1899 / 146 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Jun 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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M Tren tee ee 2g D R E E S N E E E E

E B I C E Os G mania - Gre ett fee R E T I O S M

ez war lebhafte NaWhfrage dafür, und es wurden große Mengen zu günstigen Preisen nah Deutschland ausgeführt. s fer hatte cine geringe Ernte und kam deshalb troy der ver» L ns hohen Preisnotierungen in Deutschland nur wenig zum xport. y

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Der Ausbruch und das Erlöschen der Maul- und Klauenseuche ist dem Kaiserlihen Gesundheitsamt gemeldet worden vom S(lacht-Viehhofe zu Bremen am 21. Juni und vom Schlacht- Viehhofe zu Magdeburg am 22. Juni.

Rumänien.

Die rumänische Regierung hat zur Verhütung der Einshleppung der Pest unter dem 16. d. M. folgende Be“ stimmungen getroffen:

1) Der Hafen von Constanza is für ‘alle Stiffe, welche direkt aus Egypten kommen und welche sich nit in einem ottowanischen Quarantäne- Hafen der Quarantäne unterzogen haben , ge\{chlofsen. Schiffe, welche der Quarartäne in einem fremden Hafen unterlegen baben, werden in Constanza gesundheit8polizeili untersucht und auf Grund einer besonderen Erklärung des General-Direktors des Ge- sundheitswesens zu freier Praktika ur

2) Alle Schiffe, welche aus vestverseuhten Häfen kommen, haben \ich nah Sulina zu begeben, wo sie der ärztlihen Revision und Des- infektion während sech3 Tage auf hoher See unterliegen, und erst dann in den Hafen zugelassen werden, nachdem ich der gesundheitliche

uftand der gesammten Schiffsmannschaft, der Passagiere und des iffes als gut erwiesen hat.

Finden ih verdächtige Fälle an Bord vor, so wird die Be- obachtungszeit verlängert.

3) Die Einfubr nachstehend aufgeführter Waaren, welhe aus Egypten und aus verdächtigen Orten stammen, ist in Rumänien verboten :

Früchte, Gemüse, Käse, gedörites Fleis, Wolle, rohe Seiden, Teppiche, gebrauhte Wäsche und Kleidungsstücke, Lumpen und Hadern, auch wenn fie in Ballen verpackt sind, gebrauchte Sâte, Strie, aeg Taue, grüne Felle, Hörner sowie Menschen- und fonstige

aare.

4) Briefe, Korre'pondenzen, Drucksachen, Journale, unter Kreuz- band versandte Schriftstücke und Postkolli unterliegen der Formol- Desinfektion.

5) Einer zehntägigen gesundtheitspolizeilihen Beobachtung unter- liegen Passagiere, welhe aus den Seehäfen in Constanza, Tulcea, Gala, Braila und Giurgiu eintreffen und welhe in dem Lande bleiben, sowie folhe, ete nur durchfahren, leßtere während der Dur(hfahrtszeit.

6) Während der ganzen Zeit, wo das Land von Pest bedrobt ist, baben sämmtlihe Fahrzeuge des rumänishen Schiffsdienstes einen Dampfapparat und einen Arzt an Bord, welch leßterer mit der ge- sundheitspolizeilihen Ueberwahung der Swiffsmannschaft und der Passagiere betraut is. Diese Fahrzeuge nehmen während der ge- nannten Zeit keine der unter Nummer 3 aufgeführten Waaren, welche aus Egypten sowie aus verdächtigen Orten stammen, zum Tranéport auf; die unter Nr. 4 aufgeführten Gegenstände werden deSinfiziert.

Na träglich ist die Nr. 3 vorstehender Verordnung dabin erweitert worden, daß die Einfuhr von Früchten und Gemüsen aub aus nidt verseuhten Ländern insofern verboten wird, als die betreffenden Waaren außer den gewöhnlihen Schiffspapieren nit noch mit einem Ursprungszertifikat versehen find.

Hinter-Indien.

Infolge des Auftretens von drei tödtlich verlaufenen Fällen von BeulTenvest in Penang hat die Regierung der Kolonie Straits Settlements die Bestimmungen der Sanitätskonferenz von Venedig durch Verordnung vom 27. Mai d. I. auf Penang für anwendbar erklärt. Es ist angeordnet worden, daß die Passagiere aller den Hafen von Penang verlafsenden Schiffe bis auf weiteres dort ärztlich untersucht und nahträglih an Bord des Schiffes wiederum gae:äblt werden sollen.

Die Sciffsführer erhalten über die Zahl der untersuchten Pafsa- giere Zeugnisse, welche fie der Gesundheitsbehörde des nächsten Hafens, den sie anlaufen, vorzuweisen haben.

Alle von Penang in Singapore ankommenden Schiffe werden bis auf weiteres einer Untersuhung unterworfen.

Theater und Musik,

Theater des Westens.

