1875 / 33 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Feb 1875 18:00:01 GMT) scan diff

großen Theile der Monarchie ano ¿pahnt, Während der Schticr= punkt der Verwaltung biéjer in den aus berufsmäßigen Beamten zusammenae\“-ren Bezirksregierungen ruhte, welche die doppelte Funktion von Verwaltungskollegien und von Vermwaltu"- s-Gericht8höfen in sich vereinigten und \ich zur “eoigung ihrer Geschäfte der Kreisbehörden, der Land- räthe , als ihrer Organe bedienten , ist durch die Kreis- ordnung der SWwerpunkt der Verwaltung aus den Regie- rungsbezir?èn in die Kreise verlegt worden. Es ift für jeden Kreis ein Kreisaus\chuß gebildet, bestehend aus einem Staais- veamten, dem Landrathe, als Borsißenden und ses Laien mitgliedern, welche ihr Amt als ein unentgeltliches Ehrenam{ ver- walten. Der Kreisaus\chuß is} der Mittelpunkt der Selbst- verwaltung des Kreises; ‘als Organ der Kreisrorporation liegt ihm die Verwaltung der Kreis-Kommunalangelegenheiten, als Organ des Staats die Wahrnehmung von Geschäften dex all- gemeinen Landesverwaltung ob. In legterer Sigenschaft fun- girt er sodann einerseits als VerwaltungSgeriht erster Instanz für {streitige Verwaltungssachen, andererseits als Verwaltungs- follegium, welches insbesondere berufen ist, die Aufficht über die Kommunalangelegenheiten der Amtsbezirke, der ländlithen Gemeinden und s\elbsiäändigen Gutsbezirke zu führen, bei dem Erlasse kreispolizeiliher Verordnungen, wie bei der Erledigung verschiedener anderer Verwaltungssachen mitzuwirken und sein Gutachten über alle Angelegenheiten abzugeben, welche ihm von den Staatsbehörden überwiesen werden. Demgemäß if auf die Kreisausschüsse eine große Zahl von Angelegenheiten theils administrativer theils jurisdiktioneller Natur übertragen worden, deren Erledigung bisher den Regierungen oblag. S Es ist ferner für jeden Regierungsbezirk ein aus wei berufsmäßigen Beamten, einem Verwaltungs- und einem rihtexlihen Beamten, sowie aus drei Laienmitgliedern bestehen- des Verwaltungsgericht eingeseßt, welhes über streitige Verwaltungssachen in der Berufungsinstanz zu entscheiden, zugleih aber auch als erstinstanzlihes Gericht in mehreren von der Kompetenz der Kreisauss{chü}e ausges{lo}senen Streitsachen, insbesondere in streitigen Armen- und in Expropriations\achen zu fungiren hat. : Zur Weiterführung des mit der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 auf dem Gebiete der kommunalen „und allgemeinen Landesverwaltung zunächst für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen be- gonnenen Reformwerks, bedarf es noh des Erlasses ähnlicher Geseße auch für die übrigen Provinzen der Monarchie, sodann des Erlasses von Provinzialordnungen, eines Geseyzes- wegen Dotation der Provinzialverbände mit Fonds zur Selbstverwal- tung, unter Uebertragung staatlicher Verwaltungszweige wirth- \haftliher Natur an deren Organe, sowie endlich des Erlasses eines Geseßzes wegen Einseßung von Verwaltungsgerichten außer- halb des Geltungsbereihes der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872, wegen Errichtung eines obersten Verwaltungs-Gerich1shofes und wegen Regelung des Verwaltungsstreit-Verfahrens. : Die Provinzialordnung für die oben genannten Provinzen und eine besondere Provinzialordnung für Berlin, das Geseh wegen Dotation der Provinzialverbände mit Fonds zur Selbst- verwaltung und das Gesetz in Betreff der Verwaltungsgerichte find dem Hause der Abgeordneten bereits vorgelegt worden. Die Provinzialordnung für die genannten 5 Provinzen beruht auf dem Grundsaze, daß dic Regierungsbezirke und Pro-

vinzen als Verwaltungsbcgirkce bestehen bleiben, : in ber Provinz Hannover aber je zwei Landdrosteibezirke zu je einem Regie-

rungsbezirke vereinigt werden. Die Verwaltungsjurisdiktion wird von der eigentlichen Verwaltung getrennt. Die Entschei dung aller fireitigen Verwaltungssachen erfolgt dur kollegialisch organisfirte Verwaltungsgerihte im geordneten fontradiftorischen Streitverfahren. Die eigentliche Verwaltung wird fortan in allen Instanzen, in der Kreis-, Bezirks-, Provinzial- und Centralinstanz durch Einzelbeamte Landräthe, Regierungs- Präsidenten, Ober-Präsidenten und Minister mit voller per- fönliher Verantwortlichkeit geführt. Sowohl dem Landrathe, wie dem Regierungs-Präsidenten und dem Ober-Präsidenten steht ein von der Kreis- beziehungsweise Provinzialvertretung gewählter Aus\{chuß (Kreis-, Bezirks-, Provinzialaus\{chuß) zur Seite. Diese Organe sind dazu berufen, die Verwaltung der ersteren in denjenigen Fällen zu unterstüßen, in welchen die Geseße ihnen eine Theilnahme oder Mitwirkung dabei zuweisen. Die Abgeordneten zum Provinziallandtage werden von den Kreistagen, in den Stadtkreisen von dem Magistrat und den Stadtverordneten in gemeinschaftlicher Sizung gewählt. Der Provinziallandtag wird vom König mindestens alle zwei Jahr einmal einberufen, seine Sizungen sind öffentlihe. Der Provin- giallándtag beräth über provinzielle Geseze, die demselben VoLr- gelegi werden, er vertritt den Provinzialverband und beschließt über dessen Angelegenheiten, vollzieht au die Wahlen zum Pro- pinzialaus\chuß und zu den Bezirks-Verwaltungsgerichten. - Die Provinzialaus\{chü}se wirken sowohl bei der kommunalen Provin- gialverwaltung (unter Vorsiß des Vorsizenden des Provinzial- Tandtages) wie bei der allgemeinen Landesverwaltung (unter Vorsih des Ober-Präsidenten) mit. Ebenso ist das Ressort der Be- girksaus\{hü}se (lokale Abtheilungen des Provinzialaus\{hu}es) ein Doppeltes. Dielaufenden Geschäfte der Provinz besorgt der vom Pro- vinziallandtag zu erwählende, vom König zu bestätigende Landes- direktor (Landeshauptmann), dem das erforderliche Beamtenpersonal Zugeordnet wird. Zur unmittelbaren Verwaltung und Beauf- fihtigung einzelner Anstalten werden Provinzialkommissionen be- Ftellt, Die Aufsicht über die Verwaltung der Provinzialverbände führt der Ober-Präsident, in höherer Iustanz der Minister des Innern. Die Provinzialordnung soll am 1. Januar 1876 in Kraft treten. : Berlin wird mit den nähstumliegenden Ortschaften einen eigenen Provinzialverband bilden. Dem Provinzialaus\chuß ge- Hôren dex Ober-Bürgermeister von Berlin (als Vorsigender), der Landrath des Landkreises Berlin (d. h. die niht zu den Ge- meindebezirken Berlin und Charlottenburg gehörigen Ortschaften der Provinz Berlin) und der Bürgermeister von Charlottenburg

