1830 / 288 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

2:2 wahren, jene Pseudo - Politik aber denen zu überlassen , die fein anderes Mittel haben, um sich Wichtigkeit zu verleihen. Der Herzog ist ohnehin für die Aeußerungen , die er jeinem Eide der Treue gegen Ludwig Philipp voranschickte, übel be- lohnt worden. Man spricht von einem nicht sehr freundlichen Briefe, den Karl X. in dieser Beziehung an ihn gerichtet haben soll.‘ /

“Der Kriegsminister hat an die Offiziere der chemaligen Kaiserlichen Garde, welche Napoleon nah Elba begleitete, geschrieben, um sih von ihnen nähere Angaben über die Dauer ¿hres Dienstes, über das Corps, bei dem sie gestanden, jo wie über die Zeit zu erbitten, seit der sie von der Armec-Lisie ge- strichen worden sind. Auck hat er dieselben aufgefordert, ihm

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eine Namensliste dex Soldaten einzureihen, die zu dem

Garde-Bataillon auf der Jnsel Elba gehörten, und dieselbe - lich erzählte es die ärgsten Unwahrheiten hinsichtlih des Be-

| nehmens der Holländischen Truppen ; allein ich habe mich bei

mit Notizen über die gegenwärtige Lage dieser Soldaten zu verjehen.

Der Erzbischof von Avignon, Graf Morel de Mons, |

ist auf seiner Rúckffkehr von Nizza am ten d. M. am Schlag- |

flusse gestorben; er wurde im Jahre 1752 zu Aix geboren und 1805 mit der erzbischöflihen Würde befleidet.

Herr Mimaut, ehemaliger Französischer Konsul zu Ve- nedig und Verfasser einer Geschichte Sardiniens, ist in seiner Stellung als General-Konsul z1 Alexandrien, die er heit zwei Jahren provisorisch bekleidete, definitiv bestärigt worden.

Der Banquier Vassal, den man seit cinigen Tagen hier | lich verfaufen. Man besorgt allgemein einen neuen An- tigt sich mit den Vorbereitungen zu einer Ausgleichung mit / grisf der Königl. Truppen und ein Bombardement der Stadr.

: Viele verbergen ihre Kosibarkeiten in den Kellern oder ver-

| graben fie.

vermißte, ist in seine Wohnung zurückgekehrt und beschäf-

seinen Gläubigern.

Die Strafe des jungen Dichters Raynal, der wegen wiederholten Diebstahls auf sechs Jahre zu den Galecren verurtheilt war und zu dessen Gunsten sich Berenger vor einem Jahre als Zeuge vor dem hiesigen Civil-Gerichte ver- nehmen ließ, ist in fünsjährige Cinschließgung in eine Besse- rungs-Anstalt- verwandelt worden.

Aus Algier schreibt man unterm 18ten d. M.: Ge- neral Clausel chit morgen eine aus dem Jngenieur - Capt- tain Guy, den Lieutenants Lugan und Berthier, dem Vice- Konsul Thieri, einem Dolmetscher und drei Arabern bestehende Militair - Koramission auf Kriegsschiffen nah Bona ab; eine ähnliche Kommission wird sich nah Oran begeben.

Großbritanien und Jrland.

London, 9. Oft. Vorgestern verließ der Herzog von

Cambridge den Landsiß des Herzogs von Gloucester, wo der- Cu

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: die unverweilte Entrichtung der Rücfstände anbefohlen. Das

Brüsseler Volk fängt an, sich zu fragen, was es mit der Brüsseler Revolution gewonnen? Vorigen Montag drohte der Pöbel, das Hotel de Villé zur Nachtzeit anzuzünden, weshalb die ernstlichsten Vorkehrungen getrossen wurden. An demselben Tage trafen gegen 200 Franzosen hier ein. Auf ihren Hüten befanden sich die Worte: Volontaires Pari- s1ens‘“, und úber denselben das Sinnbild eines Todtenschä- dels úber freuzweis gelegten Gebeinen gezeichnet. Sie stell- ten sich auf der Place-Royale in Reihen auf, und erhielten daselbst ihre Quartier - Billetts. Wenn eiue Beschränkung der Presse zu rounschen bliebe, so möchte man durch den \{nöden Mißbrauch derselben im Courrier des Pays - Bas dazu veranlaßt werden. Dieses aufrährerische und böswillige Blatt ist nichts als ein Gewebe von Lug und Trug. Kürz-

