1875 / 2 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Jan 1875 18:00:01 GMT) scan diff

E e ore O M E

_ W. ihcen Wohnsitz

_geiter zu betreiben.

—_——__— Ein Musikus und feine beiden Gehülfen, welche zu f n W hatten, begaben ih, nahden fie ihr Gewerbe ___ bei der Polizeibehörde zu W. abgemeldet, na y

W. über zwei Meilen ‘entfernt liegt, um daseibst ihr Gewerbe In K. meldeten fe den Betrieb ihres Gewerbes als Musikgehülfen des Musikus W. zu K. bei der Polizeibehörde an, veranstalteten daselbst Konzert- und Tanz- “musik, ohne vorher den nah dem Hausir-Regulativ- vom 28. April

1824 vorgeschriebenen Gewerbeshein gelöft zu haben. Wegen GEewerbesteuer-Kontravention angeklagt, wurden diejelben in den beiden ersten Jnstanzen verurtheilt, und dieses Urtheil wurde auf die Nictigkeitsdeshwerde der Angeklagten vom Ober- Tribunal in der Sißung vom 15. Dezember cr. bestä- tigt. Die Angeklagten hatten sowohl in der Appellations- Nechtfertigung. als auch in der Nichtigkeitsbeshwerde den Einwand erhoben, daß fie“ nicht selbständig, sondern als Musikgehülfen des Musikus W. in K., ihr Gewerbe betrieben und daß fie nur Konzertmusik, welche als eine Kunst- leistung zu betraten sei, gegen Entgeld ausgeführt, die nah Beendigung des Konzerts geleistete Tanzmuf ik aber nit bezahiït genommen, fondern ohne Entgeld ausgeführt hätten. Sowohl die Instanzrichter als auch das Ober-Tribunal erkannten jedoch diese Abmachungen und Arrangements als niht ernstlich gemeinte, sondern als solche an, welche lediglich zum Zwecke der Umgehung der gegen den Betrieb des Gewerbes im Umher- giehen gerichteten geseßlihen Bestimmungen geschehen find.

Der General der Infanterie und kommandirende Gene- ral des V. Armee-Corps, von Kirchbach, hat fich nah Posen zurüdbegeben.

Der General - Major von Gaertner, Inspecteur der 4. Ingenieur-Inspektion, ist nach Cöln abgereist.

Der General-Major von Tilly, bisher mit Wahrneh- mung der Stelle des Direktors des Departements für das In- validenwesen beauftragt, ist zum Direktor des Departements für das Invalidenwesen ernannt, dem Oberst Freiherrn von Wan- genheim, Chef der Abtheilung für die Ingenieur - Angelegen- heiten im Kriegs - Ministerium, der Rang eines Brigade - Com- mandeurs verliehen und der Oberst-Lieutenant Dres ow, bisher à suite des Kriegs-Mivisteriums und in demsekben mit Wahr-

¡nehmung der Funktion eines Abtheilungs-Chefs beauftragt, zum

Abtheilungs-Chef im Kriegs-Ministerium ernannt worden.

Die am 2, d. M. mit dem Courierzuge aus kn via Holzminden um 7 Uhr 12 Min. Vormittags fällige Poft ist 2 Stunden 30 Minuten verspätet hier eingetroffen.

Die an demselben Tage mit dem Courierzuge aus Dirschau um 6 Uhr 20 Minuten Vormittags fällige Post aus Ruß- Tand hat in Eydtkuhnen den Anshluß verfehlt.

Am 30. Dezember vi I. starb zu Düsseldorf der Frei- herr Raig v. Frangz-Garrath, Landtags- Marschall der Rheinprovinz, Kammerherr, Schloß-Hauptmann von Benrath, Ritter-Hauptmann der rhein. ritterbürtigen Ritterschaft und Ober-Direktor der rhein. Ritter-Afademie in Bedburg.

Bayern. München, 31. Dezember. (AUg. Ztg.) Se. Majejiät der König hat zum diesmaligenNeujahrsfe|ste u. A. folgende Orden verliehen: Das Komthurkreuz des Verdienst- Ordens vom heiligen Michael. an? Präsident der, Regierung von Niederbayern, v. Lipowsky, Ministerial - Rath Michael v. Suttner, Ministerial-Rath Ludwig v. Pummerer. Das Ritter- kreuz des Verdienst-Ordens der bayerischen Krone an: General- Direk¡or Ad. Hocheder, Appellationsgerihts-Direktor v. Schiber in Passau, Yppellationsgerichts - Direktor K. Kamrierkneht in München, Rath am obersten Gerichtshof C. A. Decrignis, Regierungs - Direktor I. Frhr. v. Seckendorff in Augsburg, Ober-Bergdirektor I. Knorr in München, Ministerial-Rath I. Höß in München, General - Lieutenant Friedrih Buß,- General- Lieutenant, General-Quartiermeister Graf v. Bothmer.

Der neuernannte päpftlihe Nuntius, Msgr. Bianthi, machte gestern Nachmittag dem Staats-Minister von Pfreyschner den ersten offiziellen Besuch im Staats-Ministerium des König- lihen Hauses und des Aeußern. Der Nuntius empfing gestern den ersten Besuch des Erzbishofs von München.

Uebér das Schulaufsihtspersonal in Bayern theilt der „Corr. v. u. f. D.“ Folgendes mit:

Von den Kreiss{ul-Jnjpektoren, die nunmehr in sämmtlichen Kreisen aufgestellt sind, waren früher 4 Schullehrer, 2 Seminar- lehrer, 1 Gewerbschullehrer, 1 FJunstitutslehrer und 1 Scminar- Direktor. Die Zahl der Kreis\cholarhen hat fich in Bayern (ein- s{ließlich der Kreis: Schulinspektoren) seit Juli 1873 von 55 auf 59 gehoben. Unter 55 Kreisscholorchen befanden sich im Jahre 1871: 96 Theologen, 19 Laien (darunter 8 feminariftisch gebildete), im Jahre 1873: 29 Theologen, 26 Laien (hiervon 16 seminaristisch gebildet) und im Jahre 1874: 29 Theologen und 30 Laien (hiervon 19 seminaristisch gebildet). Distrikts-Schulinspcktoren giebt es in Bayern 383, welhe mit wenig Ausnahmen aus der Zahl der Dekane und Pfarrer genommen find. Fachmännisch gebildete Schulräthe sind in 7 Städten aufgestellt. Der Bürger- meister der Stadt Neumarkt i. d. O. war bis vor Kurzem Lokal- shulinspektor. In München ist die Leitung der inneren und äußeren Schulangelegenheiten in den 14 Schulbezirken Oberlehrern übertragen. Dortselbst fungiren auch fachmännisch - gebildete Stadtbezirks\chul- inspettoren (Ingerle, Grell und Heiß). an den brei Simultanschulen. Sonst ist die Lokalichulinspektion nur Geistlichen übertragen.

