1899 / 128 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 Jun 1899 18:00:01 GMT) scan diff

4 S idi Si Bat MardutE a E R A R E R

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In der am 31. v. M. unter dem Vorsiß des Staais- ] Ministers, Staatssekretärs des Jnnern Dr. Grafen von Posadowsky-Wehner. abgehaltenen lenarsizung des Bundesraths wurde der Vorlage, ‘betre end den Ausfuhr- zushuß für Perl- oder Kastorzucer, und der Vorlage, be- treffend die Bezeichnung von Bankhäusern zur Ver- mittelung von Gelogeschäften des Reichs-Jnvalidenfonds, die Zustimmung ertheilt. Der Bericht der Reichsschulden- Kommission über die Verwaltung des Schuldenwesens des Norddeutschen Bundes und des Reichs U. \. w. und die Be- \hlüsse des Landesausschufses von Elsaß-Lothringen zu - der Uebersicht der Ausgaben und Einnahmen der Landesverwal- tung von Elsaß: Lothringen für 1897/98 wurden den zustän- digen Ausschüssen und einige vom Reichstage zu Petitionen gefaßten Beschlüsse theils den zuständigen Ausschüssen, theils dem Reichskanzler überwiesen. Außerdem wurden die Nukhegehälter für eine Anzahl von_ Reichsbeamten fest- gestellt und über die Seiner Majestät dem Kaiser zu unterbreitenden Vorschiäge wegen D A der Stelle des Ober-Reichsanwalts bei dem Reichsgericht und einiger Stellen bei Disziplinarkammern sowie über verschiedene S und cinige Eingaben Beschluß

aßt. E Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundes- raths für das Landheer und die Festungen, für das Seewe)en und für Handel und Verkehr, sowie die vereinigten Aus8- schüsse für das Landheer und die Festungen, für das Seewesen und für Rechnungswesen Sihungen. ,

Laut telegraphisher Mittheilung an das Ober-Kommando der Marine ist S.-M. S. „Gefion“, Kommandant: Kor- vetten-Kapitän Rollmann, am 1. Juni in Nagasaki an- gekommen.

Deutsche Kolonien.

Ucber eine Expedition in Deutsch - Ostafrika bebufs Vertheilung von Saatgut anläßli der Hungersnoth berichtet der Bezirksamts-Sekretär Michels aus Dar-es-Salâm unier dem 11. April d. J. im „Deutschen Kolonialblatt“, wie folgt: i T

Nacdem seitens der Plantage Mohorro 45 Chisla Mais, in 970 Trägerlasten verpadt, fertig gestellt und nach dem näbsten Orte am Rufiyi, Kilindi, geshafft waren, begab ih mich am 18, Vârz dorth!1, um die Verladung der Laften in Eindâume zu überwachen, da Kapitan Beck mir mitgetheilt, daß er die Fabrt nicht maten kônne. Was an Einbäuwen vorhanden war, hatte ih bereits einige Tage vorber nah Kilindi bringen lassen. Von diefen suhte ih 13, die besten, aus, von denen einige vier bis fünf Chisla faßten. Von Kilindi ging die Fabrt zunächst nah WVitarange (Jumbe Jumakuno Mtovea) am Nufiyi, welhes Dorf um 2 Uhr Nachmittags erreicht wurde. Infoige des eingetretenen Reaers und der starken Strômung der Nufiyî war in den leuten Tagen sebr gestiegen ging tie Fahrt nur Tancsam und mit Mühe vorwärts. Die Mais- und Mtamaëfelder bei Mtanange selbs waren vertrccknet, während die weiter entsernten, die Regen bekommen batten, gut standen. Von Mètanange brachen wir Morgens um 5F Uhr auf; der Weg führte über Ndundu (Ober- jumbe Nekea), Nkaugaua (Landschaft Pilemba) _nah Ugema am Nufiyi. Die auf diesem Woge durhwanderten Felder ver’prachen eine aute Ernte. Der in den leßten Tagen gefallene Regen hatte auf das Wachstbum des Mais und Mtamas çünstig ge- wirkt. Der Weg felbst führte fortgeseßt durch Ortschaften unmittel» bar am Rufiyi entlang. Die Einbäume unter Asfkaribezcckung kamen Nachmittags 5 Uhr in Ugema an. Von Ugema gelangten wir über Mubinga (Ober jumbe Menge), Kigengua vach Kipëi (Iumbe Kom- *ayays) am Rufivi. Auch auf diesem Wege bot der Stand der Saaten ein einigermaßen erfreulihes Bild. Jalingua felbst Uegt etwz 14 Stunden landeintwärts. Die Lasten wurden gelöicht und dite Fumben der Umgegend im Sckauri angewiesen, gegen Abgabe Don einigen Lasten Saatgut die Kanda nach dem sieben Stunden entfernten Dorf Ngaro tin den Magongobergen zu schafffen. “Anderen Morgens bra ich mit den Leuten auf. Von Kipëi führte der Weg in direkt nördlicher Richtung über Bunju (Jumbe Natali Mburju) na der Landschaft Ngaro in den Magongobergen. Die Schamben bei Bunju waren fast vertrocknet. Der Jumbe erhielt daber einige anda Saatgut. Dagegen standen die Vitamaschamben in der Um- gegend voa Ngaro infolge des eingetretenen Regens gut. Ernte it indessen erît in vier bis sechs Wowen zu erwarten. Ngaro felbft ilt

ein \Göôner, grofer Ort und zeugt für einen gewissen Woblstand der Eingeborenen. Kautichukbandel wird Hier eifrig betrieben, vier Lädea sorgen für die Bedürfniffe der Gegend. Dem Oberjumben Hacki untersteten die Dörfer Sange, Singajongo, Lobobi, Kitembe Limani, Diminß, welche Orte sämmtli besuht wurden. Hungers- noth scheint hier wenig geberrs@t ¿u baben. Die Mtama- und Mubogoshamben versprachen eine gute Ernte. Maîs war indefsen nihi vorbander, fondern i\ámmtlih vertrocknet. Auch bier gab ih dem Jumben eine Anzabl Kanda Saatgut. In der Nähe von Ngaro, ¡wei Stunden nordwestlichßh die Stelle nennen die Eingeborenen Semsem —, befizden sih beiße Schwefelquellen. Fi i

