1830 / 361 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Fragen und berief sich dabei auf den leßten vom Capitain Srirling eingegangenen amtlichen Bericht vom Ende Januars. Lord Teynham gab seine Verwunderung darüber zu erken- nen, daß die Regierung nur |0 alte amtliche Nachrichten be- siße, während doch Privatberichte von viel spáäterem Datum, die jener Noth Erwähnung thäten, in England angekommen wären. Er trug demnächst auf Vorlegung amtlicher Nach- weise in diesem Bezuge an, die auch sofort bewilligt wurden.

Jm Unterhause überreihte Hr. Robinson eine Bittschrift aus Liverpool, in der man fih über die unregel- máßig erfolgte Wahl des Herrn Ewart beschwerte und die Hoffnung aussprach, daß dieser von selbst aus dem Unter- hauje scheiden werde, damir eine zweite Wahl in Liverpool stattfinden tônne. Hr. Ewart erflärte jedoch, daß es gar nicht in seinér Absicht liege, dies zu thun, denn er sey fh bewußt, von den achtbarsten Einwohnern der Stadt Liverpool zu ihrem Repräsentanten erwählt worden zu seyn. Herr Tennant zeigte an, daß er nah den Weihnachtsferien auf cine Kommission antragen werde, welche die Mittel zur Co- lonisation und Urhbarmachung unbebauter Ländercien in Ca- nada, Súd-Afritka und Australien angeben soll. 55 Gefau- gene im Newgate- Gefängnisse von Dublin beschwerten sich. in einer von Hrn. O’Gorman Mahon überreichten Bitt-

schrift darúber, daß ihr Prozeß nihc zum Spruch fommen

fônne, weil ihr Richter, der Recorder von Dublin, sich jet als Mitglied des Parlaments in London befinde. Herr O'G. Mahon meinte, es wäre in der That etwas mit den verschiedenen Pflichten ganz Unvereinbares, zu gleicher Zeir Recorder und Mitglied des Parlaments zu seyn. Sir Rob. Peel meinte, der Recorder von Dublin habe keine“ Pflicht versáumt, da während seiner Anwesenheit in London feine Gerichts : Sessionen stattgefunden hätten. Diese Entschuldi- gung nahm Hr. Hume sehr übel, er meinte, daß, wenn der vorige Minister dés Innern und der Justiz es auch gutge- heißen habe, daß der Recorder zugleich Parlamentsglied sey, der jeßige es wohl nicht thun würde. Sir Rob. Peel ent- gegnete: „„Wenn begründete Anschuldigungen gegen die vorige Verwaltung vorgebracht werden, so bin ich sehr gern bereit, B zu beantworten ; läßt aber die totalste Unwissenheit fich in

nflagen vernehmen, jo habe ih in der That nicht Lust , sie zu erwiedern.‘ Der Redner bemerfte hierauf, daß das Amt des Recorders, wie es auch von Rechts wegen seyn müsse, ein von der Regierung ganz unabhängiges war, und daß- nur das Unterhaus zu entscheiden habe, ob der Recorder zugleich eines seiner Mitglieder seyn fônne. Herr Hume beschwerte sich darüber, daß ihn Sir Rob. Peel so ungalant abgefertigt habe, und meinte, daß er feinesweges Ansprüche darauf mache, in allen Dingen genau Bescheid wissen zu wollen. Die von einem Mitgliede an Sir J. Graham gerichtete Frage, ob gewisse Aemrer in Jrland abgeschafsr werden würden, gab zu einer lebhaften Debatte Anlaß, in der sih Sir Ros. Peel folgendermaßen vernehmen ließ: ¿Die unter den ge- genroärtigen Umständen stattgefundene Ernennung eines Lord - Kanzlers für Jrland giebt zu zwei Betrachtun- gen Anlaß: erstlih, daß man die vorige Verwaltung doch nicht allzu hastig verdammen müsse, und zweitens , daß man Uvrecbt thut, beim Publikum allzu große Erwartungen von der Hülfe zu erwecken, die ihm durch die Ersparnisse des neuen“ Ministeriums gewährt werden möchte. Wenn der

sehr ehrenw. Baronet (Sir J. Graham) noch 1 icht die Er-.