30. April 1873 zur Verfüoräng gestellten Summe vöù jährlich 6,000,000 Mark (2 Miüionen Thaler) eine fernere Summe von jährli 7,440,000 Mark (2,480,000 Thaler) nebs Zinsen aus den Einnahren des Staatshaushalts, unter Ueber- tragung der en 1prechenden Ausgabeverpflihtungen, überwiesen. Die lehten 0 hauptsächlich: 1) Fürsorge für den Neubau von chaussir!:n Wegen und Unterstüßung des Gemeinde- und Kreis, iotgedaues, 2) Beförderung von Landesmeliorationen, 3) ‘Be- streïcung der Kosten des Landarmen- und Korrigende-, (wesens, oeziehungsweise Gewährung von Beihülfen hierzu un die Land- armenverbände, 4) Fürsorge beziehungsweise ‘Sewährung von Beihülfen für das JIrren-, Taubstummen= und Blindenwesen, 9) Unterst?zung milder Stiftungen, Waisenhäuser, Kranken- häuser, Rettungs=, Idioten- und anderer Wohlthätigkeitsanstalten, 6) Leistung von Zuschüfsen für öffentliche Sammlungen, welche der Kunst und Wissenschaft dienen, 7) für ähnlihe im Wege der Geseßgebung festzustellende Zwecke. /

Den Provinzialverbänden von Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlefien, Sachsen, Schleswig - Holstein, Hannover, Westfalen und der Rheinprovinz, den Kommunal- verbänden der Regierungsbezirke Cassel und Wiesbaden, dem Stadtkreise Berlin und dem hohenzollernshen Landeskommunal- verbande wird das Eigenthum und die Unterhaltung der Staats- chausseen übertragen, wofür denselben eine Jahresrente von 15,000,000 M. überwiesen wird. y

Der Entwurf einés Gesetzes, betreffend die Ver- fassung der Verwaltungsgerihte und das Verwal- tungsstreitverfahren, reformirt das Verfahren bei Streit- sahen über die aus den Verwaltungsgeseßen entspringenden Rechte und Pflichten der Privatpersoñen und Korporationen. Der Entscheidung soll ein Verfahren vorausgehen, ‘das in vor- geschriebenen festen Formen fich bewegt und mittelst \olcher Formen der Partei die Möglichkeit \elbständiger Vertheidi- gung ihrer Rechte gewährleistet. _ Solcher Gewährleistung ermangelt das bisherige Verfahren, indem es statt dessen, in allem Wesentlichen, die Behandlung streitiger Verwaltungs- sahen dem Ermessen der entscheidenden Behörde ebenso an- heimgiebt wie die Behandlung der administrativen Zweckmäßig- feitsfragen. Dieselben Behörden befinden zur Zeit über Ange- legenheiten der einen oder der anderen Art. | ;

Eingeleitet is die Reform bereits dur die Kreisordnung vom 13. Dezember 1872. Auf Grund derselben bestehen in den Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien uud Sachsen Kreisverwaltungsgerichte (die Kreisausschüsse) und Be- zirksverwaltungsgerichte, die, in unabhängiger Stellung, über eine Reihe wichtiger, dem öffentlichen Rechte angehöriger Fragen, über die Rechtsgültigkeit polizeilicher Verfügungen, über den Umfang der aus dem Kreisverbande, aus dem ländlichen Ge- meindeverbande entspringenden Rechte und Pflichten 2c. X. na Anhörung der Parteien im mündlihen und öffentlichen Ver- fahren zu entscheiden haben. Der vorliegende Gesezentwurf über- führt die dur die Kreisordnung ins Leben gerufenen Institutionen au in die anderen Provinzen der Monarchie und entivickelt dieselben weiter. L

Unter Abstandnahme von allen materiellen Bestimmungen bezweckt der vorliegende Entwurf lediglich, die Verfassung der Verwaltungsgerichte und das Verfahren in streitigen Verwal- tungsfachen, und zwar für den gesammten Umfang der Mon- archie, zu ordnen. t A

Es soll danah fÆ“ F, in“ jedem Kreise ein Kreisverwal- tungsgeriht (der Kreisaus\ uß), in jedem Bezirke ein Bozirk6- verwaltungsgeriht, und für den gesammten Umfang der Mon- arhie zu Berlin éin Oberverwaltungsgericht bestehen. Die Zuständigkeit der Kreisverwaltungsgerichte , der Bezirksver- waltungsgerihte und des Oberverwaltungsgerihts, soweit sie in erster Jnstanz zu erkennen haben, soll der Rege- lung durhch besondere Gesetze überlassen bleiben. Die Be- girksverwaltungsgerihte sollen auf die Berufungen gegen die Endurtheile der Kreisverwaltungsgerichte, das Oberverwal- tungsgeriht soll auf das Rechtsmittel der Revifion gegen die Endurtheile der Bezirksverwaltugsgerichte entscheiden. Die Re- vision soll aber nur stattfinden, wegen Nichtanwendung oder un- richtiger Anwendung des bestehenden Rehts oder wegen wesent- liher Mängel des Verfahrens. Dem Erlaß der Endurtheile soll überall ein mündliches und öffentlihes Verfahren vorhergehen.