Ven Naaro bra ih mit etwa 100 Lasten, der Reft wurde all- mäblic naGgeholt, nach Rijantipua (Jumbe Mamba) auf. Der äußerit beschroerliche Weg führte über hohe Berge und dur tiefe Stluchten. Auch în dem genann!ken Orte fowie in dem §# Stunde weiter entfernten Bumba (Jumbe Kajunga) berrshte wenig Hunger2- noth. Mais war indeffen sämmtlich vertreckaet, während Mtama eine gute Ernte verspra&#. Von bier begab id mich nach dem nâchsten größeren Orte Ngomne (Oberjumbe Ngorungu). Aus dem Wege dorthin waren die Sckœamb-n mit Ausnadme des Muhbocço von den Heufhrecken zum theil vernitet, namentlih in den kleineren Flecken Yakigours, Mrege, Kitendera, dic ih besute und wo ich an Ort und Stelle selbst einige Laslen vertheilte. Mebrere Häuser standen verlafsen, ibre Besiger waren zum theil vers storben, theils weggrezogen. Die dem Iumben Ngorungu weiter unters stellten Octschaften waren mir von der leyten Expedition her bekannt : Bundi, Kipera, Uguami, Kisewa. Als Saatgut wurden ihm at Kanda überlassen. G G Von i führte mi der Weg über den Gegeberg nach dera am Nortabkhange gelegenen Kisegese (Oberjumbe Mbuate) mit den Dörfern Kisa:ga, Midium, Mkasi, Mkonge, Majimka. Gr herrs{tc bier, wie bereits beritet, Hungerénoth; die Mtamaschamben Sanden infolge des eingetretenen Regens indeß leidli, Eine Znzaßl anda wurden dem Jumben übergeben. Die Magongoberge waren nunmehr überschritten. Der gesammte Eindruck, den i biéber acwonnen, ift, daß am Rufivi und hier, mit Auênabme des legten Theiles bet Kisegese und INgomne, faum nennentwerthe Hungers- roth geberrscht hat. In normalen Zeiten dürfte vielmehr cin solider Moblftand vorberrshen. Der eingetroffene reihlide Regen der leßten Wochen hat auf die gesar:mten Staaten günstig gewirkt und läßt auf eine gute Mittelernte ließen. Die Magongoberge_ f rei an landihaftlider Schönheit und gewähren herrliche Aus- blide. Œuroväer sind bislang dur diese Gegend nit gekommen. Von Kisegese gelangte ih dur lichten Stepperwald Über Viansi nah Mtkamba, wo ich am 27. Nachmittags bei ftrömendem Regen eintraf. e A in der Landschaft Mkamba hatte bei meinem Eintreffen ihre Höhe überschritten. Stellemvetse ift dieselbe

Fark aufgetreten, und zwar vorwiegend in dem nordöstlichen Theile. Besonders schwer waren beimgesuht: Pansulu, Kibudi, Ndareni, Kufungue, Ngamato, Mkenge. ais ift im ganzen Bezirke nur ver- einzelt zur Reife gekommen, wie z. B. in Mbesi, das mit seinen vielen S(hamben einen foliden Eindruck macht. ohogo ift ebenfalls wenig vorbanter, am meisten ist Mtama eingepflanzt, das indefsen eire ziemli gute Ernte verspriht, na%d:m_ nunmehr reichlich Regen gefallen. 23 Ortschaften erbiclten Saatgut. Es darf erwartet werden, daß #sich die Leute nunmehr erholen. Von Mfkamba marshierte ich über Mbesi, Kibesa nach Marui (Ober- jumbe Mbaruku). Marui wurde Nachmittags 3 Ubr erreicht. Der Weg üter die steilen Höhen wurde durch den strômenden Regen sebr erschwert. Die Landschaft Maruîï, die überaus reich bevölkert und sebr frudtbar ift, hat infolge der Hyongersnoth sehr gelitten. Das Dorf Mambosa sowie ein zu Konzoloni gehöriger Flecken find voll- ständig verödet. Es war in der That traurig, diese vollständig ver- folenen Dörfer zu schen. Weiter haben die Dörfer Muvbale, Digila und Mikera starke Verluste gehabt. Die Notb hat indeffsen auc hier ihre Grenze Üübers{ritien. Wo die Heuschrecken nicht hin- gekommen sind, haben die Leute ziemlich Mais geerntet. Marunui ist landschaftlich fehr \chsn. Die Dörfer liegen fast sämmtli auf den Beraen und erinnern mit ihren «aus weißem Mergel, der si dort massenhaft vo!findet, gebauten Häuferu lebhaft an eine Schweizer- landfœaft. Die steilen Höhen mußten einzeln erklommen werden. 45 Lasten wurden im Maruigebict auf die einzelnen Ortschaften vertheilt. i

Non bier rrarsierte ih üb:r die Höben nah Kisangire (Jumbe Kibasira). Auch in diefer Gegend hatte die Hungerszoth viele Opfer gefordert. Die Heushrecken haben den größten Theil der Ernte ver- nictek. Die Huncerênoth hat hier roch nit ihr Ende erreicht. Die Maisshamben hatten nux wenig geliefert. Die Mtamaschamben, die von Heuschrecken verschont blieben, versprahen gute Grete. Am s{limwsten dürften die Landschaften Gegea und Kufkinca beimgesubt sein. Der südii@e Theil von Gegea mit dem Hauptdorf Gangulo unterftebkt dem Jumben Gombera, während der rördlide und Kufkinga dem Jumben Pafi Mifumbulu unterstellt find. Di- Bewobner dieses Landstris haben ungemein fleißig angebaut, und zwar Mtama, Mais und Mohogo. Der Weg von Gungulo bis Kukingo führte 34 Stunden lang tortwährend dur Schamben ; von diefen sind indessen vicr Fünftel von Heuschrecken vollständig abgefressen. Allenthalben trifft man daëselbe Bild, cingefallene und verlassene Häuser. Die wir1h{aftliche Nothlage des Volkes infolge der Hungersnoth und Heuschrecken ift namentli in den beiden leßt- genannten Landschaften schr aroß, und es dürfte geraume Zeit ver- geben, bis die Leute ih hiervon gänzli erholt haben. Hier dürfte eine nohmalige Unterstüßung mit Mtoma etwa für Kisangira 40 und für Gegea 60 Kanda angebratht sein. Ein recht crfreulih-es Bild bzt dagegen _Mêsanga, welde Landskaft ih auf tem Rückmarsch dur('chritt. Reich bebaute Shamben ziehen fih längs der Hügel hin, vorwiegrnd Mtama und Mohogo. Heuschreckea waren nit vorhayden. Die Ernte, etwa in drei bis vier Wochen. dürfte gut ausfallen. Von Mfsanga kehrte ih auf der Barra:Barra über Manemorango, Muhaga, Kisanga, Pugu nach Dar-es-Saläm zurüdck, wo ich am 10. Morgens eintraf.