Württemberg. Stuttgart, 31. Dezember. (St.-A. f. W.) Nachdem durh das neue Berggeseß in Württem- berg die geseglihen Beschränkungen, welche der Entwicklung des Bergbaues im Wege standen, ‘beseitigt worden, insbesondere das Hüttenmonopol und Erzausfuhrverbot gefallen sind und das Bergreht in einer dem von der Volkswirthschaft anerkannten Prinzip der Verkehrsfreiheit, entsprechenden Weise umgestaltet worden ist, find nunmehr auch die nah dem neuen Gesetz zu bestellenden Bergbehörden das, zunähst mit der Handha- bung der Bergpolizei beauftragte, Bergamt und das demsfel- ben vorgeseßzte, mit den Befugnissen eines Landeskollegiums aus- gestattete Ober-Bergamt konstituirt worden. Die erste Sihung des leßteren, in welcher die Verpflichtung ' dexr Mit- glieder stattfand, wurde heute vom Minister des Innern, von Si ck, selbst eröffnet, Se. Excellenz legte in einer Ansprache an die Mitglieder des Kollegiums die Aufgaben der niht mehr mit dem Betrieb der Bergwerke unmittelbar befaßten, sondern nur mit der Erhaltung der geseßliten Ordnung und der Ueber- wahung der Beobachtung der bergpolizeilihen Vorschriften betrauten Behörde dar, hob die Bedeutung einer richtigen An- wendung des neuen Gesetzes in Beziehung auf die Verleihung des Bergwerks-Eigenthums und die Entscheidung von Streitig-

keiten, so wie die Wichtigkeit eines entsprechenden Zusammen-

wirkens des Ober - Bergamtes mit den übrigen in verwand- ten: Gebieten thätigen Behörden, insbesondere mit der zur un- mittelbaren Förderung der gewerblichen Thätigkeit berufenen

K., welches von

Centralstelle für Gewerbe und Handel und mit den Behörden für ‘die Verwaltung der Staats-Berg- und Hüttenwerke hervor und spra die Hoffnung aus, daß die Art der Zusammenseßung des Kollegiums eine Gewähr dafür sein werde, daß dasselbe niht nur seine ihm durh das Geseh gestellte Aufgabe erfülle, sondern auch in den bezeihneten Richtungen die für eine gedeih- lihe Wirksamkeit wünschenswerthe Harmonie erreihen werde.

Das Dber-Bergamt war {hon in diefer ersten Sizung in der Lage, 10 Muthungen, durch welhe um Verleihung des Bergwerkseigenthums.. nahgesucht wurde, in Behandlung zu nehmen, von denen 9 die Gewinnung von Eisenerzen (im Fils- thal), eines die Gewinnung von Kupfererz (im Schwarzwald) zum Gegenstand habez.

Waden. Karlsruhe, 2, Ianuar. Der Prinz von Wasa ist heute Vormittag, von Baden kommend, zum Besuche der Großherzoglihen Familie hier eingetroffen und hat am Abend die Reije nah Darmstadt fortgeseßt. Ihre Königlichen Hoheiten gedenken" am 4. Januar früh fh nah Sigmaringen zu begeben, dort im Kreise der Fürstlih hohenzollernschen Familie einige Tage zu verweilen und am 7. in die Residenz zurück- zukehren. ‘Wegen Ablebens des Erzherzogs Karl Ferdinand von Oesterreih hat der Großherzoglihe Hof am 31. v. M. Trauer auf 8 Tage, bis zum 7. Januar, angelegt.

ZDesterreih: Ungarm. Wien, 3. Ianuar. Die Neu- jahrs-Gratulationen am Allerhöhsten Hofe(in Budapest haben ‘am 30. Dezember Abends zwishen 8 und 10 Uhr statt- gefunden. Die Zahl der Deputationen und Glückwünshhenden war wie der „Pester Lloyd“ meldet eine überaus große.

—. Der Herzog Max von Württemberg, welcher vor aht Wochen in Wessely in Mähren bei einer Fasanjagd dur einen Sturz sih eine heftige Quetshung und Verrenkung des linken Fußes zugezogen hatte und fich noch immer der Krücken bedienen muß, ist dieser Tage über Wien nah Regensburg ab- gereist.

(W. T. B) Sicherem Vernehmen nach werden die handelspolitishen Verhandlungen mit- Rußland, nahdem vielfache Lokalerhebungen an der Grenze stattgefunden haben, demnächst von den Vertretern der beiderseitigen Regie- rungen in hier abzuhaltenden Konferenzen fortgeseßt werden.

4. Januar. (W. T. B.) Die Verhandlungen im Pro-

zeß Ofenhe im haben heute vor dem Schwurgerihte begonnen.

Die Anklage lautet auf Betrug in gewinnsüchtiger Absicht. Als Vertreter des benachtheiligten Staatsärars fungirt der Finanz- Prokurator Finanz-Rath Koller, als Vertreter der beschädigten Privatleute Hofrath Barychar. Nah Verlesung der An- tlageschrift erhob der Vertheidiger Neuda Einwendungen gegen die vorgeladenen Sachverständigen Krammer und Stoller, da dieselben von der General-Inspektion für Eisenbahnen ab- hängig seien und deshalb kein objektives Urtheil von ihnen er- wartet werden könne. Der Vertheidiger opponirte ferner gegen die Zulassung des Hofraths Barychar als Vertreter der Privat- betheiligten, weil derselbe niht als Vertreter der Aktionäre der Lemberg-Czernowißer Bahn angesehen werden könne.

Pest, 3. Ianuar. Der ungarische Reichstag tritt am 9. Januar wieder zusammen, doch ist, wie die „Pester Korr.“ bemerkt, vor dem 20. Januar auf den Beginn der Budget- debatte nicht zu rechnen. “Dis Zeit his dahin wird mit Kom- missionsarbeiten und der Behandlung \{chwebender Gesehentwürfe ausgefüllt werden.

