1830 / 282 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 11 Oct 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Die provisorische Regierung hat am 1. Oft. beschlossen, daß die vor ihrer Bildung ‘bestandenen Steuern, mit Aus- nahme der Schlachtsteuer, bis dahin, daß das Finanzsystem mit den Gesinnungen der Regierung und den allgemeinen Landes - Interessen in Einklang gebracht werden fônne, fer- nerhin bestehen und erhoben werden sollen.

Der General-Lieutenant Trip hat den Herren v. ‘Pot- ter, Rogier, S. Vandeweyer und Graf Felix v. Merode, die als Mitglieder der provisorischen Regierung den Aus- tausch von Gefangenen in Vorschlag gebracht hatten, ange- zeigt, daß diejer Austausch nicht nah Jndividuen, sondern nur in Masse geschehen könne; das Lehtere ist von der pro- visorischen Regierung abgelehnt worden.

Ein Volkshaufe hat vorgestern ein dem Hrn. Meeus ge- hôriges Haus zersidren und plündern wollen , vorgeblich weil derselbe Waffen verborgen und den Königl. Truppen ausge- liefert haben soll. Hr. v. Potter zerstreute jedoch den Volks- haufen, und auch der Courrier des Pays-Bas bemüht sich jekt, zu beweisen, daß die Anschuldigung gegen Herrn Meeus ungegründet sey.

Irn Beiseyn der Mitglieder der provisorischen Regierung, | ( Auftritte vorzubeugen, die nöthigen Anordnungen in Betreff

der Freiwilligen von Lüttich, Fleurus und andern Städten, so wie der aus‘Paris hier angekommenen Belgier, is gestern von einem Theile der hiesigen Geistlichkeit der Kirchhof auf dem St. Michaels-Plabe, wo die in den Belagerungstagen Gebliebenen eingeweiht wurden, fkonsekrirt worden.

Heute hat in der St. Gudula- Kirche eine Feier stattge- funden, der abermals sämmtliche Freiwillige beiwohnten ; die von Brüssel haben eine gleichmäßige und zwar die Jäâger- Uniform angelegt.

Es wird jeßt ein zu der Brüsseler Bürgergarde gehöri- ges freiwilliges Jäger-Corps gebildet, als dessen Chef sich der Marquis von. Chastelier bekannt gemacht hat.

Ypern hat sih, wie man vernimmt, der Sache der Re- hellen angeschlossen.

Die typographische" Anstalt, welche unter dein Namen fonderie et imprimerie normale hier bestand, ist für Staats- Eigenthum erklärt worden.

Es ist eine strenge Polizei-Verordnung- wegen unverzúg- licher Anmeldung der hier sich aufhaltenden Fremden befannt gemacht worden.

Lúttich, 4. Oft. U zum Gouverneur der Provinz Lüttich ernannte Herr v. Sauvage hat an die Verwaltungs -Beamten derselben ein Rundschreiben erlassen , worin er ihnen anzeigt , daß in der bisher bestandenen Verwaltungsform nichts verändert wor- Le ‘es daher ihre Pflicht sey , dieselbe gewissenhaft zu efolgen.

Gestern sind zwischen dem Befehlshaber der hiesigen Jn- surgenten und dem Kommandanten der Citadelle, General van Boecop, Unterhandlungen angeknüpft worden ; heute Morgen schickte der Leßtere deswegen einen Adjutanten nebst zwei Ordonnanz-Offizieren der Bürgergarde an den General- Kommandanten von Mastricht ab. |

Der Altonaer Merkur meldet in einem Schrei- ben aus Amsterdam: „Es zeigt. sich jeßt deutlich, daß schon seit Jahren in Brabant ein gefährlicher Plan angelegt wor- den, daß der König selbst in seinem Pallaste von Verräthern und Verrätherinnen, die daran Theil genommen, umgeben gewesen ist. Der abgegangene Minister van Maanen hat dem Könige mehr als einmal, was erfolgt ist, vorausgesagt, doch dieser es nie glauben wollen. Er hat den Gedanken nie fassen fönnen, daß die, welchen er in mancher Hinscht das e eile der nôrdlihen Provinzen aufgeopfert, ihm seine