Oesterreich-Ungarn.

Die ungarischen Minister sind gestern Nachmittag nah Budapest zarügefehrt; wie verlautet, treffen dieselbzn demnächst wieder in Wien ein.

Großbritannien und Frland.

In der gestrigen Sißung des Unterhauses richtete, wie „W. T. B.“ berichtet, Provand die Anfrage an die Regierung, ob der russishe Gesandte von Giers wenige Tage nach der Unterzeihnung des british-russischen Abkommens von der chinesishen Regierung die Konzession des Baues einer Zweiglinie von der transmandschurischen Bahn nach Peking verlangt habe, ob die hinesishe Regrerung dieses Verlangen abgewiesen habe, ob der britishe Vertreter in Peking an die chinesishe Regierung die Erklärung übermittelt habe, welche Graf Murawjew dem britischen Botschafter in St. Petersburg gegeben, und nah weiher Rußland keine Konzession von China verlange, sondern nur freundschaftlih nachgesucht habe, China möge im Prinzip das Recht zum Bau einer solchen Bahn zu- gestehen, falls russische Staatsangehörige sich um dasselbe bewerben würden, und schließlich ob die britische Negie- rung die Absicht Ruylands, diese Forderungen zu ftellen, gekannt habe, als das britisch - russishe Abkommen unterzeihnet worden sei. Der PRarlaments-Sekretär des Auswärtigen Brodrick erwiderte: die Antwort auf die erste und zweite Frage laute bejahend; was die übrigen Anfragen betreffe, so habe cin Austausch von Schriftstücken zwischen den beiden Regierungen stattgefunden und finde noch ‘statt. Er hoffe, die Schriftstücke bezüglih der nördlichen Bahnlinie vor- legen zu fönnen, bevor der Etat des Auswärtigen Amts zur Diskussion komme ; aber es sei unmöglich, demselben Schrift- stücke beizufügen über Fragen, welche noch Gegenstand der Verhandlungen seien.

Ein dem Parlament zugegangenes Blaubuch, betreffend das Dynamit-Monopol in Transvaal, enthält eine Depesche des Staatssekretärs für die Kolonien Chamber- lain vom 13. Januar d. J., welhe nah einer gründ- lihen Prüfung der Frage gegen die Verlängerung der Gül- tigkeitsdauer des tonopols, die eine Verlegung des Londoner Vertrages bedeute, und gegen die Verzögerung der Aufhebung des Monopols Einspruch erhebt. Auf diese Depesche ging Chamberlain unterm 5°. März durch den Gouverneur Sir Alfred Milner eine Antwort der Regierung der Südafrikanishen Republik zu, in welcher die vorgebrahten Behauptungen besprochen werden unter gleichzeitiger Erklärung, _daß Großbritannien fein Recht habe, in jener Frage Einspruch zu erheben. Am 91. April erneuerte Chamberlain seinen Protest mit dem Bemerken, Großbritannien behalte ih die Wahrung seiner Rechte vor. Die Regierung von Transvaal theilte hierauf in einer vom 22. Mai datierten, aus nur zwei Sägen bestehenden Antwort mit, daß sie bei ihren bereits dargelegten Ansichten bleibe.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer berieth gestern ohne Zwischen- fall einen Antrag, betreffend Unfälle, die den Arbeitern bei der Arbeit zugestoßen sind. Jm weiteren Verlaufe der Sißung beantragten die Deputirten Etienne, Graf Montebello und Genossen, daß an den General Gallieni, den Major Marchand und Liotard Glückwünsche gerichtet wurden. Nach- dem der Antrag einstimmig angenommen war, wurde die Sizung geschlossen. E :

N Der Major Marchand begab fich gestern, wle „W. T. B.“ berihtet, im Laufe des Vormittags nach dem Marine- Minifterium und wurde auf dem ganzen Wege von der Be- völkerung lebhaft begrüßt. Vor dem arine-Ministerium hatte

sich eine uñgeheure enshenmenge angesammelt; man rief :

auf dem Balkon;

„Fahnen! Fahnen!“, worauf - aus dem gegenüberliegenden Hause Fahnen hérausgesteck wurden; die- Polizei ließ die-

