1830 / 311 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ihn zum Ausscheiden aus dem Ministerrathe bewegen, sind, obgleich, man das übertriebene Zartgefühl dabei tadeln fann, seines ehrenwerthen Charakters würdig, und die Regierung kann auf seine Unterstüßung in der Kammer rechnen. Das, was jeßt vorgeht, ist darum nicht weniger betrübend. Die der öffentlichen Meinung unterliegende Partci sucht sich bis zur Wiedereröffnung der Kammer hinzuschleppen, in der Hoff- nung, im Schooße derselben Freunde zn finden, die ihr neue Kräfte geben werden ; se freut sich über die Schwierig- keiten, welche täglih den Abschluß der Unterhandlungen hin- ausschieben. Alle diese Zôögerungen entnerven die Verwal- tung in einem Augenblicke, wo sie gerade der Kraft und Thä- tigkeit bedarf. Die für die zweite Hälfte der Session vorbe- reiteten Arbeiten liegen jeßt still, und die Minister werden mit leeren Portefeuilles vor die Kammer treten müssen. Es ist den Sitten und Juteressen der Repräsentativ - Regierung zuwider, dem Könige die Last, sein Kabinet zu bilden, zu überlassen, zumal, wenn es entschieden ist, daß der Minister- Rath einen Präsidenten haben wird, und dieser bereits ge- wäglt ist. Jhm kommt es zu, seine Kollegen zu wählen und das. System des Ministeriums unter seiner Verantwortlich- keit festzustellen.// —- Die Quotidienne sagt: „Man möchte vor Langeweile sterben. Diese ministerielle Krise, wovon man uns bereits seit aht Tagen unterhält, nimmt kein Ende. Die Sache wird zuleßt f lächerlih, daß wir, die Besiegten, uns fast fúr die Sieger schämen möchten. J es nicht in der That ein jämmerlicher Anblick, wenn man jenes Unvermögen der Revolution betrachtet, irgend ein Gebäude aufzuführen. Wie? So rash und gewandt im Umstärzen, kann sie nicht einmal ein armseliges Ministerium zu Stande bringen? Als gleichgültige Zuschauer dieses Kampfes, wo die Furcht mit dem Revolutionsshwindel handgemein ist, beschränken wir uns darauf, hier die Neuigkeiten und Betrachtungen wiederzugeben, welhe die Journale der siegenden Partei uns jeden Morgen über dieses Thema auftischen.‘“/ Hierauf folgen Auszüge aus den gestrigen Blättern über den beregten Gegenstand. i Die Gazette de France beleuchtet in ihrer Rubrik: „„Vermischtes‘/ die Frage, wohin die liberale Partei endlich ziele, und meint, daß diese es wohl eigentlich selbst nicht roisse. ¿Man bedenke nur‘/, heißt es in dem Aufsaße, „„was sich seit den drei ruhmvollen' Tagen, die unsre Sieger uns jeden Morgen mit so großem Stolze ins Gedächtniß zurückcufen, zugetragen hat. Gewiß dachte man damals an nichts andres, als. an die Aufrechthaltung der Charte. Jhr zu Ehren- lud man die Gewehre und rief bei jedem Schusse: Es lebe die Charte! obgleich von den 60,000 Bürgern, die sh für ste bewaffnet hatten, ein guter Theil sie gar nicht eininal gekannt haben mag. Hiernach hätte man annehmen sollen, daß diese Charte mindestens noch zwei bis drei Jahrhunderte fortleben würde; aber schon nah eben so viel Tagen war sie todt und begraben , und dies trug sich also zu. Gleich am Morgen nach errungenem Siege riefen die Sieger den Deputirren zu: ¡e „Gestern gefiel uns noch die Charte Ludwigs XVIIL, heute gefällt sie uns nicht mehr : sorgt dafür, daß wir mehr erlangen.//‘/ Und die Deputirten antworteten: ,,,,„Jsts nichts weiter als dieses; um solcher Kleinigkeit willen ent- zweien sich gute Freunde nicht. Jhr verlangt eine andre Charte; Jhr sollt sie haben; spreht nur morgen wieder mit vor.‘/// Jn. der That war die Sache so schwer nicht; in Verfassungs-Angelegenheiten sind wir keine Neulinge- mehr, und die Entwerfung einer Charte kostet heutiges Tages einem uten politischen Kopfe nicht mehr, als Herrn Scribe ein audeville in einem Aft; sie ist blos der Gegenstand eines Frühstücks. Die neue Charte war also rasch fabrizirt; wird fie die leßte seyn? Wir bezweifeln es; bald dürfte sie ihren Schwestern in das Reich der Ewigkeit folgen, denn eine so herrliche Revolution, wie die lebte, ist nicht so rasch been- digt. Vorwärts! dies ist der Feldruf der siegenden Partei. Und um vorwärts zu fommen, macht man jeßt den Anfang damit, daß man ein neues Wahl -Geseß verlangt. „,,„Wo- u////, ruft man der Kammer zu, ,, „jene großen Grundbe- ißer? wozu jene Aristokraten zu 300 Fr., die allen guten Patrioten ein Dorn im Auge sind? Man stelle dagegen das Eigenthum unter die Obhut derer, die wenig oder gar nichts haben , denn Frankreich bedarf s.olcher. Repräsentanten , die besser als die jesgigen unsere großen Juli - Tage und unsere Barrikaden zu würdigen wissen.//// Die Kammer sperrt si aber. „Sind wir es denn nicht‘///, fragen einige Deputirte mit großer Bescheidenheit, „,,„„die Frankreich errettet haben 2//// Und sie haben Recht; sie können in der That auf ihr Werk stolz sehn; aber die Revolutionen sind gar zu undankbar ; sie vergessen gar zu leicht die ihnen geleisteten Dienste. Wenn man bedenkt, wie wenig es, bei einer so unbeständigen Na-

