1830 / 313 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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des engern Ausschusses der Landschaft und in den nafelgen: den gesellschaftlichen Vereinen für Se. Königl. Majestät und das Königl. Regentenhaus die Liebe und Anhänglichkeit aus, welche alle Pommern belebt und verbindet. i Aus Danzig wird unterm 4ten d. M. berichtet : „Auf ihrer Rückreise von St. Petersburg hat Dlle. Hen- riette Sontag auch unsere Stadt dur ihren Besuch erfreut und am 1sten und. 2ten d. M. im hiesigen Schauspielhauje vor cénem áußerst zahlreich versammelten Publifum gesungen. Leider hatte sie sich durch Erkältung eine Heiserkeit zugezo- gen, von der sie am ersten Konzert - Abende noch nicht ganz hergestellt war ; indessen diente dieselbe mehr dazu/ die große Gewalt zu zeigen, die Dlle. Sontag über ihre Stimme hat, als daß sie der Vollendung ihrer Kunstleistungen einen we-

sentlichen Abbruch gethan hätte, obgleich allerdings am zwei- |

ten Abende, wo die Stimme ihre volle Kraft und Klarheit wieder erhalten hatte, der Genuß ein noch hdherer war. Die bewunderungswürdige Sängerin entfäitete in mehreren Arien von Rossini, Bellini, Paccini und Mercadante, în den bè- rúhmten Rhodeschen Variationen und in denen von Pixis, ber das Lied: „Steh? nur auf du Schweizerbub?!‘“/ Alles, was die JZtaliänishe Schule im glänzenden, kunst- und sbmuckreihen Gesange zu leisten im StanLe is , “verbunden mit der nur ihr in so hohcm Grade verliehenen Anmuth und Grazie; sie zeigte uns aber auch in der mit unübertre}s- licher Wahrheit der Empfindung gesungenen Arie der Aga- the und in dem liebenswürdig einfachen Vortrage des tleinen Schweizerliedchens, daß sie bei alle dem dennoch eiue Deut- sche geblieben ist, und daß das Erstreben der höchsten Kunsl- fertigfeit sie um feinen Schritt von der Natur ‘entfernt hat. Nicht leicht möchte es je eiïne Sängerin gegeben haben, die jo gleich- mäßig wie sie das ganze Gebiet des Gesanges umfaßt und durä)- dringt, und das is es eben, was sie in unsern Augen undbe- dingt an die Spibe aller ihrer Kunstgenossinnen stet, wenn sle

auch hier und da in einer ‘einzelnen Rolle, în einem einzel, |

nen Fache, von einer ‘Andern übertroffen werden mag. Der Beifall erreichte daher auch eine Hôhe, in weicher er hier noch nie. einer Kunstleistung zu Theil geworden tit. Mit je- der Arie wurde derselbe lebhafter und anhaltender. Am Schlusse des zweite!t Konzerts emofing die Sängerin einen Kranz, und zahlreiche Blumensträuße flogen ihr auf die Bühne zu, Nachdem sie das Theater verlassen hatte, wurde ihr noch unter ihren Fenstern- eine Nachtmusik und ein stürmi)ches Le- behoch gebraht. Schon am andern Morgen in aller Frühe verließ sie Danzig, um ihre Reise über Berkin nach Ham- burg fortzuseßen.

Jn den Memoiren des Marschalls Suchet findet sich Theil 11. S. 365 folgende Stelle : :

Den 18. Januar 1814 fand im Hautquartier ein Ereig- niß statt, welches Besorgnisse erweckte, die bglò nachher auf die unglücflichsie Weise in Erfüllung gingen. Ein Spanischer Offizier, Namens van Halen, Belgier oder Holländer von Geburt, hatte im Anfange des Krieges beim Könige Joseph in Madrid gebdient- und war seit furzem, auf Befehl des Herzogs von Feltre, beim Generalstabe des Katalonifchen Heeres angestellt. Er desertirte pldblich, Dies war nichts Neues, seitdem viele Leute gewahr wurden,- daß die vou lh- nen erwählte Partei unterliege; auch würde die Sache kaum bemerkt worden seyn, wenn van Halicn, zu den Feinden über- gehend, nicht versucht hätte, cine Abtheilung von 150 bis 200 Reitern durch falsche Befehle (aux ordres) mit fort- zuführen. Glücflicherweise ahnete der Offizier, welcher sie anführte, den Verrath und weigerte si{, über die Linien der Vorposten hinauszumarschiren. Van Halen, der die Fassung verlor, entkam allein zu Pferde un» hinterließ in Barcelona hreiende Schulden. (dettes criardes). R.

