1895 / 196 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sun, 18 Aug 1895 18:00:01 GMT) scan diff

_ Was Deutschland dem Greßen Kaiser verdankt, das steht fest in dem Herzen Aller geschrieben. Dem ¿um Zeugniß besißt son manher Gau, manhe Stadt im Reiche Denkmäler, ‘die in Marmor oder Erz die Züge Kaiser Wilhelms L. tragen. Auf dem Stein, den heute Eure Kaiserliße Königliche Majestät versenken werden, soll sich aber das Denkmal erheben, das die gesammte deutshe Nation dem Begründer ihrer Einheit und Größe er- richten will. i

Möge das Werk gelingen. Möge das fertige Denkmal noh Séhne und Enkel erinnern an den hehren Muth, die hohe Weisheit des Großen Kaisers und möge es sie mahnen, alle Zeit fest zusammen- zustehen für Kaisec und Reich. Ï i N

Mit diesem Wunsche bitte ich Eure Kaiserlihe Königliche Majestät namens dcs Bundesraths, aus mcinen Händen Kelle und Mörtel entgegenzunehmen.

Scine Majestät warfen hierauf den Mörtel in die Ver- ticfung für den Grundstein, und die Meister des Maurer- und Steinmeßgewerk®# seßten das Verschlußstück ein. Sodann über- reichte der Erste Präsident des Reichstags, Freiherr von Buol- Berenberg Sciner Majestät mit nachstehendcr Anrede den Hammer :

“Eure Kaiserlihe Maiestät wollen heute an cinem Gedenk-- tage ruhmreicher Ereignisse den Gruntstein legen zu dem National- denkmal, welches aus eigenster Initiative tes Volkes, dessen Vertreter in einstimmiger Harmonie mit dem Bundesratte dem Gründer des Deutschen Reiches als eine würdige Versinnbildlihung des Dark- gefühles für ihren Howseligen Großen Kaiscr Wilhelm 1. unter leb- kaftem Wiederhall aus allen Kreisen gewidmet baben. :

So möge tas Denkmal denn erstehen hier in der Mitte Seines Volkes, dessen bewundernde Begeisterung und Liebe Ibm von Berg und Thal, von Meer zu Meer entgegenraus{ten, als Er Seine Träume ins Leben rief,

es möge erstehen zur bleibenden Erinnerung auch für die fon-menden Geschlechter an Ihn, dessen thatenreihes Leben neben der Stärkung der Machtstellung, als eines Horts des Friedens, unablässig gewitmet war dcm Bemühen sür das Wohl aller Klasscn unseres Volkes, i

cs möge erstchen als das eherne Zeichen, daß soweit deutsche Herzen {lagen und deutshe Sprae klingt die Dankbarkeit nie erlöschen wird!

Gottes Segen rube auf dcm begonnenen Werke, zu dessen Weihe ih Eurer Majestät namcns der deutschen Volkëvertretung den Hammer ehrfurhtévoll überreiwen darf, auf daß datselbe unter Eurer Majestät boffnungsreihcr Regierung und für alle kommenden Zeiten unser theueres Vaterland nur im Fricden und in ungetrübtem Glüde schauen möge!

Seine Majestät der Kaiser vollzogen nurmehr die drei Hammerschläge unter dcm Spruch:

eDen Gefallencn zum Gedächtniß, den Lebenten zur Erinnerung, den kommenden Géeshlehtern zur Nacbeiferung!“

Gleichzeitig crdröhnten vom Lustgarten her die crsten der 101 Salutihüse, welche die daselbst aufgestellte Leib-Batterie des 1. Garde-Feld-Artilleric:Regimcnts während der Hammer- {läge abzugeben hatte. Die Truppen präsentierten, die Fahnen und Standarten wurdcn gescnkt, und der Koslek’ sche Biôserchor intonierte einen Choral. j

