1830 / 323 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sun, 21 Nov 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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weshalb ein Cordon an der Kiewschen Gränze, vom Dnieper an bis zu den Kolonieen der Olwiopolschen Uhlanen, gezogen worden war. Da es sich indessen ausgewiesen, daß jene Mei- nung irrig war und die Krankheit eine der Cholera ähnliche ist, so is der Cordon wieder aufgehoben und bloß das ge-

nannte Dorf umzingelt worden.

Dv 1.04,

Warschau, 16. Nov. Bisher hatte auf den Cours der hiesigen Pfandbriefe und Partial-Obligationen das Stei- gen und Fallen dieser Papiere in Berlin den meisten Ein- fluß. Jn der verflossenen Woche is indessen der gedrückte Cours derselben auf der hiesigen Börse dur eine andere Ur- sache veranlaßt worden. Zeicher war es nämlich einem Jeden leiht, von der hiesigen Bank Anleihen auf Staats-Papiere zu erhalten, und zwar zuin Betrage von nur 10 pCt. weniger, als die Papiere im Börsenzettel notirt waren. Dieser Vor- theil wurde namentlich bei den gegenwärtigen niedrigen Cours- notirungen von vielen Personen und selbst von Ausländern häufig benußt, indem es sih dabei nur um einen baaren Zu- {uß von 10 pCt. handelte. Jebc sind indessen die für der- gleichen Anleihen bestimmt gewesenen Fonds beinahe erschöpft worden, indem der diesfällige Anleihe-Betrag bis auf 20 Millionen Gulden gestiegen ist, und diescr Umstand hat zur Folge gehabt, daß die Bank in der verflossenen Woche bei nachgesuchten Anleihen Schwierigkeiten gemacht hat, über welche sie sich sonst ganz hinweggeseßt hatte.

In diesen Tagen erscheint aus der Druckerei der Re- gierungs - Kommission des Kultus ein im gegenwärtigen Au- genblick interessantes Werk des hiesigen Doktors der Medizin, Kaczkowski, über das Erkennen und die Heilungsart der Cholera morbus. Die Data zu dieser Schrift sind aus den Berichten verschiedener Aerzte gesammelt, welche Kranke be- handelt und glücklich geheilt haben. Namentlich sind dabei die Abhandlungen des geachteten Arztes zu Tiflis, Wysokinsfki, benußt worden, welcher längere Zeit ein aufmerfsamer Beob- achter der Krankheit gewesen, und dessen Heilungs-Methode den glücklichsten Erfolg gehabt hat.

Sir an frei.

Deputirten-Kammer. Ju der Sißzung vom 12. November übergab Hr. B: Délessert die Präsidenten- stelle ân Hrn. Cas. Périer. Leßterer hielt bei dicser Gele- genheit folgende Anrede an die Versammlung:

,„Meine Herren! Zum zweitenmale von Jhnen zu der größ- ten Ehre berufen, die dem einfachen Bürger zu Theil werden fann, zu derjenigen , in diesen Sißungen das Präsidium zu füh- ren, darf ih in diesem neuen Beweise Fhres Vertrauens nur noch die mir dadurch auferlegte Verpflichtung erblicken, und es

bleibt mir kein anderes Mittel mehr, um Fhnen meinen tiefen

Dank zu erkennen zu geben, als indem ich Jhnen gehorhe. Sie weisen mich guf die Erfüllung einer Pflicht hin; ich darf daher keine Af gung vorbringen , nicht einmal diejenige meiner physischen Kräfte. Kaum würde es mir erlaubt seyn, Mißtrauen u mir selbs anzuführen , obgleich dieses sich mit allzu gegrün : Lten Rechte durch die glänzenden Erinnerungen vermehrt hat, die so viele ausgezeichnete Talente in dem Amte zurückgelassen haben , dessen Uebernahme Sie mir anbefehlen. Stets bedacht, mich von Fhren Absichten, m. H., gehdrig zu durchdringen, werde ich denselben getre: bleiben, wie das Land selb| dieser Kammer etreu geblieben isi, als es seine Vaterlandsliebe und scine Erge- benheit dur 130 neue Wahlen bekräftigte. Alle meine Pflichten werden mir durh Jhren unerschütterlichen Willen vorgezcichnet, die Charte, welche die Nation für immer an den König der Franzosen knüpft, diese Charte, unsere schönste Fnstitution, worin Jhre Voraussicht den Keim ieder fortschreitenden Verbes- scrung, die das Land von unserer Revolution zu erwarten be- rechtigt ist,/ gelegt hat, rein und unversehrt zu erhalten. Jch nehme die neue Ehre, die Sie mir erweisen, an, und würde mich