Königalihe Schauspiele. Mittwoch, 10. Nov. Jm Opernhause: Die Dame auf Schloß Avenel, Oper. in 3 Aften, mir Tanz; Musik von

Ma M A

Paris, 3. Nov. Mittelst Königl. Verordnung vom

Boyeldieu. A M als ‘ersie Gastrolle. Fräulein von Schäbßel: nna. i

(Hr. Rosner, vom Theater zu Amsterdam:

Im Schauspielhause: 1) Bruis et Palaprat, comédie { acte ct en vers, par My. Elienne. ‘“) La première représentation dec: Le vieux mari, vaudeville en 2 acles, du théâtre du Gymnase, par Scribe. :

Donnerstag, 11. Nov. Im Schauspielhause: Die Fär- sten Chawansfy, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von E. Rau- pach. (Mad. Birch-Pfeiffer : Sophia, als Gastrolle.)

Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 10. Nov. Die heimliche Ehe, komische Oper in 2 Aktén ; Musik von Cimarosa.

Donnerstag, 11. Nov. Die Kreuzfahrer, Melodrama in. 5 Akten, von Kobebue; Musik von verschiedenen Meistern.

Die Tänzer-Familie Kobler wird Sonnabend den 13ten in der Gratesk-Pantomime „die glückliche Wilde// zum er- stenmale auftreten.

Ber lt S er. B00

Den 9. November 1830.

Amil. Fonds- und Geld-Cours-Zeitel. (Preufss. Cour.)

[Zf. [Brief | Geld] 81% | ob} JÜstpr. PFiaudbrtl.| 4 | 945 5E Pomm. Ptandbrf.| 4 |102 95 Kur- u.Meum. do.| 4 [102 TGX Sthlesische do.| 4 | 845 ikst. C.d.K.-u. N. 6 843 L.-Sch.d K.- u. N. 62 9i

Holl. vo!llw Duk.

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St.-Schuld-5ch. Pr. Engl. Anl. 15 Pr. Engl Anl. 22 Pr. Engl. Obi, 30 Korm.Ob.m.1.C Neum TInt.Sch.d. Berl. Stadt- Gb. könicsbge. do. Flbiuger do. Danz. ds. in Th. v estpr. Pldb. Grolsliz.Vos. do:

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London Paris 390 Vr. ‘12 Mt Tien in 20 ‘Xr L. D Mt, 1008 | Augsbarg M ra Me 1017 [1015 Breslau . j 2: Mt, 93 _— Le 5 . |8 Tage [1025 Franktuit ¿, M. Y s 2 Mt. 1023 ——— Pélerébutre B, (e «e 0/5 13 Wach, |- 305 4 r Warschau 390 Fl, |Kuez 995

Auswärtige Börsen,

Amsterdam, 4. November. Niederl. wirkl. Schuld 412," Kanz- Billets 163. Oest. 5proec.- Metall. 89. Russ. Engl. Anl. v0. Russ. Anl. Hamb: Cert. 91.

n E. R

Paris. 2 November. 5prac. pr. Compt. 94.29. fin Cour. 94.60. 3proc. Rente- r. Compt. 63. 25 tin Cour. 63. 55. oproc. Neap. pr. eompt. 64. 60, fin cour. 64. 80. Sproc. Span. ente perp. 413.

E T E M E e LIEN Are R RR A T

Hierbei Nr. 77 des Allgemeinen Anzeigers.

c E:

oten d. M. , contrasignirt von Herrn Dupont v. d. Eure ist -

Herr Laffitte zum Präsidenten des Minister - Rathes und zugleich, statt des Barons Louis, zum Finanz-Minister ;. Her Pair und Marschall Marquis Maisou zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten, statt des Grafen Molé ;

Der Pair Graf v. Montalivet zum Minister des Jnnern, statt -des Herrn Guizot; und

Hr. Mérilho u zum Minister des dentlichen Unterrich

ernannt worden. Einer zweiten Königl. Verordnung zufolge l ) L i pont, Gérard, Sebastiani, Maison, Montalivet. uud Mérilhou. Es sißen jonach feine Minister ohne Por-

ts und Präsidenten des Staatsraths, statt des Herzogs v. Broglie, bilven fünftig den Minister-Rath die H

erren Laffitte, Du-

‘tefeuille mehr im Conseil, so daß die Herren C. Périer, Dupin d. Aelt. und Bignon nicht ferner Mitglieder desselben sind.

