1830 / 353 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Nach Anhôruog des obgedachten Vortrags und nah ge- nommener Etusicht der Rehnungs-Vorlagen, beschloß der Di- reftorial-Rath, in Gemeinschaft mit der Direction, eine Ge- neral;Versammlung auf den 15. Januar k. J. zuüsammenzu- berufen und in derselben auf Beibehaltung und Bestätigung der Beschlüsse der General - Versammlung vom 2.-März d. J. anzutragen. |

Nachrichten aus Köln zufolge rücken die Arbeiten zur Erweiterung dee dasigen Freihafens rash- vorwärts, so daß die Ufereinfassung und die Ausfüllung des neuen Werf- tes noch vor Ende des Jahres beendigt seyn werden. Um Fúllungs - Material zu erhalten , ist man jebt beschäftigt, die Erderhöhung des Domhofes abzutragen. Auf dem Augusti- nerplaße beginnen die Erdarbeiten zur Erbauung eines neuen Casino - Gebäudes. Jn einigen Gegenden des Kölnischen Regierungs - Bezirkes hatte sich vor kurzem das Gerücht ver- breitet, daß ein Salzmangel zu befürchten sey, und daß in Folge dessen eine Exbóbung des Salzpreises eintreten werde. Die öffentliche Widerlegung dieses Gerüchtes that gute Wir- fung, indem schon na zwei Tagen der Ändrang von Käu- fern zu den Salz- Magazinen aufhörte. Das Gerücht war, wie aus den deshalb angestellten Ermittelungen hervorgeht, bloß durch Besorgnisse wegen Salzmangels , den die Hollän- dische Blokade in den benachbarten Belgischen Provinzen er- zeugt hatte, herbeigeführt worden. Jn den lebten Tagen des Novembers ist die von Seiten des General -Profura- tors nah Achen abgeordnete Kommission, um die dortigen Unruhen zu untersuchen, nach Beendigung ihres Geschäftes hierher zurückgekehrt. Die eingezogenen Verbrecher werden vor eine, demnächst zu haltende, außerordentliche Assise ge- stellt werden.

Auf dem am áten d. M. beendigten Elisaberh-Markt zu Breslau befanden sich 1107 Feilhabende, von denen 395 aus Breslau selbst, 644 aus anderen Städten Schlesiens, 29 aus anderen Städten der Monarchie, 16 aus dem König- reiche Sachsen und 23 aus den Oesterreichischen Staaten waren.

-—— Jm verwichenen Monat November sind in Pillau 50 Schiffe eingelaufen und deren 138 von da abgesegelt; in Memei sind während jencs Zeitraums 37 Schisse angekom- men und 53 von da abgegangen.

Nekrolog.

Am bten d. M. verstarb hierselbst Herr Hugo Franz Grafvon Habfeldt-Wildenbourg-Schön stein, Königl. E Wirklicher Geheimer Rath, Ritter des großen

othen Adlèr - Ordens, auch Commandeur dés Maltheser- Ordens. Am 17. Nov. 1755 in Bonn geboren und in sei- nen jüngeren Jahren dem geistlichen Stande gewidmet, ward er Domscholaster des hohen Domstifts zu Worms, auch Dom- err zu Paderborn und Propst des Ritter-Stifts zu St.

lban in Mainz. Im- Jahre 1788 wurde der Verewigte von dem damaligen Kurfürsten von Mainz, Baron von Er- thal, als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Mi- nister an den Königl. Hofhierselbst, so wie an den damals Kur- fürstl. Sächsischen Hof zu Dresden ernañnt. Jm August des näm- lichen Jahres trat derselbe seine diplomatische Carriére an und stand nachher den beiden Gesandtschaftsposten abwech- selnd beinahe 12 Jahre lang ununterbrochen vor, während welcher Zeit er zweimal, im J. 1790 nah dem Ableben Sr. Majestät des Kaisers Joseph IL, und eben so im Jahre 1792 nach dem Tode Sr. Majestät des Kaisers Leopold I1L, von dem Kurfürsten von Mainz als Erzkanzler, mit der Denuneciations - Botschaft ‘an die beiden genannten Höfe, so wieauh nach Hannover beauftragt wurde, um die Einladung zur neuen Kaiserwahl und Krönung zu machen. Als jedoch nah dem Abschlusse des Rastadter Friedens die drei geist- lichen Kurstaaten {hon alle ihre Länder und Besibungen auf dem linfen Rheia - Ufer verloren hatten, die Kajjen der meisten Deutschen Höfe durch die Kriegsfkosten erschöpft waren und überall große Reformen und Ersparnisse“ vorge- nommen, werden mußten, fand sich der damalige Kurfürst von Mainz E BLS durch den Drang der Umstände veran- laßt, die beiden Gesandtschaften in Berlin und Dresden ganz eingehen zu lassen und den Grafen von Habfeldt von

