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chelini und Gilormini, die lange Zeît hindurch die Bezirke von Corte und Bastia verheerten, getödtet worden, nachdem sie sich etliche Tage lang gegen mehrere Abtheilungen Gen- darmerie und leichter ZJufanterie, die zu ihrer Verfolgung ausgeshickt waren, hartnäckig vertheidigt hatten.
Hier eingegangene Briefe aus Genua melden, daß zwi schen dem 13. und 17. November dort acht angesehene Män- ner der Stadt, und zwar die Advokaten Biscio, Marini, Torre, Servaroni, Morelli, der Buchhändler Doria, ein ge- wisser Bassano und ein Mann, dessen Name nicht angege- ben is, des Nachts in ihren Wohnungen verhaftet und na dem Gefängniß gebracht worden sind.
¡Verhdr des Herrn von Chanteclaguze. Fr. Zu welcher Zeit vor des Bildung des Minisitertums vom L.
August erfuhren Sie, daß es bald in Wirksamkeit treten sollte? { A. Jh
erfuhr es nur durch die Zeitungen. — Fr. Waren Sie hei diesex Gelegenheit keine Verpflichtungen mit Karl X. selbs eingegangen? A. Nein. — Fr. Haben Sie für ihn nicht eine Ar- beit redigirt, dic dem neuen Ministerium, von dem die Rede war, die Majorität in der Deputirten-Kammer, wie sie damals bestand, versprach? A. Niemals. — Fr. Hatten Sie nicht auch zu diesec Zeit zum Gebrauch des Königs Karl X. den Plan zu jener Re- form auseinandergeseßt, dessen Ausführung am 25. Juli 1533 versucht wurde? A. Es is das erstemal, daß ich davon sprechen hôre. — Fr. Hatten Sie nicht diesen Plan und die Verordnun- gen vom Juli im Sinn, als Sie, über die leßte Adresse der De- oputirten-Kammer diskutirend, dîe Regterun aufforderten, einen fünften monarchischen September. zu veransialten? A. Jch habe guf diese Frage schon geantwortet. Was die Worte „dev fünfte monarchishe September“ betrifst, die mir in der Kammer 11 einer langen improvisirten Rede entschlüpften, so hatten sie nicht den Sinn, den man thnen beilegen wollte, und ih_ gab gleich darauf im Conftitutiónnel eine Erflärung, die volllommen zufric- denstellend war und auch so gefunden wurde. — Fr. Nach der
Antwort, die Sie so eben gaben, glaubten Sie also damals |
nicht, daß man ohne Gefahr von der durch die Charte vor- eschricbenen verfassungsmäßigen iche i
Á. An die am 25. Fuli- genommenen Maaßregeln, die übrigens nicht egen die verfassungsmäßige Ordnuug find,/ dachte ich damals
eit, als der Schluß der Sthung ausgesprochen wurde, den förm-
o
Sivung verlassen. — Fr. Haben Sie nicht in iener Zeit, oder ungefähr
nicht diesen P
Heren von | E nisterium zu treten? A. Rein, dergleichen Ucbereinkommen hat nie stattgefunden ; später aber, im Monat Makl- machte ich eine ähnliche Bedingung bei meinem Eintritt in den Minister - Rath. — Fr. Wußten Sie zu der Zeit, als Sie nach der Prorogation
der Kammer Paris verlassen hatten, etwas davon, daß Herr von olignac die Absicht hegte, dieselbe aufzulösen. A. Nein. — Fr. |
aben Sie ihn zu diesem Plan aufgemuntert ? A. Meine Antwort
ift chon gegeben. — Fr. ZU welche! Zeit hat Jhnen Hr. v. Polignac | " im Auge hacen: iff demnach von Jhnen darüber gewacht wor-
| den, daß dicjenigen äußeren Formalitäten, die nothwendig wa-
