1830 / 278 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 07 Oct 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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In der Achener Zeitung lies man: ¡Die Brüsseler und Antwerpener Zeitungen sind uns wiederum nicht zugegangen. Alles, was wir über den Zustand des Nachbar- landes vernehmen, is furchtbar um sich greifende Anarchie. Die fraftvolle Unterdrückung ist im ersken Augenblicè gar nicht und nach einem Zögern von drei Wochen in unzurei- chender Weise angewendet; was die angeborne Milde und Méßigung des Königs zur Schonung der Verführten anord- nete, wird dera cinfáältigen großen Haufen als Schwäche dar- gestellt und er zu fortgesebtem Aufruhr von Leuten angetrie- ben, die ihre heimlichen s{hwarzen Zwecke verfolgen; an der Spibe des Ganzen stehen jeßt de Potter und van Halen, die sich beide vor ganz Europa mit dem Brandmark der Jn- famie bezeichnet haben.‘

„„Bei dem gänzlichen Mangel an authentischen Nachrich- |

Wenn jede Gränze zwischen Pflichten der Bürger verschie- dener Länder s{chwindet, wenn jedes Zartgefühl des Edelsinns, der Dankbarkeit und: Freundschaft zu leiht gegen den Ehr- geiz wiegt, wenn man ohne Schaam und ohne Unterschied des Landes fúr entgegengesehkte Sachen als Fechter auftritt (die Spanische war das Entgegengeseßte der Belgischen), wenn der Name Freiheit jeden Abfall von edlen Gesinnnngen

| bildet; dann wird die geseßliche Freiheit ein unmoralisches Wühlen, eine blutige Willkühr, wo Jeder seiner Leidenschaft

sich ohne Zügel hingiebt. Besser dann, unter wilden Thieren zu leben, als unter solchen Menschen. In politischer Wuth und Verirrung dachte van Halen schwerlich noch an die Frage: Wer wird alsdann gastfrei Fremde aufnehmen ? Doch wah-

| rer Edelmuth kennt keine Gränzen und bleibt nicht zurück in

ten sind wir darauf beschränkt, die posaunenden Angaben der i

. Lütticher Zeitung auszuziehen.// Es. folgt nun zunächst die von der provisorischen Regierung in Brüßel erlassene Pro- clamation, in der angezeigt wird, daß Herr von Potter die- ser Regierung a!s Mitglied einverleibt worden ey, 10 Wies eine andere Proclamation des Herrn von Potter selbsi, in der er seine Mitbürger zu gemeinsamem Widerstande auffor- dert. „„Das provisorische Gouvernement hat einen beson- dern Ausschuß gebildet, der aus de Potter, Rogier und Vandeweyer besteht. Gestern sind auf Antrag des Kom- mandanten van Halen zwei Geschüße nach Löwen geschict, um den Bürgern bei der Vertheidigung ihrer Stadt zu helfen. —- Ein Königl. Armee - Corps, etwa 10,009 Mann stark, steht bei Dieghem. Der Kommandant van Halen hat vom Prinzen Friedrih die Auslieferung von Ducpetiaux und Pletinx verlangt.‘

Aus dem Briefe eines Spaniers. ¿As ringsum der Streit gegen freie Jnstitutionen begann, erhielt der König der Niederlande sein Werk aufrecht. Jn feinem Staate Europa's herrschte so viele individuelle , auch Preßfreiheit, wie in den

Niederlanden ; keine Regierung nahm so freundlich, als diese, |

die wegen Liberalismus von der apostolischen Partei vertrie- benen Spanier auf. Johann van Halen, der jer als Brüsseler Jusurgenten - General figurirt, ist der Sohn eines Holländers aus Mastricht, der in Spanien durch Verdienste zum Linienschisfs - Capitain stieg. Der Sohn wurde in Spa-

