1830 / 343 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Aufldsung der hiesigen National Garde, von selbiger selbst seit Jahren verlangt und seit den neuesten Ereignissen all- gemein gewünscht, sollte gestern stattfinden. Dem zu diesem Behuf einberufenen und rheilwveis versammelten Corps wurde dur den Herrn General-Lieutenant von Gablenz der höchste Beschluß mit dem Beifügen erôffnet, daß es Jedem nun freistehe, der Kommunal Garde beizutreten und in dieser Vorausseßung die Waffen zu behalten. Statt dieser Anwei-

sung pflichtmäßig Folge zu leisten , erhob si en tumultuari- - hes Geschrei, sür Fortdauer der National-Garde, und ohne die Befehle der Vorgeseßten zu beachten, marschirte die Medhr-

zahl der Versammelten ab ,- um láärmend einige Straßen zu } L ut und allgemein sprach si der entschiedenste |

durchziehen. Unwille über dieses höchst strafbare Beginnen aus, und die heute Morgen erschienene Bekanntmachung, nach wélcher „„die National-Garde binnen 48 Stunden entwaffnet, die Aufrüh- rer streng bestraft und Allen, die an der Widerseßlichkeit Theil nahmen, der Eintritt in die Kommunal-Garde als ein Ehren - Reht verweigert werden soll‘, erwirfte all- gemeine Zufriedenheit und Freude, da jeder Bürger Ruhe und Ordnung durch fräfriges Wirken der Regierung aufrecht erhalten und verbrecherische Handlungen streng geahndet zu sehen wünscht.

Oesterrei.

Wien, 3. Dez. Se. Kaiserl. Majestät haben den bis- herigen Finanz - Minister und Präsidenten der allgemeinen Hoskammer, Grafen von Nadasd, zum Staats- und Konsfe- renz- Minister zu ernennen und demselben zugleich die Leitung der Finanz- Section und jener der Ungarisch - politischen Ge- schäfts-Abtheilung Allerhöchstihres Staats - und Konferenzra- thes anzuvertrauen geruht; in welcher Eigenschaft gedachter

Staats- und Konferenz - Minisier am verwichenen Sonntag |

den Eid in die Hände Sr. Majestät abgelegt hat. Jtatien. Neapel, 22, Nov. Durch zwei aus Portici vom

Sten d. M. datirte Königl. Dekrete ist der Marquis Pietra |

Catella satt des Marquis Amati zum Minister- des Jünern, und der Marquis Giovanni d” Andrea statt des Chevalier Camillo Caropreso zum Finanz : Minister ernannt worden. Das jährliche Gehait dieser beiden Minister ist auf 6000 Dukaten für Jeden bestimmt. Beide Dekrete sind vom Mar- quis Tominasi, als interimistischen Präsidenten des Miniiter- Raths, unterzeichnet.

Griechenland.

Die Allgemeine Zeitung meldet in einem Schreiben aus Syra vom 29. Oft. : „Endlich wird Negroponte do von den Türken geräumt werden. Omer Pascha trisst aile Anstalten dazu. Jmmer noch hoffen wir, daß den Konti- nental-Gränzen Griechenlands die so sehr gewünschte größere Ausdehnung gegeben werden wird, wenn kur über die an- deren polirischen Ereignisse von größerer Wichtigkeit unsere Existenz in' Europa nicht vergessen wird. Ein Oberhaupt in der Person eines Fürsten wäre uns sehr nôthig, damit ein-

al Ruhe und Stabilität. in unsere Angelegenheiten komme. Graf Capodistrias leitet die Geschäfte mühevoll, wenn gleich mit vieler Umsicht, und es is wahrlih zu verwun: dern, wie es ihm noch gelingt, so viele Ordnung zu erhal- ten, während überall Zwietracht und Eifersucht unter -der Asche glimmen ; ohne das große Zutrauen, das die Masse des Volkes in ihn seßt, und wodurch es auf die deutlichste Weise seinen gesunden Sinn offenbart, würde der Friede \chwerlich von Dauer seyn. Alles schreitet übrigens, wenn auch langsam, da hinreichende Mittel fehlen, vorwärts. Jm fom- menden Jahre werden Griechenlands Ernten reichlicher aus- allen, indem“ Jeder sein Feld ruhig bebauen kann und die Bedürftigern die unentbehrlihsten Unterstüßungen erhalten. Das Vertrauen uimmt im Allgemeinen zu, daher auch Han- del und Geschäfts-Betriebsamkeit. Briefe aus Nauplia mel- ‘den, ‘daß die Admirale der verbündeten Mächte sich nach Athen perfügt haben.“ -

Königliche Schauspiele.