den besagtén Höfen abzuberufen. Leßterer entschloß sich in- deß auch nah dieser Ende des Jahres 1799 erfolgten Abbe- rufung, in ruhiger Erwartung einer besseren Zukunft, einst- weilen seinen Aufenthalt“ als Privatmann in Berlin fortzu- seßen. Jm J. 1802, kurz nach dem Ableben ‘des leßten Kurfür- sten von Mainz, Baron von Erthal, wurde der Graf von Habßfeldt wieder neuerdings von dessen-Nachfolger , dem Fúrsten Primas, nachherigen Großherzog von Frankfurt, Baron v. Dalberg der in früheren Jahren als Statthalter von Erfurt und Coadjutor von Mainz der besondere Freund und Gönner des Grafen v. Haßfeldt war, als außerordentlicher Gesand- ter und bevollmächtiger Minister bei den Höfen von Berlin und Dresden ernannt und bestätigt. Gegen Ende des Jah- res 1811 fand der Großherzog von Frankfurt für gut, den Grafen von Habfeldt von den genannten Höfen abzuberufen und ihn dagegen zu dem damals besonders wichtigen und ein ganz vorzügliches Vertrauen erfordernden Posten eines außerordentlihen Gesandter an den Französischen Hof nach Paris zu ernennen; da aber die îin dieser leßten Zeit vor- herrschend gewordenen politischen Gesinnungen des Primati- schen Hofes mit den unter allen Verhältnissen treu bewahr- ten Grundsäben des Grafen von Haßfeld nicht in Einklang zu bringen waren, so schlug Lebterer diese Ernennung nah Paris sofort aus und entschloß sich ohne Weiteres , seine beiden Ge- sandtschafts- Posten in Berlin und Dresden ganz niederzule- gen , um in Zukunft als Preuße aus eigener Wahl und aus wah- rer uneigennüßiger Anhänglichkeit an den Staat, in welchem er beinahe 50 Jahre lang nach einander als Diplomat und als Privatmain zufrieden verlebt hatte, die leßten Tage sei-

ner icdishen Laufbahn fern vom Weltgetümmel und in dem

engern Zirkel seiner wenigen ihm noch übrig gebliebenen ihn um desto schmerzlicher vermissenden alten Freunde in Berlin ruhig zu beschließen. Ein schôdnes durch Kunst und Literatur reih ausgebildetes Talent erwarb dem Verewigten von dem Augenblicke seines Erscheinens in Berlin ab das ungeheuchelte Wohlwollen der höheren Gesellschaft und machte ihn zu einer der Zierden derselben, so wie er sich durch seine edle Gesin- nung und die Festigkeit seines Charakters die dauernde Zunei- gung aller derer zu sichern wußte, ‘mit denen er einmal in Verhältnisse getreten ivar. N

Königliche Schauspiele.

Montag, 20. Dez. Jm Schauspielhause: Die Ahnfrau, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Grillparzer. s

Jn Potsdam: Der Fremde, Lustspiel in 5 Abtheilungen, von Jffland.

Dienstag, 21. Dez. Im Opernhause: Fra Diavolo, Oper in 3 Abtheilungen, Musik von Auber.

Im Schauspielhause: Französische Vorstellung.

Königstädtisches Theater. Montag, 20. Dez. Der Diamant des Geíisterkdnigs,

Zauberspiel in 2 Aften. Dieastag, 21. Dez. Fra Diavolo, oder: Das Wirths- haus zu Terracina, komische Oper in 3 Aften; Musik von

Auber.

