1830 / 331 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 29 Nov 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Folgender Tagesbefehl ist hier bekannt gemacht worden : „Die Belgische und die Holländische Regierung sind so eben über einen Waffenstillstand von zehn Tagen mit ein- ander úbereingefkfommen. Die Truppen werden ihre respektiven Stellungen behalten, in denen sie fich gestern, am Sonnabend den 20. Nov. um Mitternacht, befunden haben. Jn der Zwi- chenzeit wird von beiden Seiten die Befähigung zugestanden, sowohl zu Lande als zur See mit den Gebieten, Pläßen und Punkten, welche die beiderseitigen Truppen außerhalb der Gränzen einnehmen, die Belgien vor dem Pariser Trak- tate vom 20. Mat 1814 von den Vereinigten Provinzen der Niederlande trennten, frei: zu fommuniciren, so daß die Blo- fade der Háfen und Flüsse aufhört und die Freiheit der Schifffahrt provisorisch wiederhergestellt wird. Sobald sie den gegenwärtigen Befehl erhalten haben, werden die Her- ren Generale, welche die Brigaden befehligen, diejenigen Maaßregeln ergreifen und Befehle ertheilen, die zur pänktli- hen Vollziehung des erwähnten Waffenstillstandes nothwen- dig sind. Hauptquartier Br ú ssel, den 21. November 1830, um 3 Uhr des Morgens. Der Brigade-General und Odber- befchlehaber der Belgischen Truppen Nypels.‘/

In Mons sind vorgestern Abends der General van Halen und seine Adjutanten in Freiheit geseßt worden und sogleih_ nach Brússel abgereist. Die Nachricht hat in Mons selbst allgemeine Verwunderung erregt.

Deutschland.

Dresden, 22, Nov. Se. Königl. Majestät und Se. Königl. Hoheit der Prinz Mitregent haden sich bewogen ge- funden, den vormaligen Öberhofrichter von Ende, .unter Bei- legung des Charakters eines Geheimen Raths, einstweilen, und

bis zu anderweiter Bestimmung, an den Geschäften des Ge--

heimen Finanz- Kollegiums im ersten Departement Theil nehmen und dem Seboimeii Rath von Zahn das einstweilige Direk- torium des zweiten Departements übertragen zu lassen.

Leipzig, 24. Nov. Se. Königl. Hoheit der Prinz Sohann geruhte, heute Vormittag die mit Bildung der hie- sigen Kommunal- Garden beauftragte Kommission zur Bera- thung über diesen Gegenstand zusammenzuberufen. Mitkt- tags um 1 Uhr reiste Se- Königl. Hoheit von hier nach Dresden zurück.

L, 25, Nov. Wenn schon Alles eine baldige erwünschte Entscheidung unsrer großen Landes- Angelegenheit hoffen läßt, so ist der dermalige Zustand der Ungewißheit doch noch immer beunruhigend, und mit der ge- spanntesten Erwartung sieht man dem befriedigenden Ende entgegen. Eine Beschleunigung der definitiven Regulirung ist um so mèhr zu wünschen, als nur hierdurch allein etwa- nigen Versuchen Uebelgesinnter, die öffentliche Ruhe zu stören, ein Ziel geseßt werden kann. Leider sollen in verroichener Nacht in Braunschweig durch die zur dasigen Garuison ge- hörenden Husaren einige tumultuarische Auftritte veranlaßt worden seyn , so daß die eben so wachsame als wohlgesinnte Bürgergarde zur Herstellung der Ruhe werfkthätig einschreiten mußte. Genauen Nachrichten darüber sieht man noch ent- gegen. Jn Blankenburg ist nach Eingang einer Estaffette aus Braunschweig gestern Abend Generalmarsch geschlagen und die Bürgergarde mit scharfen Patronen versehen wor- den, um jedem etwanigen Versuch einer Ruhestörung kräf- tigst L begegnen ; sie hält seitdem die dasigen Stadtthore und das Schloß besebt.

Königliche Schauspiele.

__ Sonntag, 28. Nov. Im Opernhause: Zum erstenmale : Alfred der Große, König von England, Oper in 2 Abthei- lungen mit Tanz, nah einem Manuskripte von Th. Kör- ner; Musik von J.- P. Schmidt. Hierauf: Das Schwei- zer: Milchmädchen, pantomimisches Ballet in 2 Abtheilungen. Dlle. Therese Elsler wird hierin tanzen und Dlle. Fanny Elsler die Partie der Liesli ausführen.)

Im Schauspielhause: Menschenhaß und Reue, Schau- spiel in 5 Abtheilungen, von Koßebue.