Y er Majestät trat Seine Kaiserliche und Königliche | M eran 0

d i: stdemselben f

E iD Königliche Hohe Jhre Königlichen Hoheiten die

auses, 2a die, übrigen zur Feier ershienenen Angehörigen Deutscher

Fürstenhäuscr, & dechohe, bie. fivemtühcinhel

der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, die summ n Bevollmächtigten zum Ea die dazu befohlenen Ritter des Schwarzen Adler-Ordens, die Vertreter der Armee und

arine, ‘die Mitglieder des Königlich preußischen Sta

t der Großherzog von Baden, rinzen des Königlichen

i ms,“ die Ersten Prôäsidenten i, M tags, des ‘Herrenhauses und ‘des Abgeordnetenhauses, die General - Adjutanten und Generale à la suite

weiland Seiner Majestät Kaiser Wilhelm's T., die inaktiven Staats-Minister, die Chefs der Reichéämter, der Ober-Präsident ckes Stadtkreises Berlin, der Kommandant der Haupt- und Residenzstadt Berlin, der Polizei-Präsident, der Ober:Bürger- meister von Berlin, der Dirigent der Königlichen Ministerial- Baukommission. Der Bildhauer Professor Begas und der Architekt des Denkmalbaues Halmhuber schlossen die Reihe.

Hierauf bestieg der General-Superintendent von Berlin, Hof- und Domprediger Faber, die Kanzel uud hielt folgende Weiherede: ' i

Das walte Gott, Vater, Sohn und Heiliger “Geist! Amen:

Das Wort der Weihe steht im 2. Buche ter Maktabäer, Kapitel 8, Vers 21 und 23, und lautet also: Da er ihnen mit solchen Worten cin Herz gemacht hatte, daß sie um des Gesetzes und ihres Vater- landes willen gern sterben wollten, ließ er das heilige Bu lesen, gab ihnen die Losung: Gott unsre Hilfe! und zog also vorn an der Spitze vor den Andern her. So steht er uns vor der Seele, unser Großer Helderkaiser in seinec berzgewinnenden Persönlickeit, sciner unermütlihen Pflicht- treue, seiner demütbigen Gotteéfurt. (G6 „Nacbdem er ihnen ein Herz gemacht hatte“, wie gilt das vor ihm in vnverglejhliher Weise! Es hat wohl kavm jemals einen Fürsten gegeben, der stch so Aller Herzen gewonnen hätte. Nicht durch Worte uud Thaten allcin, sondera vor ollem dur feine har- monishe Gesammtpersönlichkeit, die des Herrschers und des Helven Hohe:t verband mit der {lichten Geradheit des eten deutschen Manres und ter lavtercn Herzenégüte eines cdlen*Menschen. Wir baben vns gebcugt vor feiner Königéherrlihfeit, wir baben seine Heldenaröße bewundert, aber ibn selbst haben wir geliebt als unsern Vater. Das Wort ter Bergptedict: „Selig sind die Sanftmütbigen; denn ie werden das Ertreich og af ist F ibarlid an ihm crfüllt worden. die Kunde von seinem Tode durch die Welt ging, bat das Erden- rund, soweit es am geistigen Leben thcilnimmt, mit uns getrauert, und seine Bestattung ward zu ciner Huldigung der Völker. Und au damals s{chon, als es zur furdtbaren Entscheidung gina, wie bat er dem Volke ein Herz gemacht, in den heiligen Krieg zu ziehen uad gerne für das Vaterland zu sterben! Gewiß waren die hohen Güter, die es zu schirmen galt, on s des Blutes der Edelslen werth; aber böher s{lugen do die Flammen dec Begeisterung, da fol cia Fürst um Kampfe für Ebre und Freiheit rief, und mauer bat freudig ein Herzblut vergcssen, weil er das Auge dieses Königs auf si rubhen wußte. .