Agram, 2. Januar. In der heutigen Landtagssiz ung brahte der Abgeordnete Vrbancic einen Geseßentwurf über die Kompetenz des Königlichen Bezirksgerichtes in Zengg ein. Der Gesezentwurf über das Landesbudget wurde in dritter Lesung angenommen.

Niederlande. Haag, 30. Dezember. Zwischen der Re- gierung und der Dampfschissahrts-Gesellshaft „Nederland* \chwe- ben Unterhandlungen, welche eine Beschleunigung des Postver- kehrs nah und aus Niederländish-Ostindien um etwa 4 bis 6 Tage zum Zwecke haben soll. Es handelt ih darum, daß die Postsendungen aus und nah den Niederlanden zu Land nah und von Neapel befördert und dort. von den ¿wischen den Niederlanden und Ostindien fahrenden Dampfern der Gesell- haft „Nederland“ übernommen und abgegeben werde: würden. Die Gesellschaft „Nederland“ berechnet die Mehrkosten pr. Fahrt, welche ihren Schiffen aus dem Anlegen zu Neapel erw«ch\en, auf 4000 Fl. und verlangt eine Garantirung dieser Svamme durch die Regierung. Noch unter dem vorigen Ministecium wurde eine probeweise Einrichtung eines solchen Postdienst-s über Neapel vereinbart, und sie soll nun in eine regelmäßice umgewandelt werden.

Der Gesandte des Königreiches Griehenland am englishen Hofe, Spiridion Valavrites, if jet in der gleihen Eigenschaft auch am niederländisher. Hofe beglaubigt worden, Derselbe ist, von London kommend, gestern im Haag eingetroffen und wird nächster Tage dem Könige seine Akkreditive überreichen. Bis jeyt zählte das diplomatishe Corps im Haag keinen Vertreter Griechenlands. Hr. Valavrites is der erste Ge- sandte des Königs von Griechenland am niederländischen Hofe.

Großbritannien unnd Irland. London, 2. Januar. (A. A. C.) Bei dem Wiederzusammentritt des Parlaments im Anfang Februar wird manche Veränderung, obwohl dasselbe nur bis zum März vorigen Jahres zurücdatirt, wahrgenommen werden. Fm Kabinet selbs hat sih keine Veränderung vollzogen und nur die äußere Schale des Ministeriums bietet durch Ver- \chiebung der Pofition einiger juristisher Posten einen verschie- denen Anblick, sofern Sir John Karslake das Amt als Attorney- General niederlegte, Sir R. Bagallay auf seinen Posten auf- rüdckte, und Mr. Holker die sonach erledigte Solicitor-Generalchip erhielt. Was das übrige Unterhaus betrifft, so haben bei weitem die meisten Veränderungen ihren Grund in ungültigen Wahlen. Der Wählflecken Stroud hat hintereinander drei Vertreter, zwei Liberale und einen Konservativen, geshickt, die indessen älle wegen Bestehungsversuches nach einander wieder entlassen wurden. Während Stroud auf diese Weise noh immer keinen rechtmäßigen Vertreter gefunden, find 17 Sitze, welche auf gleihe Weise erle- digt worden, durch 12 Liberale und ‘5 Konservative wieder be- fet worden. Durch Aufrücken der bisherigen Inhaber ins Ober- haus wurden 6 Sigze vakant, welche indeß theilweise noch nit wieder beseht sind. Von diesen 6 Fällen kommen 4 auf Erb- folge (Visccunt St. Lawrence wurde Earl of Hawth, Mr. Perceval wurde Earl of Egmont, General Forester wurde Lord Forester, und G. W. Milles wurde Lord Sondes), und zwei auf direkte Adelsverleihungen (Gladstone machte feinen Kriegs- Minister Cardwell zum Viscount Cardwell, und Disraeli machte den Obe ten Wilson Patten zum "Lord Winmarleigh.) Durch Todesfall wurden 4 Sige (diejenigen von Charles Gil- pin, Lord George Manners, John Laird und E. G. Daven-

pas erledigt und dhch 4 Konservative wieder beseßt. Das berhaus andererseith hat 13 Mitglieder durch den Tod ver- loren, und dagegen 1Aneue Pairs erhalten, während der drei- zehnte Titel, der von Yrd Colonsay, Mangels direkter Nach- kommenschaft erloschen

Frankreich. Pas, 3. Ianuar. (W. T. B.) Heute Vormittag hat ein Minifserrath stattgefunden. Die Gerüchte

; von einer bevorstehenden Mdifikation des Ministeriums werden

von dex „Agence Havas* ak unbegründet bezeichnet.

Der „Moniteur“ häi es für wahrsheinlih, daß der Marschall-Präsident in \äcster Zeit feine Ansicht über die gegenwärtige Lage des Landes hgrlegen werde.

In parlamentarischen dreisen verlautet, der Deputirte Bath ie (Monarchist) werde beañxagen, auf die Tagesordnung der Gißzung der Nationalversamnung am künftigen Mittwoch das Gefeß über die Organisatin und die Befugnisse des Senats zu stellen. \

(W. T. B.) Gestern hat iy Palais Elysée aber- mals eine Konferenz . von einsußreihen Mitgliedern der Nationalversammlung im Beisein des Marschall- Präsidenten stattgefunden. Die „Agene Havas“ bemerkt, bei Veranstaltung der Zusammenkunft habe die Absicht obgewaltet, den einzelnen Deputirten Gelegenheit zu ‘geben, sich über die politische Situation dem Marschall gegenüber unumwunden zu äußern und diesen in den Stand zu seßen, die Ansichten der Deputirten unmittelbar von ihnen vernémen und \o einen Ein- bli in die unter den Abgeordneten vorherrs@enden Stimmungen ge- winnen zu können. Die „Agence Havas“ist fernerin der Lage, versichern zutönnen, daßdie heutigen Verhandlungen vorwnsfihtlich wesentlih dazu beitragen würden, die Meinungsverschiedezheiten unter den A aruppen zu beseitigen. Von den Fraktidaen \ei bei der

onferenz das bereitwilligste Entgegenkommen gezeigt. Ucber den Verlauf derselben im Einzelnen verlautet, deß fih Léon Say, Dufaure und Perier für die Aufrechterhaltung der republi- kanischen Regierungsform und für die Festsezung regiementari- \her Bestimmungen betreffs der Uebertragung der Gewalten nah dem Ablauf, der gegenwärtigen Präsidentschaftsperiode er- klärten. Das “rechte Centrum \prach fih im Sinne des unper- sönlichen und die gemäßigte Rechte. für das persönlihe Septen- nat aus. Perier drückte insbesondere sein Bedauern aus, daß die gemäßigte Linke zu den Konferenzen nit zugezogen sei.

