1830 / 315 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 13 Nov 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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: S chweiz.

Schaffhäusen, 5. Nov. Nachrihten aus Freyburg ufolge haben sih in Posat, einer Meierei des Jesuiten-Kol- egiums, die Trappisten bereits einquartirc. Jm Januar wer- den sie, wie man meint, nah der Vailsainte vorrücken.

Jta lien.

Neapel, 23. Oft. Zur Feier der glücklichen Entbin- dung der Königin von Spanien is dreitágize große Gala angeordnet. Morgen wird in der Kapclle des Königl. Pas lastes ein feierliches Tedeum gesungen, und drei Tage lang werden die úblichen Kanonensalven gelöst werden. Auch wer- den an den nächsten drei Abenden die dsseutliczen Gebäude und Theater illuminirt feyn. 4

Mittelst Dekrets vom 17ten d. M. hat der Köniz Se. Königl. Hoh. den Prinzen von Capua zum Oberbefehlshaber der Königl. Marine ernaunt.

Spanien.

Madrid, 27. Oft. Die brei freien Provinzen und Navarra haben gegen 30,000 Mann gegen die in Spa- nien cingefallenen Rebellen marschiren lassen, und wird solchen für ihren Eifer (in der Madrider Zeitung vorn 93sten d. M.) durch den Kriegs-Ministzer im Namen Sr. Majestät des Königs in hd gnädigen Ausdrücken Dank gesagt. Jene Provinzen, weiche das zum Dienste des Kö-

nios gesteilte Corps auf ihre eigenen Unkosten unterhaiten, |

würden, wenn es den Rebellen gelingen solite, die gegenwärtig bestehende Ordnung der Dinge umzusiürzen, was iudeß auch nicht im mindesten zu besorgen steht ihre sehr bedeuten- den Privilegien und Freiheiten verlieren, und deshalb ifi von Seiten derselben um so mehr auf Treue gegen den König, Eifer, und Ausdauer für die gute Sache zu rehnen. Um 20. wurde Lei Gelegenheit, als die vier Bataillone Königl. Freiwil- ligen vor dem Thore de Santa Barbara Revue pasfirten, denselben von ihrem Chef angezeigt, daß der Einfall der Re- bellen in Guipuzcoa und Navarra ihnea die glänzendste Ge-

legenheit gäbe, ihre Treue für den König zu bethätigen; es | wäre beschlossen worden, objchon ohne Zweifel fich zehnmal

mehr Jnudividuen freiroillig melden würcen, doch nur zwan- zig Mann von jeder Compagnie zu dêr Ehre zuzulassen, zu den Corps der treuen Provincianos (Beroohner der vorge:

nannten drei freien Pecovirizen) zu stoßen. Da man ihnen (cen

Königl. Freiwilligen) wehe zu thun glaubte, hierzu den gewodhn- lichen Weg der Ziehung durchs Leos zu wähleu, so holle je der, welcher von eèlem Eifer erfüllt sey, drei Schritte vor die Fronte treten. Es trat jedoch auch nicht einer vor von den 3800 bis 4000 Mann, woraus dieses Corps besteht, und man fann daraus nun klar ersegen, wie wenig dieseiben den Namen Königl. Freiwilligen verdienen. Se. Königl. H0o- heit der Jufant Don Eduardo Felipe Maria, jüngster Schn des Jufanten Don Francisco de Paula und der Jufantin Donna Luija Carlota, Königl. Hoheiten, isi gestorben und seine irdische Hülle bereits nach dém Esfurial gebrachr wor- den. Man nennt den General Marques de Casa Sarria als designirten Nachfolger des gegenwärtigen Kriegs-Ministers Zambrano, welcher, dem aligeraeinen Gerücht nach, aus die- jem Posten wohl ausscheiden dürfte.