ohlthaten mit Verrath vergelten würden, und dies für unmöglich gehalten. Daher waren die Belgier so erbittert gegén van Maanen; sie wußten, daß dieser Mann, wenn auch nicht in ihre Geheimnisse eingeweiht , sle doch durh- schaute. Die Wahrheit wird dereinst aus Tageslicht kommen, und man wird gewahr werden, daß das Ganze ursprünglich von katholischen Geistlichen angelegt und ausgearbeitet wor- den. Kein Zweifel, daß dasjenige, was jeßt in Belgien vor- eht, am Ende zum Nachtheile der Verräther und Rebellen elbst ausfallen wird; inzwischen haben sie vorläufig ihr eige- nes Vaterland verwüstet- und. das Vermögen von tausend Unglücklichen zerrütter. Das Hauptquartier des Prinzen Friedrih ist in diesem Augenblicke nah ‘Antwerpen ver- legt, wo es vorläufig bleiben wird. Sowohl er, wie frü- - her der Prinz von Oranien, sind auf eine verrätherische Weise

in Brüssel hineingelockt worden. Beide sind dem Verderben sehr nahe gewesen. Man wird vorläufig ganz defensiv zu Werke gehen. An Geschäfte wird nicht gedacht. Der Fall in den Fonds ist beispiellos gewesen. Was noch vor vier Wochen 60 stand, steht 40; andere Effekten sind von 90 auf

Der von der provisorischén “Régie- -

53 gefallen ; danach fann man sich den Zustand unserer Börse denten. Viele verlieren ihr ganzes Vermögen; dennoch Haber: wir bis zu dieser Stunde auch nicht eine einzige Fallite von angesehenen Häusern; ein Beweis, daß ein guter Geist hier herrsht und man lieber den leßten Heller hergeben, als si auf eine unredliche Weise mit seinen Gläubigern abfinden mag. Lange darf der Zustand indessen so nicht bleiben. Es heißt hier, daß man auf ungewöhnliche Maaßregeln be-

dacht ist.// Deutschland.

Stuttgart, 5. Oft. Am 28sten v. M. wurde das landwirthschaftliche Fest zu Kronstadt in Gegenwart Jhrer Majestäten des Königs und der Königin auf die bisher üb- liche Weise gefeiert. Jede Wiederholung dieses Festes beur- fundet die allgemeine Theilnahme an diesem Jnstitut; noch nie, seit seiner Entstehung, hatte sich eine solche Menge von Zuschauern bei demselben eingefunden.

Mannheim, 3. t, Gestern Abend ist hiér ‘die öffentliche Ruhe durch Uebelwollende auf einige Zeit gestört worden. Heute ist deshalb eine Bekanntmachung des hiesi- gen Magistrats erschienen, worin, um der Wiederkehr solcher

des zeitigen Schließens der Wirthshäuser, Jnnehaltens der Kinder und Lehrjungen in den spätern Abendskunden, u. st. w. getroffen und zugleich die Einwohner daran erinnert werden, daß es bei einem solchen Vorfalle die Pflicht eines jeden Wohlgesinnten sey, zur Wiederherstellung der Ruhe nach allen Kräften mitzuwirken, nicht aber, wie man mit Leidwesen am gestrigen Abend bemerkt habe, sich aus bloßer Neugier zu den Ruhestdrern zu gesellen und somit den gegen diefe zu ergrei- fenden Maaßregeln ‘hinderlih zu seyn.

Darmfsadt, 5. Oft. Ein gestern erschienenes Extra- blatt der hiesigen Zeitung giebt die beruhigende Versicherutig, daß die Jnsurrection, welche einige Tage lang die ‘Provinz Oberhessen in Unruhe versebr hatte, völlig gedämyft ist. Auf die Nachricht von den von allen Seiten heranziehenden Mi- litair-Kolonnen haben sich die Jusurgenten gänzlich zerstreut, und die Großherzoglichen Truppen haben nichr die Genugthu- ung gehabt, auf eine Masse von Rebèllen zu stoßen. Das Hauptquartier Sr. Hoheit des Prinzen Emil war gestern in Nidda, wo Derselbe, als im Mittelpunkt der Provinz, vor

