1830 / 280 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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“gestrigen Sißung beschlossen habe, zur Unterdrückung der im Hanauischen und anderen Theilen des Kurstaats Hessen ausgebrochenen Jnsurrection und zum Schuße der benachbar- ten Staaten gegen die Einbrüche der räuberischen Rotten, die von da ausgehen, die Regierungen von Baiern, Baden und Nassau aufzufordern, - Truppen - Corps an bestimmten Punkten aufzustellen, sowohl zum Schuße ihres Gebiets, als um von da aus schleunigst dahia zu eilen, wo von anderen Regierungen ihre Hülfe erbeten werden wird. Auch stehen die Herzogl. Nassauischen Truppen bereits schlagfertig an der ihnen bestimmten Stelle.‘ | F „¿„Außer diesem hat die Bundes-Versammlung beschlossen, cin Reserve - Corps von 6000 Mann Preußischer Truppen zu Weblar, von 4000 Mann Würtembergischer zu Heilbronn und von 6000 Mann Baierscher zu Brückenau zu bilden.‘ Hanau, 2. Oft. Die heutige Hanauer Zeitung enthält Folgendes: „Jedem fühlenden Menschen wird es an- genehra jeyn, zu erfahren, daß allmälig die Ortschaften un- serer Provinz von dem befallenen Schwindel genesen, Ein- tracht und Ruhe eintreten und das gedeihliche Vercrauen wieder feste Wurzel zu fassen beginnt. Eine Örtsgemeinde nach der ‘andern errichtet eine Wache zum Schub des Cigen-

thums und der Personen; viele bereuen bereits, was fie im 20A Jr 3 / ) Pers ? 5 | | Kaufmann von Venedig, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von

| Shakespeare, nah A. W. Schlegels Uebersebßung. Am lsten d. ha- | ben 2 Tartaren vom Groß- Wesir der Pforte die Nachricht '

Augenblick höchster Aufregung vollführt hatten.“ Ce Konftantinopel, 10. Sept. gebracht, daß fast ganz Albanien beruhige und unterworfen sey; die Festungen Prevesa, Parga und cinige andere sind im Besiße Reschid-Pascha’s, und fast alle Rebellen-Häuptlinge sind hingerichtet. worden. Am 9Iten d, trafen 200 Ge- fan ene von Seiten des Groß-Wesirs hier ein. Sie wur- den sogleich in Ketten gelegt und nach dem Lager ge}schickt. Amè5ten d. hielt der Sultan bei Sr. Stefano eine große Revue úber 4 JÎnfanterie - Regimenter und 36 Stück Ge- {ül ab, wobei Se. Hoh. in Person kommandirte. Sämmt- liche Mitglieder des diplomatischen Corps, sogar auch deren

Gemahlinnen, waren auf Befehl des Sultans von dem Se- |

rasfier cingeladen worden; mit Ausnahme des Französischen Gesandten, den eine Unpäßlichkeit zu Hause hielt, hatten sich sämmtliche gedachte Personen auch eingefunden. Ein großcs mit Kanapees und Lehnstühlen versehenes Zelt war zur Auf- nahme der Gäste bestimmt, wobei der Reis-Efendi die Hon- neurs machte. Mehrere andere Zelte waren für das diplo- matische Corps bestimmt, von dem einige Mitglieder zu Pferde stiegen und dem Sultan folgten, der, nachdem er mehrere Evolutionen hatte ausführen lassen, die Truppen de- filiren ließ und sich dann in seinen Kiosk zurückzog. Um 4 Uhr Nachmittag fand unter einem prächtigen Zelte ein Diner von 50 Couverts ganz nach Europäischer Weije statt, wobei der Seraskier Halil-Pascha, der Reis-Efendi und der Achmet-Efendi den Vorsiß führten. Der Englische Gesandte brachte die Gesundheit des Sultan Mahraud und der Seraskier die der hohen Souveraine aus,deren Stellvertreter die Tafel mit ihrer „Gegenwart beehrten. Heute hat auch das Corps der Bom- bardiere seine neuen Uniform-Mäten erhalten, welche den Europäischen Czakos sehr gleichen, mit Ausnahme des Schir- mes, dem sich das Corps der Ulemas noch lebhaft widersebt. Briefe aus Schumla melden, daß eine große Feuersbrunst diese Stadt verwüstet hat; eine bedeutende Anzah! Türkischer Häuser sind eine Beute der Flammen geworden, und auch die Regierung hat viel Kriegsbedarf und Zelte verloren. Das Feuer hat in dem Hause des Ayans angefangen.

