1830 / 308 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

A 4 D at PY tes s D J L k E 1 (Us E 5 T S f E LBREO t R s E E

Proclamation dagegen erlassen

2380

so wenig wie in Brüssel fehlen lassen. Herr Charles Rogier zählt in seiner heute an die Einwohner Antwerpens erlassenén Proclamation alle die Gräuel guf, welche die Holländer vor- geblich in Brüssel begangen haben, deren Unbegründetheit . Jedoch von den hiesigen Blättern. selbst früher nachgewiesen worden ist, und fordert nun zum hôchsten Widerstande auf, roeil ihnen sonst ein gleiches Schicksal. bevorstände: „„Bel- gien‘/, heißt es darin, „dfffnet Euch die Arme, fommt, um mic ihm den Beifall zu theilen, den “Europa ihm zollt (?2?2). Kommt "und theilt seine Unabhän- gigkeit, die sich bereits befestigt, theilt seine sicheren Sessnaen auf Reichthum, Frieden und Ruhm. Aber, im

amen des Vaterlandes, beeilt Euh! Zwischen dem Hol- ländischen Joche und der Belgischen Freiheit kann Eure Wahl nicht zweiselhaft seyn. Jn einigen Tagen wird ein National- Kongreß Eure Unabhängigkeit sanctioniren, unsere politischen und fommerziellen Jnteressen verbürgen und mit den befreun- deten Völkern Verträge abschließen, die unserm Gewerbfleiße vortheilhäft sind. Muth! und die Stadt Antwerpen wird

ebenfalls mit Ehren auf dem Belgischen Kongresse figuriren

fônnen. Muth! und das Blut edler Landsleute wird nicht vergebens unter Euten- Mauern geflossen seyn.“

Der Baron Vanderlinden - Hoogoorst aus Brüssel be- findet sich hier und hat, als General - Jnspecteur der Belgi- schen Truppen, ebenfalls eine Proclamation an die Cinwoh)- ner erlassen, in der er ihnen anzeigt, daß er sh mit der Reorganisation der hiesigen Bürgergarden beschäftigen wolle. Der General en Chef der Belgischen Truppen (bisherige Oberst) Nypels zeigt seinen Soldaten in einem Tageebefehl an, daß Unterhandlungen wegen Uebergabe der Citadelle an- gefkuüpft seyen, und ermahnt fie, sich einer guten Mannszucht zu E

ie nach Brússel führende Vorstadt ist voll von flüch- tenden Frauen, Kindern und Greisen, die sich haufenweise dorthin begeben und in kleinen Päkchen ihr werthvollstes Besibthum mit forttragen.

Brüsseler Blätter äußern: „Antwerpen bietet seit dem Bombardement ein ungernein belebtes aber auch fürch- terliches Schauspiel dar. Alle Straßen werden dutch starke Barrikaden versperrt , auf roelchen unsere Fahne roeht; zah!- lose von allen Seiten herbeistrômende Freiwillige überfüllen die Straßen und stoßen ein ungeheures Sieges- und Rache- Geschrci aus; von der andern Seite sieht man flúchtende Frauen, Greise und Kinder die besten Habseligkeiten mit- nehmen und einer Stadt entfliehen, der vielleicht eine völlige Zerstörung droht.‘

Unter den beim Bombardement zerstörten Gebäuden be- findet sicch auch das Stadt-Gefängniß, dessen Sträflinge sämmtlich entsprungen sind. U {äßt man den Scha- den auf 20 Millionen Gulden. eim Löschen des Brandes sind leider auch sehr viele Plunderer in ihrer Weise thätig gewesen. Herx von Robiano hat sich dabei seines Postens würdig benommen.

