1830 / 298 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 27 Oct 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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rier des Pays -Bas spricht, in welchem der Gedanke an eine Republik ganz bei Seite geseßzt ist und angenommen wird, daß die große Mehrzahl des Kongresses sich für eine Mo- narchie entscheiden werde. Der Artikel untersucht alsdann, wer an die Spiße des Gouvernements zu stellen sey, und findet, daß die Wahl des Prinzen von Oranien durchaus nicht zulässsg seyn fônne; ‘eben so unzulässig findet er jeden ausländischen Fürsten und verlangt einen cingebornen Mo- narchen. Der Courrier de la Meuse seßt die Frage hinzu: ¿Auf wen sol! nun die Wahl fallen? welche edle Familie des Landes soll auf den Thron geselzt werden?‘ Der Ab- fasser jenes Artikels sagt es nicht und weiß es höchst wahr- scheinlich auch nicht, denn er s{lägt dem provisorischen Gou- vernement vor, „eine besondere Kommission zu bilden, um nach Thronkandidaten zu suchen und in dieser Bezichung die thätigsten Schritte einzuleiten.“

In ihrer großsprecherischen Weise melden hiesige Zei- fungen, daß die in Mastricht befindlichen jungen Holländi- schen Soldaten eine ungeheure Furht vor den Wallonen und namentlich vor den Lüttichern hätten, die sie für Men- schen von übernatürlicher Gestalt und Körperkraft hielten ; es seyen daher bald wichtige Nachrichten aus Mastricht zu erwarten.

In einer gestern hier stattgehabten vorbereitenden Versamm- lung hiesiger Wähler hat man sich bereits für neun Kandi- daten entschieden, unter denen sich die Herren von Gerlache, Nagelmackers, Raifem und D’Omalius-Thierry befinden.

Die hier bestehende „Société Gretry‘/ will ein Konzert zun Besten unserer Verwundeten geben, und der Professor eclercq kündigt dffentliche Vorlesungen für Offiziere an, die von den Kriegswissenschasten noch keinen Begriff haben.

D eutsGQlan d.

_ Hannover, 23. Oft. Die Hanndverschen Na c- richten melden im heutigen Blatte: „Da verschiedene Ge- meinden des hiesigen Landes, welche durch Hagelschlag, Ueber- shwemmungen oder eine geringere Ernte gelitten, wegen der erforderlichen Lebensmittel in Verlegenheit gerathen tönn- ten, so hat das Königl. Kabinets - Ministerium bereits am 9. v. M. den E von fremdem Roggen und gegen- wärtig den Eingangs-Zoll von allen übrigen aus der Fremde eingehenden Getreide-Arten bis auf Weiteres suspendirt, damit

rivatpersonen und Gemeinden, welche des iremden Korns bedür- en, um so freier die günstige geographische Lage des hiesigen Lan- des zu Beziehung der erforderlichen Vorräthe benußen können. Auch haben viele Gemeinden bereits der an sie ergangenen Auffor- derung, durch Ankauf fremden Korns die Subsistenz ihrer ärmern Mitbürger mög!ihst zu sichern, bereitwillig entspro- chen, welches um so erfreulich:r ist, damit die auf den herr- schaftlihen Kornböden schon vorhandenen und außerdem auf herrschaftliche Kosten im Auslande angekauften Vorräthe, ohne der Privat -Speculation in den Weg zu treten, ihrer Bestimmung gemäß, für die Fälle des dringendstèn Bedürf- nisses, insonderheit für das Frühjahr, vorbehalten und zu ermäßigten Preisen der ärmern Klasse überlassen werden köôn- nen, während zugleich dafür gesorgt worden, daß der Bedarf an Korn für das Militair durch Ankäufe im Auslande bis zur nächsten Ernte bereits “gesichert ist. Daneben sind von Seiten der Regierung die geeigneten Verfügungen getroffen, um den in dem dringendsten Nothstande sih befindenden Ge- meinden, durch Bewilligungen an Korn oder an Gelde, zu Anschaffung von Lebensmitteln die erforderlihe Hülfe, so weit die Umstände solches irgend zulassen, sofort zu gewähren, und die Anstrengungen der Gemeinden, wie der Unter: stüßungs - Comités, welche zu gleichem Zwecke die Mild- thätigfkeit des Publifums in Anspruch genommen haben, da- durch zu erleichtern, daß durch Verwendung außerordentlich bewilligter Geldmittel aus der herrschaftlichen Kasse, soweit die Verhältnisse derselben solches _ gestatten und eine päßliche Gelegenheit sich darbietet, den Hülfsbedürfcigsten ein ange: messener Arbeitsverdienst verschafft wird. Zu gleichem Zwecke