tion, wie die unsrige, fostet, um die Volksgunst zu verlieren, so sollte man minder große Opfer bringen, um sie si zu erwerben. Als Beweis mag das jeßige Ministerium dienen, das in der Blüthe seiner Jahre dahin stirbt. Warum wollen die Minister aber auch stul stehen, während die Revolution noch im vollen Marsche is. Wir werden jeßt neue an ihre Stelle erhalten. Werden aber unsere Angelegenheiten deshalb besser stehen? Mir scheint, daß die Frage dadurch eher aus- gelebt, als gelôst wird. „„„„Ein neues Ministerium‘, sagen zwar die Freunde der Bewegung, ,,/,„wird auch ein neues System herbeiführen////, Sehr wohl; aber die Kammer? ¡7 ¡7Die Kammer wird nachgeben/‘‘/, antwortet man mir; ivenigstens ist dies die Meinung der Sieger; in diesem Falle môgen sie mir aber vergönnen, ihnen bemerklich zu machen, daß sie dieser Meinung nicht immer gewesen sind. Vor ihrem Siege behaupteten sie, daß die Kammer regieren müsse, und jest wollen sie, ohne sie, ja gegen deren Willen regieren. Tausendmal haben sie uns gesagt, daß einem von der Majorirät der Kammern verworfenen Mini- sterium nichts weiter übrig bleibe, als- sh zurückzuziehen ; sie haben dies nicht blos behauptet, sie haben - es mit dem Bajonette bewiesen; und heute bedienen sich dieselben Män- ner desselben Arguments, um die entgegengeseßte Ansicht gels tend zu machen. Aber die Umstände haben sih geändert, und also mússen die Grundsäße auch geändert werden. Jett frage man diese Leute, was sie eigentlich wollen. Vielleicht eine neue

auch, wie sich Jemand geäußert hat, nur ein Vier:el Napo- leon, auftreten jollte, so könnten sie das Spiel leicht verlieren. Sie berufen sih darauf, daß sie die dffentliche Meinung für sich haben. Aber welche? Es gießt deren heutiges Tages gar zu viele, Wer repräsentirt diese Meinung: die Volks- Klubs oder die National-Garde, Paris oder die Departe- ments? Denn, man bedenke das Unglaubliche: die Provinz giebt sich einen Anftrih von Unabhängigkeit und wagt es, der Kanumex dieselben Deputirten wieder zuzuschicfen, die die Revolution gern zu allen Teufeln jagen möchte; es giebt also abermals einen entthronten König, und dieser. ist Paris.‘

Fernerer Erfolg der Wahlen in den Departements-Wahl-

Kollegien :

Laval, ... ver Gerichts - Präsident Herr Bidault (statt des Herrn von Pignerolles) ;

A lençon, Herr Ballot (statt des Herrn von Andlaw).

nennen. Poitiers, der Unter - Präfekt Herr Junyen (statt des ¿Der M von Curzay); | err Fournier } statt der Herren von Chateau- Le En 1 Weér Lelong ; fort_ und Lamandé. E in diesem Kollegium is noch ein Deputirter zu wählen.

