1899 / 166 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Jul 1899 18:00:01 GMT) scan diff

ungs-Assessor Wedemener zu Hannover dem reises Oschersleben, Nekiérün Sh Tk Diagd b

und der Regierunge-Assessor Laué ‘zu Bcrlia ‘dem t

egierungsbezirk Wiesbaden zur Hilfe-

e Kreises Höchst im

stung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden,

Deutsche Kolonien.

Einem Bericht des Hauptmanns Puder in Tabora über einen Zug nah Shirambo (Deutsh-O stafrik a) ent- nimmt das „Deutsche Kolonialblatt“ u. a. Folgendes:

___IHŸ rückte, um mehrere wichtige und dringende Schauris zu er- ledigen, am 21. Februar nah Shirambo ab. Es3 begleiteten mich Assistenzarzit Lott, Sergeant Noe, 30 Askaris und ein 4,7 em Geschütz, das ih versuch3weise fahrbar und bespannt gemacht hatte. Bei meinec Ankunft in Shirambo am 2. März [{ickte der Sultan, als er von meiner Ankunft hôrte, sofort seinen Mauiampara mit vier Elfenbeinzähnen im Gewiht von 97 Pfund zu mir. Es zeigte ih in Shirambo, daß verswiedene Streitigkeiten unter den Eiageborenen hercsten. Nach der Ecgreifung des Katuza, Sultans von Urambo, waren nämlich seiner a im vorigen Jahre sômmtlihe Unter-Sultane der T'ibutärstaaten felbständig gemadt, zu Sultanen in Gegenwart von auptmann Langheld gewählt und eklärt worden und hatten chuBßbriefe erhalten.

Zwischen diesen kleinen Herrshern waren nun, troßdem erst so kurze Zeit verflossen, bereits große Zwistigkeiten über die Grenzen der eiñzelnen Sultanate ausgebrohen. Der eine und ter andere ver- sucte, seinem Gebicte etne andere Grenze zu geben und es zu ertveitezn, indem er seinen Nachbarn gegenüber behaaptete, ehe das Land von Mirambo in Besiß genommen und zum Tributärstaat gemacht worden, seien die Greazen unter seinem Vater andere, weitere gewesen, und was seine Väter besessen, wolle ex nunmehr auch wieder baben. Von den verschiedensten Sultanea wurde ih um N-gelung und Wiederberstellung ihrer Grenzen gebeten. Zu mziner Freude konnte ih fast überall anerkennen, daß die Gultäne mit wirklichen Feind- seligleiten untereinander nicht begonnen, daß sie auf mzin Kommen gewartet und daß sie ih stets mit meinem Spruche zufrieden und nunmehr allen Zwist für beigelegt erklärten.

Beim Sultan Mwumbi in Msenne 1 mußte ich zu durch- greifenden Maßrezéln schreiten. Troßdem ih in seinem Dorfe weilte, wollte Mwumdi mir nit gehorchen und nit zum Schzuri, da mehrere unangenehme Satea füc ihn s{chwvoebten, erscheinen, fondern war in die Pori geflüchtet. IÿŸ ließ ihn durch Askaripatrouillen greifen, sezte ihn ab und hbe- ftrafte ihn für das ofene .Auflehnen und seinen Ungéhorsam. Das Land Msenne 1, zwei Tagemärshe nordwestlih von Urzmbo- Kilimani, würde sih vorzüglich zu Kolonisationszwecken eignen. s wird begrenzt ini Osten von Ujowa N Saragatta), imm Westen von Lukaya (Sultan Mtongotingu), im Norden von Pttimbti (Sultan Ungwena) und ira Süden von Mjenne Il (Sultan Nj1mbo). Es ist ungemein fruhtbar; troßdem man dem Lande ansehen konnte, daß die Bebauung mit Nachlässigkeit gesehen war, standen alle Feldfrüchte Mtama, Reis, Mais, Mohogo, Viasi. Kalanga und Tabxck) und die yer- hiedensten Gemüse sehr gut. Gefreut habe ih) mi, von den im vorigen

ahre gesehenen, von Katuga angerihteten groß-n Verwüstungen fast nihts mehr zu erblicken; überall waren neue {dne Döcfer entitandea, überall hatten die Leute ungemein fleißig angebaut und standen die iter in Raee Verfassung, sodaß mit Sicherheit zu erwarten teht, daß die Leute für die bis jeyt durhaemahte Hungerzeit und die im vorigen Jahre durh die Verwüstungen Katu,a?s nit eingeernteten Feldfrüchte in diefem Jahre durh eme großartige Ernte reichlicst entschädigt werden.