Auswärtige Börsen. i __ Amsterdam, 14 Dezember. Niederl. wirkl. Schuld 393. Kanz-Billets 157. Oesterr. 5proc. Metall. 843. Russ. Engl. Anl. 83.

Hamburg, 17. Dezember. Oesterr. 5proc. Metall. §83. Bank-Actien 940. Engl. Russ. Anl. 814. Rass. Anl Hamb. Cert. 804. Gproc. Pap. Insc. —. Poln. 82. Dän. 54.

St. F SOMSAREL, 10. Dezember. Hambaorg 3 Mon. 942... Silber-Rubel 3714 Kop.

Wien, 14. Dezember. 5proe. Metall. 8977. 4proc. 795. 1proc. —. Fl, 166. Part.-Oblig. 116. Bank-Actien 1010.

Loose zu 100

+7 E r

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Redacteur Fohn. Mitredacteur Cottel.

Î

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

fei

Berlin, Dienstag

353.

1830.

den 21îan Dezember

Beini Ablaufe des Quartals wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Bestellungen auf diese Zei-

tung, aber: bei: dent auf’ Zwei Thaler Vorabend - seines

Königl. -Post-Aemtern zu

j ie erforderliche Stärke der Auflage für das kommen S M bis spätesiens den 31sten dieses Monats an uns gelangen zu lassen,

Jnteressenten sih selbs

bitten, die Bestellungen widrigenfalls es die

Pränumeration, hier am Orte bei der Redaction (Mohr e LMTE machen sind, und daß der Preis für Preuß. Courant vierteljährlich festgesest ist, wofür den hiesigen Abonnenten das Blatt am Datums durch die Stadt-Post frei ins Haus gesandt wird.

(Mohrenstraße Nr. 34.), in den Provinzen den ganzen Umfang der Monarchie

de Vierteljahr abmessen zu können, müssen wir

zuzuschreiben haben, wenn die Zusen-

dung des Blattes eine Ünterbrechung erleidet und nicht sämmtliche Nummern vom Anfang

des Quartals an nachgeliefert

n A 4 L erer:

“Amtliche Nachrichten. Kronik! des Tages.

Des: Königs: Majestät : haben Allergnädigst geruht , den feitherigen Regierungs - Präsidenten Flottwel zu Marien-

werder zum Öber - Präfidenten der Provinz Posen JIL. ers

nente t L an E ua Mea tit dh nen. otirgs Majejrat haben den Oberlandes-Gerichts- Asrcssor Rein c zum Regierungsrath und Stempel-Fisfal bei der Provinzial-Steuer-Direction in Breslau zu ernennen

geruht.

ck

Bekanntmachung.

Nachdem die durch unsere Bekanntmachung vom Zten-d. M. (Staats-Zeitung Nr. 339) auf heute anberaumt gewe}ene Verloosung der am 1. April 18331 durch baare Auszahlung zum Nennwerthe zu tilgenden Obligationen aus der im Jahre 1818 bei dem Handlungshause N. M. von Rothschild zu Lon- don geschlossenen sproc. Anleihe stattgefunden hat, bringen wir die in der besonderen Beilage vom heutigen Tage *) näher bezeichneten Nummern der gezogenen Obligationen äber die Summe von- 400,000 Pfd. Sterl. hierdurch zur öffentlichen Kenntniß mit dern Beifügen, daß die Jnhaber dieser Obliga- tionen diese leßteren mit sämmtlichen vom 1. April 1831 ab laufenden Zins-Coupons bei dem gedachten Hantlungshause N. M. vou Rothschild zu London einzureichen und die Ka- pital-Valuta sowohl als die bis dahin fällig gewordenen Zin- sen bei demselben in Empfang zu nehmen haben werden.

