1830 / 328 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Karlsruhe, 19. Nov. Ju einem Privatschreiben aus Hei- delbergvom17, Nov. heißt es : „Nie erfreute sich unsere Univer- sität eines solchen Zusammenflusses von jungen Leuten, als diesen Winter. Es kamen uns deren so viele, besonders aus dem nôrd- lichen Deutschland, zu, daß die Zahl derselben in diesem Kurse 900 erreicht. Bemerkenswerth ist es immer, daß mit der wachsenden Zahl aller Studirenden auch die Zahl der Juri- sten zunimmt. So is das Kollegium des ausgezeichnetsten Romanisten, des Geh. Raths und Professors Hrn. Thibaut, so stark besucht, daß die sonst hinreichenden 260 Pläße für Zuhdrer nicht mehr genügten und“ eine Gallerie in dem Saale angebracht werden mußte. Mit Vergnügen fieht man auch, daß der gute Geist und die Verfeinerung unter den Studirenden, wie ihr Eifer zum Studium, gleich mächtige Fortschritte machen. ““

Oesterreich.

Wien, 18. Nov. Die Preßburger Zeitung mel- det: „Die seither in Cirkular- wie in ordentlichen Reichs- tags-Sißbungen gepflogenen Verhandlungen über den dritten Punft der K®öniglichen Propositionen das Subsidium der Rekruten betreffend sind erledigt. Am 1sen d. M. hatte in dieser Angelegenheit die 20ste, am bten die 21ste und am 7ten die 22ste ordentliche Sißung statt ; in den Sißungen am Sten und {11lten d., der 23sten und 24sten, erfolgte, nah vorheriger Fesksebung über die Art und Weise, die Einigung beider Tafeln über die Anzahl der zu stellenden Rekruten. Der in dieser Hinsicht in Cirkular- Si6ungen vorbereitete Entwurf der Repräsentation an Se. K. K. Majestät, so wie jener über den Gesebß - Artikel, wur- den am láten d. in der 25sten Sißung berichtigt und von beiden Tafeln genehmigt; gestern Abends aber, in der 26sten Sibßung, unterzeichnet und an Se. K.K. Majestät abgesandt. Gestern frúh haben die Cirfular-Berathungen über den vierten Punkt der Königl. Propositionen bereits ihren Anfang genom- men. Auch seßt die Deputation zur Sammlung und Auf- nahme der neuern Beschwerden und Postulate ihre Arbeiten unablässig fort. ‘“

Spanien.

Madrid, 8.-Nov. Am 5ten d. hatte der Che- valier de Grouchy die Ehre, Sr. Katholischen Majestät seine Beglaubigungs-Schreiben als Königl. Franzöfischer Geschäfts- träger zu überreichen. Die Gemablidüen von acht Spanischen Granden sind von Sr. Maj. zu Hofdamen der Königin und dreizehn Personen aus den ersten Familien des Reichs zu Kammerherrn ersten Ranges , desgleichen zwanzig andere zu Kammerherrn zweiten Ranges ernannt worden. Am 29. Oftober ist in Lissabon das Englische Kriegs - Dampfboot „„Meteor‘/ in sechs Tagen von Portsmouth angelangt. Es brachte Depeschen für den Englischen Konsul; ein ebenfalls mit demselben angelangter Spanischer Kabinets - Courier ist sogleih nach Madrid abgereist. Herr Macckenzie hat furz darauf eine lange Konferenz mit dem Grafen Santarem ge- yr. Das größte Geheimniß {webt úber diesen Verhand- ungen. Man versicherte in Lissabon, daß daselbst 2 Spani- sche Bischdfe aus Tuy und Orense in Gallizien angelangt wären. Der Geburtstag Dom Miguels ist am 26sten in Lissabon mit vielem Prunk gefeiert worden, besonders hatten die Polizei, die Munizipalität und die Tabackspächter nichts gespart, um die Einwohner zu vergnugen. Viele hohe Be- amte hatten den in ihren Ressorts angestellten Personen be- reits vierzehn Tage vorher die Anerkennung Englands und Oesterreichs für jenen Tag voraus verkündet ; da jedoch nichts fund wurde, so mußten Frei-Vorstellungen im Theater, Feuer- werke, ZJlluminationen 2c. die Lissaboner für jene getäuschte Erwartung schadlos halten. Die Anleihe, welche die Re- gentschaft zu Terceira bei dem Englischen Banqier Maberly

emacht hat, beläuft sich. auf eine Million Pfd. Sterl. ; in Lissabon hatte man hiervon bereits Nachricht. Heute wurden hier vier Räuber , welche am 2. Oft. in einer geringen Ent- ernung vor den Thoren. von Madrid ein einzeln liegendes irthshaus rein ausgepländert hatten, durch den. Strick am

Leben gestraft.

