1830 / 326 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 24 Nov 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Sie wohl, daß England und alle anderen Mächte sich immer Jhrer Vereinigung mit demselben widerscken werden.‘ Diese Antwort- wurde mir ertheilt, als ich dem Herzog gesagt hatte, daß wir im Falle einer Jutervention unsere Vereinigung mit Frankreich als einen lezten Nothanker betrachten würden. Weit davon entfernt , ein Nothanker zu seyn, sagte mir Se. Gnaden, würde dies nur das Signal zu einem Europäischen Kriege abgeben. Der Herzog sprach auch von den Wahlen zum Kongresse und schenkte mehreren, die den Stempel der Weisheit ju tragen schienen, den er allen Deliberationen der National - Versammlung wünsche, scinen Beifall. Fn Folge dieser Konferenzen habe ih die Gewiß- heit erlangt, daß es nicht die Absicht der großen Mächte sey, zu interveniren; damit jedoch diese Gewißheit durch öffentliche Erklärungen noch größer werde, als durch die in vertraulichen Konferenzen ertheilcen Versicherungen, begab ich mich zu Hrn. Hobhouse, um ihm die Nothwendigkeit anschaulich zua machen, das Englische Kabinet zu zwingen, im Angesichte des Volks und vor ganz Europa die mir gemachte Erklärung zu wiederholen, und am nächsten Freitage wird nun Hezr Hobhouse seinen Antrag stellen.// Dem Herrn v. d. Weyer wurde nach dieser Erzählung der Dank der Versammlung votirt. Auf eine Frage des Hrn. Werbrock Pieters antwoor- tete Hr. v. d. Weyer, daß die Frage einer freien Schifffahrt der Schelde bei allen Mächten schon entschieden wäre, und daß er, als man ihu unter der Hand gefragt, ob er wohl den Konferenzen der fünf Bevollmächtigten beiwohnen möchte, es fúr seine Pflicht gehalten, dies abzulehnen, weil dies so viel gewesen seyn würde, als den Mächten stillschweigend das Recht der Juntervention anzuerkennen. Ju Betreff Luxem- burgs, fügte er später hinzu, habe sich der Graf Aberdeen nur mit einem diplomatischen Kopsschütteln geäußert. Der Antrag eines Mitgliedes, die Unverleblichkeit aller Kongreß- Mitglieder zu erklären, wurde súr überflüssig erachtet und durch die Tagesordnung beseitigt. Ein Antrag des - Herrn Rodenbach, seinem Vorschlage wegen Ausschließung des Hau- ses Nassau vor einem andern die Priorität zugeben, wurde von 98 gegen 77 Stimmen verworfen.

In der Mp Sibung beschäftigte sh der Kongreß mit der Unabhängigkeits - Erklärung Belgiens, fam jedo zu feinem Resuíïtate.

Viele Individuen, die vordem in Niederländischen Regi- mentern gestanden, hatten es mehr nach ihrem Geschmacke gefunden, in Frei-Corps zu dienen, statr wieder bei einem Re-

imente einzutreten. Durch eine Verfügung der provisori-

en Regierung ist es deshalb jest den Chefs der Frei-Corps untersagt worden, dergleichen Jndividuen anzunehmen, sto- sern sie nicht mit einem Entlassungsschein versehen sind,

A LATLC

Neapel, 9. Nov. Nachdem die Krankheit des Königs

Franz [. seit 8 Tagen einen in hohem Grade Besorgniß er- xegenden Charafter angenommen, ist dieser Monarch gestern, am 8ten d. M., um 3 Uhr Nachmittags derselben erlegen. Schon vorgestern hatte sich das Gerücht von der bevorstehen- den Auflôsung des Königs allgemein verbreitet, und die Be- wohner dieser Hauptstadt, welche die vortrefflichen Eigen- schaften jenes Fürsten vollkommen zu würdigen wußten, wa-