4. Januar. (W. T. B.) Das Resultat der gestrigen Ersaßwahl zur Nationalversammlung im Departement Hautes-Pyrénées liegt . bereits fast vollständig vor. Dar- nah hat von den Wahlkandidaten Cazeaux (Bonapartist) 19,212, Alicot (Septennalist) 16,023, Brauhauban (Republikaner) 12,989 und Puysegur (Legitimist) 1768 Stimmen erhalten und wird voraussihtlich eine Stichwahl erforderlich fein.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Bayonne vom 3. Januar telegraphirt: Der Marschall Serranc ist mit zivei Adjutanten über Canfranc und Pau hier eingetroffen.

Spanien. Madrid, 2. Januar. (W. T. B.) Der Marine-Minister Molins hat sich nach Marseille begeben, um den König Alphons dort zu empfangen. Man erwartet hier demnächst- das Eintreffen eines päpstlihen Nuntius.

Aus Paris wird telegraphirt: Wie die „Agence Havas“ meldet, hat der Prinz Alfons von Asturien auf Ansuchen der Prinzen von Béarn und von Viana allen Carlisten voll- fländige Amnestie bewilligt. Der päpfstlihe Nuntius hat dem Prinzen Alfons den Segen des Papstes überbracht. Dem Vernehmen der „Agence Havas“ zufolge hat Prinz Alfons bereits von Paris aus ein Dekret erlassen, durch welches die Cortes einberufen werden. Das Personal de: hiesigen s\pgnishen Gesandtschaft hat sch heute zu dem Prinzen Alfons begeben, um demselben feinè Huldigung darzubringen. Bei dem Empfange erklärte der Prinz, daß er sich in Bezug auf die Schwierigkeit seiner Aufgabe durchaus keiner Täuschung hingebe. Er werde \ih in- deß wit befähigten Männern * aus allen Parteien umgeben und hoffe, mit Hülfe der Armee und des gesammten \panishen Vol- kes sein einziges Ziel, den Frieden in Spanien, wieder herzu- stellen, bald zu erreichen. Meine Absicht is, \agte der Prinz am Schlusse seiner Rede, König von ganz Spanien zu fein.

Ferner liegen folgende Telegramme vor: Madrid, Sonn- tag, 3. Januar, Mittags, Nachdem der Marine - Ministér Graf v. Molins bereits gestern zum-Empfang des Königs nach Marseille abgereist ist, folgt demselben heute Abend eine größere Empfangsdeputation nah. Dieselbe begiebt fich nah Karthagena und von dort auf der Panzerfregatte „Numancia“ nah Marseille. Vie Landung des Königs soll in Barcelona erfolgen. Von dort begiebt \ich derselbe über Valencia nah Madrid und später nah Logrono.

8. Januar. General Primo de Riveira is zum Milis tärgouverneur, der Herzog von Sesto zum Präfekt und Graf Terreno zum Bürgermeister von Madrid ernannt worden.

Aus dem Norden wird gemeldet, daß General Laserna sih für Prinz Alfons erklärt hat. Ferner haben Oberst Berrißz und General Dorregaray die Sache des Don Carlos verlassen. Oberst Berri is mit mehreren carlistishen Batail'onen unter dem Rufe! „Es lebe Alfons X11.“ in Bilbao eing, gen. Die Stadt Bilbao hatte zur Feier dieses Ereignisses illuminirt.

Der Korrespondent der „Times“ in Paris hat am 31. v. M. eine Unterredung mit dem Prinzen Alfons von A sturien gehabt und berichtet darüber, daß der Prinz erklärt habe, er sei bereit, sich nach Spanien zu begeben, erwarte indeß vor seiner Abreise noch befstimmtere Mittheilungen. Unmittelbar nah dem Empfang derselben werde ec abreisen. Die Nachricht von seiner Proklamirung zum “König von Spanien habe ihn nicht über- rascht, er habe dieselbe vielmehr erwartet. Auf die Frage des Korrespondenten, ob er meine, daß die Carlisten den Krieg fort- segen werden, habe er erwidert, er glaube, daß der Kampf zu- nächst sehr hart sein werde, daß aber das gesammte \spanishe Volk sch nah und nach ihm anschließen und der Krieg dann bald. beendet sein werde. Er sei niht der König einer Partei. Das Ministerium sei aus Männern aller Parteischattirungen gebildet, sei liberal - konstitutionel, wie er felbst es dur seine Erziehung aufrihtig sei. Er wisse sehr wohl, daß er durch die Annahmé der Krone Spaniens {were Pflichten übernehme. Er werde jederzeit darnah trachten, seine Aufgabe zu verstehen und feine Pflicht zu erfüllen. Auf die Frage, ob die Königin-Mutter ihn begleiten werde, habe er entgegnet, es sei bereits bestimmt, daß die Königin in Paris bleibe.

Dér „Köln. Zeitung" wird aus Paris, 3. Januar, gemeldet: Der neue König von. Spanien denkt noch vier oder fünf Tage hier zu bleiben, um sich dann in Marseille von spanischen Kriegsschiffen abholen zu lassen. Katalonien und An- dalusien find ruhig. :

| zember. (H. N.)

Die „Köln. Ztg.“ vom 31. Dezebexr \{hreibt: „Es zeigt sich heute nohch klarer, daß die vom FLuartel Real“ gebrachte Nachricht von dem Tode Esparterz's fal\ch war. Das Blatt fügt nämlih hinzu, daß Esparêro am 21. Dezember in Logrono begraben worden fei. Heute/haben wir Mittheilungen aus Logrono vom 24. Dezember; ken Wort von einem solchen Ereignisse.“

Portugal. Lissabon, 3. nuar. (W. T. B.) Gestern hat die Eröffnung der Kamüern stattgefunden. In der vom König gehaltenen Throvréde wird hervorgehoben, daß die Reklamationen, welche die Agierung wegen der Vorgänge in Peru an die brasilianishe Rgierur-g gerihtet habe, von der [ezteren freundlich aufgenommer worden seien. Außerdem ward in der Thronrede der Vorlagen, betreffend den Unterricht in den Volks\chulen, die Einführung neuer Gesezbücher und die Vollen- dung der Eisenbahnbauten 1nd anderer öffentlichen Arbeiten, besondere Erwähnung gethar.