© glücklich schäßen, wenn es mir gelänge, dem Beispiele nachzu-

ahmen, das mein ehrenwerther Vorgänger in diesem Amte mir

hinterläßt, cinem Amte, von dem ex s{ch entfernt hat, ohne

deshalb aufzuhdren, der Ausdruck Fhrer Wünsche und Grund- säße zu seyn, die durch keinen würdigeren und aufrichtigeren Dolmetscher, als ihn, zu den Füßen des Thrones gebracht wer- den konnten. Ihr Bedauern ist ihm gefolgt; ih will es versu- chen, m. H., Fhnen \scin Andenken \o viel als möglih ins Ge-

dächtniß zurÜckzurufen. So, m. H.,- trifft Alles zusammen, um

jene Uebereinstimmung dexr Gewalten aufrecht zu erhalten, die unter s{wierigen, aber vorübergehenden, Umständen, nach deren Be- seitigung die Freunde der Ordnung und Freiheit das Ziel, wohin die Einsichten und Juteressen des Landes trachten, erreichen werden, ohne dasselbe zu Überschreiten, ndthiger als je is. Möge mein Eifer , unterstüßt durh Fhren Beifall und Jhre Rachsicht , mir die Mittel an die Hand geben , Jhnen den ganzen Umfang mci- ner Achtung und“meiner Ergebenheit zu beweisen. Fch shmeichle mir mit der Hoffnung, daß die Kammer zuweilen meine Ent- schuldigungsgründe gelten lassen wird, went der Zustand meiner Gesundheit mir nicht immer gestatten sollte, den Pflichten des

E E E O i U E E I R E i: (i MRIED Le FE N T N L s T if / E E E R E E

hohen Amtes zu genügen, das sie mir zu Übertragen geruht hat, und das von denjenigen unserer ehrenwerthen Kollegen, die durch das Vertrauen der Kammer zu Vice-Präsidenten herufen wor= den sind und deren Gefälligkeit ih in Anspruch zu nehmen mir erlauben werde, nur um so viel besser verrichtet werden kann. Fch ersuche die Kammer, mir zu erlauben, daß ich erst morgen den Präsidentenstuhl einnehme. Die Berathungen üher den Ge- seß-Entwurf wegen der National-Belohnungen haben unter-dem Vorsiße des Hrn. B. Délessert begonnen; ich glaube, daß cs an- gemessen is, sie auch unter dessen Vorsiße zu beendigen./

