42 Uhr, verspúrte man in einem großen Theile des Ober-Amts-Bezirks abermals einen Erdstoß, der insbesondere in Münsingen, Hayingen, Buttenhaujen, Apfelstetten, Ober- wilzingen und Huldstetten weit heftiger war, als die am Îten, {0ren und 12ten d. stattgehabten Erdstöße. Der Stoß fam von Abend gegen Morgen , und dauerte ungefähr 6 bis 8 Sefunden. Uebrigens ist ein Schaden, der durch dîe- ses Ereigniß herbeigeführt worden wäre , bis jeßt nicht be- fannt./‘ L Darmstadt, 30. September. Jn unserer heutigen Zeitung liest man Folgendes : ¡Die in einem benachbarten Lande ausgebrochenen Ünruhen, die häufigen Einfälle auf das Großherzogl. Gebiet , welche von Seiten der dortigen Ruhe- sidrer bereits statt gefunden haben und noch weiter zu bejor- aen siud, und die Drohungen, welche von jener Seite vielfach herüber gekommen sind, haben eine Vermehrung des Dienst- standes der Großherzogl. Regimenter durch Einberufung der Beurlaubten zu dem Zwecke veraulaßt, die Bewohner des Großherzogthums Hessen gegen die Anfälie von Seiten des nahen Auslandes in Schuß zu nehmen die gesebliche Ord- nung aufrecht zu erhalten, und die Fortdauer der Ruhe an der bedrohten Gränze zu garantiren. Diese Maaßregel, so wie die bereits vollzogene Beseßung mehrerer Gränzorte, giebt die beruhigende Gewißheit daß die Ruhe, welche im Junern des Großherzogthums ungestört ist, und bei dem guten Geiste seiner Bewohner ohne Zweifel ungestört bleiben wird, auch von Seiten des nahen Auslandes keine fernere Stôrung er- leiden werde. R E

In der gestrigen Sißung der zweiten Kammer der Land- stände wurde die von der Staats - Regierung dieses Gegen- standes wegen ergangene Benachrichtigung verlesen. Der Präsident der Kammer drúcéce bei dieser Gelegenheit, unter allgemeiner Zustimmung der Kammer, den Wunsch und die

Hoffnung aus, daß die in mehreren Deutschen Staaten aus- ;

gebrochenen Volksaufstände baldigst unterdrút werden , und daß schleunigst in dem Deutschen Vaterlande die Ruhe zu- rükehren möchte, die ihm so Noth thue; er äußerte, wie er- freulich es scy, daß dergleichen Austritte im Großherzogthum Hessen nicht vorgekommen seyen und sicherlich nicht vorkom- men würden. Uebrigens bemerkte der Präsident des Fi- nanz- Ministeriums der Kammer hierbei , daß ¡die durch die getroffenen Máaßregeln entstehenden Kosten feine Veranlas- sung geben würden, neue Anforderungen an die Stände zu machen, indem jene Kosten aus dem Reservefonds, dem Be- triebs : Kapital oder sonstigen paraten Fonds bestrittten wür- den, und daß demnach der. Wunsch des Großherzogs die Schlacht - Accise abzuschassen , gleichwohl in Ausführung ge- bracht werden fônne.// i ' Darnistadt, 1. Oft. Unsere heutige Zeitung meldet: „Jn: der Nacht vom 28sten auf den 29sten, um 3 Uhr, mach- ten einige hundert Bauern aus dem nahen Auslande, grôöß- tentheils mit Gewehren bewaffnet, einen Angriff auf die Stadt Búdingen. Mit Hülfe «des dort unter dem Befehle des dra- ven Lieutenants Haus vom tet Infanterie-Regiment steheti- den kleinen Kommando's und der Sicherheitswgche gelang ¿s, die Aufrührer zurückzutreiben. Mehrere derselben wur- den verwundet, und zwar einer schwer, der nach allen Anzei- gen von den Bauern gézwungen worden war, vorauszugehen.

Von dem Militair und der Sicherheitswache wurde Nie- mand verwundet. Die Bürgerschaft von Büdingen hat. sich.» sehr brav benommen, und es fiel felbst während der Nacht nicht die geringste Unordnung vor. Che die Nachricht von die- sem Vorfalle hierher kam, war bereits eine Schwadron Ka- vallecie nah Büdingen gesendet worden, ss daß jest feine weitere Gefahr auf diesem Punft zu besorgen ist. Auch in die diesseitigen Orté Düdelsheim, Eckartshausen und Alt- Wiedermuß is eine Rotte aus dem Hanauischen eingefallet und hat dajelbst mehrere Unordnungen begangen. He Ju der gesirigen Sißung der zweiten Kammer wurde auch der Bericht des ersten Ausschusses über die Proposition der Staats-Regierung, den neuen Schloßbau betreffend, ekstattet. In diescm Berichte erfgunte der Ausschuß einstimmig dié Verbindlichkeit des Staates an, Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog die zu einem angemessenen den Kräften des Lan-

