1830 / 290 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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des Ausgangs der Dinge die Rückzahlung wohl in jedem | Falle: sehr zweifelhaft bleiben dürfte !// -

Lütcich, 13. Oft. Hier sowohl als in Brüssel war ge- stern und heute die Nachricht verbreitet, daß in Antwerpen ebenfalls eine Empôrung ausgebrochen sey und das Volk si der Citadelle bemächtigt habe. (Man wird aus unsern bis zum i2ten d. M. reichenden Nachrichten aus Antwerpen er- jehen,- daß diese vom Courrier des Pays-Vas gewünschte und erzählte Begebenheit aus der Luft gegriffen ist.)

Die provisorische Regierung hatte am nämlichen Tage, wo sie beschloß, auf welche Art die Munizipal- Beamten er- wählt werden sollren, einen Schöffen der Stadt Lüttich er- nauut. Der Ernannte nahm dieje Stelle niht an. Eine hiesige Zeitung sagt darüber: „Diese Weigerung ist eine Lection fár die provisorische Regierung, die im nämlichen Augenblicke, wo sie das Wahlrecht in Ansehung der Muni- zipa! - Aemter festseste, noch mehrere Bürgermeister ernannte. Dieses Verfahren hieß einen Grundsaß aufstellen und zugleich verleßen. Nicht ia solcher Weise darf man verfahren, wenn man mit Würde und Unparteilichkeit regieren will, iltebri- gens war es ein Eingriff in das Recht, das die Notabeln bald ausüben werden, und wir zweifeln nicht, daß sie die ungeschmäierte Ausübung verlangen werden, indem jede chne ihre Mitwirkung- geschehene Ernennung ungeseblich ist,“ Herr Advokat Bayet, der zum Distrikts - Commissair zu Lät- tih ernannt war, hat diese Stelle ‘ebenfalls nicht augenom- mei und erklärt, daß er auf der Oppositions - Seite sehen | bleibe, auf die er ohne irgead eine cigennüßige Absicht ge- treten. ich.

Die Lätticher Zeitung will glauben machen, daß Ge- sandte von Frankreich und England den Prinzen von Oranien zu Antwerpen aufgefordert hâtien, die Truppen nach Holland zurückzuseuden,

Der Courrier de la Meuse, der sch fürzlih schon gegen das Projekt, aus den Belgischen Provinzen eine Re- publik zu errichten, aus dem Grunde aussprach, weil man dadnrch in mißliche Verwickelungen mit den auswärtigen Mâächten gerathen würde, die s{chwerlich ihre Zustimmung zur

Realisirung eines solchen Plans ertheilen würden, “beleuchtet im neuesten Blatte nun auch diesen Gegenstand in Bezug auf Belgien selbst. „Die Frage zwijchen dem Belgischen

Volke und der Holländischen Regierung//, sagt derselbe, „if entschieden; das Volf hat gesiege. Die Gefagzr, womit ma uns vor vierzehn Tagen im Haag bedrohte, ist verschwunden ; allein eine andere Gefahr: isi da, und dieje Gefahr befindet sich mitten unter uns. Wir haben unsere Unabhängigkeit errungen; wir werben sie bewahren, wenn wir weise sind, d. h. wenn wix unsere Angelegenheiten so ordnen, daß wix Ord- nung bei uns selbst uad Frieden mit den Nachbarn haben, Un nun aber Ordnung bei uns zu haben, müssen wir einig seyn, und um Frieden mir unsern Nachbarn zu haben, müssen un- sere Constitution und unjer Regierungs-System keine drohende Gefahr für ihre- Ruhe darbieten.“‘

„Werden wir einig bleiben, wenn wix die republikanische Regierung wählten ? Wird Belgien unter der Demokratie je- nen Zusammenhang, jenen Bund von Hülfsquellen und Kräf- ten, jene Macht und jene Festigkeit darbieten, deren es bedarf, um mitten unter den es umgebenden großenStaaten zu bestehen? Wird Belgien, den tumultuarischen Bewegungen der Volksregierung plôßlich hingegeben, nachdem es einen jo langen Zeitraum hindurch

