1875 / 50 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Feb 1875 18:00:01 GMT) scan diff

Bayeru. München, 25. Februar. Wie die „Alg. Ztg.“ vernimmt, ist in dem Befinden Sr. Maj. des Königs in so ferne eine Verschlimmerung eingetreten, als die katarrhalische Afffektion des Kehikopfes in den lehten Tagen sih gesteigert hat. Se, Majestät hat betreffs Adaptur des Glasmalereigebäudes zu Zwecken der Kunstgewerbs\hule und für Erbauung einer neuen Industrieschule in München die Allerhöhste Genehmigung ertheilt, / Auf der Tagesordnung der nächsten öffentlihen Sizung der Kammer der Abgeordneten, am 2. März, steht die erste Berathung über den Gesezentwurf, „die Rehtsverhältnisse der Beamten der Militärverwaltung betrefsend.“ Von der Kammer der Reichsräthe wurde das Referat über den Ge- segentwurf, „die Brandversicherungs-Anstalt für Gebäude in den Landestheilen diesseits des Rheins betreffend“, dem Reihs-Rath Dr. v. Pôzl übertragen.

27. Februar. (W. T. B.) SDer bekannte Schriftsteller Dr. Julius Lang ist heute vom Schwurgeriht wegen Belei- digung des Deutschen Kaisers zu einer sechsmonatlichen Gefäng- nißstrafe verurtheilt worden.

Meckelenburg. Malchin, 23. Februar. Landtag. Heute waren bereits 110 Ständemitglieder anwesend. Die Land- marschälle übergeben ein {werinsches Reskript vom 20. d. M., betreffend den erbpachtweisen Erwerb eines Theiles der zu Rothen- moor gehörigen Pertinenz Dahmen von Seiten der Zuckerfabrik zu Dahmen, sowie generelle Dispensationen von dem in der Aus-

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H ¿ano 4 z Top N 2 Too A 5 N ote L E L h, Gs L führungsverordnung zum Genofsenschastsgeseß gegebenen Verbote L eraus Eú, dof dia Vegiervus zetagitio und sobald os uu

des Erwerbs von EigemriNaum, Nth unF Nüm reten an rittershaftlihen Gütern und bäuerlichen Grundstücken dur Handelsgesellshaften und Genossenschaften. Dieses Reskript wurde zur Prüfung an das Juftizcomité abgegeben.

Ferner geht ein {hwerinsches Reskript vom 17. d. M. ein nebst Entwurf einer Verordnung, betreffend die Allodifikation der Lehngüter, mit Motiven und zwei Berichten des Ober- Appellationsgerihts, sowie der Entwurf einer Verordnung, be- treffend die Erbfolge in den rittershaftlihen Allodialgütern, den Rostocker Distriktgütern und den Wismarschen Landgütern, eben- falls mit Motiven. Kammerherr v. Derßen-Kotelow bemerkt dazu, daß dieser Entwurf dem \{{chon vor etwa 10 bis 12 Jahren vorgelegten Entwurf einer Modifikation des Lehn- wesens nachgebildet sei, welcher damals abgelehnt wurde. Das Material, welches mit diesem Reskript vom 17. d. M. eingegan- aen, is so umfangreih, daß beschlossen wird, dafselbe erst drucken und vertheilen zu lassen. - Da aber sowohl dur den Druck als hernach durch die sorgfältige Prüfung viel Zeit in Anspruh genommen wird, so wird. gleih weiter beschlossen, die Regierung um Befristung mit dieser Sache bis zum nächsten Landtage zu bitten auch foll der engere Ausschuß sich fodann berichtlih darüber äußern.

Da die Regierungen auf die ihnen am 16. d. Mts. gemachte Mittheilung von den Standesbeshlüssen der Ritter- schaft und der Landschaft über die Verfafsungsvorlage bisher geshwiegen haben, \o haben die ritterschaftlihen Mitglieder der Verfassungskommission die Zeit benußt, um zu den ersten 9 Paragraphen der Vorlage ein Amendement zu stellen, welches am 24. von der Verfassungskommission in das Plenum gebracht ist. Die „Rostocker Zeitung“ berihtet darüber in nach- stehendem Telegramm aus Malchin vom 24. Februar:

„Dex Bericht der Verfassungskommission kam: heute im Plenum zur Verhandlung. Die ritterschaftlichen Mitglieder der Kommission, mit Ausnahme der Herren von Oerßten-Lübberstorf und Graf

Bernstorff-Wedendorf propouiren eine Verfassungsvorlage folgenden

Inhalts: §. 1, Fortbestaud von Ritter- und Landschaft in ihrer ganzen inneren und äußeren Organisation. §. 2. Für die Berathun- gen von Ritter- und Landschaft bleibt das Virilstimmrecht und die itio in partes. S8. 3, Die Zustimmung von Ritter- und Landschaft ist exforderlih, bei der Steuergeseßgebung und bei Verfassung8ände- rungen. §. 4. Außerdem besteht für die gesammte Gesetzgebung ein Abgeordnetenhaus aus Abgeordneten der Ritterschaft, der Landschaft, der Stadtvertretungen und der Landgemeinden. Die 88S. 5—8 ent- halten Bestimmungen über die Organisation der Stadtvertretungen und der Landgemeinden, ferner über “die Reservation der Klöster für Ritter- und Landschaft resp. die berechtigten Mitglieder u. \. w. S As Ma COLDRCICHDGUS Desteht aus 117 Mitglié- dern, davon 96 aus Medcklenburg - Schwerin (und zwar 40 aus De Mittérshaft, 18 àus dexr Ländsaft, 13 aus den _ Stadtvertretungen, 25 aus den Landgemeinden); 21 aus © Meelenburg-Streliß (und zwar 9 aus der Ritterschaft, 4 aus der Landschaft, 3 aus den Stadtvertretungen, 5 aus den Landgemeinden). Eine itio in partes findet im Abgeordnetenhause nicht statt. Sämmt- liche landschaftlihe Mitglieder der Kommission erblickeu in diesem Vorschlage eine Ablehnung der Regierungsvorlage in unerwartet ver- \chärfter Weise und lehnen die Berathung ab unter Bezugnahme auf die landsckaftliche Erklärnng vom 24. Februar 1874.,

Die Le -aihung im Plenum soll, wie das Telegramm hin- zufügt, bereits morgen stattfinden, bis wohin der Antrag ge- druckt vertheilt werden soll.