nien von einer Spanierin geboren, ist Spanier der Erziehung,

Sprache ‘und seinen Diensten nach; 1808 trat der Vater zu Madrid in Joseph Bonaparte's Dienste, und der Sohn, u Corunna gefangen, folgte dessen Beispiel. Er dieute dem Könige Joseph mit Anhänglichkeit, bis dieser aus Spanien entfloh. Zuleßt übel behandelt von Joseph, wollte van Ha- len sich wieder Rechte an das Spanische Vaterland erwer- ben, wußte des Marschalls Suchet geheime Chifsre zu erhal- ten, verschaffte den Spaniern damit dic festen Pläße Mequi- nenza, Lerida und Monzon. Seine ferneren Schicksale hat er in Memoiren beschrieben, bis 1820, wo er aus dem Russischen Dienste wieder nah Spanien fam ; 1823 wanderte van Halen mit Mina von Catalonien aus und wurde, wie so viele andere Spanier, gastfreundlihst in Belgien aufgenommen. Des edlen Königs Wille schüßte diese Fremden, die, ärger als Keber verschrieen dem Fanatismus in Spanien ein Gräuel waren. Auch Freunde fand van Halen, die ihn und seine Familie (welche jeßt bei einem derselben in Antwerpen ist) unterstüßten, wo fie fonnten. Aber unbefümmert um diese und jedes zarte Gefühl, stellt er sich an die Spiße einer FmnsUrrectidn. Wie edle Spanier ihn beurtheilen werden, sprach Mina {hon aus. Als Napoleon 1815 von Elba zurückfam, bot er dem vexbannten Helden Französische Truppen an, um nach Spa- níen zurückzukehren und cine Revolution zu beginnen. Mina \hlug fremde Hülfe aus und ging nach Belgien. Auch jeßt er- boten sih 1000 Franzosen, mit ihm nach Spanien zu ziehen ; er aber. antwortete: „Wollt ihr als Spanier in diè Reihen meiner Krieger treten, so sey es; doch Spaniens Sache b:- triffe die Spanier nur!“ Die Spanier werden jagen, van Halen ist Belgier! Jndeß nennt er sich Spanier; Ro- gier , Mitglied der provisorischen Regierung zu Brüssel, ist Franzose. , Welche Nationalität zeigt si in einer Saché, de- ren Führer Ausländer sind? Nur Fremde, im Dienst eines Staats, dürfen, ihrer Pflicht nah, Theil an dessen innern Zwistigkeiten nehmen; edel wird jèuer handeln, der für em- _pfangene Gastfreundschaft seine Treue anbietet , Feinde und Râäuber- zu vertreiben. Ein Ausländer , ‘der Theil an etner Revolution nimmt, weil er sie für edel hält, tritt über die Schranke des Zartgefühls, wenn er Führer wird. Er macht sich des Eigennußes verdächtig im Annehmen eines Amts, die Jusurgenten aber, welche ihn wählen, beweisen entweder Er- bärmlichkeit oder Mangel an echtem Nationalgefühl; ihre Sache wird dann die einer Faction, gehört nicht mehr der Nation an,

Erkennung ter Schuld. Der gute König verfuhr höchst edel gegen Fremde, die wacker n Spanier verläugnen v. Halen.‘“

Die Times, die die Nachrichten úber das Einrücken der Königlichen Truppen in Brüssel mittheilt, findet sich da- durch zu folgenden Betrachtungen veranlaßt : „Auf diese Weije, wünschen und hoffen wir, soll eine Empörung sich endigen, die ihren Ursprung im Pôbel und ihren Ausgang in Mekßeleien hatte, die eben so unsinnig in ihrer dee als verächtlih in ihren Ausführungs-Mitteln war und die, wenn nicht der Abscheu úber das unnáß vergossene Blut und Mit- gefühl für die vielen unverschuldec leidenden Bürger bei uns dominirte, unsern Spott rege machen könnte. Untersuchen wir jedoch cinmal die Gründe, welche die Vertheidiger der Trennung der beiden Theile des Königreichs der Nieder- lande für diese Maaßregel anführen. Sie béschränken sih hauptsächlich auf drei: auf Verschiedenheit der Re- ligion, Handels - Jnteressen und Sprache. Was nun zunächst die Religion betrifst, so - bemerken wir, daf; die im Grundgeseße gegen alle Glaubensbekenntnisse aus- gesprochene volllommene Toleranz und der gleichmäßige Schub, der jeder Religion dem zufolge bewilligt wird, in diesem Punkte gar feine Schwierigkeit zulassen. Sollte man, dieser Verschiedenheir wegen, auf eine Trennung bestehen, fo môch- ten wir in der That wissen, was denn in Bezug auf die 7 §00,000 Katholiken geschehen soll, welche die nördlichen Provinzen bewohnen, und deren Beisammenleben mit dew Yretestanten unter gleichen Geseßen doch niemals der Wohl- habenheit und der Ruhe der Holländischen Republik ein Hin- derniß war. Auf der andern Seite würden die Belgier, wenn sie auch mit ihren súdlichen Nachbarn, den Franzosen, vereinigt werden möchten , in dieser Hinsicht gar nichts ge- winnen; denn die katholische Religion hat ja aufgehört die herrschende in Frankreich zu seyn, die neue Französische Charte sagt ausdrúcklich nichts weiter, als daß die katholische die Religion der Mehrheit der Franzosen sey. Nun, dasselbe