selben jedo. wieder - entfernen. Hierbei kamen einige Bus

sammenstöße vor. Marchand erschien an- der Seite des Marine- Ministers Lockroy mit den Theilnehmern seiner Expedition die Menge brachte stürmische H rufe aus. Bei dem Dejeuner, welches zu hren Marchand’'s im Marine-Ministerium statifand, brachte der Marine-Minister Lockroy einen Trinkspruch auf Marchand aus, in welhem er die militärischen Tugenden der Marine- truppen rühmend hervorhob und dann ausführte, Franfreih habe Marchand, der, d:n inneren Kämpfen fernstehend, kein anderes Ideal gehabt habe, als seinem Lande zu dienen, auf seinen Reisen begleitet und sei ihm in seinen Leiden, seinen Freuden und seinen Hoffnungen nahe gewesen. Marchand darfte dem Minister und führte aus, der Soldat dürfe die inneren Streitigkeiten niht kennen, er dürfe fie zwar bedauern, nicht aber über sie urtheilen. Er dankte chließzlih der Regierung für den ihm bereiteten Em- pfang und trank auf den Präsidenten der Republik und den Marine-Minister. Nach dem Frühstück überreichte der Mis- nister für die Kolonien Guillain Marchand und scinen Begleitern die Kolonialmedaille, während eine Abordnung der militärishen Presse Marchand einen Ehrendegen überreichte. Hierauf begab sich Marchand mit dem Marine-Minister Lockroy zum Empfang nah dem Elysée und stattete sodann dem Minister-Präsidenten Dupuy sowie dem Minister des Aus- wärtigen Delcassé, dem Kriegs-Minister Krany und dem Minister für die Kolonien Guillain Besuche ab. Später begab er sich nach dem Cercle müitaire, wo bald nach ihm auh der Marine - Minister und der Kriegs-Minister eintrafen. Dieselben wurden mit Hochrufen auf das Heer und die Marine begrüßt. Als die Menge die Huldigungen für Marchand forisette, erschien dieser zwischen den beiden Ministern auf dem Balkon und rief laut: „Seien wir einig! Es lebe Frankreich! Es lebe die Republik!“ worauf ihm die Menge wiederum zus jubelte. Eine aus royalistishen Persönlichkeiten bes stehende Gruppe, welhe mit Fahnen aufgezogen war, wurde vou der Polizei zerstreut. Bei dem Marchand u Ehren im Cercle militaire - gegebenen Punsch beglückwünschte der Kriegs-Minister Kranÿ Marchand zum glücklichen Ausgange seiner Mission, w-:lhe für die Merschheit Früchte tragen werde. Der General Zur linden hielt sodann eine Ansprache, in welcher er über das Humanitätswerk Frankreichs spra undzum Schluß ein Hot auf Marchand, seine Offiziere und Unteroffiziere ausbrachte. archand dankte und sagte, er werde ih fets des Paktes zu erinnern wissen, der ihn an die Armee fnüpfe, \präh sodann über seine Expedition und betonte, daß die Bevölkerung der durhzogenen Länder die Franzosen als Befreier betrachte und Frankreich liebe. Marchand {loß : Die Armee werde der Schuß des Vaterlandes fein; sie habe feine anderen Wider- sacher als diejenigen, welche ste nicht verstehen wollten oder könnten. Ì Vlace de l’Opéra allmählich; einzelne Ausammlungen, die ih bildeten, wurden ohne ernstliche Zwischenfälle zerstreut. Am Abend herrschte regcs Leben auf den Boulevards. An der Piace de l’Opéra wurde die Ma: seillaise gesungen und viel- fach gerufen: „Es lebe die Armee !“, „Es lebe Marchand!“ Mitglieder der Patriotenliga riefen: „Es lebe Déroulède!“ Die Ruhe wurde nirgends gestört.

Jn der gestrigen Sißung des Kassationsh ofes nahm der Vertheidiger Dreyfus Mornard das Wort und führte aus, daß bei Dreyfus alles für dessen Unschuld zeuge. Er erinnerte an die Widersprüche der Sachverständigen bezüglich des Bordereaus, betonte, daß dieses geheime Aftenstück, wie Casimir - Périer jelbsstt versichert habe, dem Angeklagten und dessen Anwalt nicht mitgetheilt worden sei und daß die dem Dreyfus günstigen Berichte der Polizei- präfektur den Akten des Prozesses vom Jahre 1894 nicht ein- verleibt worden seien. Mornard bezeichnete als die neue Thatsache, welhe die Revifion nothwendig mache, den Umstand, daß im Prozeß vom Jahre 1894 Dreyfus gewisse Akten nicht mitgetheilt worden seicn, und gab der festen Ueberzeugung Ausdruck, daß das Bordereau_ nit von Dreyfus herrühre, daß vielmehr Esterhazy dessen Urheber sei. Die Urheber der Verurtheilung des Dreyfus seien du Paty de Clam und Henry, deren falsche Aussagen im Prozesse von 1894 allein genügen würden, um eine Revision zuzulassen. Mornard stellte dann fest, daß die Legende von angeblichen Geständnissen Dreyfus” zerstört sei, und unterzog die ein- zelnen Theile des militärishen Aktenstückes einer ein- gehenden Prüfung. Er ging dabei auf die Frage des Robingeschosses ein, wobei ec zu dem Schlusse fam, daß, wenn eine Macht in dieser Beziehung eine andere Macht fopiert habe, diese eine Macht niht Deutschland sei, sondern daß vielmehr Frankreich Deuischland hinsichtlich der Ladung der Geschosse mit Melinit kopiert habe. Mornard forderte \chlicßlich, man solle dem Martyrium des Unschuldigen in Ende machen. Die Armee, welche Licht und Gerechtigkeit wünsche, könne sih durch das Anerkenntniß eines Justizirrthums niht für entchrt ansehen. Nachdem Mornard sodann die Kassation des Urtheils von 1894 mit Verweisung vor, ein neues Kriegsgericht beantragt hatte, verkündete der Präsident Mazeau, 'der Gerichtshof werde in der nächsten, noch fest- zuseßzenden Sizung das Urtheil fällen. Hierauf wurde die Sizung um 3/4 Ußr ohne Zwischenfall geschlossen. Í

Du Paty de Clam wurde geitern Abend dur einen Offizier der Garde Républicaine verhaftet und nah dem Gefängniß Cherche Midi übergeführt, wié verlautet, infolge eines an den Kriegs-Minister gerichteten Schreibens, das die „Libre Parole“ veröffentlichte, in welchem es heißt, er du Paty protestiere gegen die Angriffe, deren Opfer er seit zwei Jahren besonders von seiten des Kapitäns Cuignet sei und auf welche sich Ballot-Beaupré, Manau und Mornard ftüßten, um gegen ihn die schlimmsten Anschuldigungen zu {chleudern. Ec verlange als sein Recht ‘die Aman zur Verfolgung seiner Verleumder oder die Gunst, von irgend einem Gerichts- hofe abgeurtheilt zu werden.

Ftalien.

Die Deputirtenkammer begann estern die zweite Lesung der Vorlage über die politischen Maknahmen. Die De- putirten Barzilai, Mussi und Costa beantragten, wie „W. T. B.“ meldet, namens der Gruppen der äußersten Linken die Vorfrage. Der Minister-Präsident Pelloux erflärte sich damit einverstanden, daß die Diskusfion über die Anträge der Kommission eröffnet werde; die n nehme er nit an, denn die Kammer habe bereits beshlossen, die zweite

Lesung vorzunehmen. Durch namentlihe Abstimmung

Nah Schluß der Feier räumte die Polizei die .

ewiesen. Crispi, di Rudini, ßBrinetti stimmten für die Regierung, Zanardelli.

gegen dieselbe. Hierauf beantragte der Deputirte dr berde

unterstüßt von Gallo, die Suspension der Vorlage.

der Minister-Präsident Pelloux sih gegen die Suspension ausgesprochen hatte, wurde dieselbe von der Kammer in namentlicher Abstimmung mit 218 gegen 82 Stimmen ab-

gelehnt. In einer

worden. Niederlande.