Frantfurt a. M., 6. Nov. Bank-Accien 1248. 1245. Partial-Oblig. 117

Gedruckt bei A. W. Hayn. T

Oesterr. 5proc. Meta

(l. 902. 907. 4proc. 8Lz. 814. 2äproc. 474. proc, 207 B. . Loose zu 100 l. 166. B. Poln. Looje 52. 515.

Redacteur John. Mitredacteur C ott ¿L

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Me 3153.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tags.

Der bisherige Oberlandesgerichts-Referendarius Marcus ist zum Justiz- Kommissarius für den Soldinschen Kreis mic der Anweisung seines Wohnsibes zu Soldin in der Neumark bestellt worden. i

Das 19te Stúk der Geseßsammlung, welches heute aus- egeben wird, enthält: unter s r 1:69. das Regulativ- úber die Organisation cines Ku- ratoriums zur Verwaltung der Angelegenheiten des Charité - Krankenhauses in Berlin, und über dessen Wirksamkeit zur Verbesserung des Kran- fenhauswesens in der Monarchie; vom 7. Sep- tember d. J.; und « 41270. das Pubhlifandum des dem Kupferstecher Delkes- famp in Zürch ertheilten Priviiegiums und das Privilegium selbst|; vom 25sten v. M Berlin, den 11. November 1830. Debits-Comtoir.

Durchgereist: Der Königl. Niederländische Kabinets- Courier Ginorc, von St. Petersburg fommend, nach dem

Haag.

Zeitungs-Nachrichten.

Ulan o.

Trantret G,

Paris, 3. Nov. Mehrere hiesige Blätter geben bereits heute ihre Meinung über das neue Ministerium ab. (Wird‘!, so fragt unter andern der National, „die getroffene Wahl, die Frucht so langer und mühseliger Unterhandlungen, der Kammer neues Leben geben? Wird sie die Majorität erlan- gen? Niemand kann diese Fragen jeßt schon beantworten ; erwarten muß man aber, daß die Kammer sich verleßt fühlen und große Ansprüche machen wird. Die partiellen Wahlen haben die Elemente derselben nur wenig verändert. Das Ministerium wird es gleichzeitig mit den Freunden der Her- ren von Broglie und Guizot und mit denen zu thun haben, die sich vorgenommen hatten, die Partei Périer und Molé zu unterstüßen. Jnoessen giebt es in der Kammer eine große Anzahl von Männern, die zu gar keiner Partei gehören und sich, aus Liebe zur Ruhe und Ordnung, immer gern auf die Seite der Regierung schlagen. Daß diese nun in dem neuen Präsidenten des Conseils, einem Manne, der von allen Franzojen bei einer Umwälzung am meisten verlieren würde, einen Begünstiger der Anarchie erblicken sollten, läßt sich niht füglich deufen. Um die Dauer dee neuen Ministeriums schon jest zu bestimmen, müßte man die persdnlichen Gesianungen der Deputirten aufs genaueste fennen. Wenn indeß guter Rath bei ihm Gehör findet, so möge es vorzüglich die ganze Macht der periodischen Presse berücksichtigen und sih ja nicht, wie sein Vorgänger, einbil- den, daß man durch“ Stillschweigen auf Alles am besten ant- worte. Man darf nicht zurückhaltend seyn ; man muß sprechen und fich erklären, sey es von der Rednerbühne herab, oder durch die df- fentlichen Blätter. Das vorige Ministerium ist für schlechter gehal- ten worden, als es wirflih war; warum? weil es jede Disfkus- sion von sih wies und dadurch allen Beschuldigungen, die ge- gen dasselbe vorgebracht wurden, Glauben verschaffte. Das neue Ministerium wird weniger Furcht vor der Revolution haben; es wird vielmehr mit derselben sympathisiren; dies

Berlin, Donnerstag den 11t# November.