F n { and. Berlin, 7. OŒt. Aus Posen erhalten wir Nachste- hendes :

Gestern Abends nah 6 Uhr verschied zu unserer tiefsten |

* Betrübniß, an den Folgen der Bruji - Wassersucht, der Kd- nigl. Ober-Präsident des Großherzogthums Posen, Herr Jo- ui: d uet ‘Theodor von Baumann , Ritter des Rothen Adler-Ordens zweiter Klasse mit Eichenlaub.

Seine in hohem Grade ausgezeichneten Geistesgaben, seine ‘unermüdete Thätigkeit in der Leitung der ihm anver- trauten Provinz, die Rechtlichkeit und Biederkeit seines Cha- rafters und das innige Wohlwohen, welches den Grundzug

seines Wesens bildete, sichern ihm das dankbare Andenken der Einwohner dieser Provinz, so wie wir unsern verehrten Chef tief betrauern. Posen, den 5. Oft. 1830. Königl. Reeierungs- Kollegium.

Königliche Schauspiele.

Freitag, 8. Oft. Jm Opernhause: Die Benefiz-Vorstel- lung, Posse in 1 Aft und in 5 Abtheilungen, nach dem Französischen, von Theodor Hell. Hierauf: Das Schweizer- Milchmädchen , pantomimisches Ballet in 2 Abtheilungen, vom Königl. Balletmeister Titus; Musik von Girowesb. (Dlle. Therese und Dlle. Fanny Elsler, Solotänzerinnen des K. K. Hoftheaters am Kärnthner Thore zu Wien, werden hierin tanzen und Dlle. Fanny Elsler die Rolle der Liesli ausführen.) :

Im Schauspielhause: 1) La première représentation de: La veste et la livrée, vaudeville nouveau en 1 acte, par M. M. Melesville* et Varner. 2) Philippe. drame- vandeville nouveau en 1 acte, par Scribe. 3) Monsieur Beaufils, comédie en {1 acle, par M. de Joux:

Sonnabend, 9. Oftober. Im Schauspielhause: Der

Königstädtisches Theater.

Freitag, 8. Oktober. Der Korb, Lustspiel in 2 Akten, von Dilg. Hierauf: Der Freund in der Noth, Posse in 1 Aft. Zum Beschluß: Der Diener zweier Herren, Lust- spiel in 2 Akftea, von Schröder. :

B e119 e R 0 D a Den 7. Oktober, 1830.

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Ami! Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preu/s. Cour.)

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915 | 91x f[Dsetpr. Plandbet. | 975 | Pomm. Pfandbef. 9TL | Kur-u. Nen. do. 83". Schlesische do. ket. C.d.K.-n.lN. Z.-Sch. d.K.- u N.

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St, -Scuuld-Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl. Ánl. 22 Pr. Eogl. Obl. 39; Kucm. Oh. m.L.C. Neum,.Int Sch.d.{ Berl. Stadt- Ob. Königsbg. do.

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Auswärtige Börsen. Amsterdam. 2, October. Niederl. wirkl. Schuld 414. Kanz-Billeis 18. Ocster-. 5proc- Metall. 885. Russ. Engl. Anl 91. i

Hamburg, 5 Oktober. : Vesterr. 4proc. Metalliq. pr. ult, 82. Bank-Actien 1045. Russ. Engl. Anleihe 91. Russ. An]. Hamb. Cert: 903. Poln. pr. ul. 106. Dän. 59Zx.

Wien, 1. Oktober. Veslerr. 5proc. Metall. 96. 4pro«. 895. Partial-Obligat. 1235- Bank-Act. 1166. : s

Neueste Börsen-Nachrichten.

Frankfurt a. M., 4. Oft.

Gedruckt bei 4. W. Hayn.