Derun: „Er zog also vorn ander Spiße vorden Andern

e

her“. Allen voran in gewisscnhaster Pflihterfülung! Die Geschichte des aroßen Krieges ist auch eine ergreifende Geschic)te der Treue: aber fein Krieger kann fagen, er habe es darin seinem König zuvor- eiban. Und wie benlich auch die Männer waren, bie Gottes Vor- chung ihm zur Seite gestellt hatte, wcise von Rath, kühn von That: sie alle baben verehrr.ngévoll zu ihm aufges{aut als zu ibrem

leüWteuden Vorbilde. Allen - voran! Das gilt serer - Heißesten Sthasubt mit naH es i pa ra tes zu Tenn Sha zu fördern, Großes F ä U 1 E s er vorn an der Spitze vor den Andern her. Gab es zu lindern, Thräncn zu en, Unrecht , 30g er vorn an

i den Andern her. M Sicgeéflammenzeichen des Ee Prie Geschichte leuten, s n niht minder bellen Scbein

b die grüne L im Eckzimmer des In ibrem Lichte a ne E A S N Vater. dcs Vaterlandes, t He] es.

i darin ist doch der tiefste Quell dai nermes 8

u suhen, der von ihm auëgegangen ift : in se bten, demüthi-

gem en Gottyertrauen. Mr Ire y Îg D lesen und gab die Losung: Gott unsere Hilfe.“ D evan- Celische Deutche Kaiser war ein treues Glied feiner Kirche und ein irommer enncr seines Heilandes. „Gott mit uns“ hieß sein Lebentspruch, und die Gnade Gottes in Öhristo u war sein Panzer in der S(hlaht und sein Königspurpur in den Tagen des F 4

Und ist au sein Sterbegewand geworden. / F So nehme denn der allmähtige Gott, der ihn so treu getührt " und so vbers(wänglih grtegnet bat, auch dics ihm gewidmete Wek in seinen p und Shirm! Auf diesem Gruntstein erstehe ein Denkmal, würtig des litten Bildes, das wir von dem Großen Kaiser

im Herzen tragen, würdig ter eben Liebe, die ihn ehren will, ictät unseres Kaiserlichen A

des gr Tages, an dem die Frier et hat, zur Freude aller patriotishen Hen Ut, : R Fe E E ck M einer gew. uns, Die Geister der rten grüßen uns. rühre unsere Herzen an, daß wir dur Gottesfurcht und e en Ee das schêrjie Denkmal seycn im Geist und in der rheit ! L Die Fülle des erfahrenen Segens treitt zum wir sind viel zu gcringe aller Barmherzigleit und al du an deinen Knechien gethan haft! O, fei îin Gnadtn wit uns, wie du es E E REe be Es ! act A nd die Macht der großen Erinnerungen zw Deutsche Mänver und Jünglinge! Bei dem cte B des Großen geloben wir neue Treue. Angesichts jener glorreichen

Fabnea heben wir die Scchwert- und Schwurhand empor über den Grôbern unse:er Heiden uad rufen bincin in da# weite, feierfrohe Vaterland:

Das Herz sür Kaiser und Reich!

Gott unsere Hilfe! z

Das heilige Boch unfer Kleinod!

Amen.

Nach dem Scgentspruch intonierte die Musik den Choral „Nun danket alle Got1!“ |

Alsdann trat der Reichskanzler vor und brachte cin auf Seine Majestät dcn Kaiser aus, in welches die - versammlung unier den Klängen der Nationalhymne dreimal begeistert einstimmte, /

Nach Beendigung der Fcicr fand vor Seiner Majestät dem Kaiser an der Schloßfrciheit ein Vorbeimarsh der Lcib- Kompagnie des 1. Garde-Regiments z. F. mit den hisiorishen Grenadiermüßen nebft der Regimentönuit und den Spiel- leuten des 1. Bataillous der Leib - Eskadron des Regiments der Gardes du Corps (zu Fuß) mit dem Trompeteikorps und der Salut-Batterie in der Richtung nah dem Schloßplaß zu ftatt, wobei sämmtliche mit Eichenlaub geschmückten Fahnen und Standarten an der Spiße der Leib - Kompagnie bezw. Leib- Eskadron marschicrten. i

Demrächst wurden die Fahnen und Standarten der Berliner Garniscn durch Portal 1 in das Königliche Schloß zurückgebraht. ï

Berlin. Redakteur: Siemenroth. Verlag der Expedition (i. V.: Heidrich). Druck der Norddeutschen Buhdrukerei und Verlags-Anstalt, Berlin 8W., Wilhelnstraße 32,