le anitdii Sie Bi aus 5 f + “e O DEY YSD A v0 E B D E A V E P E T T Italien. Rom, 3. Icnuar. (W. T. B.) Wie die „Libertà“ meldet, hat fich sofort nah dem Eintreffen der Nachricht von der Proklamirung des Prinzen-Alfons von Asturien zum Könige von Spanien der Ministerrath versammelt und Beschlossen, in der Frage wegen der Anerkennung der neuen Regierung in derselben Weise vorzugehen, wie dies von Seiten der befreunde- ten Mächte geschehen würde. A .— Die „BVazetta di Firenze“ enthält ein Telegramm aus Rom, nah welchem der Papst an die Gläubigen und an das Episkopat eine Encyklika gerichtet hat, in der für 1875 die Feier eines Jubeljahres angekündigt wird. Der Papft fordert in der- selben zum Gebete auf und erinnert an den Enthusiasmus und die Verehrung, mit welcher das Iubeljahr gefeiert worden ift, als die Kirche noch ungestörte Ruhe genoß. Der Papst. drückt ferner sein Bedauern darüber aus, daß die Umstände, welche im Jahre 1850 die IJubiläumsfeier verhinderten, noch ungünstiger geworden find, hält aber dennoch für nothwendig, den Gläubigen die außer- ordentlihe Gnade eines Jubeljahres zu Theil werden zu lassen. Endlih erwähnt der Papst der Gnaden, welche mit der JIubel- feier verounden find, und \{chließt mit anderweitigen Mahnungen an die Katholiken. : Turin, 2. Ianuar. (W. T. B.) Die „Gazetta di Torino“

F verc „entlicht ein Schreiben Garibaldi's, in welchem derselbe

mit Rücksiht auf die finanziellen Verhältnisse Italiens die An-

5 nahme der ihm von der Abgeordnetenkammer votirten Natio nal-

dotation ablehnt.

Numänien. Bukarest, 3. Januar. (W. T. B.) Der Senat hat gesiern das von der Deputirtenkamtner votirte Ren- tengeseß mit einigen Zusäßen angenommen und \ich darauf

ä bis zum 20. d. M. vertagt.

Knßland und Polen. St. Petersburg, 3. Ig-

L nuar. (W. T. B) Die Zeitungen geben eine Ana- M lyse des Berichts der Reichskontrole für das Jahr

1873. Der „Golos“ bemerkt, es habe fich ein Defizit von 1,198,000 Rubel herausgestellt. Hierbei is aber zu erwähnen,

A daß die Einnahmen über den Voranschlag hinaus eine fo evr-

heblihe Steigerung ergaben, daß eine Mehrausgabe von 27 Mil- lionen ermögliht wurde, in Folge deren jenes Defizit entstand.

F Die aus der Besteuerung der Kronländereien durch den Zemstwo

erzielten Einnahmen belaufen fich allein auf ca. 1,200,000 Rubel.

4 Beachtenswerth ist, daß troy der erheblihen Steigerung gegen Æ den Anschlag die Einnahmen im Budget für das Iahr 1875

noch um 10 Millionén höher veranschlagt worden sind. Troy

J neuer in Aussiht genommener Ausgaben sieht man einem aber- # maligen Uebershusse der Einnahmen entgegen. Neue Steuern Y sind dabei in feiner Weise erforderlih geworden, - vielmehr hat

man mehrere Ausgabepoften von den sogenannten Reichspräftan- den auf den Reichsschaß übertragèn können.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 28. De- Die Kommittirten zur Prüfung des Vor- {chlages wegen Uebergang zur neuen Heerordnung haben bis den 7. Januar Ferien gerttommen, mit Ausnahme des General-Majors Rosenvärd und Obersten Freiherrn H. Raab,

N welche fich während dieser Zeit mit Arbeit in Angelegenheiten

der Kommission. beschäftigen.

Im Februar tritt in Norwegen das Storthing wieder zusammen. Mehrere wichtige Geseßvorshläge liegen zur Behandlung vor, darunter das Geseß wegen Reorganisation der Armee. Wahrfcheinlih} wird auch in Norwegen, gleihwie es in andern Ländern bereits geschehen ist, \chreibt „Morgenbladet“, die Landwehr neu organisirt werden.

In Gothenburg herrscht augenblicklich die Blattern- epidemie, welche, der „Göt. Handelst.“ zufolge, sich so stark ver-

Í / Î breitet hat, daß das alte Epidemichospital die große Anzahl der M Erkrankten nicht hat fassen können, weshalb die Kommunalver-

waltung beschlossen hat, die Lokalitäten einiger Armenschulen zur

V Disposition des- Gesundheitsraths zu stellen und leßteren zu er- M mähtigen, andere passende Lokalitäten zur Aufnahme von M Patienten zu miethen. Außerdem hat man dem Gesundheitsrath

die Summe von 20,000 Kronen za Veranstaltungen behufs Verhinderung der ferneren Ausbreitung der Epidemie bewilligt.

Amerika. New-York, 3. Januar. (W. T. B.) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat si im vergangenen Monat um 3,659,000 Doll. vermehrt. In den Staatskassen be- fanden sih am Schlusse des Monats vorräthig 82,587,000 Doll. in Metall, 13,952,000 Doll. in Papiergeld.

Nach einer Mittheilung der „Times“ aus Havanna hat der General- Kapitän von Cuba, General Concha, ebenfalls den Prinzen Alfons zum Köaig proklamirt.

Der „A. A. C. liegen folgende Nachrichten aus Nord- und Süd-Amerika vor:

Nord-Amerika. New-York, 29, Dezember (per Kabel). Die Regierung trifft Vorbereitungen, um New-Orleans gegen die Re- bellionsversuhe der Weißen-Liga zu sichern. Im Nothfall wird Ge- L Da zum Befehlshaber der dortigen Bundestruppen ernannt werden.

Westindien. Aus Jamaika wird unterm 11 Dezeinber ge- meldet, daß noch immer Berichte über die durch den jüngsten Orkan auf der Insel angerichteten Verheerungen einlaufen. Die Regierung Ut thätig mit der Ausbesserung der Straßen beschäftigt. Der den Saaten zugefügte Schaden erweist sich als sehr ausgedehnt. Der Ertrag der Stapelartikel wird sehr spärlich sein, während die Brot- stoffsaaten ruinirt sind.