1830.

ist eine wesentlihe Bedingung, um in diesem Augenblicke zu regieren. Hat es aber die Fähigkeiten dazu ? Wir wollen es hoffen, obgleih wir weder den Marschall Maison als Diplo- maten, noch den Grafen von Montalivet als Admini- strator kennen, Diese beide Wahlen sind höchst über- rashend. Man wird uns gleihwohl gegen das neue Mi- nisterium billig finden; ob dasselbe die Benennung eines Mi- nisteriums der linfen Seite verdiene oder niht, gilt uns gleich viel; wir wollen es nah seinen Werfen richten, und sind ihm, aus Liebe zu unserem jungen“ Königthume, das der guten Diener bedarf, im voraus gewogen. Wir wollen ihm daher auch, wie seinem Vorgänger, manchen Fehler hingehen lassen, ja wir wollen sogar, so lange wir es noch nicht ken- nen, für seine Freunde gelten. Betritt es aber die Bahn des Verderbens, so werden wir nicht die Lebten seyn, die es warnen und bekämpfen.“ Der Courrier français spricht sich etwa folgendermaßen aus: „„Troß aller Jntriguen haben wir endlich eine Stellung verlassen, deren Behauptung uns täglich. verderblihher wurde: es ist eine namhafte Ver- besserung in der Zusammenseßung des Ministeriums eingetre- ten. Jndem wir dieser Verääderung unseren Beifall zollen, sind wir jedoch weit entfernt, zu glauben, daß dadurch sofort allen Schwierigkeiten unserer Lage abgeholfen werden, daß die Noth des Handelsstandes wie durch einen Zauberschlag aufhdren, die Unzufriedenheit sofort verschwinden, das Ver- trauen zurücffehren wird. Aber es ist doch Hoffnung zu einer besseren Zukunft vorhanden, und dies allein son gewährt einen unbestreitbaren Vortheil. Nach den von dem vorigen Ministerium begangenen Fehlern gehörte weniger Ehrs- geiz als Liebe zum Vaterlande dazu, um ein Portefeuille an- zunehmen. Man darf daher auch von den- neuen Ministern weder zu viel erwarten, noch zu viel verlangen. Man muß sie anfangs unterstüßen, ihnen Zeit lassen, sch zu befestigen und die ersten Hindernisse zu beseitigen. Erst wenn sie sih mit ihrer Lage gehdrig vertraut gemacht haben, fann man

von ihnen verlangen, daß sie die Erwartungen erfüllen,

wozu ihr Antritt das Land berechtigt. Unter dem Einflusse der Freunde Lafayettes, der Herren Dupont und Laffitte, ge- bildet, zählt das Ministerium in seinen Reihen einen Mann, weicher den jungen Advokaten auf einer Laufbahn vorange- gangen ist, der er sich 15 Jahre lang mit dem größten Erfolge gewidmet hat. Zu dem Rednertalente gesellt sich bei Herrn Mérilhou Muth, Festigkeit in den Grundsäßen, ein einfaches und redlichèzs Gemüth; und diese Eigenschaften haben ihm die Achtung des Herrn Dupont erworben. Der Graf von

Tontalivet gehört der neuen Generation an. Jn seiner gläns zenden Lage durfte er immer erwarten, dag er einst in ruhigeren Tagen an das Staatsruder gelangen werde. Wenn er schon - jebt, in Zeiten politisher Sturme, die bereits s0 manchem erfahrenen Staatsmanne den Unter- gang bereitet haben, eine Last übernommen hat, die seine jungen Schultern kaum werden tragen fônnen, so werden Alle, die ihn näher kennen, ihm das Zeugniß geben müssen, daß er solches nicht aus Ehrgeiz, sondern aus Liebe zu seinem Lande gethan hat. Jm Uebrigen bieten Geist und Charakter ihm Alles, dessen er bedarf, um sich binnen kurzem mit seinem neuen Posten vertraut zu machen. Er wird sich nicht als den Testamentsvollzieher des Hrn. Guizot betrachten ; dieser hat ihm vielmehr ein Muster von dem aufgestellt, was man in der Verwaltung vermeiden raússe. Da wir glauben, daß das jetzige Ministerium gute Gesinnungen hat, so halten wir es auch fúr fähig, die Wahrheit zu hören, ohne daß man dieserhalb in seinen Augen gleich für einen Ruhestörer - gelten wird. Wir werden sie ihm daher so wenig als seinem Vor- gänger vorenthalten und seine Handlungen ohne eine feind- selige Absicht, aber auch ohne Schwäche prüfen. Wir wissen sehr wohl, daß es peinlicher ist, die Wahrheit \einen Freunden, als sie seinen Feinden zu sagen; aber die Zeit der zarten

T E T E di a