Daráuf trat ih über Ushirombo, Mi/sionétstation der weißen Väter „Maria Hilf“, wo ih beim Bischof Fran cois Gerboin meinen Besuch abstattete, den Marsch in das anzrenzende Land Utam- barra an, um dén Bitten des dortigen Sultans Lubembwe, der soeben für feinen verstorbenen Vater von den Größen des Landes zum Sultan gewählt, nachzukommen und seine W1hl zu bestätigen. Jh that dies mit großer Bereitwilligkeit, denn Luhembwe, von großer, kräftiger, imponierender Gestalt, machte einen schr intelligenten Gindruck; er baut fleißig an breiten Wegen und hat fein Land in guter Ordnung; !chon sein Dorf gewährt dur leine große Sauberkeit und die breite Anlage der Hütten einen guten Anbl:ck; sein eigenes Haus hat er im Araber- stil errichtet und sich nicht gesheut, zur Versäzönerung dieses für eine \{chön ge\{nihte Thür, die er durch einen Fundi aus Tabora hat machen lassen, zwei Frasilah Elfenbein auszugeben. JH glaube wohl, daß er bald großen Einfluß auf die Umgebung autüben wicd und daß er als Freund wie Feind- nicht zu untershägen ist. Ein Tagemaisg) brate mi von Luhembwe zu den im ganzen Lande ihrer CTapfer- keit und Unerschrockenheit "wegen gefüchteten Wangonis, zum Pangalalla, dem Sultan der Wanzonis. Erstaunlih ift, wie fleißig die Wangönis in den wenigen Jayren, die siz dort anfässig, gzwesen sind; unterwegs über den Jzonga passi:rt man eine von ibnen erridtete Brüde, etwa 75 m lang und 4 m hoch, nur auf Prählen aufgebaut, künftlih und sicher verstrebt ——- eine ganz a&tbare Leistung, da sie diese ohne jede Mithilfe eines Curopäcrs gebaut haben. Stundenlang mars{hiert man durch wohlzepflegte und bebaute Felder. Geradezu überrafend " wirlt die unglaubliche Anzahl der vielen und guten Hütten. Soweit d1s6 Auge reiht, zeigt sich Dorf an Dorf, eigentlich in ununterbrozeuer Folge Hütte an Hütte. Mit großem Gefolge, wohl an 59 Leuten, erwartcte mich Pangalalla in der Nähe seines Dorfes. Sofort bat er bei der Begrüßung mich um Entschuldigung, daß er infolge seines Fußle:dens mich noÿ nicht in Tabora hätte aufsuchen und heute nicht an der Grenze seines Landes hâtte eiw 1rten können. Kaum war das Lager in der Nähe feines Hauses aufzeshlagen, so bat mich Pangalalla, dem Dängen seiner Krieger, leider fei der größte Th“il auf Safari, nahzeben zu wollea, voc uns ihren Begrüßungs- und Kriegstanz auffüßren zu dürfen, Sehr geipannt sagte ih zu, und ih muß woÿl sagen, ih habe noh nie einen so shönen, interessanten, durch und dur exakten, mit Begeisterung aufgeführten Tanz mit- angesehen. Er wurde von lauter {önen, fräftigen, elastischen Ge- stalten aufgeführt, die alle ihren maleri]ch ausfehendea Kopfkriegs- @mudck, der bei unverheiratheten qus sch:varzen, den ganzen Kopf ett Feder, bei verhciratheten aus nur wenigen Federn besteht, aufhatten. :

Nachher fprach der Sultan Pui1ngalalia die Bitte aus, ihm vnd seinen Kriegern doch gestatten zu wollen, jenseits des Tanganyika-See ehen und Krieg führen zu dürfen. Jch redete ih:n natürlich diese Nee aus und vecbot ihm, ohne meine Erlaubniß selbständig fich auf den Kriegéepfad zu begeben. Dafür versprah ich thm, bei nächster sich bietender Gelegenheit 50 von seinen tapferen Kriegern als Hilfsvö!kcr u requirieren, um zu-fezen, ob sie auch wirklich ihren Ruf recht- féctigien. Mit ungeheuren Jubel wurde diese meine Ab- sit von allen Kriegern aufg-nommen, und in ihrer Begeisterung wollte dás Tannen und das Besingen der sih ihnen bietenden \{chdnen Zukunft durch Solotänzer kein Ende nehmea. Ein zur rihtigen Zeit etritceténder tühtiger Gewitterregen mate zum großen Leidwesen der Krieger, die nicht müde werden wollten, ihrem Lanz ein Ende. Nachdem die einzelnzn Gruppen" noch auf uns einen Scheinangriff unternommen, gingen sie wieder vollständig geordnet, ipyeuwele ges{chlossen, wie sie gekommen, mit Gesang ab. Die

tsziplin, die, auch hierbei zu erkennen, unter ihnen berrfchte, ift bewundern8werth, und ich glaube sicher, daß sie als Hilfétruppen, als Patrouillen ganz gute Dienste leisten werden, und daß sie, wenn Gegner, von allen im bie gen Bezirk levenzen Schwarzen durch ihre wirkliche Ausbildung als Krieger und durch ihre Kriegelust dice einzigen fein werden, die Stand balten würden. Am Abend wurde uns drei GEutopäern vom Sultan Pangalalla zur Erinnerung j2 ein Kriegs- s{chmuck und Schild überreicht. |

Den Ban trat ich nas der Uhagrenze über Shirambo, Lukaya, Ufsonga, Ujinkúlla nah Tabora au, woselbst am 23. März

xnorbdwestlih von Shirambo, Abends 7 Uhr 40 Minuten, ding dicht n

‘vedition wär troß der Regenzeit nur wöhrend fünf Tage “mehrere Skunñden' anbltéitbt Regen, fonst nur kurze Gewitter; dahèr war au der “Gesundkeitszuftänd aller Mitglieder \tets ein guter. Am 13, März in Mfsesa ya Linbanino, eten Tagema1sch

über unsere Köpfé von Ostèn nah Westen ein helles Meteor {{chönsten Farben,

deñ blau vorhertshe:d, das vom Anfangs- bis Endpunkte si&tbar war und niht weit von ; ie verlöshte, Nah etwa 1} Minuten wurden zwei sehr laute Knalle, wie von efner Batterie {werster Geschütze abgegebene, kurz hintereinänder ertönende Shüsse, gehört, sodaß wohl anzunehmen ist, daß das Veéteor nicht fern von uns, und zwar in Uha, gefallen

“if. Gegen 8 Uhr desfelben Abends wurde éin zweites, weniger {chönes . Meteor fihtbar, das von Süden nach Südosten ‘ging und unhörbar

verlöste.

__ Im Schußgebict Togo ist nah einem Bericht des Kaiser- lichen Gouverneurs der König Kwaku Bendo von Kratschi im Februar d. J. gestorben. Der nach Landrshtte nächstberehtigte Thronfolger Kwabena Beregyaw ist von der Kratschibevölkerung anerkannt worden. Erb- folgestreitigkeiten sind nicht ausgebrohen. Kwabena Beregyaw wurde von der Regierung am 22. April in Gegenwart der Unterhäupilinge des deuishen Kratschilandes durch den Stationsleiter, Oberleutnant Grafen Zech, feierlich eingeseßt.

Frankreich.

__ Der Ministerrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, den Minister - Präsidenten Waldeck-Nousseau beauftragt, den Polizei-Präfekten und de}:n Untergebene zu der ausgezeichneten Handhabung dés Dienstes bei der Aufrechterhaltung der öffent- lichen Ruhe während des Nationalfestes zu beglückwünschen. Der Kriegs-Minister, General de Gallifet theilte mit, daß der Vorstßende des 4 Ogges in Rennes dahin eutschieden habe, daß Quesnay de Beaurepaire als Zeuge nur über die Frage vernommen werden solle, welche der Kassationshof dem Kriegsgericht zur Entscheidung überwiesen habe.