T0 rf e-4.

Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schrei- ben aus Triest vom 14. November. „Briefe aus Syra vom 19. Ofc. melden, daß die Seeräubereien im Archipel, ungeachtet der dagegen genommenen Maaßregeln, häufiger werden. So wurde- vorx, wenigen Tagen die Genuesifsche

Gedrudckt hei A4. W. Hayn.

erster Theil, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von

Brigg des Gerolamo Barone von einem Piraten in den Gewässern von Milo angehalten und eines großen Theils ihrer Ladung, alles baaren Geldes, vieler Effekten und selbst des Bootes beraubt. Jn Kandien flôßt das Amnestiedefret des Paschas der Griechischen Bevölkerung wenig Zutrauen ein. Die Einwohner würden sich größtentheils unterwerfen, wenn sle nicht alsdann, dem Racheschwerte ohne Widerstands-

mittel ausgeseßt, ihren gänzlichen Untergang befürchteten ;

andrerseits finden viele Häupter der Jnsurrection zu sehr ih- ren Vortheil bei dem gegenwärtigen Zustande, um nicht alle Mittel zu dessen Verlängerung anzuwenden; daher dürfte man bald wieder von Blutvergießen und neuen Gräuelscenen hôren. Die neuesten Nachrichten aus Albanien schildern das Land gleichfalls als noch in vollem Aufstande; die Erbitterung der Einwohner soll dur die hinterlistige Ermordung ihrer d durch den Großwesir nur noch hdher gestiegen eyn. :

Königliche Schauspiele. Donnerstag, 25. Nov. Jm Opernhause: Heinrich IV. hafespeare.

Im Schauspielhause: 1) Un moment d’imprudence, comedie en 3 actes et en prose, par MM. Wasslard et Falgence. 2) Rossini à Paris, vaudeville comique en 1 acte, par Seribe. :

Freitag, 26. Nov. Mit Allerhöchster Genehmigung, zum Benefiz der Dlles. Therese und Fanny Elsler, Solotänzerin- nen des K. K. Hoftheaters am Kärnthnerthore zu Wien.

Im Opernhause : Ottavio Pinelli, oder: Schimpf und Rache,

großes pantomimisches Ballet in 3'Aufzügen, von Paul Sa-

mengo; Musik von Robert Grafen von Gallenberg. Für die hiesige Königl. Bühne in den Tänzen und Arrangements eingerichtet und in Scene geseßt von den Dlles. Therese und Fanny Elsler. (Dlle, Therese Elsler wird hierin die Partie der Giuletta, und Dlle. Fanny Elsler die Partie der Amalie ausführen.) Vorher : Adolph und Klara, Singspiel in 1 Auf-

_zng; Musik von d'Alayrac.

Billets zu dieser Vorstellung find in der Wohnung der

Dlles. Elsler, Friedrihs-Straße Nr. 75., zu habeu.

Preise der Pläße; Ein Plaß in den Logen des ersten Ranges 1 Rthir. 10 Sgr. 2c. :

Da zu dieser Benesiz-Vorstellung Abonnements und freie Eutreen nicht gültig siud, so werden die resp. Jnhaber von Abounementspläßen ersucht, bis Donnerstag, den 25sten Abends, bestimmen zu lassen, ob sie diese Pläße behalten wollen, oder ob solche anderweit verkauft werden sollen.

Im Schauspielhause: Das Ritterwort, Lustspiel in 4 Ab- theilungen. Hierauf: Die feindlichen Brüder, Posse in 3 Ab- theilungen.

Königstädtisches Theater.

Donnerstag, 25. Nov. Der Müller und sein Kind, Posse mit Gesaag in 2 Aften. E H Das Fest der Hand- werker. (Dlle. Louise Bellarti: Lenchen, als lebte Gastroe.)

Freitag, 26. Nov. Fra Diavolo , oder: Das Wirths- haus zu Terracina, fomische Oper in-3 Aften.

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 19. November. Niederl. wirkl. Schuld 403. Kanz-Billets 165. Oest. 5prac. Metall. 88. Russ. Engl. Anl. 873. Russ. Anl. Hamb. Cert. 89.

Frankfurt a. M., 20. November. 5prec. Metalliq. 913. 914. 4proc. 83. 827. 3Ajproec. HL 1proc. 205. Brief. Bank-Actien 1270. 1267. Part. - Oblig. 117 1173. Leose zu 100 FI. 166. Brief. Poln. Leose 534. 53.