Ueber den Umstand, daß Herr Villemain bei den Wah- len in Evreux durchgefallen ist, äußert das Journal des Débats Folgendes: „Herr Villemain hat 438 Stimmen gehabt ; das ist genug, um eine Niederlage ehrenvoll zu ma-

| chen. Wir glauben nicht, daß unsere lebhafte Freundschaft

für Herrn Villemain und die aufrichtige Bewunderung sei- nes Talents uns des Rechtes berauben , über dieses Ereigniß unsere ganze Meinung zu sagen. Wir betrüben uns darüber weniger um des Herrn Villemain als um der Kammer wil- len. - Ohne behaupten zu wollen, daß er für die Kammer unentbehrlich sey, glauben wir, daß sein Talent und sein Cha- rafter ihm die Achtung und die dauernde Gunst seiner Kol- legen erworben haben. Es ist für das Ansehen und also auch für die Macht einer Kammer von Wichtigkeit, daß die aus- gezeichnetsten Männer des Landes Mitglieder derselben sind.

lichen Gewandtheit auf die "parlamentarischen Diskussionen

438 Stimmen, welche er erhalten hat, gelten ganz seiner Person; er verdankt sie nur seinem Verdienste und seinem Rufe. Die Majorität hat er darum nicht. davon getragen, weil er den Einfluß des Herrn Dupont von der Eure in ei- nem diesem Minister gänzlich erg Departement zu bekäm- pfen hatte. Dieser hat dffentlih für Herrn Odilon-Barrot geworben und seinen Secretair ins Departement geschickt,

Wähler äußert er, nachdem er die Kandidaten Gattier und Passy empfohlen: /, „Was den dritten Deputirten betrifft, so schlage ih Herrn Odilon - Barrot vor; ih fenne keinen bessern Bürger in Paris „wo er ohne Zweifel gewählt wor- den wäre, wenn das Gese es nlcht verhindert hätte. Ec ist der Stimme jedes ählers würdig, der die uns

Revolution ? Hier mögen sie sich aber wohl vorsehen, denn wenn

Es i ín diesem Kollegium noch ein Deputirter zu er-.

Daß Herr Villemain Talent besißt und es mit einer glück-

übertragen hat, wird Niemand in Zweifel stellen wollen. Die

um die Wähler aufzumuntern. Jn einem Schreiben an die

von der Revolution des Juli versprochene Freiheit ganz will

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und sie in dem rechten Maße will, in welchem ih selber sie wünsche. Sein -Talent ist allgemeln bekannt und beruft ihn eben so wohl in die Kammer als in das Ministerium. Jch bitte meine Freunde, hierauf Rücksicht zu nehmen; ih will ihnen Niemanden aufdringen und am wenigsten einen dem Departement fremden Mann; aber Odilon-Barrot ist Überall ein großer Bürger, und ih scheue mi nicht, es zu sagen: das Departement der Eure würde si selber ehren, wenn es ihn mit seiner Stimme beehrte. Jch fragte ihn, ob er die Wahl in Evreux vorzugsweise annehmen wolle; er hat mir auf das bestimmteste bejahend geantwortet. Jch schie Jhnen sein Schreiben und ersuche Sie, es nebst dem mei- nigen allen unsern Freunden mitzutheilen.//// Wir erkennen an, daß Herr Dupont von der Eure in diesem Schreiben scinen Einfluß nicht ungeseblich angewendet hat ; er hatte ein Recht, zu thun, was er gethan hat, aber andererseits sieht man auch leiht ein, welchen unwiderstehlichen Einfluß ein solhes Schreiben . ausüben mußte. Die Wähler von Evreux sahen sich aufgefordert, nicht nur einen Deputirten, sondern einen Minister zu wählen. Diese Versuchung war groß. So ein guter Patriot man auch seyn mag, man ist nicht unempfänglih für den Gedan- fen, zwei Minister zu Repräsentanten zu haben. Da Herr Odilon die Kandidatur in Evreux vorzugsweise vor der von Orleans, wo er nicht gewählt worden ist, angenommen hat, \o bleibt nur noch übrig, ihn zum Minister zu machen, um das den Wählern gegebene Versprechen zu erfüllen. Was den Wählern des Eure-Departements am besten gezeigt hat, welch hohen Werth Herr Dupont auf die Wahl des Herrn Odilon - Barrot legte , ist die Ausschließung des Herrn Felix v. Fontenay , eines der reichsten und patriotishsten Fabrik- Befiser der Provinz, der funfzehn Jahre lang an der Spiße der liberalen Wähler des Departements gestanden und seine Mühe, so wie sein Vermögen, dazu verwendet hat, die Kan- didatur des ehrenwerthen Großsiegelbewahrers zu unterstützen. Herr v. Fontenay hat dennoch 411 Stimmen erhalten.