Jn Aubagne bei Marseille fanden am Sonnabend Naufcreien zwischen französischen und italienishen Ar- beitern statt, wobei zwei Franzosen shwer verwundet wurden. Drei der Ruhestörer wurden verhaftet. Der gestrige Tag verlief ruhig. Der Zustand der verwundeten Arbeiter ist be- fricdigend.

Nuß:land.

Wie dem „W. T. B.“ aus Sebastopol gemeldet wird, geht die Flotte des Schwarzen Meeres heute nach Noworossis? und von dort nah Batum, wo das Panzer- chiff „Georg Pobjedonoseß“ die stecblichen Ueberreste des Großfürsten-Thronfolgers an Bordaehmen wird.

Zu Ehren des Offizierkorps des deutschen Schulschiffs „Charlotte“ fand vorgestern ein Diner bei dem deutschen Bot- [hafter Fürsten von Radolin auf dessen Landsiz in Sergi-wo statt, zu welchem die Spißen der Marinebchörden sowie die Mitglieder der Botschaft geladen waren. Am Freitag be- suchten die Kadett.n unter Führung des Kapitänleutnants von Grumbkow Peterhof sowie die Sehenswürdigkeiten der Nesidenz und auf Einladung des Admirals de Livron die Werften. Gestern folgten der Botschafter Fürst von Nadolin und die Mitalieder der Botschaft einer Einladung dés Kommandanten der „Charlotte“ zum Dejeuner.

Jtalien.

Ein zwischen Frankreih und Jtalien abgeschlossener Vertrag, betcefsend - die Verbindung der beiderseitigen Telephonneze und Herstellung der Telephonverbindungen Genua—Nizza und Turin—Lyon i}, wie „W. T. B“ erfährt, vorgestern von dem Minister des Aeußern Visconti- Venosta, dem Minister für Pcst und Telegraphen di San Giuliano und dem französishen Botschafter Barr ère unter- zeichnet worden.

Niederlande.

Der Prüfungsausschuß der Ill. Kommission der Konferenz, welche die Schieödsgerichisfrage bearbeitet, hieit, wie das „Neuter'she Bureau“ aus dem Haag berichtet, am Sonnabend troß der Abwesenheit Sir Julian Pauncefote's und Bourgeot1s' ‘eine Sißung ab, in welcher der belgische Senator Descamps den Vorsiß führte. Auf E: suchen des fcanzösishen Vertrete:s d’Estournelles, unter dessen Leitung die Bearbeitung des Schiedsgerichtsentwu1fs erfolat, haben zahlreiche Vertreter, die sich an d:r Abfassung dcs Entwurfs nicht betheiligt hatten, Bemerkungen eingereiht und Abände- rungen beantragt, die hauptsählih formillcr Natur find. Der Ausschuß hat diese geprüft, um den Boden für die heute statt- findende Berathung in der Sipung der Kommission zu ebnen. Die Abänderungsanträge erstrecken sich namentlich auf den Theil des Schiedsgerichiscntwourfs, welcher von den internationalen Untersuhung?kommisffionen handelt. Kleine Staaten haben, in der Befürchtuna, daß im Falle eines Streites, in den sie ver- wickelt werden könnten, die großen Mächte fie zwingen würden, eine internationale Untersuhung anzunehmen, Abänderungs- nträge, betreffend die Fassung des Urtik.ls 9, gestellt, um ihre Akt:onsfreiheit zu wahren.

Lürkei.

In Kanea ist es, wie die „Agenzia Stefani“ meldet, am Freitag zu ciner Schlägerei zwischen französischen und italienischen Soldaten géckommen. Dabei wurden auf beiden Seiten zwei Mann s{chwer verleßt, von denen in der Nacht ein Frarzose und ein JZialiener starben. Jn rinem anderen, weniger ernsten Streite wurde diè Ordnung dur das Eingreifen von Offizieren und den beiden General-Konsuln sofort wieder hergestellt. Die italienischen und die französishen Truppen wurden in ihcen Quartieren konsigniert. Der geslorv:ne ane Soldat wurde am Sonaabend Abend und der italienische Soldat geste:n Vormittag in Anwesonheit des franzöfischen und des italienishen Konsuls sowie der französishen und der italienischen Offiziere beerdigt. Beiderseits wurden Shmpathie- bezeugungen und Ausdrücke des Bedauerns über den beklagene- werthen Vorfall dusgetausht. Der Zustand der verwundeten Soldaten hat sich gebessert.

Serbien.

Die Abreise des Königs Alexander von Belgrad na Karl3bad dürfte, dem „W. T. B.“ zufolge, anfargs August erfolgén; während der Abwesenheit Ala stdesselben wird die I wie früher, dem Ministerrath übertragen werden. E

nbe | Wie eErpeditlón ‘gesund eintraf. Während der vierwöhentlichen

_/ Der am Freitag v aftete Vetter des Fürslen voi ‘tenegro Bozo Petr ow 114 ist auf Biseh des nönies Alexander gestern freigelassen, aus Be!grad ausgewiesen und unter Polizeibedeckung nah Semlin gebracht worden.

Monténegro.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Cetinj Überreichte Schakir Pascha gestern dem Fürsten ein t ändiges Schreiben des Sultans, dem Erbprinzen anilo das Großkreuz des Oz3manis - Ordens und für die Herzogin Jutta zu Mecklenburg-Streliß das Groß- kreuz des Schefakat-Ordens ‘in Brillanten nebst einem Collier aus Brillanten.

Asien.

Wie die „Times“ aus Tokio meldet, treten die revi- dierten Verträge, nach welchen Japan allen Völkern des Westens geöffnet wird, heute in Kraft; Frankreich und Australien behalten jedo die Konsular-Zurisdiktion noh bis zum 4. August.

Afrika.