26. Februar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtags wurde von der Landschaft in Gemäßheit der in dem Bericht des Verfassungécomité vorgestern von den land- \haftlihen Mitgliedern abgegebenen Erklärung beshlo\sen, weitere Verhandlungen in der Verfassungssache abzulehnen. Die Ritterschaft beschloß, den von der Majorität der ritterschaftlihen Mitglieder des Comité ausgearbeiteten Entwurf, nah welchem die bisherigen Stände als politishe Korporationen neben einer gewählten Volksvertretung aufreht erhalten bleiben follen, einer weiteren Berathung zu Grunde zu legen. Von mehreren Mit- gliedern der Ritterschaft wurden Vermittlungsvorschläge ein-

gebracht.

Desterreich - Ungarn. Wien, 25. Februar. In der heutigen Sißung des Herrenhauses widmete der Präsident Fürst Karl Auersperg den gestorbenen Mitgliedern des Hauses: Freih. v. Pratobevera und Baron Reyer warme Worte ehrenden Ge- dächtnisses. Der Minister-Präfident Fürst A. Auersperg stellte an das Herrenhaus das Ersuchen: die Wahl der Delegations- mitglieder zu veranlassen. Dieselbe wird morgen stattfinden. Nach Mittheilung der Petitionen wurde zur Tagesordnung geschritten. Der Gesezentwurf, betreffend einige Aenderungen in der Gebah- rung der auf Grund des Geseßes vom 13. Dezember 1873 er- rihteten Vorshußkassen wurde der Finanzkommission, der Geseßz- entwurf, betreffend die Verjährung des aus Staats\chuldver- \chreibungen, welche dem Staatsgläubiger keine Kapitalsrückfor- derung gewähren, gegen den Staatsschaz zustehenden Verzin- \ungsanspruches, der juridishen Kommisfion, der Géseßentwurf, betreffend die Verwendbarkeit der Obligationen des von der Gemeinde Wien aufgenommenen Anlehens von zehn Millionen Gulden zu pupillarsiheren Anlagen der Finanzkommission zugewiesen. Die Geseßentwürfe, betreffend die Erweiterung des Herzoglih Friedrih August Alerander von Beaufort-Spontinschen Fideikommisses ; betreffend die Aenderung

Betreff der Wahlbezirke in Böhmen, d. Landgemeinden; betref- fend einige Aenderungen der bestehenden geseßlihen Bestim- mungen über den Feingehalt der Gold- und Silberwaaren und dessen Ueberwachung; betreffend die Abänderung des §. 2 des Geseßes vom 25. Mai 1869 wegen Aufnahme und Rüczahlung eines Anlehens aus dem Bufkomwinaer griehhish-orientalishen Religionsfonds zum Zwecke der Herstellung eines Regierungs- gebäudes in Czernowiß; betreffend die Stempel- und Gebühren- befreiung der Verhandluugen zur Durchführung der Ab- lösung der auf Grund und Boden haftenden Geld- giebigkeiten und Naturalleistungen für Kirchen, Pfarren und deren Organe im Erzherzogthume / Oesterrei ob der Enns; betreffend die Veräußerung von unbeweglihem Staats- eigenthume, betreffend die Ermächtigung der Regierung zur Er- stredung des Beginnes der Rückzahlungstermine für die. im Grunde des Geseßes vom 10. Juni 1872 aus Staatsmitteln er- folgten unverzinslihen Vorschüsse werden in zweiter und dritter Lesung ohne Debatte angenommen. Winterstein referirte über die Petitionen wegen Herstellung der Predilbahn. Nach einer lebhaften Debatte, in welcher Plener für die Eisenbahn Tarvis- Predil-Görz, Scrinzi für die dringend nothwendige Verbindung Triests mit der Rudolfsbahn, Engerth für die Linie Tarvis-Görz plaidirten, wurde die vom Referenten beantragte Resolution ein- stimmig angenommen, welche lautet: „Indem das Herrenhaus in Würdigung der Gründe, welche für die Verbindung der Rudolfs- bahn mit Triest sowohl, als mit der Reichsgrenze bei Ponteba

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sprechen, der Regierung di& Petitionen zur Würdigung abtritt, preen, g ( gunç

lich, die Geseßentwürfe zur Herstellung dieser Bahnen einbringe.“

Veit, 20, Nebruar. Der Kaiser empfing Koloman Tisza um 2 Uhr Nahmittags. Um 5 Uhr Abends findet bei dem Baron Wenckheim eine Konferenz statt, an welcher mehrere hervorragende Parteimänner beider Parteien Theil nehmen.

Wie die „Pester Korrespondenz“ meldet, soll in der heu- tigen Abendkonferenz bei Baron Wencheim vorläufig, troß mehr- ftündiger Debatte, bezüglih der Finanzfragen noch keine Verein- barung getroffen worden sein.

Schweiz. Bern, 24. Februar. Da bis jezt nur von Deutschland, Rumänien, Luxemburg und der Schweiz der Ver- trag über die allgemeine Postunion ratifizirt worden ist, die Ratifikation aber Seitens sämmtlicher betheiligter Staaten spätestens Z Monate vor seinem Inkrafttreten, das laut Art. 19 des Vertrags am 1. Juli d. J. stattfinden soll, zu geschehen hat, so ist von dem eidgenössishen Postdepartement an die Post- verwaltungen der Staaten, welhe den Vertrag uoh nicht rati- fizirt haben, soeben ein Kreisschreiben erlassen worden, welches dieselben zur Beschleunigung dieses Aktes auffordert. Was den Austausch der Ratifikationen anlangt, so hat derselbe bekauntlih nach Art, 20 des Vertrags in Bern stattzufinden.

Im Kanton Tessin haben bei der Neuwahl des Großen Räthes am 20. die Ultramontanen den Sieg davon ge- tragen. Man rechnet 67 Ultramontane auf nur 47 Liberale.

26. Februar. (W. T. B.) Das hiesige rômisch-katho- lishe Comité hat gegen die Jnbesißnahme der hiesigen katho- lishen Kirhe von Seiten der Altkatholiken bei dem Regie- rungsrathe Protest eingelegt.

