1830 / 354 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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fhweigungen der verurtheilten Frauenzimmer konnten mehr oder | weniger wahrscheinliche Vermuthungen über das Vorhandenseyn ger Agenten erwecken, die, wenn cs gelenge sie zu ent- ecken, endlich den wahren Charakter dieser randftiftungen ent- üllen würden. Man durfte hoffen, daß diese verurtheilten rauenzimmer, wenn sie ers nach Paris gebracht und von dem influfse befreit seyn würden, der die vollständige Ausfage der Wahrheit etwa verhindern möchte, leichter zum Geständnisse ge- bracht werden würden. Sie wurden daher hierher transportirt und vor die Kommission gestellt. Obgleich diese Maaßregel zu gar keinem Resultat geführt hat, so ist dennoch nöthig, Fhnen Uber jeden der Prozesse, welche die Veranlassung dazu gaben, einige Worte zu sagen. : i Der erste Prozeß betrifft das Fraucnzimmer Marie Pauline, die wegen einer am 26. Mai in dem Dorfe Saint - Martin - de- Salleu, im Bezirk von Caen, verübten Brandstiftung zum. Tode verurtheilt worden ist. Die Verurthcilung gründet sich nur auf eine, die Anklage aber auf zwet verschiedene Brandstiftungen, von denen die ersie am 24. Mai, die andere am 2ssen stattge- funden hatte; die erstere hatte traurige, die leßtere gar keine Fol- en. Beide waren gewissermaßen von der Pauline vorher ver- ündigt worden. Die Hast, mit der sie im Dorfe Lärm machte, ihre Gegenwart an Ort und Stelle, ihre Reden, so wie ihr gan- zes Benehmen, bezeichneten ste bei beiden Brandstiftungen als ie Schuldige; nur die eine aber bekannte sie und wurde hin- sichtlich der andern von der Jury freigesprochen. Fhren Gesiänd- nissen, die ziemlich spät kamen, war eine Auklage gegen einen sp ter für unschuldig befundenen Nachbar vorausgegangen; sie egleitete dieselben mit einer höchst unwahrscheinlichen Geschichte. | Nach ihrer Aussage wollte nämlich Pauline durch die .Drohun- gen und Versprechungen eines Unbekannten zum Verbrechen ge- trieben worden seyn. Da ihre Angaben Über diesen Unbekatin- ten einigen Verdacht gegen die Domestiken cines in der Nähe wohnenden Generals erweckten, so beeilte sich Pauline, die von diesem Verdachte , wie es scheint , unterrichtet worden war, Gutarsagent daß in der That ein Domestik, aus diesem Hause ihr Versprehungen gemacht habe; sie nannte ihn nicht, ah aber sein Signalement, und dieses stimmte mit dem, welches fie ee von dem Unbekannten gegeben, nicht überein. Er war Übrigens nah ihrer Aussage nicht der einzige, der sic zum Ver- brechen getrieben; noch drei andere FJndividuen sollten ihr An- träge gemacht und brennende Lunten gegeben haben. Aber ihre Aussagen widersprachen sich, die Fisiruction ergab den völligen Ungrund derselben; das Feuer war mit einer einfachen Kohle an- gelegt worden. Der Betrug war augenscheinlich, und sie wurde verurtheilt. Tages darauf, geschah eine neue Aussage von ihrer Seite; außer den von ihr M gegebenen Individuen sollte ihr noch ein Mann, mit dem sie im Konkubinat lebte, Anweisungen gege- ben haben. Bei der Untersuchung erwies sich aber auch diese Aussage als falsh. Nach Paris gebracht und von uns befragt, hat sie keine cinaige zum Ziele führende Aussage gethan, sondern hren früheren Widersprüchen noch i na hinzugefügt. Der einzige Eindruck, den diese Angelegenheit machen kann, is der Ekel, den die Lügett cines, wie es selbs gesteht , scit der zartesten Jugend durch die Gewbhnung an ein ererbtes Laster verderbten Abg dadurch zum Verbrechen vorbereiteten Frauenzimmers etn- Abßen. | i Einen atidern Charakter bieten die Verbrechen dar, deren die Bourdeaux, die zweite der vor derKommission erschienenen Brand- flifterinnen, angeklagt ist. Sieben Mal hat sïe in dem Dorfe Cre- moy, wo sie wohnte, Feuer angelegt, und zwar dreimal im Hause ihrer eigenen Mutter, das zulegt in Asche gelegt wurde. Und dennoch war dieses Mädchen noch nicht 16 Fahr alt; nur ihrer Ingend wegen ist sie bloß zur Haft in einer Besscrungs-Anftalt verurtheilt worden. Was war ihr Beweggrund? War ihr Ver- brechen dic Colge einer unerklärlichen S oder muß es \chändlichen Eingebungen zugeschrieben werden ? Ueber diese Frage hatte die Untersuchuug kein Licht verbreitet. Zwei Monate wa- ren seit ihrer Verurtheilung verflossen, ohne daß sich ein neuer Aufschluß ergeben hätte, als zwet threr Oheime sic im Gefäng- nisse A ie befragen sie, und vielleicht unwillkührlich dem Einflusse einer in der Gegend geltenden Meinung nachgebend, orfes fîc zum Verbrechen getrieben habe? Sie geht darauf ein und sag“, die er- fien Anreizungen des Pfarrers hätten schon vor zwei Fahren statt- efunden. Sie. bestät qt diese Aussage im Verbdre und behaup-