ren dadurch in den tiefsten und aufrichtigsten Schmerz verseßt -

worden. Die.verwitwete Königin, so wie die gesammte Königliche Familie, befinden sih in einem s{chwer zu beschreibenden Zu- stande der Betrübniß. Der König Ferdinand II. hat sofort die Zügel der Regierung ergrifsen- und dem Fürsten von Cassero anbefohlen, hiervon die Mitglieder des diplomatischen Corps amtlich in Kenntniß zu segen. Zwei Proclamationen, die überall öffentlich angeschlagen worden sind (\. unten), ha- hen diesen Morgen die Hauptstadt von der Thronbesteigung des neuen Königs in Kenntniß gesekt. Se. Maj. und die gelpmmeen Mitglieder des Königl. Hauses sind, dem Ge- rauche gemäß, nah dem Schlosse Portici abgereist.

Wir, Ferdinand IL, von Gottes Gnaden König bei- der Sicilien und von Jerusalem 2c. 2c. Nachdem Uns Gott in Folge dcs Ablebens Unseres vielgeliebten Vaters und Kd- uigs, Franz des Ersten, glorreichen Andenkens, auf den Thron Unserer erhabenen Vorfahren berufen hat, fühlen Wir, in- dem Unser Herz von dem großen Verlust, den Wir erlitten, tief durchdrungen ist, Pons die schwere Last, welche der hôchste Verleiher der Kronen auf Unsere Schultern hat legen wollen , indem er Uns die Regierung dieses Königreichs an- vertraute. Wir sind überzeugt, daß Gotr, indem er Uns mit seiner Autorität bekleidet, nicht die Absicht hat, daß dieselbe unbenußt in Unseren Händen ruhe, wie er andererseits auch uícht will, daß Wir sie mißbrauchen. Sein Wille ist, daß

Unser Reich ein Reich der Gerechtigkeit, Wachsamkeit und Weisheit sey, und daß Wir gegen Unsere Unterthanèu die väterlichen Absichten seiner Vorsehung erfüllen.

Im Junersten von den Plänen Gottes in Betreff Unser durchdrungen und entschlossen, dieselben zu erfüllen, werden

¡ wir Unsere ganze Aufmerksamkeit auf die wesentlichsten Be-

dürfnisse des Staats und Unserer vielgeliebten Unterthanen wenden und feine Anstrengungen scheuen, um jene Wunden ju eilen, an denen dieses Reich schon scit mehreren Jahren cidet.

Da Wir zuvörderst überzeugt sind, daß Unsere heilige fatholishe Religion die Hauptquelle des Glücks der Reiche und der Völker ist, so wird es deshalb auch Unsere erste und hauptsächlihste Sorge seyn, sie in Allen Unseren Staaten unangetastet zu bewahren und aufrecht zu erhalten, und dur alle Mittel für die genaue Beobachtung ihrer göttlichen Vor- schriften zu sorgen. Und da die Bischôfe durch die besondere Mission, die sie von Jesu Christo empfangen, die ersten Diener und Wächter dieser Religion sind, so hegen Wir das volle Vertrauen, daß sie mit ihrem Eifer Unsere gerechten Absich- ten unterstüßen und die Pflichten ihrer bischdflichen Würde púnftlich erfüllen werden.

Da zweitens auf der Weit- feine wohlgeordnete Gesell- schaft ohne eine gute und unparteüsche Rechtspflege bestehen fan, jo wird diese das zweite Ziel seyn, auf weiches Wir Unsere besondere Fürsorge richten werden. Wir wollen, daß Unsere Gerichtshdfe Heiligthümern gleih seyen, welche nie- mals durch Juntriguen, durch ungerechten Schuß, noch durch irgend menschliche Rücksichten und Interessen entweiht wer- den dürfen. Vor den Augen des Geseßbes sind alle Unsere Unterthanen gleih, und Wir werden dafür sorgen, daß un- parteiische Gerechtigkeit gegen Alle gehandhabt werde. /