Großbritannien und Frlard. London, 25. Februar. (A. A. C.) In Domning-Stréet fand gestern ein Kabinets - rath ftatt, bei dem keiner der Minister fehlte. Am Abend gab Mr. Disraeli ein Diner, bei dem u. A. auch Graf Münster, der deutshe Botschafter, zugegen war.

Bei dem Stapellauf der in Chatham gebauten Panzer- fregatte „Superb“, 9400 Tonnen, der am 7. April in Gegen- wart fast sämmtlicher Mitglieder der Königlichen Familie statt- finden soll, wird dem Vernehmen nach die Prinzessin von Wales den Taufakt vollziehen. Zu Ehren der Prinzessin wird der bisherige Name des Schiff(s in „Alexandra“ umgewandelt werden.

Ein soeben veröffentlihtes Blaubuch enthält Angaben Über die finanzielle Lage der Herzogthümer Cornwall und Lancaster, deren Revenuen bekanntlih resp. dem Prin- zen von Wales und der Königin gehören. Die Einkünfte des erstgenannten Herzogthums beliefen sich auf 95,548 Pfd. Sterl., von welcher Summe 65,901 Pfd. Sterl. an den Prinzen von Wales für dessen Gebrauch gezahlt wurden. Die übrigen Zah- lungen brachten di: Ausgaben auf 85,729 Pfd. Sterl., es ver- blieb demnach ein Uebershuß von 9828 Pfd. Sterl. Die Ein- künfte des Herzogthums Lancaster- betrugen 66,457 Pfd. Sterl. und die Ausgaben 57,321 Pfò. Sterl, von welher Summe 42,400 Pfd. Sterl. in die Privatschatulle der Königin flossen, wonach ein Uebershuß von 9096 Pfd. Sterl. verblieb.

26. Februar. (W. T. B.) Das dem Parlamente heute vorgelegte Marinebudget pro 1875 if um 344,539 Pfd. Sterl.- höher, als dasjenige des Vorjahres.

(W. T. B.) Unterhaus. Auf eine Anfrage Pims in Betreff der im Jahre 1871 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen mit Uruguay erklärte der Unter-Staatssekretär im Departement des Auswärtigen, der englische Konsul in Monte- video habe angezeigt, daß nah den im Januar stattgehabten Un- ruhen sich eine neue Regierung gebildet habe und daß durch das bei Montevideo liegende englische Geschwader die englishen In- teressen genügend ges{hüßt erschienen.

27. Februar. (W. T. B) Im Oberhause wurde gestern der Gesezentwurf, betreffend die Erfindungspatente, in zweiter Lesung angenommen.

Die Bark „Bella Hill, von Liverpool nah Val- paraiso bestimmt, hat bei Baldriggan in Irland (nördlih von Dublin) Schiffbruch gelitten, wobei 24 Personen umgekom- men sind.

Frankreichß. Paris, 26. Februar. (W. T. B.) Das „Journal des Débats“ (Organ dec gemäßigt - republikanischen Partei) vernimmt, Buffet werde den ihm vom Marschall- Präsidenten ertheilten Auftrag zur Bildung eines neuen Kabinets ablehnen. Das Blatt hofft, daß Buffet bei seiner Weigerung nihi stehen bleiben werde und hebt hervor, daß die Politik des neuen Kabinets eine streng antibonapartistishe sein müsse. Die Furht vor Wiederherstellung des Kaiserreihs und der Haß gegen die Bonapartisten scien die wirksamsten Faktoren für das Zustandekommen der Parteien- Koalition gewesen, die gegenwärtig die Oberhand gewonnen habe, die Republikaner würden auch ferner die größten Opfer bringen, wenn man sie nur siher stelle gegen die Gefahren des Bona- partismus.

Die Nationalversammlung wird am nächsten Montag die Neuwahl ihres Bureaus vornehmen, die Mit- glieder der Rechten beabsichtigen, Kexdrel als Kandidaten

Berichts ift noch kein Tag bestimmt. Der Empfang des neuen spanishen Gesandten de Molins durch den Präsidenten soll morgen im Palais “Elisée s\tattsinden. Die Gräfin A En Schwester des Königs Alfons, begiebt \ich heute nah adrid.

Nath dem „Messager de Paris" iff zwischen dem be- tres der türkischen Anleihe von 1873 eingeseßten Syn- difate und dem hiesigen türkishen Botschafter heute ein Aus - gleihs-Abkommen unterzeihnet worden.

Türkei. Belgrad, 26. Februar. (W. T. B.) Der deutsche General-Konsul Rosen kehrt heute auf seinen hiesigen Posten zurück und ift damit die regelmäßige Vertretung des Deutschen Reichs bei der serbischen Regierung wieder hergestellt.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 24. Fe- bruar. Die „St. Petersb. Ztg.“ veröffentliht folgendes Aller- höchste Reskript an die Großfürstin Alexandra Petrowna, Prä- fidentin des St. Petersburger Conseils der Kinder-As\yle.

Eure Kaiserliche Hoheit! Zehn Jahre sind seit der Zeit verflof- sen, als Eure Kaiserliche Hoheit auf die einstimmige Bitte des St. Petersburger Conseils der Kinder-Asyle mit Meiner Genelmigung die Würde der Präsidentin - des Conseils übernahmen. Bei dem Jhnen angevborenen Wohlthätigkeitsgefühl haben Sie Ihre Mühwaltung ganz der Versorgung von Kindern und Waifen gewidmet. Der Eifer, mit dem Sie es sich angelegen sein ließen, minderjährigen Armen Unter- fommen und Lebensunterhalt zu beschasfen und ihnen eine ent- fprechende Bildung angedeihen zu lassey, hat Mir stets wahrhaf- ten Trost gewährt. Aus dem Rechenschaftsberiht des Asyk- Ressorts für das Jahr 1873 habe Jch ab&mals mit hérzli-

des Kreises der menschenfreundlihen Wirksamkeit des Conseils glänzende Erfolge erzielt hat. Ihre Hingebung für die Ihnen an- veriraute Sache hat viele Personen zu Spenden und würdiger Mit- wirkung herangezogen, in Folge dessen fich während Ihrer Leitung der St. Petersburger Kinder-Asyle die Möglichteit geboten hat, sowohl die Zahl der Anstalten als auch der în densclben versorgten Kinder zu vermehren, wel@de leßtere von 4300 auf 5600 gestiegen ist, wäh- rend das- den Asylen gehörende Reservekapital sich im legien Dezen- nium fast verdreifacht und die Höhe von 1,200,000 Rbl. erreicht hat.

