1875 / 47 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Feb 1875 18:00:01 GMT) scan diff

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* dienstes hinzugerechnet.

übergeordnet ist und daß die weitere Entscheidung in höherer Stusenfolge gerade auf ein gegen das vochergehende Erkenntniß ergriffenes Rechtsmittel erfolgt. Das Gesey knüpft die Aus- \{chließung des Richters vielmehr nur an dessen stattgehabter Rechtsprehung in einer anderen Instanz, so daß auch das Mit- lied eines oberen Gerihts, wenn leßteres berei:s entschieden hat, gehindert if, demnächst in derselben Sache in unterer Instanz richterliche Funktionen auszuüben und nichts darauf an- kommt, ob das jegt erkennende Geriht gerade dasjenige Urtheil seiner Prüfung im Instanzwege unterziehen muß, wobei sein Mitglied fräher mitgewirkt hat, ob das dermalige Erkenntniß zu dem vorausgegangenen im Verhältnisse einer angefohtenen Entscheidung fteht.

Die Mahnung eines Schuldners durch eine Postkarte, welhe nah dem ganzen Tone bezweckt, den Adres= saten zu beleidigen, ist, nach einem Erkeuntniß des Ober-Tri- bunals vom 26. Januar cr., als öffentlihe Beleidigung zu bestrafen, und demgemäß if auch dem Beleidigten die Befugniß zu- zusprechen, die Verurtheilung auf Kosten des Schuldners be- kannt zu machen.

Die gesammte Landesaufnahme steht unter der oberen Leitung des Chefs des Generalstabes der Armee; die dem Chef der Landesaufnahme unterstellten drei Abtheilungen führen die Benennung: „trigonometrishe“, „topographishe“ und „tartographische“ Abtheilung der Landesaufnahme.

Das bisherige Bureau der Landestriangulation heißt von jeßt ab: „trigonometrishe Abtheilung der Landesaufnahme“.

Lauenburg. Ratzeburg. (L. 3.) Am 9. d. M. hat das Landschafts-Kollegium eine Sißzung gehabt und in derselben innere Verwaltungsgegenstände behandelt und theil- weise erledigt.

Bayern. München, 22. Februar. Se. Majestät der König, an einer katarrhalishen Affektion seit vierzehn Tagen leidend, wird, wie die „Alg. Ztg.“ meldet, vor Mitte dieser Woche die Gemächer nicht verlassen können.

Auf Grund eines nachträglihen Berichtes wurde von Sr. Majestät dem König bestimmt, daß die Fahne des 2. Ba- taillons des 10. Infanterie-Regiments die Auszeihnung eines silbernen Ringes mit der Inschrift erhalte: „Es wurde mil dieser Fahne in der Hand am 1. September 1870 verwundet und starb in Folge dessen Sergeant Johann Schmitt.“

Der Entwurf eines Gesetzes, die Rehtsverhältniss\e der Beamten der Militärverwaltung betreffend, enthält 168 Artikel. Der „Corr. v. u, f. D.“ theilt darqus Folgen- des mit:

Der Dienstzeit des Beamten wird die Zeit des aktiven Militär- Die entscheidenden Disziplinarbehörden, welche je nach Bedürfniß zusammentreten, find: in erster Instanz die Dis- ziplinarkammern und in zweiter Instanz der Disziplinarhof. Jn

München und- Würzburg wird je eine Disziplinarkammer errichtet. Durch Königliche Anordnung können auf Antrag des Kriegs-Ministe- riums einzelne Disziplinarkammern auch an anderen Orten errichtet werden. Der Disziplinarhof tritt in München zusammen. Jede Disziplinarkammer besteht aus 7 Mitgliedern. Der Präsident und wenigstens 3 andere Mitglieder müssen in militärrichter- lier Stellung sein. Der Disziplinarhof besteht aus 9 Mitgliedern, von denen der Präsident und wenigstens 4 zu den Mitgliedern des General-Uuditoriats gehören müssen. Gegen Militärbeamte, welche ausschließlich unter Militärbefehlshabern stehen, verfügt der kommandirende General des Armee-Corps die Einleitung der Untersuchung, und den Voruntersuchungsbeamten ist bezüglich der auéscließli) unter Militärbefehlshabern stehenden Militärbeamten die entscheidende Disziplinarbehörde 1. Justanz die Militär-Displi- narkommission. Für jedes Armee-Corps tritt die Militär-Displinar- fommission am Garnifonsorte des General-Kommandos zusammen. Dieselbe wird aus einem Obersten als Vorsißenden und 6 anderen Mitgliedern, von denen 3 zu“ den Stabsoffizieren, Hauptleuten oder Rittmeistern, die übrigen zu den oberen Beamten der Militärverwal- tung gehören müssen, gebildet, Die Disziplinargerichte sind: 1) in 1. Instanz die Militär-Bezirksgerichte, 2) in. 2. Instanz das General - Auditoriat. Zuständig ist dasjenige Militär- Bezirksgericht, in dessen Sprengel der betreffende Richter (Auditeur) seinen Amtswœohnsiß hat. Die Erledigung der Disziplinarsachen er- folgt bei den Militärbezirksgerichten in einem Senat von 3, bei dem Generalauditoriat in einem Senat von 5 Richtern (Auditeuren, ein- schlüssig des Direktors). Der Art. 23 der Militär-Strafgerichtsord- nung für das Königreich Bayern ist aufgehoben. Ebenso treten - alle s sonstigen auf die Rechts- und Pensionéverhältnisse der Beamten der Militärverwaltung bezüglichen, bisher im Wege der Landesgesetzgebung oder durch Verordnungen erlassenen Bestimmungen für diee Beamten mit dem Vorbehalte der Artikel 19 u. 72 gegenwärtigen Gesetzes außer Anwendung. Die Ausführung dieses Gesehes regelt eine vom König zu erlassende Verordnung, durch welche namentlich diejenigen Behörden näher zu bezeichnen find, welche unter den in diesem Gesetze erwähnten höheren Militärbehörden verstanden sein sollen. ,

Die allgemeine Staats\ch{chuld betrug Ende 1873: 122,525,063 SI. und Gnde 1874: 120,136,558 FL., sohin Min - derung gegen 1873: 2,388,505 Fl. Die 41/5 prozentigen Amts- bürgschafts-Kapitalien haben sich Ende 1874 auf 3,453,652 Fl. erhöht und werden, falls die Ostbahnen vom Staate angekauft werden sollen, durch diese Erweiterung des Kreises der zur Kautionsfstellung verpflihteten Personen, wenn auhch nicht in nächster Zeit, eine weitere Erhöhung finden. Die Eisenbahn - \chuld betrug Ende 1873: 237,685,000 Fl., Ende 1874: 264,947,100 Fl, sohin Mehrung gegen 1873: 27,262,100 Fl., die Grundrentenshuld betrug Ende 1873: 95,005,800 F[., Ende 1874: 99,242,950 Fl., daher Mehrung gegen 1873: 4,237,150 Fl.

