1830 / 352 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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terie, Graf Stanislaus Potocki, die Brigade-Generale Trem- bizfi beim Generalstabe Sr. Hoh. des Cesarewitsh; Sement- fowsfi, dienstverrihtender Chef des Generalstabes der Polni- hen Armee; Blummer, Commandeur der 2ten Brigade der 2ten Jnfanterie-Division, und der Oberst Mezischewski, Chef des Artilleriestabes ; vom Russischen Militair : außer dem Be- neral-Lieutenant Gendre, der bei Sr. Hoheit angestellt gewe- sene Oberst Saß.‘/

„Jn Warschau wurden bis zum Abgange dieser Depe- schèn Sr. Hoheit des Cesarewitsh alle dfentlichen Angele- genheiten im Namen Sr. Kaiserl. Majestät verhandelt. Ei- nige Personen, die von der lokalen Regierung zur Theilnahme an amtlichen Geschäften aufgefordert worden sind, haben diese nicht anders úbernommen, als laut Vorschriften, die im Na- men Sr. Majestät des Kaisers ausgefertigt wurden.“/

„Gleich. nah Eingang obiger betrübender Nachrichten haben Seine Majestät die strengsten und entscheidendsten Maaßregeln zur Unterdrückung des in Warschau ausgebro- chenen Änfrules und zur Wiederherstellung der Ruhe ange- ordnet. Das Litthauische abgesonderte Corps hat zu diesem Ende Ordre erhalten, vollständig sogleich in die Gränzen des Reiches Polen einzumarschieren. Das 1ste Jufanterie- Corps und das Zte Reserve - Kavallerie - Corps rücken nach, bis an die Gränze Polens, und machen dort Halt, um im Falle der Noth die Offensive zu verstärken. Die Kantonirungs-Quar- tiere des 1sten Jnfanterie-Corps in den westlichen Gouver- nements werden unverzüglih von andern Truppen aus dem Jnnern des Reiches beseht werden.“

Dasselhe Blatt meldet ferner: „Se. Maj. der Kai- ser geruhten gestern nah der Wachtparade, die Offiziere um sich zu versammeln, um sle das beflagenswerthe Ereigniß von den Lippen Sr. Majestät Selbst vernehmen zu lassen. Die Worte,- aus der Tiefe eines gerührten und mitleidsvollen Va- terherzens, ergriffen unwiderstehlih die Gemüther, die sich mehr als je von heiliger Jnbrunst für den geliebtesten der Monarchen durchglüht fühlten. Die treuen Vertheidiger des Vaterlandes umfaßten die Hände und Kniee des Kaisers, und indem sie unter Thränen inniger Rührung ihr Hurrah ertd- nen ließen, erneuerten. sie den im Angesichte Gottes geleiste- ten Schwur unverbrüchlicher Treue und das Gelübde, für Ihn, für Nifoias den leßten Blutstropfen zu opfern! Offi: ziere, die von der Wachtparade in den Kreis der Jhrigen zurückkehrten, sprachen von dem feierlihen Auftritte mit flopfendem Herzen und halberstickter Stimme, und die Zu- hôrer laushten stumm und beteten im Stillen zu Gott um Segen für Seinen Gesalbten.‘“

Ein außerordentliches Supplement zum heutigen Blatte des Journal de St. Petersbourg meldet unter St. Peters- burg den 10ten Dezember: „Se. Majestät der Kaiser haben heute von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Cesarewitsch einen nach- träglichen Bericht úber die Lage der Dinge in Warschau er- halten. Dieser -Bericht wurde am 2. Dez. von Sr. Kaiserl. Hoheit abgefertigt und enthält folgende Details :