par das Königl. Kabinets-Ministerium das Ober-Steuer-Kol- egium autorisirt, sowohl“ hinsichtlih der Grundsteuer, welche ohnehin seit dem 4. Juli d. J. für das Ackerland um eín Zehntel allgemein - herabgeseßt worden, als hinsichtlih der Personensteuer der 5ten und 6ten Klasse, an denjenigen Otè- ten, wo die eingetretenen Kalamitäten oder Mangel an Ver- dienst solches dringend àôthig machen möchten, mit Stundungen und Sniisionen u Hülfe zu fommen ; auch sind gleichzeitig Gun Deiten der Domainen - Kammer E der. Einzie- dung on etwanigen Stundung herrschaftlicher Gefälle für n 4 Ie Práästantarien mildernde Maaßregeln getrof- eni, welche vereint mit jenen Verfügungen den lebhaften

täten zu mildern, deren Abmiiduns lei i

FOR E a g leider nit in ihrer armstadt, 21. Oft. Jn der am 16ten d. M. gcehal-

tenen 121sten Sißung der 2ten Kammer der éotii

genstände Bericht erstattet : über den Erlaß der 1sten Kammer den Antrag des Abgeordnetea Grafen Lehrbach h Ueber- lassung der als Großherzogl. F Domänen zur Bestreitung der Cívil - Liste betreffeud, über einige bei Gelegenheit des Ausgabe- Budgets von der 1sten Kammer gefaßte abweichende Beschlüsse, (worüber sogleich be- rathen wurde) über den Erlaß der 1sten Kammer wegen der u E Dr ontygta Magen. i

Hanau, 19. Oft. Gestern Abends gegen -7 Uhr seßte plôblich Feuerlärm unsere Stadt in Scbbecken. De Zus war in einem Hause der äußern Stadt mit solcher Heftigkeit ausgebrochen , daß man für die anstoßenden Gebäude nicht ohne Besorgniß war; der rühmlichen Thätigkeit unserer wackern Einwohnerschaft gelang es indessen shôn in einer Stunde, dem verhéerenden. Elemente Schranken zu seßen. Nicht die mindeste Unordnung is dabei vorgefallen, vielmehr wetteiferten Alle in strenger Erfüllung ihrer Bürger - und Menschenpflichten , auch ‘herrschte während der Nacht die vollfommenste Ruhe. Wie man vernimmt, war diese Feuers- brunst durch Gebrauch des Kartoffelstrohes beim Einheizen entstanden. Zugleich kôúnen wir (sagt die hiesige Zei- tung) die Versicherung geben, daß in allen Theilen der hiesi- gen Provinz die tiefste Ruhe herrsht und eine Störung derselben wohl nirgends zu befürchten ist.