monarchisch regiert worden, sich vor Unordnung und -Anar- chie zu“ bewahren wissen? Fragen wir wenigstens die Geschichte um Rath, wenn wir nicht raisonniren wollen ; fra- gen wir die Erfahrung und die Thatsachen um Rath. Un- sere Nachbarn, die Franzosea , haven die Republik unter al- len Formen versucht, und diese Versuche sind sehr unglücklich auëgefallen. Man wird, wir wissen es, vteses Beispiel ver- werfen. Wohlan! so befragen wir das Holländische Volk. Dieses Volé schien mehr als irgend ein anderes von Europa für die Republik gemacht; ein kleines Land bewohne!:d undo seit länger als zwei Jahrhuudertea- an eine u ode: min- der popnlaire Verwaltung gewdßn:, häcce man (¿n sollen, daß die Demokratie ihm vollronunen* angemessen wäre. Es machte nach der Vertreidung ¡eines Statthalters den Versuch damit, und dieser Versuch war kein glücklicher, Allein gehen wir nicht aus unlern Provinzen heraus; befragen wir uns selbst, Es sind gerade 41 Jahr, als auz das Belgische Volk die Republik und die Fôderation versuchte. Der Augen- blicé schien damals günstig; jede Provinz hatte noch ihre Rechte, ihre Écbräuche, ihre Gewohnheiten, ihre bejoudern Privilegien , die Sitten boren noch einea für die republifag- nische Regieruug sehr geeigneten Brad von Raußhheit und Strenge dar. Ungeachtet diejer Vortheile gelang die Repus

blif nicht, und die vereiuigteu Belgischen Provinzeu sahen

sich veruneinigt und in Bürgerkrizg gestürzt, gleich i sien Jahre ihrer Existenz.‘/ Sage snrat, gleidkim zu: ¿Wird die Geschichte für uns vergebens gesprochen haben ? Wird das durch seinen ge)unden Verjtand bekannte Belgische -BVolf sich leichtfertig zu einer so gejährlichen Bewegung ent- schließen ? Wird es die an schrecklichen Lehren so reiche Ver- gangenheit vergessen? Wird es der Zukunft, wo so viele gründe sich zu bilden ]cheinen, die Augen verschließen und die Gegenwarr nicht begreifen 2‘

Dent f@ch{ u: d.

___ Mänchen, 12. Oft. Vorgestern Nahmittags um 3 Uhr fand das zweite Pferderennen aufs der Theresienwiese satt, nach-

dem vorher die Preijeveriheiiung an die Schüben vorge-.

nommen worden war. Se. Maj. der König war mit den Kömgl. Prinzen Oito und Luicpolo zu Fuß hinausgekommen und wurde überall mit begeisterten Jubel und Vivatrufen einpfangen. Die diesmal versammelte Menschenmasse war wohl nit viel geringer, als bei dem ersten Pferderennen, obgleich die meisten Fremden schon wieder abgereist waren und das Wetter nicht eben so heiter und sonnig sich zeigte. Die Rennbahn wurde viermal umritten, Gestern Abends wurden unjere Öfcober - Feste mit einem brillanten Feuerwerk beschlossen, bei welchem sh vorzüglich der Anblick der Peters- firche zu Nom mit ihrer weicen Säulenhalle -sehr schön aus- nahm. Se. Majejtät der Kdnig geruhten, auch dieses VBolks]chauspiei Jhrer Theilnahme. zu würdigen, und wurden sowohl vei Jhrer Ankunfr als Abfahrt von- den freudigen Zurufungen Jhces getreuen Volkes umjubelt. i

JZhre Mazj. die Königin wird bis übermorgen von Al- tenburg zurück erwartet. Am 16ren oder 17ten werden beide Königl. Majestäten nach Regçeneburg abreisen.

Der Messager des Chambres und nah ihm andere Französische Blätter haben, zur- großen Belustigung des hie- sigen Publikums, die lächerlihe Nachricht von einer anzeb- lich in den Tagen vom L24jsten bis 26jten Sept. hier ausge- brochenen Revolution gebracht. Ein Kavallerie-Regiment fol sich empôrt haben, der Prinz Karl K. H. verwundet, die Minister abgeschr und die Herren v, Rudhart und v. Pfeffel

an deren Stelle befördert worden seyn, und dergleichen Aibernhei-

ten mehr. —- Ju Dezug anf dieje und frühere Fabeln der Art,

welche von Franzésijcben Blättern verbreitet worden, äußert die

hiesige politische Zeitung unter Anderem: 7,Mdehten es doch enöltch die Herausgeber namentlich Französischer Journale müde iveròen, jerner zu Werkzeugen solcher lichtscheuen Umtriebe sich brauchen zu lassen! Möchren sie es als eine Gewissens- ich in ihr Vertrauen shleicht, keine Nachricht über andere Völker und am allerwengsten eine jolche aufnehmen, die eine Nation, deren Treue eine geschichtliche Tugend geworden, eines Vorzugs zu berauben sucht, in den sie ihren edelsten Stolz jeßt; eines Vorzuges, den wan durch schändliche Berläumcung wohl anshwärzen fann, den ihr aber fein Aus- spruch der Wahrheit je wirò zu entziehen vermögen.“ Karlsruhe, 13. Oft. Se. Königl. Hoheit der Groß- herzog haben heute eine Reise nach dem Maig- und Tauber- kreis angetreten, von welcher Höchstdieselben nächsten Sountag zurückzToumen gedenfen. _Kajsel, 13. Oft, Nach einem Ausschreiben des Staatss Minijteriuins vom 7ten d, M. haben Se. Königl. Hoh. der Kurfürst nicht allein die Verabfolgang von Saatkorn an die

