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beide älteste Söhne von Willemsdorf hier wieder ein und statteten sogleich einen Besuch bei Sr. Majestät dem Kd- nige ab. | : Sonntag Morgens traf auch Se. K. H. der Prinz von Oranien aus Willemsdorf hier ein. Höchstderselbe wohnte darauf mit Zhren Majestäten und den vbrigen Mitgliedern der Königl. Familie dem Gottesäienjte in der Kloster: Kirche tei. Se. Majestät der König haben -durch Beschluß vom 28ften v. M. das Marine - Departement ermächtigt, das in Ladung liegende Transportschis} „„Dordrei;t‘/ sofort nach Ma- hon abzusenden und mit demjelben dem die Niederländische Flotte im Mittelländischen Veecere kommandirenden Contre- Admiral van de Sande den Befehl zu ertheilen, mit seinen Schiffen sobald als möglich nach dem Vaterlande zurück u- fehren, um dessen Ströme und Flüsse vertheidigen zu helsen. Folgendes is der offizielle an Se. Königl. Ho- heit den Prinzen Friedrich der Niederlande, Admiral und General-Oberst der See- und Lan d- macht, abgestattere Bericht Úber die feit dem 2á. Okt. in Antwerpen vorgefallenen Ereiguisse: „Rachdem unsere Truppen die Stellung hinter der Nethe und dem Rupel verlassen und fh vor den Dôrfern Berchem, Burgerhout, Kiel und Merxem aufgestellt hatten, ab der Gene-

ral-Lieutenant Baron Chass: am 23. Oït. den Befehl, die nôrde

lichen und südlichen Gegenden der Festung Atitwerpen, die Ge- geitd des Flandrischen Hauptes, #0 wie dic der Forts Lillo und Lieflenshoek, unter Wasser zu seßen, so wie endlich die Gehäude und anderen Vorwerke in der Nêhe von Antwerpen, dic dem Feinde zur Deckung dienen fönnten, fortzuschafen. Diese Maaß: regeln, so gebieterisch und nothwendig fle auch waren, erzeugten doch unter den Einwohnern ein allgemeines Mißvergnügen: vor Allem aber verdroß es sie, daf cinige Häuser in Brand gesteckt wurden. Am 24ften, an welchem Tage der vorgeschriebene Be- fehl in - Ausführung gebracht worden war, kamen des Abends dice Herren Bürgermeister uxrd Schöppen der Stadt Antwerpen zum General Chassé auf die Citadelle, scten ihn von der Erbitterung der Einwohner über die von ihn genommetten Maaßregeln in Kenntniß und theilten ihm ihre Besorgniß mit, daß, went man fortführe, die Häuser außerhalb dex Festung abzubrennei, das Volk in Aufstand gerathen möchte. Der General - Lieutenguk, der dies einsah, beauftragte den Bürgermeister, die innerhalb einer Distanz vom 159 Ellen vom Glacis der Citadelle gelegenen Hâuser abbrechen zu lassen, welcher Austrag von demselben auch añgenommen wurde.“