ESAECGECGEÙ

n einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheil- ten Schreiben aus Alexandrien vom 15. Sept. heißt es, mit Bezug auf die Ernennung des Paschas zum Statthaiter von Kandien: „„Für Acpypten is diese neue dem Pascha ge- wordene Ehre ein großes Unglück. Zur Aufbringung der nd- thigen Fonds für Rimessen an den Sultan, so wie für Aus- rústungen der Expedition, nahm man zu den drückendsten Mitteln seine Zuflucht. Daher ist auch baares Gelò äußerst

selten. Hierzu nehme man eine stets wachsende Marine, ein

ftehendes Heer von 40,000 Manu und eine Unzahl von Fränkischen Angestellten , welche reiche Besoldungen cchiehen, und man wird sich einen Begriff von der Noth dieses Lan- des machen können, das ohnehin schon unter der Lask ver- derblicher Monopolgesébe erliegt. Ungeachtet einer ergtebigen Ernte werden die Ausfuhrén an Früchten dieses Jahr, in

Folge der unzweckmäßigen fiskalischen Maaßregeln der Re-

gierung, hicht so bedeuteud als sonst seyn.“

_— Die Schlesische Zeitung giebt folgendes Privat- Schreiben aus Belgrad vom 25. Oft. : „Aus Albanien ha- ben wir neuere Nachrichten erhalten, nach welchen in dieser Provinz Alles zur Ruhe zurückzekehrt ist. Jadessen trisst der Groß-Wesir noch immer Sizerheits-JTaaßregeln; so hat

er neiterlich an die Griechischen Armatsly (Engpaßbeivoßner) den Befehl erlassen, über alle Personen, welhe mit den Wasfeti in der Hand ergriffen würden, ohne weitere Voil- macht die Todesstrafe zu verhängen. Aus Konstantinopel hóren wir, daß der Sultan in seinein Neuerungs - System eifrig beharrt. Kürzlich ist ein Ferman des Sultans be- fannt gemacht worden, wonach alle Kirchen der Griechen in den Türkischen Provinzen, welche während der Revolution

dersclben zerstört wurden, auf Kosten des Staats wieder auf-

gebaut oder ausgebessert werden sollen.‘

Vereinigte Staaten von Nord-Amerika.

New-York, 30. Sept. Nach den in der Boston- Gazette euthaltenen Angaben nimmt in Boston die Bevöl: ferung ab. Man glaubte, die diesmalige Volkszählung würde ahe an 79,000 Jundividuen ergeben, wohingegen sie nur 61,000 ausgewiesen hat. Jm vorigen Jahre fanden gege! 200 Fallissements für den Gesammrdelauf von 6 —8 Millio- nen Dollars statt, die im Durchschnitt eine Dividende von nur 15 pCt. zahlten. Der Werth des Immobiliar - Vermö- gens is um 15 35 pCt. gefallen und sinft immer mehr. Seit 1828 ift das ganze in Schiffen, Wetisten und Magazi- nen steckende Kapital nicht nur ganz unproduftiv , "sondern {elbst mit Schaden verknüpft gewesen. Seit 1825 verloren Fabrikanten von baumwollenen und wollenen Waaren úber 5 Millionen Dollars, obgleich sle durch Zdile von 25— 150 pCr. gegen fremde Nebenbuhler geshüßt werden. Seit 1828 hat im Durchschnitt das ganze im Handel cirkulirende Ka-

pital feinen Vortheil gebracht. Fast bei allen Ein- und Aus-

fuhr-Artikeln, bei Baumwolle ausgenommen, wurde verloren, und “alle noch nicht beendigten Unternehmungen bieten nichts als Aussichten zum Verlust dar. :

In mehreren Provinzen des Staates Kentucky sind zu neuen Kongreß- Mitgliedern Anhänger von Herrn Clay ge- wählt worden. |

An Virginien dauert das Suchen nach Gold immer fort;

in der Provinz Fauguier soll eine- reiche Goldader entdeckt:

worden seyn, Man fintet diescs Metall in einer Art von porôsem Felsenquarz und, nach allen Berichten, von gatiz

vorzüglicher Reingzeit. Es hat sh dort eine Gesellschast ge-

bildet, um in Alabama Nachforschungen nah Gold anzu- stellen.