seinè Absicht zu erkennen gegeben, Ste in's Justiz-Ministerium zu be- rufen. und was gabenSie ihmzur Antwort? A. Am 15. oder 16. August ernannte man mich zum Minister des öffentlichen Unterrichts; _ich gab sogleich meine, Weigerung zu erkennen, dice am 30ften April des folgenden JFahkes angenommen wurde; man ernannte mich zum Großsicgelbewahrer : igte ei : chen Widerwillen gegen die Uebernahme dieses Amts: ich machte alle Rücksichten geltend, mich dieser Wahl zu entzichen. Ver- schiedene Umstände, die zu erwähnen äberilüifig, erlaubten es mir nicht, auf diesen Entschluß fortzubestehen. — Fr. Als der Herr Dauphin Sie in Grenoble sah, entwickelten Sie ihm da nicht den Plan der Verordnungen des 25ften Juli? A. Nein. —- Fr. Welche. Verpflichtungen gingen Ste mit Hrn. v. Polignac ein, als. Sie endlich ins Ministerium traten? A- Dîe Verpflichtungen, die allé Minister eingingen, die seit 15 Fahren zur Macht gelang- ten. — Fr. Théeilte Jhnen Hr. v. Polignac damals nicht den Plan mit, das Wahl- und Presß-Geseß durch Verordnungen zu ändern ql. Nein. — Fr. Jn den Prozeßakten findet sich eine Denkschrift ‘des Hrn. Guernon de Ranville, vom Monat H 1829, “worin! ev darlegt, wie gefährlich eine Maaßregel seyn würde welche die Charte mit Hintanseßung®er geleisteten Eide verlchte? _Kannten Sie diese von ihm an Hrn. v. Polignac überreichte Denb- rist. A. Nein. — Fr. Hatte Hr. Guernon de Ranville, als Sie ins Ministeriumt traten, dieselbe Ansicht Über den Zustand e reichs, Über die Rechte des Landes und die Pflichten Karls A. ? A. Jch kann nichts von dem sagen, was sich im Jnnern des Con- _seils zutrug. — Fr. Hatten Sie am 19ten Mai, als Sie ins Ministerium tratén, den “ Willen, der Charte getreu zu _hleiben, -die Gesehe des Landes ju achten und etwanigen Aufforderungen gu Verleßung derselben nicht nachzugeben? A. Weder ich noch sonst Jemand dachte zu jener Zeit an die am 25. Juli genommenen Maaßregeln, die ich übrigeus- nicht áls
Ordnung abweichen dürfe? | Rechncien Sie nicht, in Ermangelung der Prevotal - Gerichts- n
gar nicht. — Fr. Machte Jhnen nicht Herr v. Polignac zu der
lichen Antrag, ins Ministerium zu treten? bot exr JFhnen nicht | namentlich das Ministerium des dentlichen Unterrichts an, und | warum lehnten Sie es ab? A. Jch kannte Herrtt von olignac | nicht und hatte Paris wenigstens cinen Monat vor Schluß der | s Ven QIE vom 27ften erlassen worden waren? A. um jene Zeit, dem Könige Karl X., dem Dauphin und | Herxen von Polignac den Plan auseinandergeseßt, dessen Ausfüh- | Königreichs, und da Sie, besser noch als rung am 25. Juli versucht wurde? A. Nein. — Fr. Haben Sie ;
lan oder cinen ähnlichen dem Herrn v. Peyronnet \ auseinandergeseßt? A. Niemals. — Fr. Waren Sie nicht mit eyronnet übereingekommen, nicht: ohne ihn ins Mie | Sie gegen selbige aufgetreten, entweder bei Herrn von P9-
ih bezeigte einen außerordentli-
cine Verleßung der Charte betrachten kann. — Fr. Herr von Chabrol und Herr von Courvoisier hatten sich indessen doch zu- rúcgezogen, weil sie befürchteten , zur Theilnahme an solchen Handlungen genöthigt zu werden. Machten Sie, als Sie an deren Stelle berufen wurden, sich nicht verbindlich, weniger shwic- rig zu scyn, als jene? A. Jch kann um so weniger einen solchen Bewegungsgrund zum Ausscheiden derselben annehmen , als da- mals von den Verordnungen gar nicht die Rede war; — Fr. Zu welcher Zeit faßten Sie den Entschluß, Fhre Zustimmung zu den Dres zu- geben. A. Wenige Tage, bevor sie er- schienen. — Fr. Als Sie einwilligten, die Verordnungen zu un- terzeichnen, mußten Sie einsehen, daß ihre Ausführung Widerstand nach si ziehen würde. Als Justiz - Minister mußten Sie mehr als jeder Andere sich mit den eseßlichen Mitteln beschäftigen- die zur E esteguns dieses Widerstandes angerocndet werden konn- ten. Welchen Plan hatten Sie in dieser Hinsicht gemacht? A. Keinen; man erwartete keinen materiellen Widerstand, und da die Verordnungen durch administrative Mittel in Ausführung gebracht werden sollten, o hatte ih als Fustiz- Minister keinen Theil daran zu nehmen. — Fr. Wie durften Ste vorausseßen, A die Ausführung der Verordnung nur administrativ sey, und da