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ist auch bei den Niederländern der Fall, und dieser Umstand, F

verbunden mit dem bereits erwähnten Artikel im GrundgeZ# scbe und dem befannten Charafter des Hauses Nassau, sollte do

eine hinceichende Bürgschaft gegen jede religidse Unterdrücsfig oder ungür stige Behandlung seyn. Eine vielleicht noch mehF'a alle Beweisgrúunde redende Thatsache ist die, daß \{Æ den Beginn der gegenwärtigen Bewegungen in Brüssel ind Lät- tich, bei dem Zustande der Aufregung, in welchem die Unzu- friedenen si befinden, und wiewohl diese doch jede wirkliche oder vorgeblihe Beschwerde mit Vergnügen aufgreifen , den- noch nicht cine einzige Stimme vernommen worden, die sich úber Mangel an Rücksichten für die Rechte der Katholikew oder Úber Langsamkeit in der Ausführung des Konkordates beschwert hätte. Auf gleiche Weise können wir zweitens wider die vorgebliche Unverträglichkeit der beiden Handels- Interessen Thatsachen anführen. Die ernstlichen Bitten des gänzen Flandern und Antwerpens, daß feine Trennung statt finden möge, beweisen hinlänglich , daß die Regierung Wil helms von Nassau besser noch, als die Philipps von Bur- und und Karls V., es verstanden hat, die Jnteressen des Aerbaues , der -Manufakturen und des- Handels so mit ein- ander zu vereinigen , daß sie sämmtlich dem Lande einen blú- henden Wohlstand verlichen. Hat doch selbst das Organ der Trennungs - Partei, der Courrier des Pays - Vas , dies zuge- geben, indem er sagte, daß die gegenwärtig zwischen beider? Staaten bestehenden Zoll-Verhältnisse beibehalten werden sfoll- ten. Was den dritten Punkt, die Sprache, anbelangt,

dessen' Bedeutung wir schon zugegeben haben, so ist eine ge.

nauere Auseinandersebung nöthig. Vier der südlichen Pro7 vinzen, Hennegau, Namür, Lüttich und Luxemburg sind" durh- aus Wallonisch , d. h. in ihnen wird weder Holländisch noch Flämisch gesprochen, noch verstanden; daher hat auch nie Je/ mand in dieser Hinsicht an ihnen Anstoß genommen, und ihre Prozesse, ihre Verwaltung und ihr Briefwechsel mit den?

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Behörden im Haag und in Brüssel sind immer in Französi- her Sprache geführt worden und werden es noch. Jn Limburg aber ‘und Antwerpen und den beiden Flandern ist die Sprache Flämisch, und zwar so sehr , daß während der 20jährigen Herrschaft der Franzosen , wo die Verhandlungen Französisch geführt wurden, bei allen Gerichtshöfen stets Dol- metscher seyn mußten, um den Parteien und Zeugen den Gang der Verhandlungen verständlih zu machen. Flämisch aber und Holländisch stehen einander. so nahe, daß es für den mit einem der Dialefte Vertrauten nicht die geringste Schwierigkeit hat, den andern zu verstehen. Die leßte Pro-

vinz, Süd-Brabanc mit der Hauptstadt Brüssel, ist zwischen |

dem Wallonischen oder Französischen und dem Holländischen fast gleich getheilt. Da dies das wahre Verhältniß in Rücksicht auf die Sprache ist, kann man wohl fragen, ob zwischen den nördlichen und südlichen Provinzen größere Un- verträglichfeit ist, als zwischen den südlichen selbst unter ein- ander? Und da man es nie für zuträglih gehalten hat, die Wallonen von den Flamändern zu trennen, sollte es da un-

möglich seyn , Wallonen und Flamänder mit den Holländern | vereint zu behalten? Da man jedoch so viel von der durch |

die Maaßregeln des Königs rúcksichtlich der Sprache bewirk- ten Aufregung gesprochen hat und der Parteigeist jene Maaß-

regeln in der That zu cinem Gegenstande unaufhörlichen Ta- | dels gemacht hat, fônnen wir diese Gelegenheit nicht vorbei- | gehen lassen, ohne zu- erklären, daß die auf Begünstigung des | Flämischen oder Holländischen abzweckeaden Maaßregeln nie |