verlangen sie zu wissen, ob nicht der Ie des

t sie“ anfangs auch bet der Konfrontirung mit dem Pfarrer; einige mit Ruhe an sie gerichtete Fragen dieses Geistlichen bringen e aber davon zurüdck, und sie widerruft alles Gesagte: später be- arrt sie bei diesem Widerrufe auch in Abwesenbeit des Pfar- rers. Jm lehten Verhdre aber kommt se auf die Anklage zu- rúck und behauptet sie n sie dessen , den sie beschuldigt; Übrigens soll nicht der Pfarrer allein sie verleitet , sondern ein unbekannter Bettler se mehrmals orm haben. Fhre Aussa- gen stimmen keinesweges unter sich Überein; ste weichen hinsicht- ich der Zeit, des Orts und der Gespräche von einander ab. Die Kommission hat nur wenig Worte, die eine Anklage gegen den Pfarrer’ enthalten, daraus entnehmen kdnnen, und dié Üntersu- chung hat keine von ihnen bestätigt. icjienige unter den drei Verurtheilten, die die meiste Theil- nahme einflôßt, und deren Aussagen dennoch am wenigsten ein Ergebniß versprechen, ist die JFoscphine Bailleul. Nur eine Brandstiftung ift ihr Schuld gegeben, und sle bckennt dieselbe; fle hat in dem Hause ihrer eigenen Herrin Feuer angelegt. Auth

fie sagt aus, ein Unbekannter habe ihr Geld gegeben und fie im Falle der Weigerung mit dem Tode bedroht. q iese von fe in den verschiedenen Verhdren bald zurückgenommiene , bald wieder- holte E ist um so unwahrscheinlicher, als die Versprechun- en und Orohungen guf der Straße und am Morgen der euersbruns selbs an sie gerichtet worden A ollen. Ein an- derer viel wahrscheinlicherer Aufschluß ergiebt sich auf den ersten Blick aus der Fnftruction. Die Bailleul is von cinem ange- nehmen Aeußern; aus der Untersuchung erhellt, daß sie mit dem Stiefsohne des Besißers des Hauses, wo sie wohnte, in einer nicht firafdaren, aber vertrauten Verbindung ftand. Dieses Haus sollte niedergerissen und an seiner Stelle cin Kaffeehaus erbaut werden, wo der junge Mann sich etabliren wollte. Das cinzige entgegenstehende Hinderniß war der bestehende Pacht - Kontrakt ; das Haus war ohnehin versichert. Vielleicht hatte der Plan einer Verbindung mit dem einzigen Manne, den sie sah, in ihrer lehhaften Einbildungskraft und ihrem einfachen Herzen Wurzel gefaßt. Konnte dieser E nicht auf den Gedanken führen, den erwünschten Au- cnblick durch cin Mittel zu beschleunigen, das, wie sie glaubte,