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Der National meldet in einem Schreiben aus Rom vom 4. Oft. : „Der Kardinal Se omi hat an meh- rere Französische Bischöfe apostolische Schreiben erlassen, da- mit die Gallifanishe Kirche unter dem neuen Monarchen wieder Kraft und Ansehen gewinne. Jn einem dieser Schrei- ben befiehlt der Papst dem Kardinal Fürsten Rohan, das im Jesuiten-Kollegium zu Freiburg versammelte Konventifel auf- zulôsen und die daran Theil nehmenden Bischöfe in ihre Didcelen zurückzuschicken. Das zweite Schreiben ijt an den Erzbischef von Avignon gerichtet, der sich gegenwärtig mit dem Bischofe von Marseille und mehreren anderen Französi- scheu ‘Prälaten in Nizza befindet, und dem Se. Heiligkeit befiehlt, sich dem neuen Könige zu unterwerfen, der von ihr anerkannt worden sey. Ein drittes Schreiben ist an den Päpstlichen Botschafter in Rom. gesandt worden, der darin beaustragt wird, von der Französischen Regierung die Aus- händigung der Päpstlihen Bullen an die Erzbischöfe von Sens und Toulouse und die Bischôfe von Meaux, von Ba- yonne und Saint-Dié zu verlangen, welche Pius VIIl.- im geheimen Konsistorium vom 5. Juli d. J. ernannt hat.‘

Türkei.

Der Nürnberger Korrespondent meldet i Schreiben ous Konstantinopel vom 27. Sept. : S gab der Secretair des Sultans bei. Skutari in Asien ein gest, welches durch verschiedene Militair - Mandvers von 15,000 Mann, Jlumination, Tafel und Musik verherrlicht wurde. Der Sultan, so wie die Türkischen und Fränkischen Minister mit ihren Frauen, wohnten demselben bei. Nach- richten aus Varna zufolge wird die Russische Armee, da von Seiten der Pforte bereits wieder eine Terminalzahlung er- folgt ist, am 2. Oft. von dort aufbrehen und ihren Rúe- mar über Silistria und Jassy nehmen. Der neue König der Franzosen ist nun auch, auf Nachrichten aus Wien, von unserer Regierung anerkannt worden.“ B

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 9, Sept. Die Washington-Zeitun vom 2ten d. M. meldet, daß der Präsident eei am 90. August Nashville verlassen und sich nach Franklin begeben habe, um dort Unterredungen mit den Jundianern zu halten. 20 leßtgenannter Stadt warteten seiner bereits 16 oder 18 berhäupter der Chickasaws und ungefähr 60 Häuptlinge der O von den Cherofesen aber und den Creefs war nichts n. Dem Washington Telegra ufolge hatte a Z0sten des vorigen Monates Stren 2 O aA Zu- sammenkunft mit dem Staats-Secretair Herrn van Bureri, in welcher der Erstere sein Beglaubigungsschreiben als Ge- shäftsträger des Königs von Dänemark überreichte und als folcher anerkannt wurde. Tages darauf überreichte der Ba-

unsch der Regierung bethäcigten, die Folgen. von Kalami-

ron von Oiten-Sacfen dem E Staats -Secretair sein Beglaubigungsschreiben als Geschäftsträger Sr. Majestät des

wurde von den Ausschüssen unter Anderm über folgende Ge

amiliengut anerkannten 2 der

Fahrzeuge und -36 H

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Kaisers von Rußland und wurde gleichfalls ín seiner neuen

Würde anerkannt... Vorige Woche hat si{ch an den Ufern des Lincoln und

Weston, 14 Meilen von Boston , eine große Anzah! Metho- disten zu einer Versanimlung auf freiem Felde vereinigt. Viele Nichtmethodisten begaben sich, von Neugier ange- zogen, ebenfalls nach dem Orte. Man zählte vorigen Don- aerstag über 3000 Perfonen jedes Alters, Standes und Ge- schlechtes, und über 30 Prediger. Das Lager ist in einem herrlichen von Eichen beschatteten Thale 'aufgeschiagen. Die Zelte sind freisförmig geordnet, und des Nachts brennen Lampen den Bäumen. Die Gläubigen essen und trinken unter den - Zelten und schlafen auf Stroh. Von Zeit zu Zeit ruft die -Trompete das Lager zur Predigt, und die Zwischen- zeit wird mit Ermahnungen, Gesängen und Gebet ausgefüllt. Die vollkommenste Ordnung herrscht im Lager. , Das Mineral-Bad in Saratoga kommt immer mehr in Aufnahme; vor kurzem {langten im Laufe einer einzigen Woche gegen 1000 Badegäste dort an, was früher noch nie der Fall gewesen war. Jn Neu-Orleans ist zu Anfange das gelbe Fieber wieder ausgebrochen.