Herr D'hanis van Cannart ist provisorisch zum Büärger- meister von Antwerpen ernannt worden. Die Bürger so- wohl als die Belgischen Truppen sind auf der Seite der Citadelle und des Hafens aus allen Kräften bemüht, es zu

verhindern, daß diesseits Niemand einen Schuß thue, damit

die Citadelle nicht von neuem ihr Bombardement beginne. Die hiesigen Zeitungen geben selbst zu, daß das Bombardernent der Eitadelle von dem Mangel an Disciplin untex den hier eingerückten Belgischen Horden provozirt wor- den sey. „Einige Elende‘/, sagen sie, „die sch unter die patriotische Armee gemischt hatten, ‘angetrieben vielleicht durch ein Genie am unrechten Orte oder exaltirt wegen ihres Ein- zuges in Antwerpen, waren nicht im Stande in den Schran- ken der Pflicht sich zu halten. Ungeachtet der Abgeordnete der provisorischen Regierung Gn den Herreweghe ) einé atte und ihnen die gemessen- sten Befehle ertheilt waren, sich ruhig zu verhalten, hätten fie do die traurige Unklugheit, auf die“ Holländischen vor der Stadt befindlihen Fregatten. Feuer zu geben und das"

Arsenal anzugreifen.“ E SEE : Brüssel, 30. Oft. Der Oberst Niellon ist wegen sei-

ner bis zum Einzuge in Antwerpen bewiesenen Tapferkeit

zum Brigade- General etnannt worden. - Den Baron van der Suissen hat man zum Milifair-Gouverneur der Provinz Antwerpen ernannt. 44.

Von Natmmnurcr sind, als die Nachrichten aus Antwerpen

(eingingen, 200 Fréiwillige dahin aufgebrochen. Jn Gent er- ieß der General Duvivier einen Aufruf zur Rache. Es stell: | ten sich darauf utigefähr 500 Freiwillige, ‘die mit 4 Kanonen

nah Antwerpen abgegatigen' sind. Als äuch die Pariser Bel- gische Legion sich meldete, um dorthin“ äufzübrechen, bat der“

E

Md Le Tb v Ls P) V H L A Ó P IPAN E E E

General Duvivier, daß sie in Gent bleiben möchte, weil sie hier zur Erhaltung der Ruhe nothwendig wäre.

Hier ist ein Jesuit aus Mont -Rouge angekommen und hat die Anzeige gemacht, daß sih seine Gesellschaft in Bel- gien niederlassen werde.

Mehrere Holländische Gefangene sind gestern hier ein- gebracht worden. | __ Lüttich, 31. Oft. “Ju Lôwen is vor einigen Tagen ein fürchterlihes Attentat verübt worden. Als nämlich dort im vorigen Monate die Garnison von den Einwohnern ent- waffnet wurde, beschuldigte man den Piaß - Kommandanten, Major Gaillard,- eines feindseligen Verfahrens gegen die Bürger. Später vershwand der Major, doh kürzlich schei- nen ihn die Löwener bei ihrem Durchzuge durch Mecheln an- getroffen zu haben. Man führte ihn gefangen nach Löwen, wo bei seiner Ankunft der Pôbel sich seiner bemächtigte und ihn unter den schreckiüichsten Grausamkeiten am Fuße des Frei- heitsbaumes umbrachte. ¿„Diese Gräuelscene‘/, fügen hie- sige Blätter hinzu, „Hat in Löwen die größte Bestürzung verbreitet, und sowohl in Brüssel als hier ist man über diese feige und barbarische Ermordung eines schußlosen Gefangenen ungemein unwillig.‘

Eíne Compagnie Verviersscher Soldaten, bekannt unter dem Namen der Freiwilligen von Franchimont, hat sich hier das Zeugniß ausfellen lassen, daß sie niche eben so, wie ihre Mit-Compagnieen aus jener Stadt, aus Räubern und Plün-

derern bestehe. Dänemarf.