sache anjehen und ohne genaue Kenutniß der Pexson, die

| als bedürftig ch ausweijenden Landleute aus den landess

herrlichen Fruchtvorräthen, lo weit dieselbe thunlih ist, zu genehmigen, jondèrn auch eine (theilweise bereits bestehende) Anordnung zu erlassen geruht, wonach allen denjenigen, ivelche“ Kurhessischen Landleuten in diesem Jahre mit Vor- wissen und auf Bescheinigung des Bärgermeisters in der Sradt, oder des Ortsvocstandes in der Landgerneinde, worin die Anleiher wohnen, guten Saatroggen in Natur ohne Ueber- ¡eBung der Preise oder das zu dessen Anschaffung nöthige Geld vorstrecken werden, na erfolgter Verwendung fär die diesjährige Aussaat zu der Erstattung solcher, Korn - oder Geldvorschüsje nev? gebührenden Zinsen schleunig, ohne ir- gend eine Stempel -, Gerichts -, Beitreibungs - oder sonstige Gebühr, wieder verholfen werckc: soll, und zwar vorzugs- weise vor allen übrigen Gläubigen des Schuldners, sie seyen privilegirt oder nicht. ;

_ D'e hiesige Zeitung c:chält im heutigen Blatte aus- führliche Betrachtungen in Bezug auf die bevorstehende Stände- Versammiung. „Noch einige Tage‘/, so lautet der Eingang des Artikels, „und das Fürstliche Wort, welches eine neue besseze Zeit herb:izurufen verhieß, wird eine erste Lösung erhalten haben, Die Vertreter des Landes werden vor dem Throne verjammeit seyn und dort die ersten Andeutungen ih-

l “ter des dentlichen und Privatlebens ausgestattet werden soll.

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Mitwirkung zur Abhülfe älterer Uebelstände und zum Aufbau neuer “Wohlfahrt und Sicherheit empfangen. Sie werden dafür jenen unbefangenen Ausbruch der Bedürfnisse des Landes , der gerechten Wünsche der Bärger dort nieder- zulegen haben , welcher in solcher Stunde und bei solcher Mahnung die schuldigste und gufen Fürsten die liebste Huldi- gung ist. Mit tiefen Gefühlen sieht Jedermann diejem Tage entgegen, an welchen so viele Erwartungen sich fnüpfen. Schon erlangt nun auch das besonuenere Wort seine Rechte; die dfffentliche Meinung erkeunt sich, - die Búrger schien sich an, den Landes-Repräjentanten die Ehren zu erweljen ; selbst das stúrmische Treiben der leßten Wochen, das Gewühi [eb- haft erregter Gefühle, lô!t sich in langsamern Taft, in ge- faßtere Haltung auf, damit die berechtigtsten Stimmen wür- devoll vernommen werden können ur.d fein Makel der Un- ordnung die ernste Handlung sidre.// Gegen das Ende des Aufsabes heißt es: „So mögen denn unjere Stände ver- trauensvoll ans Werk gehen. Jhr Gewissen und ihre Ein- sicht werden sie vor Allem das Augenblicliche und Zufällige vom Bleibenden und Nothwendigen soudern lassen; fie wer- den die Vergangenheit betrachten, mit dem Ernste, welczer nah Orientirung und Aufschluß forsht, das Bedürfniß der Gegenwart mit praftishem Sinn und staatöwirthschaftlicher Fúrsorge, beide aber mit jener zuglei großartigen und vet- mittelnden Wárdigung, welche das Juteresse einer Zukunft erzeugt, die nicht blos mit materiellem Besiß, sondern mit Rechten und Bürgschaften für die edelsten und heiligsten Gü-