Nach diesem Vortrage, der allgemeinen Beifall fand, verließ Hr. Casimir Périer wieder den Präsidenten-Stuhl, und die obeu erwähnten Berathungen wurden unter dem Präsidium des Hrn. Délessert fortgesest. Der 1ste Artikel des Gesel - Entwurfes wurde nach einer weitläuftigen Debatte, die sich über die Frage erhob, von wo ab die den Wittwen der in der Revolution Gebiiebenen zu bewilligende Pension von 500 Fr. gezahlt werden folle, dahin angenommen, daß man den 1. August 1830 als terminus a quo bestimmte. Nach dem ursprünglichen Entwurfe follte dieser Termin erst mit dem 1. Jan. 1831 anheben. Dem 2ten Artikel zufolge, worin die Kommission eine unerhebliche Aenderung vorgerom- men hatte, die auch, so wie zwei Amendements der Herren Duboys und Grillet, von der Versammlung angenommen wurde ,- sollen die _ Waisen der Gebliebenen von dem Lande adoptirt und für eine jede bis zum fsiebentcn Jahre jährlich 250 Fr. gezahlt, von da ab bis zum 18ten Jahre aber sollen sie in besondern Anstalten untergebracht werden. Die Kin- der der Arbeitsunfähiger sollen als Waisen gelten. Der 3te und 4te Artitel wurden in der Weise angenommen, daß El- tern in dem Alter von mehr als 60 Jahren, die in der Revolu- tion ihre Kinder, so wie auch Großeltern, die ihre Enkel ver- loren haben , cine lebenslänglihe Pension von 300 Fr. und, wenn sie weniger als 60 Jahre alt sind, eine solche vou 100—200 Fr., ferner, daß eiternlose Schwestern, die von ihren gefallenen Brüdern unterstúst wurden, ein Jahrgeld von 150 Fr. erhalten sollen. Ueber den 5ten Artikel, wonach die Verstümmelten im Juvalidenhause untergebracht werden, oder in ihrem Hause eine jährliche Unterstüßung beziehen sollen, ließ si Hr. Marchal sehr ausführlich vernehmen und ver- langte, daß man den zu bewilligenden Pensionsbetrag sofort auf mindestens 360. und hôchstens 3000 Fr. feststelle. Dieser Vorschlog fand indessen feine Unterstüßung. Hr. Voyer d’Argenson benußte diese Gelegenheit, um sich im Allge? meinen über das Hôtel des Invalides zu áußern, das er viel zu reihlich ausgestattet fand. „Jch wünschte schr‘/, bemerkte er unter Anderm, „daß die drei Millionen zur Bestreitung der Ausgaben dieser Anstalt allen Vaterlands - Vertheidigern zu Theil wárden , und glaube, daß man mit dieser Summe, wenn sie richtig verwandt wúrde, mehr als 3000 Jndividuen, woraus. die Zahl der Pensionaire des Hotels gegenwärtig be- steht, unterhalten könnte. Jch kenne leider viele verstümmelte Soldaten, die bei den gegründetsten Ansprüchen keine Pension erhalten können. Es dürfte daher wohl wünschenswerth seyn, daß die Kammer sih bei ihren Berathungen über das Bud- get mit den Mitteln beschäftigte, in die beträchtlichen Aus- gaben der gedachten Anstalt, die ohne Zweijel mit durch den pomphaften Titel eines Hotels veranlaßt werden, einige Sparsamkeit einzuführen, und ih trage schon jeßt darauf an, in dem uns vorliegenden Geseß- Entwurfe statt ..Töôtel des Invalides’” ..Etablisseinent des Invalides” zu sagen.’ Diese Rede des Herrn Voyer d’Argenson erregte zu wiederholen Malen lebhaftes Murren; auf seinen Antrag wurde feine Rücksicht genommen. Der 6te Artikel, wonach auch den Nichtverwundeten, die durch die Ereignisse des Juli am Arbeiten verhindert worden , eine Gratification bewilligt werden solite, wurde gestrichen und der 7te Artikel in einer von dem Präsidenten des Minister-Rathes vorgelegten neuen Abfossung angenommen, wonach im Wesentlichen, zur Be- streitung der verschiedenen ein für allemal zu gewährenden Unterstüßungen, dem Minister des Jnnern ein Kredir von 2,400,000 Fr. bewilligt und der Finanz-Minister ermächtigt wird, die ausgeseßkten Pensionen bis zum Betrage von 460,000 Fr. in das Pensionsbuch einzutragen. Nachdem auch noch der 8te Artifel, dem zufolge diejenigen , die sich in der Revolution hervorgethan, als Unteroffiziere oder Seconde- Lieutenants in die Armee sollen eintreten fönnen, angenom- men worden, beschäftigte man sih mit dem 9ten und 10ten Artikel wegen der zu bewilligenden Medaillen und Dekora- tionen. Hr. v. Rumigny, (Adjutant des Königs) wel- cer bei dieser Gelegenheit zum erstenmale die Redner- bühne bestieg, hielt zuvörderst der Revolution eine Lob- rede und beleuchtete sodann das ganze vorliegende Geseb, dem er unbedingt seinen Beifall zollte, bis aus den von der Kommission gemachten Vorschlag, keine besondere Dekoration