Abg. Edckert und 45 Genossen von beiden Parteien der Kammer haben einen Antrag in dieselbe eingebracht: dieselbe wolle beschließen: „Es sei die Königlihe Staatsregierung zu er- suchen, bis zum nächsten Landtage die vollständige Projektirung einer Bahnlinie, im Anschlusse an die bereits bestehende Rothenburg-Steinachher Bahn, über Windsheim, . Neustadt a. d. Aisch, welche Linie ebenfalls bereits von der Kammer genehmigt ist, durch das Aishthal nach Forchhéim, Bayreuth, Berneck, Weissenstadt, Wunsiedel vornehmen zu lassen und deren Ergeb- niß in Vorlage zu bringen.“

Sachsen. Dresden, 23. Februar. Der regierende Fürst Reuß j. L. Heinrich XI1V. is gestern Nachmittags nah Gera zurückgereift.

Baden. Die Strafkammer in Freiburg hat am 18. d. den Vicar Heizmann in Oberried wegen in erster Wieder- holung begangener unbefugter Ausübung kirhliher Funktionen in 121 Fâllen zu 7680 M, eventuell 1 Jahr 6 Monaten Ge- fängniß, den Vikar Geppert in Neustadt wegen dreier Vergehen in zweiter Wiederholung zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt.

Meckelenburg. Schwerin, 23. Februar. Zur Feier des Geburtstages Ihrer Königlichen Hoheit der Großher- zogin-Mutter zeigt sih, wie sonst, so auh heute, die Theil- nahme der Bevölkerung der Stadt auch äußerlich durch den

reihen Flaggenschmudck, den die Häuser tragen. wurde Ihrer Königlichen Hoheit von dem Hautboisten-Corps ein Ständchen gebraht. Se. Hoheit der Herzog Paul Friedrih ist heute früh hierselbst eingetroffen.

Malchin, 20. Februar. (H. N) In der leßten Sißung des Landtags vor Bettag wurden für die Wasserwerke auf der Elbe, Havel und Stör pro 1875—1876 wieder - 9000 bewilligt. Die Schleusengelder * haben ca. 54,000 # betragen im lehten Rehnungsjahr, find jedoch um ein Geringes unter dent Etat geblieben.

Zum Küstenshuß bewilligten Stände 1872 nah der großen Sturmfluth bekanntlich. 300,000 4. Diese haben aber nicht gereicht und namentlich if noch auf dem Fishlande Gefahr zu befürhten, deshalb soll zwishen Wustrow und Dierhagen in einer Länge von 3/4 Meilen und beträhtliher Breite eine Düne errichtet werden, wofür die Regierung 125,000 F fordert. Weitere 125,000 # will sie dazu auf die Renterei verweisen. Nizze-Ribniy bestätigt die Nothwendigkeit, da er die örtlichen Verhältnisse aus eigener Anshauung kennt. Kammerherr v. d. Kettenburg will erst das Reskript über die französische Kriegskontribution hören, aber Stände verwiesen die Sache an das Polizei-Comité. :

Endlich kam das \{chwerins{che Reskript vom 16. d. M. über den auf Mecklenburg-Schwerin entfallenden Antheil von der franzöfischen Kriegskosten-Entschädigung zur Vorlage. Wie aus der Anlage 5, hervorgeht, find an Mecklenburg-Schwerin 2,287,454 Thlr. gezahlt. Dazu kann noch eine kleine Restver- theilung kommen, die aber niht erheblich wird. Durch Zinsen- zushlag hat \fich die Summe d. I. aber bereits um fast 100,000 Thlr. vermehrt. Einen Theil dieser Gelder will die Regierung zur Unterstüßung des Schulwesens, zur Erbauung eines Museums in Schwerin, Erweiterung des Sachsenberges bei Schwerin und zur Errichtung medizinisher Institute bei der Universität in Rostock verwenden. Für Schulzwecke sind 1,200,000 M., theils zur bessern Besoldung der Lehrer, theils zur Entleerung der überfüllten Klassen bestimmt, welhe Position zu längerer Diskussion Veranlassung gab. Zuletzt beschlossen Stände, ein Comité zur Prüfung und Bexichterstattung für diese Sache zu wählen. In dasselbe wurden berufen: Rettih Rosen- hagen, v. Maltzahn-Kl.-Luckow, v. Dergzen-Kotelow, sowie die Bürgermeister Rettberg-Malchow, Schultetes-Malchin und Brück- ner:-Neubrandenburg.

Sachsen-IWeimar-Eisenach. Weimar, 23. Februar. Im Großherzoglichen Residenzshlosse fand gestern Nachmittag zu Ehren der sächsischen Majestäten Tafel statt, später eine Darstellung lebender Bilder im großen Saale, woselb| fih um 9!/7 Uhr eine zahlreihe und glänzende Gesellschaft versam- melt hatte. Nah Beendigung der Darstellung wurde in der Galerie und den anstoßenden Räumen an Büffets soupirt. Heute Vormittag sind Ihre Wajestäten der König und die Kö- nigin von Sachsen nah Dresden zurückgereist.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen, 21. Februar. (Fr. I.) Der Landtag, dessen Session sich wohl bis nahe vor Ostern ausdehnen wird, hat in den jüngsten Sizungen mit den Weiterberathungen des Gemeinde- und Schul- geseßes inne gehalten und hat zunächst die bereits diskutirten Gesetze, bez. Theile derselben durch Abstimmung zum Abschluß gebraht. So wurde das Steuergesez dahin verabschiedet, daß die Grundsteuer mit 51/4 Terminen, die Einkommen-, Klassen- und Gebäudesteuer mit je 12 Terminen bewilligt wurden; mit Aus- nahme der Gebäudesteuer, welche in früherer Höhe geblieben, iff eine Reduktion um drei “Termine eingetreten. Das Schulgeseß betreffend, wurde der prinzipiell wichtigste Theil dessolben die Stellung. und Verwaltung der Volksschulen, dahin erledigt, daß die Trennung der Schule von der Kirche dur{hgeführt, und der Geisilihe als solher auch in dem die nächste Aufsicht führenden Schulverbande einen Sig nicht erhalten hat; die Aufsicht über den Religionsunterriht is ihm aber vorbehalten. Die eigent- lihe Schulauffiht wird Kreis - Schulinspektoren übertragen. Dieselben bilden mit dem Landrath das Schulamt. Auch vom Gemeindegeseß wurde ein Abschnitt durch die Abstimmung zum Abschluß gebraht. Nah demselben führen die Gemeinden ihre Verwaltung und die Ortspolizei unter Aufficht des Staates selbständig; das Stimmrecht unterliegt nur auf dem Lande, niht aber in den Städten, einem Census.