Das Bezirksverwaltungsgeriht besteht aus 5 Mitgliedern, von denen zwei der König auf Lebenszeit ernennt, die drei anderen Mitglieder werden von der Provinzialvertretung gez wählt. Das Oberverwaltungsgeriht besteht aus einem Prä- sidenten und der erforderlihen Zahl von Senats-Präsidenten und Räthen; die Mitglieder werden auf Vorschlag des Staats- ministeriums vom Könige ernannt. Für die Wahrnehmung der öffentlichen Interessen wird bei den Verhandlungen Der Bezirks- verwaltungsgerihte ein Staatsanwalt angestellt, bei dem Ober- Verwaltungsgeriht übt der Ober-Staatsanwalt das Amt des Staatsanmwalts,

Bis Ende Dezember 1874 sind für Rehnung des Deut- \hen Reichs an Landes-Silber- und Kupfermünzen zur Einziehung gelangt: A. Landes-Silbermünzen. 1) Thaler- währung 20,578,050 Thlr., 2) \üddeutsche Guldenwährung : 29,909,292 hlr. 22 Sgr. 3 Pf., 3) Kronenthaler: 2,426,214 Thlr. 4 Sgr. 8 Pf., 4) Konventionsmünzen des Zwanziggulden- fußes: 634415 Thlr. 10 Sgr. 11 Pf., 5) medlenburgische Währung: 31,298 Thlr. 3 Sgr., 6) Hamburgische Courantwäh- rung: 53,837 Thlr. 15 Sgr., 7) Lübische Courantwährung : 13,934 Thlr. 12 Sgr. Gesammtwerth A. 49,647,032 Thlr. 7 Sgr. 10 Pf. B. Landes-Kupfermünzen. - 1) Süddeutsche Gulden- währung: 1762 Thlr. 20 Sgr., 2) mecklenburgische Währung: 8570 Thlr. Gesammtwerth B. 10,332 Thlr. 20 Sgr. Dazu Gesammtwerth A. 49,647,032 Thlr. 7 Sgr. 10 Pf. Summe: 49,657,364 Thlr. 27 Sgr. 10 Pf. = 148,972,094 M 78 Pf.

Die Königlich statisti\sche Central-Kommission wird am Mittwoch, den 10. d. M., im Dienstgebäude des Kö- niglih statistishen Bureaus zu einer Sizung zusammentreten.

durch Geseß angehört. die f zugt Ober-Präfident der Provinz Berlin. Dem Polizeipräsidenten von Berlin werden alle Befuguisse überwiesen, welche nah der Instruktion vom 23. Oktober 1817 der Abtheilung des Innern den Regierungen beigelegt sind. :

Der Geseßentwurf, bezLresfend die Ausführung des L 9 und 6 des Geseges voz1 30. April 1873 wegen “er Dotation der Provinzial- Und Kreisverbände überw if den Provinzialverbänden von Preuy M, „Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Schleswig-z,."lftein, A falen und der Rheinprovinz, den Stadtkreisen Berlin m. N 7 furt a. M,, dem ¿'Mndeskommunalverbande der hohenzollernzZen Lande und dem Prov. 1zialverba11de von Hannover für das dem- selben durch die beiden Geseßze vom 23. März 1873 einverleibte Jadegebiet, außer der gz diesem Zwecke dur das Geseg vom

Der Ober-Präsident der Provinz Brau- |

Der General der Infanterie von Schwarzkoppen, à la suite der Armee und kommandirender General des XIII. (König- lich Württembergischen) Armee-Corps is auf einige Tage von Stuttgart hier eingetroffen.

“Am Sonnabend, den 6. d. M,, verstarb hierselb# der General-Licutenant z. D., von Schenckendorff, zuleßt Com- mandeur der 10. Favallerie-Brigade. Die Beerdigung desselben findet am Mittwoch, den 19. d. M,, Mittags 12 Uhr, von der Leichenhalle des Gar1-isonkirchofes, hinter der Hasenhaide, aus auf diesem statt. |

Gumbinnen, 8. Februar. (W. T. B.) Amtlicher Be- far timahung zufolge ist die Kinderpe* in dem Orte Sawad-

den als exloschen zu betrachten.

Bayer, Déï „Corr, v. u. f. D.“ meldet aus Mün- hen, 5, Februar. In der auf morgen anberaumten Sigzung des Zerwaltungsrathes der bayerishen Dstbahnen steht der formale Abschluß der Uebereinkunft mit der Staatsregierung Bezüglih des Berkaufes der Bahnen zu erwarten, und es wird dann sofort eine außerordentliche Generalversammlung ver- muthlih auf den 8. März behufs der Zustimmung dersel ben einberufen werden. Sobald diese Zustimmung erfolgt ist, wird die Staatsregierung den bezüglichen Gefeßenirourf dez Kammer der Abgeordneten vorlegen. Unter dem 6. d. Mets, wird demselben Blatte geschrieben: Die Staatsregierung hat gestern mit der Verwaliung der bayerischen Ostbahnen einen eventuellen Kaufvertrag abgeschlossen. In Folge dessen haben in der nächsten Woche die Berwaltungs-Kommissionen der Osft= bahn über den Pensionsfonds und über den Invalidenfonds zur Berathung zusammenzutreten, wozu die auswartigen Mitglieder telegraphisch einberufen werden mußten, da die Sißung der Kommission für den Pensionsfonds \{chon auf Montag, den 8. Februar, anberaumt i. Die Sizung der Verwaltungs-Kom- mission über den Invalidenfonds findet am 11. Februar ftatt. Die „Allg. Ztg.“ vom 4. d. M. meldet: Der vor einiger Zeit vielgenannte Dr. Julius Lang, welcher wegen Beleidigung des Deutschen Kaisers in den von ihm îm vorigen Jahre hier herausgegebenen „Münchener geharnischten Briefen“ in strafrecht- liche Untersuhung gezogen wurde, ifl, nachdem er in diesen Tagen aus Oesterrei wieder eingetroffen war, in gerichtlihe Unter= suhungshaft genommen worden.

Sachsen, Dresden , 6. Februar. Am Königlichen Hofe wird der leßte diesjährige Hofball, zu welchem zahlreiche Einladungen ergangen find, Dienstag, den 9. d. M., abgehalten werden. Der Erb-Großherzog und die Erb-Groß- herzogin von Sachsen-Weimar werden an diesem Hof- feste Theil nehmen und bereits am 8. d, M. hier eintreffen.