lemanden Nachtheil brachte? Auf solche Weise ließe sich das Verbrechen der Bailleul ohne Annahme eines äußern Einflusses auf sie erklären. Diese Ansicht scheint bei der Untersuchung nicht vorgeherrscht zu- haben; man erwartete neue Geständnisse. Die Bailleul, in welche bei den Verhandlungen lebhaft gedrungen wurde, schicn einen Augenblick bereit, sich auszusprechen, aber ihre außerordentliche Aufregung führte eine heftige Krisis herbei, die sich mit folgenden an ihren Vertheidiger gerichteten Worten [ loß: ¿Lassen Sie mich licber verurtheilt werden.// Dies ge- chah auch; aber die durch diese Scene erregte Theilnahme gab

zu tausend Vermuthungen Anlaß. Die Bailleul erhielt eine Mil-

derung der Strafe, aber weder dics, noch die wicderholten Bit- ten FJhrer Kommission, haben et\oas aus ihr herausgebracht, und das Gericht bleibt in Zweifel darüber, ob das Schweigen dieser Unglücklichen der Furcht, die ihr Schuldige von hohem Stande eingeflößt, oder der Besorgniß zugeschrieben werden muß, durch vollftändigere Geständnisse den Gegenstand einer geheimen Nei= gung in Gefahr zu bringen. A

Wir haben dem Gerichtshofe noch über eine dritte Angele- genheit zu berichten, die mehr durch. die Oeffentlichkeit, dic sie erhalten, als durch ihre Wichtigkeit cine bestimmte Erklärung er- fordert. Der 32 Jahr alte Karl Theodor Berrié, der bereits im Jahre 1824 zu 15monatlichem Gefängniß verurtheilt worden, wurde im Jahre 1826 wege Diebftahls kondemnirt- Fn Bicetre, wo er seh

s neue zu 2jährige (l i „er sch Strafe absaß, durch seine einnehmende Scheinheciligkeit das Vertraue fängniß-Vorsteher zu gewinnen und die Theilnahme des sts

niers, so wie einiger auswärtigen Geistlichen, ju erregen, welche die Gefangenen unterrichteten. Als es ihm gelang, noch vor Ab- lauf seiner Strafzeit ganz begnadigt zu werden, kehrte er sogleich zu feinen verbrecherischen Gewohnheiten zurück und saß, mehre-

rer schwerer Vergchen angeklagt, im Gefängniß zu Toulouse,

gls der große Prozeß, der Sie jeßt beschäftigt, und die Brand- Men, die von einigen damit in Verbindung gebracht wur- den, thm als ein. günftiger Umstand erschienen, seine nahe bevor- flehende Verurthellung zu verzögern und entweder eine Milde- rung seiner Strafe oder e zum Entweichen zu erlan- en. Er ersann sogleich cine Fabel und verwebte in dieselbe, um ie wahrscheinlich zu machen, alle Namen, die er durch seine Ver- bindungen tn Bicectre und durch die Zeitungen. kennen gelerut hatte. Er schrieb, er habe Aussagen zu thun, und erklärte vor- Gericht, er sey für die Organisirung der Brandstiftungen als Werkzeug gebraucht worden. Gelder, geheimnißvolle Briefe seyen thm anverkxagut worden; er habe die Häupter des Komplotte2 ge- sehen. Herr von Polignac selbs, von dem er übrigens ein Sîg- nalement gicbt, das mit dem des ehemaligen Premier - Ministers ar nicht - Übereinstimmt soll {ch ihm rúckhaltlos anvertraut aben. Eine Art von freiem Geleitschein, von der Hand dieses Ministers ausgefertigt, befindet sich angeblich unter den Papieren, die Berrié in Bordeaux zurückgelassen haben will; diese Papiere sollen die wichtigsten Angaben enthalten; er will sie abex nur nach der erhaltenen Zusicherung ciner Milderung seiner Strafe ausliefern. Auf Beschl der Kommission 40d er sogleih na Paris gebracht ; er bestätigt und spinnt seine iten lagen no weiter aus. Aber diese Papiere, durh di&allein jene Aussagen bekräftigt werden können, will er nur gege ausgedehnte Zusiche- rungen ausliefern; diese werden ihm für den Fall gegeben , daß seine Aussagen si als wahr beweisen sollten. Hierauf, nennt er die Person, in deren Hände er jene wichtigen - Aktenstücke nicder- gelegt haben will, weicht jedoch in ber Angabe der Adresse erselben täglich ab. Aus den in den beiden von ihm angegebe- nen Häusern angestellten Untersuchungen hat - sich ergeben, da die von Berrié bezeichnete Person dort völlig unbekannt ist. Au alle andern Punkte der Aussage erwiesen sih als Lügen. Hätte es sich um eine Berger wichtige Sache gehandelt, so würde ein solcher Nebenpunkt ohne weitere Prüfung beseitigt worden seyn; besser aber is es, daß dies erst nach einer vollständigen Untersu- igs Umstände geschieht. ies ist, m. H., das Ergebniß der Arbeit, die Jhre Kom- mission in Betreff der Brandstiftungen unternommen hat; sie wollte Fhnen nicht eine vollständige Geschichte dieses noch -jebt fortdauernden Unheils geben, sondern hatte sih nur mit den Beziehungen zu beschäftigen, worin dasselbe zu' den angeklagten