Sachsen - Altenburg. Wie man der „Leipz. Ztg.“ aus Altenburg, 22. Februar, \hreibt, ist die früher gehegte Ab-. sicht, ren Landtag des Herzogthums zur Berathung eines neuen Schulgeseßes, eines Geseßes über völlige Trennung dér Justiz von der Verwaltung noch vor Ostern wieder einzuberufen, jeßt als aufgegeben zu betrachten. Die Wiedereinberufung- wird erst im Herbst d. J. erfolgen.

Desterreich - Ungarn. Wién, 22. Februar. Der Kaiser hat sih gestern nah Pest begeben.

28. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sihung des Abgeordnetenhauses wurde vom Abg. Fux folgende Inter- pellation an den Justiz-Minister gerihtet: Ob es wahr sei, daß der Präsident des Ober-Landesgerichts, v. Hein, an den Baron Wittmann, als Präsidenten des Gerichtshofes im Ofenheimschen Prozesse, ein Schreiben gerichtet habe, daß niht ohne Einfluß auf die Unterbrehung dieses Prozesses gewesen sei? und ob, wenn dies der Fall, das Ministerium ein solhes Eingreifen für zulässig erahte? Der Justiz-Minister gab auf die Interpellation noch im Verlaufe der heutigen Sigung die Erklärung, er sei mit Rücksicht auf den noch s{webenden Prozeß gegen Ofenheim niht in der Lage, die Interpellation zu beantworten.

Pest, 22. Februar. Der Kaiser empfing bereits um 9 Uhr den Minister-Präsidenten Bitta, hierauf in längerer Audienz den Finanz-Minister Ghyczy. Später wurde Baron Wenckheim empfangen, worauf Hr. v. Szlavy zu Sr. Majestät beschieden und nah 12 Uhr empfangen wurde.

Niederlande. Haag, 20. Februar. In der Zweiten Kammer der Gencralstaaten brahten vorgestern vier Mitglieder, die Herren Kappeijne, Tak, de Roo und Matay, einen Gesetz- entwurf ein für Anlegung einer Anzahl von Eisenbahnen durch den Staat, welche theils in bisher vom Eisenbahnverkehr ausgeshlossenen Gegenden angelegt werden, theils nöthige Ver- bindungen in dem bestehenden Eisenbahnnete herstellen sollen. Die Kosten für die Ausführung dieses Planes sind auf 50 Mil- lionen Gulden veranschlagt.

Großbritannien und Jrland. London, 22. Februar. Wie die „A. A. C.“ erfährt, wird, wenn das Befinden des Prinzen Leopold sich fortdauernd bessert, die Königin zum Beginne nächster Woche nach Windsor zurückehren.

In einer am Sonnabend stattgefundenen Versammlung von Commandeuren der Londoner Freiwilligen-Corps

Heute Morgen 7

wurde beschlossen, die übliche I RIE Sp Io Eon Lis diesem Jahre ausfallen zu lasen, da die verschiedenen Eisenbahnverwal- tungen fich außer Stande erklärten, an diesem Tage die Beför- derung der Truppen nach Portsmouth zu übernehmen. Die verschiedenen Corps werden am Ostermontag aber in Divifionen und Brigaden exerciren. Die Manöver der regulären Armee werden nah der „Army and Navy Gazette“ dieses Jahr die Form von Sommerübungen in der Nachbarschaft von A[- dershot annehmen.

Die Nordostküste Englands wurde am abend von einem heftigen Sturm heimgesucht.

23. Februar. (W. T. B.) Unterhaus. Die von der Regierung eingebrahte Bill zur Erleichterung des Ueber - tritts der Offiziere von einem Regiment in das andere, ist mit 282 gegen 185 Stimmen angenommen worden. James beantragte, eine Kommission einzusegen, um die Verhältnisse der von den Staaten Honduras, Costarica, Domingo, Paraguay aufgenommenen Anleihen und die Veranlaffung, weshalb die Zinsen derselben niht gezahlt werden, einer Prüfung zu unter- ziehen. Der Antrag wurde darauf, nachdem die Regierung \ih mit demselben einverstanden erklärt, angenommen.

Frankreich. Versailles, 23. Februar. (W.T. B.) Die Nationalversammlung hat in ihrer heutigen Sizung die noch nicht erledigten Artikel des Senatsgeseßentwurfs Wallon, ausgenommen Artikel 5, der an die Kommission zurückverwiesen wurde, angenommen. Die Berathung über Artikel 5 und die Abstimmung über die ganze Vorlage foll morgen stattfinden, Die Publikation des Gesetzes foll erst nah der Berathuug des O über die Uebertragung der öffentlihen Gewalten erfolgen.

Spanien. Madrid, 23. Februar. (W. T. B.) Morgen wird der offizielle Empfang des deutshen und des bel- gischen Gesandten stattfinden. Die „Gaceta“ meldet, daß der Papst auf die Anzeige ‘von der Thronbesteigung des Königs Alfons ein sehr warm gehaltenes Erwiderungss\chreiben an den König gerichtet hat, welches ihm durch den päpsfilichen Nuntius übermittelt worden ist.

Numänien. Bukarest, 23. Februar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat die vorgeshlagenen Modifikatio- nen des Strafgeseßes angenommen. Der Postverkehr, welcher bereits wieder hergestellt war, if durch heftigen Schnee- sturm abermals unterbrohen worden. Der Schnee liegt hier stellenweise klaftcrhoch.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 23. Fe- bruar. Ueber die Kommission zur Berathung der Ar- beitergesetze hört die „Ruf. W.*, daß dieselbe keine Aussiht habe, bald mit ihren Verhandlungen fertig zu werden. Aus den etwa 200 vorliegenden Fragen find bisher nur gegen 50 durchgesprohen. Das der Kommission vorgelegte Projekt erleidet starke Abänderungen. Ein Hauptgrund des Aufenthalts in den Arbeiten soll in den verschiedenen Ansichten in Bezug auf die Arbeitsbücher und in Bezug auf die Absonderung der Bestim- mungen über die Dienstmiethe der Domestiken von denen über die Arbeiter liegen. Fast alle Landamtspräsidenten und einige Adelsmarschälle geben ihre Stimmen gegen die obligatorische Einführung der Arbeitsbücher und für gemeinsame Gesetze über die Dienstmiethe nur mit Abzweigungen hinsihtlich der Dienst- boten und Arbeiter ab. Die übrigen Adelsmarschälle, die Ver- treter der Regierungsressorts und der Industrie stehen auf Seiten der obligatorishen Dienstbücher, freilich mit Zulassung ver- schiedener Ausnahmen, und halten es für nothwendig, die Be- stimmungen über Dienstboten und über Arbeiter prinzipiell vou einander zu sondern.