den Einwohnern sorgfältig erfundigt, und alle geskhen ein, daß die Truppen sich freundlich und menschlih benommen haben. Alles Brennen und Plundern ging von den Brüsse- lern selbst aus. So wurden die dem Banquier Meeus gehdrigen Häuser am Schaerbecéer Thor erst gänzlich ausgeleert und daun angezündet. Zwei derselben, die von Englischen Fami- lien bewohnt waren, liegen in Trümmern. Jch sah mehr

als 400 Männer und Weiber zwei Tage lang ungehindert

selbe sich cinige Tage aufgehalten hatte, und stattete Z-5. |

Majestäten in Brighton einen Besuch ab. s Hr. Ch. Grant ist von einer großen Anzahl einslußreicher Bewohner von Liverpol eingeladen worden, sih zur nächsten

Wahl zum Parlaments - Kandidaten sür genannte Stadt zu }

nielden. Dieser Beschluß hat großen Eindruc gemacht, und man ist nicht wenig auf Herrn Grant’s Antivort gespannt. In der Dubliner Abendpo s liest man:

Wappenherold des Jrländischen Hauses der Gemeinen, dazu

Oel aus dem Speicher des Herrn Meeus stehlen und öffent-

Mittlerweile roerden beständig neue Werfe zur Vertheidigung der Stadt errichtet.“

Gestern fand man an den Thüren der hiesigen Franzô- sischen Gesandtschafts-Kapelle folgende Bekanntmachung ange- schlagen: „„Die dermalen nicht mehr unter dem Schuß der Französischen Regierung stehende Kapelle fann fkfünftig nur durch Unterzeichnungen und Geschenke des Katholijchen Pu- blikums erhalten werden. Man hofft übrigens, daß auch Personen, die nicht unterzeichnen, zu den Kollekten, die bei den an Sonn- und Feiertagen, am AÄschermittwoch und in der Char-Woche zu haltenden Messen veranstaltet werden sollen, belicbig beitragen werden. Die Sigte, die seit 30 Jahren ur Benußung der katholischen Glaubensgenossen unentgeldlich iben während welcher Zeit die Kapelle vom Hause Bourbon erhalten wurde, werden jest nach dem Sturz ihrer Königl, Beschüßer zum Besten der Kapelle und ihrer Geist- lichfeit vermiethet werden.“ Jn nur wenigen Stunden nach dieser Bekanntmachung waren bcinahe alle Siße von Herren und Damen zu verschiedenen Preisen gemicthet worden.

Nat eder landbeæ, Aus dem Haag, 11. Oft. Se. Königl. Hoheit der

i Prinz Friedrich ist vorgestern nach Antwerpen zurückgekehrt.

„„Wie wir | vernehmen, werden die Freunde des Herrn Sheil eine Bitt- permanente Kommission des Amortisations - Syndikates er- schrift gegen die Erwählung des Herrn M'Clintocé als Par- ; lamcntsglied abfassen, weil derselbe, wegen seines Amtes als ; sters befindlichen 5 Millionen Gulden 47proc. Schuldscheiue des Amortisations -Syndifkfates, so wie ein Kapital von 50

unfähig ist. Durch die Unions - Akte wurde das Jrländische :

Parlament nicht aufgehoben, sondern mit der Ober-Gesebge- | b 1 men der Direktoren dieser Bank umschreiben zu lassen.

bung vereinigt uud derselben inforporirt. Herr M'’Clintock

ist noch bona fide Beamter des Hauses und darf daher kein ; j ; Zinsen tragende Anleihe eröffnen, die binnen zwei Jahren,

Mitglied" desselben seyn. Wird seine Wahl beseitigt, so muß eine neue stattfinden. Ergiebt sich bei einer Wahl voi i- ten der Wähler ein Mangel, so wird der Kandidat, der dann die meisten Stimmen hatte, zum Mitgliede des Hauses

Durch Königl. Beschluß vom gestrigen Tage wird die

mähtigt,- die bei demselben zur Verfügung des Finanz-TNini-

Millionen wirklicher zinstragender Schuld, bei der Niedzerlán- dischen Banf in Amsterdam zu deponiren und auf den Na- Ge- gen diese Deponirungen soll der Finanz-Minister eine 57 pCt.

vom 1. Márz 1831 an gerechnet, rückzahlbar seyn und nah deren Tilgung die bei der Bank deponirten Effekten. wieder zurückgeliefert werden sollen.

erflárt; ‘in diesem Fall aber fállt der Mangel ganz dem |

Kandidaten zur Last, und die Freisassen, die ihn erwähl- ten, sind zu einer neuen Wahl berechtigt.“

Es heißt, daß die Staats - Revenüe im abgelaufenen Vierteljahre ungefähr 500,000 Pfd. weniger betragen hat, als die des entsprechenden Quartales vom Jahre 1329.