fahrung gemacht hat, wie schwierig es seyn durfte, diese Er- wartungen zu erfüllen, so wird er woh! binnen furzem, und zwar sobald die Verwaltung ihr Budget wird vorlegen müs- sen, zu einér. solchen Erfahrung gelangen. Er wird sodann finden, daß er früher Versprechungen gemacht hat, die Last ‘des Volkes zu erleihtern , die er sich gezwungen sicht nicht zu halteñ; er und seine Freunde werden alsdann auch das Schwierige ihrer Stellung erkennen und einsehen, daß sie die bereits von ihren Vorgängern bewirkten Ersparnisse für zu gering geschäßt haben. Meiner aufrichtigen Ueberzcugung nach, hat es niemals einen Minister gegeben, der so sehr als der Herzog von Wellington von dem Wunsche beseelt ivar, jede wahrhafte und praktische Oekonomie zu befördern. Die Wirksamkeit des dentlichen Dienstes muß vor Allem im Auge behalten werden ; Ersparnisse, die diése außer Acht lassen, haden feinenWerth. Wenn das Kürzen der Ausgaben, und zwar in recht Cr Summen , der Paß seyn soll, der zum Amte führer, so möchte wohl mchts leichter seyn, als bei der Licitation immer weniger als das bestehende Ministerium zu verlangen und so dieses aus dem Sattel zu heben. Bald aber dürfte die dffentliche Verwaltung. des Landes in einer unaufldeba- ren “Verwirrung sich befinden. Wie leiht würde es nicht seyn, auch von dem gegenwärtigen Ministerium noch größere

Einschränkungen zu verlangen , als es versprochen hat. Jh mag jedoch dicjenigen. nicht unterstüßen, die etwa mit solchen Anjprúchen auftreten (Beifall). Jch mag es nicht thun, weil ih der Meinung bin, daß man das Volk nicht täuschen dúrfe. Es soll mich sehr freuen, wenn das neue Ministes- rium noch im Stande ist, nachdem es bedeutende Einschrän- fungen bewirkt hat, den öôffentlichen Dienst auf eine wirk- same Weise in Vollzug zu bringen. Ju diesem Falle wäre auch die vorige Verwaltung stark zu tadeln, und ich müßte auch meinen Theil am Tadel úbernehmen. Tritt jedoch der entgegen- gesebte Fall ein, so hose ih, man wird den früheren Ministern die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie ihre Pflicht gethan, und daß man das Verdammungs-Urtheil zurücknehmen werde, das bereits úber sie gefällt worden ist.“ Der Redner er- wähnte nun, daß die dermalige Verwaltung auch noch zroci andere Dinge: „¿„„Parlaments-Reform und Erhaltung des Fries dens‘/ versprochen habe; die erstere, hoffe er, werde mit den Institutionen des Landes übereinstimmen , in Bezug auf den grieden sagte er: „Niemand empfindet wohl tiefer als ich das

- moralishe Verbrechen, das im Kriege liegt; Niemand kann

auch mehr beseelt, als ih, von dem Wunsche seyn, daß der Friede, sowohl wegen des unmittelbaren besondern - Interesse Großbritaniens, als wegen des allgemeinern menschlichen Jn- teresse, aufrecht erhalten werden möge. Jede Regierung muß jedoch die Erfahrung gemacht haben, daß der Friede ihr nicht immer zu Gebot stehe. Auch bezweifle ih sehr, daß es poli- tisch ret gehandelt sey, beständig zu eiflären, daß man ent- chlossen wäre, den Krieg zu vermeiden, und zwar um den Frieden zu erhalten Die Verwaltung war, ich darf es behaupten, dem Frieven herzlich zugethan, es ist ihr gelungen, diesen zu erhalten, und sie hat also auch wohl keine Ursache, ihre Nachfolger zu tadeln, die dasselbe Princip, wiewohl mit. anderen Ansichten, im Auge behalten. Jch werde es auch immer ret finden, wenn man den Frieden behauptet, sd lange die eigene Ehre

