1830 / 349 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 17 Dec 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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nommen, wodurch Se. Maj. denselben als ihren bevollmäch-

tigten Minister bei hiesiger freien Stadt beglaubigen. 0 E rur a. M., 12. Dez. Die Neigung zum

inken, welche seit mehreren Wochen im Staatspapier - Handel A A ti hat in diesen Tagen von einer Seite her, von dee man es am en age erwartete, cinen mächtigen Fmpuls er-

halten. Am ersten Tage der abgewichenen Woche traf die Nach-

- xiht von den Vorgängen in Staléiten von Berlin hier ein. Von dem Augenblick an, bis

um Schluß der Woche, waren die Course aller Effeïten, vor- lis aber die der Poln. Loose, rash rückgängig. Es zeigte sich-von mehreren Seiten ein Drang zum Mars zu jedem Ge- bot, und die Nehmer waren äußerst selten. Doch wurden an den ersten Tagen der Woche noch ansehnliche Posten Poln. Loose auf Lieferung für Mitte und Ende des Monats, freilich zu sehr nie- drigen Coursen, abgeseßt. Vom Montag bis Sonnabend gingen 5proc. Metall. von 902 auf 863, 4proc. von 805 auf 76, Bank- Actien von 1258 auf 1177, Part.- Obl. von 1164 auf 1125 und oln. Loose von 524 auf 395 Thlr. zurück. Auch die übrigen Fondögattungen, Oefterr. und Preuß., wie Holländ. , Span. und eap., litten mehr- oder weniger unter der eingetretenen Kon- junktur. Der starke Fail der Course an der Berliner Börse trug nicht wenig dazu bei, auch hier ein namhaftes Sinken herbeizu- führen, und konnten dagegen die hohen Wiener Notivurigen nicht aufkommen, da man wohl berechnete, wie solche nach Eingan der Mgr tei aus Polen rasch zurückfallen würden, wie si dies auch durch die Stafctte vom 6. Dez./ die am 10ten (Freitag) hier eintraf, bestätigte. Indessen äußern doch unsere Geschäfts- leute die Hoffnung, es werde sich dgs fernere Rückgchen mehr auf die Poln. Loose heschränken, in den anderen Effekten aber, nament- lich den Oesterr, und Preuß., wohl cher wieder ein Steigen einstel- len. Holländ. Papiere waren zu stark weichenden Coursen ausgebo- ten, ohne Nehmer. Die Berichte aus Amsterdam lauten ungünstig, und man fürchtet ,- daß dic Warschauer Vorgänge daselbs noch weit stärker wirken, als bei uns. (Von Paris erwarten dagegen unsere Spekulanten aus kombinirten politischen Gründen bessere Resstb e Adrian.) Die 2xproc. Jntegralen fielen in diesen en um 23 bis 3 pCt. und Kanzen um 2 bis 1 Fl. pr. Stück. Die Preuß. 4proc. Staatsschuldscheine gigen im Laufe der Woche um 4 pCt. zurück. Es warden deren jedoch zu diesem gewiche- nen Cours nux wenige an den Markt gebracht; auch find dic Vorräthe dieses Effekts an unserm Plaß nur unbedeutend. Jn Neapolitanischen Fonds ging nicht viel um; sie fielen von 605 auf 57 zurück und waren ohne Gesuch. Spanische Rente perp. war etivas weniger ausgeboten; vielmehr zeigte sich danach cinige rage - und der Cours ging daher auch nur 15 pCt. zurüd. armstädtische und Badische Loose waren in kleinen Partieen

begehrt; das Weichen der Notirung beschränkte sich bei E

41 Fl. pr. Stúck. Ueber den Monatschluß hinaus wurden

Xeine Geschäfte gemacht. Die 5 und 4proc. Metalliques standen

pr. comptant um 4 pCt. besser, als auf einen Monat fix. Bei Bank - Acticn und Partial war. der Cours gegen baar und auf einen. Monat ganz gleich. Das bgare Geld it fortwährend in Ueberfluß am fab und für gute Diskonto - Briefe zu 23, 1a 25 pCt. Zins fürs Fahr willig zu haben. Man ist schr gespannt auf dic Ultimo-Dezember-Abrechnung, da bei Fahresschlu s manche Verbindlichkeiten noch zu decken sind und die Cours-Differenzen, welche ausge lichen werden müssen, ansehnliche Summen betra- en. Jm Wechselhandel war es leßte Woche Über ziemlich still; ndessen haben sich die Course fest behauptet. Wechsel auf Paris, Hamburg, London und Lyon k. S. waren etwas begehrt.