Die Zeit ist dazu“ gekommen ; sie ist gar wcit vorgerückt seit jenen Jahren unsicherer, zum Theil grillenhafter Theorieen, die noch vor 15 Jahren so viele, selbst gute Köpfe erfüllten. Damals sprach man von Deutschthum und von Volksthum ; freilich oft mit der edlen Wärme patriotischer tief ergrisfener Gefähle und der Umfassung reich erweckter Gedanken ; aber auch mehr mit erfüllter und gereizter Phantasie, als mit be- wußter Erkenntniß und siherm Gefühl der wahren Zustände und Erfordernisse. Jett ist das Ziel ein Bürgerthum, im edlern Sinne des Worts, reih an Gesinnung, Intelligenz und Sitte; entwickelt nach der Fülle der vielseitigsten Kräfte, in sich selber würdig, aber nach seinen wahrhaften, lebendigen Elementen gegliedert und von oben mit väterlicher Sympa- thie regiert und verwaltet, Das ist die klarere, bestimmtere Aufgabe unserer Tage.‘ j

Braunschwetg, 12. Oft. Dem Vernehmen nach wird unser braves Truppen-Corps einer zweckmäßigen Umgestaltung sich baldmöglichst zu erfreuen haben. Bereits ist méíttelst Ta- gesbefehls eine Kommission, bestegend aus den Herren: Ge- neral - Major v. Schrader, Oberst v. Holstein, Major Gräbe, Major v. Erichsen , Hauptmann v. Brömbsen, Havptmann Orges, Hauptmann Leuterding, Oberlieutenant v. ofelmann und Unterlieutenant Bauer , zusammenberufen , welche sich über die vorzunehmende Organisation und demnächstige o sehr gewünschte Feststellung aller Verhältnisse des Corps be- räth und ihre desfallsigen Vorschläge zur Entscheidung Sr. Durchlaucht úübergiebt. Auch haben ferner des Herzogs Durchlaucht einem Jeden der Subaltern - Offiziere, welche seit den Jahren 1814 und 1815 im Dienst sich befinden, eine außerordentliche Gehaltszulage von sechszig Thalern jährlich zu bewilligen geruht. Dieser Aft hoher Einsicht und Güte hat nicht nur beim Militair, sondern auch bei den Civitisten, die allgemeinste Freude verursacht.

Braunschweig, 15, Oft. Das alte Staats- Ministerium ist nunmehr Ae aufgelöst ; Mitglieder des neuen Ministeriums sind der Hof-Jägermeister von Veltheim und der Geheime Rath von Séhleiniß, denen die Herren Schu!z und Kammer - Secretair Koch, als Geheime Secre- taire, zugegeben sind. (Leßterer ist der Verfasser der Bro- hre, betitelt : „Der Aufstand der Braunschweiger am 6. und 7. September, seine Veranlassung und seine nächsten Folgen.) Die ‘vormaligen Mitglieder des Staats - Ministeriums, na- mentlich die Staats - Minister von Bülow und von Münch- hausen, werden wohl wieder ihre frühere Chargen bekommen. Der Herzog reitet jet alle Morgen nah dem Exercier- plabe, wo jeden Tag ein Bataillon mandvrirt. Jm Ue- brigen fommt jeßt hier Alles nah gerade wieder in das alte Geleis, Die Verordnung, des Abends nicht ohne Laterne aus- zugehen, ist aufgehoben, eben so ist auch die unterm 25. Februar c. verordnete Beschränkung des Urlaubs der Herzoglichen Dienerschaft unterm 4. Oktober e. zurückgenommen worden. Die Tanzböôden sind wieder eröffnet. Vorgestern Abend brachten. die Bürger: dem Magistrats - Direftor Bode eine Facelmusif und überreichten demselben die Zeichnung eines Bechers, welcher für denselben in Arbeit, aber noch nicht