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die vier Wallonischen Provinzen betrafen, wie wir jagten, und daß sie feinér andern Provinz drückend erscheinen fkonn- ten, Brússel ausgenommen, welches durch ein, wie die Folge gezeigt hat, sehr unglückliches Versehen dem Fiámischen Theile des Königreichs zugetheile wurde, weshalb in seinen Gerichts- hôfen ,- Verwaltungs-Behörden und Schulen das Französische verboten wurde. Daher entstand das Geschrei so vieler Ad-

vofaten, Journalisten, Gelehrten und anderer einflußreichen | Personen ( die französirten Stußer nicht zu vergessen ), die |

man alle leicht hätte beshwichtigen fônnen, wein man die Frage, rücksichtlich Brüssels , unentschieden gelassen hátte. Der Gebrauch mehr als einer Sprache in der Versammlung der Generalstaaten ist unstreitig unbequem, obgleich auch nicht so sehr, als man es geschildert hat. Weigern sich auch einige Sto - Holländer, Französisch zu sprechen, so weiß man doch, daß alle es verstehen. So wird alïo die Disfuj}sion in den Kammern, wie in den Sectionen oder Comites, im Allge- meinen Französish geführt. Die Eröffnungsrede des Kd- nigs wird zwar immer Holländisch gehalten, aber sobald sie beendet is, wird an die Mitglieder eine Französische Ueber- seßung vertheilt. Die Botschasten , die Gesches-Entwürfe und andere Formalitäten sind in beiden Sprachen gedruckt. Der Prásident spricht, wenn er die täglichen Arbeiten erdss- net, einige Säße Holländish, um die Ehre -der amtlichen Sprache aufrecht zu erhalten; aber die Minister sprechen fast

ohne Ausnahme Französisch, nicht nur aus Artigkeit gegen die ;

Wallonischen Mitglieder , welche weder Holländisch noch Flämisch verstehen, sondern auch, weil es in in ihrem - Vor- theile ist, die möglihs| größre Anzahl von Deputirten zu úáberreden und zu überzeugen. Die Anzahl der Deputir- ten fúr den Norden und Süden ist einander vollkommen gleich, für jeden Theil 55. Die Klagen, daß diese 55 Bel- gier von der gleichen Anzahl ihrer nördlichen Kollegen un- terdrúckt werden, daß die Holländer dem Hofe unterwürfig sind, daß die Regierung ein unerlaubtes Uebergewicht hat, u. a. dgl. m. fônnen durch die Thatsache widerlegt werden, daß in wenigen Jahren, troß aller Anstrengungen des Mi- nisteriums, das Budget 3 oder 4 mal verworfen worden ist, Jn der That ist fein reiner Holländer da, der nicht gegen einen überspannten Wallonen eine Liste von Fällen aufführen fônnte, wo ihm der Versuch, die Juteressen seiner Provinz einseitig zu fördern, mißlungen ist. Die Unparteilichkeit und Weisheit des Königs haben diese gegenseitigen Vorurtheile großentheils überwunden, in dem Augenblicke, da die Pari- ser Begebenheiten für Europa eine neue Aera begannen.“

Schweden und Norwegen.

Stockholm, 28. September. Unsere heutige Zei- tung enthält folgenden amtlichen Artikel : „Se. Majestät ha- ben den 16ten d. ein Schreiben von Sr. Majestät, Ludwig Philipp 1., Kdnig der Franzosen, mit Nachricht von dessen Regierungs- Antritt erhalten.‘

Deutschland.

Dresden, 1. Oft. (Aus der Leipziger Zeitung.) Bereits bei dem in der ersten Hâlfte des gegenwärtigen Jah- tes allhier gehaltenen Landtage war von den Ständen eine

‘beigedruckten Staatssiegels.

nonen gelöst werden sollten.

den Anforderungen und den Bedürfnissen der Zeit entspres chende Modification der ständischen Verfassung des König- reichs Sachsen in Antrag gebracht, und es war diesem Anse trage vorerst in so weit entsprochen worden, daß. bei der Ver- tagung der Landtags-Versammlung eine ständische Deputation den Auftrag erhielt , Vorschläge zu einem verbesserten Ges schäftsgange für die Landtags-Verhandlungen zu bearbeiten. Dem nicht zu verkennenden Bedürfnisse einer in das Wesen der ständischen Verfassung felbst näher eingehenden Modifi- cation aber ist die Regierung jeßt durch ein in diesen Tagen an den Königlichen Geheimen Rath ergangenes Reskript ent- gegen gekommen, worin demselben aufgegeben wird, den Plan zu ciner den Erfordernissen der Zeit und den Verhältnissen hiesiger Lande entsprechenden Landes - Verfassung und Reprä- sentation zu bearbeiten, dieses Geschäft aber dermaßen zu be- schleunigen, daß das Resultat noch im Laufe dieses Jahres

i Allerhdchsten Orts vorgelegt werden könne, um bei der spä

testens mit dem 1. März zu bewirfenden Wiedereröffnung M aaen zur Mittheilung an selbige bereit zu seyn.

