1830 / 359 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 28 Dec 1830 18:00:01 GMT) scan diff

D I M A A Ee FPPUA Nat «e S Ae E E A R atis I LLDL R 1 un BLIE O I B 1 A A: 29 M10) 2/SUIA

2798

Besorgnisse vershwanden, als ich um 1:3 Uhr von einer Person, Ne (9 L V , das dffentlihe Jnteresse mit dem unsers unglúcklichen Freundes in Einklang bringen wollte, einen Brief erhielt, worin dic Hoffnung ausgesprochen wurde, mein Be- such in den Tuilerieen werde nicht erfolglos seyn. Jch begab mi sogleich mit meinem Sohne nah dem Schlosse, wo ich um 2 ühr ankam. Die Adjutanten des Marschalls beseitigten bereitwillig alle Hindernisse, die es mir unter solchen Umständen vielleicht unmöglich gemacht haben würden, bts zu thm zu dringen ; ihre Gefühle stimmfken mit den meinigen zu sehr Úverein, als daß ste meine Ankunft nicht mit Vergnügen hâtten schen sollen. Leider waren auch andere Pecsonen da, die nicht Militairs wa- ren und von andern Gesinnungen beseelt zu seyn schienen; unter andern traf ih einen Beamten des Ministeriums der auswärtt- gen Angelegenheiten und sogar Zeitungs-Redacteure. Der

Marschall empfing mich in dem nach dem Caroussel-Play zu lie--

genden Saale; ich ging sogleich in den Gegenstand ein, sprach sowohl in meinem Namen, als in dem seiner besten Freunde, und versuchte ihn zu überzeugen, daß das Princip passiven Gchor- sams auf einen Marschall von Frankreich, zumal în Zeiten einer Revolution, keinen Bezug haben kdnne; euditch {lug ich ihm vor, sogleich nach St. Cloud zu gehen und dem Könige zu ertlären, es sey ihm unmöglich, den Ober-Befehl Über die Truppen zu behalten, wenn die Verordnungen nicht zurückgenommen und die Minister nicht entlassen würden. Diese doppelte Maaßregel werde dem Kampfe ein Ziel seßen, denn am 28. Fuli um 2Uhr Nachmit- tags war einer jener schnell vorübergehenden Augenblicke einge - treten, wo jede Partei viel zu en glauten kann, wenn „|te der andern Partei große Zugeständnisse macht. Dev Marschall ließ mich ausreden, ih bemerkte aber in seiner ganzen Haltung ein augenscheinliches Mißbchagen ; seine Ansichten über die Verordnun- gen waren dieselben, wie- früher; der Schritt, zu dem ih ihm ricth, erschien ihm als gerecht, aber einem aus den militgirischen Gewohnheiten entstandenen unerklärlichen Gefühle zufolge, glaubte er, der Augenblick, diesen Schritt zu thun, sey noch nicht gekóm- men. Ein Marschall von Frankreich, ein alter Soldat, durfte/ seiner Ansicht nach, keine Zugeständnisse vorschlagen, so lange der Kampf noch unentschieden sey. Jch versuchte, thm darzuthun, daß, wenn er siege, die Minisier allmächtig und sein Schritt nes seyn würde. Jch glaubte schon einige Fortschritte bei hm zu machen, als cin Umstand dic Gefühle der militairischen Ehre in ihm erweckte. Ein als Bürger verkleideter Adjutant des General Quinfonnas kam mit der Nachricht, dieser Genecal könne sih mit 2 Kanonen und cinem Bataillon auf deim Plaße des Fnnocens nicht mehr halten. Dadurch verlor ich viel Ter- rain; ich nahm dennoch das Gespräch wicder auf und sagte, man müsse den Widerstand cines für seine verleßten Rechte kämpfen- den Volkes nicht mit einem gewöhnlichen Feinde R NLE aue neuer Umstand trat ein; die Herren Lasitte, von Gerard, von Lobau, Casimir Perier und Maúguín wurden angemeldet. Fch begab mich mit den Offizieren in das Billard-Zimmer, wo ih er- fuhr, daß die Minister fich in einem angränzenden Saale befän- den: vier derselben, die Herren von Polignac, von Haussez, von Guernon-Ranville und Montbel, die ih noch nicht kannte, war- den mir von einem Adjutanten des Marschalls , Herrn von la Rue, gezeigt. Die Deputirten gingen bald fort; die ganze Zeit