Der Admiral Dewey ist, wie „W. T. B.“ meldet, vor- gestern an Bord der „Olympia“ von Port Said nach Triest in See gegangen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Anzahl und Art der Vorlesungen auf den deut Ua erften, e Den

(Stat, Korr.) In dem Heft 150 der „Preußischen Statistik" be- gegnet man einer Zusammenstellung, welhe nahweift, in welcher Form un» in welcher Verbindung mit anderen Formen die Universitätslehrer an den deutschen Universitäten “ihre Vorlesungen im Winter 1886/87 und 1896/97 gehalten haben. Man würde fehlgehen, wenn man einer Zusammenstellung darüber, wie viel Dozenten ihre Vorlesungen E als Publica, wie viel sie nur als Privata oder als soïhe und in Verbindung mit Uebungen halten, eine geringe Bedeutung bei- [egen wollte. Sie ist nah mehreren Richtungen lehrrei. Schon diz Vergleichung der beidea vorgenannten Seineflèx ftellt- klar, daß in den lezten 10 Jahren bet sämmtlichen Fakultäten die Anzahl der ie in ganz bedeutendem Maße zugenommen bat, also die feminaristi ch-praktishe Ausbildung unvergleichlih mehr in den Vorder- grund getreten ift als früher. Dann aber ist au das Bild, das \olche Zusarimenstellungea von der Lehrthätigkeit der Universitäts» ledrer enlwerfen, bei dem bestimmten Charakter der akademischen Gepflozenheiten ein durchaus typisches, da es míît ziemlicher Deutlich- keit ertennen läßt, in weldje Leh1form die einzelnen Disziplinen je- weilig gekleidet werden, und wte sie im Zeitraum eines Semesters zur Darstellung gelangen.

In nahstecheader Uebersicht sind unter Publica nur die öffentlich und unentgeltlich gehaltenen theoretischen Vorlesungen verstanden; dagegen find die senst privatissime et gratis gehaltenen Kollegien ebenso wie die Seminare, Konver}atorien, Laboratocien, Nepetitor en, Kliniken u f. w. als Uebungen gezählt; die in Verbindung mit Privat- voilesungen 2c. g-:haltenen Publica find als niht charakteristisch un- berüdcksihtigt geblieben.

Im Ganzen hielten in den bezeihnelen Winter: Halkjahren

ordent, | Außer» Honorâár- Privat-

lie Pros- Pro- fessoren | fcfsoren | ojenten

1896/97

39 483 169/217 47 53 69 “t 4:8 66 82 121 23 2

nur Publica 1S rivatkolleg 2 PrivatkeUegien

4 bis 5 , 1 Uebung Privratkolleg und 1 Uebung 231 2 Privatkollegien und 1 U-bung er bis 5... 1 3 Uebungen 11 Privatfolleg und 2 Uebungen §7 Privatkollegien und 2 2 £0

pk O N A

29 19

| 2

pi O O pk

Uebungen E I OY Privatfolleg und 3 Uebungen Privatkolegien und 3 z

" 3

Is S D s 3 a C2 TO i D f C2 D

S E I 1 Privatkolleg und 4 Uebungen 2 Privatkollegien und 4 ,

5 Uebungen

1 Privotfolleg und 5 Uebungen

Auf Pablica allein beschränkt sich immer nur eine garz geringe Anzahl von Lehrkräften ; 1896/97 waren es auf jämmtlichen deutschen Universitäten von ordentlichen Professoren nur sünf, Außer einigen Dozenten. (abgesehen von denen in Vlünster und Braunsberg), die unter Verzicht auf jedes Honorar ibre sämmtl!{wen Voclc)ungen öffentlich zu halten gewohnt sind, betrifft dies unter den Professoren solche, die entreeder dur cin sehr hobes Alter oder dur die besonders fchwicrige Herausgabe, eines wissenshaftlihen Werkes an einer aus- gedehnteren Lehrthätigkeit verhindert sind.

In Verbindung rit anderen Vorlesungen und Uebungen find die (theoretishen) Publica, auch ohne ihren pfli&tmäßigen Charalter, besonders auf preußischen Universitäten eingebürgert, wenngleich ihre Theilziffern hier nit ganz die frühere Höhe gehalten haben, offenbar wohl wegen der Vermehrung der-Uebungen. Neuerdings scheinen fie aver auch auf anderen deutideda Hodhschulen mehr und mehr in Auf- nahme ¿u kommen.

Neben Privatvorlesungen oder Uebungen hielten Publica

a. auf preußischen überhaupt von 100 Universitäten 1886/87 1896/97 1886/87 1896/97 ordentlihe Professoren . 8303 27 61,71 52,86 außerordentliche Pro-

TCIIOLEN: ie o C eater iAUB 171 70 61 64,77 Hongo?: ar-Professoren . 5 8 35,71 42,11 Privatdozerten. . . . 12% 153 43,25 37,23

zusammen. . 618 609 58 52 50,00 b. auf anderen deutschen überbaupt von 100

Uaireifitäten 1836/87 1896/97 1886/87 1896/97 ordentlihe Professoren 73 99 15,18 19,57 außerordentlicze Pro-

TETIIDTEIT: «ins Krte Ie 34 56 19,54 90,90 Pee Dcajeforen Ÿ 9 8 26,47 20,09

rivattozénten D 48 65 20,17 22,89

zusammen. . 164 £28 17/69 20.77

Die Zahl der Publica, die neben größeren Kollegien gehalten wurben, ijt also auf anderen deutschen: Universitäten, und zwar namentlich bei ben ordentlichen Professoren, ‘seit 1886/87 ganz b:- trächtlich gestiegen.

Was die ordentlih:n Professoren anbetrifft, le ist die Anzahl solher, die nur Privatkollegien mit oder ohne Publica, also nur

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" des einen von ihnèén wenigstens, noch wawten.

theoretisihe“ Vorlesungen hielten, um 110 oder 41,67 Hunderttheile

aegangen, während bei denen, die (Seinfnar-) Uebungen allein Herabge ta Borlesungen veranstalteten, - ein Mehr von 177 oder 95,50 Hunderttheilen binzugefommen ist. Bei den außerordentlichen

rofesso:en und den Privatdozenten Hingegen ift auch etne Zunahme Plcher festzustellen, die nur theoretische. Kollegien lasen.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Men Ztg.“ Ferihtet aus Barmen, daß dort ‘am 13. d. M. ein neuer Ausstand ausgebrochen ist: 31 Bandwirker der Hesagartikelfabrik von H. u. B. Shroeder in der Siegesstraße legten wegen Lohndifferenzen die Arbeit nieder.