Beilage

2757 Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung ffÆ 354.

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Ministern stehen konnte. Darauf beschränfte sich der Auftrag Fhrer Kommission. Jndem ich diesen Theil unserer Arbeit ließe, wird es demicnigen, der von Fhnen den Auftrag er- ielt , den gegenwärtigen Bericht abzuflatten, vergönnt seyn, u sagen, daß er zwölf Jahre mit dem Justiz - Manne zu- \ammen gelebt hat, der beim Ausbruche der ersten Feucrs- brünste das Staatssiegel führte. Herrn von Courvoisier hätte man nicht wagen dürfen, das Verbrechen als Mittel für den Sieg ciner politischen Partei in Vorschlag ju bringen. Sein edler Unwille würde den Elenden, der ihm diesen Antrag gemacht, vernichtet haben. Zum Unglück für ihn besiegte man seinen Wi- derstand, in das Ministerium vom 8. August einzutreten; aber diejenigen, dic ihn kannten, wissen, daß er als gufrichtigee An- hänger der dentlichen Freiheiten, die er lange Zeit von der Red- nerbühne herab verthetdigt hatte, nur aus edlen Gefinnungen und in der Hoffnung nachgab, das Gewitter, das er Über uns heranzichen sah, zu beschwören. Als diese Hoffnung verschwand, trat er in das Privatleben zurück. Auch sey es Jhrem Bericht-Er- fiatter, als gewesenem ersten Präsidenten des Königl. Gerichtshofes zu Lyon, dessen Mitglied Hr. v. Chantelauze war, erlaubt, dessen Eigen- schaften als Privatmanns, so wie seiner Unbescholtenheit als Fustiz- Beamten, Anerkennung zu zollen; diese Unbescholtenheit erwarb ihm das Vertrauen und die Achtung derer, deren Rechte und Fnteressen er abzuwägen und zu erörtern hatte; sie findet sich anz in der Fhnen vorgelegten Korrespondenz wieder. Jch war en Herren von Courvoisier und von Chantelauze diescs dfent- liche Zeugniß schuldig, dem meine langjährigen Verbindungen mit ihnen vielleicht einiges Gewicht verleihen. Sind die Brand- stiftungen, die noch iebt Frankreich verheeren, das Resultat cines abscheulichen Komplotts, so wollen wir hoffen, daß es endlich aufgedeckt werden wird. Die Regierung verdoppelt ihren Eifer, um den Faden dieser furchtbaren Umtriebe aufzufinden, und wir dürfen von ihren Bemühungen Alles erwarten. Für heute aber

möge die Aeußerung gera daß nichts darauf hindeutet, daß

er vorigen Regierung diese Komplotte ge- faßt oder unterstüßt habe, und daß also aus der Reihe der ih- nen Schuld gegebenen VEgehen Alles, was auf diese entsetlichen Verbrechen Bezug hat,- entfernt werden muß.