- des Marschalls wurde auf Anhdrung der Stabs-Offtziere ver-

wendet, die aus den verschiedenen Stadtvierteln mehr oder went- ger enkscheidende Nachrichten brachten. Der Gendarmeric-Dverst Foucauld fam auch und blieb eine halbe Stunde beim Marschall. Beyor ich ging, hat ich den- Adjutanten Heren von la Rue, dem Marschall zu sagen, daß ih am folgenden Tage wiederkommen würde, um meine Bitten zu erneuern, wenn noch Zeit dazu sen, d. h. wenn die Linie noch nicht Partei für das Volk genommen haben sollte. Der Eindruck, den diese Acußerung machte, zeigte mir, daß man nichts der Art befürchtete; ich sprach daher deut- licher, nannte verschiedene Stadttheile, wo ich zahlreiche Haufen von Soldaten mit den bewaffneten Bürgern hätte fraternisiren sehen. Herr von la Rue glaubte, diese unerwartete Nachricht werde auf Hrn. v. Polignac Eindruck machen, und bat mich, sle ihm persönlih mitzutheilen; ih glaubte, seinen Bitten nicht willfahren zu dürfen, da ih die sofortige Entlassung der Minister als eine Maaßregel bezeichiiet hatte, ohne welche iede Versdh- nung unmöglich sey, und. also nicht gut “in direkte T e A zu ihnen treten konnte. Herr von la Rue meldete hierauf mit met- ner Einwilligung diese Nachricht dem Marschall , der sie sogleich

dem Fürsten -von Polignac mittheilte; sie machte auf diesen aber |

nicht den gehoften Eindruck, denn Herr von la Rue rief- als er un mit dem Laute des tiefsten Schmerzes: Wir sind ver- oren! unser Premier - Minister versieht niht mehr Franzdsisch ; denn als ih ihm, mit Bezugnahme auf Sie, sagte, die Truppen gingen zum Volfe über, erwiederte er: Nun gut, so muß man auch auf die Truppen schießen! Von diesem Augenblicke an war es mir einleuchtend, daß der Marschall nur dem Namen nach befehlige, und ih entfernte mih. Es war 4 Uhr. Fch

muß hiex einen Frrthum în meiner ersten schriftlichen Ausfage

berichtigen; ich habe“ gesagt, diese Aeußerung sey in Gegenwart des Herrn von la Rue gegen den Marschall geschehen, sie ist aber direkt an Herrn von la Rue gerichtet worden; o hat es diesér

wenigstens in einem Briefe an Herrn von Guise erklärt.// Der

Präsident forderte hierauf Herrn von Guise auf, diesen Brief zu holen/ ‘da der Herr von la Rue sih außer Landes befinde und also niht vernommen wérden fônne. Jn der Zwischenzeit wur=

- halb sie auch am ». Augusi {hren Abschied erhielten.

feinem Fnteresse waren. Herr von Guise kam bald mit eincm halben Boge Briefpapter zurück und erklärte, er habe nur den Schluß des Briefes mitgebracht, da das ersie Blatt sich auf Pri- vat-Angelegenheiten beziehe. Herr von la Rue schreibe am Schlusse: ¡(Fch habe in den Blättern die Aussage des Herrn Arago ge=- gclesen; er hat die Sache nicht genau so erzählt - wie sie vorge- gangen ist; nicht dem Marschall Herzog von Ragusa, sondern dent Fürsten Polignac direft hade ih gesagt, daß die Truppen zum Volke übergingen, und er hat zu mir gesagt, man werde