Montag, 29. Nov. Jm Oper hause : Die Braut, Oper in 3 Abtheilungen, wit Tanz; Musik von Auber.

Im Schauspielhause: Französische Vorstellung.

În Potsdam: Die Reise nah der Stadt.

Mehrfach ausgesprochenen Wünschen zu begegnen, wird vom 1. Dez. e. an wiedèrum ein Abonnement für die Dauer der Französischen Vorstellungen, mithin auf 7 Monate, gegen die früher zum Ansaß gebrachten ‘Preise stattfinden. Die desfallsigen schriftlihen Meldungen werden vom heutigen Tage an berücksichtigt.

Königstädtisches Theater.

Sonntag, 28. Nov. Zum erstenmale wiederholt: Der Brief an sich selbst, komische Oper in 1 Aft, nach dem Fran- zösischen von C. Meisl, Musik vom Kapellmeister Fr. Gläser. Hierauf: Künstler -Liebe, oder: Die moderne Galathee, Lust- spiel in 1 Aft. Zum Beschluß, zum erstenmale: Das Dop- pelduell, fomische Pantomime in 1 Aft, ausgeführt von der Familie Kobler.

Montag, 29. Nov. Zum erstenmale: Der Diamant des Geisterföônigs, Zauberspiel in 2 Aften, von Ferd. Raymund; Musik von J. Drechsler. Die neuen Decorationen sind vom Decorations- Maler Hrn. Blum. :

Diensiag, 39. Nov. Arsena, die Mánnerfeindin, fomi- sches Feen-Singspiel in 2 Akten.

_ Donnerstag, 2. Dez. Zum erstenmale: Abällino der große Bandit, großes Melodrama in 5 Akten, von Zschokke.

Berltner Börse Den 27, November 1830. : Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cour.) E —TZF Brief [Geld] 0E [ZZ Erie TCel. St.-Schuld-Sch. 905 # [Osipr. Ptandbrt.| 4 | 95 |

Pr. Engl. Anl, 18 98x Pomm. Ptandbrf.| 4 [1025 | Pr. Engl Anl. 22 961 Kur- u.Neum. do.| 4 [1915 [101 4

Pr. Eng!, Obl, 30 852 | 85x JSchlesische do. 102 [101x5 Kurm.Ob.m.1.C 89 Rkst. C:d.K.-u.N.|—| 61 | Neum Int.Sch.d. 891% Z.-Sch.d.K.- u.N. 62 me Berl. Stadt - Ob. 92x | 92 Königsbg. do. 91 Elbinger do. 98: Holl. yollw. Duk.}- 18 Danz. ds. in Th. 35 Neue dito |—| 19 | VVestpr. Pfdb. 92x | 92 JFriedrichsd'or . 122 | 12» Grosshz.Pos. do.| 4 | 945 x Disconto . ... 4 5 B E Ep f Vf V S E 1A H E R L R S I S0 S P RE A So TRIO N BRR L L T E R RRO M I R T L S R E R P C S U S I E F : Preufs.Cour. 5, L ial R i Wechsel-Cours. Brief Geld. Amscerdam . |Kurz [1414 dito 2M Hamburg . [Kurz 1505 M A e is 300 Mk. |2 Mt. [1494 3 Mt. 6 23 2 Mt. 807 2 Alt. 1015 2: Mit. 1027 2 Mt. 997 8 Tage |102x 2 Mt. 1023 3 Woch. | 305 Kurz -—

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Auswärtige Börsen.

_ Amsterdam, 22. November. Niederl. wirkl. Schuld 403. Kanz-Billets 165. Oest. 5proc. Metall. 885. Russ. Anl. Hamb. Cert. 89x.

L rann. M., en ini S5proc. Metallig. 915. 903. Aproc. 817. 813. 2Iproc. d 1 ias 008 Brief. Tom. E 1251. 1249. Part. Oblig, 1177. T. Loose zu 100 FI. 166. Brief. Poln. Loose 523. 525.

Hamburg, 25. November. Oesterr. 4proc. Metall. 81. Bank-Actien 1067. Engl. Russ. Anl. 935. Russ. Anl, Hamb. Cert. 914. Gproc. Pap. Tnsc. 66. Dän. 60. Poln. pr. 30. Nov. 1087. Engl. Neap. 70. Falc. 65#-

London, 20. November. 3proc. Cons. 835.83. Bras. 59, Dän. 595.