Demselben Blatte zufolge fand in M.-Bladbach am 13. Zuli eine große öffentlihe Tertilarbeiter-Versammlung behufs St-llunanahme zu dem Ausstand“ in der Kammgarnsptnnerei (vgl. Nr. 164 d. BL.) stait Das Ergebniß war, daß sih alsbald eine Anzahl von Ausftändigen in eine von der Direktion der Kamm- garnspinneret ausgelegte Liste zur bedingungslosen Wiederaufnahme der Arbeit eintrug

Dié „Köln. Ztg." bertihtet aus Viersen vom 15. Juli: Nach fünfwöchiger Dauer ift der Ausstand von 400 Arbeitern der Setden- weberei SHisfer u. Hamers durch Einigung beendet. (Vergl. Nr. 146 d. Bl.)

Den „Mün. N. Nachr.“ zufolge riefen am 15. d. Mts. in Nürnbetg die seit Monaten strikenden Goldschläger daz Geo werbegericht als Einigungsamt an. Die Arbeitzeber lehnen diese Vermittelung ab, da thre bisherigen Zugeständnisse erfolglos waren.

Das „OVretd. Journ.“ berichtet aus Zwickau: Wegen Lohn- differenzen waren die dortigen Glasergesellen am 10. d. M. in den Ausstand eingetreten. Die - Innungêmeistec beroilligten einige Forderungen, womit aber die Gesellen ni&t zufrieden waren. Darauf fanden am Mittwoh bei der Innungs- auffihtsbebörve gütlihe Verhandlungen zwishen Weeistern und Gesellen statt, die zu einem Ausgleich und zur Auf- hebung des Ausstands führten. In Sachen bes dortigen Maurer- ausstands hatten sih die Stufkeleiter an den Ober-Bürgermeister um Herbeiführung eines Einigungöverfahrens gewandt. - Nachdem dieses ergebnißlos3 verlaufen ist, wollen die Maurer die Hilfe des Ge- werbveagerichts als Einigung8amts anrufen,

Dasselbe Blatt berihtet aus Plauen: SämmtliGße Maurer, etwa 200, die an den dortigen Schlachthofbauten beschäftigt sind, haben am 13, d. M. die Arbeit eingestellt. Erst verlangten fie die Wiederannahme eines entlassenen Maurers, als dies ge- schehen war, die Entlassung eines Aufsehers, und als auch diesem Verlangen - nachgekommen worden war, die weitere Ver- wendung eines Aufsehers auf einem anderen Bau und nicht auf den Sclachihofbauten, wte es bisher gesehen war. Nach der Ablehnung dieser Forderung legten si? die Arbeit niedec und durchzogen Nach- mitiags die Stadt.

Dem „Hann. Cour.“ zufolge bes{lossen die Dreher, Hobler und Bohrer der Aktiengesellschaft „Weser“ in Bremen in ciner am vorigen Montag abgehaltenen Versammlung. die Arbeit nieder- zulegen, falls sih die Direktion niht dazu vstrstehezn sollte, dret ent- lassene Mitglieder des Verbandes wieder anzustellen. Als dke Direk. tion dies ablehnte, reihten am 12. d. M. 83 Arbeiter die Kündi- gung ein.

Aus Antwerpen wird der „Kölu, Ztg.“ unter dem 15, Jult telegraphiert: Die Bewegung im Hafen (vgl. Nr. 162 d. Bl.) hat fi nun auch auf die Schiffsanstreiher ausgedehnt. Die Arbeitgeber haben beschlossen, einer - Kategorie ger Arbeiter 75 bis 85 Centimes für die Stunde, einer anderen 85 bis 99 Centimes zu bewilligen. Sollten die Arbeiter dies nicht annehmen, fo würden die Arbeitgeber pier Monate lang die Arbeit \sperren. Der Anstreicher-Ausftand is die Folge eines Beschlusses, den vor einigen Wocen die Dockarbeiter faßten, die den Ausstand für den 23. Juli ankündigten, wena ihnen für die Naht und den Sonntag nicht der doppeite Lohn zugestanden würde.

Demselben Vlatte zufolge hat in Zürich der dort seit drei Wochen andauernde Steinhauer-Ausftand zu vielen Arbeiterentlassungen im übrigen Baugewerbe geführt. Alle Einigungsversuhe find bis jeßt gescheitert. (Vergl. Nr. 150 d. Bl.)

„W. T. V." berichtet unterm 15. d. M. aus Kopenhagen: Die Vermittelungsversuche tn der großen Aussperrung im Baugewerbe und inder Cisenindustrie sind endgültig gescheitert. Das Einigungs- amt hat sich heute, ohne eineu Erfolg erzielt zu haben, aufgelöst (vgl. Nr. 161 d. Bl.).

Knnst und Wissenschaft.

Am 15. Juli fand in Berlin eine außerordentliche Gesammtsißung der Zentral-Direcktion des Kaiser- lihen archäologishen Jnstituts statt. Es waren dazu auch alle auswärtigen Mitglieder erschienen, die Herren Körte- Rosto, Loeshcke-Bonn, Michaelis-Straßburg und Zangemeister- Heidelberg.