auch auf die Truppen schießen. Jh entschloß mich zu diesem

Schritte, weil ich es für wichtig hielt, daß der Fürst den Stand der Dinge kennen lerne. Wenn ich vor dem Französischen Bot= schafter Zeugniß ablegen sollte, so fönute ich nur dasselbe wicder- holen. ‘/ Der Brief war nicht unterschrieben, sondern nur mit einem Zeichen versehen; der Oberst Komierowsky erklärte aber auf Befcagen des Präsidenten, es sey die Handschrift des Herrn von la Rue, und verbürgte sich mit seinem Ehrenworte für die Acchtheit des Schreibens. Der Sohn des Professors Arago er= flärte, er habe chenfalls an der Seite seines Vaters aus dem Munde des Herrn von la Rue jene Aeußerung vernommen, dex Fürst von Polignac habe erklärt, wenn die Linien-Truppen zum Volke úbergingen, so müsse man guch auf le schicßen. Pairs-Hof. Jn der Sibung vom 18. Dez. er- griff zuvörderjt Herr Perjil, einer der drei Kommissariea der Deputirten - Kammer, das Wort, um die Anklage gegen die Minister zu behaupten. Seine Rede füllt 17 Spalten im Moniteur. Nachstehendes ist cin Auszug aus derselben : „¿M. H. Die Verantworilichkeit der Minifter gchört mit zu

dem Wesen der Nevräsentativ- Regierung; ste is dem Lande eine -

Búrgschaft , daß sein Wohl nicht ungestraft aufs Spiel A werden darf. Dies Lebtere ist kürzlich in Frankreich geschehen. Das Volk hat für die Bewahrung seiner Unabhängigkeit und zux Vertheidigung [einer Gesehe die Waffen ergriffen und sie nach ers rungenem Sieae sofort wieder niedergelegt, um von der Gerech- tigkcit- die Ahndung der gegen das Vaterland begangenen Ver- brechen zu erlangen. Uns is die ausgezeichnete Ehre zu Theil eworden, in seinem Namen zu sprechen; wir werden Jhnen die

erbrechen der inister bezeichnen, Jhnen die Beweise ihrer Uto thaten darlegen 11d die Vollziehung der Beschevon Jhnen verlangen. Das Fahr 1814 hatte uns eine Königs-Familic E dis den neuenGeschlcchtern fremd geworden war; mit ihr erhielt zugleich die Nation cine Charte als das Grundgeseß des Landes. Frank= reih, der Revolutionen müde, {loß sih der neucn Dynastie und den von ibr verwilligten Fastitutionen aufrichtig und redlich an. Läßt (ch aber wohl dasselbe von dem Könige und seiner Fas

milie in Bezug auf -die Charte und die Nation jagen? Was Lud=

wig v! anbetrifft, so gab er, als er den Lande etge Verfas= sung gab, weniger dem Wunsche, die Volks3-Fretheiten zu begrün- den, als der Nothwendigkeit der Umstände und dem Zeikgeiste nach. Er hielt aa dec Charte fest, wie wir an den Bourbonen, weil er wohl wußte, daß an dem Tage, wo man Hand daran

legen wollte, scine Regierung auch zusammenftürzen würde. Nicht -

eben so achte sein Nachfolger , der schon vor seiner Thronbesieigung \úr das Haupt der Absolutisien galt. Kaum hatte er die Regic= rungangetreten, als auch das VillèlescheMinisterinm ans Ruder beru= sen wurde und 6 Jahre lang schwer auf Frankreich laftete. Die Hand=- lungen dieses Ministeriums sehen noch bei uns Allen in zu frischem Andenken, als daf ich nôthig hätte, besonders darauf hinzuweisen. Als zuleßt dice Opposition in der Deputirten-Kammer so saré wurde, daß dicie aufgelöst werden mußte, machte auch das Villèlesche Ministerium ciner Verwaltung Plaß, der wir dfe Preßfreiheit und ein