„Während des 25ften blieb- es in der Stadt nicht allein ru- hig, fondern man entdeckte nicht civmal eine Spur, daß Aufruhr zu befürchten sey, ia auch dan nicht, als die Truppen, ihre Stellungen außerhalb der Stadt verlassend, in dieselbe einzogen. Fn der Nacht vom 25ften zum 26fen blicb die Ruhe cbenfalls ungestdrt , doch am Morgen diescs Tages um 8 Uhr plünderte der Pöbel cin Schiss, in welches eine Unzahl Waffen des Regiî- ments Lanciers No. 109. geladen worden war; diesem wurde le- doch zum Theil noch dadurch gesteuert, daß der Obersi der Scetrup- pen, Lewe van Aduard, cine gewaffitcte Schaluppe nach der Stelle hinsandte und das SchisE den Strom hinauf bringen licß. Um 102 Uhr - fand ein Pbbel- Auflauf in der Kirchstraße beim St. Andreas - Plah siatt; ein Detascl,cinent von 109 Mann wurde hingesandt, um diese Zusammeirottung aus cinander zu treiben; es fand jedoch Widerstand, so daß es sich gendthigt ah, Gewalt zu gebrauchen , wodurch denn auch für den Augenblick die Ruhe scheinbar wiederhergestellt wurde. Kurz darauf begab sich etn zweites Detaschement nach dem Sk. Andreas - Viertel, gerieth hier jedoch sogleich mit den Aufcührern in cin Gefecht und wurde von den Fâäusern gus beschossen. Von diesem Augenblicke an wurden auch alle Thor - Wachen und die Truppen, die inner- halb der Stadt standen, von den Bürgern - die sich in die nahe aelegenen Häuser begeben hatten, beschossen oder von den auf der Straße sich befindenden angefallen, was unaufhdrlich den ganzen Tag und auch ciuen Theil der Nacot anhielt. Der General- Lieutengnt Chassé“ hatte im Vexlause des Nachmittags einige Schüsse auf dié Hâuser des St. Andregs - Viertels , aus welchen die Soldoten von den Bürgern beschossezir wurden, richten lassen, eben so auch auf einen Zugang der Citadelle, wo ein Treffen mit den Meuterern stattgefunden hatte, jedoch beides nur, um Furcht einzujagen, und war denn auch der Erfolg hiervon, daß am Tage darauf um 7 Uhr früh cine Deputation von Notabeln; die den Baron Osg, Präsidenten der Bank, an ihrer Spitze hatte, bei Sr. Excellenz angemeldet wurde und dem General vorsielite, daß er alle Feind- seligkciten mdge einstellen lassen, und zwar nicht blos um fernerem Blutvergießen zuvorzukommen, sondern auch um die Wohlgesinn- ten gegen einen völligen Untergang zu bewghren sie sagten fer- ner, daß sie von cinem Einwohner der Stadt begleitet seyen,

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der es Übernommen hôtte, Sr. Excellenz cin ihm von einem Abz-

gesandten der provisorischen Regterung Belgiens eingchändktgtes

Schreiben zuzustellen. Dieses Schreiben enthielt den Vorschlag, .

die imtder Stadt befindlichen Truppen in das Kastell zurückzu- ziehen und die Stadt von ihren Truppen beseßen zu lassen, je- Do von diesem Augenblicke ab alle Feindseligkeiten cinzustellen ; DCr Abgeordnete flellte zugleich anhcim, daß {sofort cine Deputa- tion an Se. Maj. gesandt werde, um über die Mäunmung der Festung von -den Königl. Truppen Unterhandlungen anzuk1üpfen. Da unsere Truppen, - zufolge der eingegangenen Rapporte-

von allen Seiten schr gedrängt wurden und sich nicht länger auf den von ihnen eingenommenen Stellungen an den Thoren bchaupten konnten, so fand der General - Licutenant Chassé den Vorschlag annehmlich, indem er sih doch sehr bald gendthigt ge- schen hätte, die Truppen zurüczuzichen, was, bet dem Feuer gus den Häusern , nicht ohne großen Verluft würde zu bewerk- telligen gewesen seyn. Der General zog iedoch, che er cinen

| Beschluß dieserhalb faßte, die Meinung aller Corps - Chefs ju

Rathe, und diese stimmten für den Vorschlag des gedachten A

geordneten, worauf der General Befehl ertheilie, daß die Feind- cligkciten auf allen Punkten eingestellt werden und die Trup- pen sich nach dem Werft- und Bau - Magazin zurückzichen sollten; die Schlüssel der Stadt - Thore wurden darguf an den Deputirten der provisorischen Regierung nach dem Rathhause gesandt , wo er sie auch, wie aus dem darüber ertheilten Em=