(Schluß folgt.)

Großbritanien und Jrland.

London, 11. Dez. Die Hof-Zeitung meldet nuün- mehr die Ernennung des Viscount Granville zum Königlich Großbritanischen Botschafter bei Sr. Majestät dein Könige der Franzosen.

In- der gesirigen Sißung des Uuterhauses wurden auch noch, auf den Antrag des Kanzlers der Schaßkammer, 100,000 ‘Pfd. auf Rechnung der Civil-Liste und 950,000 Pfd. zur Verzinsung der Schabßkammer- Scheine für das laufende Jahr bewilligt. Ueber beide Bewilligungen fand keine Dis- kussion statt. Die Regentschafts-Bill ging sodann durch den Ausschuß, und wurde, auf den Antrag des Herrn O’ Con- nell, siatt des Wortes „„Papistish// überall „„Römisch- Ka- tholish‘/ geseßt.

Gestern hatten die Repräsentantea der großen Mächte ¿m auswärtigen Amte eine Konferenz über die Belgischen Angelegenheiten, die über 37 Stunde dauerte; Nachmittags fand ein Kabinets-Rath statt.

Heute, morgen und am nächsten Donnerstage wird der Lord - Kanzler große Mittagsmahle in seiner Wohnung geben. Das Kabinets - Diner des Lord Melbourne wird am fommen- den Mittwoch stattfinden. j

Man will wissen, Lord Lyndhurst habe das Amt eines ersten Barons der Schaßkammer in Stelle des Sir W. Alexander angenommen, dem man die Pairswürde und einen Si6 im Oberhause bestimmt.

In einem hiesigen Blatte (the Post) heißt es: „Wir hdren, der ehemalige Minister des Junnern sey volllommen Überzeugt, daß die Brandstiftungen und Unruhen im. Lande von’ denselben Judividuen herrühren, welche die Volks - Be- wegungen in Paris während der 3 Tage veranlaßten und die später mit ähnlichen Bemühungen in Brüssel, und in London ungefähr am 9. Nov., châtig auftraten.‘ Auf diese Aeußerung bemerkt der Courier: „Wir glauben nicht, daß der ehemalige Minister eine solche Ueberzeugung hatte ; ‘sollte es aber der Fall seyn, so würden wir es natürlich jeltsam finden, daß man feine kräftigen Gegen - Maaßregeln traf. Die Wahrheit indessen ist, daß Sir- R. Peel keine zuverläs: sige Nachricht erwähnter Art erhalten hat, und wir fönnen versichern, daß, als er aus dem Ministerium schied, dort nicht ein einziges Aktenstück vorhanden war, das die Behauptung unseres Kollegen rechtfertigen fönnte. Die mit den Brandstiftun- gen in Frankreich und England verknüpften Umstände sind noch

cines der Mitglieder

mit einem geheimnißvollen Schleier bedeckt; wahrscheinlich aber ist das Elend der unteren Klassen nicht die einzige und un- mittelbare Veranlassung derselben ; wir glauben im Gegen- theil, daß sie häufig einer gewissen Neigung roher Menschen, Bôses zu thun, und theilweise vielleiht einem beklagenswer- then Geiste der Nachahmung einer absoluten Manie zuzuschreiben sind, tie wir zwar nicht begreifen, von deren Daseyn indessen, wenn man den Pariser Aerzten Glau- ben beimessen will, die erschreckendste Gewißheir vorhan- den is, Wir lasen nämli in einem chreiben aus Paris, daß mehrere der ersien dortigen Aerzte in ei- ner zur Untersuchung der Ursachen der Brandstiftungen gehaltenen Versammlung und nah Verlesung mehrerer Zeu- gen - Aussagen einstimmig dahin übereingekommen sind, daß man sich diese Brandstiftungen nicht anders als durch das Vorhandenseyn einer Nachahmungs : Manie erftláren fönne. Bei uns har man bemerkt, daß Morde und Selbstmorde sich mit beflagenswerther Schnelle folgten; ist das wahr, so fönnte man sagen, daß, wenn es eine Nachahmungs-Maunie für eine Art von Verbrechen gäbe, sie auch bei anderen stattfinden könne. Einer solhen Manie indessen muß Einhalt gethan werden, und unserer Meinung nach kann das nur geschehen, wenn man Personen, die sich in diéser ihrer Krankheit eines Verbrechens s{huldig machten, als Kapital - Verbrecher behan- delt und bestraft.‘ :