Freitag, 10. Dez. Im Opernhause: Die Jungfrau von |

Neap. pr. compt. 65 Fr. 90 €.

_Im Schauspiethause: 1) Ma place et ma femme, co- médiè en 3 aetes. 2) La scconde représenlation de: La Seconde année, vaudeville en 1 acie, par Seribe,

Königstädtisches - Theater. |

Freitag, 10. Dez. Abällino, der große Bandit, groß Melodrama in 5 Akten, von Zichokfe.

*

Berliner DBOrse.

Den 9. Dezember 1830,

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Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preu Le, Gor.) : taa | F EA Ca |

[Zf. Brief! Geld.| 522 ( 82 fUsipr. Piandbrf.| ch 90 : Pomm. Pfandbrf.| 4 [102 95 - [Kur- u.Neum. do. 1017 741 | 7314 [Schlesische do. 1015 82 - JRkst. C.d.K.-u.N. 58 82 ZT.-Sch.d.K.- u.N. De 86 a Holl. vollw. Duk.|—| 18 4X Neue dito 3D PFriedrichsd'’or . 85 Disconto .. « «

St.-Schuld-Sch. Pr. Engl. Anl. 18 Pr. Engl Anl. 22 Pr, Engl, Obl. 30 Kurm.Ob.m.1.C Neum Iut.Sch.d. Berl. Stadt - Ob. Königsbg. do. Elbinger do. | Dauz. do. in Th. vViestpr. Psdb. Grasshz.Pos. do.

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Auswärtige Börsen.

i Amsterdam, 4 Dezember. j __ Nieder]. wirkl, Schuld 392. Kanz-Bill. 16. - Oester. 5proc- 5 Metall. 865. y |

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Frankfurt a. M., 5. Dezember. 7

¿proe. Metall. 904. 904. 4proc. 80. G. 23proc-. AT. proc. f}

20. B. Bank-Actien 1255. 1252. Part.-Oblig. 1163. Loose zu f 100 Fl. 165.,B. Poln. Loose 524. G. 7

Dezember. 2 Bank-Actien 999. Russ. F Poln. 94. Däs, 55i- È

Hamburs, 7 : Qesterr. 4proc. Metall. pr. ul. 78. Engl. Anl. 87. Russ. Anl. Hamb. Cert. 864.

Paris, 1. Dezember. E s

5proc. Reute pr. compt. 20 Fr. 60 C. fin eour.-90 Fr. 80 C. Ÿ

3 proc. pr. corpt. 61 Fr. 69 C. fin cour. 61 Fr. 40 C. 5proc. Ÿ fin cour. 63 Fr. 25 C. Coup. A0 M

dét. 5proc. Span. Rente perp. 45. —— %

; Paris, 2. Dezember. e

5proc. Reute per. compt. 90 Fr. 70 Cent. fin cour. 90 Fr. N

90 Cent. proc. per. comp. 61 Fr, 70 Cent. fin cour. 61 Fr. À 75 Cent. 5proc. Neap. pr. compt. 65 Fr. 25 Cet. fin cour. 63 Fe: F 19 Cent. Coup. dét. 9proc. Span. Rente perp. 45. W

St. Petersburg. 39. November. 4 Hamburg 3 Mon. 95. Silber - Rubel 371 Kop, wvproc. Tosc- A in Bank-Ass. 416. 5pcoec. Insc. in Silb. 95, f | Wien, 4 Dezeraber-

5proe. Metall 94. proc. 83. 2¿proec. 48. Laose' ra 100 f

Orleans, romaitische Tragödie in 5 Abthl., von Schiller.

Neueste

"Frankfurt a, M., 6. Dez. Bank 7 Actien 1235. 1230. - Partial-D

“_Séedruckt bei A. W. Hayn. M

Börsen-Nachrichten. : Oesterr. 5proc. Metall. 895. 894. ol. 1162: 116. Loose zu 100 Fl. 4654. B.