Da nach §. 13 des Anleihe- Kontrakts vom 31. März 41818 die weitere Verzinsung der gezogenen Obligationen vom 1. April 1831 ab zum Besten des Tilgungsfonds aufhört ; so wird fúr jeden bei der Realisirung einer diejer ‘Obligatio- nen mit derselben nicht eingelieferten dazu“ gehörigen Cou- pon, über einen erst nach dém 1. April 1831 ablaufenden Zins-Termin,„ sein Geldbetrag von der Kapital Valuta der Obligationen inne behalten werden. ae

Uebrigens enthält das oben allegirte beiliegende Verzeich- niß zugleich auch die Nummern von außerdem noch zur Til- gung kommenden 350,000 Pfd. Sterl. in dergleichen :Obliga- tionen, welche bis jeßt nicht gekündigt, von dem genannten Handlungshause aber eingeliefert werden ; mit Einschluß der- selben werden demnach am 1. April 1831 von der in Rede stehenden Anleihe 750,000 Pfd. Sterl. abgeführt.

Berlin, den 10. Dezember 1830.

Haupt - Verwaltung der Staats - Schulden.

Rother. v. Schüße. Beelik. Deeb. v. Rochow.

‘*) Unseren auswärtigen Abonnenten wird diese Beilage mit der Post besonders zugefertigt werden.

werden föônnen.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland,

Frankrei.

P asis, 13. Dez. Se. Majestät haben den ehemaligen *csten Adjutatiten des Marschalls Ney, Herrn Heimès, cinen A ältesten Obersten der Armee, zum General-Major be-

rdert. ; Das Journal des Débats will wissen, daß der Herzog von Mortemart sih in einigen Tagen mit einer au- ßerordeatlichen Mission nah St. Petersburg begeben werde.

Auf den Antrag des See-Ministers hat der König eine Verordnung erlassen, wonach die in den Häfen und See- Arsenälen beschäftigten Arbeiter künftig eine militairische Or- ganisation erhalten sollen. Dem zufolge werden diese Arbei- ter, so wie die nicht inforporirten Matrosen zwischen 20 und 60 Jahren, in Compagnieen eingetheilt, wovon eine jede aus 1 Hauptmann, 1 Lieutenant, 1 Feldwebel, 6 Sergeanten, 12 Korvorälen, 2 Tambours und, je nach den Bedürfnissen, aus 144 bis 216 Mann bestehen soll. Jm Ganzen soll es 54 solcher Compagnieen geben, wovon 8 auf Cherbourg, 1 auf Se. Servant, 18 auf Brest, 6 auf Lorient, 6 auf Rochefort, 1 auf Bayonne and 14 auf Toulon kommen. Diese 54 Compagnicen bilden wiederum 7 Bataillone, wovon ein jedes unter dem Ober-Befehle eines Fregatten: Capitains oder eines Marine - Jngenieurs steht. Die angestellten Arbeiter und Matrosen müssen nöthigenfalls auch in den Häfen und Ar- jenálen den Weachtdienst mit Übernehmen. Zu den Waffen- Uebungen sollen vorzugsweise diejenigen Tage gewählt wer- den, an welchen die Werkstätten geschlossen sind. Zu einem ihrem Tages-Erwerbe gleichkommenden Solde sind die Arbei- ter jedoch uur berechtigt, wenn sie an Wochentagen den Mií-- litairdienst verschen müssen; an Sonn- und Festtagen haben sie auf einen solchen feinen Anspruch. Den Ober: Befehl in den funf großen Häfen hat der jedesmalige Major - Général von der Marine.

Sämmtliche hiesige Blätter berichten heute über das ge: stern stattgefundene Leichenbegängniß Benjamin Constants. Vom frúhen Morgen an war ein großer Theil der Bewoh- ner der Hauptstadt in Bewegung und füllte die Straße An- jou St. Hönoré, wo der Verstorbene wohnte , „so- wie die ganze Umgegend. Um 113 Uhr seßte sich der Leichenzug in Bewegung; er wurde von mehreren Detaschernents des Hu- saren-Regiments Orleans erôffnet, denen die Municipal-Garde- - die National-Garde zu Pferde, die Artillerie und dite sechs ersten Legionen der National-Garde zu Fuß, lebtere mit ge- dámpften Trommeln und ‘umflorten Fahnen, so wie die Jn- validen ‘und Truppentheile der “hiesigen Garnison folgten ; dann kamen Deputationen der medizinischen, der Rechts-- der Handels - und der polytechnishen Schule, der Stadtrath, den Präfekten des Seine-Departements an der Spike u. s. w.

Eine Deputation der Elsasser mit einer besonderen Fahne