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96. Oktober. Nachrichten aus Danzig zufolge , sind im. Monat September von da 127 Schisse, worunter aur eines mit Ballast, theils nach Englischen theils nah Niederländischen , Hanseatischen, Dänischen, Französischen , Schwedischen , Hanndverschen , Oldenbur- gischen und Amerikanischen Häfen in See gegangen. Dermalen befinden sich in den dasigen Gewässern: im Ha; fen 17 Schiffe, 8 Lichterfahrzeuge ; ‘auf der Rhede 13 Schiffe, 1 Lichterfahrzeug; in den Binnen : Gewässern 287 olztriften. Auf dem Elbingflusse sind in Elbing angekommen 94 Fahrzeuge, wovon sich gegenwärtig dort befinden 2 Bordinge, 2 Danziger Kähne, 4 Jachten, 10 Oderfáhne und 2 Kurische Kähne. Die Deich- und Ufer- arbeiten sind in verwichenem Monate. Sept. aus allen Kräf- ten fortgeseßt, und auch an der Räumung der Vorfluths- Kanále und Gräben und an der Verstärkung der inneren Verwaltungén in den Werdern und Niederungen wird mit Anstrengung gearbeitet. An den Haupt-Deichen der Nogat haben sich 'îm Laufe des Sommers aus verschtedenen Stellen beider Ufer große Beschädigungen gezeigt, indem der Strom die Ufer und die Deiche mit großer Gewalt so unterspült hat, daß die Deiche theilweise sich der Länge nach ge|paiten haben und in den Fluß, der. dort eine senfkrechte Tiese von 30 bis 40 Fuß erhalten hat, gestürzt sind. An einigen Stel- len ist die Kronenbreite der Deiche bis auf 12 Fuß zusam- mengeschmolzen. Es wird an der Wiederherstellung diejer schadhasten und große Gefahr drohenden Stellen mit Thà tigkeit wieder gearbeitet, und es sind alle Kräfte in Bewe- gung geseßt, um durch Deckwerke, Buhnen und Verstärkung der Deiche die drohende Gefahr abzuwenden.

des vorigen Monats

Berlin,

Ausstellung der Königl. Akademie der Künste.

Dritter Artikel. Schadow’sche Schule. z

Sechs Jahre reichen hin, um geschen zu haben, wie W. Schadow’s Schule, welche jet die ungetheilte Bewunderung der Kenner und Kunst reunde besißt, von 1D , unsichern At- _geradesweges vorgeschritten un sich zu der reichen und llen Blüthe hat entfalten können, in der ste gegenwärttg er- e«geint. Auf der leßtverwichenen Ausstellung im Fahre 1828 war matt überrascht und erstaunt über so schnellen Wachsthum; bei Einigen wurde durch das Unerwartete der Eindruck bis zu Be- wunderung und Enthusiasmus gesteigert, Andere, zu Widerspruch dadurch angeregt , ließen vornehmere Zweifel und Bedenklichkei- ten hdren, welche damals allerdings nicht ganz widerlegt werden konnten. Einsichtige und Wohlwollende gaben sich dem Geleiste- ten hin und hofften das Beste. Jett sind die Hoffnungen der Lebteren übertroffen, die Zweifel Fener müssen schweigen, und es bedarf auch keines Enthusiasmus mehr; ruhiger Genuß und ru-