S chweiz. Bern, 6. Dez. Die gewdhnlichen Winter-Siz-

zungen des großen Raths des Kantons Bern haben heute

ihren Anfang genommen. Se. Excellenz Herr Amtsschultheiß Fischer hat sie mit einer Rede eröffnet, welche, wo möglich, die allgemeine Hochachtung für diesen ausgezeichneten Sraats- mann noch vermehrt hat. Nachdem Se. Excellenz durch el nen dectaillirten Bericht über alle innern Verwaltungszweige die Zunahme bes Wohlstandes unseres Kantons gründlich nach- gewiesen hatte, stättete der Redner einen kurzen Bericht über den traurigen Zustand von Gährung und Umwälzungen in einigen andern Kantonen-der Schweiz ab, machte auf das Verhältniß aufmerksam, in welchem Vern als jeßiger Direk- torial-Kanton und als Verbündeter- zu demselben steht, zeigte die dringende Nothwendigfeit, durch Erhaltung der Ordnung und- Ruhe im Kanton Bern wenigstens den Ruheliebenden in andern Kantoten einen Anlehnungspunkr zu sichern , als Direktórtal-Kanton dort die Anarchie zu verhüten und“ für Erhaltung der Unabhängigkeit der Schweiz durch Wiederher- stellung vaterländischen Pflichtgefühls und der Einigkeit zu forgen. Der eben so kräftige als rührende Vortrag Sr. Excellenz erregte in dieser feierlichen Versammlung einen En- thusiasmus , der nie ganz erlôschen fann und die Gemüther zu. jedem Opfer für Erreichung des angeführten großen Zwecks bereitet, man fann sagen hingerissen hat. Die darauf foigénden in gleichem Sinne gehaltenen Vorträge des Hrn. Schultheiß von Wattenwyl, (dessen Verdienste um das Vater- land fein ähter Schweizer verkennen fann) sowie der HH. Koch

“allgemein gewünschten, Modificationen in der L arschau durch - cine große Zahl -

und Migy, mußten, war es möglich, den Eindruck noch vermehren, den die energische Rede des Präsidenten hervorgebracht hatte. Sie hatten zur Absicht, dem großen Rathe, als souverainer Regierung, einige Vorschläge des. kleinen Raths (der Exekutiv- Behörde) zu nüblichen, von Städtern und Landbewohnern

hauptsächlich in Bezug auf Wahlart der Regierungsglieder und. auf Ertheilung der Petitionsrechte, zu empfehlen und zu unterstüßen. Jedermann war überzeugt, daß die Regierung in Erfúllung dieses Begehrens die Zustimmung aller recht- lichen Bewohner des Landes erhalten müsse, daß man aber auch mit Festigkeit, Kraft und- Ausdauer gegen Aufwiegler verfahren , strenge Maaßregeln gegen Sulammenrottüngei nehmen und den allfälligen Angriffen Gewalt entgegenseßen solle. *) Daher wrourde einstimmig beschlossen: 1) eine außerordentliche Kommission, bestehend aus eilf Mitgliedern der Regierung, welche Repräsentanten der verschiedenen Theile des Landes sind, niederzuseßen und zugleih zu erwöhlen ; 2) diese Kommission solle die von der Regierung selbst oder ihren einzelnen. Mitgliedern gemachten Vorschläge zu nüblichen Aenderungen der Verfassung behandeln, außerdem aber alle Wünsche oder Begehren (in Beziehung auf die Verfassung), welche von andern Seiten her eingefommen sind oder noch eingesandt werden fönnuten, ordnen, in Erwägung ziehen, ihren Werth oder Unwerth beurtheilen und dann 3) noch vor dem Ausgange der ordentlichen Sißungen des großen Raths, also inner- halb 2 M., diesem darüber Bericht erstatten und einen motivirten Vorschlag zu den Aenderungen vorlegen, welche sie der Re- publif für núßlich halten möchte. Die Errichtung dieser Kom- mission solle 4) ohne Verzug durch den Druck bekannt ge- macht, dabei aber auch die Einwohner des Kantons in Kennt- niß geseßt werden, daß die Regierung gegen Aufruhr und Aufrührer die strengsten Maaßregeln nehmen werde. Endlich dann wurde noch beschlossen: 5) den zu Tilgung früherer, jeßt aber bald bezahlter, Schulden errichteten Consumo - Zoll (von 19 Bakken per Centner) und die, zu gleihem Zwecke erhdhte Stempel - Taxe zum nächsten ersten Januar aufzuhe- ben. Die angeführte Kommission wurde nicht nur aus ein- zelnen Repräsentanten der verschiedenen Landestheile zusams mengesett, sondern úberhaupt aus Männern, welche allgemein der F bcuna und Liebe des Volkes genießen. Herr Schult» heiß %»on Wattenwyl ist zu ihrem Präsidenten einstimmig er- wähit wsrden. Laut Briefen aus dem Kanton Aargau nehmen. die Volfsbewegungen dort immer zu, ungeachtet die Regierung, nah dem Willen des Volkes, eine Versammlung von Notablen zusammenberufen hat, um eine neue Constitu- tion zu entwerfen. Nach den leßten Berichten von heute