neues Wahlgesei verdanken. Ukiter dieser M Ee die Ver= Î

legung der Chartentcht möglich. Man konnte den Ministern Unschlüs=

sigkeit und den Mangel eines entschiedenen Systems jun B9r=

Offenvar waxen sie dem. Könige hinderlich, wes= ren Ucber die Bestimmung des neuen Mizatsteriums schweigen wir; der unvo- pulaire Name des Hauptes de?selben kündigte sie dem Lande nur allzu deutlich an. UÜcberzeugt von dexr Opposition, die das Mini= sterium in den Kammern finden würde, aber nichtsdestoweniger entschlossen, sich ihnen gegenüber zu stellen, wurden dieselben auf den 13.-Mârz zusainmenberufen. Jn der Erdffnungs-Sihung ließ das Ministerium den König sagen, daß er entschlossen sey, alle Hindèr= nisse, die sich scinem Willen cnlgcg teten, nöthigenfalls durch die Anwendung der Gewalt, zu Überwinden. Die Deputirten-Katn= mer autwortete mit der Darlegung dex gerechten Bescrgnisse, die die Rathgeber der Krone ihr einflößten; ste wuxde prorogirt ‘und bald darguf aufgeld|. Dies hieß an das Urtheil des Landes appelli=

rourfe machen.

ren und dasselbe auffordern, daß es zwischen dem Ministerium

und der Kammer entscheide. Von dicsem Augenblicke an mußte man aber auch cinen Entschluß für den Fall gefaßt haben daß dic Wahl-Kollegien der Regierung Deputirte voin derselben gate als die ausgeschiedenen, zurückschickte. Alles beweist, daß. diese Frage, wo nicht. im Minister-Rathe, mindestens zwischen dem Könige und seinem vc-ctrauten Premier-Minister ents cden wor- den is. Beide waren übereingekommen, alles Mögliche anzu= wenden, um günstige Wahlen zu erlangen, im entzegengesehßtert Falle aber zu irgend cinem Staatsstreiche ihre Zuflucht zu nch= men. Zwet Minister, die Herren von Courvoisier und Chabrol,

durchschauten diesen Plan und zogen ev vor, sich zurützuziehen.

Sie warden durch die Herren v. Chantelauze- und v. Peyronnect, und noch einen dritten Minister, Hrn. Capelle, erscht. O) der König und

den mehrere andere Zeugen verhört, deren Aussagen aber von | der Präsident des Conseils sie sofort von ihren Abfchten unter=

" LA E N

E E E L

4 %ulé zugetragen, und welche Minen man springen licß/ nicht mit Befiimmtheit angeben. Gewiß ist, daß an dem gedach- ' ten Tage die obigen beiden Minister sich der Majorität anschlos-

| den Entschluß an, dem Sturme - ( sh nicht annchmen, daß die Minister nicht die Folgen derselben

| die ersten Schüsse aus. / noch niht zu den Waffen gegriffen hatten. Erst am Abende des

27:9

teten, haben wir nicht ermitteln können. Es scheint indeß, daß Ther nicht geschah. Die Wahlen waren zunächst dasjenige Ge- châft , dem das Ministerium sich ausschließlich widmete. . Jeder Minister erließ scin Cirfular-Schreiben; jeder General-Direktor wiederholte es scinen Untergebenen. Die dartn ausgesprochenen Grundsäße beruhten auf Drohungen und Versprehungen und zwangen die Beamten, zwischen ihrem Gewissen und ihrem Amte zu wählen. Sogar das Anschen und die Würde des Monarchen wurden von dem Ministerium aufs Spiel geseßt. Man erinnert sch der von Herrn von Polignac kontrasignirten Proclamation an die Wähler, worin der König sich nit scheute, zu erklären, daß er sich durch die freimüthige R einer getreuen Kam- mer beleidigt fühle. Das Ergebniß der Wahlen ficl nihtsdesto- weniger N Nachtheile des Ministeriums aus. Unter diesen Um- änden blieb demselben nur Übrig, entweder nah dem Buchstaben der Charte zu regieren oder seinen Abschied zu nehmen. Er that feines von beiden. Statt dessen wurde in dem Minister - Rathe vom 10, oder 15. Juli von einer Person, deren Namen man uns nicht nennen will, die wir aber leicht errathen können, der Vor- \ch ag gemacht, mittelst Kdnigl. Verordnungen zu regieren. Als derselbe in cinem spätern Conseil, unter dem persönlichen Vor- sibe des Königs erneuert wurde, widerseßten sich ihm die Herren

j von Guernon - Ranville und Peyronnet auf das lebhafteste und Ï verlangten, daß man sich den Kammern gegenüberstelle und offen

