1830 / 333 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 01 Dec 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

Me 333.

Amtlihe Nachrichten. Kronik des Tages.

Bei der am 29sten d. M. beendigten Ziehung der 5ten Klasse 62\ter Königl. Klassen - Lotterie fielen 2 Gewinne zu 9000 Rtólr. auf Nr. 10,731 und 19,436 in Berlin bei Burg und nach Magdeburg bei Koch; 10 Gewinne zu 1000 Rthlr. auf Nr. 3954. 9980. 22,374. 31,314. 41,223. 42,060. 47,611. 51,126. 62,936 und 66,007 nach Breslau bei Löwenstein, bei Prinß und bei Schreiber, Bunzlau bei Appun, Danzig

Liegni bei Leitgebel, Magdeburg bei Brauns und nach Stet- tin bei Rollin; 8 Gewinne zu 500 Rthlr. auf Nr. 7198. 11,310. 16,127. 23,613, 33,513. 41/187. 43,949. 62,894 in

Jauer bei Gürtler, Magdeburg bei Roch und nach Quedlin- durg bei Dammann; 11 Gewinne zu 200 Rthlr. auf Nr. 9312. 5439. 24,203, 27,025. 28,024. 35,228. 45,817. 58,485. 61,167. 78,600 und 84/810. Berlin, den 30. Nov. 1830. | i Königl. Preuß. General-Lotterie-Direction.

Angekommen: Der Königl. Dänische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am Kaiserl. Oester-

reichischen Hofe, Graf von Bernstor ff, von Kopenhagen.

“Zeitungs-Nachrichten. Aus 44D:

Frankre i-ch.

+ Pairs-Hof. Am 22sten d. M. begannen vor der Pairs - Kammer , nachdem dieselbe sich als Gerichtshof konsti- tuirt hatte, die Verhandlungen in dem Prozesse des Grafen v. Kergorlay, so wie der Geschäftsführer der Quotidienne und der Gazette de France. Die öffentlichen Tribunen waren bereits bei guter Zeit mit einer großen Anzahl von Zuhörern aus den ersten Klassen der Gesellschaft, worunter auch viele Damen, angefúll. Jn dem Gange zur linken Seite des A befand sich eine Barre und hinter derselben ein

ureau fúr die Advokaten. An der Stelle, wo gewöhnlich die Minister sißen , hatte man einen Tisch für den General- Prokurator, Hrn. Persil, und den General - Advokaten beim Pairs - Hofe, Hrn. Berville, aufgeschlagen. Hinter dem Bu- reau des Präsidenten waren Bänke für die Söhne der Pairs, deren vorbehaltene Tribune von mehreren Reihen von Damen eiagenommen war, angebracht worden. Um 14 Uhr gingen die Thüren auf, und die Pairs, ihren Präsidenten an der Spike, traten in den Saal. Der Graf v.“ Kergorlay, in schwarzem Fra, nahm seinen Plaß neben seinem-Anwalte, dem Advokaten Berryer. Nach ihm kamen Hv. v. Brian, Geschäftsfüh- rer der Quotidienne, und die Hrn. v. Genoude und Lubis, der Eine Geschäftsführer, der Andre Haupt- Redacteur der Gazette de Fraucé, begleitet von ihren Advokaten, den Herrn Hennequin und Guillemin. Nachdem die Session eröffnet worden, erklärte der Graf von Kergorlay auf Besragen: „Jch heiße Ludwig Florian Paul Graf v. Kergorlay, bin Pair von Frankreich, 61 Jahr alt, in Paris geboren und wohne in der Straße St. Dominique Nr. 102.// Der Bar: n v. Brian gab sein Alter auf 40, Hr. v. Genoude das seinige auf 38 und Hr. Lubis auf 30 Jahr an. Den drei Defensoren der Angeschuldigten schärfre der Präsident zuvor ein, daß sie nichts vorbringen dürften, was ihrem Gewissen oder der den Geseßen gebührenden „Achtung zuwiderlaufe, und daß sie sich

Berlin, Mittwoch den 1fen Dezember

hei Ne und bei Rogoll, Königsberg i. P. bei Heigster, - e

Berlin bei Burg und bei Seeger, Pu Zmal bei Lehmann, |

/ folgender Weise :

1830.