Hanibwrg, 22 November. Wiener Bank-Actien 1074. Engl. Russ. Anleihe 94. Russ. Anleihe Hamb. Cert. 922. Dün. 605. Poln. pr. 30. Nov. 109.

Engl. Neap- 69. Falc. 66.

Paris, 17. November. 5proc. pr. Compt. 95.30. fin Cour. 95. 50. hee Rents gr Compt. bi . 60 tin Cour. 64. 80. Sproc. Neap. 70. S5proe,

pan. Rente perp. 564-

Wien, 19. November. i rec. Metall. 904. Apree. 81. Loose zu 100-FI. 166.

I Part.-Vblig. 117}. Bank-Actien 1042. Hierbei Nr: 80 des Allgemeinen Anzeigers.

rir —————RCC E O S S O S Arta I Ara

Redacteur John. Mitredacteur Cottel

Allgemeine

Preußishe Staats-Zeitung.

Me 328.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Abgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjäger , Fähnrich Safonoff, als Courier nah St. Petersburg.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland,

R ußland.

__St. Petersburg, 17, Nov. Der Befehlshaber der 1sten angesiedelten Grenadier - Division , General - Lieutenant Ugriumoff l. , hat den St. Alexander -Newsfy- Orden , der Befehlshaber der Zten Grenadier - Division, General - Lieure- nant Nabokoff, den St. Annen-Orden 1ster Klasse mit der Kaiserl. Krone und der Erzbischof von Erzerum, Karapat, den St. Annen - Orden 1ster Klasse erhalten.

Ein von Sr. Majestät dem Kaiser bestätigtes Gutachten des Reichs-Rathes verordnet, daß das bestehende Geseß, wel- ches verwandten Personen zu gleicher Zeit und an einem und demselben Orte Kommunal! - Aemter zu bekleiden verbietet , so zu verstéhen is, daß damit Väter ‘und Söhne, Schwieger- väter und Schwiegersdhne, leiblihe Brüder, Oheinte und Neffen von väterlicher Sette getueint sind. : i

Am 9, November Morgens lagen in Moskau 134? Per- sonen an-der Cholera krank; im Laufe des Tages kamen 91 Kranke hinzu; es genasen 98 und starben 48. Am 10ten fameti 73 hinzu; es genasen 59 und starben 46. Am 1lten famen 76 hinzu, 49 genasen und 36 starben. Am 12ten er- franften 71, es genasen 77 und starben 44. Es blieben mit- hin an seßtgenanntem Tage 1196 Kranke übrig, von denen 409 Hoffnung zur Genesung gaben. Jn der Stadt Jsjum

hat die Cholera vôllig aufgehört.

Da die bisher am Dniester befindlich gewesenen. Zoll-Linien nah Bessarabien verlegt worden sind, fo haben Se. Maj., um genannte Provinz hinsichtlih des inneren Handels auf gleichen Fuß mit anderen bevorrechteten Gouvernements. des

“Reiches zu seben, befohlen: daß die Organisation der Han-

dels-Gelder und die nöthigen Certififate am {sten (13) Ja- nuat in Beßarabien eingeführt werden follen. Die bewillig- ten Privilegien hôren am 1sten (13,) Januar 1841 auf; aus-

‘ländische Kaufleute dürfen sie gleichfalls benußen.

In Kronstadt waren bis zum 15.- Nov. 1432 Schiffe

eingelaufen und 1433 von dort abgesegelt.

Aus Archangelsk meldet man unterm 30. Oftober , daß die Dwina bereits völlig mit Eis bedeckt und die diesjährige Schifffahrt geschlossen sey. Man sah dort übrigens der An- funft von Schiffen nicht mehr entgegen , und zum Absezeln warén keine Schiffe mehr vorhanden. M

Amtlichen Berichten zufolge, besikt die Provinz Kauka- sien 635,000 Stück Hornvieh, von denen 40,700 zum Tkañs- port gebraucht und 21,400 jährlih zum Bedarf der. Einwoh- ner geschlachtet werden ; das Gebiet der Kosaken des Schwar- zen Meeres zählt ungefähr 142,000 Stück Horuvieh , von denen 23/600 zum Transport gebräuche und 3600 geschlach- éet werden. An Pferden besist Kaukasien 206,000 und das Gebiet der genannten Kosaken 83,000. Die Zahl des Schaafe beläuft sich in erstgenannter Provinz auf 1,136,000, und bei den Kosaken auf 306,000. Die S wob des Kaukasus führen jährlih aus: ungefähr 25,600 Stück Hornvieh, 5900 Pferde und 28,000 Schaafe; und die Kosaken 11,000 Stück Hornvieh, 4900 Pferde und 33,000 Schaafe. Jm Ganzen haben die Kaukasier bei ihrer Viehzucht einen jährlichen Ge-

Berlin, Freitag den 2Wwlen November

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S

18390.

winn von mehr als- 500,000, und die Kosaken von mehr als 650,000 Rubeln.