Erie-See an bis zum Hudson: Strom eine Stree von 363 Englischen Meilen ein; er ist 40 Fuß breit und 4 Fuß tief. Der Erie - See liegt 565 Fuß über der Oberfläche des Hud-

con-Stromes bei Aibany, wo der Kanal aufhdrt. Von einem

Ende des Kanals bis zum andern befinden sih 84 Schleusen. Die Gesammtkosten dieses Unternehmens betragen 7,519,995 Dollars oder 17,367 Dollars 19 Cents die Meile. Jm Jahre 1828 wurde an Zoll die Summe von 727,150 Doliars cingenowmen. Jm vorigen Jahre suhren durch den Kanal

12,329 Fahrzeuge. Zum Ziehen der Fahrzeuge werden ge- wöhnlich 2, bisweilen auch 3 Pferde gebraucht, die man un-

gefähr alie 12 Meilen wechselk. Vom Jahre 1817 an bis zum Januar 1829 belief sich die reine Zoilleinnahme der Ka- nále Erie unz Champlain auf 6,487,742 Dollars und der zur Abzahlung der Kanalschulden bestimmte Gewinn auf 471,528 Dollars.

Süd-Amerika.

Buenos-Ayres, 21. Aug. Unsere Blâtter geben nach

der Cordovaschen Aurora die sehr lange Botschaft des Ge- neral Paz an das Repräsentantenhaus daselbst bei Eröffnung der Session desselben, worin von dem geführten inneren Kriege u. \. w. Bericht erskattet wird.

Die Repräsentativ-Junta der Provinz Rioja hat unterm 5. Juni beschlossen, dem General Paz den Ober-Befehl über ihre Truppen zu übertragen. Ferner hat sie die von ihm über- wundenen Feldherren Quiroga und Villafañe für todeswür-

dig und vogelfrei erklärt, wie nicht weniger jeden Einwohe-

ner, der ihnen Zuflucht gewähren würde, und soll der Statt- halter berechtigt seyu, ihre Personen und Eigenthum von je- dem Staat, wohin sie sch geflüchtet, ausgeliefert zu ver- langen. a Ie, i A t

“Der frühere (fdderalistische) Statthalter von Cordova, Géñétál Bustos, würde auf seiner Flucht nach manchen Abens-

teuern“ in ‘der Provinz S. Juan gefangengeseßt. Hier suchte

er bei Näthtzeit zu entkömitien, indem er sh an einem Strick heruntétlies, wurde abet dutch einen Soldaten dabei be- troffen, der ihm seine Lanze dur den Leib rannte und “ihn eôdtete.

Zweite Beilage

Dex große und äußerst wichtize Erie Kanal nimnit vom

2439 Zweite Beilage ¿zur Allgemeinen Preußischen Staats - Zeitung Æ 315.

I nb a-n d,

Berlin, 12.-Nov. Se. K. H. der Prinz Albrecht hat dem Landrath Lehmann zu Halberstadt, bei welchem Höchik- derselbe (wie seiner Zeit gemeldet worden) auf der Hierher- reise aus dem Haag mit Sr. Durchlauchtigen Gemahlin das Absteigequartier zu nehmen geruht hatte, mittelt gnädigstens Schreibens cine prächtige Vase zugehen lassen.