JIVürttemberg. Stuttgart, 5. Februar. Gestern hat im weißen Saale und in den anstoßenden Gemächern des Kö- niglichen Residenzshlosses ein Hofball stattgefunden, zu welchem zahlreihe Einladungen ergangen waren L

Der „St. A. f. W.? \{chreibt: Wie wir erfahren, ist für die Regelung der militärishen und administrativen Verhältnisse der Festung Ulm beider Ufer eine Vereinbarung dahin _ge- trossen worden, daß diese Festung vorbehaltlich der Souveränetäts- rehte der höchsten Territorialherren und der bestehenden Eigen- thumsverhältnisse einen einheitlihen Waffenplaz bildet unter einheitlihem Kommando und einheitlicher Verwaltung durch Or- gane des Deutschen Reihs. Kürzlich feierten die Dsfiziere des Infanterie-Regiments „König Wilhelm“ (6. württ.) Nr. 124 in Ulm die Einweihung ihres Offizierkasinos. Dasselbe ist in der sog. Friedenskaserne eingerichtet « und bietet den Offizieren \chöne Räumlichkeiten zu einer Speiseanstalt, sowie zu wissen- \chaftlihen und geselligen Versammlungen. Bei dem Festessen betheiligten fich die Herren Generale und Commandeure der

Garnison Ulm. ;

Vaden. Karlsruhe, 6. Februar. Der Großherzog begab sich gestern nah Baden, um dem von der Herzogin von Hamilton veranstalteten Ballfeste anzuwohnen, und kehrte heute Morgen nah Karlsruhe zurück. Vorgestern Abend fand bei dem Präsidenten des Ministeriums des Großherzoglichen Hauses, der Justiz und des Auswärtigen, v. Freydorf, ein Ball statt, welchen der Großherzog und die Großherzogin und die Prinzessin Wilhelm mit ihrem Besuche heehrten. Es hatten sich auch Fürst Hohenlohe mit Gemahlin, Fürst Löwenstein, die Mitglieder des Staats-Ministeriums und?andere hochgestellte Beamte, die Generale v. Werder, v. Prigzelwitz, v. Helden-Sarnowski, Wirth, v. Bonin und ein großer Theil des Offizierscorps, die oberen Hofchargen und zahlreiche Gäste aller Kreise der Gesellschaft bei dem Feste betheiligt, welches bis gegen drei Uhr Morgens währte. \

Ia Betreff der staatlihen Förderung der Pferde- zucht hat das Großherzoglihe Handels-Minsterium Folgendes bestimmt : : : j

8. 1. Der für die Geschäfte, welche die staatliche Sörderung der Pferdezucht zum Gegenstand haben, bestellte technishe Beamte hat die ihm vom Handels-Ministerium zugehenden, auf gedachte Aufgabe bezüglichen Aufträge auszuführen und eigene zweckdienliche Anträge bei demselben einzubringen. : :

8. 2, Die Geschäfte, welche dem technishen Beamten über- tragen werden, sind hauptsächlich folgende: 1) die Begutachtung von Anträgen auf staatliche Unterstüßung der Pferdezucht dur Ankauf von Zuchthengsten oder Bewilligung von Beiträgen hierzu, durh Bewilligung von Fukttergeldern für Zugthengste, durch Prämiirung von Pferden, durch Bewilligung von Zuschüssen zur Einrichtung und Unterhaltung von Fohlenweiden u. dergl, sowie die Vornahme der hierzu an Ort und Stelle erforderlichen Erhe- bungen, Musterungen und sonstigen Besichtigungen; 2) die Mitwir- fung, beim Ankauf von Zuchthengsten und die Antragstellung bezüglich der Bedingungen, untex welchen dieselben abgegeben werden sollen; 3) die Ueberwachung der Einhaltung der Bedingungen, welche bei der Bewilligung von Staatsunterstübungen festgeseßt wurden, ins- besondere durch Musterung der Hengste, für welche ein Futtergeld entrichtet wird; 4) die Mitwirkung bei der Vertheilung von Prä- mien, welche von dem Ministerium ausgeseßt werden; 5) die Be- arbeitung der Statistik über die Ergebnisse der Nachzucht von Hengsten, welche mit Staatsunterstüßung angekauft oder unterhalten werden; 6) die Erstattung eincs JZahresberichtes über den Stand der Pferdezucht des Landes und die staatliche Förderung derselben.

8. 3. Der technische Beamte hat dienstliche Anlässe zum Ver- kehre mit den Pferdezüchtern des Landes zu benüßen, um über ihre Anliegen sich Kenntniß zu verschaffen und dur geeignete Belehrung derselben auf die Hebung der Pferdezucht hinzuwirken.

8. 4. Das Ministerium behält sich vor, den technischen Beamten zur Theilnahme an Versammlungen der Pferdezucht-Verbände und Bereine, sowie der landwirthschaftlihen Vereine, zu Pferde-Aus- stellungen, Pferdemärkten und Pferderennen zu entsenden , Malt d Aufträge zur Begutachtung von wichtigen allgemeinen Fragen bezüg- lich der Feu zu ertheilen und ihn zur Berathung über derartige

ragen beizuziehen. : G 8 1 e tehnishe Beamte hat ein Geschäfts-Tagebuch in üterfihtlicher Form zu führen und solches bei Einsendung des Jahres- berichtes, wenn sich nit früher ein Anlaß dazu ergiebt, dem Mini- sterium zur Einsicht vorzulegen.

Desterreich-Ungarn. Wien, 6. Februar. Der Herzog Ludwig in Bayern trifft am 7. d. M. hier ein. A Von den auf Grund des Geseßes vom 20. Juni 1868 zu konvertirenden Effekten der allgemeinen Staatsschuld wur- den, auf Schuldtitel der einheitlihen Shuld umgerechnet, im Monat Januar 1875 konvertirt und als solche verbucht: 293,995 Fl. in Noten und 46,180 Fl, in Silber verzinslih, zu- sammen 299,775 Fl. ô. W. Zu konvertiren sind noch: in Noten 3,984,837 Fl. 85 Kr. und in Silber verzinslih 1,033,676. Fl. 72 Kr., zusammen 5,018,513 Fl. 16 Kr. : : Das Abgeordnetenhaus sehte gestern die Spezial-

debatte über den Schönerershen Antrag, betreffend die Rinder-

pest, fork, Kaïlir beantragt? keine Grénzfperre sonder”, nur eine ftrenozre Ueberwahung, ux stellte Abände- 1” gsanträge. Der Minister des Innern wies auf die gegen- “wärtig in der Bukowina tagende öft?rreichish-rus\sische Kommis sion hin, bezeihnete es als ungewiß, ob die ungarische Regierung ge- neigt sei, den Abschluß gegen die Vieheinfuhr aus Rumänien und der Türkei herzustellen, erklärte, die Regierung seinihtin der Lage, eine permanente \trenge Grenzsperre dur einen Militärkordon her-

gegen Rußland,

zustellen und wiederholte ein Versprechen, sein Möglichstes zur !