man nicht zu den Gerichtshöfen seine Zuflucht nehmen wüúrde- da dieselbe die Beschlagnahme von Eigenthum zur Folge hahen konnte? A. Weit entfernt - \9 etrvas vorauszuscßen, mußte das Ministerium auf die Unterstüßung aller Autoritäten renen, um die Monarchie aus den ihr drohenden Gefahren zu retten. — F. Unter den Autoritäten mußten Sie auf die Gerichtshdfe rech= nen; Sie wußten aber, denn Sie hatten es schon gm 9.-Mai an Heren von Polignac geschrieben, daß die Gerichtshöfe durch ihre Beschlüsse an der Ausführung pg craeseine Maaßregeln ute- mals Theil nahmen. Welches Mittel dachten Sie anzuwenden, um dieselben zu erseßen? A. Die Gegenwart und die Autoritdt der Kammern mußten dem Widerstande/ der sh in cinigen Ge- richts-Behbrden zeigen konnte, bald ein Ende machen. — Fr. Hatte man nicht förmlich von Jhnen Prevotal-Gerichtshbfe ver- langt? A. Es is im Conseil nie die Rede von der Wiederher- stellung der Prevotal-Gerichtshbfe gewesen; indessen is mir nicht bewußt, ob einige dfentliche Beamten ein solches Verlangen be- zcigt haben, dem Übrigens keitte Folge gegeben wurde. — Fk.
hdfe, guf die Militair - Gerichte, und war es nicht zu diesem
| Zweck, daß am 27sten Abends im Conseil beschlossen ward, Paris in Belagerungs-Zustand zu erklären? A. Nein. — Vi War nicht
am 25ften Here von Champagny von Herrn von olignac nach den Tuilerieen berufen worden, um die Militair-Gerichte zu 0- ganisircn? A. Das weiß ich nicht. — Fr. Sollten denselben nicht die 45 Fndividuen überliefert werden, gegen welche die Mandate sten l ein. — Fr. Haben Sic
ch nicht in Fhrer Eigenschaft als erste Magistrats- Person des / und da / err von Polignac,
alles das Gehäâssige einer Maaßregel fühlen mußten, welche die Bürger ihren natürlichen Richtern entzog und fie aller in der administrativen und Gerichts - Ordnung enthaltenen geseßlichen Hülfsmittel beraubte, dieser Maaßregel widerseßt? Sind
lignac, oder im Conseil? A. Jch habe schon in meiuem ersten Verhör geantwortet, daß diese Maaßregel im Conseil ohne Op- position berathen und angenommen wurde. Fch kann übrigens weder die Ursache noch die Wirkungen billigen, die Sie dieser Maaßregel zuschreiben. — Fr. In Jhrer Eigenschaft als Justiz- Minister mußten Sie mehr als irgend ein anderer Minister die Geseßmäßtakeit des Verfahrens und der Regierungs - Maaßregel
ren, um die Verordnung wegen des Verseßens in Belagerungs-
Zustand dfentlich und authentisch zu machen - auch erfüllt wur-
den? A. Es gehörte nicht zu meinen Pflichten , für die dffeitt- siche Bekanntmachung dieser. Verordnung zu wachen. Fch hatte nur die Gerichtshöfe von derselben in Kenntniÿ zu seßen, und der Drang der Ereignisse erlaubte es mir nicht, diese Formalität vollüändig zu erfüllen. — Fr. Es scheint, daß kein Auschlag- Zettel, keine Proclamation die Bürger auf efordert habe, sich die- ser Verordnung zu unterwerfen. Wie ert ären Sie diese Verah- \äumung? A. Meine Antwort ist dieselbe, wie auf die vorheri- gen Fragen. — Fr. Haben Sie dem Königlichen Gerichtshofe anbefohlen, sich nach den Tuilericen zu begeben? War nicht der Grund zu diesem Befehl, den Gerichtshof zu verhindery, das von der Handels-Kammer gefällte Urtheil zu de âtigen oder durch cinc Beschlüsse den durch die neuen Verordnungen ihrer Rechte beraubten Bürgern beizustehen ? A. Die Verlegung des Königl. Gerichtshofes/ die vom Herrn Kanzler und nicht von mir vorgeschrieben worden war, fonnte diesen Zweck nicht haben. Jch kannte das Vorhandenseyn des Urtheils, von dem die Rede i, nicht einmal. — Fr. Wuß- ten Sie etwas davon, daß dem Präfekten der Seine und dem Polizei-Präfekten die nôthigen Befehle ertheilt waren, damit die Anwendung von Waffen gegen die Bürger nicht früher staitfin- den könne, als bis die vorschriftsmäßigen Aufrufe erlassen worden waren? A. Was in dieser Hinsicht geschehen -ist, weiß ih nicht- auch habe ih an den militairischen Operationen keinen Theil ge- nommen. — Fr. Es ergiebt sh aus allen gesammelten Ausfa- en, sogar der Beamten der S A Polizei, die in- dieser cit auch în denjenigen Arrondissements gebraucht wurden, 10 die