higes Urtheil is bei allen Theilen eingetreten. e Richt \o bestimmt, wie bei der Wach’schen Schule, läßt sich auch die Eigenthümlichkeit dev gegenwärtigen mit wenigen Zügen hinzeichnen, ein Umstand, der ihr gewiß nicht zum Nachtheil ge- reichen wird. Sie war überdies bis jczt noch în beständigem Fortschreiten und zeigte sich iedesmal- neu, so daß gewisse äußere Merkmale, an denea sie sich vielleicht kund giebt , dagegen nicht auffommen. Statt also sogleich vou derselben ein Charakterbild entwerfen zu wollen, mag vielmehr angedeutet werden, wie und aus welchen Elementen die Schule zu ihrem jeßigen Reichthum, wie zu ihrer Vielseitigkeit und ihrer Einheit gediehen, und wie

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den, welcher mit Selbstverläugnung und Aufopferung den Keim jugendlicher Neigungen in seinen Schülern zu wirklicher künst- lerischen Fähigkeit und Gediegenheit heraufzuztehen wußte. Nicht kalte, äußerliche A von Regeln und Handhabungen, niht Durchseßen des eigenen Geschmacks und der cigenen Rich- tung, nicht jene schulmeisterliche, korrigirende Anweisung ver- mochte das, sondern nur liebevolle Hingebung an die Schüler und die freieste und umsichtsvollste Leitung, nux cine folche, welche die Geister beherrscht und behütet, welche Überall in den jugendlichen Gemüthern selbs| gegenwärtig und da von innen heraus wirksam ist, ohne sich im Acußern geltend machen zu dür- E ja ohne von denen, über welche sie waltet , nur gefühlt zu werden. Fm Jahr 1826 zeigte Hübner schon Fnnigfeit in seinen Bil dern und einen nicht mehr zweifelhaften Sinn für das Liebliche; die Malerci hatte zwar Farbenfrische und den sanften T wodurch sih des Meisters Werke immer ausgezeichnet, aber ste war noch furhtsam und zaghaft; dem großen Fleiß der Ausfüh- rung gelang es faum, sich zu verbergen. Von Lasurcn und #0- gar Schraffirungen machte die ganze Schule um so uncinge- \chränkteren Gebrauch, als bei dem Streben, Licht und Farbe zusammenzubringen, gewandte Auffassung der Natur und er- fahrne Bercchnung ihr meistens noch abging. Theodor Hilde- brandt befand sich zu derselben Zeit schon auf dem besten Weges der Ausdruck des Schmerzes war ihm Überaus gelungen. Zwar schien ihm ein bekannter tragischer Künstler, denn er stellte Lear trauerund um seine Tochter Kordelia dar, wesent- lih dabei zu Hülfe gekommen zu scyn ; allein auf der nächsten Ausstellung machte er es offenbar, wie sehr er die Miene uud die Sprache der Seele auch ohne solche Unter- stúßung in sciner Gewalt habe. Nach Tasso malte er die Scene, wo Chlorinde im Verscheiden von ihrem geliebten Tankred, mit dem sie unerkannter Weise gefochten, noch die Taufe empfängt; cin Moment mit so vielen sich begegnenden Affekten, daß nur cin Ma- ler, der sich in diesem Punkte etwas zutraute, thn ungestraft wählen durfte. Hübner aber trat aufder Ausjtellung vom Fahr 1525 mit cinem Gemälde nach Göthes Gedicht „der Fischer// hervor; welch eine Gewandtheit und Freiheit der Technik wurde hier auf cinmal er- fannt! Nur fürchteten Kenner von dem noch immer indiskfreten Gebrauch der Lasurfarben theilweises baldiges Nachdunkeln, das in der That schon icht bemerkbar geworden. Die Composition selb war innerlich gefaßt, in ihrer Anordnung vielleicht noch et- was ungewandt, besonders aber die Zierlichkeit und Licblichkeit noch nicht ganz von dem Süßlichen gereinigt und befreit. Doch feine Spur dieses Tadels wurde mehr augetrofen auf den wunder- \hdnen Eckfiguren cines halbkreisrunden Bildes nach Ariost, ohne Zweifel.das Höchste von Adel und Lieblichkeit, was damals ausgestellt wurde. Ein großes Talent, das bisherin dieser Schule fast ganz unde- merkt geblieben, indem es mit Portrairs und den Beiwerken in dent Bildern des Meisters war beschäftigt worden, stellte sich vor zwei Fahren sogleich in entwickelter Künstlerkraft dar. Kark Sohns Rinald und Armide fesselten aller Augen; da war Liebe, Liebes\chnsucht und LicbesglÜck ausgedrückt; das gesammte Kol0- rit hatte Wahrheit, Leben, Glut. Bedenkliche versuchten es, den Eindruck, dem sie sich sclbî nicht gan entzichen konnten, nur auf den ungewöhnlichen Glanz und Schmelz der Farbe zu bezie- hen und Überdies dadurch verdächtig zu machen, daß der reizende Gegenstand und die Situation das Urtheil bestehe: nicht beden- fend, zu welcher Kraft eben die Darstellung gedichen scyn müsse- um dies nur zu können. Endlich außer anderen wentger eigen thümlichen Talenten gehört Karl Lessing, cin ortgtneuer Geist, der Schule an, der sh schon das leßte Mal zugleich als Land- schafts-- nd Historienmaler vom seltensten Beruf ankündigte ; er ab damals eine poetish erfundene Felsenburg und eine S lacht- Lene von fsicgender Einheit der. Conception- beide Stücke, des unverholensten Lobes werth.