Von den Offizieren und Seeleuten der im Monat März an der Algierschen Küste gescheiterten Briggs „„Aventure““ und „Silène‘/ sind 2 Eleven erster Klasse zu Schiffs - Fähn- xichen befördert und 2 Matrosen zu Rittern der Edhrenlegion ernannt worden. Ein jeder der übrigen Seeleute ist um eine Klasse oder einen Grad avancirt worden; und ein gewisser Natale, aus Malta gebürtig, der sich ganz besonders ausge- zeichnet, hat eine goldene Medaille und eine Gratification von 1000 Fr. erhalten. Auch haben Se. Majestät die wichti- gen Dienste, die der Königl. Sardinische General-Konsul in Älgier, Graf Dattili, und der dem Konsulate attachirte Dok- tor Meardi den Schiffbrüchigen während ihrer Gefangenschaft geleistet haben, dadurch anerkannt, daß Sie dem Erstern das Offizierkreuz und dem Andern das Ritterkreuz der Ehrenlegion verliehen haben.

Die Raths - Kammer des hiesigen Tribunals erster Jn- sanz hat sich gestern in der Sache des Grafen von Kergorlay Und der Geschäftsführer der Gazette de France und dex Quo- tidienne ungefähr in folgender Weise für kompetent erklärt: „Jn Betracht, daß das Gesetz vom 31. August 1830 jeden Pair von Frankreich, der binnen einem Monate den Eid nicht leistet, seiner Würde für verlustig erklärt, und daß Herr von Kergorlay durch sein Schreiben vom 23. Sept. an die Pairs-Kammer auf die Wohlthat dieser Frist verzichtet hat ; in Erwägung, daú die Bekanntmachung dieses Schreibens am 25sten in der Quotidienne und am 27ften in der Gazette de France stattgefunden hat, und daß Herr von Kergorlay, da er den Eid nicht geleistet, von dem Tage seiner freiwilligen Verzichtleistung an, der Pairswürde für verlustig betrachtet Werden muß; in Betracht, daß der Verfall des Rechts, in der Kammer zu -siben, ein vollkommener Verfall ist und auch den Verfall des Rechts einer eigenen Jurisdic- tion nah s\ch zieht, daß das Privilegium der Juris- diction dem Rechte, in der Kammer zu ssben, inhärirt,

índem die Pairs nur darum einen Körper im Staate bilden,

weil. sie einer der drei Zweige der geseßgebenden Gewalt sind; in Erwägung, daß, wenn ihre Rechte ausgedehnter als die der Deputirten sind, dies seinen Grund darin hat, daß diese nur auf eine bestimmte Zeit die Repräsentanten des Volkes sind; in Betracht alles dessen erklärt die Raths-Kam- mer sich fár kompetent und verweist, indem sie, was den Rechtsfall selbst betrifft, anerkenút, daß das von Herrn von Kergorlay bekannt gemachte Schreiben für die Person des Königs und die Kammern beleidigend ist und Verachtung ge- gen die Handlungen derselben zu erregen strebt, die Angelchul- digten , unter der Anklage der Aufreizung zu Haß und Ver- achtung der Regierung, vor den Königl. Gerichtshof.“ Die Akten sind hierauf unmittelbar der Anklage-Kammer des Kd-

nigl. Gerichtshofes übersandt worden, die nun entscheiden wird, ob der Graf von Kergorlay und die Redacteure der Quotidienne und der Gazette de France, von Brian und von Genoude, vor den Assisenhof zu verweisen sind.

Die gerichtliche Untersuchung über die im Monat Junît d. J. bei der Wahl des Vicomte von Preissac in Montaus- ban vorgefallenen Unruhen, womit der Vicomte von Cau? mont beauftragt war , ist nunmehr beendigt und in der An- flage-Kammer des Königl. Gerichtshofés zu Toulouse der Be- richt darüber abgestattet worden. Da das Geseß vom 26. August d. J. eine Amnestie für alle seit 1815 begangenen po- litischen Verbrechen ertheilt und alle Untersuchungen gegen dieselben verbietet, so sind die auf die Wahlen selbst bezüg- lichen Unruhen, in welche eine große Anzahl von Personen verwickelt war, vom Prozesse ausgeschlossen und nur fúnf Jn- dividuen, welche cines am 24. Juni Abends unternommenen Versuchs gegen das Leben des Vicomte von Preissac beschul- digt werden, vor die Assisen des Departements des Tarn und der Garonne verwiesen worden.