Endlich nimmt der Se der Finanzen Unsere besondere Aufmerksamkeit in Anspruch, da er es ist, der dem ganzen Reiche Bewegung und Leben verleiht. Es ist Uns nicht un- befannt, daß in diesem Zweige tiefe Wunden vorhanden find, die der Heilung bedürfen, und daß Unser Volk einige Er- leichterung von Lasten erwartet, die in Folge früherer Stúrme ihm auferlegt worden sind. Wir hoffen, mit dem Beistande Gottes, diese beiden Unserem väterlichen Herzen so" theuren Zwecke zua erreichen, und sind zu jedem Opjser bereit, um die- selben verwirfklichr zu schen. Wir hoffen, daß Alle, so viel sie fôanen, Unserem Beispiele folgen werden, um dem Reiche jenes Gedeihen wiederzugeben, welhes der Wunsch aller tugendhaften und rechtlichen Menschen seyn muß.

Was Unsere Armee betrifft, der Wir schon seit mehreren Jahren Unsere besondere Sorgfalt gewidmet haben, und die sich durch ihre Mannszucht und muster hafte Aufführung Un- serer besonderen Achtung und Zufriedenheit würdig gemacht hat, so ‘erflâren Wir, daß Wir nicht aufhören werden, Uns mit ihr und ihrem Wohl zu beschäfcigen, indem Wir hoffen, daß sie ihrerseits bei allen Gelegenheiten Beweise ihrer un- verbrüchlichen Treue geben und die Ehre ihrer Fahnen nie befslecken werde.

Neapel, 8. Nov. 1830. Ferdinand.

Wir, Ferdinand Il, von Gottes Gnaden König kzider Sicilien und von Jerusalem 2c. 2c.

Da Wir wollen, daß durch das traurige Ereigniß des Ab: lebens Sr. Majesiät des Königs Franz I., Unseres Erlauchten Vaters, der Geschäftsgang nicht die mindeste Unterbrechung er- leide; so haben Wir beschlossen zu dekretiren und dekretiren,

wie folgt : | Art: 1.

Alle Behdbrden Unsers Reiches beider Sicilien bleiben in der Ausúbung ihrer respektiven Functionen. Au f L-L! Cbe: 1A i Unser Staats-Minister und interimistischer Präsident des Minister-Raths, Unsere sämmtlichen Staats-Minister, Unsere Minister Staats-Secretaire und Unser General-Statthalter in Unseren Gebieten jenseits des Pharus sind mit der Voilzie- hung des gegenwärtigen Dekrets beauftragt. Tate Neapel, den 8. November 1830. unterz. Ferdinand. Der Staats-Minister, interimistischer Prä- sident des Minister-Raths, (gez.) Marchese Tomma si. Für gleichlautende Abschrift : Der Sraats-Minister, interimistischer Prä- sident des Minister-Raths, (gez.) Marchese Tommasi.

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Zweite Beilage

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2529 Zweite Beilage zur Allgereinen Preußischen Staats - Zeitung F Z26.

Ausstellung der. Königi. Afademie der Künste.

Fünfter Artikel. (Fortseßung und Schluß.)

Bogs und Ruth sah man außex der schon besprochenen Hol- beinschen Darstellung noch dreimal. Madame Claude-Henry hat freilich von dem großen Charakter der patcigrchglischen Zeit am wenigsten gerettet, ja wohl kaum nur den Gedanken einer solchen Forderung gefaßt, doch aber Lust und Freude an künstlerischem Schaffen zu erkennen gegeben. Herr Bendemann, von einer gu- ten Schule begünstigt, denn er zählt sich zu W. Schadow's Schü- lern, vergrif sich dennoch schr auffallend tn der Wahl seines Mo- ments, indem ex nichts mehr darstellt, als die Frage des Boas, von wannen die auf seinem Felde ährenlesende Ruth gekommen, worauf der Knabe, der zum Aufseher der Dirnen besiellt ist, thm durch ein Finger eigen. antwortet; ein Vorgang, dem auch der