Verbesserung der Kontumazanstalten aufzubieten. Bei der Ab- stimmung wurden die Anträge Kallirs und Fux abgelehnt, des- gleihen die vom Ausschuß beantragte Resolution |., betreffend das Verbot der Viehausfuhr aus Rußland und Rumänien und Anordnung der Grenzsperre durch Militärkordons gegen die Grenzen der genannten Länder. Resolution 11, betreffs Revi- sion der Seuchengeseßze wurde angenommen. Resulution 1I[.,; betreffs Uebertragung der Agenden des Veterinärwesens an das Ackerbau-Ministerium und Errichtung von Thier - Arzeneischulen abgelehnt.

Der konfessionelle Ausshuß hat in seiner leßten Sizung beschlossen, mit einer Geseßesvorlage bezüglih der Re- gelung der Verhältnisse der Alt - Katholiken vor das Haus zu treten.

Pest, 5. Februar. In der heutigen Sizung des Abge- ordnetenh auses sezte Anton Zihy die gestern abgebrochene Rede fort. Derselbe äußerte fich entschieden gegen alle Koali- tionsbestrebungen und acceptirte die Budgetvorlage. Solymo}sy (äußerste Linke) sprach gegen die Annahme des Budgets. Hier- auf begann Karl Kerfkfápoly unter außerordentlicher Aufmerksam- keit des Hauses zu \sprehen. Er acceptirt nicht nur die Budget- vorlage, sondern au alle Steuervorlagen, und zwar deshalb, weil es absolut nothwendig sei, wie dies Szell gestern unan- greifbar bewiesen. Die Frage sei nur, ob das Land die Lasten zu tragen im Stande sei. Die heutige Lage sei ein Ausfluß der gesammten Finanzpolitik l 1867 Die Steuererhöhung könne das Land leicht ertragen, da, wenn auch die Zahlungs- fähigkeit jeßt geringer, doch die Produktionsfähigkeit des Landes viel größer und dies die Basis der Steuerfähigkeit sei. In der Militärgrenze könne man die Begünstigung er|st| in einigen Jahren aufheben. Nicht nux der Staat müsse sparen, sondern auß im Privathaushalte mü}e gespart werden. Wird man unsere Staats\chulden konvertiren und durch Rentenausgaben die Lasten verringern können. Die Bankange- legenheit müsse geregelt werden, um das Kassadefizit, welches im Laufe des Jahres einzutreten pflege, niht fürhten zu müssen ; man müsse große Kafsareste zu Anfang des Jahres haben, da die Einnahmen nicht mit den Ausgaben parallel gehen. Dies beweise das Jahr 1870, als Lonyay Finanz-Minister war und zu Beginn des Jahres zwar 46 Millionen, im Mai aber nur 17 Millionen Kassabestände hatte. Im Jahre 1873 habe man die Revision des Zollbündnisses noch nit iniziiren können, weil die auf Erfahrung basirten Vorstudien gefehlt haben. Schließ- lich reflektirt er auch auf Tisza's Rede. Mit Stolz kônne die Majorität auf den wohlthätigen Einfluß des Ausgleiches blicken, denn jeßt sei Ungarns Selbständigkeit aner- kannt. Aber auch mit Kroatien haben wir uns ausgesöhnt. Bis jeßt habe nur die staatsrehtlihe Opposition in der Ent- wickelung der ganzen Thätigkeit gehindert, nun dürfte endlich die Zeit einer gemeinsamen und einigen Thätigkeit gekommen fein. Er wiederhole deshalb seine vor zwei Jahren gemachte Aussage, daß alle Parteien die Verantwortung vor der Nation überneh- men müssen. Graf Melchior Lonyay ergriff in persönlicher &Vrage das Wort und erklärte, er habe nie sagen wollen, daß während der Zeit, in welcher er Finanz-Minister gewesen, nicht {hon Fehler gemaht worden seien; er habe doch im Jahre 1869 das Haus ermahnt, den bisherigen \{lechten Weg zu verlassen. Nah einer Pause ergriff der Deakist Perenyi das Wort und sagt, Kerkápoly \preche jeßt zu spät von Sparsamkeit; er hätte au in der Praxis beweisen nüssen, daß er die Sparsamkeit billige. Seine Pläne haben uns so viel Geld gekostet und sei es eigenthümlih, daß Kerkäpoly sich wieder mit Finanzangelegen- heiten befasse, nichts könne unferem Kredit mehr \{chaden. Er wolle nicht die Zahl der Redner vermehren, welche das Budget war annehmen, aber die Regierung ausnahmslos angreifen, er wolle nur motiviren, weshalb er die Budgetvorlage ablehne. Er betrachte dies als eine Vertrauensfrage und nachdem er zur jeßigen Regierung absolut kein Vertrauen haben könne, votire er deren Budgetvorlage niht. Das ganze bisherige System der Deákpartei sei zu verurtheilen. Redner erging sih \chließlich in einer Kritik der jeßigen Regierung, des ganzen Systems und der Deäkpartei, Wilhelm Toth acceptirte alle Regierungsvorschläge. Der 1867er Ausgleich habe fehr günstige Resultate für Ungarn gehabt; die siebenjährige Thätigkeit der Deákpartei sei ein glän- gendes Blatt der Geschichte Ungarns. Die Deäkpartei würde vor der Nation jeßt noch größer dastehen, wenn selbe, sich Tisza nähernd, nun mit ihm fich vereinigend, die Bildung einer großen tompakten Partei ermöglihen würde. Unter großem Lärm wurde hierauf die Sizung ge\chlo}sen.

6. Februar. In der heutigen Sibßung des Abgeord- netenhauses motivirte Iokai \ein ablehnendes Votum. Er sagte: „Unser Unglück ist das Verlangen, Großmacht zu spielen. Wir find niht allzu arm; nur das, was wir verlangen, ist zu viel. Dieser Vorwurf richtet \ih gegen beide Hälften der Monarchie und gegen alle Nationalitäten. Dieser Vorwurf kehrt \ich auch nicht gegen eine Hälfte des Hauses, sie beide trennt nichts als eine derangirte Kasse. Weder einzelne, noch zusammen, können wir Großmacht spielen. Nicht blos im Heerwesen, in allen Zweigen des Staatslebens müssen Reduktionen vorgenommen werden; doch sind bei der Armee jedenfalls Ersparungen möôg- lih. Unsere auswärtige Politik betreffend, wollen wir eine Lei- tung, die den Frieden als Hauptzweck betrachtet und keine Restau- rationsgelüste begünstigt.“ Nachdem hierauf Uermencjo für die Budgetvorlage gesprochen hatte, erklärte fich Stephan Petay (äußerste Linke) dagegen. Ferdinand Eber acceptirte die Budget-

vorlage, Ludwig Mocháry befürwortete die Annahme des von Simonyi gestellten Beschlußantrags,

8 Gebruar. (V. D: B.) Der Minister-Präsident Bitto gab in der gestrigen Abendkonferenz der Deatkpartei die Erklärung ab, das Ministerium werde, in Berücksichtigung der Situation, nah Beendigung der Generaldebatte über das Bud- get seine Demission einreihen. Der Minister - Präsident werde gleichzeitig dem Kaiser über die Lage Bericht erstatten. Die Deakpartei beschloß das vorgelegte Budget als Grundlage für die Spezialdebatte zu acceptiren und von der Erklärung des Minister-Präsidenten Akt zu nehmen.