-

- des entsprechenden Residenz-Gebäude erforderlichen Summen

zu bewilligen; zugleich aber zeigt er der Kammer an, daß Se. Kdnigl. Hoheir, in Rücksicht auf die gegenwärtige Lage des Landes, zu beschließen geruht hätten, daß der Schloßbau auf die nächice Finanz-Periode verschoben werden solle. Dieser

neue Beweis der Huld und des unermüdeten Bestrebens, auf ! jede mögliche Weije das Wohl des Landes zu befördern, stei-

gecte die Gefühle der Kammer zum Enthusiasmus, so daß die Versammlung in ein einstimmiges Lebehoch für Se. Körigl. Hoheit den Großherzog ausbrach, Zugleich votirte sie dem geliebten Landesvater eine Dank - Adcesse und bemerkte am Schlusse derselben, wie sie in jenem erhabenen Beschlusse eine neue Aufforderung erblicke, demselben wiederholt die Gefühle der Liebe, Anhänglichkeir und Dankbarkeit auszudrücken, von welchen sie, so wie jeder Hesse, von jeher und zu allen Zei- ten gegen ihr erhabenes Fürstenhaus auf das innigste durch- drungen fey.

Sn der 108. Sißung der 2ten Kammer der Landstände am 20. Sept. wurde ein Antrag des Abgeordneten Knorr, auf die Aufhebung der Schlachtaccise in denjenigen Städten, wo solche als Octroi besteht, vorgelegt. Der 2te Ausschuß berichtere über den Erlaß der 1jten Kammer , den Gesebes- Entwurf wegen Abänderungen und Zusäßen zur Gemeinde- Ordnung betreffend. Dann wurde unter Anderm über den Antrag des Abgeordneten v. Dôrnberg, auf Errichtung einer Central-Realschule, und über den Antrag des Abgeordneten von Bibra, die Verminderung und Heilighaltung der Eide be- treffend, Berathung gepflogen. Hierauf beschloß die Kammer durch Abstimmung, dem Antrage des Abgeordneten E. E, Hoff- mann, die Aufhebung des Cölibats betreffend, in der von dem Ausschusse vorgeschlagenen Art und Weije, also dahin Folge zu geben, daß die Staats - Regierung von der Ansicht der Stände über die höchst wünschenswerthe Aufhebung des Cöli- bats in Kenntniß zu sehen ünd sie zugleich zu ersuchen sey, mit anderen Deutschen Staaten deshalb Unterhandlungen an-

zuknüpfen und auf geeignete Weise die Aufhebung desselben

zu bewirken. |

Offenbach, 1. Oft. Hier ist folgende Bekanntmachung erschienen: „Durch die nunmehr verstärkte Garnison wird der seither von der Bürgerschaft zue Schub ‘der Stadt gegen Anfólle von außen geleistete icherheitswache- Dienst nicht mehr in der Ausdehnung nothwendig, wie seither. Die Un- terzeihneten fühlen sih daher veranlaßt , der Bürgerschaft für ihre gezeigte Beceitwilligkeit und für den guten Geist, der sich bei jeder Veranlassung geäußert hat, dffentlich zu danken. Außerdem wird hiermit zur allgemeinen Kenntniß ge-

| bracht, daß nach dem bestehenden Militair - Reglement in der | Nähe von Wachen und Posten keine Versammlungen statt *

finden dürfen, und daß sh daher jeder Zuwiderhandelnde die daraus entstehenden Nachtheile selbst zuzuschreiben habe. End- lich werden alle Familienväter , Fabrikanten und Lehrmeister aufgefordert, bei Nachtzeit ihre Weiber , Kinder, Léhrjungen und Gesinde zu Hause zu halten, damit, da das Militair den strengsten Befehl erhalten hat, alle Ruhestôrungen mit Gewalt der Waffen zurückzuweisen, Niemand das Öpser einer unvorsichtigen Neugierde werde. Offenbach, den 30: Septem- ber 1830. Der Großherzogl. Landrath: Strecker. Der Großherzogl. Bürgermeister : Schwaner.“‘/ ì Hanau, 30. Sept. Se. Hoh. der Kurprinz Friedrich Wilhelm hat unterm 2Wsten d. foigende Proclamation an die Bewohner von Hanau erlassen : „Mit \{chwmerzlichem Gefühle habe Jch Mich bei Meiner Hierherfunft überzeugen müssen, daß unter den wegen ihrer loyalen Gesilanungen: Lon Mir sters geschäßten Bewohnern der Stadt und Provinz Hanau dic Ruhe und Ordüung durch beflagenswerthe Ereignisse ge- ôrt worden is. Die bereits bei Meiner Ankunft. erfolgte Ruhe und Ordnung tun dieser Städt verbürgen Mir je: doch zugleich, daß aus Euch der alte gute Geift der Treue