Fndem Ich es für Meine Pflicht halte, Eurer Kaiserlichen Ho- heit Meine herzliche Erkenntlichkeit für Ihre unermüdlihe Mühwal- tung zu wiederholen, verbleibe Jh Ihnen immerdar aufrichtig wohl- gesinnt.

Das Original is vou eigenhändig unterzeichnet:

Ihrer Majestät der Kaiserin Höchst-

¿Marta San Remo am 26. Januar (7. Februar) 1875.

Im Kriegs-Ministerium hat eine besondere Kom- mission ein Projekt über die Korrektions-Compagnien ausgearbeitet. Nach demselben soll für folgende Vergehen Zu- zahlung zu den Strafcompagnien erfolgen: 1) für mündliche oder \{chriftlihe Beleidigung der Vorgeseßten; 2) für thätliche Beleidigung des Vorgesezten, wenn derselbe Untermilitär ist; 3) für Ungehorsam; 4) für thätlihe Beléêidigung der Wacht- posten und Schildwachen; 5) für absihiliche Gesundheitsverlezun- gen an sich und anderen, zum Zweck, die Ableistung der Wehr- pflicht zu verhindern; 6) für Pflichtverlegung beim Wachtdienst ; 7) für Beschädigung oder Entfremdung von Waffen, Patronen oder Pferden; 8) für Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit von Berichten, wenn dieselben auf gewinnsüchhtigen Absichten beruhen. Statt der alten, bis zu 6 Jahren reichenden Straffristen \ollen Grade von Straffriften eingeführt werden, von denen die längste nur- 3 Jahre dauert.

26, Dea. W. D B) Die Negilecitiig hat Dié Erlaubniß zum Transitwaarenverkehr aus Oftpreußen nach Galizien auf den Bahnen Brest-Grajewo und Kiew- Brest ertheilt.

20 Gébtiar_ (W. D. B) D@ osfzlelle „Neis anzeiger“ schreibt in Betreff der projektirten zweiten inter- nationalen Konferenz: Angesichts der weder den Absichten des Kaisers, noch dem Wesen der russishen Beziehungen zum Londoner Kabinet entsprehenden Urtheile der Presse sei es Pflicht, daran zu erinnern, daß der Wunsch, die Leiden des Krieges zu mildern, niht auss{ließlich von Rußland gehegt werde und daß durch die Verwirklihung desselben nicht eigetitlih russische Zwecke verfolgt würden, Einzelne Versuche, welche bisher nah dieser Richtung hin gemacht worden seien, hätten, obgleich sie an- erkanntermaßen einen Fortschritt zur Folge gehabt hätten, sich niht in maßgebender Weise geltend machen Eönnen, da die Interessen der Regierungen durch fie niht unmittelbar berührt worden seien. Die Friedfertigkeit und Menschenliebe, welche die zwanzigjährige Regierung des Kaisers Alexander ge- kennzeihnet und ihm die Achtung Europas erworben habe, be- rechtige ihn, die Initiative zu ergreifen, um die Unbestimmtheit des Kriegsvölkerrechts zu beseitigen und daselbe auf festen und gesunden Grundsäßen zu basiren. Rußland wünsche nur eine ruhige und wohlwollende Beurtheilung der Angelegenheit und werde gerne allen Vorshlägen zustimmen, welhe dem Wohl der menschlichen Gesellschaft entsprächen. Jede gewissenhafte Meinung und jeder loyale Einwand werde Beachtung finden. Bedauernswerth wäre nur die Nichttheilnahme einer großen Nation, welche die- selbe der Möglichkeit berauben würde, ihre Stimme bei den Verhandlungen geltend zu machen.

Dänemark. Kopenhagen, 24. Februar. Der Geschz= vorschlag, betreffend die Patentgeseÿgebung, kam in derx gestrigen Sißung des Landsthings zur dritten Lesung. Der Ausschuß hatte eine Reihe kleinerer Aenderungsvorschläge, welche vom Abg. Krieger als Wortführenden anbefohlen wurde, eingebraht: die wichtigsten derselben betrafen die Frage wegen des Erbrechts auf Patente und Bestimmungen über Zulagepatente. Der Minister desInnern {loß sich mit kurzen Worten den sämmtlichen Vorschlägen des Ausshusses an und empfahl im Uebrigen eine andere Reihe von Aenderungen, welche jedoch alle von un- wesentliher Bedeutung waren. Die beiden Reihen dieser Aen- derungsvorschläge wurden einstimmig angenommen. Schließlich wurde der ganze Geseßvorshlag mit 35 Stimmen gegen 10 Stimmen genehmigt und geht jeßt an das Folkething.

Amerika. (Monatsübersiht für Januar.) Die Zuftände in den südlihen Staaten, namentlich in Louifiana, Arkansas und Missisfippi haben im vergangenen Monate die Aufmerksamkeit der Regierung, des Kongresses und des gesamm- ten Landes fast aus\c{ließli in Anspruch genommen, Beim Zusammentritte der Staatslegislative von Louisiana, am 4. Ja- nuax, wurden auf Requisition des Gouverneur Kellogg fünf der konservativen Partei angehörige Mitglieder des Repräsentan- tenhauses durch den General de Trobiand unter Mitwirkung der Vereinigten Staaten-Truppen aus dem Sizungssaale entfernt, ungeachtet des von den Konservativen, welhe die Majorität des Hauses bildeten, gegen dies Verfahren erhobenen Protestes. An dem Abende desselben Tages übernahm der General-Lieutenant