Niederlande. Haag, 3. Februar. Der Prinz Friedrich der Niederlande hat, dem Vernehmen nach, dur eigenhän- diges Schreiben die Einladung, dem für den 8. d. von dem Rektor und dem Senate der Universität Leyden veranstalteten

Festinahle in dem städtischen Audienzs\aale beizuwohnen, ange-

und der Fürst von Wied werden der an fie ergangenen Ein- ladung zur Theilnahme an bicsem Festmahle entsprechen.

Festprogramm für das

Begrüßung der Delegirten der inländischen und Universitäten

1 Uhr Festrede Ehren der Festgäfte, veranstaltet von dem Rektor und dem Se- nate der Universität, und Illumination öffentlihe Promotion honoris cauza in der Pieterskerk, (es wird torenwürde verliehen werden.

Die Minister des Innern und der Finanzen haben an die Bürgermeisterei von Amsterdam ein Schreiben worin fie neue Vorschläge behufs Sicherstellung einer möglichst baldigen Vollendung des Nord feeka nals mahen. Man er- wartet, daß nunmehr in naher Zeit eine neue Vereinbarung zu Stande kommen werde, durch welche eine wesentliße Beschleuni- gung und eine alle Interessen der Hauptstadt und des Lande3 wahrende Ausführung dieses großartigen Unternehmens erzielt werden würde.

In Gemäßheit eines dieser Tage ausgefertigten Be- \{lusses des Königs foll nunmehr bei jedem der at Infanterie- Regimenter die Stabsmusik wiederhergestellt werden.

Zelegraphishe Berichte von Java, vom 1. und vom 2. d, welhe eine Handelsfirma in Amsterdam erhalten hat, melden, daß eine furchtbare Eruption des Kloet, des bekannten feuerspeienden Berges in der Residenz Kadiri, stattgefunden hat und dabei Blikar dur einen Laoastrom großentheils zerstört worden ist; einzelne Plantagen find bewahrt geblieben; kein ein-

Einzelheiten werden nicht gemeldet.

Frankreich. Paris, 6. Februar. (Telegramm der „Agence Havas“) Die Nachrichten betreffend die Bildung eines neuen Ministeriums sind verfrüht; es wird vor der endgül- tigen Beschließung der konstitutionellen Geseßvorlagen kein neues Kabinet gebildet werden. - Z

7 8 Bebrüatr. (W. T._B) Nach den bisher vorliegen- den Ergebnissen der gestrigen Ersaßwahlen zur National- versammlung hat im Departement Seinec-et-Dise der republi- kanishe Kandidat Valentin 99,000 und der bonapartistishe Kan- didat Herzog von Padua 41,000 Stimmen erhalten. Âus 40 Gemeinden liegt das Resultat noch nicht vor. Das Wahlr esultat im Departement Côtes du Nord ist bereits fast vollständig be- kannt (nur 4 Bezirke fehlen noch). Danach erhielt Kerjégu (Septennalift) 38,300, Foucher de Careil (Republikaner) 35,700, der Herzog von Feltre (Bonapartist) 31,200 Stimmen. Es wird sonach eine Stichwahl erforderlich sein.

Nach amtlichen Mittheilungen des Seinepräfekten ist die neue Prämienanleihe der Stadt Paris 423mal überzcichnet worden und zwar 26mal in Paris, 11 mal in den Departements, 5{ mal im Auslande. Die zur Sicher- stellung der gezeihneten Summen in den Kassen gemachten Depositen belaufen sh auf 848 Millionen, die Gesammtsumme aller Zeichnungen beläuft sih auf 9336 Millionen.

Der General Woll ist in seiner Vaterstadt Montauban im Alter von 80 Jahren gestorben. Derselbe hat noch die Kriege des ersten Napoleon mitgemaht und sich nah 1815 ins Aus- land begeben. Zur Zeit des mexikanischen Krieges war er erster Adjutant und Chef des Militärkabenets des Kaisers Maximilian.

Die Münzkonferenz der lateinishen Konvention hat am 5. d. M. ihre Sigzungen beendigt. Das Ergebniß ist, daß die betheiligten Staaten wieder, wie im vorigen Jahre, ihre Silberprägung einshränken werden.

Spanie8s. Madrid, 6. Februar. (W. T. B.) König Alfons hat sich nah Pampelona begeben und wird demnächst hierher zurückfehren. Gegen das Fort Santa Barbara sind die Operationen im Fortgange,

T: Debruur, (2. T B) treter Spauiens im Auslande nisterium nahe stehenden Journal Merry für Wien,

Als neu defsignirte Ver- werden von dem dem Mi- „Politica“ jegt genannt: Cueto für London, Molins für Varis und Xiquena für Bern, König Alfons begiebt sich am Dienstag nah Logroño und will vor seiner Rückkehr hierher noch den Städten Burgos, Valladolid und Avila einen Besuch abstatten.

Ueber Bayonne meldet „W. T. B.“ : Nach einer hier verbreiteten Nachricht, welche carliftishen Quellen entstammen soll, hâtte Don Carlos den Rückzug auf Vergara angetreten und wären die carlistishen Führer Mendiri und Arragoniz durch ihre eigenen Truppen getödtet worden. Die Königlichen Truppen sollen bereits in Estella eingerückt sein.

Griechenland. Athen, 6. Februar. (W.T. B.) Durh Königliche Verfügung is nunmehr der Schluß der Session der Deputirtenkammer ausgesprochen worden.