Wie im vergangenen Sommer traten geftern Herr Theodor Bertram und seine Gattin Frau Moran-Olden gemein!/am in Nicolai!'s komisher Oper „Die luftigen Weiber von Windsor“ als Herr und Frau Fluth auf. Für die Darfttellung der Rolle der übermüthigen Bürgersfrau, welche den Junker Fal- ta} und ihren Gatten in jo belustigender Weise zum besten bält, besißt Fraz Moran - Olden die erforderlichen Eigen- schaften: Humor und Temperament. Ihr Organ ift für

den leihteren Stil der komi s etwas zu swer, aber als routinierte a I R es auch, den gesanglihen Theil en.

ibrer Aufgabe befriedigend zu Dagegen ist die Partie des Fluth in jeder Beziehung due geeignet, Herrn Bertram zur Ent- altung seiner großen darstellerishen und gesangliden Borde Ges legenheit zu geben, und er nußte diese Gelegenheit vollauf. In Herrn Blaß, dem Vertreter des alftafff, hatte er einen nicht minder stimmbegabten Partner. Der Zufammenklang der beiden kraft- vollen und wohllautenden Männerstimmen im Zwiegesang des zweiten Aktes: „Wie freu’ ich mich* übte auf die Zuhörer einen so starken Eindruck aus, daß das Duett auf ftürmisches Verlangen wiederholt werden mußte. Die übrigen Rollen waren mit den Damen Lennó rau Reich), Roeder U den ea Radow (Reich), Lauth enton), Sieder (Spärlich) u. A. befriedigend beseßt.

Im Königlihen Opernhause findet E die Gesammt- aufführung von Richard Wagners Bühnenfestspie „Der Ring des Nibelungen“ mit dem vierten Abend, „Götterdämmerung“, ihren Abschluß. Die Besezung lautet : Gunther: Herr Bahmann ; Hagen: Herr Mödlinger ; Alberich: Herr Krasa; Brünnhilde: Fräulein Reinl; Gutrune: Fräulein Weiz; Waltraute: Frau Goege; Rheintöchter : die Damen Herzog, Rothauser, Krainz. Den Siegfried singt Herr Grüning, der ih in¡wishen wieder von seiner Indisposition erholt hat, und für den der Königliche Kammersänger Herr Oberlaender in der „Siegfried“-Vorstellung in_ leßter Stunde eingesprungen war.

Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Lessing?s Trauerspiel „Emilia Galotti* in folgender Befeßung in Scene: Emilia Galotti: Fräulein Lindner; Odoardo Galotti: Herr Molerar; Claudia Galotti: Frau Elmenreih; Prinz Gonzaga: Herr Boetther; Marinelli: Herr Pohl; Camillo Nota: Herr Se Conti: Herr Kraußneck; Graf Appiani: Herr Ludwig;

räfin Orsina: Fräulein Poppe.

Im Neuen Königlichen Opern-Theater kommt morgen „Die Fledermaus“ zur Aufführung.

Das Deutsche Theater hat für die kommende leßte Woche dieser Spielzeit folgendes Repertoire aufgestellt: morgen, Sonnabend: „DonCarlos*“ ;Sonntag, Nachmittags : „Die versunkene Glocke“, Abends: „Romeo und Julia“ ; Montag, zum 79. Male: „Cyrano von Bergerac“ ; Dienstag, neu einstudiert: „Der Misanthrop“, hierauf : „Der Aben- teurer“ ; Mittwoch : „Die Räuber“ ; Donnerétag und Freitag: „DieJüdin von Toledo“. In sämmtlichen AbendvorstelÜungen spielt Herr Iosef Kainz, der mit Freitag, den 30. d. M., aus dem Deutschen Theater und von Berlin scheidet. Für das leßte Auftreten des Künstlers find die Be- stellungen in so großer Zahl eingelaufen, daß die Direktion auch für den Vorabend, den 29. d M., die gleihe Vorstellung wie am 30. angesetzt hat: „Die Jüdin von Toledo“. Am Abschied8abend treten erhöhte Preise ein.

Im Sghiller-Theater erfolgt jeßt die Ausgabe der festen Abonnements für die Schauspielvorstellungen des ersten Quartals des neuen Spieljahres. Abonnementspreife und nähere Bedingungen find täglih an den Anschlagsäulen ersihtlih. Es empfiehlt sich, An- meldungen für Neu-Abonnements baldmöglichst zu bewirken, da diz Scauspiel-Saison bereits am 28. d. M. \chließt.

Fm Theater des Westens geht morgen mit Herrn Theodor Bertram als Graf Almaviva zu halben Preisen „Die Hochzeit des Figaro“ in Scene. Am Sonntag wird „Die Zdubeiflôte“ gegeben. Am Montag gelangen „Der Barbier von Sevilla“ und „Cavalleria rusticana“ zur Aufführung.

Mannigfaltiges.