A. F. Die vorgestrige leßte Sißung der Berliner Ge- sellshaft für Anthropologie vor den Ferien wurde dur einige eshäftlihe Mittheilungen über den bevorstehenden, in den erften V cufieTagen zu Lindau am Bodensee ftattfindenten Deutsh-öfter- reichischen Änthropologen-Kongreß eröffnet, Vom Vorsitz?-nden wurde ferner u. a. mitgetheilt. daß der Geselishaft des Museums für deutsche Bollstrachten durch Allerhöchste Verleibung die Rechte einer juristischen Person beigelegt seien und fie zuglei die Erlaubniß ¿zur Annahme einer Schenkung von 10000 M erhalten habe, die Prof: sor Æoeft ihr leztwillia vermacht hat. -— Neue NachriŸten sind von den R&senden Dr. Belck und Dr. Lehmann eingetroffen. Erstercx hat fetnen durch den Prozeß gegen die Urheber des bekannten räberishen Ueberfalls veranlaßten längeren Aufenthalt in Wan zur Oeffnung eines an- \{einend bistorischer Zeit angehörigen Ruinenhügels benußt, in dec Tiefe desselben aber aus\ließlich fteinzeitlihe Nefte gefunden: der crste Fund dieser xt in Metjopotamien. Vor threr Trennung hatten beide Got niht weniger als 17 Tage dazu verwandt, um die Inschrift ciner Stele zu entziffern, auf welche fie aufmerksam gemachi worden waren. Um zu derselbén zu gelangey, batten fie eine Winterreise tn gebirgiger Gegend bis nahe an die versishè Grenze unternehmen müssen. Die nah Ueberwindung bieler Schwiertgkeiten gelungene Gntzifferung det Inschrift hat indessen die darauf. v-rwandte Mühe gelohat. Sie gi2bt Aufschlüsse über Kämpfe zwischen Chaldern und Assyrern und verspri{t weitere Er- h-lung dieses bis jegt noch sehr dunklen GesGich:sgebietes, Mit einer tiefsendung aus Minas Geraes in Brasilien liégen Photographien einer dort im Alter von 136 Jahren versterbenen Greisin Avelha de Lambary vor. Die alte „Mariana* war dem besuhten Badeort seit langer Zeit Gegenstand neugieriger Besuche. Die Photographien ftellea sie im Alter von 130 Jahren dar und zeigen Unsäglih verwitterte Züge. Dr. Strauch gab fodann auf Grund feiner vo?sährigen Reise in Japan einige Ergänzungen zu der "in “dér leßten Versammlung behandelten Frage dec jayanishen Votivybilder. Danach is die Sitte, durh Aufhängung solher Bilder, sei es im Vorbofe der Tempel, sei €s in besonderen dafür an- gewiesenen MRäumen, Bitt- oder Dankgebete zu begleiten, eine sehr. verbreitete und volksthümlihe sowohl unter den Anhängern des Schintoi8mus, als untér denen des Buddhismus. Für gewöhnlich sind diese Votivbilder klein; doch giebt es auch so! che, die große Wand- flähen bededen. Dr. Joachtmsthal legte Röntgén-Photographten von den Händen der ‘z. Z. tm Pafsage-Panoptikum fich zeigenden Riescn vor. Diese im Alter von +27 und 25 ‘Jahren stehenden 217 bezw. 219 em hohen Männer sollen, nach Behauptung Die vorgelegten Möntgenhbilder . ftrafen diese Vehguptung jedoh Lüzen; denn sie zeigen die Knoghentheile vollkommen untereinandcr verwahsen. Dr,

‘Joachimsthal hat diefe Un j u T pot ipfiba hat diefe Uaterfuhung araesten weil c (nbalier [

her Gelehrter, Champtonntère, von einem dur [uten Riesen behauptet hatte, daß derselbe analog den bei der ent- gegengeseßten Wachsthums-Abnormität, der Fwergenhaftigkeit si fe taeftellten Grscheinung, nah Eintritt der Pubertät noch gewasen et, nämlih vom 20. bis zum 27. Jahre von 189 auf. 202 ecm. Dr. Joachimsthal glaubt hierbei an ein Versehen und empfiehlt mit Neht die Durchleuhtung als ein vollkommen {sicheres Mittel, um durch den Cinblick. in das Gefüze der Knochen jeden Zweifel ju ¡erftreuen. —- Dr, Göße hatte vor einiger Zeit einen knaufartigen Gegenstand aus der Schliemann'[chen Sammlung vorgelegt, der, an- scheinend aus Eisen hergestellt, zu der Fundstätte, der zweiten trojani- sen Stadt, die foust nur Bronzezeitliches birgt, wenig zu pafsen schien, Die chemtische Untersuchung hat is ergeben, daß der Gegen- stand nicht aus metallischem Eisen, sondern aus Eisenstein her- geftellt ist. Hierauf sprach Professor Schweinfurth „über die Gräber der Bega in Ober-Cgypten“. Unter dem Samme]- namen Bega wird die hamitishe Ürbevölkerung verstanden, welche wahrscheinli unvermisht bis zu der sebr spät erfolgten arabisch- semitisWen Ginwanderung in Ober-Egypten, zwishen dem Nil und den östlihen Grenzgebirgen, faß. Diese Stämme, deren hei Strabo zuerst Erwähnung geschieht, müssen sih durch ihren Unabhängigkeits- inn zu allen Zeiten autgezeihnet haben, Die egyptischen Herrscher edienten sich ihrer als eines Schugwalles geaen die Acthiopier. In „der Beischreibung des Triumphzuges Aurelian's i ihrer gedaht; Kaiser Probus unterwarf sie ganz vorübergehend; uniter Justinian wurden sie äußerlich Christen. Unter der Hochfluth des Islam verlor sich dann ihre Eigenart und ihr Volksthum, wovon nur ihre stellenweise zu ganzen Todtenstädten vereinigten Gräber noch rcden. Viel erzäblen diese Gräber allerdings auch nicht; sie {sind ringförmig, mit Sandsteinblöcken ausgelegt und mit einem SHutt- kegel aus fleinen Steinen beékrönt. Jn der Mitte befindet {i der nicht einbalsamterte, aber ‘in Leinwand eingehüllt gewesene Leichnam in gestteckter Lage. Grab - Beigaben finden sh nur in Gestalt ziemlih \{muckloijer Thonsh2rben, die zu langhalsizen Amphoren evo zu haken schetnen. Einen Antheil am Kultucfortschritt der Menschheit, der kaum gering zu [{äyen ist, - haben die Bega, denn aller Wahrscheinlichkeit nah waren sie es, welhe Kameel und Esel zu e machten, Die bedeutendste, vom Vortragenden eingehen» tudierte Grabstätte der Bega ist die von el-Kab. Zum Sw{luß besprach endlih noch der Vorsitzende, Geheime Mediztnalrath Prof. Dr. Virchow den Plan einer staatlihen Organisation der römisch- germanishen Alterthumsforshung.

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In dem Wettbewerb für die Wandgemälde des großen Saales im Hamburger Rathhause hat das Preisgeriht, dem „Hamb, Korr,“ zufolge, beschlossen, einen Ersten Preis (10 000 4) niht zu vergeben, sondern die Gesammtsumme der Prämien (20000 6) in vier Zweite Preise von je 3000 A und vier Dritte Preise von je 2000 #6 zu theilen. Dementsprechend erhielten: Zweite Preise die Herren Professor Ferdinand Keller-Karl3- rithe, G. A. Closs-Stuttgaut, Professor Friedrih-Berlin, A. Zidk- Berlin; Dritte Preise die Herren Professor Düvyffcke-Hamburgz, J. Voss-Betrlin, Professor L, Dettmann-Berlin, Otto Marcu?- Berlin. Die 68 eing:gangenen Entwürfe follen demnächst öffentlich ausgestellt werden.