Griech. 24. Mex. 365 Port. 45. Russ. 967. Span. 145. z

L a MOME Redaction sieht sich zu der Bemerknng veranlaßt, daß, wenn die auswärtigen Abonnenten der Staats-Zeitung bereits seit etwa vierzehn Tagen nicht mehr, wie bisher, unter der Rubrik: „Neueste Böôrsen-Nachrichten“/, die

neuesten Cours - Notirungen an der Pariser und Frankfurter Börse erhalten haben,

der Grund lediglich darin liegt, daß

die Leipziger Post in diesen Tagen nicht frühzeitig genug in Berlin eingetroffen ist, als daß die von ihr mitgebrachten No- tirungen noch für die an demselben Abend von hier zu versendenden Exemplare- der Staats - Zeitung hätten benußt werden

fônnen. Gedruckt bel 4. W. Hayn.

i brr u ca A AOEI V D L A E C E E I S E S R M E E S R U Se Ee Oram Ea In aaa rem l vit : Redacteue John. Mitredacteur C ottel.

regeln von den wohlthätigsten Folgen

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

M 331.

Amtlihe Nachrichten. Kronik- des Tages.

Durchgereist: Der Königl, Französische Kabinets-Cou- rier St. Romain, von Paris kommend, nach St. Peters- burg.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

; Rußland.

Odessa, 10. Nov. Jm hiesigen Journal liest man: „Die Cholera hat sih in Cherson gezeigt. Sobald Se. Ex- cellenz der interimittische General-Gouverneur davon unter- richtet ward, ordnete er unverzüglich alle nöthigen Gesund- heits- und Polizei- Maaßregeln an, um die weitere Verbrei- tung der Krankheit zu hemmen und sie im Keime zu ersticken. Nach amtlichen Berich:en erkrankten in genannter Stadt vom 17. Sept. bis. zum 5. Oft. 1242 Personen mit mehr oder roeniger bestimmten Zeichen der Cholera; von diesen starben 975, geheilt wurden 916, und 51 blieben frank übrig. Jn

den leßten vier Tagen hatte die Krankheit angefangen, viel |

von ihrer Kraft zu verlieren. Jn Nifkolaje} erfranften vom 16. Sept. bis zum 5, Oft. 801 Personen, wovon 433 starben und 368 geheilt wurden, Seit dem 28. Oft. ließ die Krankheit schr nach, und in den lebten vier Tagen erkrankte fast Niemand. Die vom Dr. Martin, der von Odessa dort- hin gesendet worden war, getroffenen Vorsichts - Maaßregeln find vom wohlthätigsten Einfluß gewesen. Jn der Stadt Taganrog erkrankten bis zum 24. Oft. 888 Personen, von denen 105 starben und 783 geheilt wurden; in der Umge- gend erkrankten vom 1. bis zum 28. Oft. 35 Personen , von denen 24 starben und 11 geheilt wurden. Jn der Stadt Meariupol starben vom 19. Sept. bis zum 11. Oft. 4 Per- sonen, seitdem erfranfte Niemand mehr. Jin Kreise glei- ches Namens erkrankten 21 Perfonen, von denen 10 starben und 11 noch krank liegen. Jn sechs Nogaischen Dörfern des Kreises Melitopol erkranften 400 Perfonen, von denen 20 starben, 73 geheilc wurden und 7 noch frank liegen. - Jn fünf Dörfern des Efaterinoelas\{chen Gouvernements erkrankten vom 2, bis zum 25. Oft. 208 Personen, von denen 36 star- ben, 147 geheilt wurden und 25 krank übrig blieben. - Jn der Stadt und im Kreije Bachmut erkrankten vom 29. Sept. bis zum 31. Ott. 21 Personen; 17 starben, 3 genasen, und

| einer blieb franf übrig. Während desselben Zeitraums er- kranften in 6 Dörfern des S laweno -Serbskischen Kreises

34 Personen, von denen 27 starben und 7 geheilt wurden. Den Beobachtungen der Behörden und der Aerzte zufolge, befiel die Cholera am häufigsten unmäßige und dem Trunk

J ergebene Leute aus der niederen Klasse, und solche, die nie- ÿ drige und feuchte Orte bewohnten,

Die Aufgabe der an obenerwähnten Orten hingerassten Judividuen läßt glauben, daß die in Rede stehende Krankheit entweder die Cholera selbs, jedo in einem weit schwächeren Grade is, oder eine drtliche Krankheit mit Symptomen der Cholèra. Dem sey nun wie ihm wolle, die Erfahrung hat gelehrt, daß die zu rehter Zeit bisher genommenen Vorsichts - und Hülfsmaaß- gen gewesen sind. Der General Krassoffsfky hat Gelegenheit gehabt, sich persönlich davon zu überzeugen, daß schnelle Hülfe, Absonderung der Kranken, Reinlichkeit der Wohnungen , Reinigung der Häu- ser und Effekten mit Chlor und gesunde und frugale Nah- rung die besten Mittel sind, der Verbreitung diejes Uebels