sind 2500 Bewaffnete aus dem katholischen Theil des Landes

unter Anführung eines Chefs, dessen Namen Niemand weiß (wahrscheinlich ein Fremder), in Aarau, der Hauptstadt des Kantons, eingezogen und haben die Regierung aufgefordert, ihre Stellen niederzulegen und sich zu ergeben, Zwet Ba- taillone, welche theils den Rebellen entgegengeschickt wurden, theils die Stadt vertheidigen sollten, haben feiner Schuß thun wollen. Den weitern Erfolg wußte man noch nicht bei Abgang der Post. Auf den 22. Dez. wird der Vorort eine außerordentliche Tagsaßung einberufen.

Jtalien.

Aus einem von der Allgemeinen Zeitung mitge- theilten Schreiben aus- Rom vom 2. December entlehnen wir in Bezug auf den verewigten Papst Pius VI[. Nach- stehendes: „¿Sein Tod wird allgemein bedauert, da er die Achtung und Liebe des Volkes in einem hohen Grade besaß, und obgleich seine Regierung nur- die furze Zeit von 18 Mo- naten gedauert hat, so ist do Manches unter derselben ge- schehen, was den Namen dieses Papstes wichtig machen wird. Unter ihm ward das Konkordat mit dem Könige von Holland zu Stande gebracht, worüber die Unterhandlungen so lange Zeit gedauert hatten. Ferner wurden die Angele- gelegenheiten der farholischen Armenier regulirt, Sie erhiel- ten einen eigenen Patriarchen, welcher in Konstantinopel sei- nen Sib aufschlug, indem ihm die Pforte gleiche Vorrechte mit dem der Griechen bewilligte. Beide Geschäfte hat der Kardinal Capellari geführt, der wegen seiner Kenntnisse und seines Charafters zu den ausgezeichnétsten Mitgliedern des heili- gen Kollegiums Gebdre, In Bezug auf die innere Verwaltung

*) Da eine solche Gewalt in einem Staate, der keine stehen- den Heere hat, nur in dem Patriotismus dex Einwohner und in

ihrer Anhänglichkeit an die Regierung und an die bestehenden -

Einrichtungen zu finden ist, so werden, auf mögliche Fälle hin, freiwillige Bürgerwachen gebildet, an die sich in Bern “glle; Stu- direnden mit edlem Eifer angeschlossen hahen.

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wurden mancherlei neue Einrichtungen gemacht und alte abge- schaffr, die dem Publifum drücend waren, und eben jeßt arbei- tete: man an einer bedeutenden Reduction des Zolltarifs. Die Bauten am Monte Pincio und die Ausgrabungen auf dem Forum beim Koliseum und an der. Tiber ließ der Papst mit großem Eifer und Kosten - Aufwand fortseßen , und Alles an- wenden, um die kostbaren und einzigen Ueberbleibsel alter Architeftux zu erhalten. Seine Kennerschast in Bezug auf Mänzen, wovon er eine Sammlung besaß, mochte ihn wohl zu dem Wunsche veranlaßt haben, von seiner Regierung bes- jere Münzen zu hinterlassen, als die unter Leo XI[. von Cerbara verfertigten sind, die wegen der Rohheit ihres Ge- präges zu den mittelmäßigsten der neuern Zeit gehören. Des- halb erhielt ein Ausländer (Voigt aus Berlin , jeßt Medail- leur Sr. Majestät des Königs von Baiern) den shmeichel- haften Auftrag, einen Stempel sür die neuen Scudi zu ver- fertigen, die sich, außer andern Vorzügen, durch die besondere Aehnlichkeit des Brustbildes des Papstes empfehlen. YJun- teressant ist gleichfalls , daß unter diesem Papste das Denk- mal Pius VU., von Thorwaldsen verfertigt, in St. Peter

aufgestellt wurde. Dies herrliche Monument wird nun näch- -

stens, sobald die dazu gehörige Architekcux vollendet seyn wird, aufgedeckt werden.“

Spanien.