für das Präsidium aufzustellen. Für die Berathung des von

der Bestimmung des Anhauges der Reichsrathswahlordnung in

Savary über die Wahl im Departement de la Nièvre erstatteten

Sheridan, welcher sih bereits Ende Dezember nah New-Orleans bege=

h tene trie baß * Str” Stb “nad der ErÆiterunF* —-

ben hatte, das Kommando über die daselbst befindlichen Truvven, sowi über Louisiana und die daran ae O E berichtete noh am nâmlihen Tage an die Regierung in Washington über die in Louisiana und einzelnen anderen Süd- staaten herrschende R und Gefährdung der öffentlichen Sicherheit und empfahl, die \chärfsten Maßregeln gegen die Führer der sogenannten „Weißen Liga“ zu ergreifen. In New- Orleans rief das Verfahren der Militärbehörden in Verbindung mit den von dem kommandirenden Generale abgestatteten Be- richt die größte Aufregung und Entrüstung hervor, ein Gefühl welches in fast allen Staaten der Union getheilt wurde, und zu Protesten einzelner legislativen Versammlungen und Gouver- neure Veranlassung gab. Eine Ausnahme machte nur die Le- gislative von Kansas, welche das Versahren des General Sheridan unbedingt billigte. In New-Orleans selbst wurde die Ruhe niht gestört. Beide Parteien konstituirten ih zu Legislativen, von denen jede die rechtmäßige zu fein behauptete. Die am éxsten- Tage ausgewiesenen kon- servativen Deputirten richteten eine Denkschrift an den Kon- greß, in welcher ausgeführt wurde, daß sie die geseßlich erwählte Legislative bildeten, daß die Souveränetät des Staates mißachtet und umgestoßen worden sei und das amerikanische Volk aufge- fordert ward, bei dergleihen Vorgängen auf seiner Hut zu sein. Am 8s. beshloß der Senat des Kongresses, den Prâsidenten um Aufklärung E Le Vorgänge in New-Orleans zu bitten. Be- reiis am 5. aber hatte die Regierung den Bes(luß gefaßt, das Verfahren des General Sheridan a billigen e iu an

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e100 ihm, für nötgig gehaltengr Maßregeln zu uaterstüßen. Im

Repräsentantenhause wurden besondere Schritte niht gethan und beschloß dasselbe, den Bericht der, wie bereits im vergangenen PVtonat erwähnten, nah Louisiana geschikten Untersuchungs- Kommission des Hauses abzuwarten. In Beantwortung der olen erwähnten Anfrage des Senats ciließ der Präsident Grant am 13. eine besondere Botschaft an denselben, worin er, auf die Vorgeschihte der Louisiana-Wirren bis zum wahre 1868 zurückgehend, das Verfahren der Militärbehörden der Legislative gegenüber auf Grund der in diesem Staate im AUgemeinen herrshenden Zustände der Gewaltthätigkeit und Ungeseßlichkeit als nothwendig und in das Pflichtgebiet der Bundesexekutive gehörend bezeichnet und rechtfertigt. Am Schlusse der Botschaft bittet der Präsident den Kongreß, derartige Bestimmungen treffen zu wollen, daß die ihm obliegende Pflicht dadurch vollständig klar werde, und versichert, alle \olche Gesetze genau ihrem Sinne und Wortlaute nah, ohne Begünstigung einer Partei, ausführen zu wollen. Der versöhnliche Ton in dem die Botschaft gehalten war, verfehlte nicht, überall einen günstigen Eindruck® hervorzurufen, und wurde auh im Senate die Be- \prehung der Verhältnisse von Louisiana erst in den lezten Tagen des Monats wieder aufgenommen, ohne daß indessen ein Resultat dadur erlangt worden wäre. Die aus drei Mitgliedern des Repräsentantenhauses bestehende Kommission \prach {ih nach ihrer Rücker von New-Orleans zwar zu Gunsten der Konser- vativen aus, doch beshloß das Haus, durch den vollständigen, sür die Untersuhung gewählten Aus\huß noch einmal die Unter- suchung in New-Orleans aufnehmen zu lassen, bevor cs zu wei- teren Berhandlungen über die Angelegenheit \chritt, und war der betreffende Aus\{huß Ende des Monats noch an Ort und Stelle mit Untersuchung der Vorgänge beschäftigt. Eine Aenderung der Situation war bis zu diesem Zeitpunkte nicht eingetreten, doch deuteten die Anzeichen auf das Zustandekommen eines Kompro-

misses hin, welches denn auch am 6, Februar abge\schlo}en worden

ist. Nach demselben wird den Konservativen eine Majorität von 10 Stimmen eingeräumt, wogegen sie auf jede Untersuchung der Handlungen des Gouverneur Kellogg Verzicht leisten.

Der Kongreß, welcher sich am 23. Dezember vertagt hatte, trat am 5. Januar wieder zusammen. Im Repräsentantenhause wurde am 7., nahdem nach den Regeln der Vorfrage (previous question) jede Debatte abgeschnitten worden war, die am 22. De- zember vom Senate angenommene Shermansche Bill behufs Wiederaufnahme der Baarzahlung ebenfalls angenommen, und zeigte am 14. der Präsident dem Kongresse an, daß er dieselbe unterzeihnet Habe. In einer bei dieser Gelegenheit an den Kongreß erlassenen besonderen Botschaft empfiehlt derselbe die Wiederauflage der Zölle auf Thee und Kaffee, den Widerruf derjenigen Klausel im Tarifgeseßze von 1872, dur welche für gewisse Artikel eine Zollreduktion von zehn Prozent eingeführt wurde, die sofortige Einlöfung des Bundespapier- geides zu einem dem Agio des Goldes entsprechenden Diskonto und die Errihtung neuer Münzstätten in Chicago, Omaha oder St. Louis. Am 19. gastirte im Senate die am 1. Juni 1874 im Repräfentantenhause angenommene Zoll- und Steuertarif- Bill, die sogenannte „little tarif bill“, nachdem dieselbe in der Finanzkommission nicht unwesentlihe Abänderungen erlitten hatte, namentlih wurde die Erhöhung des Zolles auf Hopfen von 10 auf 8 Cents herabgeseßt und die auf Tabak bezüglichen Sektionen gänzlih gestrihen. In dieser amendirten Fassung wurde die Bill am 21. auch von dem Repräfentantenhause an- genommen. Am 26. übersandte eine Anzahl New-Yorker Ge- shäftsleute dem Präsidenten eine Petition, die Bill mit seinem Veto zu belegen, Ferner wurde im Repräsentantenhause die Senatsbill angenommen, durch welhe jede Beschrän- lung der Cirkulation von Noten derjenigen Banken, welche dieselben in Gold einlösen, aufgehoben, bezüglih ein Jreibanksystem für Goldbanken eingeführt werde. Abgewiefen wurde dagegen eine Resolution, nah welher die Amtsdauer des Präsidenten der Vereinigten Staaten auf \echs Jahre aus- gedehnt, eine Wiederwahl desselben jedoch ungeseßlih sein sollte. Am 20, übersandte der Präfident dem Kongresse eine besondere Botschaft, in welcher derselbe, unter Bezugnahme auf die Fort- schritte des Geshüßwesens in anderen Ländern, behufs Her- stellung einer besseren Armirung der Küstenbefestigungen eine vorläufige Bewilligung von 250,000 Dollars zur Umwandlung glatter in gezogene Geshüße und zur Anstellung der nöthigen Proben empfichlt. Die fortwährenden Mahnungen der Re- gierung an den Kongreß in Betreff der Armirung der Be- festigungen, dürften, meint der Präsident am Schlusse der Bot- haft, niht länger unbeachtet bleiben, wenn der Kongreß wünsche, das wichtige Material während des Friedens vorzu- bereiten, ohne welches zukünftige Kriege unfehlbar nur zum Unglück führen könnten.