! pfangs\schein hervorgeht, wirklich erhalten hat.//

„Sobald dieser Waffenstillstand bekannt wurde, hörte das Feuer an allen Punkten auf, und die Träppen begaben sich nach bemeldeten Magazinen, jedoch ward noch von Zett zu. Zeit aus den Häusecn auf die Besaßutig der Citadelle geschossen, wahr= \cheinlich von Seiien derienigen, die keine Kenntniß von der ge- troffenen Ucbercinkunst hatten. Um. diesem Schießen cin Ziel zu seben, hielt es der Generai -Lieutenant Baron Cha} für vrath- sam, auf einec der. Bastionen der Citadelle eine weiße Fahne auf- ¡ichen zu lassen. Diese Maaßregel veranlaßte Keßels, der sich Befehlshaber der Artillerie nannte, sich mit cinem Oberst- Lieutenant, Namens Ricülon, als Parlamentaire bei dem General anmelden zu lassen; nachdem sïe vorgelasen, verlangten fïc zu

wissen, weshalb die weiße Fahne agusgezogen worden sey. Dex -

General antwortete, es sey geschehen, um eincn Feden daran zu mahnen , die geschlossene Capitulation zu respektirent. Mit dieser Antwort war Kessels nicht zufrieden und sagte, die bürgerliche Macht sey nicht befugt, eine militairische Uebereinkunft zu treffen ; ferner erkfläcte er im Namen des Befehlshabers der Truppe, dessen Abgesandter er zu scyn vorgab, die abgeschlossene Capitu - lation fúL ungeschmäßig und ohne irgend eine verbindende Kraft und nahm endlich den Vorschlag des General-Lieutenants Cha}? an, sich zu den Deputirten der provisortschen Belgischen Regie- rung zu verfügen und das Resultat seiner Unterredung mit det- selben in Person mitzutheilen. Nicht früher als um 1 Uhr wur- den Parlamentaire angetündigt - die, ohne Etilaß zu verlangen, dem Befehlshaber der Wache zwci gleichlgutende Aufforderungs= schreiben zum Capituliren übergabe, um selbige dem Gencral- Lieutcaant Cha: cinzuhändigen. Fn dieser Aufforderung wurde der Waffenüillstand, welcher der fröheren Uebereinkunft zit= folge auf unbestimmte Zeit abgeschlossen war, bis um 4 Uhr Nachmittags begräuzt, wo geantwortet werden sollte, ob man gesonnen sey, dîe Cayitulations- Vorschläge anzu= nehmen. Gegen halb 2 Uher begannen die Meuterer wiederum auf unsere innerhalb des Bezirkes des Werft- und Bau-Maga=- zins befindliche Truppen ein Gewehrfeuer, das sich immer mehr verstärkte, dergestalt, daß der dort befebligende Oberst Sprenger zum zweitenmal anfragen licß, ob ex Befchl geben dürfe, gleich- falls zut feuern, was aber der General verweigerte , weil er die Capitulation im strengsten Sinne - des Wortes befolgen wollte, wobei er zugleich befahl, eine weiße Flagge aufzustécken. -Das machte jedoch nicht den mindesten Eindruck auf die Aufrührer, und dac Feuern wurde nur immer lebhafter, his zuleßt gar cin Feldstüdl vor den Haupteingang în den besagten Bezirk des Ma- gazins aufgeführt und das Thor gesprengt wurde; unsere Trup- pen gerietgen hicrdurch in große Verwirrung und sahen sich ge- ¡wungen, sich auf das eiserne Thor zurückzuzichen. Der General- Lieutenant Chassé, empòrt Uber die Verlebung des geschlossenen Saffenstillstandes, gab nun ungefähr halb 4 Uhr den Befchl, auf das St. Andreas-Quartier, w9 sh die Meuterer in großer An- zahl befanden, nicht nur ein Gewehrfeuer zu erôffnen, sondern es auch zu bombardiren und Brandfugeln Hinein “zu werfen, w9- mit bis halb 8 Uhr fortgefahren wurde, während die Kricgs=- hiffe ihrerseits die Stadt von der Fluß- Seite gleichfalls beschossen. Kaum hatte das Bombardement gufgehdrt, als sïch cine Kommission von Anfwebpeyer Nöôtabeln, cinen Ma- ior der Schutterci, Namens Dubdots, an der Spihe, zum Parla- mentiren anmelden ließ. Nachdem sie vorgelassen war, machte sie dem General-Lieutenant Chassé eine Schilderung der durch das Bombardement verursachten Verwüstung und bat um Ab- {luß eines neuen Waffenflillsiandes, um allem ferneren Unheil vorzubeugen, wobei sfe zwei Schreiben cinhändigke, deren cincs von Rogier, Mitglied der provisorischen Regierung, und von Robiano de Borsbcek, Gouverneitr der Provinz Antwerpen, 11d