. nicht gefährdet is. Allein ih bin der Meinung, daß eine

Regierung ihre Macht, den Frieden zu erhalten, zuweilen dadurch vecmehren kann, daß der alte Geist des Landes, der bereit zum Kriege ist, sobald der Ruf zu den Waffen erschallt, aufrecht erhalten und genährt wird (Hört, hört ).// Der Redner fügte hinzu, daß, wenn er gegen das jetzige Minis sterium sich ausspreche, dies nicht etwa geschehe, weil er vers- drießlich ver den Verlust seines Portefeuille sey; er sáhe diesen Verlust für nichts weniger als ein Unglück an und fônnte es nur als das leßtere betrachten, wenn er ‘wieder in das Ministerium berufen werden söôllte. Sehr gern habe er vernommen, daß die dermalige Verwaltung die Union mit Jrlaud unter jeder Bedingung aufrecht erhalten wolle, und hoffe er, daß, wenn dieser Gegenstand einmal zur Sprache fonme, alle wahren Freunde Jrlands , Protestanten sowohl als Katholiken , sich vereinigen würden , um ein so verderbli- ches Projeft zurückzuweisen. „Die Legislatur‘, fuhr er fort, „wird ihre Pflicht thun, indem sie eine Trennung der beiden Länder nicht zugiebt, und ich zweifle nicht, daß das Land dem Beispiel der Legislatur folgen werde. Sollten jedoch ránfe- súchtige Männer diese Frage auch ferner noch aufregen und bemüht seyn, das Voik zu verleiten, den Beispielen von Pa- ris und Brussel zu folgen, so fordere ich Alle, die nur irgend ein Besisthuta, es mag noch so klein seyn, das Jhrige nen- nen, zu der Untersuchung auf, ob erstlich hier dieselben Be- wegungsgründe wie dort existiren, und wie zweitens der Zus stazd der Länder sey, in welchen Revolutionen stattgefunden, und ob dieser gegen sonst gewonnen oder verloren habe? Mir fommt es nicht zu, zu fragen, ob das Französische Volk ein Recht gehabt, sih den Verordnungen seiner Regie: rung zu widerseßen, und noch viel weniger mag ü

diese Verordnungen selbst rechtfertigen oder vertheidigen ;

doch auf die Uebel darf ih hinweisen, welche selbst eine solche-

Revolution einem Lande zuzieht.. Betrachten wir den Zustand Frankreichs im gegenwärtigen Augenblicke, betrachten wir den Zustand von Paris; vor Allem aber sehen wir einmal, wel- ches Elend über die arbeitenden Klassen von Paris und Brüs sel gekommen ist! Vergleichen wir den jeßigen Stand der Französischen Fonds mit dem vor dem Ausbruche der Revo- lution. Vergesse man dabei nicht , daß die Französische Re- volution selbst zu Ende geführt ist und daß sie fast ohne Hin- derniß ihren Weg zurülegte. Und dennoch welches ist der Zustand- Frankreichs ? Sein Staats- Kredit ist ershüttert, Geschäft und Handel sind gelähmt, zahllose Arbeiter wurden von ihren Brodherren entlassen, die Ausländer , die früher dort zum Nuben des Landes ihr Geld verzehrten, sind nach Hause gereist, alle Juteressen des Landes sind gefährdet, alle seine Aussichten in die Zukunfc trüb und verdüstert. Jch bitte, ich beshwdre Jeden, auf ein solches Bei- spiel hinzublicken und wohl zu erwägen, was dar-

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aus werden soll, wenn auch unserm Lande oder Jr- sand solhe nicht wieder gut zu machende Uebel zugefügt werden. Jch will mit dem, was ich hier gesagt, feineswe- ges eine der wichtigen Fragen präjudi;iren, die binnen kur- zem hier zur Erwägung fommen werden. Niemand kann jedoch gleichgültig auf die Ereignisse der Zeit blicken, welche die Britische Presse verleitet haben, an die ärgsten Leiden- schaften zu ‘appelliren. Vorgeblich für Reform und Oefkono- mie fámpfend, beschimpft diese Presse oder vielmehr ein Theil derselben jede bestehende verfassungsmäßige Autori- tát, erniedrigt sie ia den Augen des Volks und sucht si selbst ein Ansehen zu verschaffen, das ihren Talenten unter anderen Umsiänden, als denen des Tumults und der Verwir- rung, versagt werden würde. Auf diese Weise aber fucht man das Land der ärgsten Art der Tyrannei, die es je ge- geben hat, der Tyrannei eines zügellosen Pöbels, zu unter- werfen. (Lauter Beifall) Sir J. Graham fúndigte an, daß am nächsten Donnerstage der Vorschlag gemacht werden würde, das Haus bis zum 8. Februar zu vertagen. Sir R Peel fand diese Vertagung etwas lang; Sir R. Graham entgegnete jedoh, daß der Regierung Zeit gelassen werden müsse, sich für ihre Geschäfte vorzubereiten.