Berlin, Montag den 29fen November

1830.

zuvorzufkommen. Der nach Taganrog gesandte Arzt Dr. Do- brodejef spricht in seinem Bericht von Symptomen der Cho- lera, die sich, während leßtere in genannter Stadt herrschte, an Hausthieren und namentlich am Geflügel gezeigt hatten. Ín einigen Häusern starb der größte Theil der Hühner und. Truthühner an dieser Krankheit; die Sytaptome derselben, (Erbrehen, Durchlauf und Krämpfe) wurden auch bei einem Kranich und einigen Hunden bemerkt. Der genannte Arzt sagt in seinem Bericht unter Anderêm: ,,,„Welcher anderen

. Ursache fann man diese Erscheinungen zuschreiben, als einem

“ganz eigenen Zustande der Atmosphäre, da sie auch Geflügel

befált, deren Nahrung immer einfach ist. Warum z. B. sau- gèn sih die Blutigel während der Cholerg nicht an und thun es, sobald sie aufgehört hat? Niemand fennt den Ein- fluß der Veränderung der Atmosphäre auf diese Thiere.//‘/

Polen. :

War schau, 25. Nov. Se. Majestät der Kaiser haben den Kaiserl. Russischen General - Majoren Offenberg,-Tomá- szewsfi und Leontieff den Polnischen Stanislaus-Orden erster Klasse zu verleihen geruht.

Die hiesigen Zeitungen enthalten Folgendes: „Jn der vergangenen Woche haben die Mitglieder der Bank mit den Han- delsräthen die Angelegenheit wegen Erhöhung des Zinsfußes von 5 zu 6 pCt. ‘bei Anleihen auf Staatspapiere und bei em Escomptiren von Wechseln in Berathung gezogen. Wenn gleich bis jebt deshalb noch fein Beschluß acfaßt worden ist, jo sprechen doch im gegenwärtigen Augenblickè, wo die Staats- papiere bedeutend gesunken sind, die Gründe für diese Erhö- hung so sehr, daß wohl anzunehmen ift, daß bereits mit An- fang des Monats Dezember der 6prozentige Zinsfuß, der erst vor 6 Monaten herabgeseßt war, wieder eingeführt werden dürste. Dieser Umstand möchte wohl die Aufmerksamkeit der- jenigen Personen und Jnstitute in Anspruch nehmen, welche mit der Bank im Handels-Verkehr stehen, damit sie noch bei N iyre etwanigen Juteressen zu reguliren im Stande und,

Die hiesige Universität zählt jeßt 900 Studirende.

Die Gr-sammtzahl der in den hiesigen Krankenhäusern befindlichen Jndividuen beträgt 1552. Jm Findelhause zum Kindlein Jesu befinden sih gegenwärtig 1322 Kinder.

Unsere Pfandbriefe stehen 86, und werden die Partial- Obligationen von 300 Fl. mit 320 Fl. bezahlt.

Franfret d.

Deputirten-Kammer. Die Sißung vom 20. November eröffnete Herr v. Corcelles mit einem Be- richte über verschiedene bei der Kammer eingegangene Bitt- schriften. Eine Eingabe der in Lyon und Rouen Schulden halber Verhafteten, worin auf Abschaffung der Gefängniß- strafe für die Schuldner angetragen wurde, ward der Kommis- sion, die sich mit der betreffenden Proposition des Hrn. Jacquí- not de Pampelune zu beschäftigen hat, überwiesen. Herr v. Cor- celles wurde in seinem Vortrage auf einige Augenblicke durch den Präsidenten unterbrochen, welcher der Versammlung ein ihm zugegangenes Schreiben des Generals Delort (Deputir- ten des. Jra) mittheilte, wodürch dieser der Kammer an- zeigte, daß, da er von dem Könige den Befehl erhalten, das ihm übertrageue Kommando ' der 8ten Militair - Division (Marseille) bis auf weitere Ordre nicht zu verlassen, er sich außer Stande sehe, schon jest den Berathungen der Kam- mer beizuwohnen ; da indessen der Geist in den mittäglichen Provinzen sich merklih bessere, so hoffe er, daß: er bald sei- nen Pflichten als Deputirter werde nachkommen können. Nach Hrn. v. Corcelles stattete Hr. Gaujal einen zweiten Petirions. Bericht ab. Ein Einwohner von Nanchy verlangte» daß alle unter Karl X. religidsen Stiftungen und Armen-

E E E E E E l E L É E P X Mr E