Fl. 1692. Part.-Oblig. 1194. Bank-Actien 41106.

proc. 792. 79. 24proc. 465. tproc. 20. B- :

Poln. Loose 51. 51. “Redacteur John. Mitredacteur Cottel.

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Preufss Cour. E

Brief. | Geld. |

Ailgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

e 343.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben dem Pastor primarius Seybold zu Peterswaldau - bei Reichenbach , den Rothen Adler-Orden vierter Klasse und dem Förster Klimm zu Alt- Köln, Regierungs - Bezirfs Breslau , das Allgemeine Ehren-

zeichen zu verleihen geruht.

Der bei den Gerichten des Neustädter Kreises angestellte Justiz- Kommissarius Bar schdorff ist zugleich zum Nota- rius im Departement des Ober - Landes - Gerichts zu Ratibor

ernannt worden. Der bisherige Ober - Landesgerichts - Assessor Leesemann

ist un Justiz - Kommissarius bei dem Ober - Landesgerichte in Mänster bestellt worden.

Abgereist: Der General : Major und . Commandeur der 5. Landwehr - Brigade, von Rudolphi, nah Frank- furt a. :

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G - reti 2 note Än Q

| Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Frankreich.

Pairs-Kammer. i Dez. ernannte der Präsident, auf den Wunsch der Versamm-

lung, drei Kommissionen zur Prüfung der am 26sten vorge- legten drei Geseß-Entwürfe wegen der außerordentlichen Geld- Zuschüsse für 1830, des Rechnungs-Abschlusses von 1828 und der den Opfern der leßten Revolution zu bewilligenden Be- sohnungen. Ein vierter Geseß-Entwurf, nämlich der von der Deputirten-Kammer aufs neue veränderte Entwurf in Betreff der Revision der den hdheren Staats - Beamten seit dem f. 41807 bewilligten Penfionen, wurde derselben Kommission über- wiesen, die sich früher hon einmal mit diesem Gegenstande beschäftigt hatte; nur wurde der Baron von Barante, der damals Mitglied dieser Kommission war, jeßt aber sich in Turin befindet, durch den Herzog von Broglie erseßt. An der Tages-Ordnung waren jeßt die Berathungen über die von dem Grafen Dejean angeregten Fragen , wozu die ‘Verweigerung des Eides von Seiten eines Pairs Anlaß ge- ben kann. Man wird sich erinnern, daß der Berichterstatter in dieserSache,Graf v.Ste. Aulaire, darauf angetragen hatte, über jeden sich darbietenden Fall einzeln zu entscheiden, und demzufolge den Herzog v. Crussol, der seinem Vater, welchèr den Eid verweigert hat, in der Pairswürde zu folgen verlangt, unker der Bedingung aufzunehmen, daß er binnen einem Monate den gesetzlichen Eid leiste. Der Graf Tascher widerseßte sich jeßt diesem Vorschlage auf das lebhafteste und untersuchte 4m Á gemeinen die Frage - ob ein Pair, der den Eid ver- weigert, die Pairswürde verloren habe“ und diese mithin an seinen- Nachfolger übergehe, oder ob er nicht vielmehr bloß des Rechtes verlustig gegangen sey, an den Sißungen der Kammer Theil zu nehmen. Es se unbezweifelt,. meinte er, daß dieses Recht und die Pairswürde an sich keinesweges dentisch wären; so sey z. B. der Pair, der noch keine 25

Fehr alt sey, Pair, obgleich er nicht das Recht habe, an den

Sibungen F nehmen; nah zurückgelegtem 25sten Jahre habe er dieses Recht, dúrfe ‘aber noch nicht mitstimmen, und erst nach zurücgelegtem 30sten Zahre befinde er sich in dem vollständigen Genusse der Pairs - Rechte. Jeder andere Pair, der noch nit von der Kammer aufgenommen worden, habe kein Recht, an deren Sißungen Theil zu nehmen, obgleich Niemand

Berlin, Sonnabend den 11ten Dezember

j stammen. Zu Anfang der Sibung vom 2.

Vortheil dur Schwäche zu erkaufen.