Am 21. Dez. brachte Hr. Hume viele Petitionen um Parlaments - Reform ein; auch die von Middlesex, die zugleich auf Wahl durch Ballotirung antrug und wider die Vermehrung des Heeres sih aussprah. Sir G. Warren- der sagte, dem leßteren Punkte müsse er sih zuwider erklä- xen; die Unordnungen im Lande müßten und sollten unter- drúckt werden. Fúr Parlaments-Reform sey er zwar, allein die neulichen Vorgänge in Liverpool und Preston (an welchem leßtern Orte befanntlih Hr. Hunt erwählt worden) erweck- ten doch Aengstlichkeit für zu große Ausdehnung der Wahl- Rechte. Hr. Warburton sagte, Hr. Stanley sey selbst Schuld - daß er in Preston nicht gewählt worden, da er h eben so wenig habe verpflihten wollen, fúr Abstellung - der Korn-Gesebße als für Wahl durch Ballotirung zu stimmen. E: Hobhouse behauptete, der Versicherung des Sir R. Wilson entgegen, daß die eben genannte Wahl - Art in Amerika, wie bekanntlich auch in Frankreich, sih als höchst nüblich erwcise. Ueberhaupt wolle sich das Volk nicht mebr durch ein verderbtes Parlament regieren lassen ; trete feine Reform ein, so werde es noch zu einer Regierung ohne Parlament fommen.

London, 21. Dez. Am 18ten fuhren Jhre Majestäten, in Begleitung des Prinzen Georg von Cambridge, nach Brighton, wo sie Abends ankamen. Tages darauf empfingen Jhre Majestäten die Besuche des dort anwesenden Adels und dec angesehensten Einwohner Brightons.

Vor der Abreise des Königs nach Brighton nahm der Marquis von Anglesea Abschied von Sr. Majestät, um sich auf seinen Posten nach Jrland zu begeben, wohin er auch bêéreits abgereist ist.

Se. Maj. haben geruht, das Patronat der hiesigen Astro- nomischen Gesellschaft zu übernehmen, in Folge dessen diese Gesellschaft künftig den Namen einer Königl. führen wied.

Nach Berichten aus Edinburg hat es den Anschein, daß Karl X. den Entschluß gefaßt habe, sein Leben in Holyrood zu beschließen. :

Berichte aus Dublin vom 19ten melden die Tages zu- vor dort stattgehabïe Ankunft des Herrn O'’Connell. Er ivard mit einer förmlichen Prozession , die aus nicht weniger als 50,000 Personen bestand, feierlih eingeholt. Die Fah- nen, welche die Gewerke vor sich hertrugen, waren größten- theils dreifarbig, nämlich orange, grún und blau; auf meh- reren las man die Wörte: „Aufhebung der Union.‘/ Uebri- gens ging Alles ruhig und friedlich her ; man hôrte nur das Bewillkommnungsgeschrei des jubeinden Volkes.

Aus Devonport schreibt man, daß ein im Laufe der leß-

ten Woche verbreitetes Gerücht von Ausrüstung von Kriegs- schiffen in gn Hafen vôllig grundlos sey.

Jm Courier liest man: „Wir erfahren von einem aus Paris angefommenen Reisenden , daß dort am 17ten Briefe aus Korfu mit der Nachricht von einem auf den Jo- nischen Jnseln ausgebrochenen Aufstande eingelaufen wären. Von der Natur des leßteren hôrte man nichts , indessen soll

«er doch so ernsthaft gewesen seyn, daß Sir Frederick Adam

(E SnA aat ge\ehen hatte, das Regierungs - Lofal zu ver- assen und sich unter das Volk zu begeben, um es zu beruhi- gen. Aus derselben Qnelle lauten die Berichte über den Zu- stand Griechenlands gleichfalls niht sehr zufriedenstellend.‘“

Wie es heißt, wird in Stelle des Sir Pulteney Mal- colm Sir G. Cockburn zum Befehlshaber der Flotte im Mit- tellándischen Meere ernannt werden.

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Der vor der dermaligen Verwaltuig zum General - Jn- spektor der Artillerie ernannte Sir R. Spencer, Bruder des Lord Althorp , den man in kurzem hier erwartete, ist am 4. d. M. in Alexandrien an Bord des Linien - Schiffes Mada- gascar an einer Entzündung im Unterleibe gestorben.

Die Einwohner der Nord-Amerikanischen Stadt Boston haben zur Unterstäßung YJrländischer Armen eine Summe von 340 Pfd. nah Dublin gesendet.

Niederlande.

Aus dem Haag, 24. Dez. Man liest in hiesigen B'âttern, daß bereits zwei Drittheile der Anleihe für das J. 1830 eingegangen seyen, wiewohl der ganze Betrag erst mít Ende Januars 1331 eingegangen j! scyn brauchte. ;

Jn Amsterdam isst heute der Cours der Niederl. wirkl. Schuld um mehr als 1 pCt. gestiegen, weil man aus London die Nachricht haben wollte, daß die Holländisch - Belgischen Angelegenheiten von der dasigen Konferenz regulirt wor- den seyen.