“der Hand verweilen wird. Es sind bereits die nôthigen

Angrdnungen getrofssen worden , damit, die Rechtspflege und der Gang der Verwaltung feine Störung erleide , damit die zerstörten öffentlichen Gebäude wiederhergestellt oder ,-. wo dies nicht schnell genug möglich ist, vorläufig andere gemie- thet, daß die ôffentlichen Behörden auf ihre Posten zurückge- chickt und die Zollerhebung überall wieder in regelmäßigen Gang gebracht werde. Auch sind alle thunlichen Einleitungen zur Beseitigung der Nachtheile, welche mit der Vernichtung der öffentlichen Papiere verbunden sind, ‘getroffen und wege der erforderlichen Untersuchung der stattgehabten Ruhestôrun- gen bereits gestern die geeigneten Maaßregeln genommen worden. ' i ; Die hiesige Zeitung enthält im neuesten Blatte ausführ- liche Nachrichten über die Bewegungen der auf die Nachricht von den erfolgten Ruhestörungen in Oberhessen am 30. Seot. und 1sten d. M. dahin abgesandten Truppentheile; am Schlusse des Artikels heißt es: „Es ist übrigens erfreulich, den Einklang zu sehen, mit welchem die Deutschen O bei dem ersten Rufe von dem Ausbruch einer Empdôrung in Deutsch- land handeln. So sind bereits Großherzoglich Badische Trup- pen, um gegen die Rebellen verwendet zu werden, an der diesseitigen Gränze: angekommen, deren Hülfe indessen bei der bereits wiederhergestellten Ruhe nicht erforderlich ist. Auch haben Se. Majestät der König von Wärtemberg einen Jhrer Adjutanten mit einem eigenhändigen Schreiben an des Groß- herzogs K. L abgeschickt, worin Sie zu gleichem Zwecke ein bedeutendes Truppencorps anbieten. Die Bewohner von Deutschland werden hieraus die beruhigende Ueberzeugung schöpfen, daß alle weiteren Versuche zur S der ôffent- lihen Ruhe in Deutschland gleiches chicksal haben werden, wie der so eben gescheiterte Plan einiger Unruhestifter an den Gränzen des Großherzogthums Hessen.‘

Jn der gestrigen Sißung der zweiten Kammer der Land- stände wurde nächst mehreren anderen Verhandlungen eil Erlaß des Geheimen Staats - Ministeriums vorgelegt , worin dasselbe die Stände von der Publikation des Au ruhr - Ge- seßes in einigen Gränz- Distrikten der Provin Ober ?: Hessen in Kenntniß seßt. Hierüber bemerkte der Präsident der Kam- mer: ¿„Die so eben verlesene Verordnung, welche die Staaté- Regierung, ermächtigt durch dén Akt. 73 der Verfassungs Urkunde , erlassen hat, und die weiter von ihr ergriffenen Maaßregeln werden zuverlässig die Ruhe schnell wieder her-

stellen, welche in einigen Gränz-Bezirken der Provinz Ober-

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Hessen auf eine höchst traurige Weise gestört worden ist. Be- deutende Kraft. - Entwickelung war um |o nôthiger , als eine unbegreifliche Muthlosigfeit einige sonst wohlgesinnte Gemein- den überfallen und. zur Theilnahme an den Freveln einge- drungener Jusurgenten verleitet hatte. Jch kann nicht um- | hin, öffentlich der Staats - Regierung den größten Dank für die entwickelte Energie und dic getroffenen höchst zweckEmäßi- gen Maaßregeln auszudrácfen , und ich lebe in der angeneh- men Ueberzeugung, daß die sämmtlichen Mitglieder der Kam- mer meine Anfichten und Gefühle theilen werden.“ Die Kammer erklärte einstimmig und durch Acclamation ihre voll- fommcne Uebereinstimmung mit dieser Aeußerung ihres Prà- sidenten. L N. Das Nameusfest Sr. Majestät des

Mailiz, A Qt.

Kaisers von Oesterreich gab gestern unserm Gouverneur,

Herrn Herzog von Käártemberg Königl. Hoheit , Veranlaf- |

sung, bei einer glanzvollen Tafel sämmtliche Civil - und Mi-

Central-Kommission, zu vereinigen, bei wetcher mit Herz und Sinn dem Allerhöchsten Wohlseyn. des allverehrten Monar- chen ein dreifacher Toast gebracht warde. Auf Veranstaltung Sr. Hoheit wurden auch an diesem festlichen Tage 200 Arme hiesiger Stadt mit einer vollitändizen Mahlzeit und Wein bewirthet. A