„Peru. Nach bis zum 27. November reichenden Berichten aus Lima per Dampfer | „Moselle" Hatte der Insurgentenführer Pinola seine Verschanzungen in dem 12—15 Meilen landeinwZ;ts vom der Moquequa gelegenen Orte, der als die Hacienda Ii Condé bekannt ist, und auf dem anstoßenden Plateau von Lbs Angelos noch immer inne, Seine Streitmacht soll, nie man glaubt, nicht 900 Maun übersteigen, Präsident Pardo hatte in Arequipa einen Kriegsrath gehalten. Wie ver- lautet, geiangte man zu der Entscheidung, daß es unrathsam sein würde, Pierola von der Meeresseite seiner Position anzugreifen , daß

aber versucht werden sollte, ihn von einer feine Position überragenden 7 Auhöhe zu bombardiren. Ein starkes Korps verließ Arequipa gegen den 22. November, um die betreffenden Anhöhen zu besegen. Die Regierungstruppen halten, wie es heißt, in binreihender Stärke sämmt- lihe Pásse besegt, um das Entweichen Pierola’s aus seiner Position u verhindern. Peruanische Kriegsschiffe kreuzen längs der Küste, um ? sede Zufuhr oder Abfahrt abzuschneiden. Eine von Don Miguel Iglefias befchligte Insurgenten - Bewegung war im Norden in Kaja- marka autgebrocchen. Der dortige Präfekt und seine Soldaten wurden anfänglich zur Flucht genöthigt; aber bei der Anfunft einer Ver- stärkung von Regierungstruppen retirirten die Insurgenten zuerst nach Chota und dann nah der Küste zu. Dieser Äusbruch wurde, wie man vermuthet, von Pierola angestiftet.

Die Argentinische Republik, Die Befestigung der Insel s Garcia wird von der Argentinischea Regierung rüstig be- reiben.

Canada. Ein Telegramm aus Ottavya - vom 29. d. meldet, daß Herr Mac Donald, der frühere Premier des Dominion für Kingston, durch eine Majorität von 17 Stimmen wtedergewählt wurde.

Ukterm 30. d. wird per Kabel berichtet, daß die die Regierung uüterstüßenden Kandidaten bei den Wahlen in Manitoba e;ne Stim- menmchrheit von 8 erhielten. Herr Davis, der Premier, erhielt 18 Stimmen mehr, a!s fein Gegenkandidat.

Asien. (A. A. C.) Die letzte chinesishe Post bringt nähere Einzelheiten über die Bedingungen, unter welhen die Räumung von Formosa Seitens der Japaner vereinbart worden i}. Der betreffende Vertrag wurde am 31, Oktober dur den japanischen Gesandten und die Vorsteher des Thung-li-Yamen unterzeichnet. Japan erkennt die Souveränetät Chinas über ganz Formosa an, während China andererseits zugesteht, daß Japan unter den ob- waltenden Verhältnissen zur Ausrüstung der Expedition bereh- tigt war. China zahlt eine Halbe Million Taels, wovon ein Fünftel sofort fällig und' als Entschädigung an die Familien der ermordeten Bewohner von Loohewan ausgezahlt werden soll, während die übrigen 4/;,, als Entschädigung für die von den Japanern ausgeführten Wegebauten 2c., bei Räumung der Insel zu zahlen sind. Die Entschädigung soll aus den Zoll- einnahmen von Fuchow und Tientsien bestritten 'werden. Die Räumung der Insel war für den 20. Dezember in Aussicht genommen.

—- Aus Kalkutta wird vom 2. Januar berichtet, daß die Anführer der Duffla am 28, v, Mts. ihre Unterwerfung angeboten haben. Die englishen Truppen find am 30. v. Mêts. in ihre Niederlafsungen eingerückt.

Afrika. Marocco. Nach Berichten der „A. A. C.“ aus Oran über Gibraltar, 25. Dezember, find an der Grenze von Marocco in Folge der Ernennung des Sheiks Hadjii Mohammed zum Kaiserlihen Befehlshaber der Kabylen von Beni Suasen ernstlihe Unruhen ausgebrohen. Einige der Stämme dieses Distrikts empörten sih, und in einem Treffen zwischen ihnen und den Truppen des Sheiks wurden ihrer ca. 200 getödtet und viele verwundet, aber der Sheik wurde nichtsdestoweniger zum Rückzuge genöthigt und die Rebellen \{chleppten 51,000 Sczafe und 18,000 Kamele, die auf der Ebene weideten, weg. Die Spahis und Turkos unter Den französischen Truppen, die zu den kriegführenden Stämmen gehören, wurden nur mit Schwierigkeit daran verhindert, sich an dem Kampfe zu be- theiligen. Nach Berichten aus Tangiers war der Kaiser von Marocco am 12. Dezember in Fez angekommen. Die Nachbar- \chaft von Tangier war völlig ruhig. j

Die Nr. 24 des Armee - Vérordnungs - Blattes (her- ausgegeben vom Kriegs - Ministerium) enthält: Wegfall des' Hinter- zeugs. Probe des Leibriemras mit verschiebbarer Säbeltasche. Uebungen des Beurlaubtenstandes im Jahre 1875. Erhöhung des extraordinären Garnisonverpflegungszushusses für, in Unteroffizierstellen Dienste lei!*ende Mannschaften. Kompetenz an Koch- und Wärn:e- holz für bivouakirende Stäbe der Feldartillerie-Regimenter. Be- fanntmahung der Lebensversiherungs - Anstalt für die Armee und Marine. Bezeichnung des Maxkbetrages in Geldempfangs-Bescheie nigungen uxd Kassen-Ordres in Zahlen und in Wort:n. Aufstellung der Geseßsammlungs - Normalliften. Ressorts der Königlichen Eisenbahn - Kommissariate“ und Kommissarien. Einführung der Reichsmarkrechnung. Eröffnung der Eisenbahn Bruchsal - Rheins- heim. Beschaffungsweise neuer Feldgeräthsstücke für Infanterie, Jäger und Schüßen, sowie für Kavallerie. —— Buchung des Wohnunagas- geldzuschusses in den Abrechnungsbüchern der Truppen 2c. Berech- nung der Frachtfosten für Beförderung von Militäreffekten auf Cisen- bahnen. Extraordinäre Verpflegungszuschüsse pro I. Quartal 1875, Einsendung der Anerkenntnisse über den Empfang und die Jnven- tarisirung der Militär-Literatur-Zeitung resp. deren fernere Ueber- weisung auf das Jahr 1875. Vergütungssäße für Brod und BVergütungspreis für den aus preußischen Magazinen an Kadetten- Anstalten verabreihten Roggen pro 1. Semester 1875. CTodten- scheine, welche wegen Unvollständigfeit resp. Ungenauigkeit der Anga- ben nit ausgehändigt werden konnten.