ein shôner Degen, der bereits in Arbeit ist, als Geschenk von der Bürgerschaft feierlih überreicht werden, Leipzig, 16. Oft. Unsere heutige Zeitung enthält in einem Schreiben aus Dresden vom 14. Oft. eine aus offiziellen Anzeigen entlehnten Darstellung der im Erz- gebirgischen und Voigtländischen Kreise, so wie in der Ober- Lau, an einzelnen Orten stattgefundenen unruhigen Auftritte, um die darüber verbreiteten größtentheils übertriebenen Ge- rüchte in das wahre Licht zu stellen. „Was (heißt es darin) den Charafter der allerdings beklagenswerthen Erscheinung im Ailgemeinen betrisst, (o haben sich zwar die vorgefallenen Störungen der Ruhe fast überall auf dieselbe Weise durch Anfeindungen und persönliche Angrifse obrigkeitliher und an- derer angestellter Personen oder solcher Jndividuen, die sonst mit oder ohne ihre Schuld den Haß des Volkes auf sich ge- zogen, so wie durch Beschädigung und an einzelnen Orten durch Zerstörung dffentlicher und Privat:-Gebäute und Woh- nungen , fund gethan; dessen ungeachtet aber ergiebt sich aus den Thatsachen selbst und aus den sich zu Tage gelegten Be- wegungsgründen zur Zeit durchaus fein innerer Zusammen- hang oder allgemeiner Plan. Viclmehr scheinen nah den bis- herigen Ergebnissen der Untersuchungen die Veran{assungen úberall nur lokal geivesen zu seyn und nur das an einzelnen Orten zuersk hervorgetretene Beispiel anderwärts ebenfalls das Signal gegeben zu haben, einem vielleicht hier und da lange verhalteien Unwillen auf eine freilich gewaltsame und ver- brecherishe Weise Luft zu hafen. Nirgends ist der Aus- bruch gegen die Regierung gerichtet gewesen. Eben so beru- higend für den theilnehmenden Beobachter des Ganzen ist die Gewißheit, daß die chätlichen Aeußerungen der Unzufrieden- heit meistentheils von einer Klasse ausgegangen sind, bei der die Aufregung der Leidenschaft sich auh im Privatleben ar leiht gewaltsam zu äußern yflegt und Seibsthülse bes anntlih etwas Gewödhnliches ist, daß dagegen überall der ge- dildetere Theil, die Gefahr augenblicklich ermessendò, sofort zu- sammenzgetreten ist, um vorerst die gestôrte Sicherheit der Personen und des Eigenthums zu sichern und dann etwa- nige Beschwerden auf geseßlichem Wege zur Abhülfe vorzus tragen. Jm Erzgebirgischen Kreise ist unstreitig der hefla- genswertheste Auftritt die ia Chemniß von einem aus der niedrigsten Volésflasse unerwarteterweise zusammenrottirten avfen in der Nacht vom 11. bis 12. September unaufhalt- sam ausgeführte De RtHNS der Häuser und Waaren - Bor- räthe der Jtaliänischen. Kaufleute Rompano und Gebräder Sala. Die Ruhe wurde jedoch schon am andern Morgen durch eine von der Búrgerschaft sofort gebildete starke Foms- muna! - Garde hergestellt, roelche selbst mehrere Dreißig der strafwürdigen Excedenten zur Haft brachte. Jn Werdau traf der mit einzelnen Mißhandlungen verbundene Ausbruch des Unwillens vorzüglich mehrere dasige obrigfkeitliche Personen, wurde aber , ehe derselbe zu größern und allgemeinern. Ges waltthätigfeiten ausartcn fonnte, theils durch sofortige frei- willige Resignation derjenigen Jndividuen, welche der Ge- genstand der Aufreizung waren, theils dur sofortige fräftige Dazwischenfunft der Behörden und besonderer Königl. Kom- missarien, so wie die durch Ankuft des Militairs , beruhigt.‘ (Wir übergehen hier die in dem Schreiben enthaltene weitere Aufzählung verschiedener theils im Erzgebirgischen, theils A Voigtländischen Kreise stattgehabten derartigen Auftritte. |

ae der Ober-Lausi6 war nur das Dorf Neukirch Zeuge eines in der Nacht vom 12ten bis zum t3ten September v2cúbten Excesses, welcher, wegen der von den Tumuïtuanten gegen die dasige Gerichtsherrschaft und den daselbst wohnhaf- ten Justitiar sich zu Schulden gebrachten groben Mißhand- [uugen, um so betrübter ist, als die Veranlassung dazu nicht in etwanigen Beschwerden der Gemeinde, deren die leßtere bei dem oa, abgedrdueten Commissair feine vorzubringen wußte, ihren Grund gehabt haben. ;

s E Au atigen (heißt es am Schlusse des Schreibens) ist hiernach die Ruhe im Lande, theils durci di? Dercinigung der Gutgesinnten zu einem fefcn Willen, thei durch den ernsten Gang der Regierung, die, wo wirkliche Beschwerden vorhanden _ waren, gern und schnell abhalf, audererseits, wo es nôthig war, Strenge anwendete, allenthalben mobile Kolonnen und Kommissarien hinsendete, Rädelsführer verhaf- - ten ließ und s{leunige Justiz anordnete, vollfommen - herge- stellt. Die gegen die zur gefänglichen Haft gebrachten Tus- multuanten auf mehreren Puntten des Landes, in Dresden, Zwickau, Plauen, Bauzen , Königstein, im Gange sich befin- denden kommissarischen Untersuchungen werden über die ver- schiedenen Veranlassungen der einzelnen unruhigen Austritte vielleicht noch mehr Licht verbreiten, als sich bis jeßt noch in

fertig geworden ist. Nächstens wird dem General v. Herzberg

dem unerwartet raschen Wechsel der auf einander gefolgten