: Oesterr. 5proc. Metall. 912. Actien 1297. Parc.-Obl. 117. Loose zu 100 Fl. 165, Poln. Loose 51. B. -_— -- Om O R R T G E C R anan am

4proc. 813. 2proc. 49. proc. 19. Bank-

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Redacteur Fohn. Mitredacteur Cottel-

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Ne 280.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben den Grafen Eugen Ferdinand Bogislav von Dönhoff zum Kammer- herrn zu ernennen geruhet.

Der Notariats - Kandidat Reinhard Otto ist zum Notar im Friedensgerichts - Bezirke Velbert , Landgerichts- Bezirks Düsseldorf, mit Anweisung seines Wohnorts in Vel- bert, bestelit roorden. '

Angekommen: Der Großherzoglih Mecklenburg - Schwerinsche Ober-Hofmeister, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesigen Hofe, Freiherr - von Läßo 1, von Ludwigslust.

Abgereist: Der Kaiserl, Oesterreichische Kabinets - Cou- rier Dôrr, úber Dresden nach Wien.

Zeitungs-Nachrichten. Nusland.

Frankreich.

Deputirten-Kammer. Jn der Sißung vom 30. September wurde der Tages zuvor von Herrn Mauguin entwickelte Antrag, eine Kommission zur Untersuchung der Lage Frankreichs zu errlennen, erörtert. Hr. Salverte äußerte sich zu Gunsten desselben folgendermaßen: „Wir verlangen das constitutionnelle Königthum, das uns so werth ivie dem Volke ist. Wenn wir wünschen, daß das Betragen der Minister einer Prúfung unterworfen werde, so geschieht es blos, weil wir glauben, daß sie wie alle Menschen dem Jrrthume unterworfen sind: Das Ministerium sollte zu einer jolchen Untersuchung" selbs die Hand bieten; ‘der Gang der Verwaltung würde dadurch nicht gehemmt werden, sondern höchstens cine andere Richtung erhalten. Man hat viel von einem hiesigen Volks-Vereine und seinen bösen Folgen gespro- chen; daß man aber den 291. Art. des Straf-Geseßbuches ge- gen denselben anwenden will, scheint mir völlig überflüssig ; glaubten die Mitglieder jener Gesellschaft eine schlechte Hand- lung zu begehen, so. würden sie sich von selbst davon lossagen ; aber die Krise, worin der Handelsstand sich befindet, die Bewoe- gungen, wozu der Getreide-Verkehr und die Erhebung gewisser

teuern Anlaß geben, rühren von andern tiefer liegenden Urfa-

hen her. Das Mißtrauen, das man gegen eine große Anzahl

von Beamten hegt, nährt Besorgnisse und fann zu Unruhen Anlaß geben. Man verdenft es Herrn Mauguin, daß er unsere militairische Lage berührt hat, und behauptet, daß die- ser Theil seiner Rede einen bdôsen Eindruck im Auslande machen werde. Jch mag mich über einen so zarten Punkt nicht in weitläuftige Erörterungen einlassen; wenn indeß ir- gend eine fremde Macht aus dem Vortrage des Hrn. Mau- guin schließen wollte, daß ein feindlicher Einfall in unser Ge- biet so gar leiht wäre, so möchte sie sich doch gewaltig ir-

._ Findet die verlangte Untersuchung statt, so wer- den wir erfahren , ob es im Westen und Süden von Frank- reich noch einige Ueberreste von den im Jahre 1815 organi- sirten Corps giebt, oder ob es den Ministern gelungen ist, diese Corps, fúr die im Budget fein Sold angeseßt war, gänzlich aufzulösen. Auch würden wir“ dann hören, wie es mit der Geistlichkeit steht, von welhem Geiste sie beseelt ist, und ob es nicht nôthig seyn möchte, sie, nicht als Geistlichkeit, sondern als Beamten - Klasse zu vereidigen. Es

Berlin, Sonnabend den 9ten Oktober

1830.