Pariser Blätter melden aus Madrid vom 30. No- vember: „Es ist definitiv beschlossen worden, ein eigenes Ministerium des Junecn zu bilden; wahrscheinlih wird Hr. v. Arjona, gegenwärtig Corregidor von Sevilla, diesen Posten erhalten. Er wird von der gemäßigten Partei des Ministe- riums, und zwar von den Herren Salmon, Salazar und Ballesteros, unterstüßt. Herr Colomarde will einen seiner

_ Beamten, Maldonado, zu diesem Amte erheben.‘

Columbien.

“Jn ._England sind Nachrichten aus La Guayra bis zum 9, Oft. eingelaufen. Die Nachricht aus Bogota von der zu Gunsten Bolivars dort stattgehabten Reaction hatte in Ve- nezuela einen ungünstigen Eindruck gemaeht und mäílitairische Vertheidigungs- Anstalten veranlaßt, im Fall versucht werden sollte, diesen Staat gewaltsam mit der Republik zu vereini-

en; die Briefe, die diese Meldung machen, fügen indessen bin: daß ein solcder Versuch nicht wahrscheinlich sey. Der Kongreß von Venezuela hatte erklärt, daß Valencia in Zukunfc die Hauptstadt von Venezuela seyn solle; auch wvaä- ren in Folge dieser Erkiärung bereits Befehle in Caraccas eingegangen, den Ober-Gerichtshof und andere öffentliche Be- hörden nah Valencia zu verlegen. Der Kongreß beschäftigte sich mit Untersuchung der Zoll - Verordnungen, womit die Kaufmanschaft sehr zufrieden ist.

Ana d,

Beriin, 16. Dez. Jhre Majestät die Königin und Jhre Königl. Hoheit die Prinzessin Friedrih der Nieder- lande wurden gestern Abend, bei HöchstJhrem Erscheinen im Opernhause, wo Webers „„Oberon‘/ aufgeführt wurde, von den lebhaftesten Freudenbezeugungen des vérsammeliten Publi- fums zu wiederholtenmalen begrüßt.

_— Nathstehendes ist der vollständige Junhalt des vor- gestern auszugsweije mitgetheilten Umlaufschreibens an die D und die katholischen Einwohner der Erz-Didöces

ojen : - |

_ ¿Martin von Dunin , erwählter Erzbischof von Gnesen und Posen, General-Verweser des Erzbisthums Posen 2c. 2c. Der gesammten Geistlichkeit und allen Getreuen in Christo der Erz-Didces Posen Heil und Seegen ! ‘/

¿Der Schöpfer und Herr, dessen Rathschlüässe unerforsch- lih siad, und în dessen Hand das Schicksal der Könige und Völker ruht, hat vor furzem in der Hauptstadt des König- reihs Polen stürmische Bewegungen zugelassen , welche, wie

Euch schon bekannt ist, die in derselben bestezende gesellschaft-

liche Ordnung erschüttert , die friedlichen Landbewohner dem Unglück und Elend Preis gegeben und leider viele Familien in tiefe Trauer verseßt haben. Es steht zwar nicht zu besor- gen, daß die Bewohner des Großherzogthums Posen, einge- denk der traurigen Schicksale der Polnischen Nation, von ähnlichen Drangsalen bedroht würden; da jedoch die Neue- ruugsjucht und das unglücksêlige Streben nah Umwälzung der bestehenden Ordnung der Dinge heut zu Tage so sehr überhand genonimen; da von dergleichen Stürmen auch an- dere Länder Europa's heimgesucht worden, deren friedliebende

Bewohner in einem Augenblicke um ihre Freiheiten , um ihr Eigenthum , Viele sogar um ihr Leben gekommen sind; so fônnen wir nicht umhin, unserer lge: 2

mäß , Euch , Lo und getreue Brüder in ‘risto, zu warnen, Euch den Einflüsterungen Uebelwoollender hinzugeben, Unser Gott ist kein Gott der Unruhen, sondern ein Goct der gegenseitigen Liebe und des E Seinem Gebote gemäß sollen wir den Nächsten lieben und die Obrig- feit ehren; laßt uns daher seinen heiligen Willen erfállén, und sein göttliher Segen wird uns nie verlassen. Jhr Priester des Gottes des Friedens und der Einigkeit, denen die heilige Pflicht obliegt, das Volk zu belehren und dasselbe zur Glücfseligkeit für dieses und das fünftige Leben zu füh- ren, háltet den eurer Sorge anvertrauten Pfarrfindern die unumgängliche Nothwendigkeit des Gehorsams gegen die Obrigfeit vor; muntert sie auf zur Ruhe und zur treuen Erfüllung derjenigen Pflichten, die der Stand und der Bes ruf eines- Jeden mit sih bringt. Erinnert sie daran, daß es das größte Gluck eines Landes ist, wenn die Serie desselben einig und friedfertig unter einander leben und ihretn Beherrscher mit inniger Liebe zugethan sind, denn, wie die heilige Schrift sagt: „Ein Bruder, der dem Andern behülf- lich ist, gleichr einer festen Stadt‘/, (Prover. c. 18. v. 19.),