Die beiden Sektionen der IT. Kommission hielten, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Sizungen ab. Die- Sektion, welche si mit der Aft e der Brüsseler Konferenz von 1874 zu beschäftigen hat, nahm in erster Lesung nicht nur die redaktio-

nellen Aenderungen der Artikel 12 bis 14, betreffend die dem Feinde zu schaden, sondern auch die Artikel 19 über Spione und die Artikel 36 bis 39 über die mil Gewalt gegenüber Privatpersonen an.

Türkei.

_Der russische Botschafter in Rom von Nelidow und der russische Geschäftsträger in Konstantinopel wurden am

Mittwoch von dem Sultan in Audienz empfangen.

Amerika.

Der „Times“ wird aus Santiago de Chile vom 31, Mai gemeldet : Der Präsident werde bei der Eröffnung des chilenishen Kongresses konstatiren, daßder Salpeterexportim Jahre 1898 gegen das Vorjahr um 4 500 000 Ztr. zugenommen und die Einfuhr im Ganzen um 36000000 Doll. abgenommen, während die G:sammtausfuhr um ‘31000000 Doll. zuge- nommen habe. Der Präsident werde ferner die Versicherung geben, daß das Konvertierungsgeseß vom Juli: legten Jahres werde aus- geführt werden. Dasselbe Blatt sagt, daß, zuverlässigen Jn- formationen zufolge, der Uebershuß des cilenishen Budgets für das Jahr 1898 2000000 Doll. betragen habe, während in

den Voranschlägen für 1899 die Einnahmen 108000000 D

Ausgaben 101000000 Doll. betrügen, worin 10000000 für Kon- Jn den Voranschlägen für 1900 betrügen die Einnahmen mit Einschluß eines Vor- trages von 8 Millionen vom Jahre 1899 116 000 000, die Ausgaben 101 000 000 Doll. mit Einschluß von 15 Millionen

vertierungszweccke einbegriffen seien.

für den Konvertierungsfonds.

Afrika. Dem „Reutershen Bureau“ ist folgende Meldun

31. v. M. ‘aus Bloemfontein zugegangen : Der Präsident

Krüger und der Gouverneur Sir Alfred Milner sin

Nachmittag zu einer Besprehung zusammengekommen; die Auf dem

Verhandlungen werden streng geheim gehalten. Präfidium fand Abends zu Ehren des Präfidenten

und Sir Alfred Milner’s ein glänzender Empfang statt.

Fraktionssißung der äußersten Linken wurde beschlossen, bei der Berathung der Vorlage, betreffend die politishen Maßnahmen, Obstruktion zu treiben. Bis jeßt find zu der - Vorlage 208 Abänderungsanträge eingebracht

wurde darauf die Vorfrage mit 218 Hegen 73 es, zurück- onnino, Giolitti und

stimmte achdem

Mittel, bis 22 itärische

oll., die

g vom

d heute

Krüger

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Konagreßkommission

Trunksucht der Eingeborenen; Verbesserung der Moralität geborenen 2c.

Zur Arbeiterbewegung.

/ In Krefeld sind, der „Köln. Ztg.“ zufolge, sm Winderinnen der Seidenfabrik von Gust. Königskerger wegen Lohnstce its ausftändig.

Die Grubenarbeiter des Zeißz-Weißenfelser und des Meuselwitzer Braunkoblenreviers find, wie die „Magd. Ztg.“

mittheilt, in eine Lohnbewegurg eingetreten. Sie haben die

rung einer zehnprozentigen Lohnerhöhung den Grubenvertwwaltungen

übermittelt. Diese sollen si bis zum 15. Juni entscheiden.

In dem ganzen -Sundsvalldistrikt in Schweden is, wie der „Voss. Ztg.“ aus Lübeck telegraphiert wird, infolge eines lokalen Ausstandes die Sperre über sämmtliche Sägewerke verhängt worden. Die Sperre wird vorauésiGtlih auf die Hafenarbeiter über- greifen. Die \hwedishe Holzindustrie und der auéländishe Handl

werden dadurch empfindlich geschädigt.

In London wurde, demselben Blatte zufolge; am Dienétag cine : Verbandes der Baumeister und des nationalen Gewerkvereins der Gipser

Konferenz dex Vectreter des Nationalen

abgehalten. Es gelang, dur gegenseitige Zugeständnisse eine Ei

zu erzielen. Damit ist der große Autstand, der allen englischen Bau-

gewerken drohte, abgeroandt.

Zur Ausftandsbewegung in Le Creuzot (vgl. Nr. 127 .W. T. B.* vom gestrigen Tage von dort

d. B.) wird dem emeldet: Der Besizger der hiesigen Werke Schneider eute Folgendes durch öffentlihen Anschlag bekannt : Arbeitsfreiheit is nunmehr gesichert, Von morgen ab alle meine Werke meinen Arbeitern offen. Nach zweitägigem kehrten vor dreißig Jahren die Arbeiter zur Arbeit zurück und

nicht zu bedauern, daß sie zu meinem Großvater und Vater Vertrauen hatten. Thbut ebenso! Bieleilgen, welche die Arbeit wieder aufnehmen, ] T aben, daß sie Vertrauen in mi seyen.“ Auf die Aufforderung, die Arbeit wiederaufzunehmen, antworteten die Ausständigen, dieselbe sei eine Falle und bezwedcke, Zwistigkeiten hervor- urufen. Das Arbeitersyndikat beschloß, im Ausstand zu verharren, Die

werden niht zu bedauern

ube wurde nit gestört.