Fran f tei s.

__ Deputirten - Kammer. In der Sibung vom 17. Nov. trat Hr. v. Ferussac mit der Proposition hervor, eine Kommission zur Uatersuchung aller der Fragen zu ernen- nen, die sich auf den Kanal - und Straßenbau, jo wie auf das Frachtfuhrwesen beziehen. Die Versammlung beschloß, sich diesen Vorschlag in der Sißung vom 26sten näher ent- wiceln zu lassen. Hr. Anisson - Duperron seßte dem-

nächst seinen am {13ten gemachten Vorschlag, wegen Ernen- nung einer Kommission zur Angabe der Mittel, wodurch sich die Staats - Auflagen einträglicher als bisher für den Schaß machen ließen, ohne zugleich die Lasten der Steuerpflichtigen zu erschweren, auscinander. Der Vortrag, den Hr. Anisson bei dieser Gelegenheit hielt, füllt beinahe acht Spalten im Moniteur. Da indessen die Kammer nach einer unerheblichen Diskussion, woran die Herren Duvergier de Hauranne, v. Tracy, Graf v. St. Cricq, Odier, Cunin-Gri- daine und Karl Dupin Theil nahmen, sich dahin erklärte, daß die Proposition des Hrn. Anisson- Duperron nicht in Erwägung zu ziehen sey, so übergehen wir die Motivirung seines Antrages hier mit Stillschweigen. An der Tages- Ordnung war hierauf die Entscheidung der von dem Präsi- dentea am Schlusse der Sißung des vorhergehenden Ta- ges berührten Frage, ob die Herren Persil und: Madier de Montjau noch a!s Commissaire zur Behauptung der Anklage der vorigen Minister zu betrachten seyen oder nicht. Herr S al- verte entschied sich fúr die erstere Ansicht; er srúßte sich dabei hauptsächlich auf den Umstand, daß jene beiden Herren erst zu Commissairen ernannt roorden, nachdem sie schon von der Regierung zu dffentlichen Aemtern befördert worden ; daß sonach dié Kammer bei ihrer Ernennung bereits gewußt habe, daß sïe ausscheiden und sih einer neuen Wahl unterwerfen müßten; hieraus ergebe sich aber flar, daß die Kammer da- mals der Meinung gewesen, der Umstand, daß beide Depu- tirte ciner neuen Wahl unterworfen seyen, kônne sie ihres Mandats als Commissaire für die Anklage der Minister nicht berauben. Jm entgegengeseßten Falle, machte der Red- ner bémerklich, föônnte das Recht der Kammer , die Minister anzuklagen , leicht illusorish werden ; denn geseßt, die Kam- mer würde auLgelóst, so würden die zur Behauptung der An- flage bestellten Deputirten mit ihrem Deputirten - Mandate zugleich auch das Mandat als Commissaire verlieren ; die neue Kammer könnte aber über die Anklage der Minister entweder ganz anderes Sinnes als ihre Vorgängerin seyn, oder sie könnte sich weigern, neue Commissaire zu ernennen, - oder endlich, wenn sie dergleichen wirklich ernennte, könnte die Pairs-Kam- mer oder die angeschuldigte Partei ‘sie verwerfen. Aus al- len diesen Gründen scheine es ihm aber, daß die obigen bei- den Deputirten auch ferner noch als Commissaire für die An- flage betrachtet ‘werden müßten. Herr Berryer bestritt diese Ansicht. „Jh glaube‘, äußerte er unter Anderm, „daß, wenn“ die Deputirten-Kammer als Anklägerin gegen ein Mi- nisterium aufgetreten ist und die Anklage bereits vor der Pairs-Kammer schwebt, der Krone immer noch das Recht zusteht, sich durch die Aufldsung der Wahl-Kammer dem ein- geleiteten Prozesse zu widerseßen, indem sie dabei von dem Gesichtspunkte ausgeht, daß die Anklage auf ungerechten An- sichten béruhe, und daß die Kammer sich dabei durch eine blinde Leiden schafrlihkeit habe verleiten lasser. (Murreñ.) Die Krone hat das Recht, die Kammer aufzulösen und an deren Stelle eine neue zusammenseben zu lassen; dieser steht nun die Entscheidung zu, ob die Anklage ihrer Vorgängerin zu behaupten sey oder nicht. Jst eine Kammer als Añklägerin ausgetreten , so ist die Auflösung derselben ein Aft, wodurch die Krone an

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