Sonn-

Dänemark. Kopenhagen, 21. Februar. Die drei- hundertjährige Jubelfeier der hiesigen deutschen evange- lish-lutherishen St. Petri-Gemein de fand gestern Abend in der angeordneten Weise statt. Die St. Petrikirhe war rei mit frishem Grün g:{chmückt und festlich erleuchtet. Neben dem Altare waren aus großen tropischen Gewächsen zwei Dekorationen gebildet, in deren Mitte, rechts vom Altare, man die Büste des Königs, zur Linken die der Königin erblickte. Die Kirche war gedrängt voll, obgleih, die speziell Eingeladenen ausgenommen, nur an Gemeindemitglieder Einlaßkarten vertheilt worden roaren, Die kirhlihe Feier bestand aus einer Einleicungsrede des Predigers Pastor Shmalß vor dem Altare, mehreren Gesängen, welche die deutsche Liedertafel von der Gallerie vor dec Orgel sang, und den üb- lihen Chorälen mit Orgel- und Posaunenbegleitung von der ganzen Gemeinde. Pastor Schmalg hielt von der Kanzel ferner eine Predigt, worin er einen Uxeberblick über die dreihundert- jährige Geschichte der Gemeinde gab. Bereits im Jahre 1574 findet sih hier eine deutshe Gemeinde; der erste durh Hand- \hreiben des Königs vom 20. Februar 1575 ernannte Prediger, Laurig Petersen, geboren zu Hadersleben und in Wittenberg gebildet, bezeichnet jedo erst den eigentlihen Anfang der jeßigen deutshen St. Petri-Gemeinde. Die kirhlihe Feier \{chloß mit dem Choral: „Nun danket alle Gott.“ Unter den Eingeladenen wohnten der hiesige Kaiserlih deutsche Gesandte und der Kaiserlich deutsche General-Konsul der Feier bei.

29. Februar. (W. T. B.) Bei der zweiten Berathung des Finanzgesehßes, welhe in der heutigen Sizung des Folkethings auf der Tagesordnung stand, erklärte der Kon- seilspräsident Fonnesbech, daß die Regierung, falls die Bewil- ligung der von ihr für den Bau von Panzerschiffen ge- forderten, aber in den beiden voraufgegangenen Sessionen vom Folkething verweigerten Summen wieder abgelehnt werden follte, die Auflösung des Folkethings in Erwägung ziehen müsse. Die Bewilligung wurde darauf in Gemäßheit des Vorschlages der Linken mit 47 gegen 42 Stimmen verworfen, nahdem der Führer der Linken die Erklärung abgegeben hatte, daß die heu- tige Abstimmung nur als eine formelle und vorläufige betrachtet und die definitive Entscheidung über diese Budgetposition vor- behalten werden solle.

Amerika. Aus Washington wird vom 20. ds. telegraphirt: In heutiger Sizung des Repräsentantenhauses wurde der Antrag zu Gunsten der Wiederherstellung der im Jahre 1872 stattgefundenen Herabsezung der Zölle auf fabri- zirte Waaren um 10 Prozent mit 103 gegen 95 Stimmen ver- worfen.

Washington, 22. Februar. (W. T. B.)- Eine De- putation der fkonservativen Mitglicder der Legislatur von Louisiana hatte den Präsidenten Grant um Genehmigung des mit den republikanishen Mitgliedern der Legislatur abgeschlossenen Kompromisses ersuht. Der Präsident erwiderte jedoch, s sei seines Amtes nicht, fich in Parteiverhandlungen einzumischen, sondern vi-lmehr die Geseßze zu handhaben und auszuführen. Indeß werde er sih freuen, wenn sih zwischen beiden Parteien die Wiederherstellung des Einvernehmens verwirkliche und gebe

vom 23. Februar 1875.

er der Deputation anheim, fih mit ihrem Wunsche an die bezüg- lihe Kommisfion des Kongresses zu wenden. 9 S

283. Februar. (W. T. B.) Das Repräsentanten- haus hat heute einen Gesegentwurf angenommen, in welchem Bestimmungen über verschiedene Stéeuerauflagen getroffen werden. Nach denselben {oll von Whiskey eine Abgabe von 90 und von Tabak eine Steuer von 24 Dollars erhoben und die Zölle auf Zucker und Syrup unter Aufhebung der im Jahre 1872 angenommenen Zollermäßigung von 10 Prozent auf 25 Prozent erhöht werden. Diejenigen Waaren, welche bis infl. den 10. Februar bereits auf die Schiffe verladen sind, bleiben von der Taxe befreit.

V Die bereits telegraphisch signalisirte Botschaft des Präsidenten der Vereinigten Staaten an den Kongreß be- tres der Lage der Dinge in Arkansas lautet wie folgt:

„Zch habe hiermit die Ehre, Jhnen in Uebereinstimmung mit dem Senatsbesck{luß vom 3. Februar alle die in meinem Besilz befind- lihe und bis er nicht gelieferte Information bezüglich der Angelegen- heiten in dem Staate Arkansas zu übersenden. Jch wage die Mei- nung auszudrücken, daß die ganze Beweisaufnahme zeigt, daß in der Wahl von 1872 Joseph Brooks geseßzlich zum Gouverneur dieses Staates gewählt wurde; daß er geseßwidrig des Besitzes seines Amtes seit diesec Zeit beraubt wurde; daß in 1874 die Verfassung des Staates durch Gewaltthaten, Einshüchterung und revolutionäre Akte umgestoßen, eine neue Verfassung adoptirt und eine neue Staats- regierung hergestellt wurde. Dieses Vergehen ignorirt, wenr. es sanfk- tionixt wird, thatsächlih alle Rehte von Minoritäten in sämmtlichen Staaten. Was is auch vorhanden, um jeden der jüngst unter gewissen Bedingungen zu Beziehungen mit dem Bunde zugelasse- nen Staaten zu verhindern, seine Verfassung zu ändern und seine Versprehen zu verleßen, wenn diese Aktion in Arkansas genehmigt wird? Wir unterbreiten es ahtungsvoll, ob ein für die Stabilität der Staatsregierung, wenn niht auch für die nationale Regierung gefährlicher Präzedenzfall vom Kongreß anerkannt werden sollte. Jch bitte ernstlih, daß der Kongreß bestimmte Schritte. in der Sache thun®* wolle, um die Erxekutive des Verfahrens mit Fragen zu entheben, die von dem legislativen Zweige der Regierung entscie- den werden follten. : A_S. Grant.“

General Sheridan hat dem vom Kongreß ernannten Aus\{chuß zur Untersuchung der Zustände in Louisiana be- rihtet, daß seit 1866 daselbst 2141 Personen wegen ihrer poli- tischen Meinungen getödtet und 2115 verwundet wurden.