Ein Gemeingeist, ganz unleugbar, is es, der mit allgemeinem Aufschwung die Kraft jedes Einzelnen zu erhöhen scheint , die stärkere vor Abwegen der Einscitigkeit schirmt, die schwächere aber erhebt und mit fortreißt. Wie viel jeder von eignem Streben dazu eingebracht, war auf den leßten Ausstellungen zu ersehen, wic viel er dafúr zurück empfange, deutet die jebige an. Hübner, dem Meister zunächst, bildete seine entschiedene Weisung auf das Liebliche , Friedliche, Zarte“ und guf die Schönheit redlich aus; Hildebrandt steuerte seinerseits bei durch frühe glückliche 'Erfas- sung \hmerzlicher, Sohn durch empfundene Fnnerlichkeit ‘be Darstellung reizender Affekte, Überdies durch Feuer und- Schmelz des gesammten Kolorits, das die. Wahrheit bis jem. Poetischen steigert. Er und Hübner besonders gingen in t chtiger solider Technik des Oelmalens voran. Müde, oh minder entschieden; Fußerte Liebe für ausgedehntere historische Composition; ‘aber n reichsten Fond, durh welchen der Gesammtzgeist am meisten i belebt worden, brachte Lessing cin: energischen , vielseitigen Na- tursinn, einen auf das Tragische concentrirten Geist , ferner, wie es scheint , einen großartigen Unwillen gegen alles Schwächliche und Verklimmerte der Gegenwart - gemildert durch n ische Trauer úbcr das. Dahinschwinden alter Größe. Auf der cinen Seite Hang zu mächtigen „, gewaltigen ¿ gebieteri- schen Situationen, auf der andern cine ticfe und erñsie Senti= mentalität, dic zuweilen an sanfte, aber männliche Melancholie

gränzt, an cine Melancholie, wie ste kerngesunder Kraft in ihrer

cin Talent sich am andern erweckt und entzündet zu haben scheint. Dem Meister zunächst muß hier die gefühlteste Anerkennung wer-

älle wohl eigen \heint. Zwei gewandte Genre- O S fortus ‘and Adolph Schrôtter , kauften sich cin mit