deren Mauern fein feindliches Unternehmen , keine fremde

Macht zu erschüttern vermag, da im Gegentheil, wo Unei- nigkeit und Spaltung zwischen dem Herrscher und den Un- tergebenen stattfindet, „da wird das Reich verwüstet, und ein Haus fällt über das andere.‘/ (Lucae c. XI. y. 17). Saget ihnen, daß Christus, unser Gott und Herr, uns durch ein festes Band mit der rechtmäßigen Obrigkeit verz einigt hat; eröffnet ihnen, daß wix als seine Schü- ler und als Christen dieses Band nicht lôsen- dürfen, sondern daß es im Gegentheil eines Jeden Hauptpflicht ist „- den Willen des Monarchen zu achten und den Geseßben des Landes zu gehorhen. Durch solhe und ähnliche an Eure ‘Pfarrfinder zu richtende Belehrungen und Ermahnun- gen werdet Jhr, vielgeliebte Brüder und Gehülfen, auf eine würdige Weise dem Vertrauen entsprechen, welches die Lan- desregierung und wir in Euch seben, und Jhr werdet zu- gleich zeigen, daß Jhr nicht umsonst den ehrwürdigen Na- men der Arbeiter im Weinberge des Herrn führet, welcher durch sein Gebot, „dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist, zu geben‘/ (Matth. K. 22, V. 21.), uns deulich zu erkenneù giebt, daß Gehorsam gegen die Obrigkeit und aufrichtiges Mitwirken zum allgemeinen Be- sten ihm das willkommenste r Mies ist, Damit diese unsere Aufforderung zur allgemeinen Kenntniß gelange , verpflichten wir die Herren Dekane, dieses Umlaufschreiben unverzüglich via cursoria an aile Kirchen zu versenden und anzuordnen, daß solhes am ersten Sonntage nah dessen Eingange und an den beiden folgenden dem zur Andacht versammelten Voífe von der Kanzel herab verkündet werde. Posen, den 7. Dezember 1830. i : (L. S.) M. Dunin.‘!

An die Redaction der Allgemeinen Prenßischen , __ Staats-Zeitung.

Die Ereignisse der verhängunißvollen Zeit, in welcher wir leben, erregen aufs mächtigste die allgemeine Theilnahme, und die Anzahl derjenigen , welche sich eines Urtheäs darüber für fähig halten, is nur zu geneigt, dasselbe dem Publikum in den Zeitblättern mitzutheilen, Da man jedoch bis jekt die lebthin in Warschau ausgebrochene Empörung nur durch: die in den Polnischen Zeitungen enthaltenen Artikel fennt, so hat es nicht ohne Grund überraschen müssen, in einem in Nr. 343 Jhres Blattes enthaltenen Schreiben aus Kra- fau die Behauptung ausgesprochen zu finden: „Daß die Wünsche aller Vernünftigen im Königreich Polen sich, bei einer Wiedervereinigung der Rußland einverleibten Polnischen Provinzen ‘und einer strengen Ausführung der bestehenden ga rap V in der Person des jebigen Herrschers vereinigen werden.

Der Einsender jenes Schreibens befindet sich in einem großen Jrrthume, wenn er die darin angedeuteten Wünsche und Metuungen für die Wünsche und Meinungen aller Ver- nünstigen hält. Die Unverbrüchlichkeit feierlicher vor furzem noch wiederholter Eide, das Gefühl der Dankbarkeit gegen eine Regierung, deren Stimme das Vaterland erst ins Leben rief, die unläugbaren Vortheile, die das Land aus seinem con- stitutionnellen Verbande - mit dem Russischen Kaiserreih in politischer und fommerzieller Rücksicht gezogen, die Summen, die Rußland verwandte, um die Kultur, die Civilisation und die Jndustrie in einem Lande zu heben, das in den leßten 15 Jahren größere Fortschritte darin machte, als in den vor-