Asien. Aus Calcutta wird dem Reutershen Bureau vom 22. ds. telegraphirt: Das jüngst hier veröffentlichte Tele- gramm aus Lahore, nach welchem die Armeen des Emirs von Afghanistan und seines Sohnes Yacub Khan eine Schlacht ge- liefert hätten, hat keine Bestätigung gefunden. Der Emir hat die Ausbesserung der Befestigungswerke von Herat anbefohlen und Achmet Akore zum Gouverneur des Plates ernannt.

Australien. Aus Melbourne wird vom 20. ds. telegraphirt, daß der übermäßigen Hitze, die daselbst herrschte, heftiger Regen gefolgt ift.

Die Nr. 17 des „Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Post-Verwaltung“ hat folgenden Inhalt: General-Verfügunzen : Postanweisungsverkehr mit den Niederlanden. Bescheidung: vom 17. Februar 1875. Verwendung von Bücherzetteln zum Angebot von Büchern.

Die Nr. 5 des Armee - Verordnungs - Blattes (her- ausgegeben vom Kriegs-Ministerium) enthält: Erböhung des Ver- pflegungszuschusses für die zu den Schreib- und Meßgeschäften der Ersaß- und Ober-Ersaßkommissionen heranzuziehenden Mannschaf- in: N; Erhöhung der Etatöpreise 2c. der Bekleidungs- uud Aus- rüstungéstücke der Trappen. Landesaufnahme. Verabreichung erhöhter Haferrationen vom 1. Januar 1875 ab. Aufhebung einer Terminal-Eingabe. Aufhebung der von den Militärgeistlichen ein- zureichhenden Nachweisungen über die bei der Militärbevölkerung vor- fommenden Geburten, Trauungen und Sterbefälle. Modifikation einzelner Bestimmungen des Exerzier-Reglements für die Infanterie (bezw. der hierzu ergangenen Festseßzungen vom 26. Juni 1873) und der Instruktion, betreffend den Garnisondienst, Benußung der Saal-Unstrut- Eisenbahn 2c. für die nach Sömmerda zu richtenden Sendungen. Eröffnung- der Eisenbahnstrecke von Limburg an der Lahn nah Niederfelters. Vergütungsfäße für Fourage pro I, Se- wester 1875. Gewehr-National für die zuc Milicärschießschule zu fommandirenden Mannschaften. Erleuchtung der Zimmer für Of- fiziere 2c. in den Festungsgefängnissen und für Festungsöstubengefangene. Nachlaßsachen, welche wegen Ungenqauigkeit der Angaben über die Erblasser nicht ausgehändiat werden können. Berichtigung zur Rang- und Quartierliste- der Armee pro 1874. Uebersicht der vom 1. Januar 1875 an eintretenden Aenderungen in den Etatspreisen der Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke 2c, in den Pauschquantis zur Unterhaltung der Wassertrensen, der Kameradschafts-Kochapyarate und der Signal- resp, musikalishen Instrumente,

Statistische Nachrichten.

Das Kaiserliche statiftische Amt liefert in dem kürzlih heraus- gegebenen Heft IIL. Abs. 1 der Vierteljahrshefte “zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1874 u. A. verschiedene vergleichende Uebersichten über die Menge und den Werth der in, den Jahren 1863— 1872 im Deutschen Reich und in Luxem- burg erzeugten Hüttenprodukte. Da die Erhebungen und ersten Zusammenstellungen, welche das statistische Amt zu dieser Arbeit benußt hat, zum größten Theile durch technische mit genauer Sach- kenntniß bezüglich der lokalen wie der allgemeinen Betriebsverhältnisse ausgerüstete Behörden erfolgt sind, so dürften die nachgewiesenen Zahlen wohl als die zuperlässigsten anzuschen sein, welche in dieser Veziehung überhoupt veröffentlicht worden sind. Was den Werth der gewonnenen Hüttenprodukte betrifft, so war derselbe folgender:

Ueberhaupt: Davon in Preußen:

1863 41,980,507 Thlr. 35,001,822 Thlr.

1864 45,214,562 , 37,829,209

1865 47,975,654 40,317,402

1866 49,627,661 42,232 314

1867 50,930,877 42,054,880

1868 54,709,519 45,686,076

1869 59,616,913 50,263,401

1870 98,818,912 49,436,195

1871 . . 68,987,467 58,233,906 1672 104,938,139 82,865,047 ,„

Diese Zahlen lassen bis 1871 cine stetig fortschreitende Steîge- rung des Werths der Hüttenproduktion, welche felbst durch den Krieg von 1870 nur eine unwesentliche Unterbrechung erlitten hat, ersehen; im Jahre 1872 ist in Folge des bedeutenden Steigens der Preise aller

üttenprodukte die Werthszunahme eine außerordentlich hohe gewesen. m Uebrigen muß zur Vergleichbarkeit der vorstehenden Zahlen be- get werden, daß die Produktion Hamburgs bis 1870 und diejenige l\aß-Lothringens bis 1871 niht mit angegeben is, Neben Preußen waren an derProdufktion hauptsächlich betheiligt: (1863 1 Bayern1,324,250 Ilite 1872: 2,287,483 Thlr.), Sachsen (1863: 3,371,487 Thlr., O4 5,923,363 Thlr.), Württemberg (1863: - 494,865 Thlr., 1872: B ,050 Thlr.), Hessen (1863: 379,853 Thlr., 1872; 551,298 Thlr.), raunshweig (1863: 584,917 Thlr., 1872: 1,601,350 Thlr.), Elsaß- Iggringen (1872: 7,586,123 Thlr.), Luxemburg (1863: 330,666 Thlr., h 3! 3,947,070 Thlr.). Die in den Jahren 1863 bez. 1872 erzeugten 4 PUächlichsten Húttenprodukte waren: Roheisen für 23,823,050 bez. 113,069 Thlr., Zink für 6,333,907 bez. 7,805,543 Thlr., Blei nebst aufglätte für 4,559,203 bez. 7,525,980 Thlr., Kupfer für 11,949,263

V VVAUQHRH

bez. 4,190,109 Thlr, Silber für 4,045,228 bez. 7,524,745 lr, Gold für 42,078 bez. 297,970 Thlr., Nickel für 263.875 bez LéG ues Thlr., Blaufarbenwerksprodukte für 374,719 bez. 425,442 Thlr. Die Gesammtproduktion an® den verschiedenen Produkten der Roheisen- verarbeitung beziffert sich für 1872 auf 182,765,844 Thlr., wovon 138,417,789 Thlr. auf Preußen entfallen. Es sind namentli her- gestellt worden: Gußwaaren aus Roheisen für 41,901,499 Thlr. (1883 für 12,353,811 Thlr.), Stabeisen und gewalztes Eisen für 81,698,561 Thlr. (1863 für 29,101,481 Thlr.), Eisenblech für 13,379,692 Thlr. (1863 für -5,620,523 Thir.), Eisendraht für 11,297,332 Thlr. (1863 für 2,971,949 Thlr ), Roh- und Gußstahl für 34,488,760 Thlr. (1863 für 7,733,613 Thlr.)