Gent, 22. Dez. Die Ruhe is hier niht wieder ge- stôrt worden; einige Leute, die einen Versuch dieser Art machten, wurden festgenommen.

Das hiesige Frei-Corps ist in Folge eines Dekrets der provisorischen Regierung aufgelöst worden.

Brüssel, 24. Dez. Man seßte heute im Kongresse die Berathung über den Artikel fort, der gestern zu so vielen Des batten Anlaß gegeben hatte, fam jedoch auch heute noch zu feinem Resultate damit. Nur das wurde vorläufig von 111 gegen 60 Stimmen entschieden, daß dem Antrage des Herrn von Facqz zur Beseitigung des ganzen Artifels, bei dem die Klerisei sich so sehr betheiligt sieht, keine Folge zu geben sey. Im Verlaufe der Diskussion wurde der Versammlung vom Finanz-Administrator , Herrn Coghen, das Budget für die ersten sechs Monate des - Jahres 1831 vorgelegt. Es sind darin dem fünstigen Souverain von Belgien 500,000 Fl. als Civil-Liste für sehs Monate ausgeseßt worden ; ferner 6500 Fl. Bureau-Kosten des Senats; 90,750 Gulden Bureau-Kosten und Entschädigungs - Gelder der zweiten Kammer; 25/000

Gulden Búreau- Kosten und Reisegelder der provisorischen

Regierung; 132,000 Gulden für das Ministerium der aus- wärtigen Angelegenheiten; 545,068 Gulden für das Justiz- Ministerium; 2,309,600 Gulden für das Ministerium des Innern (für den fatholishen Klerus ist dabei eben so viel als frúher, fúr den protestantischen sind 25,000 Gulden aus- geseht wordén), endlih 6,000,000 Gulden" für das Kriegs- und 3,293,052 Gulden für das Finanz-Ministerium. Zur Dekung sämmtlicher Ausgaben , die sich auf ungefähr 135 Millionen Gulden belaufen, sollen die bestehenden Abgaben mit einigen fleinen Modificationen einstweilen auch ferner noch beibehalten werden.

Auch hier wollte man durch Briefe aus London vom 21sten d. die Nachricht erhalten haben, daß die Minister-Kon- ferenz die Holländisch - Belgischen Angelegenheiten zu einer Ausgleichung gebracht habe.

Lüttich, 24. Dez, Ein aus Maaseyck hier angekom- mener Reisender berichtet, daß gestern um 125 Uhr zwischen Holländern, die aus Mastricht gekommen waren, und den Belgiern unter dem Befehle des Gen. Mellinet bei Mersen, 2 Stunden von Mostricht, ein Gefecht stattgefunden habe. Viele Kanonenschússe sind gehört worden, doch kennt man das Resultat des Gefechtes nicht.

Oesterreich.

Wien, 24. Dez. Aus Preßburg vom 21sten d. wird gemeldet: „Der Schluß des Reichstags is gestern erfolgt ; in der Vormittags - Sißung wurde noch eine Repräsentation an Se. Majestät votirt, worin die Stände die Gefühle ih-

res Dankes aussprechen für die leßten huldvollen Bewilligun-

gen, die Se. Majestät in Bezug auf den Krönungs - und Rekruten: Artikel den Ständen zu ertheilen geruhten. Abends war die Sanction. Se. Kaiserl. Hoheit, der als Königl. Commissair erscheinende Erzherzog Karl, verfügte sh, von einer zahlreichen Deputation eingeladen und begleitet, unter dem Donner des Geschüßes in das Landhaus ; an der Treppe empfing ihn eine zweite eputation, die ihn in den Sißungs- Saal der Magnaten begleitete, wo die vereinigten beiden Tafeln der -Magnaten und Stände ereits versammelt waren. Der Erzherzog, Königliche Commissair, wurde mit dem Enthusiasmus empfangen, der die Liebe der Ungarn zum Erlauchten Herrscherhause charafterisirt , und der sih bei dieser feierlihen Handlung in wiederholtem Jubelrufe aussprah. Die bei dieser Gelegenheit gehaltenen Reden, nämlich die des Königl. Ungarischen Hoffkanzlers in Ungarischer Sprache, so wie die Lateinische Rede des Königl.