Kopenhagen, 30. Oft. Die Hafen-Arbeiten zu Fre- derikshavn (früher Flastrand) an der nordöstlihen Küste Jüt- lands (4 Meilen südlih von Skagen) sind in diesem Jahre, troß der ungünstigen Witterung, mit solhem Nachdruck be- trieben, daß schon das ganze Hafen- Bassin durch Stein- dâmme eingeschlossen ist und bereits einige Schisse von 12 Fuß Tiefe und darüber, so wie eine Menge von 9—10 Fuß Tiefe, dort úberwintern können. Allem Anschein nah läßt sich erwarten, daß die Bauten im nächsten Sommer gänzlich beendigt werden. Durch diese Anlage an dem gefährlichen Jütischen Strome wird, in Verbindung mit -dem bereits vol- lendeten Hafen bei Helsingör , die Beschiffung- des Kattegats zu jeder Jahreszeit gesichert, weil die größten Schiffe, die nach der Ostsee fahren, hier im Winter beständig Schuß vor dem verderblichen Eisgange finden, wenn auch westliche Winde das Eis in die Mündung des Sundes bei Kronburg dräu- gen und den Zugang nach Helsingör verstopfen sollten.

Deutschland.

Núnchen, 1. Nov. Auf den Bericht, welchen die Re- ierung des Regenkreises über den Zustand der öffentlichen uhe in demselben erstattet hatte, ist Höchsten Orts unterm

Sten v. M. Folgendes ergangen: „Der Ausbruch aufrühre- rischer Bewegungen in einem großen Theil der Deutschen Bundes\aaten und die dadurch an vielen Orten herbeige- führten beflagenswerthen Störungen der dffentlihen Ruhe und Orbuung und der Sicherheit der Personen und des Ei- genthums haben bis jeßt in ihrer Rückwirkung auf Baiern nur dazu DRN a egeben, die unter allen Verhältnissen bewährte Treue und nhänglichkeit der Nation an ihren Kd-

| nig und ihre hohe Achtung für die Heiligkeit des Gesebes

und der geseßlichen Ordnung aufs neue an den Tag zu le- gen. In keinem Theile des Königsreichs ist die dfsentliche Ruhe gestört oder auch nur gefährdet worden, und überall hat sih vielmehr die erfreulichste Bereitwilligkeit zu kräftiger Unterstüßung der öffentlichen Behörden beî den “etwa von auswärtigem Gesindel zu unternehmenden Attentaten ausge- sprochen. Es haben daher die von der Königl. Kreis-Regie- rung angezeigten Wahrnehmungen in Beziehung auf den Re- genkreis nur eine angenehme Bestätigung der unwandelbar genährten, auf den bekannten guten Gesinnungen der Be- wohner des Regenkreises im Allgemeinen beruhenden, zuver- sichtlichen Erwartung gegeben.“ : Kassel, 1. Nov. Aus Fulda wird unterm 24sten v. M. gemeldet: „Se. Hoheit der Kurprinz wurde gestern ge- en: Mittag von einer gleich gekleideten bürgerlichen Reiter- Pee welcher drei roth gefleidete Trompetek vorritten, feter- lih eingeholt und in hiesiges Schloß begleitet. Die Anrede

‘von dem Landgerichts - Assessor Wagner und einige gehaltreiche

Gedichte wurden von Sr. Hoheit gnädigst aufgenominen. Heute war bei der allverehrten Landesmutter Königl. Hoheit

festliches Mittagsmahl.‘ Jtalien

Rom, 23. Oft. Der: Kaiserl. Russische Gesandte am Päpstlichen Stuhle, Fürst Gagarin, ist vor- cinigen Tagen .

| oon Paris hierher zurückgekehrt.

- 2381

Vereinigte Staaten von Nord-Amerifa.

New -Yorfk, 30. Sept. Dem in Washington erschei- nenden Telegraph zufolge hat das fkürzlih aus Liverpool angekommene Schiff „„Napoleon‘/ cinen Vertrag mit Groß- britanien überbracht, der die Britisch - Westindischen Häfen dem Handel der Vereinigten Staaten aufs neue öffnet.