ewandteste Künstler schwerlich etwas abgewinnen konnte. Die olge war, daß die Komposition gus cinander ficl, und daß cs nux das Einzelne ist, was sich einschmeichelt. Gefällig und zart sind die Figuren, sowohl in thren Formen, als in threr Bewe- gung, die Erfindung der Umgebung licblich; über das Ganze is eine gewisse Sittsamkeit ausgegossen , aber unter das Volk Got- tes fühlt man sh nicht verseßt. Mehr muß es befremden , daß man hier shwärzere und undurchsichtigere Schatten findet als man es sonst in dieser Schule gewohnt ist. Auch Herr Hopfgar- ten in Rom, hervorgegangen aus der Schule vom Prof. Wach, verfiel auf eben diese Darstellung; das Bild indessen will die Er- wartungen nicht ganz befriedigen, die man nach fcüheren Leistungen des Künstlers hegen durfte; denn exr war diesmal mit Leben und Ausdruck gegen seine Figuren nur karg. Ruth knict vor Boas, ein Achrenbündel im Schooß haltend, die Augen niederschlagend ; jener rührt sie leise mit der Hand an der Achsel an, neben ihm ficht der Knabe. Herrn Fielgrafs „Tobias mit dem Engel-/ wollte keine Lober finden; das Kolorit hat wenig Gefälliges, ist vielmehr trocken und blind; allein der hauptsächlichste Grund, daß ihm der Beifall ausblicb, ist in der Komposition zu suchen. Gar zu brüderlich umfaßt der Engel des jungen Tobias Schulter, To- bias reicht ihm in einer Muschel die Galle des Fisches dar; beide Köpfe sind nahe zu einander gewendet, ohne sich jedoch ctwas sa- den zu können. Herr Siebert in Rom, chemals in Wachs Schule, chandelte dieselben Figuren als Kniestük; der Engel, der hier erhabener und himmlischer erscheint, deutet dem Tobias wach oben hin, als dem Ursprung seiner Sendung; dieser macht cine verwundernde Geberde- die aber schon zu äußerlich lebhaft ift, um nicht an das Verhalten eines Taubsisummen zu erinnern : eine Lage, in welcher der hoffnungsvolle junge Maler sich selbft befindet. Gewandlegung und Kolorit sind des hdchsten Lobes werth. Ein anderes Stück von Herrn Siebert, wodurch er im vorigen Jahre bei der von der Königl. Akademie der Künsle agus- geschriebenen Konkurrenz für Maler den Preis gewann, steht in der Kornation, die in den Schatten stark ins Braune fällt, zwar bedeutend zurück, zeigt aber desto größere Vorzüge der Kom- position. Der Gegenstand is: Jupiter und Merkur in der Hütte des Philemon und der Baucis, nach Ovid, und Herr Siebert drang in das Poetische desselben wohl ein; er wußte den inhalt- reichsten Moment zu fassen, welcher allen Figuren eine angemes- sene lebendige Theilnahme an der Handlung anwies, Überdies war er glücklich in manchem feinen Zuge. Auch das Werk sei- nes Mitbewerbers, des Herrn Henning, war ausgestellt; scin Ver- dienst bestand im Kolorit und in gewandterer Tehnk.

Eine treffliche Darstellung von Hagar in der Wüste is die von Herrn Steinbrück, welcher, O Wachs Schule an-