Beilage
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E PEII E L g: A I M O T C O G R Ta T Ga
2681 Beilage zur Allgemeinen Preußishen Staats-Zeitung X 345.
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Haupt-Ereignisse flattfanden, daf diese Fdrmlichkeit nicht beobach- tet und von Niemanden anbefohlen ward. Was haben Sie zu sagen, um eine solche Verabsäumung zu entschuldigen? A. Jch weiß nicht, welche Befehle gegeben wurden; sie gehörten nicht zu meinem Geschäftskreise. — Fr. Als am Mittwoch die Pariser Deputirten zu dem Herrn Marschall kamen, hatte damals Herr von Polignac sich mit Jhnen Über die zu ertheilende Antwort berathen? A. Seit dem 27sten fand keine Conseil - Berathung fiatt, und man hat mich keinesweges um Rath gefragt. — Fk. Hat Fhnen Herr von Polignac zu wissen gethan, daß er den Kdnig Karl X. von der Lage der Stadt Paris unterrichten wolle? A. Fch glaube, daß der Marschall regelmäßig mit dem Könige korrespondirte, und vermuthe, daß Herr von Polignac ihn von der Lage der Stadt unterrichtete. — Fr. Als am Donnerstag Morgen Herr von Polignac sih dringend aufgefordert sah, dem Minisicrium zu entsagelt und die Verordnungen zurüd- nehmen zu lassen; als Sie selbst fühlten, daß kein ande- rer Ausweg übrig war; als Sie sich endlich entschlossen, sich nach St. Cloud zu begeben, warum haben Sie da/- che Sie die Tuilerien verließen, ihre Gesinnungen nicht durch irgend cine Akte ausgedrückt, die im Stande war - den üngläclichen Ereig- nissen, vor denen Ste i flichen genöthig1 wurden, sogleich ein Ende zu machen? A. Wir begaben uns am 23|en Morgens nach St. Cloud, um die Befehle des Königs in dieser Htnsicht einzu- holen. —- Fr. Jf nicht auch dem Einfluß des -Conseils , dessen Mitalied Sie waren, und das sich bei dem Könige in St. Cloud versammelte, die Vere Ausführung des, wie es scheint, in der Frühe eren Beschlusses wegen Veränderung des Ministeriums Und Rüknahme der Verordnungen zuzuschreiben? A. Jn Sk. Cloud fand nur eine einzige Berathung satt, in welcher alle Mi- nister der Meinung waren, das Conseil zu verändern. — Fr. Als Justizminister hatten Sie sich insbesondere mit den Feuers- bränden “zu - beschäftigen, die in den leßten Monaten der Dauer des Minisieriums, dessen Mitglied Ste waren, mehrere Bezirke der Normandie . verheerten, und die man schwerlich umhin kann mit irgend einem Plan in Verbindung zu bringen, zum Behuf irgend eines politischen Zweckes Frank- reich in Unruhe zu versehen. Haben Sie úber diese so. gußeror- dentliche Thatsache einige Aufklärungen zu geben? A. Fn der
Abfa}ung dieser Frage findet sich eine schr wichtige Ungenautg- fei, Nan seht in derselben wirklich voraus, daß die Feuers- brúnste in der Normandie sich ers seit Mai-Monat gezeigt hätten, während die genannte Provinz schon einige Monate vor meinen Eintritt in das Conscil von jenem Drangsal verwüstet wurde. Fch habe. als Juli Miniber alle Maaßregeln ergriffen, die mir geeignet schienen, diesen häufigen Verbrechen Einhalt zu thun und deren Urheber zu cntdecken; man kann darüber meinen Brief- wechsel mit dem General-Prokurator in Cacn zu Rathe ziehen. Fch be übrigens dazu bei, den Grafen von Latour - Foissac an Drt und Stelle hinzusenden, um neuen Feuershrünsien vor-
zubeugen. i Oesterreich.