| das andere von Stevenotte, Befehlshaber in der Stadt Aniwcr-

pen, unterzeichnet war; in beiden ward zu erkennen gegeben, daß man beabsichtige, am folgenden Tage die abgebrochenen Utite!- handlungen wieder anzuknüpfen. Der General-Lieutenant Cin - das Loos der Einwohaer berúcfsschtigend, willigte in den Vor- chlag der Notabeln und händigte ihnen zugleich ein Schreibcit

an Rogier und Robiano de Borsbeck cit, worin er zu erfennen

gab, daß er seinerseits bis zum nächsten Morgen um s Uhr keine Feindscligkeiten anstellen wolle, zu welcher Stunde er verlange- daß sich eine Kommission von Seiten dev prôvisorischen Regte- rung Belgiens zu ihm verfügen solle, um eine bestimmte Uever- cinkunft abzuschließen, wobet ex zugleich erklärte, er würde ohne

Beilage

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2387 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung ffÆ 309.

eine Truppen feuern sollte/ G / Da der VnervziGnet die Citadelle denselben Tag um 1:

Uhr Abends verließ, so ist thm unbewußt, ob am nächsien M9x- gen eine Uebereintunft getrofffen wurde oder nicht. Der Unter- zeichnete findet es nicht für unzweckmäßig, zu melden, daß eli

Verg das Bombardement wieder beginnen, sobald man auf v /

heil der Schutterei sich mit den Aufrührern vereinigt und auf unsere Truppen gefeuert har. Beim Ueberlescu dieses Berichtes bemerke ich , daß ih es unterlassen: habe, gehörigen Orts einzu- \chalten, daß Se. Excellenz der General - Lieutenant Chassé dîc von der provisorischen Regierung Belgiens ihm vorgeschlagene Capitulation nicht nur verwarf, sondern sie mit der Sprache des heleidigten Ehrgefühls heantwortete ; feriter, daß am 27sten Abends zwischen 6 und 7 Uhr cinige wenige Mannschaft von dem allge- meinen Depot der Landmacht die Werft - und Bau - Magazitte- in welche sich die Meuterer geworfen hatten, wieder in Besi

nahm und sie sväter tn Brand steckte; und endlich, daß die Ar-

tilleriíten alles Geschüß, daë sich dort befand, vernagelten.

Haag- den 39. Oktober 1830.

Der dirigirende Oberst der Festungswerke, Van dexr Wyk.“

Unter den diesem Berichte beigefügten noch nicht auf anderem Wege bekannt gewordenen Akfienstücken befinden sich nachstehende von den Herren Kessels und van den Herre- weghe dem General Chassé am 27|ten gemachte Vorschläge und dessen darauf ertheilte Antwort :

I. „Das stets fiegreiche Belgische Heer macht, nachdem es mit Húlfe der tapfern Einwohner Antwerpens hier einge- xúckft, folgende Vorschläge: “§41 i

1) Die Räumung der Citadelle und des Arsenals in dec Kloster - Straße von den Holländischen Truppen, welche das eine wie das- andere noch beselt halten.