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten erstattete zunächst der Stadtv. Reichnow Bericht über die Vorlage, betreffend die Verlegung der Sammlungen des Märkischen Provinzial-Museums, die Räumung und den Abbruch der Baulichkeiten auf den Grund- stücken des Köllnishen Rathhauses, der Rathëwaage und Nummer 20 der Starrenstraße. Der Auss{uß empfahl, 1) den Antrag des Magistrats zu genehmigen und den Magistraï gleichzeitig zu ersuchen, nöthigenfalls noch weitere Räume für das Museum hinzu- zunehmen ; 2) fich damit einverstanden zu erklären, daß der Betrieb der Köllnishen Rathswaage hon vor dem 1. Oktober eingestellt wird, sofern die Waage vor diesem Zeitpunkte seitens der Deputation für das Straßenreinigungswesen für andere ftädtiscke Zwecke Berwendung finden soll. Die Bersammlung stimmte diesem Antrage ohne Debatte zu. Es folgte die Berathung eines Antcags der Stadtvv. Rofenow und Genossen, betreffend die städtishe höhere Webeschule. Der Antrag ging dahin: 1) Die Versammlung ersucht den Magistrat, die Vereinbarungen, welhe er mit der Staatsregierung binsihtlich der städtischen höheren Webeschule getroffen hat, sobalo wie thunlich zu lôsen, damit den Eingriffen des Staats in die Leitung der Schule ein Ende gemacht und unserer städtischen Stule nicht der Charakter einer Staatisanstalt aufgezwängt wird; 2) fie ersucht ferner den Magistrat, der Verfügung des Herrz Handels-Ministers, wona die städtische höhere Webeschule fortan „Preußishe Webeschule“ heißen und vom Magisirat „von jeyt ab* fo bezeihnet werden soll, nicht nahzukommen; 3) die Bersamm- lung sieht einer Vorlage des Magistrats wegen anderweiter Gestaltung der städtischen höheren Webeschule in etatsrechtliher, bauliher und

ser Hinsiht entgegen. Der Antrag wurde nad kurzer Debatte einer

ten Kommission zur Vorberathung überwiesen. Um dem in verschiedenen

Gemeindeshulen vorhandenen Mèangel an Schulräumen {nell abzy- helfen und eine weitere Vermehrung der bereits" bestehenden fliegenden Klassen zu verhindern, will der Ma Gra nach dém Beispiel anderer Stôdte versuchsweise eine moderne Schölboracke auf dem Schulhofe der 101./102, Gemeindeshule (Ecke Reichenderger- und Forsterstraße errihten. Diese Vorlage des Magistrats wurde ebenfall8 “einem Auss{u zur Vorberathung überwtesen; eine Debatte über die Shulnoth hatte si

hieran geknüpft. Der Städtv. Perls hatte“ der Hochbauverwaltung den Vorwurf gemaŸt, daß sie zu langsam baue. Stadt-Baurath Hoff- mann erklärte, die Bauverwaltung fei nicht müßig gewesen; 18 Projekte, zumeist ron Doppelsculen, hätten durhgearbeitet werden müssen; für 30 000 Scholkinder wäre dann Raum da, 14 Schulen fönnten bereits im nächften Jahre bezogen werden.

Kiel, 23. Juni. (W. T. B.) Bei der gestrigen Wettfahrt des Kaiserlihen Vachtklubs im hiesigen Hafen erlangte die Yacht „Vikingen“" den ersten, „Vasantasena“ den zweiten Preis. Es folgten „Rakete", „Lunula*“, „Dickchen“, „Daisy“", Else“, „Bliß 1V“, „Nickelmann“ und „Gertrud 11“. Die Regatta verlief troß böôtgen, starken Oftwindes ohne Unfall. Das definitive Resultat des Handicap Dover-Helgoland ist folgendes: Von den großen Yachten erbielt den er s en Preis „Char mian*, den zweiten Betty“, den dritten „Wendur “, den vierten „Brunhild" und den ünften „Florinda*“. „Charmian“* legte die zu durchsegeläide Strecke in 42 Stunden 39 Minuten zurück. Von den kleinen Yachten erhielt den erften Preis „Dianthus“, den zweiten „JInyoni“, „Wave Queen“ hatte des Rennen aufgegeben und Ostende angelaufen, Dianthus* segelte 76 Stunden 51 Minuten.

Chemniy, 22. Juni. (W. T. B) In Gegenwart Seiner Majestät des Königs Albert und Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen Georg, Friedrih August, Johann Georg und Albert fand beute die Enthüllung des Denkmals für Seine Majestät ben Howhseligen Kaiser Wilhelm I., den Reichskanzler Fasten Bismarck und den General - Feldmarshall Grafen Moltke statt. Unter den zu der Enthüllungéfeier erschienenen CEhrengästen be- fanden fich der preußische Gesandte Graf von Dönhoff und der Re- gierungs-Präsident von Moltke aus Oppeln. Die gesammte Bevölke- rung nahm an der Feier lebhaften Antheil und bereitete Seiner Majestät dem König Albert enthusiastishe Ovationen.

Sofîta, 22. Juni. (W. T. B.) Ein Subalternbeamter

des Bureaus der Kammer wurde gestern auf offener Straße er- mordet. Die Thâter sollen angebl:ch Sozialisten sein.