— — Wien, 7. Dez. Heute ist hier auf außerordent- lichem Wege aus Rom die Nachricht eingetroffen daß der Papst Pius VUI. na kurzem Kranfenlager y mit Tode ab- gegangen ist. Das Nähere über das Ablcben Sr. Heiligkeit
ist noch nicht bekannt. P'o l én
Warschau, 9. Dez. Die heutigen Zeitungen ent- alten eine zweite, längere Proclamation des Difktators htopicfi an die Polnische Nation, in welcher sich derselbe nochmals darüber ausspricht, daß er die ihm übertragene Würde nur für den Augenblick übérnommen habe, weil es der Admivistrationsrath für nothwendig gehalten, daß ein Einziger an der Spie der interimistischen Regierung des Landes stehe, um Ordnung und Einheit in die Maaßregeln und das Verfahren derselben zu bringen, Zum Gouverneur der Stadt Warschau hat der Diktator den Brigade-General
Szembek ernannt, welchem auch die Bildung neuer Îter Ba-
taillone bei der Jnfanterie anbefohlen ist. Der Municipal: rath soll über alle seine Handlungen vorher mit genanntem General Rücksprache nehmen. Die provisorische Regierung verbleibt, nah dem Willen des Diftators, in Beziehung auf die innere Verwaltung in der Ausübung ihrer Gewalt, und alle einzelnen Abtheilungen derselben haben mit. dem 6ten d. ihre regelmäßigen Arbeiten begonnen.
n einer aus 14 Artikeln bestehenden Verordnung der provisorischen Regierung werden 1) die mit der Bildung der Sicherheits - Wache fn Städten und Dörfern beauftragten Beamten angewiesen, unter persönlicher Verantwortlichkeit, ar Geschäfc bis zu dem ihnen bestimmten Termine auszu- führen ; 2) wird beßimmt, daß die Kriegs - Commissaire der
einzelaen Wojewod schaften, in Gemeinschaft mit den von dem Diktator ernannten Regiments-Befehlshabern , Matachowski für die Wojewodschaften Masowien, Kalish, Krakau und Sandomir, und Sottyfk für Lublin , Podlachiei, Piock und Augustow , die aus dem Dienst entlassenen Krieger in deu Hauptstädten zusammenziehen sollen, um aus ihnen eine Er- gänzung der Armee zu bilden ; 3) wird für jede Wojewod- schaft cin Befehlshaber zur Organisirung der beweglichen National-Garde ernannt. Von dieser sind ausgenommen : die ansässigen Besizer einer Landwirthschaft, die Krüppel „ die verabschiedeten Militairs, welche, wie oben erwähnt, sich in den Hauptstädten versammeln, und die Fabrikanten unb Handwerker, welche zur Verfertigung von Waffen und Kriegs - Material gebraucht werden, so wie endlich auch die Ausländer.