Türkei. Belgrad, 7. Februar. (W. D. B) Die Skupschtina hat gestern eine vom Kriegs-Minister eingebrachte Vorlage, nah welcher die Grenzwache mit Waffen und Mu- nition versehen werden sfoll, angenommen. Der Autrag cines Abgeordneten, die Geshworenengerihte zur Aburtheilung der politishen Verbrechen einzuführen, wurde dem Verfassungs- aus\{chuß zur Vorberathung überwiesen,

Amerika. Aus Hayti meldet die „A. A. C.“ Folgendes:

Nach Berichten aus San Domingo, 8. Januar, herrschte Nuhe im Lande, da die Aussichten, daß Präsident Baez wieder an die Regierung gelangen könnte, im Schwinden begriffen sind. Die Betheiligung ausländischer Kapitalisten an hiesigen Unternehmungen nimmt zu. U, g. bat eine französise Gesellschaft 600,000 Dollars angelegt, um aus den Säften des hier heimischen Holzes Farben herzustellen. Die Ausfuhr der Farbehölzer hat abgenommen. Nahe der Stadt San Domingo siad große Zuer- pflanzungen angelegt worden. Die liberale Politik, welche der Mein Gonzales befolgt, erwirbt demselben das Vertrauen des olfes,

Asien. Shanghai, 6. Februar. (W. T. B.) Prinz Ts\aetsen, Sohn des Prinzen Kung, ift zum Kaiser aus- gerufen. Li :Hung-Twang wurde zum Premier-Minister er- nannt. Prinz Kung is in der Ministerliste nicht mit aufgeführt. Das deutsche Barkschiff „Progre ß“ hat bei den Pes- cadores-Inseln Schiffbruch gelitten; der Kapitän und 3 Mg- trosen von demselben sind in Swatow angekommen, eine von den Schaluppen des Schiffes, auf welcher fich die übrige Schiffs-

mannschaft befinden kann, wird noch vermißt.

nommen. Auch der Prinz Alexander der Niederlande |

L DIEE Das | 300 jährige Jubiläum der Uni- | versität Leyden is wie folgt entworfen: am 7. d. Vormit- | tags Gottesdienst in der Hoog!andshe Kerk, Abends um 10 Ußr | Der ausländischen | seitens des Leydenschen Studentencorps; am 8. | um 10 Uhr Vormittags feierlicher Empfang des Königs, um | in der Picterskerk, Abends 5 Uhr Festmahl zu |

„Unive 1 umi der akademishen und | anderer öffentlilher Gebäude, fowie Feuerwerk; am 9. feierliche | einer Anzahl inländischer und ausländisher Gelehrter die Dok- |

gerichtet, |

ziger Europäer if bei dieser Katastrophe umgekommen. Weitere |

Statistische Nachrichten.

| Die Nr. 5 der statistisch{en Korrespondenz (Verlag des Ks- | niglich Statistischen Bureaus Dr. (Fngel, Berlin) hat folgenden In- halt: 1) Die gewerblihen Hülfskassen in Belgien und Franfreih. ) Die Metallgewinnung mit Aus\chluß von der des Eisens und ahIs in deu deutschen Hüttenwerken während des Jahres 1872.

tal) Na cn Ausstellungen dos ®=;{arlt Urs, Gie A Na den Ausstellungen des Kaiserlichen statistishen Amtes ind von den Rübenzuckerfabriken im Zollgebiete des Veut]chen Reichs in der Zeit vom L September bis i Dezembeo C 4 is A I 17ch z | ull. Dezember v. J. im Ganzen 41,472,473 Ctr. Runkelcüben aus Zucker verarbeitet worden, wahrend im glei{en Zeitraume des j f 3 ie Nie vernrl,ot "a @ Dn p ) - | Borja ¡res die Rübenverarbeitung nur 39,961,809 Ctr. {betragen hat. Troß dieser Mehrverarbeitang von 1,510,664 Cir. wird

s erer oe 1g vi aber die Campagne 1874—75 vorausfi{tlich erheblich Hinter den Resultaten | der vorhergehenden zurückbleiben,

da ein großer Theil der Fabriken | wegen Mangels an Rohmaterial bereits im Laufe des Monats De- zember pr. den Betrieb eingestellt hat Man {äßt den Ausfall der | in 1874—75 zur Verarbeitung kommenden Rübenmeage gegen die VBorcampagune auf etwa 14,500,000 Ctr., so daß also eine Ver- minderung der Nolhzuckerproduktion um etwa 1,200,000 Gtr. zu ec- warten sein dürfte. Die in Preußen in Betrieb gewesenen Rüben- zuerfabrifen (254) haben 31,651,421 Ctr. Rüben (1,520,775 Ct mehr als im Vorjahre) verarbeitet und entfallen hiervon auf die eín- zelnen Landestheile: Westpreußen (1 Fabr.) 124,783 Ctr. (gegen 1873 mehr 13,425 Ctr.), Regierungs - Bezirk Potsdam (7 Fabriken) 627,775 Ctr. (gegen 15873 mehr 33,950 Ctr.), Regierungs-Bezirk | Brantfurt (12 Fabrifen) 1,264,105 Ctr. (gegen 1873 weniger | 39,452 Ctr.), Pommern (6 Fabr.) 862,290 Ctr. (gegen 1873 mehr 123,360 Ctr.), Sglefien (47 Fabr.) 4,859,553 Ctr. (gegen 1873 mehr 204,178 Ctr.), Prov. Sachsen mit den Fürftl. {chwarzburgischen Unterherrshaften (149 Fabr.) 18,661,881 Ctr. (gegen 1873 weniger 133,251 Ctr.), Schleswig-Holstein (1 Fabr.) 215,803 Gtr. (gegen 1873

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mehr 25,627 Ctr.), Hannover (20 Fabr.) 3,067,250 Ctr. (gegen 1873 mehr 1,028,620 Ctr.), Westfalen (1 Fabr.) 41,509 Ctr. (gegen 1873 weniger 17,357 Ctr.), Hessen-Nassau (1 Fabr.) 70,695 Ctr. (gegen 1873 mehr 20,435 Ctr.), Rheinprovinz (9 Fabr.) 1,899,775 Ctr. (gegen 1873 mehr 261,170 Ctr.). Auf die übrigen deutshen Staaten entfallen: Bayern (2 Fabr.) 156,160 Ctr. (gegen 1873 mehr 8190 Gtr. ), Württemberg (5 Fabr.) 946,285 Ctr. (gegen 1873 mebr 70,611 Ctr.), Baden (1 Fabr.) 284,180 Ctr. (gegen 1873 weniger 24,860 Ctr.), Mecklenburg (1 Fabr.) 61,965 Ctr. (gegen 1873 mehr 24,145 Ctr.), thüringische Vereinsstaatea (5 Fabr.) 572,239 Ctr. (gegen 1873 mehr 104,758 Ctr.), Braunschweig (28 Fabr.) 4,075,225 Ctr. (gegen 1873 mehr 396,208 Ctr.), Anhalt (34 Fabr.) 3,520,753 Ctr. (gegen 1873 weniger 658,208 Œtr.), Luxemburg (2 Fabr.) 203,240 Etr. (gegen 1873 mehr 69,045 Ctr.).