Am 25ften d. M. kehrte der Präsident gesund und wohl- behalten von sciner Reise im Jnnern wieder nach Washing-

ton zurücf. i i i i , Am 13ten Februar kommenden Jahres wird eine große

Soónnenfinsterniß stattfinden, wie sie die Vereinigten Staaten

für cine lange Reihe von Jahren nicht wieder jehen werden. Der sichtbare Durchmesser der Sonne wird 322 Minuten eines Grades seyn, und der des Mondes 315. Diese Sot- nenfinsterniß wird auf dem ganzen MNordamerifaniscen Fest- lande, in Westindien und sogar in Quito in Südamerifa

fKchtbar feyt:. I S. 0d «A M L.1.€.0,

Nach den neuesten in England eingelanfenen Nachrich- ten aus Columbien herescht auf Panama vollkommene Ruhe, mit aller Aust, sie, troß der fortroährenden demagogischet Anstrengungen, auch ferner behauptet zu sehen. Der Erôff- nung des nächsten Kongresses fa) man im Súden mit Unge- duld entgegen. Genera! Flores hatte zwei Generale als Com-

missaire abgefertigt, deu einen nah Bogota und den andern

mah Venezuela, um die diplomatischen Verhältnisse der drei Staaten zu ordnen, welche die künftige Republik Columbien Hilden sollen. Aus Carthagena mird gemeldet, daß die Pro- vinzen Sacorro, Neroes und Cucuta den Prâsidenten Mos- quera als sclchen anerfannr haben. Die Provinz Cassanare

- besteht darauf, einen unabhängigen Staat zu bilden oder sich

mit Vènezuela zu verbinden. Mehrere andere Provinzen von Neu-Granada zeigen eine ähnliche Hinneigung zur Unab- Hängigfkeit.

land,

_ Berlin, 5. Nov. Jn Nr. 297 dieser Zeitung ist irrthümlich gemeldet worden, daß durch ein unterm 10cen Oft. d. J. zu Köln erlassenes erzbishdflihes Cirkular, - bis auf weitere Besiim- mung, alle Fasttage, mit Ausschluß des Charfreitags, in der Erz-Didcese aufgehoben seyen. Dies ist, wie hierdurch Berichtigend bemerkt wird, nicht der Fall, sondern es is nur durch das gedachte Cirkular in Berücksichtigung der gegen- wärtigen Zeitverhältnisse eine Milderung des Abstinenz-Sebo- tes, bis zum Widerrufe; ausgesproczen worden.

Jn der Stadt Meseri6 bildet sich ein Verein für die Kreise Meseriß, Birnbaum, Bomst und Fraustadt, zur «Erziehung verwahrloster Kinder.

Ausstellung der Königl. Akademie der Künste.

Dritter Artikel. Schadow'sche Schule. (Fortschung.) / Bei einer Betrachtaug und einem Urtheil, welches mehr das Große und Ganze im Auge hat, ist dennoch cin gengueres Ein- gehen in diejenigen Werke unerläßlich, in denen das Vermögen

Unserer Kunst sich Richtung und Gränze absteckt, oder in deneu

es sich geradezu erweitert zetgt. L ;

; e stin L nach dex einen Seite die Grâmze der Schule an, Sohn nach der Andern; jener für das Ernste und Grandiose, dieser für das Reizende. Der lehtere Künsiler hat fi selbst ver- flanden, wenn er zu seinem Süjet die anmuthige Erzählung des Alterthums, den Raub des: Hylas durch die Nymphen, wählte. Unentschieden, ob der Maler den Briechischen Dichter vor Augen

ehabt, stimmt ex mit Theokrit darin Überein, daß er dréi ietter holden Entführerinnen annahm: „Eunika und Malis, und, feühz

ingblickend, Nycheia.// * Die feühlingblickende glaubt der Be-

Aa lea sogleih an dem Schmelz des blauen Bus der cinen

Blondine entdeckt zu haben, welche sich an den keu ch - erschrocke- nen Fúüngling schmiegt. ylas war im Begriff, “Waser aus einem klaren Ahattigen Quell in eit Felsenshlucht zu 1chdpfett; den einen Fuß hat ex [hon hinabgesenkt in die Flut, und so erst if er dem lockenden Element verfallen , den andern hält er noch FXräftig auf cin Felssück gestemmt. "Wenn schnelles geisterhaftes

j Auftguchen, unmittelbarer Ausdruck des dringendsten Verlangen;