mit Anstand und Mäßigung auszudrücken Fätten. Hier- auf erfolgte zuvörderst der Namens - Aufruf der anwesenden Pairs, deren Zahl sich beinahe auf 200 belief, worunter je- doch feiner der drei Minister. Die Versammlung zog sich demnächst, dem Gebrauche gemäß, in die Raths - Kammer zurü, um Úber ihre Kompetenz zu berathschlagen. Wäh- rend dieser Zeit verließen auch die Angeschuldigten und ihre Advokaten den Saal. Um 25 Uhr wurde die Siz- zung wieder eröffnet, und der Präsident verlas einen Be- \chluß, wodurch die Pairs-Kammer sih für kompetent erklärte. Nachdem der Graf von Kergorlay sh als Verfasser des in die Quotidienne vom 25. und die Gazette vom 27. Septbr. inserirten Schreibens befannt, auch eingestanden , daß er die Insertion selbst veranlaßt habe, erklärten die Herren von Brian und v. Genoude auf Befragen, daß sie, da der ge-- dachte Brief an den Prósidenten der Pairs-Kammer gerih- tet und von dem Graten v. Kergorlay unterzeichnet gewesen, die Însertion desselben nicht verweigern zu dürfen geglaubt 44 Hr. Lubis dagegen wies jede Verantwortlichkeit von ich, da sein Name früher in der Gazette de France nur als Haupt- Redacteur, nicht aber als Geschäftsführer aufgeführt gewesen scy, er auch die Jnsertion des mehrerwähnten Schrei- bens nicht verfügt habe. Hr. v. Genoude bestätigte diese An- abe und érflárte, daß, wenn diese Jnsertion ein Vergehen ey, ihn allein die Strafe dafúr treffen müsse. Der General- Profurator Hr. Persil machte hierauf sein Requisitorium in

_¿¿Méine Herren! Eine große Revolution hat sich unlängsi vor Jhren Augen zugetragen und nach vielem Ungld die Wünsche der großen Mehrzal der Franzosen E zugleich aber die Fnteressen und die Eigenlieve einiger Personen verleßt und ihr Gewissen beunruhigt. Einige, von der neuen Ordnung der Dinge mit Zuversicht für - das Land künftiges GlÜck erwartend, haben sich ihr, nicht ohne Schmerz, aber ofen angeschlossen; An- dere, beständiger in ihren Neigungen und einzig durch die Erin- nerung an die Vergangenheit geleitet, haben sich nicht für verpflichtet gehalten , ihr treu zu bleiben, ohne aber ihre Mißbilligung der neuen Ordnung der Dinge anders, als durch Stillschweigen, zu erkennen zu geben; diese werden ihr hoffentlich später beitreten. Noch Andere endlich haben, durch ih weiß nicht welches Fnter- esse und welche Leidenschaft getrieben, nicht Anstand genommen, als die erklärten Feinde der Revolution gufzutreten, und thun ießt, nachdem die Gefahr vorüber ist, durch thre Schriften und Be- fanntmachungen in den Journalen das, was sie am Tage der Niederlage ihrer Partci mit den Waffen in der Hand nicht zu thun wagten. Fricde sey mit denen, welche alte Neigungen in der Stille bewahren, ohne etwas zu thun, um ihnen Kredit oder den Sie ju verschaffen, denn die Toleranz sit im Rathe des neuen Königs; aber Krieg, und zwar Krieg auf Tod und Leben, mit denen, welche die Freiheit und Toleranz nur dazu gebrauchen, den neuen König anzugreifen, falsche Lehren zu verbreiten und der vorigen Regierung Anhänger zu verschaffen. Unter den küh- nen Vertheidigern der alten Dynastie und der frühern Ordnung der Dinge werden Sie nicht ohne Schmerz einen chemaligen

gir bemerkt haben, der das Geschehene beklagen und bedauern onnte, der cin Recht hatte, in das Privat-Leben zurüczutretetnt und sich stillschweigend von Jhnen zu trennen, derx es ader vor- gezogen hat, auf eine E erregende Weise und durch die

rgane dexr Oeffentlichkeit die That Frankreichs, so wie die erha- bene Person des Monarchen, gnzugreifen, welche, an die Spiße des Staates gestellt, Ansprüche auf die Verehrung aller Franzo= sen erlangt hat. Dieser ehemalige Pair von Frankreich ist der rol Florian von Kergorlay. Am 23. Sept. d. J. zeigte er dem - au identen der Pairs- Kammer \chriftlih an, daß er den cleh ichen Eid nicht leisten werde. Sein reiben war ohne Zwei fel dem edlen Vorsißer #9 ua Res erschienen, daß dieser es, ungeachtet der ausdrücklichen Bitte des Grafen von Kergorlay, dasselbe in das Sißungs- Protokoll aufnehmen zu lassen, für scine Pflicht hielt, zu scinen Kollegen nicht dfentlih davon zu sprechen. Dieses wohlwollende und theilkehmende Ver- fahren hätte dem Grafen Kergorlay theils das Ungeziemende scines Schreibens, theils die Gefahr, dex er sih dadurch aussebte,/