Der Courrier enthält ein Privatschreiben aus Brüssel vom 4. Oft, in welchem es heißt: „Brüssel wird fortwäh- rend von Bewaffneten aus allen Umgegenden überschwemmt ; úber 15,000 befinden fich jeßt in der Sradt bei den Einwoh- ‘nern einquartirt, die ihnen Unterhalt liefern müssen. So lange dies dauert, wird es vielleicht möglich seyn, gröblichen Excessen vorzubeugen ; sobald aber die Mittel ausgehen, dürf- ten die furchtbarsten Folgen eintreten. Daß dies bald der Fall seyn wird, leidet feinen Zweifel, weshaib Alle, die ihre Häuser verlassen können, die Flucht ergreisen. Jun dér hal- ben Stadt sind daher die Häuser verschlossen und verddet. Die provisorische Regierung hat das einstweilige Fortbestehen “der ‘unter der Königl. Regierung erhobenen Steuern und

Durch einen andern Königl. Beschluß sind die in Hin- sicht auf die Fremden - Polizei bestehenden Verorduungen be- deutend geshärft worden. Jeder Fremde muß binnen sechs Stunden nach seiner Ankunft der Polizei Behörde des Orts angemeldet werden. Verdächtige Personen, die aus den aus- rúdrerishen Provinzen kommen, sollen sogleich festgenommen werden fönnen; jedoch muß spätestens binnen Zmal 24.St. ihre Auslieferung an die Ober - Behörden und demnächst auch ihr Verhör erfolgt seyn.

Der General-Major v. Boecop, zuleht Befehlshaber der Citadelle von Lüttich, ist hier angekommen. Unsere Blät- ter melden in diesem Bezuge: „Der General hat si dur Mangel an Lebensmitteln und auch, wenn man will,

" durch die Entdeckung eines Komplottes unter den Belgischen

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Soldaten, die si bei seinem Truppen-Corps befanden, genÖ- thigt gesehen, die Citadelle durch Capitulation zu übergeben. Er ist mit den Holländischen Truppen, so wie mit Wassen und

, Beilagé

2217 Beilage zur Allgemeinen Preußishen Staats-Zeitung X 288.

Bagage utid mit drei bespannten Feldstücken, ausgezogen, und sind diese auch bereits in Mastricht angekommen.‘

Se. K. H. der Prinz Friedrih hat das Kommando der Königl. Truppen folgendermaßen vertheilt: Die gesammte im Felde stehende Jnfanterie wird von dem General - Lieute- nant Cort-Heiligers befehligt; unter demselben wird der Ge- neral-Majór Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar die erste Division- fommandiren, welche aus zwei Brigaden besteht, von denen die erste sih unter scinem unmittelbaren Befehle und die andere unter dem des Obersten Reuther befindet. Die dritte Brigade wird der General - Major de Favouge führen. Die aus zwei Brigaden -unter den Befehlen der General-Majore Post und Boreel bestehende Kavallerie - Di- vision wird der General-Lieutenant Trip v. Zoutland fkom- mandiren. Die Artillerie endlih wird unter dem Ober -Be- fehle des Obersten List stehen. -Diesem zufolge nehmen der General- Lieutenant Cort - Heiligers und der Generai - Major v. Favouge ihr Haupt- Quartier in Mecheln, der General- Lieutenant Trip, die General-Majore Herzog Bernhard von Sachsen - Weimar und Post, so wie die Obersten Reuther

und List, das ihrige in Antwerpen und der General - Major | l | und daß er und de Potter sich (wie bereirs gemeldet ) bei

Boreel das seinige zu Waarloos.