Gotha, 8. Oft. Die hiesige Zeitung meldet aus Áltenburg vom 2en d.: ¿Der Herzogl. Geheime - Raths- Prásident 2c., F- C, A. von Trúbschler, har auf sein wieder- holtes Gesuch die Entlassung von seiuen sämmtlichen Aemtern erhalten, jedoch hat sich Se. Durchl. der Herzog ‘vorbehalten, „bei besonders wichtigen Angelegenheiten den Beirath eines so bewährten Dieners einzuholen.‘ Herr von Trüßschler ist 80 Jahre alt , war 59 Jahre im Staatsdienste und hat sich um das Glück und die Wohlfahrt des Landes unvergeßliche, allgemein anerkannte Verdienste erworben. Als Dirigent 1m geheimen Ministerium folgt ihm der Geh. Rath von Braun. Die zweite Stelle im Ministerium, jedoch mit Dispensation von den laufenden Geschäften, hat der Geh. Rath v. d. Ga- Helenz erhalten, die dritte der zum Geh. Konferenz-Rath und in den Adelstand erhobene bisherige Geh. Legations - Rath Wústemann, die vierte der Geh. Konferenz-Rath Hermann.“

H enterr.ei G. |

Wien ; 5. Hft. I ) Fest unsers Allergnädigsten Monarchen wurde hier in -der Hauptstadt und in allen Theilen der Monarchie mit den im- nigsten Gefühlen der Freude begangen. Nächst der kirchlichen Feier wurden insbesondere auch von den Bewohnern der Hauptstadt mannigfache fromme Speuden veranstaltet. Abends

wurden in den Schauspielhäusern bei besonderer Beleuchtung des

außern Schauplaßes das stets mit erneuten Gefühlen vaterlän- discher Freude vernommene Voltslied: „„Gott erhalte Franz den Kaifer!// abgesungen und von dem ‘san ten Publikum mit den lebhaftesten Aeußerungen der innigsten Theilnahme begleitet. S Are : Der Courrier de Smyrue meldet in einem Schrei- ben aus Konstantinopel vom 26. August: ¡Am 23sten d. M. hatte der Kaiserl. Russische Gesandte in seinem Pal- {aste zu Bujufdere eine Zusammenkunft mit einigen Ministern der Pforte. Schon am 12ten und 13ten hatten ähnliche Konferenzen stattgefunden , denen der Béylifdschi, Direktor der Staats- Kanzlei und Abgeordneter des Reis - Efendi , der “Ametdschi oder Secretair der auswärtigen Angelegenheiten, der Pforten - Dolmetsch und Nedgib - Efendi , derselbe, der Halil - Pascha als Gesandtschaftsrath nah St. Petersburg begleitete und dort in die olitischen Geschäfte eingeweiht wurde, beiwohnten. Nicht ohne einiges Erstaunen hat man zum- erstenmale Ottomanische Minister sich nach dem Hotel eines fremden Ministers begeben sehen, um dort Konferenzen zu- halten. Die Annalen der Türkischen Diplomatie bieten fein Beispiel dieser Art dar. Der Gegenstand dieser Zusam- menfünfte sind, wie man allgemein glaubt, die Distrifte, welche mit Servien vereinigt werden sollen. Alle Schwierig- Feiten , die dieser Punft des Vertrages von Adrianopel an- fangs bei seiner Ausführung fand, glaubt man nunmehr zur Zufriedenheit der betheiligten Parteien beseitigt. Seit einigen Tagen trifft man Anstalten zu einer großen Revue, die in der Ebene von St. Stefano stattfinden soll und zu welcher die Gesandten der vier großen Mächte Einladungen erhalten werden. *) Die Truppen , aus 16 Bataillonen mit 36 Stuck Geschüß bestehend, werden unaufhörlih geübt. Um den Glanz dieser Revue zu erhöhen , hat der Sultan befoh- en, daß die Esnafs/, oder die Corporation der Gewerke, sich

*) Vergl. Nr. 279. der Staats-Zeitung.

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Das gestern eingetretene hohe Namens--

zahlreich versamméel-

dorthin, begeben und ihre Waarenlager unter Zelten auslegen soll. Die Anzahl der Zelte wird - sich auf 20,000 belaufen. Dieses militairische Fest wird nah der Feier des Mewlud oder der Geburt des Propheten stattfinden, die der Großherr am 12cen des gegenwärtigen Monats im alten Sommer- Pallaste Beschicktasch ohne großen Pomp zu begehen gedenft.‘“

JInland.