Mit Standhaftigfeit dem seit Ausbruch der Rebellion angenommenen Grundsaße treu bleibend, einstweilen gegen die Rebellen in-Unchätigkeit zu beharren, um jeden Vorwand zu einer falschen Deutung der wahren Bewegungsgründe des Aufruhrs zu entfernen und die Mittel zu erleichtern, den Zweck der Urheber derselben schneller kennen zu lernen, gab Se. Kaiserl. Hoheit den Chefs der in Seiner Nähe befind-. lichen Truppen den Befchl, sh aller osfensiven Bewegungen zu enthalten, jedoch jeden Angriff, der etwa gegen sie ge- richtet werden-möchte, tapfer zurücfzuschlagen. Dieser Dis- position gemäß verblieb Se. Kaiserl. Hoheit in Seiner Stel- lung in der Nähe des Dorfes Wirschba, nachdem vermittelst eines vollzogenen Ucberganges úber die Weichsel bei dem Dorfe Willanowa die von Seiten der Rebellen abgeschnitten eon Verbindung zwischen beiden Weichsel - Ufern wieder

ergestellt worden war. Jn der Zwischenzeit wurde die Zahl

der Se. Kaiserl. Hoheit - begleitenden Truppen durch das

Eintreffen der Compagnieen der Karabiniers Sr. Majestät der Polnischèn Jäger-Regimenter Nr. 1 und 3 und de Gre nadier-Compagnie des 6ten Jnfanterie-Regimentes vermehrt. Außerdem vereinigte sich mit diesen Truppen in unerhörter Geschwindigkeit die unter - den Befehlen der General-Majore von Korff und von Gerstenzweig im Dorfe Gora fantonnirt gewesene Positions- Batterie der Russischen Garde Nr. 5; ms Inbegriff diese? Batterie hat Se. Kaiserl. Hoheit der- wsd en 28 Stück Geschüß bei sh. Für den Unterhalt aller dieser Truppen, Dank sey es den von Sr. Kaiserl. Hoheit getan Maaßregeln , ist hinlänglih gesorgt. - Während ch dieses. zutrug , hatte sich der Tumult in Warschau etwas gelegt, und man fann mit einiger Gewißheit vorausseßen, daß ein großer Theil der Bevölkerung dieser Stadt feinen Antheil

an der Rebellion genommen habe. Den Piúnderungen und Aus- shweifungen aller Art, von denen die erstenSchritte der Aufrührer begleitet waren, ist, Dank sey es den Maaßregeln “des verab- schiedeten Generals der Polnischen Truppen, Chlopicfi, der, von allen gutgesinnten Einwohnern unterstüßt, mit Kraft an der Wiederheftstellung der Ordnung in der Stadt arbeitet, Einhalt gethan worden. Die Königl. Regierungs - Kommis- sion erließ zu demsclben Zwecke eine ‘Proclamation. Se. Kai- serl. Hoheit läßt wiederholentlih der unershütterlichen Treue des Polnischen reitenden Garde-Jäger-Regimentes, so wie der bemerkenswerthen Tapferkeit, völlige Gerechtigkeit wider fah- ren, mit welcher sich dasselbe durch die Rebellenmassen durch- {lug, um sich den Truppen Sr. Majestät anzuschließen. Der Adjutant Sr. Kaiserl. Hoheit, Jagmin Zelionka, und die Oberst-Lieutenants Miller und Skarzynsfi haben durch ihren an den Tag gelegten Eifer die Aufmerksamkeit Sr. Kaiserl. Hoheit ganz besonders in Anspruch genommen. Der Adju- tant Sr. Kaiserl. Hoheit, von Turno, Oberst bei den Polni- schen Truppen, hat gleihfalls Beweise der glänzendsten Ta- pferkeit geliefert. Se. Kaiserl. Hoheit lobt die Festigkeit des Befehlshabers der adeligen Unteroffiziers-Schule, Oberst-Lieu- tenants Czarnowsfi, der mitten im Tumult die strengste Ord- nung in der genannten Schule aufrecht zu erhalten gewußt hatte. Die Generale der Polnischen Truppen Roschnicki, Graf Vincent Krasinsfi und Kurnatowskfi erfüllten ihre Pflicht mit musterhaftemEifer undTreusinn. Die Generale Jsidor Krasinsfi,