New Y ork, 22. Juni. (W. T. B.) Dem „New York Herald“ wird aus Rio de Janeiro gemeldet: In Rio Grande drang das Volk in das dortige Gefängniß und lynchte einen Franzosen, der wegen eines an einem dreijährigen Viädchen verübten Verbrechens angeklagt war. Der Franzose wurde vom Pöbel gemartert und fodann [lebendig verbrannt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Kiel, 23. Juni. (W. T. B.) Seine Majestät der Kaiser bestieg heute Vormittag um 91/4 Uhr Seine Renn- yaht „Meteor“, welche unter vollen Segeln an den Start fuhr, wo die großen Yachten kreuzten, um einen günstigen Moment zum Passieren der Startlinie abzuwarten. Um 10 Uhr begann die Regatta; 77 Yachten nahmen an derselben theil. „Meteor“ ging als erste Yacht durh den Start, dann folgte „Comet“. Jhre Majestät die Kaiserin, welche Sich auf dem Aviso „Grille“ befand, beobachtete an der Startlinie das Starten der einzelnen Yachten. Es herrsht steifer Nordoft, die Luft ist klar. Die von: Yachten und Booten reich be- lebte Föhrde bietet einen überaus fesselnden Anblick.

Was Ma, 29. Juni. (Meldung des „Reuter'schen Bureaus“.) Eine amtlihe Depesche des Kommissars Tripp aus Samoa bestätigt die gestrigen Mittheilungen aus Apia. Das Staatsdepartement ist zufrieden mit dem Programm, sicht dasselbe jedoh noch nicht als endgültig an, sondern ist der Ansicht, daß es der Genehmigung der Mächte unter- liege. Die Abschaffung der Königswürde werde ohne Zweifel die Zustimmung der Mächte erhalten, wenn diese die Gewiß- heit haben, dik der Gouverneur in einer Art gewählt werde, welhe Sicherheit für Unparteilichkeit gegenüber den Be- wohnern gebe.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten, Zweiten und Dritten Beilage.)

Wetterberiht vom 23. Juni 1899, 8 Uhr Morgens,

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—"” [red. in Millim.!|

“Temperatur

Stationen. Mind. Wetter. ;

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeres\p

|[NNW bedeckt |SD wolkig D wolkenlos

Bellmulet Aberdeen

Cbristiansund

Nord-Gurova weiter über der nö:dlihen Nordsee aus- gebreitet bat, ift die Depression über Kontinental- Euroya etwas oftwärts fortgeschritten und bat die Neues Opern. Theater. Die niedrigsten Barometerstände über Polen wie an der nördlichen Adria. In Deutschland if das Wetter allgemein fühl und trübe bei chwachen, im Norden nördlichen bis nordöftlihen, im Süden westlichen Winden; im Binnenlande if vielfah Regen in | von Däuemark. Breslau und Bamberg in Begleitung von Gewittern, gefallen. Fortdauer der fühlen Witterung und von Westen her fortschreitendes Aufklaren zu erwarten.

T ————————————————————————————————————————————

Brick: Herr Herwann Boettcher, Theater in Berlin, als Gast.) Anfang 74 Uhr.

Deutshe Seewarte. | Carlos. Anfang 7# Uhr.

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[NNO bedeckt Stockholm . [NO heiter | Havaranda ; (S wolkenlos ! St.Petersburg 7D bede | Mosfau . SO wolkig | Cork, Queens-| |

town 5 halb bed.

bert c |bedeckt Bühnenfestspiel 3\wolkenIos

Kopenhagen .

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‘E ABG S A M A IE O I E R E E U A ard O

Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern- baus. 160. Vorftellung. Der Ring des Nibelungen.

[u Abend: Götterdämmerung in 3 Akten und 1 Vor- 2\bedeckt spiel. Anfang Uhr. Schauspielhaus.

Theater.

Swinemünde | 754 4\bededckt Galotti. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Gott- | von Sustav Kadelburg.

Neufahrwasser| 751 | 3|Dunst Memel .. . (91 2|bedeckt Neues ras ... | 754 |NNW 3\vedeckt tünfter Wftf.| 755 [N 4\bedeckt Karlsruhe SW 4sheiter Wiesbaden. . t SW 3\bedet1) München . . | 75 |W 5\bededckt Chemniß ..| ¡[NNO 2sRegen Ds „4 ¡NNW Z3ivedeckt Wien .,.-- [NW 3/bedeckt Breslau . [NW 2 Nebel?) Ile d’Aix [NNW bsbedeckt Nizia …….- O 1 beiter Se. O 1¡Regen 1) Gestern Regen. ?) Abends Gewitter. Vebersicht der Witterung. MZhrend sih das auh beute den höchften Druck | Souuenseite.

| |

úbzr Lappland aufweisende Hochdruckgebiet über | Blumenthal und Guftav Kadelburg. (Richard von | Gastspiel des Königlih wücttembergishen Hof-

hold Ephraim Lessing. Anfang Uhr. Opern - Theater. Die Fledermaus. Komische Operette mit Tanz in 3 Akten nach | Die chuelle Verlobung. Meilbac und Halévy. Bearbeitet von C. Haffner ftündchen. In Civil,

und Richard Genée. Musik von Johann Strauß. Tanz von Emil reserve})az Nr. 60. Im Garten findet Nahmittags

von 54 Uhr ab Militär-Konzert statt. Die Theater- | Direktion: M. Henri. Senaben. e: Gal