Von einem Mat vrvia gungen ‘e T n „W. T. Fab i un

olgen mitgetheilt : n dem Fabrikort

Trinowka der St. Yetozmvars hatten am 24. Mai mehrere hundert e

St. Petersburg

Arbeiter

er dorti Arbeit einge are 9

ellt. Es fam zu Ruhestörungen, welche vier

dauerten und zu déren Beendigung die gesammte Landespolizei des

Kreises aufgeboten werden mußte. Dem Vernehmen nah kam es nicht zu blutigen Zusammenstößen, : m

l und der General - Kommissar der Pariser Welt-Ausstellung von 1900 haben, Zeitung8nachrihten zufolge, die Abbaltung eines internationalen Kongresses der Kolonial -Soziologie im Fahre 1909 gutgeheißen. Der Kongreß wird sih mit dem Studium der moralishen und sozialen Fragen der Kolonien beschäftigen. Zum Präsidenten des Organifation#-Comités wurde der Deputirte von Cochinchina und frühere General-Gouverneur von Indochina, Le Myre de Villers, ernannt. Vize-Präsidenten find Prinz Rolaud Bonaparte und Arthur Desjardins. Unter den Comits- Mitgliedern befinden sich mehrere Akademiker und der Deputirte Prinz Arenberg. Zu den zu er drternden Fragen gehören : Beziehungen der Regierungen zu ihren Kolonien; Unterricht der Eingeborenen ; Altersversorgung und Hi! fswesen; und der fozialen Lage der Ein-

gel- und Torffabriken die

mtliche u. Cie.

Forde-

nigung

machte „Die stehen Strike hatten

Tage

jedoch

Kunst und Wissenschaft.

In der Gesammtsizung der Akademie der Wissens shaften vom 18. Mai (vorsigender Sekretar: Herr Diels) über- reite Herr Planck die fünfte und legte Mittheilung „über irreversibele Strahblung8vorgänge“. In derselben wird, nach Einführung des Begriffs der natürlihen Strablung, das Prinzip der Ver- mehrung ‘der Entcopie für eleftromagnuetishe Strahlungs- vorgänge abgeleitet. Die Identifiziecung der elektromagnetischen mit der Clausius’shen thermotynamiscen Entropie ergiebt sodann eine elektromagnetische Definition der Temperatur sowie das Gese der Energievertheilung im ftationären Strahblunaszuftand, welches sih ais identish mit dem {on früher von W Wien auf- geftellten Gese e:weifft. Herr Brunner legte das im Auftrage der Akademie herausgegebene und von Herrn Professor Dr. Knod in Straßburg bearbeitete Werk „Deutsche Studenten in Bologna (1289 bis 1562), Biozraphisher Iuderx zu den Acta nationis Geormanicas universitatis Bononiensis“ (1899) vor. Der Vorsißende legte bor: „Commentaria in Aristotelem graeca. Vol. 4, Pars 6. Ammonii in ÁAristotelis analyticorum priorum librum I commentarium ed. Maximilianus Wallies. Berolini 1898“; ferner „Inscriptiones graecae insularum maris Aegaei. Fasec. 2 ed. Guilelmus R Paton. Berolini 1899“, und F. Freiherr Hiller von Gaertringen, Tbera : Untersuungen Vermefsungen und Ausgrabungen L Lin mtd 1895 bis 1898. Bd. I nett Karten, Berlin 1899, . und 2.

__ Ueber neue Geldb:willigungen der Akademie zur Förderung wissen- \4aftlicher Arbeiten wurte Fofgendes mitgetheilt: Die physikalis ch- mathematifchce Klasse kat bewilligt: Herrn Engler zur Fort- führung seiner Monographien afrifanisher Pflanzenfamilien 2500 M; demselben für die Vorarbeiten zu einer systematishen Uebersiht der zur Zeit bekannten Pflanzenarten (Regni vegetabilis CconsPpectus) 1500 4; zur Fortseßung der vori Herrn Gerhardt in Halle a. S., korrespondierendem Mitglied der Akademie, begonnenen Herausgabe der Mathematishen Korrespondenz des Philosovhen Leibniz 1000 #; Herrn Privatdozenten Dr. Leon Asber in Bern zu Untersuchungen über die Eigenschaften und die Entstehung der Lymphe 4009 4; Herrn Professor Dr. Max Bauer in Marburg zur geologisch-petrographis{en Bearbeitung der hessishen Bafalte 1000 A: Herrn Dr. Johannes Böhm in Berlin zu Studien über die Gliederung der Kreide- formation d:¿8 nördlichen Harzcandes 800 #4; Herrn Pro- fessor Dr. Bruno Hofer in München zu einer Reice nah Rußland zum ZweckE von Untersuhungen über die Krebspest 1000 4A; Herrn Privatdezenten Dr. Rudolf Kraufe in Berlin zu Untersuchungen über den Bau des Zentral-Nervensystems 500 AÆ, Herrn Optiker Karl Leiß in Stegliß zu f: ystalloptishen und s\pektro- vhotographischen Versuchen 1000 M; Herrn Professor Dr. Friedrich Paschen in Hannover zu Versuchen über die Energie in den Spektren s{warzer Körper 50 M: Herrn Schul- Direktor Dr. Richard Pieesig in Annaberg (Sachsen) zur Erforschung der Hydrachniden - Fauna des Schwarzwald:s und der Bayerischen Alpen 500 K; Harn Privatdozenten Dr. Bernhard Rawttz in Berlin zu einer Reife nah Norwegen zum Zweck von Forschungen über tas Gehörorgan und das Zentral-Nerver:system der Cetaczen 2000 4; Herrn Dr. Friedrich Riftenpart in Kiel zur Fort- führung der Vorarbeiten zu einem Thesaurus positionum stellarum fixarum 4700 4; Herrn Professor Dr. Adolf Schmidt in Gotha zur Fortführung seiner Bearbeitung des erdmagnetishen Beobachtungs8- materials 1500 4; Herrn Professor Otto Taîchenberg in Halle a. S. E Sammlung von Nachträgen für seine“ Bibliotheca zoologica“