¿u der Charte halte. Was sich seit diesem Conseil bis ium E,

äßt sich

sen, und daß sie mit den Übrigen jene verderblichen Verordnun-

gen unterzeichneten , die in wenigen Tagen die ganze politische Lage der Pinne verändern follten. Zur Begründung dieser Ver-

| ordnungen \chickte man ihnen einen Bericht an den König voran,

zu dessen Verfasser sich Herr v. Chantelauze erklärt hat, der aber yon sämmtlichen in Paris anwesenden Ministern unterzeichnet

| war. Am Schlusse desselben bieß es ausdrücklich, daß die vorgeschla-

genen Maafiregeln außerhalb der geseßlichen Ordnung lägen. Die An- nahme jener Verordnungen i Seitens des Ministeriums roß zu bicten; denn es läßt

erfannt und sich nicht hon im voraus darauf vorbereitet haben pra cinen ctwanigen Widerstand zu besiegen. Die Hauptstadt- le durch die Maaßregeln der Regierung anfangs wie betäubt war, säumte nicht, ihren Unwillen lgut zu verkündigen. Als die

Y Verordnungen am Æsten im Moniteur erschienen, äußerte sich | eine allgemeine Unruhe und Besorgniß. Die Fabrikherren \chlos=

sen ihre Werkstätten, und dic brodîos gewordenen Arbeiter durch- zogen lärmend die Strafen. Alles ließ einen Widerstand erwagr- ten. Die Minister und ihre Beamten brachten mittlerweile ruhig

In ihren Burcaus zu und wußten keine Sylbe von dem, was sich | fn der Stadt N

einen beunvruß / Ó } Zeitungöschreiber erließen eine Protestation, die Zusammenrottun- | pen wurden zahlreicher.

Am 2isten nahmen dic Ereignisse bereits genderen Charakter an. Die Gährung wuchs, die

' Um das Volk zu vertreiben, wurde #0- ort die Geroalt angewandt, und von der Königl. Garde gingen Das Blut floß, obgleich die Bürger

27ften wurden die Magazine der Waffenschmiede erbrochen,

| und Alles “lief jeßt vorausschen, daß es zu eincm BÚr= gerkriege kommen werde.

Statt die Verordnungen zurüdck-

zunchmen, verdoppelte man die Gewalt - Maaßregeln. Der

Militair - Kommandant entwickelte alle seine Kräfte; aber das Volk licß sh dadurch nicht einschüchtern, die Exaltation FKieg vielmehr, und man beschloß, die bevorstehende Nacht zu allen | möglichen Verthetdigungsmitteln anzuwenden. Was that aber das Ministerium an diesem Tage der Trauer, in dieser schreckens- volles Nacht ? Am Tage blieb ein jeder Minifter ruhig in seinem

Kabinet; außer aller Verbindung mit scinen Untergebenen kannte

| er faum die Gährung, die sich in der Hauptstadt offenbarte; ohne irgend einen Vericht von Seiten des Polizei-Präfeëten hatte man

auch weder diesem noch seinen Untergebenen trgend einen Befehl

Y ertheilt, und ohne die Gegenwart des Militair - Kommandanten und seinex Adjutanten hätte man _ glauben sollen, daß cs gar

keine Regierung mehr geve. Am Abend war das Betragen der

d Minifter noch jeltsamer; im Hotel der auswärtigen Angelegen-

heiten, dem Schauplaße der. Begebenheiten, versammelt, beschäf-

| tigten ste sich mit den gewöhnlichen Angelegenheiten des Landes und widmeten den blutigen Vorgängen în der Hauptstadt kaum hre Aufmerksamkeit. fangs gegen jede Verleßung der Charte erklärt hatten, erhob

Bon den beiden Männern , die sih an-

sh auch nicht Einer, um die Zurücknahme det Verordnun- cen zu verlangen. Lieber gehe Frankreich