Die Redaktion der „Deutschen Gemeindezeitung* hat ein Formular entworfen, welches dazu bestimmt ist, den Standes- beamten die Prüfung und Feststellung aller geseßlichen Erfordernisse für das Aufgebot und die Eheschließung zu erleichtern. Dasselbe um- faßt den gesammten dispositiven Inhalt der §8. 28 bis 45 des Reichsgeseßes vom 6. Februar d. J., Und jeder Standesbeamte wird mit dessen Hülfe im Stande sein, ohne ein besonderes Studium- des Gesetzes den Anforderungen desselben zu genügen. Das Buch dieser Formulare ift dur die Expedition der „Deutschen Gemeindezeitung“ (Berlin 8,, Morizstraße 10) zum Preise von 1 M zu beziehen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Das soeren ausgegebene 1. Heft IV. Jahrg. (Neue Folge der ¿BLifräge zur Erläuterung des ri as RERH in besonderer Beziehung auf das preußische Met Mit Ginschluß des Handels- und Wechselrechts“, herausgegeben von Dr. J. A. Gruchot (Berlin, Verlag von Franz Vahlen), hat folgenden „Inhalt: Ueber die rechtliche Natur des Rückforderungs- rechts des zurücfehrenden für todt erklärten Verschollenen gegen seinen Grben nach §8. 847—852 1I. 18 Allgemeinen Landrechts. Vou dem Herrn Gerichts - Assessor a, D. Villnow in Leipzig. Ist bei den verschiedenen Arten gemeinshaftlichen Eigentzums bei der Veräuße- rung ideeller Antheile und bei der Auseinanderseßung zum Erwerb des Eigenthums an Grundstücken die Auflassung erforderlich? Von dem Hercn Kueisgerihts-Rath Wittko in Stallupönen. Bedarf es zur Uebertragung des Eigenthums eines Grundstücks an einen von mehreren Miterben der Auflassung? Entgegnuug auf Herrn Kreis- gerichts - Naths John Erörterung 11. und den Beitrag Nr. 10 bei Gruchot Bd, XVIII, S. 574. Mitgetheilt von dem Herrn Kreis- gericht8-Rath Franke, Deputations - Dirigenten in Berent. Ueber die Eintragung einer Kaution in das Grundbuch ist, fofern nit darauf verzichtet wird, ein Hypothekenbrief auszufertigen. Von dem Herrn Appellationsgerihts-Rath Große in Hamm. Welche recht: liche Wirkung hat die Eintragung des „vorläufigen Vermerks der er- folgten Veräußerung" aus §. 64 der Grundbuchordnung vom 5. Mai 18722 Von dem Herrn Appellationsgerichts-Rath Große in Hamm. Beiträge zur Erläuterung des Deutschen Armenpflegerechts, Von Hexrn Dr. jur. Eger, Königlihem Kreisrichter in Tarnowiß. II. Ueber das Verfahren in Streitsahen der Armenverbände nach dem Reichsgeseße über den Unterstüßungswohnsiß vom 6. Juni 1870 und den Entscheidungen des Bundesamtes für das Heimathwesen. Beiträge zur Lehre von der Rüforderung wegen ircthümlicher Zah- lung einer Nichtshuld. Von Dr. F. A. Gruchot. i _ Von Dr. Güßfeldt find bei der Afrikanischen Gesell- [haft aus Chinchoxo Nachrichten eingelaufen, denen zufolge dort Alles wohl geht und die Ankunft der Träger erwartet wird.

Für das in München zu errichtende „Liebig-Denkmal“ haben die Sammlungen bis jeßt 191,000 Æ ergeben, Ueber die Art der Ausführung des Monuments is zwar bis jeßt noch nichts ent- schieden, doch glaubi man, daß die Ansicht des Münchener Comités, demselben die Form eines öfentlihen Brunnens (Liebig-Brunnen) zu geben, zur Geltung kommen werde. :

__— Das erste Heft (des IV. Jahrgangs 1875) der Zeit \chrift

für deutsche Kulturgeschichte, herausgegeben von Dr, J. H. Müller, Studienrath, (Hannover, Carl Meyer) hat folgenden Fn- halt: Wesen und Recht der altdeutshen Familie. Ein Vortrag von Prof. Karl Weinhold. Napoleons Anwesenheit in Bonn am 6. November 1811. Von L. Kaufmann, Die erste Kri egsshule in Deutschland. Von G. Droysen in Halle. Bücherschau: Urkun- denbuch des in der Grafschaft Wernigerode belegenen Klosters Drü- beck. Von Dr. Ed. Jacobs, Die âltesten Hamburgischen Zunft- rollen und Bruderschaftsstatuten. Von Dr. Otto Rüdiger. Die baulichen Alterthümer des Lippischen Landes. Von Otto Preuß, Anna Amalia, Carl August und der Minister von Fritsch, Von Carl Freiherrn von Beaulieu-Marconnay. Zeitschrift des. historischen Bereins für Schwaben und Neuburg. Buntes: Hunderecht. Zopf- Ceremoniell am Fürstlich Ostfriesishen Hofe. Von Begräbnissen. Reichsftadt Côln. Ein Bittschreiben. Mitgetbeilt von G. von der Ropp. Zur Folter. Weinbau. Colnrader Taufe. __ Der Direktor des Königlichen Friedrih-Wilhelms-Gymnasiums in Posen, Prof. Dr. W. Schwarß, hat kürzlih an das hiesige Märkische Museum eine reiche Folge moderner und vorgeschicht- licher Gegenstände (darunter 14 Urnen) als Geschenk übersandt.

Am 15. d. starb in Görliß, seiner Vaterstadt, der Geh. Justizrath a. D. Friedrich von Uechtriß, geb. 12. September 1800, ein Freund Tiecks und Immermanns, bekannt als dramatischer Dich- ter und Romanschriftsteller aus der nachromantischen Periode.