Im Falle die Königl. Armee zum. zweitenmale Brüssel |

cinschließen sollte, sind die meisten vornehmen Einwohner entschlossen, die Stadt zu verlassen. Von den Fremden, die chemals Brüssel belebten, sieht man keine Spur mehr, und es dúrften 50 Jahre hingehen, bevor Brüssel sich wieder er- holt ; vielleicht wird es nie wieder zu der Blüthe gelangen, in der es vor dieser unseligen Revolution stand. j Antwerpen, 10. Oft. Hier ist folgende Proclamation erschienen; „Wir Wilhelm, Prinz von Oranien: Jn Be- tracht des Königl. Beschlusses vom ten d. und namentlich des Art. 4 desseiben, um den Geschäftsgang der Angelegen- heiten zu beschleunigen, nah Vernehmung der Berichte der Unserer Regierung provisorisch beigegebenen Minister und fraft der Uns verliehenen Macht, haben Wir beschlossen und beschließen: Art. 1. Die provisorish Unserer Regierung bei- gegebenen Minister sollen ein Conseil bilden und dasselbe Uns in aller Dingen mit Rath beistehen. Art. 2. Jn Unserer Abwesenheit soll der Staats-Minister, Herzog von Ursel, den Vorsib in diesem Konseil führen. Art. 3. Diejenige Korrespon- denz, die sich auf die Angelegenheiten bezieht, welche zu den Departements der Unserer Regierung beigegebenen Minister gehôren , soll zum Behufe der Berichcerstattung an das Conseil dur ihre Hände gehen. Art. 4. Die Rechnungs-, Sustiz- und Polizei-Sachen sollen im Conseil verhandelt wer-

den. Art. 5. Obige Minister sind, jeder soweit es ihn an- |

geht, mit Vollziehung des gegenwärtigen Beschlusses beauf: tragt, welcher von dem Staats-Minisier, Herzog von Ursel, fontrasignirt werden soll ‘/

Durch einen andern Beschluß haben Se. K. H. verfügt, daß alle von Hôchstdemselben ausgehenden Verfügungen in Bezug auf die Verwaltung der südlichen Provinzen von dem Minister oder- andern Chefs des Departements, dem der Ge-

genstand der Verfügung angehört, fontrasignirt seyn müssen, i Alle diejenigen Afte, die keinem be- ;

stimmten Departement angehören, sollen von dem Staats- |

um rirfsam zu seyn.

minister, Herzog v. Ursel, fontrasignirt werden.

Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien hat den Baron van den Broefke de Terbecque in die Function eines Bürgermeisters von Dendermonde, von welcher er vor eini- zen Wochen durch den Gouverneur von Ost-Flandern, Herrn van Doorn, entlassen worden war, wieder eingeseßt.

Herr van Brouckere, Mitglied der vom Prinzen von cilarten ernannten Kommission, isk vorgestern hier ange- ommen.

Man versichert, daß Se. Königl. Hoheit noch mehrere.

bekannte Belgier von Ansehen der von ihm ernannten bera- thenden Kommission beigegeben hat. Ein großer Theil der Mitglieder derselben befindet sich bereits in unserer Stadt. Gestern is eine Deputation aus Gent hier angekommen ; sie besteht aus dem Herrn J. B. d’'Hane, Mitglied der Pro- vinzial - Staaten von Ost- Flandern, dem Grafen von Hane de Steenhuyze und dem Professor von Ryckere.

„Jn Gent,// so melden Holländische Blätter, „haben 18 Mitglieder der Provinzial - Staaten von ; Flandern aus eigener Bewegung, unter dem Vorsiße des Grafen Vilain XIV., sih versammelt und die übrigen Pro- vinzial- Stände aufgefordert, sich ihnen anzuschließen. Zu-

nächst will man sih über die nöthigen Maaßregeln zur fer- nern Unterhaltung des Central-- Gefangenhauses und alsdann über die Errichtung einer Provinzial - Garde, so wie über die Mittel zur Aufrechthaltung von Ruhe und Ordnung, berathen. In Gent sowohl als in Löwen hat tie Proclamation des Prinzen von Oranien, wie es scheint, einen sehr guten Ein- dru gemacht. Besonders in Gent fehlt es niht an Wohl- gesinnten, die eine rasche und günstige Wendung der Dinge, jo wie die Herstellung der gesesmäßigen Ordnung, wünschen.“

Die neuesten Brússeler Blätter (vom 10. Oftober) melden , daß eine starke Abtheilung bewafsneter Bürger von Brússel nah Gent abgegangen sey.