Durch eine andere Verordnung der provisorischen Regie- rung wird das Schicksal der Russischen Gefangenen der dffentlihen Sorge anempfohlen. Diejenigeu von ihnen, wel- he ‘im Lande bleiben wollen, haben sich in dieser Hinsicht beim Municipalrath zu melden, den Frauen und Dienfibs- ten wird freier Abzug gestattet und alle Männer und Frauen, welche in Warschau bleiben,“ werden in Bezug auf ihre Per- en und ihr Vermögen unter den Schuß der Landesgeseßze gestellt.
Da die Unruhen der leßten Tage eine Unterbrechung ia den Handels-Geschästen herbeigeführt haben , so hat die pro- visorishe Regierung in Uebereinstimmung mit der Bank fest- geselzt, daß alle Wechsel, welche am 29. Nov. fállig waren und es von da an bis zum 15. Dez. noch werden, ungeach: tet sie am bestimmten Termin nicht realisirt oder nicht zuc gesehmäßigen Zeit mit Protest zurückgewiesen worden find, doch ihren vollen Werth bis zur Zurücknahme gegenwärtiger Verordnung behalten. Auch erklärt die Bank, daß, da ihr Eigenthum. sih auf 30 Mill. Gulden beläuft und sie bis jeßt nur für 16 Mill. Fl. Kassen-Billets in Umlauf hat, der Art. 92. des Bank:Geseßes vom 29. Januar 1828 sie berechtige, noch fúr 14 Mill. Fl. Bank-Scheine auszugeben. Sie wird daher sogleich begianen, dergleichen Scheine à 50 Fl. in Um- lauf zu bringen, und fordert das Publikum auf, dieselben in ihrem Geschäfts - Lokal für baares Geld oder Kassen - Billets, und zwar ohne Abzug, einzutauschen, indem sie zugleich be- merkt, daß die Kassen-Billets dadurch nicht erlöschen, sondern neben den Bankscheinén ihren vollen Werth behalten und in allen dffentlichen Kassen cben so wie jene angenommen wer- den sollen. Diese Bekanntmachung if von dem Präsidenten Staatsrath Grafen YJelsfi unterzeichnet.
Der Staatsrath Präsident der Wojewodschaft Maso- wien, R. Rembieliásfki, hat an die Bewohner derselben einen Aufruf erlassen, gewissenhaft in Entrichtung ihrer Steuern zu seyn und den zu der Erhebung derselben bevoll- mächtigten Behörden Genüge zu leisten. Die Schulzen der Dorfgemeinden und die Präsidenten und Bürgermeister der Scádte sollen diese Aufforderung überall bekannt machen und sie an Sonn-“ und Festtagen in den Kirchen ableseu lassen; damit die Steuerpflichtigen dadurch zum Gehorsam ermahnt und auf künftige, möglicher Weise nôthige , außerordentliche Steuer-Verordnungen der provisorischen Regierung vorberci- tet werden. 4 G y
Der Warschauer Zeitung zufolge haben die Woje- wodschaften Krakau, Kalisch , Lublin, Pkock und Podlachiew der provisorischen Regierung Beistimmungs-Adressen eingeschickt. Außerdem hat das Comité der Sicherheitswache im Verein mit dèn Stadträthen und Befehlshabern' der National-Garde von P1ock ein Schreiben an den Diftator gesandt, in welchem der allgemeine Unwille gegen die demagogischen Klubs und die Versicherung ausgesprochen wird , daß die Wojewodschaft Ptock den Generalissimus in seinen Unternehmungen mit allen ihren moralischen und physischen Kräften zu unterstüßen und mic ihm gemeinschgstlich, die Umtriebe der Demagogen zu bändigen ausaviien sey. | V
Dieselbe Zeitung meldet: „Gen. Rosnliecki soll beim Abmarsch der Russischen Armee die -Regierungs- fasse mitgenommen haben; Se. Kaiserl. Hoheit der Groß- frst Cesarewitsh hat ihm jedoch Befehl gegeben, dieselbe zu- rúcézustellen.“/ :
General Woyczyúskfi ist heute hier ange kommen. Heute werden, einer Bekanntmachung des Rektors
Ssweykowsfki gemäß, die Vorlesungen an der- Königlicheu Alexanders-Universität wieder ihren Anfang nehmen.