Land- und Forstwirthschaft.

Aus Cassel wird berihtet: Das Interesse für die Obstbau- zucht gewinnt tim Neglerungsbezirk allmählih weitere Kretse. Außer den Obstbauvereinen, die {hon in Kirhhain, Marburg und Frankenberg sich im Ans{luß an den für den ganzen Regierungs- bezirk als solchen geschaffenen Obstbauverein gebildet hatten, ist neuer- dings in Ziegenhain ein gleider Verein ins Leben getreten. Der Verein, der bereits 585 Mit@lieder zählt, gevenkt einen besonderen Obftbautechniker anzustellen; fein Zweck if außer der Hebung der Obstbauzucht au die bessere Verwerthung des Obstes.

Sagatenstand in Ungarn.

Nach den bei dem ungarischen Ackerbau-Ministerium cingelangten Berichten wird, wte die „Wiener Ztg.“ meldet, die Weizenernte nach Abzug von 2% für Noft und andere Elementarshäden auf 36 679 066 Meter-Ztr., die Roggenernte auf 11710041, die Gérstenernte auf 122515663 unv die Hafererute auf 10 940 555 Meter-Ztr. ges{äßt. Mit Rücksicht auf die Elementar- {äden ber legten Wochen kann konstatiert werden, daß im Dur(- {nitt ein Mittelertrag vorhanden ist, doch wird in einzelnen Gegenden der dietjährige Zerealien-Ectrag nicht überall befriedigend sein. Eine Ausnahme hiervon bieten nur jene Gegenden, wo es den Landwirthen gelang, das Getreide bei cutem Wetter einzuführen, und dort ist au das Mesultat quantitativ und qualitativ gutmittel. Bei dem Winterweizen ergiebt sih troß aller ungünstigen Umstände

uantitativ und quálitativ zumeist ein mittleres Ertcägniß. Der Betrag ist durchshnittlch per Katastraljioh 7 Meter - Ztr. Im «allgemeinen ift zu hoffen, daß der Ertrag zwis{chen 36 und 37 Millionen Meter-Ztr. {chwanken wird, fodaß derselbe sowohl qua- litativ als auch quantitativ nur wenia das vorjährige Resultat über- {reiten wird, welhes annähernd 35 Millionen Meter-Ztr. war. Die Grnte des Roggens und der Halbfruht war durch häufigen Regen und Stürme behindert; wenn troßdem ein Mittelertrag vorhanden ift, fo ift dies dem günstigen Umstande zuzuschreiben, daß der Kern guter Qualität ift. Das zu erwartende N-sultat ver Joch ift 6 bis 64 Meter-Ztr., also insgesammt 11 bis 12 Millionen Meter-Ztr. Wintergerste ist in den oberen Landeztheilen und überhaupt in den Gebirgögegenden son geschuitten, und bas Ergebniß ift im allgemeinen ein zufriedenstellendes. Der Schnitt ter Fuübjahrsgerste hat ebenfalls begoirea, aber die fortwährenden LEGeRgRRE haben bie Körner zu weit vergilbt und gebräunt. Jm allgemeinen findet ih kaum eine Stelle, wo eine gute weiße, füc Malzzwecke geeignete Qualität vor- handen wäre. Was die Quantität betrifft, so entspricht diese au nit überall den Erwartangen. Im Ganzen verspricht die Gersten- ‘ernte im Lande durchschnittlich kaum eine Mittelernte. Hafer hat sich infolge vielen Regens selbft in gebirgigen Gegenden um ein bedeutendes gebessert und verspricht im Durchschnitt ein gutes, an cinzelnen Stellen mehr als Mittelergebniß. Das Ergebniß des Rapscs ist im allge- meinen \{wach. Mais sleht sehr üppig. Futter- und Zulkerrüben entwickeln ih im ganzen Lande sehr kräftig. Kartoffeln bedürfen wärmeren Wetters. Küustlihes Futter bat ein befriedigendes Er- trägntß geliefert; im slidlihen Landcs: heile wind jedo die Qualität als unzureichend bezeichnet.

Ueber die Viehzucht im deutschen Schuvgebiet Kamerun Lat der Kaiserl!@e Gouverneur neuerdings einen Bericht eingesandt, aus dem sich, wie das „Deutsche Kolonialbla1t“ mittheilt, ergiebt, daß ber mit dem Eee Bieh in Busax angestellte Versu eiñen guten Ecfolg erzielt hat, Die anfangs Oktober v. Js. in vortrefflihem Zustande gelandeten Thiere \cheinen ih an das dortige Klima {nell gewöhnt zu haben und befinden sich unter der: sorgsamen Pflege des Sennen Hipp dauernd in: vortrefflihem- Futter- und Gesundheitszuftande. Die kleine Heerde, wele sih seither um fünf vollkommen normale, gut gebaute und vielyverfprehende Kälber vermehrt hat —— die drei leßten Kühe chen zur Zeit diht vor dem Kalben —, wird, bei nit allzu- chlechtem Wetter, täglich einige Stunden auf tungem Elefantengras ge- weidet, was den Thieren sihilich woblthut. Eine geräumige F ultersbeune : und ein in Bruchstein und Zemert aufgeführtes Molkereigebäude mit

darübex“ liegender Sag “für dea Sennen sind Fertiggestellt ;

en zroetter Biehstall {|ck im Bau urxd wird d*emrä&ch{st boll-

' verwendet worden; probetwweise ri ld ut ' haben Rekonyvaleszenten frishe Mil ‘une lic ‘einer Vermehrung des Bestandes ünd größerer Pro

mäßig

det sein, sodaß darin Play füc etwa 50 Stück Vieh vor- 1 Die Kühe gedóñ d eht (béi sthme@ende; au reidlidhe

Milch, wenn auch lkletineré Mengen als in dexr Heimath. *

Dfe - größte Menge war - bis egt L pro einer R Das Produkt i olt » Mea jur Kälberaufzus

tion wird bée- absihtigt, die Produkte, Mil, Butter} Käse, zu angemessenen, tarif- Teltgeleviea Preisen zu verwerthen. Angesichts des guten Ge- dethens des Algäuer Viehes im Kameruner Gebirze wird tie Sendung von zehn weiteren Kühen vorbereitet.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperruugs8- Maßregeln.