Der Prinz von Oranien hat die Offiziere unserer Bür- ger-Garde sehr freundlich aufgenommen.

Vorgestern langte der Rest der Garnison von Namüúr mit General van Geen hier an.

Der Belge sagt, es seyen dem General van Halen fo viel Verdrießlichkeiten gemacht worden, daß er deshalb seinen

Posten niedergelegt ; später muß jedoch eine Versöhnung ein-

getreten seyn, denn die Brüsseler Blätter sprechen von seiner Ernennung zum General - Lieutenant mit 10,000 Fr. Gehalt,

einer Parade von Freiwilligen umarmt hätten.

Amsterdam, 8. Oft. (Eingesandt.) Der betrübende Zustand der Dinge in Belgien , dessen Ausgangspunkt noch jeßt von vielen Seiten unrichtig beurtheilt wird, veranlaßt mich zu den nachstehenden Bemerkungen, denen die Redac- tion der Staats - Zeitung, obwohl ich dieselben auch anderen Redactionen bereits mitgetheilt habe, ihre Aufnahme um se weniger versagen wird, als sich Jhr Blatt schon vor längerer Zeit berufen fühlte, dem Publikum über das Treiben der Belgischen Parteimänner in einer fortlaufenden Reihe von Aufsäbzen *) die Augen zu öffnen. Mehrere Súd-Niederländi- sche Städte gehören unstreitig, ihrer Gesinnung nah, mehr zu Frankreich als zu den Niederlanden ; diese zeigten bei der Re- volution in Frankreich augenbliclih Lust, die Umstände so zu benußen, daß es ihnen gelänge, die von ihnen gewünschten Veränderungen in den Staatsgeseben jeßt zu bewirken, sollte es auch mit Gewalt geschehen. Schon seit einigen Jahren aber war eine Partei, angeführt vom Adel und den Prie- stern, regsam gewesen und hatte nichts unterlassen, um die Gemüther gegen die Regierung aufzuheßen. Sie nannte sich selbst die Opposition, Andere nannten sie die Faction. Mit unglaublichem Eifer wurden alle Anstalten getroffen , welche diese Partei nôthig erachtete, um jekt in Brüssel den Auf-- ruhr zu erregen , der nur zu bald an vielen Orten Nachah- mung fand. Was er eigentlich durch diesen Aufruhr wolle, ivußte der große Haufen selbst niht; anfangs hieß es, das Volk habe gegen die Regierung mannigfache Beschwerden ; sobald man diese aber in Erwägung zog, sah man, daß die mei- sten derselben entweder grundfalsch waren , oder daß der Kö- nig sie schon erledigt hatte, oder daß sie von so geringer Be- deutung waren, daß man sich schämen mußte, sie mit solchem Schein von Wichtigkeit vorgebracht zu haben. Jekt und auch jeßt “erst verfiel man darauf, eine Trennung beider Theile des Reichs verzuwenden, die denn fogleich als das einzige und unvermeidliche Mittel, um die Unterwer- fung unter die Geseße herzustellen, angegeben wurde. Unterdessen blieben die Empörer aber nicht nur bewaffnet, sie breiteten sich räglich mehr und mehr aus, sie befestigten sich, ja sie mehrten felbst ihre Angriffsmittel. Es war möglich, daß das Feuer. des. Aufruhrs selbst die ruhigen Provinzen er- griff, daß es so mächtig wurde, daß Niemand es zu löschen vermochte. Konnte die geseßliche Regierung dies dulden? durfte sie es? Nein. Der König war verpflichtet, alle Kräfte aufzubieten, um dem Reiche der Gesebmäßigkeit und Ordnung zum Siege über das der Gewalt und Zügellosigkeit zu ver- helfen. Fehlt es ihm an Kräften, so wird er sich nichts vor- zuwerfen haben, wenn er that, was er vermochte. Was soll nun Europa von der Belgischen Empdrung denken? Jst es wahr, daß, wie Französische Blätter sagen, die heilige Sache der Freiheit es iff, für die die Belgier kämpfen? Kann man so gänzlich übersehen, wie wesentlich die Zustände, wel- che in Frankreich die Revolution zur Folge hatten, von dèr Lage der Dinge in den Niederlanden verschieden sind? Dort von Seiten der Regierung eine uuverschleierte Verlegung

_*) S. Nr. 197, 198, 200 und- 201 der diesjährigen Staats- Zeitung. ,