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zur Belohnung derer, die sich an den 3 Juli-Tagen hervor- gethan, zu stiften. Am Schlusse seiner Rede interessirte er sich noch für die Einwohner von Nantes, die sich, äußerte er, in demselben Maaße, wie die Pariser, um das Vaterland verdient gemacht hätten. Herr Kératry trug darauf an, daß man den Theilnehmern an der Revolution die durch das Geseß vom 30. August angeordnete Medaille bewillige. Jn demselben Sinne sprachen sich auch die Herren von Laborde und Lemercier aus. Die Herren von Bricqueville und B? Constant dagegen verlangten, daß man eine beson- dere Denkmünze schlagen lasse. Nachdem auch noch Herr v. Tracy dieser Ansicht beigetreten war , bestieg der Prä si- dent des Minister-Rathes die Rednerbühne und er- klárte, daß die Regierung bei ihrer Absicht beharre, eine ci- gene Dekoration für diejenigen Bürger zu fiiften, die si in der Revolution am meisten hervorgethan hätten. Nach vie- lem Hin- und Herreden fam man endlich dahin überein, daß nicht bloß die durch das Geseß vom 30. August angeordnete Medaille unter die von der bestehenden Kommission näher zu bezeichnenden Bürger vertheiit, sondern daß auch noch eine besondere Dekoration gestiftet und nah einer von derselben Kommission zu entwerfenden und von dem Könige zu bestä- tigenden Liste bewilligt werden solle. Diese Bestimmungen machen den Jnhalt der Artikcl 9 und 10 aus. Der 11te und 12te Artikel, welche die weitere Ausführung des Geseßes betreffen, gingen nach einer unerheblichen Debatte gleichfalls durch. Am folgenden Tage wollte die Kammer sich noch mit einigên Zusaßz-Artifeln in Betreff der in Nantes Verwunde- ten, \o wie eines zu errichtenden National - Denkmals beschäf-

tigen.

Paris, 13. Nov. Vorgestern ertheilten Se. Majestät dem Grafen Ofalia, Spanischen Botschafter, eine ‘Privat- Audienz, in welcher dieser sein Beglaubigungs-Schreiben als bevollmächtigter Minister des Herzogs von Lucca K.H. überreichte. Jn einer andern Privat-Audienz Überreichte gestern Mitcag Dr. Oerthling sein Beglaubigungs: Schreiben als Minisier- Resident Sr. Königl. Hoheit des Großherzozs von Mecklen- burg-Schwerin. Beide Diplomaten wurden nach becndigter Audienz in herkömmlicer Weise vom Minister der auswär- tigen N äéfencibeitón der Königin, so wie den Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, vorgestellt.

In Folge eines Jmmediat - Berichts des Großslegelbe- wahrers sint auf der Jusel Korsika die Geschwornen-Gerichte fúr Kriminal-Sachen, welche im Jahre 1814 abgeschasst wor- den waren, durch eine Königl. Verordnung vom gestrigen Datum wieder eingeführt worden. Jn dem Berichte des ge- nannten Ministers heißt es unter Anderm: „Eine Verord- nung vom 29. Juni 1814 hatte auf Korsika einen Kriminal- Gerichtshof von 6 bis 8 Richtern errichtet, welche ohne Zu- ziehung der Geschwornen -das Urtheil fällten. Diese Ge- rihtspflege ist aber offenbar ungeseßlih und fann unter der Herrschaft der constitutionnellen Charte und unter der Re-