Z1stend zu erflären, wurde ohne irgend einen Widerspruch ange- nommen und die erste Stadt von Frankreich dadurch außerhalb des Gesehes geficllt. Unter solchen Auspicien brach der Tag des 28. Juli an. Herr von Polignac hatte die betreffende Verord- nung het guter Zeit nach St. Cloud gebracht und war, nach- dem ev die Unterschrift des Königs erhalten, sofort nah Paris

| zuruckgekehrt, wo ihn der Hertog von Ragusa in seinem Hotel

aufsuchte. Die Erklärung der Hauptstadt in Belagerungs-Zu- fand dffnete der Willkühe Thür und Tóor: 45 Bürger von fen

| Klassen, worunter mehrere Deputirte, sollten sofort verhaftet

werden; wenn diesex Befehl nicht in Ausführung kam, o ist

solches {cdiglih dem zum Militair - Kommandanten ernannten

L Da S R M De E U L E Sn D 7A PE E A: 4 LIIB, I ir, M UOU La a TRRS S G e RUL A I A0 S U M L (De N E T I L-L

Ea ch zu Grunde, als af man nacigebe! Dex Vorschlag, Paris in Bclagerungs-

Herzog von Ragusa zu verdanken. Mittlerweile hatten die Mis nister sich in den Tuilcricen installirt, um von dort aus gemein- chaftlich die Begcbenheiten ju leiten. - Zwar haben sie in der nüruktion erklärt, daß sie solches blos ihrer persönlichen Sicher- heit wegen gethan, nicht aber, um an der Spiße der Verwaltung zu bleiben, die sth vielmehr von dem Augenblicke an, wo die Hauptstadt in Belagerungs - Zustand erklärt worden, gänzlich in den Händen des Marschalls befunden habe. Sie werden indessen leicht begreifen, m. H., daß diese Behauptung keinen Glauben verdient; denn hôrte auch die Macht der Civil- Behörden von jenem Augenblick an auf, so läßt sh doch nicht annehmen, daß zugleich auch die Verantwortlichkeit der Minister ganz und gar auf den Militair-Kommandanten überge- gangen sey. Dieser müßte vielmehr noch immer den Anordnun- gen des Ministeriums gehorchen. Hiernach beurtheile man nun das beflagenöwerthe Benehmen der Minister, die, statt sih zu sagen, daß_sic durch ihre Verocdnungen allein an dem ganzen Un= glücke Schuld sind, ftatt Über die Zurücknahme derselben zu be- rathschlagen , fiatt sich nah St. Cloud zu begeben und den Kö=- nig um diese Znrücknahme anzugehen, von den Tuilerieen aus den Befehl geben, mit Kartätschen unter das Volk zu feuern, gleichsam ‘als ob das Kleingewehrfeuer nicht hinreichend sey, um das Blut der Bürger zu virgießen. Welche bittere Jronie ist es unter solchen Umständen nicht, wenn Herr von Polignac in set- nem Verhdre erklärt, daß er die traurigen Ereignisse, die sich un- ter scinen Augen zugetragen, nur habe beklagen. können! Mitt- lerweile erschienen einige Deputirte in den Tuilericen und versprachen die Einstellung der Feindscligkeiten, wenn die Verornungen zurüdge- nommcn und die Minister entlassen würden. Alle Personen, mit denen die Deputirten sich unterhielten, jg der Marschall selbs, nahmen diesen Vorschlag mit Freuden auf, und Leßterer erbot sich, dieserhalb an den König zu schreiben, auch die Deputirten beîi dem Fürsten v. Polignac einzuführen. Dieser hätte noch jeßt eine Krone retten und dem Lande eine Revolution ersparen kön nen. Aber er weigerte sich zweimal, die Deputirten zu empfangen, so daß diese unvecrichteter Sache wieder die Tuilerieen verlassen mußten. Fnzwischen Úberbrachte der Adjutant des Herzogs von Ragusa , Hr- von Komierowski , dem Könige das von dem Mar- schall versprochene Schreiben, mußte jedoch, seiner eignen Aussage zufolge, lange Zeit auf eine