Neichstags- Angelegenheiten.

Die Feststellung des- Barkgeseßentwurfs hat im Bundesrath

noch zu sehr eingehenden Berathungen gefüh1t. Einzelne Artikel find nachträglich revidirt, und jene Grundsäße über die Reichsbank, welche der Kommisston des Reichstages kurz vor den Ferien zugingen, sind als besonderer Abschnitt eingefügt worden. Die auf diese Weise neu en’ standene Vorlage gelangt nun aber, nach einem früher getroffeaen Abkommen, nicht durch den Bundcorath, fondern als Verbesserungs- vorschlag des Abgeordneten H arnier an die Kommission. Die neue Borlage ist auch ausschließlich von 'dem gonannten Abgeordneten unter- eichnet. G Mie liegen diese vom Abgeordneten Dr. Harnier unter seinem Namen in die Kommission eingebrachten Abänderungs-Anträge jeßt vorz - dieselben halten fih im Wesentlichen an die von dem Bundesrathe beschlofsenen „Grundzüge“. Das Bankgeseß wird nach diesen Anträgen in fünf Theile zerfallen, nämlih: Tit. 1 „Allgemeine Bestimmungen“, Tit. 2“ „Reichsbank“, Tit. 3 „Priyatnoten- banken“, Tit. 4 „Strafbestimmungen“, Tit. 5 „Schlußbestimmungen“!. In die leßteren sind die Modalitäten, unter welchen die Preußische Bank in eine Reichsbank umgewandelt werden soll, aufgenommen worden. Das Hauptinteresse fällt auf die, die Organisation der Reichs- bank betreffenden Paragraphen. Wir geben den wesentlichen Inhalt derselben im Folgenden nach der „N. L. C.“ wieder: ;

Die Reichsbank steht unter Aufsicht und Leitung des Reichs, besißt die Eigenschaft einer juristishen Person und hat die Auf- gabe, den Geldumlauf im gesammten Reichsgebiet zu regeln, die Zahlungsausgleihungen zu exrleihtem und für die Nußbar- barmachung verfügbaren Kapitals zu sorgen. Die Reichsbank hat ihren Hauptsiß in Berlin. Sie ist berechtigt, aller Ortèn ini Reichsgebiet Zweiganstalten zu errichten. Der Bundesrath kann die Errichtung folher Zweiganstalten an bestimmten Pläßen anordnen. Cs folgen dann detaillixte Vorschriften über die Geschäfte, welche die Reichsbank zu betreiben befugt ist, ferner über die Pflichten, welhe der Reichsbank betreffs Dritteldeckung und Einlösung ihrex Noten auferlegt werden. Die Reichsbank und ihre Zweiganstalten sind im gesammten Reichsgebiete frei von staatlichen oder Vtirnitiialen Einkommen- und Gewerbesteuern. Die Reichsbank

ist verpflihtet, okne Entgeld Kassengeshäfte für das Reih zu besorgen ; sie ist berehtigt, die nämlichen Geschäfte für die Bundesstaaten zu übernehmen. Das Grundkapital der Reichsbank besteht aus i206 Millionen Mark, getheilt in 40.000 auf Namen lautende Antheile von je 3000 Mark. Bei der Preußischen Bank betrug bisher das von Privatpersonen eingeschossene Kapital 20 Millionen Thlr. in 20,000 Antheilen von 1000 Thlrn. Außerdem hatte bckauntlich der preußische Staat cinen Theil des Kapitals eingeschossen; diese Betheiligung des Staates fällt bei der Reichsbank fort. Aus dem beim Jahres\{lusse sih ergebenden Reingewiun der Reihsbank soll zunächst den Antheils- eignern eine ordentlihe Dividende .von 44 Prozent des Grund- kapitals berechnet, sodann von dem Mehrertrage eine Quote von 20 Prozent dem Refervefon ds, so langè derselbe nit ein Viertei des Grundkapitals beträgt, zugeschrieben, der alsdann verbleibende Veberreft zu einer Hälfte an die Antheilseigner als Superdividende, zur anderen Hülfte an die Reichskasse gezahlt werden. Diese Vorschläge entsprechen im Wesentlichen den vom Bundesrathe auf- gestellten Gefichtépunkten und den bei der Preußischen Bank gel- tenden Normen, nur daß bei der leßteren zunächst nach deu Privat- betheiligten dem Staat 34 Prozent des Gewinnes für seinen Ein- {luß vorweg gezahlt werden. Die dem Reiche zustehende Auf- sicht Über die Reichsbank soll, wie bei der Preußischen Banf, durch ein Bankkuratorium ausgeübt werden. Dasselbe foll aus “dem Reichskanzler als Vorsißenden und vier Mitgliedern bestehen, von deneu cines durch den Kaiser, die drei anderen durch den Bunde2zath ernannt werden sollen. Bei der Preußijchen Bank wird das Kura- torium aus dem Präfidenten des Staatsministeriums, dem jeweili- gen Justiz-Minister, dem jeweiligen Finanz-Minister, dem jeweiligen Hapyde!s-Minister und einem vom Könige besonders - ernannten Mitglied gebildct. Die dem Reiche zustehende Verwaltung der Bank foll vom Reichskanzlèc und unter diesem von dem Reichsbank- direktorium ausgeûütt werden. Das leßtere besteht aus einem Präsi- denten und der erforderlichen Anzahl von Mitgliedern. Präsideni und Mitglieder werden auf den Vorschlag des Bundesraths vom Kaiser ernannt. Die Stelle eines Chefs der Bank, welche in Preußen der Handelsminister einnimmt, ist hier also dem Reichskanzler übertragen. Die Beamten der Reichsbank follen, wie die Be- amten der Preußishen Bank, alle Rechte und Pflichten un- mittelbarer Staatsbeamten Haben, die Rechte und Pflichten der Reichsbeamten theilen. Die Antheils eigner üben die ihnen zustehende Betheiligung an der Verwaltung der Reichsbank durch die Generalversammlung, außerdem dur einen aus ihrer Mitte gewählten Centralauss\chuß. Der Centralausschuß, welchem die ständige Vertretung der Antheilseigner gegenüber der Verwaltung obliegt, besteht aus 15 Mitgliedern, die von der G.neralversamm- lung aus der Zahl der im Besiße von mindestens je 5 auf ihren Namen lautenden Antheilsheinen befindlichen Autheiléeigner gewählt . werden, Die fortlaufende spezielle Kontrole über die Verwaltung der Reichêbank üben 3 von dem Centralautschusse aus feiner Mitte auf ein Jahr gewählte Deputirte des Central- Ausschusses. Diese ganze Einrichtung entspricht den bei der Preußischen Bank bestehenden Bestimmungen. Auzerhalb des Hauptsißes der Reichsbank sclleu an vom Bundesrath zu bestimmenden größeren Pläßen Reich sbankcomtoirs* errichtet werden, welche unter Lei- tung eines aus wenigstens 2 Mitgliedern bestehenden Vorstandes und unter Yufsicht eines vom Kaiser ernannten Bank-Kommifsarius stehen. Bei jedem Reichsbankcomtoir soll, wenn sich daselbst eine hinreichende Zahl geeigneter Antheilseigner vorfindet, ein Bezirksaus\{chuß bestehen. Derselbe erúennt aus seiner Mitle 2 bis 3 Beigeordnete, welche eine fortlaufende fpezielle Kontrole über den Geschäftsgang üben. Schließlih wird in den Anträgen noch eine Reihe von Normativ- bestimmungen für das zu exlafsende Baukstatut oorgeschlagen.