gierung Ewr. Majestät nicht länger bestehen. Es scheint mir

demgemäß unerläßlih, Korsika in das gemeine Recht einzu- schließen und das Geschwornen-Gericht dort unverzüglich wie- derherzustellen. Drei Gründe waren bisher dieser Maaß- regel entgegengestellt worden: 1) die Schwierigkeit, die Ete- mente einer General-Liste der Geschwornen, die geseßlich min- destens 800 Namen enthalten muß, zu finden; 2) der Man- gel an Unparteilichkeit von Sciten der Geschwornen in einem Lande, wo Privathaß sich von Geschlecht auf Geschlecht fort- pflanzt, und 3) die Gefahren, welche für die Geschwornen aus diesem Hasse und der Rachsucht, zu denen ihr Ausspruch Anlaß geben könnte, entstehen dürften. Der erstere Grund scheint mir nicht triftig genug. Die Jury besteht in meh- reren weniger bevölkerten Departements, als Korsika, und dieser Insel, welhe fünf Tribunale erster Jnstanz und einen Kd- nigl. Gerichtshof besißt, fann es nicht an einer hinreichenden Zahl von einsichtigen und des hohen Amtes eines Geschwor- nen würdigen Männern fehlen. Was die beiden anderen Gründe betrifft, so bemerke ich bloß, daß jeßt die Gerichts- pflege größtentheils von gebornen Korsen gehandhabt wird, die so wenig, wie die Geschwornen, dem Familienhasse fremd seyn fônnen. Die neue Ordnung der Dinge wird daher für die Personen, wie für die öffentliche Ruhe, keine größere Ge- fahr darbieten. Uebrigens müßten, selbst wenn diese Uebel- stände wirklich wären, wie sie, nah meiner Ansicht, nicht sind, die Geseke über ‘die Jury, welche für das ganze Reich in gleichem Grade bindend sind, in Korsifa eben so gut, wie in den anderen Departements, ausgeführt werden. Der späteren Zeit bleibt es ja immer vorbchalten , wenn die Er- fahrung die Nothwendigkeit davon aufzeigt, in verfassungs- mößiger Form Modificationen darin vorzunehmen.‘

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3 2A et 5 h LS L P E E L Tar I De S C S R Le l En if E A E I E I C E I E A R D LAPEE C - walt F u 4 1: I E BNILEA M S4 REXIEZ V MEIOE ‘2 2+ SRSNN e e ES I M S I N a Ir U L ( PEMENAES ZNE U RNCLIE L E D H T U E ISMEES S E B MI E? E LAEE L CI/ N L EIT N F A A R t r, 7 av n, S? a AMEIEILZE d UIRI N

Die Regierung hat, wie der Moniteur beri den Gouverneurs von Martinique und Bd Dae schen vom 20. und-24. Sept. erhalten, denen zufolge in bei- den Kolonieen die dreifarbige Fahne, den vom See-Minister gegebenen Befehlen gemäß, aufgepflanzt worden ist. Diesel- ben Gouverneure zeigen an, daß sie das Protokoll der Kd- nigl. Sißung vom 9. Aug., in welcher die vereinigten Kam- mern den Eid des Herzogs von Orleans, als Königs der Franzosen, empfingen , erhalten und bekannt gemacht haben. Auf Martinique und Guadeloupe herrshte beim Adgange dieser Depeschen die vollkommenste Ruhe.

Der Minister des Jnnern und der Polizei - Präfekt lie- ßen vorgestern an der Börse amtlich anzeigen, daß die Lon- doner Unruhen nicht- den ernsten Charakter gehabt hätten, der ihnen in Gerüchten beigelegt werde. Die Course sind in Folge dieser Benachrichtigung gestiegen.