Aus Toulon vom 27. Oct. schreibt man: „„Die Kor- vette „Dromadaire“/ ist vorgestern von Alexandrien, das sie am 20. Sept. verlassen hat, in den hiesigen Hafen eingelau- fen. Die Nachrichten, die sle von dort mitbringt, enthalten wenig Bemerkenswerthes ; die in Alexandrien begonnenen Schisfsbauten werden thätig fortgeseßt, rücen aber, da es an Arbeitern mangelt, nur langsam vorwärts. Die Land-Armee beschäftigt sich mit Streifzugen gegen die Araber, die biswei- len im Jnnern des Landes erscheinen und die von Kairo ab- gehenden Karavanen beunruhigen. Aegypten strebt, sih für unabhängig zu erklären, was es faktisch {hon ist. Die Fregatte „,Sirene‘/, auf welcher sich der Capitain Massieu de Clairvoal, der gegenwärtige Befehlshaber der an der Asri- fanischen Küste stationirten Schiffs - Abtheilung, befindet, ist gestern nach 48stündigem Aufenthalte im hiesigen Ha- fen wieder nah Algier unter Segel gegangen, nachdem sie sich mit neuen Lebensmitteln versehen und die mit Estaffette von Paris angekommenen Depeschen in Empfang

enommen hat, Das hiesige angesehene Handelshaus Cagniard L seine Zahlungen eingestellt; die ganze Stadt ist durch die- ses Ereigniß in Bestürzung verseßt. Den. neuesten Nach- richten aus Algier zufolge hat der General Clausel am 2, Oftober nachstehenden Tagesbefehl erlassen: „„„„Die Ar- mee wird benachrichtigt , daß sich eine anonyme Gesellschaft unter dem Namen: ¿Verein zu einem landwirthschaftlichen Versuche in Afrifa// zu dem Zwecke gebildet hat, 1000 Hek- taren Landes an den Ufern des Aratsch anzubauen. ie Stifter der Gesellschaft, welche das Afrikanische Heer [zur Mitwirkung bei diesem nüßlichen Unternehmen, das eine Frucht seiner Eroberungen ist, auffordern, werden si beeilen, diejenigen Militairs, welche solches wünschen, unter ihre. Ac- tionairs aufzunehmen. Die Actien- betragen jede 500 Fr.“

Der Vicomte Decazes, General-Einnehmer des Departe- ments des Pas-de-Calais, ist seines Postens entseßt worden.

Herr Girod hat unterm 25sten v. M. eine polizeiliche Verordnung erlassen, wonach jedes Jndividuum, das auf offener Straße eine Roulette-Bank oder ein anderes Saar De Spiel hält, sofort verhaftet und vor den Polizei-Commissair des Reviers geführt werden soll. ,

Die Börse ist heute, als am Feste Allerheiligen, ge\chlos- sen; aber zum ersten Male seit funfzehn Jahren werden heute die Theater an diesem Feiertage gedfiuet seyn. Die Gazette de France und die Quotidienne werden des Festes wegen morgen nicht erscheinen.

Großbritanien und Jrland.

Cin Privat-Schreiben aus London vom 2[. Oktober (welches die Allgemeine Zeitung mittheilt). meldet : „Jn der City. sicht man mit Verwunderung den Fürsten Talley- rand den vertraulichsten Umgang mit dem Herzoge v. Welling- ton pflegen; John Bull erlaubt sich darüber viele Bemnerkun- gen und fürchtet, daß die Schlauheit des Französischen Di- plomaten den sonst so behutsamen Herzog übervortheilen möchte. Die Belgischen Angelegenheiten erfordern freilich das genaueste Einverständniß zwischen dem hiesigen und dem Französischen Kabinette; dessenungeachtet fühlt man hier eine gewisse Scheu vor der allzu großen und begründeten Celebris tät des Fürsten von Talleyrand und glaubt, bei der Enthül- lung des neuen Europäischen Staatengebäudes allerlei Fall- strie zu sehen, die der Englischen Nation gelegt würden. Es ist nicht zu läugnen, daß es ein gewagtes Spiel sür einen Englischen Premier-Minister isi, inzu großer Vertraulichkeit mit einem Manne zu stehen, der nicht gern eine untergeordnete Rolle zu übernehmen pflegt, der sch zwar in. diesem Augenblicke dazu versteht, aber vielleicht, diese Resignation in der Folge