Hoh. zu stellen. Se. Kaiserl. Hoh. bezeugt gleichermaßen die Tapferkeit Seines Adjutanten, des Unter-Lieutenants Gogel, der durch einen Schuß in den Arm verwundet ward, und des Oberst-Lieutenants Nastschokin, Adjutanten Sr. Kaiserl. Hoh. des Großfürsten Michael. Die Rebellen haben den General- Adjutanten von Richter , so wie die General - Majore Essa- fo} und Engelmann, deren man sih in dem- Augenbli be- mächtigte, als sie ihre Wohnungen verließen, um sich an die Spiße der ihrem Befehl anvertrauten Truppen zu stellen, in Warschau als Gefangene zurückbehalten. Der Staabs-Ritt-

pitain Gresser, Adjutant Sr. Kaiserl. Hoh. des Cesarewitsch, wurden bei Vollziehung der ihnen ertheilten Befehle gleich- falls voa den Rebellen aufgehoben -und befinden sich dermalen in Gefangenschaft. Der Name des Brigade - Generals No- wiki ist auf der mit den ersten Berichten Sr. Kaiserl. H. eingesendeten Liste der getödteten Generale weggelassen worden, auch ist des Verschwindens des Brigade - Generals Bontam, von dem man seicdem nichts mehr vernommen hat, keine Er- wähnung geschehen.

Der wirkliche Staatsrath Boutenieff ist zur Belohnung für seine Dienste und für den ausgezeichneten Eifer, mit welchem er in Konstantinopel die ihm ertheilten Aufträge voll- zogen, zum Ritter des Stk. Annen-Ordens erster Klasse er- nannt worden.

Am Aten d. M. erkrankten in Moskau an der Cholera 22 Personen; es genasen 47 und starben 9. Am sten er- franften 18; es genasen 61 und starben 15. Am 6ten er- éranften 23; es genasen 27 und starben 9. Am 7ten Mor- gens lagen 354 Personen krank, von denen 205 große Hoff- nung zur Besserung gaben.

Die Krankheit, die sich

: ch in den Nogajer - Dörfern im Taurischen Gouvernement mit Erbrechen und Dissenterie an- fündigte, zeigte sich in der Folge nicht als epidemische Cho-

lera. Aehnliche Fälle waren daselbst auch im vergangenen “agr iger Jebt befindet sich in diesen Dörfern Odessa, 1. Dez. Vom 13, bis zum 26. Nov. erfranf- ten hier 2 Personen mit Anzeichen der Cholera; eine davon genas, so daß im Ganzen nur noch 5 Kranke übrig sind, In der Stadt Cherson láßt die Cholera augenscheinlich nach ; sie hat sich aber in der Festung unter den Offizieren und Soldaten gezeigt. Am 21. November befanden sich im Hospital der Linientruppen 11, im Stadt -Hospital 24 und ‘in der Stadt selbst 2 Kranke. Der bei der Garnison von Cherson stehende Oberst-Lieutenant der Artillerie, v. Meyen- dorff, ist am 18ten ein Opfer der Cholera geworden. Jm Laufe von 3 Tagen erkrankten in der Stadt aufs neue nur 2 Per- sonen. Eine der Cholera ähnliche Krankheit, die sich in 2 Dörfern gezeigt hatte, is gänzlich vershwunden. Jn Nifo- lajeff hat fein Todesfall mehr stattgefunden; es starben in den diese Stadt umgebenden Meiereien 3 Perjonen und 2 liegen noch frank. Jn Kinburn fann man die Krankheit als vôllig vertilgt betrachten. Eine Krankheit mit Symptomen der Cholera zeigte sh in Berislaff unter den Soldaten des -Polobfischen Jnfanterie-Regimentes ; 4 Personen starben und