2) Alles Material in der Citadelle, im Arsenale und an anderen Orten der Stadt muß da bleiben, wo es sich jeßt befindet. Dicse Kriegebedürfnisse würden auch nur eine fleine

Vergütigung für das seyn, was bereits hinweggeführt roor-

den it. Z) Die Kriegs\ci}e, die ih auf der Nhede vor der Stadt befinden, sind gleichfalls und ohne alle Widerrede National- Eigenthurn. 9

4) Die Offiziere sollen ihre Degen behalten, dic Solda- ten jedoch ihre Wassen auf dem Glacis der Citadelle nieder- legen; auch sollen die Holländischen Truppen nicht anders, als in Corps von 100 Mann, zum Thore hinausziehen, oder sie sollen sich auch im Namen der provisorischen Regierung hinnen zwei Tagen von der Annahme der gegenwärtigen Be- stimmungen einschissen können. / i

5) Die gegenwärtigen Vorschläge sollen bis 4 Uhr Nach- mittags angenommen seyn oder als nicht gethan angesehen werdeu.

l! Antwort des Generals Chassé.

¡„Meine Herren! Nachdem ich auf die Vorsellug eines Abgeordneten der provijorischen Regierung einen Wasen still- stand eingegangen war bis Se. Majestät unser König, be- stimmt haben wärdeti, ob das Heer vielleicht die Citadelle ver- lassen soll, war ich auf das äußerste verwundert, eine Auf: forderung zur Uebergabe der Citadelle zu erhalten, und zwar mit der Vorschrift, den Beschluß dieserhalb bis 4 Uhr Nachmittags zu fassen. Fch hatte das erste Uedberein- Lommen auf das Gesuch von Deputirten des Magistrats von Antwerpea abgeschlossen, lediglich um sernerem Blutver- gießen zuvorzukommen und um den Einwohnern der Stadt, én der ih Jahre lang gewohnt habe, schreckliches und unbe- rechenbarcs Unglück zu ersparen. Jch mußte, n. H, darau} rechnen, daß dieses - Uebereinkommen von Jhrer Seite mit der strengsten Genauigkeit “beobachtet werden würde. Mit Leidwesen sehe ih jedoch, daß ich mich getäuscht habe, und daß Sie es haben auf sich nehmen können, daselb? mir Ver- achtung aller Kriegsgeseße zu s{händen. Jch mache Sie, qu. H., verantwortlich für diese treulose und verächtliche Handlungsweise, die als solche von ganz Europa erkannt werden wird, und von der ich unserm Erlauchten Könige An- zeige machen werde. Jch erkläre Ihnen „schließlich, m. H-- daß ich ‘die erniedrigenden Bedingungen, die Sie mir zu machen sih herausgenommen haben, von tair weise, daß ich die Festung, deren Befehl mir anvertraut wurde, auf das alleräußerste werde zu vertheidigen suchen, und daß ich nie- mals eine Bedingung ankchmen werde, wodurch meine Ehre, welche bisher auch nicht den mindesten Flecé erlitten hat, be- \udelt werden würde.

Der General-Lieutenant, Kommandant der Festung Antwerpen, Baron Chassé.“

Die legten Nachrichten aus Antwerpen bestätigen es, daß seit der Nacht vom 27. Oft. die Stadt nicht mehr beschossen worden, und daß der General Chassé einen Vertrag genehmigt hat, dem zufolge bis zum 2. Nov. ein Waffenstillstand stattfinden soll. i *

Täglich gehen neue Abtheilungen bewaffneter Bürger nach dem Moerdyk und den nahe gelegenen Punkten aus verschiedenen Theilen des Reiches ab.

Die Rotterdamsche Courant sagt: „Am 27sten wagten die Jusurgenten in Antwerpen auch einen Angriff auf die vor der Stadt liegeude Flotte, doch wurden sie von derselben so gut empfangen, daß sie wahrscheinlich einen zwei- ten Angriff der Art nicht unternchmen werden. Am Bord des „„Komeet‘/ ist der Lieutenant Justus Klinkhamer schwer verwundet worden und 24 Stunden darauf den Heldentod gestorben. Man nennt auch den Lieutenant Maas unter den Verwundeten am Bord der Schisse//

Der General-Licutenant Gunkel ist, wie man vernimrat auf sein Gesuch des Oberbefehls über die Festung Breda ent- lassen worden, und ist der General-Major Wildeman an seine Stelle dorthin abgegangen.