Vereinswesen.

Am 27. v. M. hielten die rheinischen Kriegervereine in Cöln ihren Delegirtentag ab. Aus den Verhandlungen ist er- wähnenswerth, daß der nähste allgemeine deutsche Krieger- Tag, soviel bis jeßt feststeht, im April k. J. in Berlin und die nächste Delegirtenversammlung im Juni in Bonn stattfinden wird.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem Archiv des Deutschen Reiches, Jahrbuch für Staatsreht und Geseßgebung, herausgegeben unter Mitwirkung namhafter Fachmänner und Gelehrter von W. Jungermann, MRegie- rungs-Rath a. L. (Berlin, rei Fr. Kortkam pf), ift das 2. bis 7. Heft VI. Bandes (1. Band der neuen Folge) soeben ausgegeben worden.

Am 830, v. M. verstarb hierselbst der Arcäologe, außeror- dentlie Prof -fsor Dc. Friedrich Maß aus Lübeck, inc 31. Lébens- jahre.

Das in Klindworths Verlage zu Hännover erschienene Handbuch für die Polizeiverwaltung und Strafrechts- pflegein der Provinz Hannover, vom Regierungs-Rath Grote- fend, úmfaßt alle diejenigen Geseße, Verordnungen, Ausschreiben 2c., welche fi auf die gesammte Polizeiverwaltung und ihre einzelnen Richtungen, sowie auf die Strafrehtspflege in dieser Provinz bezie- hen, in systematisher Ordnung mit Sachregister für den prattifchen Gebrauch zusammengestellt,

Aus dem Nachlasse Varnhagen von Ense's ist der 4. Band der Tagebücher von Friedrih von Genß bei Brockthaus in Leipzig Éürzlich veröffentlicht worden.

Die foeben erschienene Nummer vom 2. Januar 1875 der „Illu ftrirten Zeitung“ enthält u. A. folgende Jllustrationen: Büste Kaiser Wilhelms. Modellirt von Prof. J. Kopf. Von der öfterr.- ungar. Nerdpolerpedition. Nach Skizzen von Hons Orrasch, Theil- nehmer der Expedition, gezeihtet von Franz Schlegel (3 Abbildungen). Die neue deutsche Panzerfregatte „Kaiser“. Originalzeichnung von J. Penner. Aus dem Sißzungésaal des Deutschen Reichstags. Originalzeihnung von H, Lüders (51 Porträts). Am Strand bei Amalfi. Nach einer Zeichnung von A. Blaschnik. Scene aus R. Wagners „Lohengrin“: Lohengrins Sieg über Telramund. Carton von Prof. F. Keller. Nach einer Photographie aus der „Opern- galerie.“ (Verlag von K. Krause und Co. in Berlin).

In der Sißung der matbematish - aaturwissenschaftlihen Klafse der K. AkademiederWissenfch..ften inWien vom 10. Dezember legte der Vize-Admiral B. von Wüllerstorf-Urbair einen Ent onrf des Kurses des Schiffes „Tegetthoff“ mit Angabe der herrschenden Wind- richtungen und der vorgekommenen Ablenfungen vom Windkurse vor und unterzog diese letzteren einer Prüfung, aus welcher hervorgeht: 1) daß in dem Meerestheile 2wishen Novaja-Zemlja und Franz - Joseph - Land das Vorhandensein einer Meeres ftr ö- mung einige Wahrscheinlichkeit für sich hat und daß u.indestens die- selbe in keinem Falle geradezu geleugnet werden kann; 2) daß die Wahrscheinlichkeit einer größeren Meeres- Ausdehnung im Nórden und Nordosten des östlichen Theiles Novaja- Zemljas besteht. Demgemäß glaubt derselbe, daß der Versuch, das ursprüngliche Ziel vorläufig Kap Chelyuskin zu erreichen, wiederholt werden sollte, da die Befahrbark.it der dahin führenden Gewässer wahrscheinlich ist und dutch keine direkten oder indirekten Beobachtungen und Erfah- rungen bestritten werden kann.

Das Programm der Eröffnung der neuen Opér in Paris, die aua Vienftag, den 5. Januar stattfinden wird, ift wie folgt festgeseßt worden: 1) 1. und 2. Akt der Jüdin. 2) &rchenscene von Faust. 3} 3. und 4. Akt von Hamlet. 4) Ballet.

Aus Vervins bei Laon in der oberen Champagne wird der „Corr. Havas“ unter dem 25. Dezember berichtet: „Vor einigen Tagen hat man hier gelege-ntlih Vornehmung von Erdarbeiten die Ueberreste cines prachtvollen römischen Amphitheaters entdeckt. Die Nachforschungen werden eifcig fortgeseßt. Soeben kommt uns ferner aus der benahbarten Ortschaft Amifontaine die Nachricht zu, daß ein Landmann bei Bearbeitung seines Ackers ein Gefäß aufgefun- den, das 600 Gold- und Silbermünzen enthielt.