Antwort warten , da die Etikette es dem Herzoge v. Duras nicht gestattete, eher als nah 20 Minuten wieder in das Kabinet des Königs zu gehen. Und wie lautete zuleßt diese Antwort! Der König trag dem Adjutanten mündlich auf, dem Marschall zu sagen, daß er sh gut halten, alle Kräfte auf dem Carousselplaße sammeln und fortan nur mit Massen agiren möchte. Hr: v. Polignac behauptet, er habe auch seinerseits dem Könige geschrieben gehabt: wahrscheinlich ist die Antwort dieselbe P weshalb ex sich auch für ermächtigt hielt, den Kampf ortzuschen. Das Gemeyßel war an diesem Dage entseßlich; am Abend des 2°sten waren die Straßen mit Todten und Sterbenden bedeckt, die Lazarethe mit Verwundeten überfüllt. Und doch hatte sich in der Lage der Dinge noch nichts geändert. Welche Aus- sicht gewährte fie für den folgenden Tag! Noch blieb die Nacht übrig; sie hätte guten Rath bringen sollen; man durfte anneh- men, daß die Minister zusammenbiciben und sih in corpore nach St. Cloud begeben würden, um von dem Monarchen entweder die Zurücknahme dec Verordnungen- odec ihre Entlassung zu ers - zwingen. Nichts von dem allen geschah; die Minister verbrachten die Nacht in den Tuilericen , in ruhiger Erwartung der Dinge, die da kommen würden. Es bedurfte der Lebhaftigkeit eines Jhrer ehrwürdigen Kollegen, um die Rathgeber der Krone dieser Un- empfimdlichkeit zu entreißen. Am Donnerstag um 72 Uhr Mor=- gens begaben die Herren v. Semonville und v. Argout sich zu Hrn. von Polignac. Rach einer Unterredung, deren Fnhalt sich aus der Aussage des Herrn v. Semonville am besien ergiebt, fuh-= ren beide Herren nah St.- Cloud. Was sich dort in dem Kabi= net des Königs zutrug, hat Herr von .Secmonville mit einem Schleier der Ehrfurcht bedeckt, welchen zu lüften die Wichtigkeit der Umstände ihm wohl gestattet haben würde. Alles, was wir von ihm erfahren haben, i, daß er mit Herrn von Argout erf nach Paris zurückkehrte, nachdem die Verordnungen widerrufen und die Minister entlassen waren. Aber es war zu spät; der Krieg hatte bereits entschieden, und die am 29sen Morgens wie= der begonnenen Feindseligkeiten hatten in derselben Zeit, wo jene beiden Pairs den Monarchen in St. Cloud zu überreden Pa die Souverainetät in die Hände . des Volkes gelegt. Karl X. hatte aufgehört zu regieren, und cine neue Morgenröthe der cet und Geseblichkeit war über Frankreich aufgegangen. Mit der Freiheit mußte aber zualeich die Gerechtigkeit zurückehren. Die Ration, die sich muthig im Kampfe und mäßig nach dem Siege gezeigt hatte, ver- langte die gebührende Strafe für die Urheber threr Uebel, für die Männer, die die Gesche verlebßt, den öffentlichen Frieden de siórt und die Hauptstadt mit Blut hefleckt hatten; ihre, Wünsche wurden vernommen, ein ehrenwerther Deputirter trat mit dem Antrage hervor - die Minister in Anklagestand zu verseßen, und nach einer vorbereitenden Fnstruction genehm gee die Kams- mer den nachstehenden Beschluß. (Hier führte der Red- ner die bekannte Resolution der Deputirten - Kainméx an.) eht sind wir auf den Punkt gelangt, die Anklage zu erdrtern;

vir sind Jhnen, welche das Geseß anwenden sollen, dem Volke,

welches Rache verlangt, und uns selbst, die wir nicht eine unge- rändete Anklage vertheidigen möchten, Beweise schuldig. ie harte von 1814, unter welcher die Thatsachen stattgefunden ha=

hen, bestimmt in ihren Art. 55. und 56., daß die Deputirten -Kam-