___— Die seit vorigem Herbst begonnene Restauration des Naumburger Doms schreitet rüstig fort. Nach Beseitigung der aus dem vorigen Jahrhundert herrührenden zahlreichen hölzernen Ein- bauten, welche den Ueberblick über das Innere des interessanten Baues vollständig unmöglich machten, ist dasselbe nunmehr in überraschender Erhabenheit und Stylreinheit hervorgetreten, die das Werk als eines der bedeutendsten Beispiele des romanischen und frühgothischen Bau- flyls im nördlichen Deutschland erscheinen lassen.

Der bekannte Geologe Sir Charles Lyell ift, laut Tele- gramm aus London, gestern geFKorben.

Bor einigen Tagen starb zu Lüttich der seit 1872 emeritirte Universitätsprofessor Adolphe Borgnet, Mitglied der belgischen Akademie und der Königlichen Geschichtskommission. Seine Arbeiten und Forschungen auf dem Gebiete der belgischen, namentlich der Lüt- tiher Geschichte erfreuen fich des besten Rufs; leider hat er die Her- ausgabe feines leßten Werkes, der Chronik des Jean d’Outremeuse, wovon bis jeßt vier Quartbände erschienen find, nicht mehr zum Ab- \{chluß gebracht.

Der Kongreß der geographischen Wissenschaften, der auf nächsten Juli nach Paris ausgeschrieben wurde, wird, wie {hon gemeldet, von einer Ausstellung begleitet sein, welche aus Gegenständen bestehen soll, die sich auf die den jeßigen Bestand und die künftige Entwickelung dieses wichtigen Zweiges menschlichen Be- stehens und Wissens beziehen, Für diese Zwecke wird, nah Mitthei- lung der „Köln, Ztg.“ der Pavillon der Flora nebst der daranstoßenden Galerie der Tuilerien hergerihtet werden. In dem unter dem Kaiser- thum zu der Eröffnung der Kammern bestimmten Saale werden die Geographen- ihre Sitzungen halten; zu den Kommissionsberathungen werden die Räume des Erdgeschosses hergerichtet, für die Ausstellung ist die erste Etage bestimmt; die Gegenstände, welche für die Galerie zu groß sind, werden im Pavillon selbs und in der Orangerie aus- gestellt, in leßterer besonders die großen Reliefkarten u. st. w., für die in den Tuilerien keine Thüre groß genug ift.

Am 17. feierte der Orientalist, Geheimer Rath Foh. Albr. Bernhard Dorn in St. Petersburg, ordentliches Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften sein 50 jähriges Doktor- jubiläum. Nach der „St. Pet. Ztg." find in Kurzem zwei um- fangreiche Werke dieses Nestors der Orientalisten Rußlands zu er- warten. Das eine wird die Resultate seiner bereits erwähnten Reise in die Kaukasus- und Kaspiländer bringen; das andere behandelt in gründlicher Ausführlichkeit die Einfälle der alten Russen in die Kaspi- landschaften. Beide werden in russischer und deutsher Sprache zu- gleich erscheinen.

Land- und Forfiwirthschaft.

Aus der Pfalz, 21. Februar, wird dem „Fr. JI.* gescchrie- ben: Da die Reblaus in Karlsruhe wie in Horchheim bei Roe sich gezeigt hat (jedoch, so viel bis jeßt bekannt, nicht in großer Aus- debnung), so hat die Kreisregierung der Pfalz sämmtliche Bezirks- âmter angewiesen, ihr sofort Anzeige zu erstatten, wenn verdächtige Spuren an Reben sih vorfinden, damit, so weit Sachverständige zur Verfügung stehen, eine Untersuhung dur diese eingeleitet und den betroffenen Eigenthümern mit Rath und Aufklärung an die Hand gegangen werden kann Außerdem findet es die Kreisregierung für wünschenswerth, eine übersichtliche Kenntniß von der Anpflanzung ameri- kanischer und französischer Reben (welche bis jeßt als Träger des Jn- \&kts bekannt find) zu erhalten, und hat deshalb die Bezirksämter beauftragt, zu berichten, in welchen Gemeinden und in welcher Zahl amerikanische Rebstöcke überhaupt, französishe in den leßten zehn Jahren angepflanzt worden sind.

Gewerbe und Handel.

In dem Zeitraum vom 1.—15., Januar 1875 wurde an Brenn- material in Berlin eingeführt: auf den Eisenbahnen: 115,285 Hektoliter und 30,107,090 Kilo Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, 74 Kubikmeter Torf, 2905 Kubikmeter und 313,730 Kilo Brennholz ; Summa: 115,285 Hektoliter und 30,107,0:6 Kilo Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, 74 Kubikmeter Torf, 2905 Kubikmeter und 313,730 Kilo Brennholz; aus Berlin auégeführt: auf den Eisen- bahnen: 51,5654 Heftoliter und 414,6(0 Kilo Steinkohlen, Braun- kohlen, Koks, 24,750 Kilo Brennholz; Summa: £1,5654 Hektoliter und 444,600 Kilo Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, 24,750 Kilo Brennholz.

In dem Zeitraum vom 16. bis 31. Januar 1875 îpurden in Berlin eingeführt: zu Wasser: 1012 Hektoliter Steinkohlen, Braun- kohlen, Koks, 453 Kubikmeter Brennholz; auf den Eisenbabnen: 239,861 Heftoliter und 40,896,973 Kilo Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, 172 Kubikmeter Torf, 5235 Kubikmeter und 265,950 Kilo Brennholz, Summa: 240,873 Hektoliter und 40,896,973 Kilo Stein- kohlen, Braunkohlen, Koks, 172 Kubikmeter Torf, 5688 Kubikmeter und 265,950 Kilo Brennholz; aus Berlin ausgefüh1t zu Wasser: 1234 Hektoliter Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, auf den Eisen- bahnen: 402,576. Hektoliter und 879,200 Kilo Steinkohlen, Braun- kohlen, Koks, 8617 Kubikmeter Brennholz, Summa: 403,810 Hektoliter und 879,200 Kilo Steinkohlen, Braunkohlen, Koks, 861%, Kubikmeter Brennholz.