chórig, darauf vor sciner Reise nach Rom sich kurze Zeit in

üsseldorf bei W. Schadow aufhielt, von dessen Einfluß gegen- wärtiges Bild Zeugniß giebt. “Das verstoßene Weib er- bliken wir mitten in der Wüste, für deren Schrecknisse der Künstler wohl cinen Ausdruck hätte; ihre Füße schet- nen sie niht mehr oes zu können, die Knice sind cinge- sunken. An der entblößten A hâlt sie das verschmach- tende Kind, mit der Hand sein sinkendes- Haupt unterstüßend. Schlummer und Mattigkeit haben dessen Glieder gelöst und sein Auge gelielen und es bleibt die schrecklihe Ungewißheit, ob es noch wieder erwachen werde. Furchtsam zum Himmel erhebt Hagar das bleiche Antliß_und matte Auge, welches nur zu fra- en scheint, ob sie denn ganz verstoßen sey. Sie betet nicht, sie lagt nicht, nur cin stummes lechzendes Aufathmen entflieht dem [mae geöffneten Munde. Und so sehr nun dies Gefühl, as der Maler bewies, die wärmste Anexkennung fordert, ebenso- schr muß man auch Anordnung und Maleret rühmen, die sorg- âltige Zeichnung und das zarte Kolorit. Aber eine gewisse mo- erne Schwächlichkeit und gleichsam Zahmheit scheint in dem Bilde noch nicht bis auf die leßte Spur vertilgt. Hern. Hennings kleiner Entwurf desselben Gegenstandes kann den Vergleich nicht aushalten; der Maler ist auf der cinen Seite schon ins Gezirte, auf der andern ins Unschdue abgewichen, und machte die Bemer- kung war, daß man Gefahr läuft, in demselben Maaß, als man sily vor der Natur entfernt , die Seele zu verlieren. Ein nicht wohl gerathenes Bild von. Hrn. Lengerich, darstellend Abisag von Sunam, reizt zu keiner weitern Betrachtung und es bleibt nur

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noch cine Skizze des Hrn. v. Klöber zu erwähnen: die Brautwer- hung um Rebecca am Brunnen , welche wohlgedacht ist und ein gutes Bild erheißt.

Wie nun das alttestamentliche Leben gleichsam eine ungebro- chene Natur athmet, so, üÜbergiebt das Christenthum der Kunft ein anderes gegenübersiehendes Fdeal; die wilden, unbändigen Leidenschaften sind eingefangen, der Naturtroß und Eigenwille, auch in Auftreten und Bewegung/ gezähmt und unter das milde Foch der Liebe gebeugt. - Gegenstände jener Sphäre hat vielleicht niemand tiefer und herrlicher ergründet, als Michelangelo; Üüber- reich aber ist die Kunstgeschichte an hohen Mustern fúr chriftlich- ee Darsicllung, und auch in unsern Tagen sind die Ge- weihten noch nicht völlig ausgestorben. Aber die Ausstellung hat uns nichts Bedeutendes in diesem Fach bringen wollen; denn das große Altarbild von Hrn. Prof. Begas, das diese Lúcke trefflich ausge- füllt haben würde, is bercits an dem Ort setner Beslimmung in der neuen Werderschen Kirche aufgestellt. Viclleicht auch kant man sich mit cinem fleinen Alterbildchen von Hrn. Olivier ge- nügen lassen. Wie wir diesen sinnigeu Künstler bereits kannten, giebt er, bei freilich alizu sichtlicher Nachahmung der steifen Zeich- nung und Anordnung altdeutscher Meister, doch aber auch etwas von der Fnnigkcit und dem Geist wieder, welcher jene beseelt Auch eine Verkündigung von Hrn. Schwalbe hat sich zueng an die Auffassung und Art der van Eyk oder des Schorcel gehalten, um Gefühl und Leben entwickelnk zu können. Unter den Geschichten der Heiligen stellt sih eine Scene aus dein Leben des heiligen Georg, von Herrn Hopfgarten, obenan; nur 1 Fuß im Quadrat. Der Heilige, sein Roß führend tritt in edler und fast erhabner Haltung einher; -das Weib mit ihrem Kinde, das ihn anfleht, kann seine Hülfe wohl erwerben; nur allzu delikat muß man auch hier den Pinsel nennen. Eine heilige Elisabeth, Geld an Arme spendend, von Herrn Deuker, aus Wachs Schule, giebt ein befric- digendes Zeugniß von Fleiß und Streben; auch muß Herrn Kri-

ars heiliger Cäcilie ANGG erng J6 Theil werden , aber einige rbeiten von jungern Schülern dieses Atteliers schienen besser der Ausstellung, welche im Frühling den Studien angewiesen ist, aufgespart worden zu seyn, da sie jeßt in dem, was anerkenneus= werth ist, die Anerkennung schwerlich fordern, der Maaßstab aber, den so viele meisterhafte Werke unvermeidlich in die Hand gaben, für fie niedershlagende Resultate ergeben mußte. e