Der Temps widerruft heute die von ihm gegebene Nachricht, daß Herr Dupont von der Eure seinen Abschied nachgesucht habe. Er fügt hinzu, dieselbe sey aus einem andern Blatte entnommen gewesen und habe mit einer Be- merkung begleitet werden sollen. :

IÎn Hesdin (Pas de Calais) ist Hr. de Gouve de Nunques mit 178 unater 187 Stimmen wieder gewählt worden. Die Bezirks; Wahl - Kollegien zu Toulouse (Ober- Garonne), -Muret (Ober -Garonne) und Savenay (Nieder- Loire) haben, statt der ausgeschiedenen Herrcn Dubourg, Roquette de Buisson und v. Formon, die Herren v. Mala- ret, Duran und Varfsavaux zu Deputirten gewählt.

Die Gazette de France äußert: „Man har gestern besonders das Glaubensbekenntniß des General Lafayette gegen die Jnsurrection bemerkt. Er hat gesagt, daß unter einer freien und verfassungsmäßigen Regierung die heiligste der Pflichten der Gehorsam gegen die Geseße sey, Diese Aeuße- rung ist höchst merkwürdig; sie beweist den großen Unterschied zwischen den Jahren 1789 und 1830. Die lcbte Revolution fann nicht den Charakter der Revolution von 1789 haben, und der Mann, welcher beide repräscntirt, will niht mit der Verantwortlichkeit für die erstere ins Grab steigen.“

Der in Grenoble zum Deputirten gewählte Herr Felix Real ist der Sehn eines Konventsmitgliedes. Das dortige Wahl - Kollegium wollte Herrn Merilhou ernennen ; derselbe bezahlt aber nicht den Wähibarkeits - Census.

Die France Nouvelle erwähnt als ein Gerücht, Marschall Sérard der schon lange an einer im Auge er- haltenen Wühde lcide, wolle aus dem Ministerium treten. ¿lls seinen Nachfolger nenne man. den General Clausel oder den General Lamarque. : __JIn Villeneuve (Departement der Haiden) waren un- längst ernste Unrußeu ausgebrochen, und der Maire war so- gar gemißhandelt worden. Von 12 als Urheber dieser Un- ruhen Angeklagten sind 5 von den Assisen zu fünfjähriger Galeerenstrafe verurtheilt worden. Dieje Strenge hat die beste Wirkung im Departement hervorgebracht. j

Das Departement des Eure und Loir wird seit ei- niger Zeit durch Feuercbränste heimgesuht. Jn Villebon hat man zuderecitêten Brennstoff für Brandstiftungen in Be- schlag genommen, und im Gefängniß von Nogent-le Rotrou befindet sich ein gewisser Millet, der seit dem 6. Oft. einer Bande von Brandstistern angehört hat, die sih am Tage in die Wälder flächtet; ste sind mir Geld reichlich versehen und stehlen nicht. Von den Gerichten ist eine Untersuchung ein- geleitet worden.

Das Journal des Débats sagt: „Die Kommission ° des ‘Pairs-Hofes hat gestern sieben Zeugen vernommen, unter denen wir den Präsidenten des Minister-Raths, den Kriegs- Minister, zwei Kastellane des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten und den Portier des Herrn Casimir Périer nennen können. Die beiden zum Tode verurtheilten jungen Brandstifterinnen werden nächstens verhört werden.‘/

Unlängst wurde gemeldet, daß im Hafen von Rouen seit furzem ungewöhnlich viele Handelsschiffe angekommen seyen. Das Journal du Hâvre vom 10. Nov. bemerkt, daß auch im Hafen von Havre große Thätigkeit herrsche; selten seyen so viele Schiffe nah allen Punften der Welt ausgerüstet worden. Ein Schiff „le Bayonnais‘/ werde mit dem nächsten guten Winde nach China unter Segel gehen und wahrscheinli das erste seyn, das mit- der dreifarbigen Flagge dort erscheine. Mehr als 50 Fahrzeuge sollen inner- halb vierzehn Tagen von Havre absegeln: „Diese Expeditio- nen, fügt das angegebne Blatt hinzu, unter denen wenige

gegen Kriegsgefahren versichert sind, beweisen, welches Ver-

trauen die Schiffsrheder auf die Fortdauer des Friedens

seßen.““ : Ein Schreiben aus Algier vom 31. Oft. meldet: „„Vor-

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