Das Ergebniß der Neuwahlen für den Senat liegt, mit Ausnahme der Stagten Florida, West-Virginien und Minnesota, vollständig vor. Bekanntlich {heiden am 4. März 25 Senatoren aus, von denen 17 der republikanischen, 3 der liberal republika- nischen und 5 der demokratischen Partei angehören. Von den Übrigen 48 Senatoren sind 33 Republikaner, 14 Demokraten und einer ein liberaler Republikaner. Von den neugewählten Sena- toren, unter denen sh auch der Vorgänger Grants und Nach-

folger Lincolns, Andrew Iohnson, befindet, gehören 12 zu den Demokraten, und einschließlich des in Californien gewählten un-

abhängigen Republikaners Booth, 10 zu den Republikanern, fo daß, soweit es sich Jeßt übersehen läßt, die Republikaner eine Majorität von 6 Stimmen in dem neuen Senate haben werden In Louisiana ist der bereits früher gewählte Farbige Piechback, dessen Wahl bis jeßt beanstandet wurde, abermals gewählt IVOT- den.* Von sämmtlichen ausscheidenden Mitgliedern sind nur 4 wiedergewählt worden.

, Kônig Kalakaua is am 26. Januar, nachdem er noch Boston Chicago und einzelne andere Städte besucht, in San Francisco eingetroffen und hat am 2. Februar die Vereinigten Staaten verlassen, um nah Hawaii zurückzukehren. Die Verhandlungen behufs Abschlu}es eines Reziprozitätsvertrages mit den Sandwich- Inseln haben zu einem befriedigenden Resultate geführt und wird der entsprechende Vertrag demnächst dem Senate zur Bestätigung vorgelegt werden.

Die Verhandlungen zwishen den Vereinigten Staaten und Spanien über die dem leßteren Staate zu zahlende Entschädi- gung betreffs der Virginius- Angelegenheit find in der leßten Zeit zu einem Stillstande gekommen. Die spanische Regierung hatte den Vereinigten Staaten und England dieselbe Entschädigung angeboten, nämlich 2500 Dollars für jeden hingerichteten Weißen und 1500 Dollars für jeden Neger. Die englische Regierung

j 1G S iete je Reai A : ini S nahm das Anerbieten an, die Regierung der Vereinigten Staaten

at fch jedoch für verpflichtet gehalten, dasselbe zurückzuweisen, da fie den darin gemachten Unterschied betreffs der Race nicht anzuertiennen vermöhte, Sobald die neuen Kreditive in Washing- ? F riù 1Nhorgso 1 a) A í P or “r ton und Madrid übergeben worden sind, \ollen die Verhandlun-

gen wieder aufgenommen werden und exivartet inan, daß Spanien

eine gleihuäßige Entshädigungsfumme für alle Verurtheilten bewilligen wird.

Zivischen / den Vereinigten Staaten und Canada ift in Washington ein Uebereinkommen unterzeihnet worden, wo0o- nah in Bezug auf die Beförderung von Karrespondenz- sahen in beiden Ländern vollständige Glei, förmigkeit herrschen soll. Da in beiden Ländern Frankozwang eingeführt i 0 fallt eine Abrechnung zwishen den PVostverwaltungen beider Länder fort. Sobald als thunlih soll cine ebensolche Glseich- förmigfkeit auch in Betreff der Postgeldanweisungen eingeführt werden. Die auf das Briefporto bezüglichen Beftüimmungen sind bereits am 7. Januar in Kraft getreten. 7

Aus dem Berichte des Finanz-Ministers ergiebt fic, daß die Schuld der Vereinigten Staaten während des Dezember um 3,699,968 Dollars zugenommen hat, dieselbe belief sich, abzüg- lih des Vestandes an baarem Gelde im Schazamte und der zu Gunsten der verschiedenen Pacific-Eisenbahnen ausgegebenen Obligationen am 1. Januar auf 2,142,598,302 Dollars, gegen 2,138,938,334 Dollars am 1. Dezember v. I. Seit dem 1. Iuli dem Beginne des amerikanishen Finanzjahres hat die Staats- huld fich im Ganzen um 489,939 Dollars verringert. Während des Januar hat die Shuld \fich unm etwa 1,397,000 Dollars vermehrt. Der Finanz-Minister hat mit einzelnen amerikanischen und englishen Bankierhäufern ein Abko:nmen getroffen, wona dieselben fünfundzwanzig Millionen fünfprozentiger Obligationen zu Pari übernehmen, dagegen wird die gleihe Summe in \echs- prozentigen Papieren behufs Einlösung eingerufen werden.