Den Schluß “der geisilichen Kompositionen mag hier das Bild des Herrn. Stilke machen, das cinzige aus der Cornelius= schen Schule, dessen wir uns diesmal zu erfreuen hatten. Es hat einen schr Überschwenglichen , völlig extramundanen Gegen- ftand, indem es allegorish abbildet, wie das Christenthum der Welt überbracht wird. Man sicht eine Gruppe von himmlischen Gestalten, darunter den Engel Michgel mit Wage und Schwert, alle mit den Gesichtern zum Himmel gewendet; auf einer Wolke stehen die hinteren, dic vorderen knicen, das Christuskind darhal- tend. Unten sicht man in Nacht die Erde, daselbsi auf der einen - Seite weidende Hirten, auf der andern die heiligen dret Könige, welche dem Sterne nachziehen. Wir mögen nun für den Künst- ler nicht die Vertheidigung Übernehmen gegen den Verdacht, daß der Ueberschwenzglichkeit des Gegenstandes schon Ersaß für dessen poetische Erfassung und Durchbildung zugetraut sey ; in der That ließ das Ganze falt und unberührt. Auch die Gewandung fand kein Lob, noch weniger das bunte und harte Kolorit. Die Köpfe lcidex sind nach einer und derselben Fdealform zugeschnitten.

Dex historischen Bilder, welche sich auf dem Felde Griechi« scher Geschichte und Mythe bewegen, gab es nicht viele. Außer Herrn Hennigs schon erwähntem großen Gemälde darf eit Faun mit einer Nymphe von Herrn Lengerich noch genannt werden, eben so einige gur aber flüchtige Sn von Hérrn von Klôöber. Mehr Aufmerksamkeit besaß eine zweite Darstellung des Hylas von Herrn Schoppe „- welche cinerscits durh den nahe ges legten Vergleich mit Herrn Sohns Werk zwar an Juteresse ge- wann, andererseits sich dadurch auch ein strengeres Urtheil mußte g lassen. Der Künstler, welcher mit Heren Sohn densel- en Gegenstand übernahm, brachte niht auch denselben Zauber der Farbe mit, und seine Composition blieb, in jenem Vergleich, dem Vorwurf der Unbehülflichkeit bloßgestellt. Mit Recht wurde getadelt , dafi der Vorgang mchr “auf dem Lande, als Wasser, geschieht , daß man hier weniger ein Zichen und Anlocken , als vielmehr ein gar zu gröbliches Ringen und Schieben sicht, end- lih, daß die Abründung der Gruppe, siatt aus einer gesiern angemessenen Auffassung hervorzugehen/ vielmehr äußer o durch

¿ W0- durch sich der Vergleich mit ciner Ballet - Scene nur allzu nahe gelegt hat.

Herr Nerenz, chedem in W. Schadow's Ste gebildet, ver- sprach sich auch von einer Composition nah eittem Gedicht von Uhland Gelingen. Gewiß wurde seine Wahl auf ‘eines der treff- lichsten geleitet, freilih aber auch auf eines, das seiner Natur nach dex malerischen Behandlung wohl am meisten widerstrebt, wenigstens scheint es ganz unmöglich, diejenige Art und den Grad der Wirkung in der Malerei wiederzubringen, den die Dich- tung macht. Jn Uhland's herrlicher Ballade: „Der Wirthin

in großer Sg wehende Gewänder erzwungen i