Billets berechti; illets berechtigen U Us

Sonntag: Opern

| Oper in 3 Akten von Ambroise Thomas. Text mit Bigara: | Benußung des Wolfgang von Soctye [Fen Romans

| „Wilbelm Meifter's Lehrjahre“ von Mi | und Jules Barl

Graeb. Anfang 74 Uhr. Billet- Theater des Westens.

um Eintritt in den Garten. lihe Overn-Vor Rus 161. Vorftellung. Mignon. spiel Theodor Bertram. Die

onntag: Die Zauberflöte.

bier, deutsch von Ferdinand Gumbert. | Cavalleria rustieana. - Ballet von Paul Taglioni. (Mignon: Frau Sigrid —— Arnoldson, als leßte Gastrolle.) Anfang 74 Uhr.

Schauspielhaus.

170. Vorstellung, Auf der | Belle-Alliance-Theater.

Billetreservesay Nr. 61. Anfang 7# Uhr. Opernhaus. Montag: 162.Vorstellung. Euryauthe. Schauspielhaus. Montag: 171. Vorftellung. Sonder- | mit Variété-Vorsftellung.

Abonnement A. 26. Vorstellung. Hamlet, Prinz

el Garró | Montag: Der Barbier von Sevilla. Hierauf: Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und

Belle - Alliance- [ Lufispiel in 3 Aufzügen voa Oscar ube 7/8, Sonnabend: Frit Reuter '- Cyclus. | und die Gewinnlifte der Aachener Dombau

vom MResidenz- | Schausptelers Herrn August Junkermann. Dörch: läuchting. (Dörchläuchting: August Junkermann.) Fledermaus. | Hierauf: Jochen Päsel. (Jochen Pâäsel : August Funkermann.) Anfang 8 Uhr.

Im Sommergarten: Großes Doppel-Konzert

Residenz - Theater. Direktion: Sigmund

Deutsches Theater. Sonnabend: Don rie vate N eat 7 Wiederauftreten von

Richard nder. Der Schlafwagen - Kou!

; c ò troleur. (Le contrôleur des Wwa ons - lits,) Sonntag, Nachmittags 24 Ubr: Die versunkene | Swan in 3 Akten von Ulexandre Bisson. J" Montag: Cyrano von Bergerac. deutscher

Uebertragung von Benno Facobion. (Georges Godefroid: Richard Alexander.) Vorder: um Einsiedler. Luftspiel in 1 Akt von Benno

Schiller-Theater. (Wallner-Theater.) Sonn- acobson. Anfang 74 Ubr, é L Mkeova Ce: Didbad&liuime, Kembdir in | ReeCiELe Viet Hui Fus Ftaiwvas

Richard Î fe 1 Akt von Max Dreyer. Die s{chnelle Vre\s ______________——S von Richard " oagaer, Dutter lobung. Lustspiel in 1 Akt von Paul Ernft. (I S A S LMA A SITA E T S A087

Ein Schäferstündchen. Spiel in 1 Aft von 169. Vorstellung. Emilia | Georg Engel. Iu Civil. Schwank in 1 Akt

Familien-Nachrichten.

Sonntag, Abends 8 Uhr: Viel Lärm um Nichts. | Geboren: Eine Tochter: Hrn. Ober-Regierung- Montag, Abends 8 Uhr: Liebesträume. Ein Schäfer-

rath Schuster (Gumbinnen). Hrn. Mag.“ Sekretär Karl Schliebs (O Hrn. Real- \{ullehrer Martin Scholz (Breslau). :

Gestorben: Fr. Anna Ubl, E Bechtel (Berlin). ‘Hr. Lehrec Theodor Gerlah (Guhrau).

Sommer - Oper. i

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Siemenroth in Berlin.

Nerlag der Expedition (Scholz) in Berlin. 2 bei putsd heften, Verlags

Anstalt Berlin SW., Wi elmftraße Nr. 2. Sieben Beilagen (einshließlich Börsen-Beilage),

und Krönungshaus-Lotterie.

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Pr

M 146.

Erste Beil a ge

Berlin, Freitag, den 23. Juni

Deutsches Reich.

eußischen Staats-Anzeiger.

Ein- und Ansfuhr von Getreide und Mehl im deutschen Zollgebiet.