Es ist beschlossen worden, jedes Regiment Königl. Trup- pen bis auf 740 Mann (den kompletten Stand) zu bringen; die dazu erforderlichen Maaßregeln sind bereits Bco Hen wor- den. Bisher zählte jedes Regiment nur 660 Mann. Die Ver- mehrung der Armee, welche auf diese Weise 6000 Mann betra- gen würde, ijt, wie man glaubt, durch die in mehreren Bezir- fen herrschenden Unruhen veranlaßt worden.

Lord Cochrane, der vor furzem aus Paris hier eintraf, beobachtete während seines hiesigen Aufenthaltes das strengste Inkognito ; er hatte, wie es heißt, wichtige Geschäfte und ist bereits wieder nach Paris zurückgekehrt.

Der hiesige Agent Dom Miguels hat einen Versuch ge- macht, das freunòschaftliche Verhäitniß zu erneuern, das zwi- schen ihm und dem auswärtigen Amte stattfand, als es noch unter der Leitung des Grafe von Aberdeen fand; dieser Versuch ist jedoch, wie das Ho f- Journal bemerft, fruchtlos gewejen.

Der Mexikanische Gesandte, Herr von Gorostiza, ist im Begriff, mit besonderen Aufcrägen seiner Regierung nach Paris zu reisen, und wird sich später, wie man sagt, nach Brüssel begeben.

Niedetiande.

Aus dem Haag, 15. Dez. Jm Journal de la Haye liest man: „General Bylandt beschwert sich darüber, daß man ihn im Verdacht habe, nicht alle möglichen Mittel in Anwendung gebracht zu haben, um die ersten Volfsbewe- gungen in Brüssel (wo der General bekanntlich beim Aus- bruhe der Empôrung den Militair - Befehl fühcte) zu unter- drücken. Er hat Se. Majestät den König gebeten, ihn durch cine Verfügung rechtfertigen zu wolleu oder ihn zu ermächti- gen, diese Rechtfertigung selbst vor einem. hohen Kriegsgericht zu bewirken. Es ist dem General gestattet worden, das Leb- tere thun zu dürfen.‘/ . |

Aus dem Haag, 16. Dez. Der Niederländi- sche Botschafter zu Konstantinopel, Baron von Zuylen von Nyeveld, der seit mehreren Monaten hier ift, begiebt sich mit Aufträgen des Königs nach London ; es heißt, daß er der dor- tigen Konferenz als 2er Bevollmächtigter Sr. Majestät bei- wohnen wird. Der Herzog Bernard von Sachsen-Weimar befindet sich seit 14 Tagen im Haag und sieht einer neuen Anstellung bei der Armee entgegen, da das unter seinem Bez fehle gestandene Corps , seit der Expedition von Mastricht, wieder nah Nord - Brabant zurückgekehrt und unter das Kommando des General-Lieutenants van Geen gestellt ist. Es befinden sich gegenwärtig noch 121 Offiziere und 1450 Un- ter-Offiziere und Gemeine der Niederländischen Armee in Bel- gischer Gefangenschaft ; mit Ausnahme einiger Einzelnen, die wirklich im Kampfe gefangen genommen worden, sind die an- deren eigentlih nur durch Verrath in die Hände ihrer Feinde gerathen; denn die Festungen Mons (Bergen ), Tournay, Ath, Venloo u. a. m. wären nie in die Hände der Belgier gerathén, wenn die in der Niederländischen Armee dienenden Belgier und die Bürger nicht mit großer Uebermacht über die