6 liegen franf. Jn einem Dorfe des Kreises Bachmut im

sigen Kreise erkrankten zu gleicher Zeit in einem Dorfe 10

Malecfi und Redel eilten, sich unter. die Befehle Sr. Kaiserl.

meister Buturlin, Adjutant des Katsers, und der Staabs-Ca- .

| Frühe von Konsfkieywol auf, wo Dieselben übernachtet hatten,

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Efaterinoslaf\schen Gouvernement starben bis zum 5. Nov. 19 Personen; frank lagen noch 20. Aus 2 andern Dörfern war die Krankheit vershwunden; in einem vierten Dorfe lagen 5 Personen franf; Z waren früher gestorben. Der Zuständ von Taganrog ist vôllig zufriedenstellend. Vom 15. bis zum 18. November erkrankten in Simpheropol 6 Perso- nen mit mehr oder weniger Spuren der Cholera. Jm hie-

Personen mit verdächtigen Zeichen; 2 von ihnen sind ge- storben. M

Polen.

Warschau, 16. Dez. Aus Pukawy wird in der War- schauer Zeitu W folgendes Nähere über den ZugSr. Kais. Hoh. des Großfürsten Cesarewitsch gemeldet : „„Am Zten d. erhielten wir hier die erste Nachricht von den in Warschau vorgefallenen Ereignissen. Jn Folge dessen begab sich der Oberst-Lieutenant Pientfka sogleich nach Lublin zu den Generalen Weissenhof und Morawskfi, nachdem er das Kommando an seiner Stelle dem Capitain Rschepezki übergeben hatte. Den 4ten Mor- gens wurde der Vogt der Putawischen Gemeinde aufgefor- dert, die nôthigen Fahrzeuge zur Ueberschiffung der Russischen Truppen herbeizuschasfen und die erforderlichen Anordnungen zur Ueberfahrt- zu treffen. Man war zweifelhaft, ob man dieser Aufforderung Folge leisten oder sich nicht daran fehren solle, weil die städtische Regierung durch das Stillschweigen der oberen Behörde an diejem Ufer der Weichsel in Unge- wißheit gelassen wurde. Der Capitain Rschepezki machte Schwierigkeiten und gehorchte der Aufsorderung nicht. Un- terdessen seßte die verzögerte Rückkehr des Oberst-Lieutenants Pientfa die Einwohner von Pulawy in die größte Unruhe. Capitain Rschepezki schickte sich schon an, die Fahrzeuge auf der Weichsel zu vernichten und mit einem Artilleriepark nach Warschau zu marschiren, als Abends gegen 11 Uhr der- Oberst - Lieutenant Pientfa mit der Nachricht zurückfam, daß General Weissenhof eine Staffette erhalten habe, welche ihm den Befehl überbrachte, das Russische Heer ungehindert über die Weichsel gehen zu lassen und demselben - dabei nah Möglichkeit behülflih zu eyn. Die Artillerie-Compagnie verließ dechalb Pulawy und zog am andèrn Morgen, den öten d., bei Tagesanbruch nach Bara- now ab, als sich auch schon auf der andern Seite der Weich- sel die ersten Russischen Pifets blicfen ließen. Es sebten zu- erst die beiden Uhlanen Regimenter úber , von denen sich ein Theil nach Kasimir begab. Nachmittags folgte die erste Com- pagnie Jnfanterie, welche in ‘Putawy einrücéte. Kurz darauf fain der General Gerstenzweig bei der Fürstin Czartorysfa mit der Meldung an, daß er von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Großfürst Cesarewitsh abgesandt sey, der im Dorf Gora an der andern Seite der Weichsel stehe, um eine Schubrwoache im Palast der Fürstin aufzustellen; er erwarte in dieser Hin- sicht ihre Befehle. Die Fürstin nahm das Anerbieten mit Dank an. Als sich der General empfahl, stellte sih die Schubwache, aus 26 Grenadieren bestehend, schon in die Nebensäle des Palastes auf; im Schloßhose standen die Mu- nitions - Wagen. Den folgenden Tag gegen Mittag erschien Se. Kaiserl. Hoheit zu Pferde in Putawy und ‘stattete der Fürstin Czartorysfa einen Besuch ab. Während des übrigen Tages wurden die reitende Artillerie, die Kürassier-Regimenter und eine große Menge von Wagen und anderm uhrwerke Übergesezt. Am 7ten fuhren die Kutschen dex Fürstinnen _Lowicz und Galiczyn vor dem. Palast vorüber. Der Zug ‘wandte sich gegen Konstieywol. Den 8. Dez. seßte der Rest der Artillerie mit dem Husaren - Regiment über den Fluß. Donnerstags, den 9ten, brach Se. Kaiserl. Hoheit in aller