Die Handelsbeziehungen Frankreichs zum. Aus- lande haben sich nach einer foeben im „Economiste français“ ersie- nenen Uebersicht im leßten Fahre überaus günstig gestaltet. Der Import und Export betrug im Jahre 1874: 7,625,764,000 Frs. (gegen 7,342,095,000 Frs. in 1873 und 7,331,943,000 Frs. in 1872); und zwar betrug der Import 3,148, 011,000 Frs. (1873: 3,994,789,000 &rs.), der Export 3,877,753,000 Frs. (1873: 3,787,306,009 Frs.). Während der ersten Jahreshälfte von 1874 zeigt der Import eine wesentliche Zunahme gegen das Jahr 1873, während der Erport nicht minder wesentli gegen das Vorjahr zurüdckbleibt. Im zweiten Semester tritt das umgekehrte Verhältniß beson- ders in den leßten Monaten in so starkem Grade hervor, daß die Jahresbilanz bedeutend zu Gunsten des Jahres 1874 auêfiel. Im Einzelnen betrugen die importirten Nahrungsmittel 1874: 931,198,000 &r8. (1873: 938,510,000 Frs.), importirte Rohstoffe 2,267,589,000 Vrs. (1873: 2,108,269,000 Frs ) importirte fabrizirte Gegenstände 38,122,000 Frs. (1873: 342,860,000 ör8.), importirte andere Waaren 163,102,000 Frs. (1873: 165,150,000 Frs.). Der Export betrug an fabrizirten Gegenständen 2,172,569,000 Srs. (1873: 2,142,586,000 Frs.), an Nahrungsmitteln 1,491,673,000 örs. (1873: 1,446,219,000 örs.), an anderen Waaren 213,509,000 Frs. (1873: 198,501,000 Frs.). _ Der JInport an ausländischen Fabrikaten hat fich zwar gegen 1873 vergrößert, gegen 1872 aber vermindert; die entspre{enden Werthe stellen fich wie oben vermerkt auf 1874: 386,122,009 Frs., 1873: 342,860,000 Frê., 1872: 480,215,000 Frs.

Unter den Exrportartikeln stehen obenan die Erzeugnisse der Textilindustrie. Vou denselben wurden ausgeführt : seidene Gewebe : 477,166,000 Frs. (1873: 477,688,000 Frs.), wollene Gewebe 352,621,000 Srs. (1873: 325,918,000 Frs.), baumwollene Gewebe 73,919,000 Frs. (1873: 77,053,000 Frs.), leinene und hanfene Gewebe 26,234,000 Frs. (1873: 25,599,000 Frs.), Wollengarn 38,472,000 Frs. (1873: 31,292 000 Srs.), Baumwollengarn 5,778,000 Grs. (1873: 8,904,000 Frs.), Leinen und Hanfgarn 19,228,000 Frs. (1873: 15,550,000 Frs.), Garn von Pharmium und Jute 2,383,000 Frs. (1873: 3,824 000 Frs.). Der Verkehr in Us zeigt folgende Werthe :

874:

: 1873: Import 951,126,000 Frs. 964,721,000 Frs. Export 159,313,000 Frs. 491,769,000 Frs.

Der nordamerikanische Bundes-Kommissär für Bergbaustatistik häßt die Produktion von Gold und Silber in den Ver- einigten Staaten seit der Entdeckung von Geld in Californien von 1848—73 inkl. auf 1,426,800,000 Dollars. Diese Summe wurde wie folgt gebildet: Gold aus Californien 985,800,009 Dollars, andere Staaten und Territorien 254,950,000 Dollars; Silber 186,050,000 Dollars. Vor dem Jahre 1848 belief si die Goldproduktion auf 14,440,000 Dollars. Die gesammte bisherige Gold- und Silberproduktion der Vereinigten Staaten beträgt somit 1,44 ,240,000 Dollars.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

L

Die gewöhnliche Monatsversammlung des Vereins für die Geschichte der Mark Brandenburg findet Mittwoch, den 10. Februar, Abends 7 Uhr, statt.

Justus von Liebig, „Reden und Abhandlungen" (Leipzig und Heidelberg. C. F, Winter sche Verlagshandlung).

Die vorliegende Sammlung von Reden und Abhantèlungen des berühmten Naturforschers hat M. Carriere im Verein mit Dr. Georg von Líebig besorgt. Sie bildet eine willkommene Ergänzung zu * Liebigs Schriften und giebt ein Bild von seiner rastlosen vielseitigen Thätigkeit. Wir lassen das vollständige Verzeichniß des Juhalts folgen.

Die Sammlung enthält folgende Au'*säße: Der Zustand der Chemie in Oesterreich. Ueber das Studium der Naturwifssen- schaften und über den Zustand der Chemie in Preußen. Die bayerische Landwirthschaft und das tehnishe Schulwesen in Bayern. Bemakungen über das Verhältniß der Thier-Chemie zur Thier-Physiologie. Zur Beurtheilung der Selbftverbrennung menschliher Körper. Ueber den Ernäbrungswerth der Speisen. gleischertrakt, ein Genußmittel, leber das Studium der Natur- wifsenschaften. Die Oekonomie der menfch{lichen Kraft. Wissen- ichaft und Leben. Wissenschaft und Landwirthschaft (2 Reden). Francis Bacon von Verulam und die Geschichte der Naturwissen- schaften. Ein Philosoph und ein Naturforscher über Francis Ba- con von Verulam. Noch ein Wort über Francis Bacon von VBe- rulam. Jnduktion und Deduktion. -- Die Entwickelung der Jdeen in der Nakurwissenschaft. Eröffnungsworte zu feierliheu Sißungen der Münchener Akademie der Wissenschaften: 1) nach dem Tode des Königs Max (23. März 1864), 2) nah dem Friedèns\{luß (28. März 1871).

Der am 15. Januar ausgegebene 2. Band der Jali; herausgegeben von Karl Hillebrand in Florenz (Leipzig, H. Haxtug u. Sohn) enthält folgende Aufsäße: Die philosophishe Bewegung Italiens seit 1860 von F. Fiorentino. Das Collegio del Cambio zu Perugia von A. von Reumonut, Die nationalökonomishen Schulen Italiens und ihre Kontroversen von Luigi Luzzatti. Die Maletnester in den Sabinerbergen von Woldemar Kaden. Odoardo Beccari's

wissenschafllice Reisen von Enrico Hillyer Giglioli. Die römische