Destimmtes unwiderstehliches Hinabzichen allein den Sinn des My- thus exreicht, hingegen jedes E Versuchen, Hin- und Herzerrett und Unterhandeln. das Poetische lähmt, so if es besonders nur die

eineder drei bezaubernden Nymphen, deren Haltung, Geberde, Aus=-

drucé, ganzes Thun und Wollen unwiderstehliches Verlangen aus spricht. Eine jungfräuliche Gestalt voll Schönheit, Leben und Glut, mit glänzend \chwarzem Haar, umklammert ernsthaft und fest den Jüngling um Hüste und Schulter; die Stellung selbs deutet

auf das Momentane; in der That ein einziger Gedanke des Em,

porstrebens, Begehrens , „Hinunterziehens, vor -dem kein Fliehen und kein Steäuben is. Solches Auffkrecken der Arme und des ‘gesammteit Leibes, folches Rüklehnenvon Hals und Haupt bei

“den Bruft; d fun die dritte, flahsblonde , zeigt -jene

dieser Miene, uud diesen feuchten fessclnden Blicé: das if lie- béndes Sich-Geben und Hinshmelzen, aber zugleich gewaltsames vernichtendes Ergreifen des Gegenstandes, das is die Bedeutun des Mythus und sein innerster Sinn, das is, malerisch-poetis ausgesprochen , die lockende unheimliche Macht des sptegelnden Elements über das Gemüth“ des Menschen. Wie anders die zweite Figur! Goldblond, mit jenem blauen Auge, aus dem der Frühlingshimmel wiederzusirahlen scheint, zeigt fte sich mehr von vorn. Jene if slürmend und hinveißend, diese sanft, hold und schmeichelnd, jene i| Glut, diese Schmachten, jene nach threr fichern Beute mit brennender Sehnsucht langend, diese hinter- wärts mit leiser, anschmiegender , vershämter Annäherung den Knaben umschlingend: beide gleich gefähclih. Es ist wahr, daß, dieser durchgeführten Charakteristik zufolge, woelche sich schr wohl mit den Charakteren des schwarzen und blonden Kolorits verei- nigt, auch hier mehr cine gefällige Stellung gerechtfertigt war; gleichwohl. scheint die Bewegung des Arms und der Hand, mit der die Schmeichlerin zugleich thr {wergoldnes Haar erhebt und die Hand des schônen Argonauten faßt, schon darüber hinauszu- chen und das Selbstgefällige, welches ein Geschenwerden und Gefallenwollen vorausseßt, zu berühren. Schmerzlich is es, bei aller Tüchtigkeit des Bildes, diesen Tadel nicht unterdrücken zu dürfen. Ferner bietet sich die Ueberlegung an, ob nicht eben bet dieser an sich gelungenen Unterscheidung dem Poetischen Eintrag geschchen sey, welches in der ersten Figur bestimmt und tief er saßt war. Zumal eine dritte Nymphe, welche, von hinten gesc- hen, und nur wenig aus dem kühlen Element aufgetaucht, des