und nahmen Jhren Marsch auf der Straße von Brzesz- -Litewosfi durch Markuschew nah Kozk.‘/

Der Oberst Turno, welcher (wie gestern gemeldet wor- den) Se. Kaiserl. Hoheit den Großfürsten Cesarewitsch bis zur Gränze des Königreichs geleitet hat, ist gestern hierher ì rückgekehrt. ; - j

Zur Beschleunigung der Arbeiten an der Befestigung der Vorstädte Warschaus, welche zeither etwas langsam betrieben worden, hat der Diktator Chtopicki eine Proclamation an die Bewohner der Hauptstadt erlassen, worin er sie zu regerem Eifer auffordert und ihnen anbefiehlt, sich in Hinsicht der ‘Hei der Fortification zu leistenden Dienste vor dem Municipal- Rath zu melden, dessen Präsident einem Jeden seinen Posten anweisen soll. |

Durch eine Verordnung der provisorishen Regierung werden die Regeln bekannt gemacht, nah welchen sich die Reiterei des allgemeinen Aufgebots zu bilden hat. Die Zahl

wodschaften vertheile worden: Masowien soll 1414, Kalisch 1393, Augustow 1263, Lublin 1188, Ptozk 1083, Sandomir 1029, Podlachien 1013, Krakau 949 und die Stadt War- shau 305 Mann stellen. Jhre Bekleidung foll aus einem Ueberrock oder Mantel und einem Pelz, und ihre Bewass- nung-_aus einem Säbel, einer Piefe und, wo möglich , aus einem Paar Pistolen bestehen. /

Der. Municipal-Rath hat seine frühere Aufforderung er- neuert , daß alle Bürger die aus dem Zeughause entlehnten Waffen, welche Eigenthum des Staats sind, jeßt ohne Ver- zug ‘innerhalb 24 Stunden bei den Bezirks - Kommissionen wieder abliefern sollen. Auch hat derselbe Rath jeglichen

Verkauf oder jede Veräußerung von Monturen, Gewehren und

anderen Effeften, welche zu den Bedürsnissen des Heeres ge- hôren, streng verboten.

Éin hiesiges Blatt meldet, daß man in der Gegend von Czenstochau starken Kanonendonner gehört haben wolle. Es hatte sich das Gerücht verbreitet, daß sich in den Ar- tillerie-Kasernen 2 unglückliche Opfer - befänden, welche dort in unterirdischen Behäitnissen seit 8 Jahren in geheimer Ge- fangenschaft schmachteten. Nach den genauesten Nachfor- schungen hat jedoch die Kommission des Municipal - Rathes nichts entdecéen kônnen, so daß sich jenes Gerúcht als voll- fommen falsch und verleumderisch erweist. Zur Beruhigung des Publifums hat der Municipal - Rath dies öffentlich be- fannt gemacht und folgendes Schreiben beigefügt, welches denselben in dieser Beziehung von dem gefangenen Russi- schen General Essafos zugegangen ist : „„Es geht das Gerücht in Warschau, als seyen in den Kasernen der Artillerie, in welchen das Volhynische Garde-Regiment unter meinem Ober- befehl ständ, zwei in unterirdische Löcher vermauerte Gefan- gene halb verhungert gesunden und auf das Rathhaus ge- bracht worden. Dies ist eine Verleumdung, welche nicht nur meine Ehre, sondern auch meine Menschlichkeit verleßt. Sechs- zehn von feinem Makel bezeichnete Fahre meines Aufent- halts in Warschau hätten das gesammte Publikum hinlängs lich- úberzeugen tônnen, daß eine solche Grausamkeit unter meinen Augen niemals stattfinden konnte. Daher bitte ich Sie- inständigst, diese meine Erklärung durch die öffentlichen Blätter bekannt machen zu lassen.‘