Am Swinemünder Hafen sind im Laufe des Monats Oftober bei einem Wasseistande vòn 197 205 Fu, 86 be- ladene und 40 gebailastete Seejchisse eingegangen und 57 be- ladene und 37 geballaitete Seeschisse sind in derseiben Zeit

von da ausgegangen. Unter den eingegangenen * beladenen,

Schiffen befanden sich 52 Preußische, 20 aus Großbritanien und Z Niederländer; unter den ausgegangenen waren 25 be- ladene Preußische und 5 Niederländische Seeschiffe. Franzs- sishe Seeschiffe sind weder ein: noch ausgegangen. Der

Handel mit Produkten aus den Nordischen Ostsechäsen war:

sehr lebhaft, und manche Waarenimporte betrugen fast doppelt

so viel, als im Oft. 1829. Der Küsten - Heringsfang ise |

besser a!s im leßtgenannten Monate und Jahre gewesen, hat indeß doch nur 3156 Tonnen Heringe betragen.

Aus Achen wirò unterm Lten -d. gemeldet: Gestern wurden zwei Arbeiter und cin Soldat in ihrer gemeinschaftlichen Schlafszube durcz Kohlendampf beinahe erstickt gesunden. Der sorgfältigen Behandlung unseres thätigen Kreisphysikus, Hrn. Dr.- Alerb, gelarig es jedoch, dieselben zu retten.

Ausstellung der Königl. Akademie der Künstke.

Vierter Artikel. Die Schulen von Begas und Kolbe.

. Nicht viel über vier Jahre is es, daß Herr Professor Begas cine Schulc um sich her versammelt hat. Er war so glücklich/ junge Leute von Streben und Geist unter scinen Schülern zu be- sißen , und manche Neigung, die er gewähren ließ, hat sich hier entwickeln können. Joseph Pepl aus München gehörte eine Zeit lang ihrem Verein an; seine glückliche Produktivität ist jeßt aber nicht unserer Ausstellung, sondern dex Dresdener zu gut gekom-

fireut. Der Meister is nun darüber um #9 mehx zu bedauern,

als sie wohl geeignet waren , der Stamm ciner festex bestehenden

Künfsilerschule zu werdet; sie aber sind es noch in hôherem Grade, weil sie nun sich selbst überlassen worden, noch che auf ste die Vorzüge des Meisters, namentlich dessen entschlossene, fertige Ma- lertechnik Übergegangen. / j Li A

Here Holbein, früher schon guf der Akademie mit guter Schule ausgerüstet - hat unter Leitung des Herrn Professor Be- gas und im Wetteifer mit seinen Mitschülern cin schon jeßt schr anerkennungswerthes Talent für die Composition blicken lassen, das sich wahr und besonnen, wie bisher, auf eignem Wege nun- mehr fortbilden möge. Scin gegenwärtiges Gemälde, die erste historishe Darstellung, an welche sich - sein Pinsel gewagt hat, macht Versprechungen. Der Gegenstand, dessen Ausführung ev unternahm, ist Boas und Ruth, und wenn derselbe viermal auf jeßiger Ausstellung vorkommt, so darf man der Holbeinschen Be- handlung den Preis geben. Nur Kniestück erwirbt scin Werk mit richtigerm Gefühl, als scine Nebenbuhler zeigten , den Per- sonen, ihrer Handlung und ihrem Ausdruck das gebührende Uebergewicht der Aufmerksamkeit. Seine Figuren, dde er mehr als lebensgroß nahm, hakt er fas symmetrisch gestellt: ihre Hal- tung is würdig und ernst, fern von falscher Zierlichkeit und chwächlicher Sentimentalität. Es zeigt der Kopf des Boas die anfte Annäherung des ältevit Mannes an ein bedrücktes, liebens- wúüddiges Weib; Ruth, Ad man zugleich kräftig und schdu nennen darf, läßt in ihrer Miene-Scham, Verlegenheit und Nie- dergeschlagenheit merken, zugleich aber guch etwas von dem gu- ten Bewußtseyn ihres Herzens. Nicht bis ju so sprechen- der Bestimmtheit gelang der Ausdruck des Knaben, in welchen H. ohne Zweifel noch eine besondere Theilnahme für Ruth legen wollte. Bei einer {dônen Stellung ist er noch nicht in allen Theilen correct O aber noch empfindlicher wird in dieser jugendlichen Gestalt ein gewisser Mangel an Anmuth und mun- terer Lebendigkeit. Tüchkig ist die Malerei und läßt Erfreuliches hoffen, denn fie is voll Beobachtung reicherer Tinten, welche an Schmelz und Zusammenhang sicherlich gewinnen werden. Von Hermann Plüddemann gus Kolberg findet man ein großes Karton, den Tod Konradins vorstellend. Der Zeichner hat sich für den Moment entschieden, wo den beiden jungen Fürsten bercits auf dem Hochgericht das Urtel - verlesen worden; deit Schreiber mit dem Papier in der Hand erblickt man im Hinter- grunde, Konradin aber erhebt sih auf dem Schaffott, zeigt seî- nen Handschuh dem Volk und ist îm Bégrif, ihn herabzuwerfen unter die Menge, aus welcher cine Figur die Arme emporstreckt, um das Pfand der Rache aufzufangen. Hoch guf dem thronar- tigen Schafott geben die Verurtheilten cine {dne Gruppe: Konradin, stolz aufgerichtet , if dem Beschauer zugekehrt, Frie-