Darmsladt, 1. Oft. Das heutige Großherzogl. Hefe sische Regierungsblatt enthält folgende Verordnung: ,„„Lud- wig 11, von Gottes Gnaden Großherzog von Hessen und bei Rhein 2c. 2c. Da eine Rotte fremder Insurgenten in Unfer Staatsgebiet gewaltsam und mit Verübung der größ- ten Verbrechen eingedrungen ist, auch einzelne Unserer Un- terthanen zur Theilnahme an dieser verbrecherischen Hand- lung verleitet worden sind; jo finden Wir Uns bewogen, zur Unterdrückung und Bestrafung dieser Empörung und Meu- terci, in Gemäßheit des Art. 73. der Verfassungs - Urkunde,

| hiermit zu verordnen : Art. 1. Dem Kommandanten Unserer

Militairmacht in Oberhessen sind alle Civil - Autoritäten der Distrikte, in welchen sich solche verbrecherische Rotten bereits gezeigt haben oder sich noch zeigen werden, untergeordnet. Art. 2. Wer als Theilnehmer an den erwähnten verbrecheri- \hen Handlungen mit Waffen oder Wehr, welcher Art sie scyen, ergriffen wird, soll mit dem Tode bestraft werden. Art. 3. Jn Beziehung auf die Erkennung und Vollziehung der Todesstrafe tritt das standrechtliche Verfahren, nah Vor- schrifr der Art. 179., 513. und folgenden des Militairstrafge- seßbuches, ein. Art. 4. Gegenwärtige Verordnung tritt mit ihrem Erscheinen im Regierungsblatt’ in Kraft und wird zu- rúcégenommen werden, sobald die Ruhe wiederhergestellt ist. Urkundlich Unserer eigeuhändigen Unterschrift und des Ludwig. du Thil.//

Oef er E.

Wien, 1. Oftober. Der Oesterreichische Beoba ch- ter enthä!t Folgendes : _ Preßburg, 29. Sept. Der Tag zur Krönung Sr. Kaiserl. Hoheit des Erzherzogs - Kronprinzen war mittelst der lesten Königl. Resolution auf den 26sten d. M. festgeseßt, wurde aber des ungünstigen Wetters wegen, das schon am 25stten d. M. eintrat, auf unbestimmte Zeit verschoben. Es regnete beinahe unausgeseßt bis zum 27sten Mittags. Endlich hellte sich das Wetter auf, und Alles war in der gespauute-

sten Erwartunÿ, ob die günstige Witterung anhalten und am

nächsten Tage, den 28sten, die Krönung stattfinden werde. Es ward kund gegeben, daß an dem Tage, an welchem die Krönung stattfinden würde, in der Morgendämmerung Ka- Der Donner des Geschüßes rief gestern um 4 Uhr Morgens Alles auf; das Leben in den Straßen begann; Grenadiere und Kürassiere zogen auf, Bürger-Militair beseßte die Straßen, Truppen von Zuschauern bildeten sich, einzelne zum Krönuugszuge gehörige Personen ver- fügten sih an ihre Pläße. Vor sieben Uhr waren die Herrn Stände und der Klerus in der Krönungs-Kirche versammelt; Alles, was den Zug bildete, stand am und um den Primatial- Pallast. Um sieben Uhr seßte. fih der Zug in Bewegung. Die Straßen, durch die der Zug ging, wimmelten von Men- schen, an den Fenstern waren Zuschauer gehäuft, auf den Dächern hatten sie sich gelagert, um die Herrlichkeit zu schauen. Nicht nur der Einheimische, jeder Fremde wird durh die Majestät der Ungarischen Krönung hingerissen, und muß gestehen, daß er nie und nirgend etwas Herklicheres se: hen fann, nie etwas Gleiches sehen wird. Es sind nicht die kriegerischen Massen, nicht die Zahl gleichgekfleideter Men- schen, die den Zug über Alles erheben; es ist die rein natio- nelle Pracht, die sich dabei entfaltet , die- alle andern Züge verdunkelt. Es is ein oft gebrauchter und mißbrauchter Aus- druck, aber doch der einzige, der hier paßt, nämlich: Wer den Zug nicht gesehen, fann sich feine Vorstellung davon machen. Man hatte nicht Augen genug, als die Schaar Ungarischer