Davon Einfuhr dz

Seit dem

| h. Ver-

Gesammiteinfuhr sg, unmittelbar in den edesuñgs, |

freien Verkehr (sofort verleur |

a verzollte Mengen) CNEOENIPOSS)

i anuar Juni Januar | Juni | Jan. |

l E E ; bis E B Hälfte | 15. Juni | Hälfte

1

im c. auf Nieder- j Mühlen- a. verzollte

Juni | Januar verzollte Juni Januar | Juni | Januar | 1 2 \

L. Januar

lager- lagen vetEche Mengen lager 2c.)

l

Mengen bis bis

Abgang von Niederlagen in den freien Verkehr dz

b, Veredelung8- / c. zollfrei von in- | verfehr (Müblen- \ ländishen Konten | âz | abgeschrieben

Ï | 1 bis ; 1. Seit s il bis E 15. Juni || Hälfte 15Runi! Hälfte | 15. Iuni dz Hälfte | 15. Juni |Hälfte | 15. Kuni | dem 1. Januar ||| Hälfte | 15. Juni | 1. Hälfte | 15 Juni | Hälfte | 15. Juni

Davon Ausfuhr dz

M 1

Gesammtausfuhr a. aus freiem Verkehr | e. von Nieder- b. aus Mühlenlagern lagen

Juni | Januar Januar | Juni | Januar 1 bis Juni i bia

_— | | Meizen . . « | 865876 7113680f 534596| 3819012) T7257 atel 3914854] 154236] 98225| 2226201| 3628 77845,

Roggen . . | 416735} 2070374] , 215685] 1306397 45396/134181 Hafer. . . . | 157965| 959508] 106726) "72122M |— | Gerfte .… . | 430163| 4140668) 362285| 3602828| 839d 48112 Weizenmehl | 25103| 228294|(* 20958 (* 1756157| 29 335 Roggenmehl 570 5861|(+ 16 1217 ll

Außerdem zollfrei für Bewohner des Grenzbezirks : Juni 1. Hälfte: (* 1940 dz (f 554 dz.

155754| 629796l 247286) 56376! 487120 2563 49598

1 1

51239| 238277 —— 2745 81827, 522 597 59523) 589728 24883| 16938 919523/ 2195

| | 2180| 31718] 1158 10702 2060!

a Oa E 48 239

Januar bis 15. Juni: ("21084 , (75324 ,

Einfuhrüberschuß Juni 1. Hälfte

742 615 dz

340 098 Hafer 114 143 Gerste s 400 535 Weizenmehl... « « 7282

Berlin, den 23. Juni 1899.

Januar bis 15. Juni 5 875 766 dz 1 285 387 529 441 4 013 943 Roggen

Roggenmehl Berechneter N

Juni 1. Hälfte 66 867 dz ) in Zolllagern am 15. Juni 1899,

| 30683 [123261| 1237814 ja. 50015 701772) 73246 536042

1726 784987 |a. 4188 716931) 35270) 68056

|

334 |/ 43822| 430066 sa. 19166) 816717, 24656| 113348

69971 126725 |a. 10368| 836483) 19260/ 90242

I A 9594| 61778 1529 9729 17821) 139406) 6698 C00 | /

M c e . 9375| 274628) 1 11 i (67437 853144 2061 A

l

Ausfuhrüberschuß Januar bis 15. Juni 347 283 dz

a 1512 243 dz 268 066

88 888 *) Die eingelagerten Inlandsmengen und die seit dem 1. April 1899 von gemischten Lagern in den freien Verkehr gebrachten Aus- land3mengen sind nit berücksichtigt.

Kaiserliches E Amt. H er z 0 g.

Anbau von Zuckerrüben für die Zuckerfabriken des Deutschen Reichs.

Die Angaben für die nachstehende Zusammenstellung

sind zufolge Bundesrathsbeshlusses vom 14. Juni 1895 durh

die Inhaber oder Betriebsleiter der Rübenzuerfabriken geliefert worden. Für 1899 beziehen sih die Angaben auf die

Fabriken, die in der Kampagne 1899/1900 Rüben zu verarbeiten 1898/99 im Betriebe waren.

beabsichtigen, für 1898 auf diejenigen, welche in der Kampagne

Steuer-Direktiv- Zuckerfabriken bezirke. mit NRübenverarbeitung sind

28 mit Rüben, | F die von den Fabriken | „5ren und Fabrik- | mit anderen Rüben |

selbst auf eigenen | oder gepahteten | Gesellschaftern ver- |

Feldern angebau

(Eigenrüben) \und Pflihtrübeo)| e E T ooo 10810 D a ISOA l IOOO l A Ide, I 1808

Für diese Fabriken find bepflanzt worden: | mit Rüben, | | | die von den Aktio- |

mit Rüben

(Kauf- und überhaupt

NUeberrüben) | (Aktienrüben | |

t | trag8mäßig zu liefern | I ind |

|

Oftpreußen ¿ : 484| Westpreußen 3| Brandenburg t 491) e R oten El S{blesien O 8 380 Sachsen 6) 678) Schleswig-Holstein 3| : 311 Pee 6 13) 737 Westfalen D | 10) Hefsen-Nassau

2 080!