Einige Truppen-Abtheilungen der Hauptstadt haben sich ohne vorherige Erlaubniß ‘nah der Kavallerie - Kasernè im Sradttheil Schulez begeben und sich dort aus eigener Macht mit Lebensmitteln verschen. Der Gouverneur von Warschau, General Schembek, hat in Folge dessen einen Befehl an die Garnison erlassen, worin er dergleichen Însuborbination streng zu ahnden droht und, den Truppen gebietet, sich wegen Ver- abreichung von Lebensmitteln an die Proviant - Kommission zu wenden, von welcher sie fúr ausgestellte Quittungen alles Nöthige empfangen sollen.

In Bezug auf eine Verordnung der provisorischen Re- gierung vom 6ten d. M. hat der Befehlshaber der in Ma- sowien zu bildenden beweglichen National - Garde, W. Do- biefi, auf Bevollmächtigung des Wojewodschafts - Präsidenten Rembilinski, die näheren Bestimmungen über das Aufgebot ‘erlassen. Lentschyza wird als Sammelplab fúr ‘die Freiwilli- gen bestimmt, welche sich wegen ihres Éintritts' bei dem Gra- fen Schierakowsfi, zu melden haben. Das Regiment der Mas- suren wird aus 4 nah dem jeßigen Kriecgsfuß gebildeten Ka- vallerie-Eecadrons bestehen. :

Die Polizei-Behöôrde hat alle Personen, von denen sie ausfindig machén . konnte, daß sie in den ersten Tagen des Volktsaufstandes an Plúnderung und Raub nur irgend Theil

enommen oder dazu behülflih gewesen sind, festnehmen lass fen und sie den Kriminal-Gerichten zur Verhängung der ih- nen gebührenden Strafe übergeben. |

Frankrei.

Deputirten-Kammer. Sißung vom 10. Dez. (Nachtrag) Folgendes ist die Rede, die der Präsident des Minister-Rathes in dieser Sißung zur Vertheidi- gung des Geseß-Entwurfes wegen Einziehung des sogenann- ten „gemeinsamen Emigranten - Entschädigungs - Fonds“ und zur Widerlegung der gegen denselben gemachten Einwenduns- gen hieit : i j /

„„¡Zweierlei Vorwürfe sind es, die man bei dieser Gelegenheit der Regierung macht: man beschuldigt sie cinrs daf sie, in- dem sie sih von einer geseßlich übernommenen Verbindlichkeit los\age, Treue und Glauben verleße; andererseits, daß sie von den Regeln einer gesunden Politik abweiche, indem sie den Staats- Kredit beeinträchtige und den Pakteihaß nähre, siatt ihn zu be-

sänftigen. Der- erste Vorwurf is seltsam. Wenn- das Minisie-

rium ein “Verdienst hat, so is cs ohne Zweifel dasjenige, daß es

aus lauter dem Lande treu érgebenen Männern besteht, dic siets

der Aushebung ist folgendermaßen auf die einzelnen Wojes

die púnftliche Vollziehung der Geseße verlangt haben und ihnen