Die Produktion von Edelmetallen während des vergange-

nen Jahres hat sich auf 74,401,055 Dollars, gegen 72,258,693 Dollars im Iahre 1873, belaufen. Für das laufende Jahr wird die Produktion, in Folge der kürzlih erfolgten Entdeckung schr reihhaltiger Erzadern auf 80 Millionen veranschlagt. Von obigen 74,401,055 Dollars waren 35,681 411 Dollars Silber und 12,360,868 gold- und s\ilberhaltige Erze, fo daß sh die Produktion von Gold auf 26,358,776 Dollars beläuft. Die höchste Produktion von Edelmetall weisen Nevada und Califor- nien auf, in denen dieselbe bez. 35,452,233 und 20,300,531 Dollars beträgt. __ Mexiko. Dem in der vergangenen Legislaturperiode eingeführten Gebrauche gemäß, ist der Kongreß am 15. Dezember ohne irgend welche Feierlichkeiten ges{lossen worden, nachden der Minister der öffentlichen Arbeiten noh in der letzten Sigung zwei von demselben abgeshlossene/ Verträge vorgelegt hatte. Der eine betrifft die Erbauung einer Cisenbahn von der Stadt Leon im Staate Guanajuato bis zum Rio Grande del Norte, der andere die Bahn von Guaymas an der Nord- grenze des Landes. Die Arbeiten der crsteren Bahn, welche die Städte Lagos, Aguascalientes, Zacatecas, Durango, San Luis Potosi, Saltillo und Monterey, theils vermittelst der Hauptlinie, theils durh Zweigbahnen mit einandec verbinden wird, \follen in sechs Jahren vollendet sein, und verpflichtet fich die Regierung, für jeden vollendeten Kilometer eine Subvention von 9500 Piastern zu zahlen. Der Nachricht, daß die Regierung die eng- lishe Schuld anerkannt habe, ist amtlih im , Diario“ wider- \prohen worden.

Central-Am erika. bietes von Nicaragua durch Costa-Ricanishe Soldaten, welche die unter Führung des vor Kurzem von San Iosé de Guate- mala in Corialo eingetroffenen Jnsurgenten-Chefs Fernandez stehenden Aufständischen verfolgten, sind zwishen den Regierungen beider Republiken Streitigkeiten entstanden, welhe durh die noch immer nicht geregelten Grenz- verhältnisse einen ernsten Charakter anzunehmen drohten. Der Kongreß von Nicaragua war zum 1. Januar einberufen wor- den; doch hatten sich zu diesem Termine die Mitglieder nit in hinreichender Zahl eingefunden, so daß die Eröffnung nicht er- folgen konnte, In Guatemala, Salvador und Honduras herrschte Ruhe. Die Präsidenten der beiden leßtgenannten Republiken hatten cine Zusammenkunft gehabt, um sih über die Beförde- rung des Fortschrittes und der Freundschaft zwischen den bezüg- lichen Staaten und die zur Erhaltung des Friedens in Central- Amerika überhaupt erforderlihen Maßregeln zu besprehen. Der König der Mosquito-Küste hat gegen die Herstellung des inter- oceanishen Kanals durch sein Gebiet protestirt und seine An- sprüche auf Greytown von Neuem geltend gemacht.

Die Revolution in Venezuela dauert fort. Die Insur- genten-Generale Pulcido und Alfaro Perez wurden bei Urica gefangen genommen und nah der La Guayra gebracht und der General Colina genöthigt, sich auf Churuguara zurüczuziehen. Präsident Guzman Blanco hat dem General Merquez in Barquisimento den Oberbefehl übér die Armee übertragen und sih nach Puerto Cabello begeben und von dort einen Angriff zur See auf Coro ins Werk zu seßen. In den nicht von den Snsurgenten beseßten Landestheilen herrsht vollständige Ruhe.

Peru. Der Insurgentenführer Picrola machte nah der entscheidenden Niederlage, welche er bei Toreta erlitten, am 30. Dezember einen Versuch, sih der Stadt Arequiga zu bemächtigen, wurde aber von den unter dem Befehle des Präsidenten Pardo stelbst stehenden Regierungstruppen zurückgeshlagen. Die Re- volution - ist als beendet zu betrahten und wird der Präsident Pardo, der anfangs in Tecua später in Arcequiga die Wieder- herstellung der Drdnung abwartete, an der Spitze der Truppen

In Folge einer Invasion des Ge- |

nah Lima zurückehren. Der Kongreß, der während der Dauer der Revolution seine Sißzungen fortgeseßt hatte, wird fich nah Beendigung der Budgetberathung vertagen.

Chili. Die von Seiten Bolivia's zu dem von den

Herren Martinez und Baglista abgeschlossenen Grenz- vertrage beantragten Veränderungen, \cheinen von ter hilenishen Regierung nicht angenommen werden zu wollen. Man ift in Santiago der Ansicht, daß Chili dadurh einen großen Theil seines Territoriums einbüßen würde, ohne ein entsprechendes Aequivalent dafür zu erhalten. Politische Flücht- linge, welche an der leßten Revolution in der Argentinischen Republik betheiligt gewesen waren, trafen in großer Zahl in Chili ein. __ Bolivia. In La Paz hat der General Quentin Guavado ein Pronunciamento erlassen. Das Militär erklärte sich zu seinen Gunsten und die Behörden wurden genöthigt, die Stadt zu verlassen. Ende Dezember wurde der General Guavado in- dessen von dem General Daza in Cohabamba gezwungen, die Waffen niederzulegen, worauf noch in La Paz die Ordnung wiederhergestellt wurde.

Argentinien. Im ganzen Lande herrshte Ruhe und find sämmtliche Nationalgarden entlassen worden, doch dauerte der Kriegszustand in Buenos Ayres fort. Die Regierung ver- fährt mit der größten Milde gegen Alle, welhze fih an der Re- volution betheiligt haben. General Mita und cinige andere Of- siziere find vor ein Kriegsgericht gestellt worden, doch dürfte das Erkenntniß desselben nur auf mehrjährige Verbannung lauten. In Paraguay isst Hr. Iohn B. Gill mit den herkömmlichen Formalitäten als Präsident der Republik in Asuncion in- stallirt worden. Aus den offiziellen. Berichten ergiebt \ih, daß die Einnahmen von Paraguay seit Beendigung des Kricges im Jahre 1870 jährlih um 50 Prozent zugenommen haben. Die- selben waren im vergangenen Jahre viermal so hoch als 1870.