Anbaufläcßen in ha 80) 800] 800) 1921| 236) 3205| 83249 3) 6840 7104 18792 18844/ 29 635| 25 961

1 827) 4 273) 4 745 10 079 10136) 15843) 16708

l 712278] 11 429 8 627 8519) 21033) 20059 7 18002/ 176444 29021) 99592) 47034| 47243

7553) 9573| 9858) 837966) 838048) 595919| 55 459 93678, 922106 45115 4276) 41159) 44320/ 109952 109178 | \

3118p S 114/60 lil 911 943) 1222) 1256 703) 17205) 17484) 18902) 19331) 8368444 87518 7 3466| 83502 774 932) 42500 4441 9119 1986| 180) 406 83921

11836). 10839/ 14028| 139553

359) 1823| 2355

Rheinland 370] Summe Preußen. . « |

Bayern | 100) Sachsen 1) Württemberg : 778 Baden und Elsaß-Lothringen . 2) 468 Heffen D| | Mecklenburg 12/ : 9 S } E al aa raunshwei 2 2 Anbalt 5 24| F 6 042)

35 603 33 069| 121455| 119792 181 953 185 671} 839 011 338 532 | | \ | | |

3) | | 366 2897| 3745) 2900 1 2718| 9 206 9383| 4908 5 102 786) [12298 2527| 3076 3312 461! | 1741 1727| 2209| 2188 3568 3 162 1873 1698) 5441| 4865 19 . 13222) 13411) 6988 7082| 920219| 20519 701 1557| 2850| 9778) 5010| 5036 126) l 10765) 13163) 13840 21478) 24731

6 332) 202 3 850) 9 801| 9274| 200465) 19456

Deutsches Reih . « « l, Berlin, den 21. Juni 1899.

399| T3814 als02 lar 810 155265] 226518| 229884| 428142| 426641

Kaiserliches Statistishes Amt.

von Scheel.

Deutschec Reichstag. 99. Sißung vom 22. Juni 1899, 11 Uhr.

Ueber den Anfang der Sißung wurde in der gestrigen

Nummer d. Bl. berichtet. - Es folgt die Fortseßung der ersten Berathung des GBe- seßentwurfs, betreffend den Schuß des gewerb- lichen Arbeitsverhältnisses. L : Abg. Heine (Soz.) führt aus: man habe von der konservativen Weltanschauung gesagt, sie gleiche dem edlen Ritter von der Mancha, dem Don Quixote. Dann könne man die Reichépactei vergleichen mit seinem Begleiter Sancho Pansa. (Präsident Graf von Ballestrem bemerkt, er uehme an, daß der Redner _nicht von Parteien des Hauses gesprohen habe.) Redner erklärt, nur von Welt- anshauungen, nicht von Personen gesprohen zu haben. Der hagere konservative Don Quixote und der etwas be- leibtere Sancho Pansa, die ausgezogen seien, um die Prin- ¡essin „Zuchthauévorlage“ vor dem sie bedrohenden Drachen der Demo- kratie zu retten, würden keine anderen Erfolge erringen als jene beiden Abenteurer. Man wolle ein Ausnahmegeseß schaffen gegen die Sozialdemokratie ; insonderheit sei die Ermordung der Kaiserin von Oesterreih von gewissen Herren am Rhein als Borwand benußt worden, um ein Ausnahmegeseß gegen die Arbeiter zu fordern. Die Regierung hake dann die Vorlage gemacht, wenn aud) vielleicht nicht gern, denn es habe lange genug gedauert. Die Regierung habe fämmiliche bezüglihen ausländischen Geseße abdrucken lassen; sie hätte

zur Information der nihtjuristischen Mitglieder des Hauses aber auch die gegen solche Autschreitungen vorhandenen deutschen Gesetz? abe drucen lassen sollen. Wenn Arbeiter, die einen höheren Lohn ver- langtea, als Grpresser bestraft würden, dann wären auch alle Unter- nebmer uad Kaufleute, welche die Konjunkturen ausnußtzten, Erprésser. Aber dicie Konsequenzen würden nur den Arbeitern gegenüber ge- zogen. Das Urtheil eines Berliner Landgerichts über die \äthsische Rechtsprechung solle nach der Meinung des sächsishen Bevoll- mädtigten in Sachsen aroße Erregung verursacht hab.n. Das hiesige Landgericht habe den Beweis ais erbracht erachtet, daß das [ähsishe Ober-Lande8geriht der Meinung sei, daß gewis|e Bestrebungen, die sonst nit strafbar seien, \stcafœwürdig würden, wenn sie von Sozial- demokraten auêgingen. Redner beschwert fich, in der Kritisierung sächsisher Zustände fortfahrend, darüber, daß das amtliche „Dreédner Sournal“ Angriffe gegen den Reichstag und seine Mitglieder bringe. Zur Denkschrift übergehend, führt er aus, der Staatssekretär Graf von Posadowsky habe die einzelnen Negierungen dafür verantwortlich machen wollen; aber sie sei nur eine Erweiterung der amilichen Motive. Sich weiter eingehend über die Einzelheiten der Denkschrift verbreitend, behauptet Redner, decen ganzer Snhalt lafje eiTtennen, daß die Vorlage nur den Sqhuy der Untecnehmer, nicht_ aber der Arbeiter bezwecke. Das Zentrum wolle bei der ¡weiten Lesung der Vorlage eine Fortbildung des Koalitionsrech{s anbahnen ; dle Sozital- demokraten hofften zwar niht auf Erfolg, aber sie würdcn nah Kräften tabei mithelfen. Die Aunahme der Borlage in dieser ?F0rm würde eine Revolution von oben bedeuten, welche die Rechisgleichheit ver-

nihten wü1de.

Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. Nieberding:

Meine Herren! Eine Anzahl von Ausführungen in der soeben gehörten Rede nöthigt mi zu Gegenbemerkungen. Es if mir leid, die so lange ausgesponnene Debatte über die Vorlage meinerseits noch zu verlängern, aber die Bemerkungen, gegen die ih mich zu wenden habe, provozieren doch meine juristische Auffassung zu sehr, als daß ih darauf schweigen dürfte, und wir müssen uns ja gefaßt darauf machen, daß in der nächsten Zeit alles, wozu wir geshwiegen haben, in besonderem Maße gegen uns verwerthet werden wird; denn ih habe feinen Zweifel darüber, daß in der Zeit nah der Vertagung des Reichstages die Opposition gegen den Entwurf alle ihre Geschüße spielen lassen wird. (Sehr richtig! links.) Meine Herren, ih komme da zunächst zu einem Schlagwort, das der Herr Vor- redner gebraucht hat im Eingang feiner Nede, das auch an den Tagen vocher bereits verwendet wude, tas er aber in feiner sebr sorgfältig ausgefeilten Rede mit besonderer Betonung uns entgegengehalten hat, indem er sih darauf berief, daß es sich hier um ein Ausnahmegeseß handele. Meine Herren, das Wort Ausnahmegesetz is gewiß ein vor- trefflihes Kampfmittel! Wenn das Wort ins Land geworfen wird und der ruhige Bürger des Morgens seine Zeitungen liest und hôrt, wie die Herren im Reichstage das Ausnahmegesetz verurtheilt haben, das von den verbündeten Regierungen vorgelegt wurde, dann ist er alsbald überzeugt, und wird natürlih niht weiter darüber nahdenken : es is unwidersprochen geblieben, die Regierung ist verurtheilt, sie hat ein Ausnahmegesey vorgelegt. (Sehr richtig! Heiterkeit links.) Nun, meine Herren, ih bin doch erstaunt, daß ein so vortrefflicher Jurist, wie der Herr Vorredner das zweifellos ist, es unternehmen kann, hier von einem Ausnahmegeseß zu sprechen. Ich bia nicht gewohnt, eine rehtlihe Auffassung niht unverblümt auszusprehen, oder Thatsachen, die vorliegen, zu vershleiern. Ih habe neulih in meiner Rede ohne weiteres erklärt, daß es nah meiner Meinung auf der Hand liege, daß die gegenwärtige Vorlage thatsählih vornehmlih gegen die Agitationen unerlaubter und ungeseßliher Art in- der Arbeiterwelt sich richtet. Aber so ofen, wie ‘ih das konstatiert habe, ebenso be- stimmt erkläre ih, von einem Ausnahmegeseß is hier gar keine Nede. Ja, wenn es sich um ein Geseh handelt, weles, ich will einmal fagen, die Jesuiten als folche trifft und verfolgt, da kann man von einem Ausnahmegesey sprechen, oder wenu ein Geseß in Frage ist, welches die Anhänger ber fozialdemokratischen Partei, eben weil fie Anhänger diefer Partei find, unter Strafbestimmungen stellt, dann werden sie mit Recht von einem Ausnahmegesey sprechen, aber hier, meine Herren, wo Arbeitgeber und Arbeitnehmer sämmtlih, wenn auch nur unter gewissen thatsählihen Verhältnissen, die natürlich nicht bet der ganzen Bevölkerung zutreffen, wie überhaupt bei den meisten Strafbestimmungen das nicht der Fall iff —, wo unter gewissen thatsächlichen Verhältnissen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gleiher Weise unter Strafe gestellt werden, da geht es gegen alle juristisben Konklusionen, von einem Ausnahmegeseß zu sprechen. Mit demselben Rechte, mit dem Sie hier das Wort Ausnahmegesehß verwerthen wollten, könnten Sie dieses Wort anwenden in Fällen z: B. bei Geseßen über die Fabrikarbeit der Kinder, wo die Greß- unternehmer bestraft werden, wénn sie unter gewissen Vorausseßungen Kinder beschäftigen, während die kleinen Lute, die Kinder vielfa beschäftigen in ziemlich gleiher Art, deshalb nicht von strafrehtlihen Folgen zu leiden haben. Keinem Menschen fällt ein, das als Aus- nahmerccht zu bezeihnen, ebenso wenig kann hier davon die Rede fein. Also ih bitte, lassen Sie do solche Schlagworte beiseite, kämpfen Sie mit Gründen, die den Gegenstand wirkli treffen.

Der Herr Vorredner is dann auf die Judik'atur des Reichsgerichts eingegangen und hat sih ta namentlich diejenige Rehtsprehung vor- genommen, die sid) mit dem Erpressungöparagraphen des Stra! geseßbuchs beschäftigt. Es ist mir nicht ganz klar geworden, welche Ziele er dabei im