1830.

ihm die Pairswürde an sich streitig machen kônne. „Erlauben Sie mir, fügte der Redner hinzu, ¡„„Jhnen noch ein ande- res Beispiel anzuführen. Gesebt , ein Pair, der sich in dem vollen Genusse seiner Rechte befindet, hätte das Unglück, daß ihn die Kammer durch ein Erkenntniß für unwürdig erklärte, an ihren Sißungen ferner Theil zu nehmen. Was würde in einem solchen Falle geschehen ? Gerade dasselbe, was das Ge- seh úber die Eidesleistung vorschreibt : der betreffende Pair wärde für seine Person des Rechtes, an den Sibungen Theil zu nehmen, verlustig seyn; feinesweges aber würde er die Ae Gn: verloren haben , so daß die Kammer statt seiner einen Sohn in ihren Schooß berufen könnte. Ihr Bericht- erstatter, m. H., ist über die Gründe der Proposition sehr urúckhaltend gewesen; er hat sh auf das Interesse der

airswúürde selb| berufen. Besteht dieses Juteresse aber roohl darin, daß man in einem Augenblicke, wo der Boden noch unter unsern Füßen zittert, die Pairswürde ihrer unbe- streitbaren Unabseblichkeit berauben, und daß man den Stem- pel der Unauflöslichkeit vernichten will, den zwei Charten hinter- einander der Pairswürde aufgedrückt haben? Jnbeiden Charten wird die Pairswürde als lebenslänglich betrachtet. Lassen Sie uns dahér den Tod des Jnhabers abwarten, bevor wir dem Sohne das Erbtheil seines Vaters überliefern. Die Kommission hat wahrscheinlih an den 68sten Artikel der Charte und an die im nächsten Jahre bevorstehende Diskussion úber die Ver- erbung der Pairswürde. gedacht. Ich zweifle indessen, daß die Hast womit man uns neue Pairs zuführen will, dazu geeignet ist, die Gemüther für jene Berathung günstig zu | Noch cine schlagende Bemerkung habe ich zu machen : die ‘Annahme des von der Kommission in Antrag gebrachten Systems würde die sonderbare Folge haben, daß in gewissen Fällen die Sdhne der von dem Vaterlande ab- gefallenen Pairs în diese Kammer eintreten, wogegen die Söhne derer , die dem Vaterlande treu - geblieben , sih- aus derselben ausgeschlossen sehen würden. Besorgt man étwa, daß die Reihen dieser Versammlung allzusehr verödet werden möchten 2 Mir scheint aber, daß Frankreich noch ausgezeichnete Männer genug besißt, die die entstandenen Lücken ehrenvoll ausfúllen fônnen. Oder will die Kommission durch ihren Vorschlag vielleicht dem Principe der Erblichkeit huldigen ? Das Mittel dazu dünfkt mir schlecht gewählt, und {werlich möchte sich dasselbe aus moralischen Gründen rechtfertigen lassen; denn nah unsern Geselzen erbt man nur von Leben- den, wenn déese bürgerlich für todt erflärt worden sind. Wahr- lich, nicht dadurch, daß man im ahre 1830 das Princip der Unabseßzbarkeit der Pairs mit úßen tritt, wird man im Jahre 1831 dem Princip der Vererbung das Wort reden. Lassen Sie uns das uns bevorstehende Urtheil, da wir denn doch einmal gerichtet werden sollen, mit Ruhe und Würde abwarten. Dieses Urtheil wird gerecht ausfallen , wenn es unparteiish, leidenschaftslos und in dem alleinigen Juteresse des Landes erfolgt, und wenn mal dabei die hochherzigen

Bemühungen der anfangs nur schwachen constitutionnellen Op-

M in Anschlag bringt, zu deren Bezwingung, als. sie zu mächtig wurde, es einer Berufung in Masse bedurfte, um die Majorität in einer Versammlung zu brechen die nichts- destoweniger noch dem Lande das Wahl - und das Geschwor- nen - Geseß vererbte. Uns Allen, m. H., mag die Vergan- genheit, wie die Gegenwart, zur Lehre dienen. Wenn durch unvorhergesehene Ereignisse plôblich jede Combination der Po- litif úber den Haufen gestoßen , der Thron zerbrochen und das ganze gesellschaftliche Gebäude erschüttert wird, so giebt es nur éin sicheres Mittel, seine Eristenz zu bewahren, wenn man nämlich seinen Ra treu bleibt und sie um je- den Preis vertheidigt. Die Pairie is uns als eine lebens- längliche Würde verliehen worden z erhalten wir ihr diesen Charafter und hüten wir uns wohl, irgend einen persönlichen Wenn alsdann die