__— Die Danziger Privatbank, die nah dem neuen Bank- ge]eß nur noch 1,272,000 Banknoten steuerfrei wird emittiren Dürfen, während die biéherige ungedeckte Notencirkulation 660,000 Thlr. betrug, ist nah dem neuesten Geschäftsberiht durch die ver- schiedenen Zahlungs-Einstellungen am Plate theilweise in Mitleiden- schaft gezogen worden; 11,385 Thlr. sind hierfür vom Gewinn ab- gescßt worden. Die Dividende beträgt 6 % = 30 Thlr. per Aktie. In den Rescrvefonds fließen 11,620 Thlr., so daß derselbe damit seine statutenmäßige Maximalhöhe erreiht hat. Von den Noten der Bank cirkulirten im Jahre 1874 durchschnittlich 921,940 Thlr. gegen 950,068 durchschnittlicher Cirkulation in 1873 und 954,484 in 1872. Der Gesammtumsaß der Bank mit Ausschluß der Notenrealisation und der Prolongation von Lombardgeschäften betrug 94,472,400 Thlr. gegen 88,129,000 Thlr. in 1873 und 101,300,200 Thlr. in 1872, Im Wechselverkehxr kaufte die Bank im Laufe des Jahres 7,971,500 Thlr. Plaßzwechsel, 9,545,000 Thlr. auf preußishe Bonkpläye, 2,169,500 Thlr., Wechsel auf außerpreußishe Pläße und empfing 677,300. Thlr. Inkassowechsel per Danzig. Ültimo 1874 war der Bestand an Plat- weseln 1,524,800, Wechsel auf preußische Bankpläße 1,465,000, auf außerpreußische 95,564, Inkassowechsel per Danzig 11,534, zusammen 3,097,400 Thlr. Das Lombardkonto betrug rund 254,000 Thlr., das Effektenkonto (auss{ließlich Renten- und Pfandbriefe, Staats- und Kommunalobligationen und gute Eisenbahnprioritäten) 189,250 Thlr., Kassa 530,000 Thlr., Kontokorrent-Forderungen (44 Debitoren) 72,000 Thlr., Girokonto 97,000 Thlr., Depositen mit zweimonatlicher Kün- digung 816,000 Thlr., mit dreimonatlicher 791,000 Thlr., Kontokorrent- Schulden (45 Kreditoren) 114,000 Thir.

Nach der „H. B. H.*® beabsichtigt die Harburg-Curhave- ner Eisenbahng-sellschaft dem Handels-Minister einen neuen Finanzplan vorzulegen, nah welchem eine Frankfurter Bank und zwei Münchener Firmen fich mit einem Kapital von ca. 45 Millionen Mark an der obigen Bahn betheiligen wollen. Die Gesellschaft beantragt, daß der Staat nah Vollendung der Bahn den Betrieb auf der Linie Harburg-Stade gegen eine noch zu vereinbarende Pacht übernimmt, während die Linie Stade-Curhaven von der Gesellschaft lbst betrie- ben werden soll.

Nach dem Geschäftsberiht der Dresdner Bank ftellen sich die 1874 erzielten Umsäße im Kassakonto auf 45,321,909 Thlr., im Wechselkonto auf 25,849,481 Thlr, im Effektenkonto auf 21,073,323 Thlr., im Kontokorrentkonto auf 48,554,593 Thlr. Der Bestand Ende 1874 betrug auf diesen Konten 233,783 resp. 1,632,617 624,102 1,249,395 Thlr. An Gewinn wurden erzielt im Wesel verkehr 72,173 Thlr., im Effektengeschäft 140,542 Thlr, im Kontokorrentgeshäft 135,952 Thlr. In der Bilanz steht das Aktienkapital mit 83,200,000 Thlr, Immobilien mit 224,310 Thlr, Maschinenfabrik Friedrich - August - Hütte mit 190,000 Thlr. Von dem Gewinn sind 13,126 Thlr. für Ver- luste abgeschrieben. Letßtere entstanden aus einem Verluste an einem injolvent gewordenen Bankhause in Nizza, einer Kassendefraudation und einem Ausfall an der Dresdner Börse. Der Effektenbestand seßt sih zusaukiuen aus: 481,875 Thlr. Prioritäten, 17,159 Thlr. Staatspapieren, 14,850 Thlr. garantirten Eisenbahnaktien und 18,449 Thlr. Bank- und Jndustriepapieren. Die Handlungsunkosten umfaßten 50,827 Thlr., der Reingewinn beträgt 317,673 Thlr, da- von werden zur Auszahlung einer Dividende von 6 pCt. auf das Aktienkapital 192,000 Thlr. verwendet, zur Spezialreserve sollen 38,000 Thlr., zum Reservefonds 32,000 Thlr. fließen, auf Neubauten 24,310 Thlr. abgeschrieben werden und auf Tantièmen 29,827 Thlr. entfallen. j

Im Jahre 1874 sind aus dem Zwickauer Steinkohlen- revier dur die sähsishe Staatsbahn im Ganzen 348,575 Wagen- ladungen Kohlen à 1C0 Centner befördert worden, gegen 376,302 Wagenladungen im Jahre 1873, Davon entfallen auf den internen Verkeh 214,991 Wagenladungen (gegen 213,156 im Vorjahre), und zwar wurden befördert nah Stationen der sächfischen Staatsbahn 199,718, der Annaberg:Weiperter Bahn 480, der Greiz-Brupner Bahn 5098, Gößniß-Gera 9070 und Altenburg-Zeiß 623 Wagen- ladungen. Die Zahl der im direkten Verkehr beförderten Wagen- ladungen betrug dagegen 133,584 (gegen 163,246 im Jahre 1873).

_ Die Mitteldeutsche Kreditbank in Meiningen wird für das leßte Geschäftsjahr neben größeren Abschreibungen 4 % Dis vidende zur Vertheilung bringen

Die Vilanz der Anglo-Deutschen Bank in Ham- burg ergiebt über 70 % des eingezahlten Aktienkapitals einen Üeber- {uß von ca. 1 %, der zur Disposition der Generalversammlung steht. Von den verbleibenden 16,800,000 ( sind für die in Aussicht genom- mene Nückzahlung an die Aktionäre 800,000 Æ seit dem 1. Januar dieses Jahres in hiesigen Wechseln angelegt, während die übrigen 16,000,000 M, das fernere Aktienkapital der Gesellschaft bilden. Der Gesammtumsaß stellt sih an Kredit und Debet auf 386,633,454 Aus dem Jahre 1874 resultirt ein Verlust von 4,412,922 , so daß mit der Unterbilanz aus 1873 im Ganzen 6,961,463 Æ verloren sind, __— Nach ‘dem neuesten Jahresberiht der Privatbank in Lübeck gelangt ungeachtet des niedrigen Diskontos eine Dividende von 9% für das Geschäftsjahr 1874 zur Vertheilung. Aus dem Jürgensschen Konkurse (Raßeburg) ergiebt “sh ein weiterer Ver- lust von 2561 Crt.-#, wogegen der Verlust durch den Konkurs des Thüringer Bankvereins fih nachträglich um 1118 Crt.-4 geringer herausgestellt hat. Die Bank gedenkt demnächst mit der Emission

| ihrer neuen 100-4 Noten und mit gleichmäßiger Einziehung: der

Thalernoten vorzugehen. Das Erträgniß aus dem Banknoten- umlauf wird fich in Zukunft erheblich vermindern, da das Réäichs-

bankgeseß die Notenausgabe der Privatbank auf 900,000 Æ über den