Brasilien. Die in den Provinzen Parahyba und Per=- nambuco ausgebrochenen Unruhen haben in leßter Zeit alle Be- deutung verloren und sind durch die fliegenden Kolonnen der regulären Kolonnen ohne weiteres Blutvergießen unterdrückt wor= den. Das gleiche geshah in der Provinz Rio Grande del Norte, wo ebenfalls an einzelnen Orten Aufstände vorgekommen waren. Die gerichtlihe Untersuhung gegen die Bisthumsverweser von Para und Olinda, wegen ihrer Weigerung des über die Frei= maurer verhängte Interdikt aufzuheben, wurde von Seiten der Regierung mit der größten Energie fortgeseßt. Der Gouverneur von Pernambuco hat auf Grund des Gesezes, welches die Aus- weisung gefährlicher oder verdähtiger Personen gestattet \sech3 italienishe Jesuiten des Landes verwiesen. :

Die brasilignishe Regierung hat mit dem Hause Roth\child und Söhne cine Anleihe von 5,000,000 Lstr. abgeschlo}sen.

Nr. 9 des „Central-Blatts für das Deutsche Rei ch*“ herausgegeben im Reichskanzler-Amt (Berlin, Carl Heymanns Verlag), hzt folgenden Inhalt : 1) Allgemeine Berwaltungssachen : Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. 2) Finanzwesen : Nachwet- sung der Einnahmen an Zöllen und gemeinschaftlichen Steuern, sowie anderer Einnahmen im Deutschen Reiche für die Zeit vom 1. Fanuar bis zum Schlusse des Monats Januar 1875. 3) Münzwesen: Ueber- sicht über die Ausprägung von Reichsmünzen. 4) Zoll- und Stenuer- wesen: Kompetenzen von Steuerstellen. 5) Militärwesen: Bekanunt- machung, betreffend die Ausführung der §8. 101 bis 108 des Militär- Pensionêgescßes vom 27. Juni 1871 und der SS. 15, 16 und 22 der Novelle vom 4. April 1874. Vom 22, Februar 1875. 6) Marine und Schiffahrt: Begian ciner Seeschifferprüfung. 7) Konsulatwesen : Ernennung; Ertheilung der Kompetenz zu Eheschließungen 2c 8) Personal-Veränderungen 2c. : Ernennung. S :

_— Die Nr. 9 des Justiz - Ministerial - Blatts für die preußische Geseßgebung und Rechtspflege, herautê- gegeben im Bureau des Justiz-Ministeriums, zum Besten der Justiz- Offizianten-Wittwen-Kasse, enthält cinen Plenarbeshluß des König- lichen Gerichtshofes für kirhliche Angelegenheiten , vom T7. Ja nuar 1875. Ferner: Suarez über das Verhältniß von Kirche Und Staat. (Schluß.) :

Die Königl. Geh. Ober Hofbuchdruckcrei (R. v. Deer) ist jetzt autorisirt, an Behörden, Truppentheile und Offiziere des deutschen NReichsheeres auf deren Antrag Exemplare zu liefern von: Instruk- tion, betreffend das Infanteriegewehr M. 71 nebst zugehöriger Mu- nition und Abänderungszusäßze, Instruktion, betreffend die Iäger- büchse M. 71 nebst zugehöriger Munition, Berwaltungsbestimmun- gen, betreffend die Munition und die Munitionsmaterialien für das

L

Infanteriegewehr M. 71 nebst Abänderungen und Nachträge.

Vereinswesen. Vom 18. bis 20. Mai d. F. wird die 22, ta

deutsche Lehrer-Versammlung in Darmf/

Statistische Nachrichten.

Die fun großen Weltaus :ellungen haben, wie eine Uebersicht der „Times“ angiebt, folgende Resultate gehabt: Die Ausstellung zu London 1851 wurde besucht von 6,039,195 Personen die zu Paris 1855 von 5,162,330 Personen, die Londoner Ausstellung von 1862 von 6,211,103 Personen, die Pariser Ausstellung von 1867 von 8,809,969 Personen und die Wiener Ausstellung von 1873 von 6,749,500 Personen. An Eintrittsgeld wurde eingenommen 1851 : 424,322, 1859: 128,099, 1862: 408,530, 1867: 420,735 und 18733 206,478 Pfund Sterling.

Nah der amtlichen Jahreéstatistik der im Auftrage des Bör senvereins der deutshen Buchhändler in Leipzig gebuchten und im Vereinsorgan in forilaufender Reihe als solche veröffentlichten er- schienenen „Neuigkeiten des deutschen Buchhandels“ für 1874 war das leßtjährige Ergebniß das größte seit 25 Jahren! Es wurden im Ganzen über 12,000 Bücher, Landkarten 2c. als neu erschienen oder neu aufgelegt registrirt. Diese Gesammtsumme, welche genau ‘12,070 beträgt, übertrifft die Ergebnisse der leßten sech83 Vor- jahre in mehx oder weniger erheblicher Weise. Seit 1868 ging die Produftion gewaltig in die Höhe. Mit genanntem Jahr wurden zum ersten Mal die 10,000 erreiht und überschritten. Man hatte damals nämli 10,563 Novitäten. Das nächste Jahr brachte 11,305. Da kam der Krieg 1870/71, und in Folge dessen gingen die Jahres- zisfffern auf 10,108 und 10,669 zurück. Im Jahr 1872 hatte man aber bereits wieder 11,127, 1873 schon 11,815, bis 1874 die Summe von 12,070 erzielt wurde. Diese Steigerung von 1874, die gegen 1873 759 beträgt, rührt von einer fast durchgehenden Mehrproduk- tion gegen das Vorjahr her, welcher nur in fechs (von 24) Rubriken eine Minuderproduktion gegenübersteht. Im Rückgehen befindlich zeig- ten sich nämlich zunächst die Theologie (1094 statt 1239), die hi- losophie (152 ftatt 157), die Rubriken „Jugendschriften“ (344 ftatt 387), „Bau-, Maschinen- und Eisenbahnkuude, Bergbau und Schiff- fahrt“ (301 g°gen 331), „Forst- und Iagdwissenschaft*“ (89 gegen 90), endlich Schöne Literatur (912 gegen 948). Die erste Stelle dur numerisches Uebergewicht nimmt seit mehreren Jahren die Pädagogik ein; dann folgt die Jurisprudenz. Die Theologie erscheint zum ersten Mal an dritter Stelle, nachdem sie Jahrzehnte hindur an deg Spitze aller Rubriken gestanden hatte.

Nach dem vom Bezirkspräsidenteg veröffentlichten Berichte

allgemeine dt tagen,

über das Jagdergebn des vorigen Lghres wurden V den von