M

Die philos ophish-bistorishe Klase hat für ihre eigenen Unternehmungen bewilligt: 7200 F an Herrn Diels zur Fortführung der Herausgabe der Commentaria in Aristotelem graeca; 3300 A an Herrn Kosfer zur Fortführung der Herauzgabe der politish:n Kor- resvondenz Friedricz?s des Großen. Ferner bewilligte se zu neuen wissen- saftlihen Arbeiten: Herrn Dr, Wilbelm Crönert in Halle a. S. zu einem Aufenthalt- in Neapel zum Zweck des Studiums der „Hetculanensishen Rollen“ 1000 4; Herrn Professor Dr. Friedrich Kauffmann in Kiel zu ciner Reise nah “talien und England zum Zweck von Handschriftenvergleiwungen für die Herausgabe des „Opus imper- fectum in Matthaeum“ 1200 ; Herrn Bibliothekar Dr. Gustaf Kossinna in Groß-Lichterfelde ¡u etner vorläufig auf Deutschland zu befchränkenden archäologischen Forshungsreise 6(0 A: den Herren Dr. Karl Friedri Lehmann in Berlin und Dr. Waldemar Be?ck aus Fürfuzt a. L. zur Fortführung ihrer Forshungsreise dur Armenien 100) Æ; Herrn Privatdozenten Dr. Friedri Schwally in Straß- burg i. E. zur Jadrucklegung seiner Bearbeitung des Kitäb al Mahäsin al MasäwI des Jbrahim ibn Muhammad al Baihagqgi 3000 Die Wahl des korrespondierenden Mitgliedes der Akademie, ordentlichen Professors der Geographie an der biesigen Universität, Geheimen Yegierungs-Raths Dr. Ferdinand Freiherrn von RNicht- hofen zum ordentlihen Mitgliede der pbysikalish-mathematischen Klasse der Akademie ist Allerhöchsierseits bestätigt worden. Durch den Tod verloren hat die Akademie am 5. Mai das korrespondierende Mitglied der philofopbisch-historischen Klase, Herrn Karl Immanuel Gerhardt in Halle a. S.

Literatur.

In Kiel ist, wie ,W. T. B.* meldet, der bekannte niederdeutsche Dichter Klaus Groth heute infolge einer Rippenfelient;ündung gestorben. Er war am 24. April 1819 in Heide in Holstein geboren, wo er im Anfang seiner Laufbahn als Lebrer wirkte. Im Jahre 1853 begab er si zu seiner weiteren Ausbildung nah Kiel, bereiste dann Süddeutschland und die Schweiz und verweilte längere Zeit in Bonn, wo ihm die philofopbishe Fafultät (1856) in Anerkennung seiner Verdienste um die plattdeuff@ Sprache die Doktorwürde ertbeilte. Im- Sommer des Jahres i857 kebrte er nah Kiei zurüd, wo er sih ein Jahr später an der Universität als Dozent für deuische Sprache und Literatur habilitierte und im Jahre 1866 zum Profeffor ernannt wurde. Im Jahre 1875 erhielt ec den Sthillervreis. WGe- legentlih der Feier seines 80. Geburtstages wurde der Dichter, wie \. Zt. gemeldet, aliseitia berzlich gefeiert und mit Zeichen der An- erkennung bedaht. Seine „Gesammelten Wake“ erschienen in 4 Bänden (Kiel 1893).

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand in Norwegen. Christiania, den 27. Mai 1899. Infolge der lange anhaltenden winterlien Witterung hat dic Ackerbestellung in tem südlichen Theile des Landes erft vor kurzem begonnen werden köznen und ift noch nit beendigt. Tie Ueberwinterung der Wintersaat soll im allgemeinen günstig auêgefallen sein; die Saat steht gut, ist aber wegen der fühlen Witte- rung und des biéber spärlich ge*allenen Regens weiter zurück als in günstigen Jahren. Für die höher gelegenen Distrikte dcs Landes und für Ack-r mit s&werem Boden stellen sich die Aussichten ungünstiger, da dort die Aerbestelung theilweise noch garniht hat beginnen können.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs8- Maßregeln.

Das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche unter

den Restbeständen is dem Kaiserlichen Gesundheitèamt gemeldet

worden vom Viehbhofe zu Hamburg am 31. Vai.

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Schweiz,

bei den aus den zollfceien Zonen stammenden S@&weinen konstatiert sind, und mit Nüeksicht auf den Schaden, welchec dur diese Kranks beiten in den an der Grenze gelegenen Ställen angerihtet worden ift, die Einfuhr von Schweinen aus den zollfreien Zonen von Hochsavoyen und der Landschaft Gex verboten.

Serbien.

_ Thbierseuhen in Serbien vom 31. Dezember 1898 bis 1. April 1899: Milzbrand: Bezirke Poscharewatz 1 Nind, Rudnik 2; Toll- wuth: Pirot 1 Hund; Rot (Wurm): Belgrad, Nish je 1 Pferd, Timok 2; Schafpocken: Kragujewaß 85, Pirot, Podunawa je 27 Fälle; Schweineseuhe (einsch[. Schweinepest): Podus- nawa 202, Poscharewaß 926, Rudnik 16, Timok 37 Fälle. (Wochen- beriht über den Gejundheit8zustand der Hausthiere in Serbien).

Egypteu.

Nach einer Note des ständigen Gesundbeitsrathes in Alexandrien vom 22. März d. Is. über das Auftreten der Rinderpest in Suakim ist die erste Nabricbt über eine Seuche von dem britischen Konsul in Suakim am 12. Januar d. Is. eingegangen. Am 16. Jas nuar wurde der Ausbruch einer Seuße von dem Direktor der Quarantäne in Suakim gemeldet. Am 17. Januar wurde die Seuche von einer Kommission als Rinterpest erkannt und am 1. Februar der Ausbruch dieser Seuche amtlich bekannt gemacht.

_ Die Rinderpest herridte hon seit Jahren in Erythräa, am stärksten in den Jahren 1888 bis 1892 In Suakim hat fie ich im Jahre 1889 gezeigt und war, wie angenommen wird, aus Djeddah eingeshleppt. Die Seuche hat damals nur geringe Verbreitung er- langt. Abessynien war vor 7 bis 8 Jahren von ihr heimgesuht, bes sonders hat die Provinz Tigreh darunter gelitten. In den Jahren 1899 bis 1892 war die Seuche in Zentral-Afrika, in der Provinz g Ee im pi r nrr e verbreitet, und in den Jabren 1897 und errichte eine tôdtlihe Seuche, wahrscheinli die Rinderpest, in Kafsala (Nubien). as Ne IEEE

Im Dezember 1898 brate der Scheikh Saber den Rest einer Herde, welhe aus der Gegend südli von Kafsala ftammte, in die Umgegend von Suakim. Er zog über Algedin und Agordat auf italienishes Gebiet, dann von Kbor Baraka in den Dis- ftrikt Tofar, von wo die Seude erstmals gemeldet wurde. Indem er Suakim fkreuzte, zog er rördliÞ bis Gbhesiret Abdallahb und verlor etwa 80 bis 100 Thiere an der Seuche. Die Eingeborenen erklärten , taß das Auftreten der Seuche unter ihren Tbieren seit Ankunft der Herde des Scheikh Saber fiattfinde, obwohl sie die Krankheit unter seinen Thieren nicht bemerkt bâtten. In einer urter Beobachtung stehenden Herde von 71 Thieren in Suakim warden 66 befallen von denen 30 starben. Unter den Kameelen, Schafen und Ziegen wurde kein Erkrankungéfall beobachtet. Im Ganzen waren 712 Thiere der Seuche erlegen. Die leytere scheint in der Abnahme begriffen zu. sein.