drich von Baden, den jener an der Hand hâált, erschcint dagegen abgewendet und in sich versunken. Den lchten Sprofi des 0- henstauffischen Hauses hat der Künstler kräftig halten wollen; allein er ist mehr wohlgenährt ausgefallen. Vier Henker stehen um das Schaffott, von.denecn besonders zwei durch wohlgetrofene Charakteristik in Kopf und Geberdung cinen künftigen Historien- malee zu erkennen geben: ein dritter sicht nicht reht wohl auf den Fußen, seine crzielte Nachdenklichkeit und ganze Haltung ver- läßt schon den historischen Erni; der vierte aber, welcher sich keck auf scin Beil fügt und mit s{chneidendem Blick die Opfer des Todes betrachtet, wurde allzugrell gezeichnet. Von dem Bal- fon cines nahen Hauses steht Karl von Anjou dem Schauspiel zu; unten, ganz im Vorgräande, drängt sich das Volf, Bewaffzete machen Versuche gegen die Trabanten, die unschuldig Verdamm- ten zu befceien; auch Frauen sind im Gedränge, welche die Fú- rigen weinend von solcher That zurückhalten. Lrefflich gedathte Figuren findet man hier: ciner, welcher das Schwerdt zieht, hebt sich besonders durch Kraft, Ernst und edle Bewegung hervor; ein ande- rer dagegen, welcher sich schmerzlich nachsinnend mit der Hand das Ge- sicht verdeckt, mochte guf der ersien klcinen Skizze, die auf der Früh-

| lings-Ausfiellung zu sehen war, noch besser gerathen sein. Ünter

den mehr nur neugierigen Zuschauern erennt man lebhaft ge- faßte Portraits, gegen welche den aus der Fdee gezeichneten Fi- guren der Maagel an cigenilicher Fndividualität um so mehr angemcerkt wird. Fa andern wiederum is das Streben des jun- gen Künstlers nach Kraft und Ausdruck schon etwas zu verzerr- ter Grimmigfeit ausgeartet. Alles ward besser gedacht als ge- zcichnet, allein man kann leicht Anfängern einige Versidße in der Zeichnung nachschen, wo sich nur so viel wahres Eingehen in die Sache kund thut: bei solcher Liebe wird sich der sichtbare Mangel an gausreichendem Studium schon erseßen lassen. Das Karton hat die Form cines Spibbogens und etwa 11 Fuß Hdhe. Aehnlich muß das Urtheil über eine kleinere Skizze des Herrn Plúddeman ausfallen. i

Noch findet sich aus dieser Schule ein kleineres Karton von Hrn. Robert Reinick: Saul in der Höhle schlafend, von Da-

| vid überrascht. Fn dem schlafenden König gußert sich Streben

nach ernstem Styl, und löblich if insonderhcit noch die ftarke Verkürzung seines Kopfs, ferner das Helldunfel der Höhle; im Uebrigen wäre diesem Karton, #o wie auch" dem vorigen, noch größere Sparsamkeit mit dem Weiß und Schwarz, und mehr Pa-

men. Leider schen wir nutmehr auch die übrigen Schüler zer- / vier zu wünschen. Recht beachtenswerth auch sind cin Paar kleine

Kinderportraits in ganzer Figur von dem nämlichen Künstler.