- Knaben Fuß ergreift, scheint, im Vergleich mit den Uebrigen,

die Gruppe nur äußerlih zu vervollständigen, Überhaupt aber in Erfindung und Zeichnung etwas vernachlässigt zu eyn. Schwerlich ging von dieser der Rath aus; sie macht ie Sache nur chen mit. So interessant und naiv nun sons eine solche Figur seyn könnte, so wird doch hier durch die sehr ver= schiedenen Bestrebungen der Nymphen das Augenblickliche , un- entflicehbar Versrickende der reizenden Gewaltthat zersplittert und aufgelöst in eine Rcihe auf einander folgender mannigfaltiger Thâtlichkeiten. Hätte der Künstler den Moment in allen Figu= ren gleicher Weise festgehalten, wic in der Brünette, so würde die poctische Gesamratwirkung scines Bildes noch ungleich mäch- tiger gewesen seyn, und es wäre dann sicherlich noch Uberboten worden, was sich jeßt anderweitig att Reiz und Mannichfaltigkeit in Stellung der weiblichen Körper erreichen ließ. Vermieden wäre danu auch am gründlichsten jeder Schein sintlicher Präsen- tation, wenn die Gestalten, ganz in ihrer Handlung verloren, ungetheilt und unvereinzelt auf den Gegenstand ihres Begehrens gerichtet gewesen wären. So viel nun jene Blonde hiervon noch entfernt is, um so viel bleibt das Schamgefühl der Beschauer noch einer Beleidigung ausgeseßt, das nur tn der angedeuteten Weise durch die vdllige Unbefangenheit und Unbelauschtheit der Figuren versdhnt werden konnte. Um so viel die Wendung die-

7 fer Schaléhaften mik dem lüsternen Auge noch zugleich dem Be-

schauer gilt, um soviel hat der Künsiler gegen das Zartgefühl verstoßen und seinen Gegenstand zu sinnlichem Reiz herabgezogen, dessen er doch wahrlich nicht bedurfte, um zu gefallen. Fm Uebri- gen fs die Figur höchst ausdrucksvoll; pochend glaubt man den Busen sich heben zu sehen, es ist ein tiefes Aufathmen/, in dem alles schlummernde Verlangen bewußt und frei werden will, das aber vor beflemmender Scham in dem halbgedffneten Munde wieder zu siocken scheint. Die Wange ist nicht nur flüchtig erch rôthet; man möchte sagen / sie glüht und zittert. ci solcher Erreichung muß man nun dem Künstler wohl vergeben, wenn er sich guch schon um eiten Schritt von der n&chsien Einheit des Moments entfernte. Nicht #o- bestimmt läßt sih Über den- Aus- dru des E Knaben urtheilen, der von braunem lockigen Haar, bei bräunlichem! Kolorit , und, obwohl kräftig genug, um der Licbling des Herkules zu seyn, doch völlig ohne jenen zarten Anflug von Bart gewählt worden, welcher, nach Homers Ur- theil von jugendlicher Schönheit, freilich nicht fehlen durfte. Noch ausdrücÉlicher wünschte man keuschen Schreck und Ueberraschung in seinem Antliß festgehalten: oder bedeutet die gezogene Augenbraue zugleich Zorn, oder ist Furcht vor dem Element gemeint ? Wenig- stens ift hier auch in dem Mythus cin Punkt, wo die poetische Personification der Sache schon mit der Sache selbst collidirt. Fn der Carnation wird der Künstler wenig Nebenbuhler zu fürch- îen haben; Leben und Wärme wtrd überall wahrgenommen , und das ganze Kolorit ist bis zum P B erhoben. Mit feinstier Unterscheidung finden wir in den dret Nymphen ében #0: viele durchgreifende Nakurcharakteré dargestellt. Jm inni fien. Ein- flange erscheint Form und Farbe in dem reizenden Wesen mit \chwarzem naßanliegenden Haar / in jedem zarten Don « findet man diese Haarfarbe wieder; von glänzendem und fast leuchten- dem Schimmer der Haut is die goldne Blonde, ‘beobachtet sind hier die dukchscheinenden Adern auf den Armen und der Meri: Zartheit und sammtne Weiche: der Haut. —* Der Hintergrund bietet wenig Einzelheit „ohne vernachlässigt zu“ scyn; doch? hâtte ch vielleicht für dieses Begebniß noch eine entsprechendere-Dert- lichkeit finden lassen. Schade, daß etn Lorbeerzweig, der ohnedies in. der Farbe etwas verschén ist sich neben dem Haupt des Hylas fidrend vordrängt. Das Bild i in: einen Kreis von ungefähr 4 Fuß Durchmesser gemalt. q A

93 in anderes Oélbild' desselben“ Künstlers , das "der: Katalog Veesticht, wird mit Memetnem., Bedaucxn in den Sälen der