Im Laufe dieser Woche wird Hr. P. Varkevisser, Mit- glied des hiesigen Magistrats, der sich bereits mehreremale bei der “Errettung von Schiffbrüchigen ausgezeichnet hat, mit sechs Kanonierbooten von Schevenigen na dem Moerdyf abgehen, um daseibst Posto zu fassen.

Aus dem Zuchthause in Herzogenbusch sind 200 Sträf- linge auf zwei Schiffen unter gehörigem Geleite nach Leyden abgesandt worden.

Antwerpen, 29. Oft. Fast die Hälfte der Be- wohner Antwerpens hat sich geflüchtet. Auf den Straßen sieht man nichts als Barrikaden, rauchende Trúmmer, Flüch- tende und außer wenigen ärmeren Bewohnern ungeheure Massen von Brabantern und ihrem Aeußern nach wirkliche Brigands. Jeder hat einen Kittel, und zum Theil haben sie auch Czakos und Säbel, doch Aüe hadeu Militair - oder Jagd - Gewehre. Es ist auch ein ganz entseblihes Corps, grausam, feine Gefahr fennend und voller Verwünschungen gegen die Holländer. Wie das hier cuden wird, - mag Gott wisseu. Antwerpen is sehr ruinirt, und beim nächsten Bom- bardement fließt gewiß Alles von hièr. Die Citadelle is un- nehmbar, und der General Chassé (ein geborner: Belgier, von Nayoleon der Général la Bayonetle ou mon Epée genannt), auf den durchaus nicht zu wirken ist, hat gedroht, bei dem ersten Vorfall das Bomßardement zu erneuern und dann existirt kein- Antwerpen mehr, weil es, ver- lasscn von seinen Bewohnern, ein Raub der Flammen werden würde. Zweitausead Belgier , Leute aus allen Klas sen, haben sih erboten , izr Leben daran zu seken, um die Ciradelle zu erobern. Eine ähnliche Revolution hat die Welt vielleicht noch nicht erlebt, man weiß hier nichts , will nichts, als morden und zerstören. Ob Brabant Französisch oder ob es cine Republik werden , oder wer dasselbe regieren soll, ist in diesem Augenblicée Nebensache. Nur das weiß Jeder genäß, nah Holland solis hin, und da wil man Alles niedermachen. Nach Holland, nach Holland ruft Einer dem Andern zu, und je zerrissener und zerlumpter die Banden

‘aussehen , desto verwegener und zügelloser gebehrden sie sich

in ihren Unternehmungen.

Brüssel, 31. Oft. Man hat hier Nachrichten aus Antwerpen vom gestrigen Tage, denen zufolge sich dort noch Alles in demselben Zustande wie am 2Wsten und 29 d. befand. Die Freiwilligen kommen von vielen Seiten herbei, dochgdie zum Waffendienste untauglichen Bewohner: verlassen immer mehr die Stadt. |

Die vor Antwerpen bisher liegenden Kriegsschisse haben, wie man vernimmt, eine andere Stellung eingenommen. Es soll ein Dampfschis} aus Holland mit Depeschen für den Gouverneur angekommen seyu; auch hört man, daß viele Belgische Truppen sich von Antwerpen auf dem Wege nach Breda in Bewegung geseßt haben. | 4

Vón Gent is ein zweites Detaschement unter dein Be- fehle des Majors van de Poelc nah Antwerpeu abgegangen.

Es is hier eine Bekanntmachung erschienen, in der die verschiedenen Frei - Corps aufgefordert werden, nicht mehr ohne ausdrälihen Befehl nach Antwerpen zu -marschiren, weil dort bereits ein Ueberfluß an dienstthuenden Truppen \ey.

Jn hiesigen Zeitungen wird darüber Beschwerde geführt, daß man seit drei Tagen keinen offiziellen oder überhaupt

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