Triest, 1. Juni. (W. T. B.) Provenienzen aus Alexandrien unterliegen wegen Pestgefahr einer siebentägigen Quarantäne einshließlih der Fahrzeit.

Verdingungen im Auslande,

Oesterreih-Ungarn.

24. Juni, 12 Uhr. Donau-Regulierungs-Kommission in Wien: Arbeiten und Lieferungen für die Anlage eines Donau-Winterhafens in der Freudenau nähst dem Prater in Wien. Näheres im Bureau der Strombau-Direktion der Donau: Regulierungs-Kommission Wien, 1. Bez. Kaiser Ferdinands-Plaß Nr. 2, 4. Stock, und beim „Reichs- Anzeiger“.

Spanien. An einem noch zu bestimmenden Termin gleichzeitig in der Kommandantur des Arsenals zu Ferrol und im Marine-Ministerium zu Madrid: Anstreihen der Kriegsschiffe und der zum Arsenal ge- hörigen Gebäude, sowie Lieferung der bierzu erforderlihen Farben und sonstigen Materialien während der Zeit bis zum 30. Suni 1901. Sicerheitsleistung durch Hinterlegung von vorläufig 2500 Pesetas, endgültig 7500 Pesetas bei der General-Hinterlegungsfasse oder déren Filialen. Gebote auf Stempelpapier Kl. 12. Formular hierfür beim „Reichs-Anzeiger“. Näheres an den erstgenannten beiden Amtsfstellen,

15, Juni. Gleichzeitig in der Direktion der Quecksilberbergwerke zu Alma'én und in der Finanz: Delegation zu Ciudad-Real : Lieferung des für jene Minen während des Rehnungsjahres 1899/1909 erforder- [ichen Brennmaterials (Mineralien). Kostenanshlag 22 400 Pesetas. Sicherheitsleistung durch Hinterlegung von vorläufig 1020 Pesetas, endgültig ‘1009/6 der Zuschlagssfumme. Gebote auf Stempelpapier Kl. 12. Formular hierfür beim „Reichs-Anzeiger“. Näheres bei der genannten Direktion.

L Belgien.

9. Juni, 104 Uhr. Kriegs-Ministerium in Brüfsel : 1) 4 Loose von je 1100 weiß-wollenen Dccken für einschläfrige Betten. Kaution je 550 Fr. 2) 100 weiß-wollene Decken für zweishläfrige Betten. 3) 2 Loofe von je 1500 Lagersäcken. Kaution je 200 Fr. 4) 3 Loose von je 800 baumwollenen Tüchern für eins{läfrige Betten. Kaution je 800 Fr. 5) 1009 baumwollcne Tücher für zweischläfrige Betten. 6) 200 Matrayenbezüge aus géstreiftem Stoff für einschläfrige Betten und ebensoviel fol@er Bezüge, für Kopfkissen. Kaution 50 Fr.

Bis zum 20. Juni. Gemeindeverwaltung von JFurmet (Prov. Hennegau): Vorschläge zur Eiarichtung einer Anlage zur elektrischen - Beleuchtung der Straßen und Wohnhäufer.

Verkehrs-Anstalten.

In Como wurde, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Gegenwart der Behörden und der Theilnehmec am Telegravhisten-FKongreß eine an dem Denkmal Vol tas angebrachte Gedenktafel enthüllt. Der Präfekt, der Präsident des Kongreß-Comités sowie die französischen Delegirten Baudot und Nozet hielten Ansprachen; der Bürgermeister von Como erwiderte dankend.

Bremen, 1. Juni. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd, Dampfer „Dresden“ 31. Mat y. Baltimore n. Bremen abgeg. „Wittekind“ 31. Mai v. Antwerven n. d. La Plata abgeg. „Kaiser Friedrih“ 1. Juni v. N-w York in Bremerhaven angek. „Aachen"

31. Mai v. Antwerpen n. Bremen abzeg. „Lahn“ 31. Mai v. Soutbtampton n. New York abgegangen. Tai 2 Juni. (W. T. B.) Dampfer „Bayern“ 31. Mai Reise v. Neapel n. Port Said fortges. „Pfalz* 31. Mai Reise v. Vigo n. Southampton fortges. „Ems“, n. New York best, 1. Juni Horta paff. „Wittikind“, n. d. La Plata best , 1. Juni Dover paff. F Heinrich“ 1. Juni Reise v. Southampton n. Antwerpen fort- ge}eßt. Hamburg, 1. Funi, (W. T. B.) Hamburg-Amerika- Linie. Dampfer „Suevia” geftern in Havre, „Ambria“ in Shanghai, „Antillian“ ia Swinemünde, „Bolivia“ in Havre, „Brafilia“, v. New York kommend, in Hamburg eingetr. „Hispania" gestern v. New Orleans, „Polaria® gestern, „HOungaria“ heute v. St. Thomas n, Parburg abgeg. „Patria* u. „Armenia® gestern Dover, „Georgia® anger passiert. j London, 1. Juni. (W. T. B.) Union-Linie, Dampfer „Scot* gestern auf Heimreise v. Kavstadt abgegangen. Castle-Linie. „Hawarden Castle“ stérn auf Ausreise in Kapstadt angekommen. Rotterdam, 1. Junt. (W. T. B.) Holland- Amerika- ahm. in Rotterdam an-

Das Schweizerishe Landwirtbshaft8-Departement hzt im Hinblick

auf die zahlreichen Fälle von Rothlauf und Schweineseuche, welche

Linie. Dampfer „Amfterdam“ heute gekommen.