Berlin; 10. V Aus Düsseldorf wird unterm Zten d. gemeldet: Gestern gegen Abend trafen Jhre Königl. Hoheiten der Prinz Albrecht von Preußen und Höôchstdessen Gemahlin hier ein und wurden unter Geschúlzes-Donner von der zahlreich versammelten Einwohnerschaft hiesiger Stadt mit herzlicher Freude bewillfkommt. Mit sichtbarem Wohlge- fallen empfing das hochverehrte Fürstenpaar den reinen Er- guß der innigen Anhänglichkeit der Bewohner Düsseldor\s an das Königl. Haus und alle hohen Glieder desselben, und Höchstdieselben geruhten sich hierüber gegen unjeren Herrn

sitair-Behöôrden , so wie die Mitglieder der Rhein schissfahrts- | Öber-Bürgermeister auf das huldreichste auszusprechen. Nach

der Anfunfc des Fürstenpaars im Prinzlichen Palais fand eine Beleuchtung der Hofgarten-Alleen statt ; auch wurde ein Feuerwerk mit allegorischen Darstellungen . abgebrannt. Mir erfreuen uns noch des Glúcfes, das theure Fürstenpaar in unsexer Mitte zu besißen. Dasselbe wird erst morgen früß die Reise fortseßen.

Ueber die Cholera-Epidemie, welche vom Herbste 1829 bis zum Frühlinge 1830 im Orenbur.gschen

Gouvernement geherrscht hat. M

Während in diesem Augenöblicke die Cholera , welche seit mehreren Jahren von Asien her die Europäischen Länder und zunächst Rußland bedroht, im Süden desselben namhafte Ver- heerungen anrichtet und in shnellem Vorschreiten nach Nor: den und Osten begriffen zu seyn scheint, hat die oberste Me- dizinal - Behörde des Russischen Reichs die Ergebnisse der ob-

genannten Epidemie in einem eigenen Werke bekannt gemacht, dessen Titel folgender ist : Sammlung der Aktenstüce und Beobachtungen, welche sih auf die Cholera beziehen, die am Ende des Jahres 1829 und am Anfange des Jahres 1830 im Orenburgschen Gou- vernement geherrscht hat, herausgegeben von dem _Medizinal-Rathe, 1830. St. Petersburg, in der Druk- ferei des medizinischen Departements des Ministeriums des Junern, 1830. 290 S. 8. -

Indem gewiß nicht nur alle Aerzte - sondern die ganze gebilde Welt die Núsblichkeit dieser dffentlihen Mittheilung anerfennen und sich jener hohen Behörde zu lebhaftem Danke verpflichtet fühlen werden, 10 dürste denno die in Russi- scher Sprache erschienene Schrift außerhalb Rußland. nicht ganz den zu hoffenden Nußen gewähren, wenn sie nicht in andere allgemeiner bekannte Sprachen übertragen wird. Hier- durch veranlaßt, diese Schrift baldigst ins Deutsche zu über- seßen und dieselbe mit einigen literarischen Zusäßen zu ver- | sehen, theile ih hiermit vorläufig die allgemeinsten Ergebnisse derselben dem Deutschen Publifum mit.

Die Krankheit zeigte sich zuerst den 26. August a. St. 1829 in Orenburg selbst und zuleßt den 6. Februar 1830 im Dorfe Masina. Die Zahl der Erkranften betrug: 3590. Hiervon genasen: 2725; es starben 865. Man fann also sagen, daß nach Maaßgabe der Furchtbarkeit des Uebels. die angewendete Heilmethode als sehr erfolgreich angesehen wer- den darf. Eine Charte, welche ih auch der Ueberseßung beizugeben gedenke, macht die allmálige Verbreitung des Uebels: sehr anschaulich. :

Aus der Gesammt i b en und Ansichten zieht der Med / nao / e für Q A :

ichtansteckéung, so wie sür die ganz / tur des Uedeie ‘und die passenden Mittel, von großer -Wich- tigkeit sind: O 2

y i Die in Orenburg zur gedachten Zeit herrschend ge- wesene Krankheit war in der That die Cholera.

2) Die wichtige Frage ob die Krankheit in Orenburg selbst entstanden oder aus der das Orenburgsche Gouverne- ment von den Kirgisischen Steppen trennenden Gränzscheide eingeführt worden sey, ist, troß aller sorgfältigen Nachfor- hung der örtlichen Behörde unentschieden s D

3) Die andere Frage aber , welche von fast eben \o gro-

er Vichtigkéit ist, ob nämlich die Krankheit ansteckend jey, ist jekt weit mehr erläutert als die erste. Nach den ersten Beobachtungen, wie insbesondere aus der (in dem Werke selbst ausführlich mitgetheilten) Beschreibüng des Stabsarz- tes Sofolow hervorgeht, kônnte man schließen, daß die Cho-