Prof. Karl Kolbe, welcher sonst die heitern Scenen des mittelalterlichen Lebens in unsere Ausftellung cinzuführen pflegt, hat uns diesmal mit keinem seiner lieblichen kleinen Bilder er- freut; dagegen sammelte er unterdessen alle Kraft auf cin großes Schlacht ck, darstellend Kaiser Otto den Großen im Kampf mit den Magyaren, nach der Farbenskizze, welche vor zwei Fah- ren gesehen wurde. Diescs bedeutende Bild, 112 Fuß breit, 8 Fuß hoch, hat unter der Hand des Meisters leider noch nicht seine Vollendung erreicht, um den Glanz gegenwärtiger Ausftel- lung vermehren zu können.

Daß Kolbes Schüler sich in Richtung und Malerei dem Meister nahe anschließen, bezeugen mehre kleine Bilderchen. Hr. Grothe folgte dem mit Gelingen gekrönten Beispiel anderer jungen Maler, ihren Sto} aus Uhlands Gedichten zu wählen. Von „des Sängers Fluch‘/ ließ er sich fesseln: allein der Augen- blik, bei dem er stehen blieb, is nur eben ein unmvesentlicher Uebergang und hat nichts zu schaffen mit dem poetischen JFnhalt des Gedichts. Den S A er uns dar, wie er, von einem Knaben geführt, Über die Brücke zum Schloß eben erst hinreitet. Leben, Bedeutsamkeit, Ausdruck wird überhaupt noch sehr. vermißt und das Kolorit blicb noch bunt. Geprüfter erscheint Herrn Bou- terwecks Talent, aur ist fúr seinen Siun, der sich zum Gewal- tigen und Ernsten neigt, die Ausführung zu kleinlih und befan- gen. Er giebt uns eine Sybille, in ihren verhängntßvollen Be- trachtungen von eindringenden bewaffneten Männern gestört. Sie liest eine Rolle ; eine nackte mäuanliche Figur, auf ihrem Sessel mit cinem Bein fnicend, leuchtet ihr hinterwärts mit einer Fackel; entfernt erscheinen die Krieger in der Felsengrotte. Großartig ist die sißende As der Sybille, und bekundet einen gewand- ten Zeichner, man wird an M ngeo erinnert; indessen is einmal die peinliche Malerei, in der That cin Pinsel wie des van der Wer, hier am unrechten Ort, dann aber guch die geringe Grôdße des Bildes, die Vertheilung der Figuren und der Licht- effekt sehr vergriffen: zu genreartig muß man die Anordnung ftn- den, den Hintergrund zu ausgedehnt und zu ausführlich. Die Strenge und Großartigkeit des Gegenstandes, welcher wir den Maler wohl gewachsen glauben, hat er sich selbst verscherzt, indem. er versäumte, sich auf -die Figuren allein zu konzentriren. Eine Zeichnuttg desselben: Simson, die Säulen einreißend, zeugt von vieler Umsicht in dex Composition so wie von trefflichem Studium der Anatomie, und is in dem Ausdruck der gewaltsamsten Kraft- anstrengung und des Entseßens, dann auch in dev Darstellung des Cinsturzes eigenthümlich und wirksam. Den Simson zeigt er von hinten, wodurch er der Mißlichkeit entgangen, den star- ken Feind der Philister nicht selbs von den Säulen großentheils verdecken zu müssen. - Nicht in demselben Grade if eine Oeb

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