heißt, daß. der Klerus sich weigere, der neuen Ordnung der Dinge beizutreten, und daß er dazu erst eine ultramontane Aufforderung erwarte. Dies ist ein Gegenstand ernsthafterer Besorgnisse, als die Versammlungen einiger Bürger. Man föônnte alsdann auch untersuchen, ob es angemessen sey, jene Masse von Congregationen, womit unser Boden überschwemmt ist, beizubehalten, und ob man nicht die durch sie beraubten Erben in ihre Güter wieder einseßen müsse Es giebt bei uns Zeitangen, worin Grundsäße verkündigt werden, die Fränfkreich in Fesseln schlagen follen; man erinnere sich eines in dér Gazette erschienenen Schreibens. Es sind Schriften vertheilt worden, worin behauptet wird, daß das Recht der Legitimität höher als alle Úbrigen Rechte stehe. Mehrere andere Details übergehe ih mit Stillschweigen; ih habe genug gejagt, Um zu zeigen, wie viel Stoff zur Beunruhi- gung der Gemüther vorhanden ist... . Lassen Sie uns übrigens wohl bedenfen, m. H., daß, so oft sich noch Meinungs: Verschie-

denhciten unter uns offenbarten, wir auch immer aus dem Munde

unserer Feinde die mit heimlicher Freude gesprochenen Worte vernommen haben : sie eilen ihrem Verderben entgegen! Wir werden uns aber nicht entzweien, am allerwenigsten wenn um uns herum der Dâmon der Zwietracht die Fackel schwingt

und in einem Nachbarstaate der Bürgerkrieg wüthet ; ich baue

¿n dieser Hinsicht auf den Patriotismus des Volkes und des Königs.“ Herr Dupin der Aelt. sagte unter Anderm : ¿Diskussionen von der Art, wie Herr Mauguin sie veran- laßt hat, fôunen das Laud nur auftlären?' Der Urheber der Proposition, womit wie uns in diesem Augenblicke beschäfti- gen, hat dasjenige, was das ¿Ministerium gethan hat, mic demjenigen, was es, seiner Meinung nach, hätte thun sollen, verglichen. Er thut uns Unrecht, wenn er behauptet, daß das Ministerium der Meinung sey, die Revolution müsse sich auf den Hof und eine Aenderung der Charte beschränken ; man darf aber auch nicht glauben, daß diese Revolution das ganze gesellschaftlice Gebäude ershüttern müsse Wir werden mit dem Auslande feinen Krieg haben. Was die Volks - Gesellschaften betrie, so haben allerdings die Bürger das Recht, sich zu vereinigen ; aber die Kaufleute und Fabris- kanten haben ebenfalls ihre Rechte. Mann fkann es Niemanden wehren, um Mitternacht Lärm zu machen, aber den Nachbarn fann - man es eben so wenig verdenfen, wenn sie um - diese Zeit schlafen wollen. Nicht die Regierung, die Einwohner haben sich den Volks- Versammlungen widerseßt. Dergleichen Vereine scheinen mir übrigens eben nicht gefährlih, wenn dic Mitglieder derselben Männer von Verdienst und guter Gesinnung süid; aber ei- nige Individuen wollen sich durch die Uebertreibung ihrer Grundsäße einen Namen machen. Forscht man nach den Gründen ihres Benehmens, so trifft es sich auch wohl,“ daß man in der Tasche eines solchen Republikaners eine Bitt- shrift findet, worin er um eine Präfektenstelle anhält. Jch wiederhole es : solche Gesellschaften scheinen mir nicht gefähr- lich, Eben so wenig wundre ich mich über die Tendenz einer andern Gesellschaft , welche die Gemeinschaft der Güter pre- digt; die etwas leichte Kleidung der Mitglieder derselben erflärt diese Ansicht hinlänglich.“ Hr. Dupin , dessen. Rede mehrmals großes Gelächter erregte , y e mit der Versiche- rung, daß das Ministerium einiges Gute gethan und viel Bôses verhindert habe, und daß es keine Untersuchung scheue. Nach einigen Bemerkungen des. Hrn. Audry de Puy- raveau, welcher die Kammer zur Eintracht ermahnte, indem jeder Zwiespalt nur den Absolutisten zu Gute komme, ließ Hr. Levêque de Pouilly sich gegen die Klubs vernehmen und stimmte gegen den Antrag des Hrn. Mauguin. Der Graf Alex. v. Laborde meinte, er wisse sehr wohl, daß das Ministerium aus 11 talentvollen Personen bestehe; eben dies sey aber auch vielleiht der Grund, weshalb sie die Dis- fussionen so sehr in die Länge zögen. Gegen das Talent,