Rumänien. z | Die rumänishe Regieruñg hat ' auf Grund des Beschlusses des Obersten Sanitätsraths die Quarantäne für Provenienzen aus verseuchten Häfen, namentlich Egypten und Arabien von 6 auf 10 Tage erhöht. Bezüglich der Proventenzen aus Indien bleibt die sechstägige Quarantäne besteheu, infofern die Schiffe nit Alexandrien angelaufen

aben.

Die direkten Proventenzen endlich aus Rangoon sind lediglich einer eingehenden ärztlihen- Inspektion unterworfen, insofern {sie aus den Shiffspapieren naŸhweisen, daß das Schiff keinen dex infizierten

äfen angelaufen hat. (Vergk. „R.-Anz.“ Nr.-146 vom 23. v. und tr. 162 vom 12. d, M.) Bulgarien.

Die bulgarische Regierung hat zur Verhütäng der Einschleppung der P eft folgende Bestimmung getroffen:

Säcke, welhe aus Indien oder sonstigen pestverseuchten Orten kommen, und welche in einem europäishén Hafen auf andere Schiffe umgeladen oder dort mit der Bestimmung nah Bulgarien ausgeladen worden find, ebenso wie ‘alte gebrauhte Sâde, die aus nicht verseuten Orten kommen, werden in Bulzarien nur über die Häfen von Burgas und Varna zug?lassen und zwax erft nah statt- gehabter strenger Dampf- Desinfektion. Alle übrigen Grenzpunkte des Fürstenthums sind für solhe Säcke gesperrt. (Conf. auh „R.-Anz,“ Nr. 139 vom 15. v. M.)

Dänemark.

Na einer sofort in Kraft tretenden Bekanntmachung des König- li dänischen Juftiz-Ministeriuums vom 13. d. M. wird für von Alexandrien kommende Schiffe die Quarantäne nah Maß- gabe der Bestimmungen des Geseßes vom 2. Juli 1880 eingeführt. Auf Grund des § 32 des genannten Geseßes wird gleichzeitig die Mus von Lumpen, Kraß wolle, Papterabfall u, #. w. aus Alexandrien verboten.

Das Erlsschen der Maul- und KlauenseuchGe ift dem Kaiferliven Gesundheitsamt gemeldet worden vom Vichhofe zu Sachsenhausen b. Frankfurt a. M. am 15. Jult. "

Verdingungen im Auslande.

Spanien.

8. Oktober. Junta de obras del rio Guadalquivir y puerto de Sevilla in Sevilla: Lieferung von drei Dampfbaggern. Anschlag etwa 300 000 Pesetas. Sicherheitsl-istung durch Hinterlegung von vorläufig 15 0009 Pesetas, später 109% der Zuschlagssumme. Be- dingungen nebst Angebotsformular in spanischer Sprache bein „Reichs-Anzeiger“.

Belgien.

Bis zum 25 Juli, 2 Uhr. Gemeindehaus in Forest (Brabant): Erbauung eines Uebergangs über den Bah „Le Gelcysbeek*“. 123 620 Fr. Kaution 6200 Fr.

1. August, 1 Uhr. atbhaus zu Brüssel: Lieferung von 30 060 kg Mais und 2 Loosen Hafer, jedes zu 50000 kg.

Nächstens: Auf den Stattonen Charleroi und Liöze-Guillemins : Lieferung von 155 Loosen kleiner Kohlen, jedes Loos zu 5200 t, 3 Loosen Schmiedekohlen zu je 3800 t. 3 Loosen Feuerungékobhlen zu je 2000 t, 1700 t Würfelkohlen und 1600 t Kokes.

Theater nund Musik.

Theater des Weftens.

Die Charlottenburger Sommer-Oper brachte gestern Aube x s „fra Diavolo“ zum erften Male zur Aufführung und er- ztelte damit einen vollen Ecfolg. Für die Beseßung der Haupt- partien standen beachtenswerthe Kunstkräfte zur Verfügung; infonder- heit war die Titelrolle bei Herrn Friedrich Carlón gut auf- gehoben. Der Künstlec fand in dieser Aufgabe vollauf Gelegenheit, den ‘Glanz seiner ausgiebigen Tenorstimme zu entfalten, und bewährte si auch als vornehmer Darsteller. Lord Cookburn und Gemaßlin wurden von Herrn Radow und Fräulein Neumann mit bem erforderlihen Humor wiedergegeben, und die muntere Zerline hatte in Frävlein Broch eine geeignete Vertreterin, welhe nur bezüglih des folorierten Gesanges einiges zu wnen E Die beiden Banditen wurden von den Herren Sieder (Beppo) und Koths (Giacomo) verkörpert, wobei ih besonders der Erstgenannte durh {ône Stiminmittel und gewandte Darstellung auszeihnéte, do follte er sih bei dem Streben, koinishe Wirkungen zu erzielen, vor Uebertreibungen hüten. Für die Wiedergabe der Nolle des Lorenzo reichten weder die gesangliWen noch die dar- ftellerishen Mittel des Herrn Lauth ganz aus. Chor und Orchester hielten fich unter Kapellmeifter Reichs Leitung recht wadcker, wenn au hie und da kleine Berstôße vorkamen.

Im Neuen Königlichen Opern - Theater findet morgen eine Aufführung der „Fledermaus" in nachstehender Besetzung statt: Eisenstein: Herr Pauli; Mosalinde: Fräulein Kurz; Frank: Herr Wuz6l; Prinz O-lofsky: Fräulein Deppe; Alfred: Herr Reichel; Pr. Falke: Herr Berger; Dr. Blind: Herr Sattler ; Adele: Fräulein Abarbanell; Frosh: Herr Conradi; Jda: Arnis Krause; Melanie: Fräulein Glêner. Im zweiten Aft werden die Damen Lucia und Kiershner den Walzer „An der #Yhönen blauen O tanzea. -— Im Garten is von 54 Uhr an Militär- Konzert.

‘Im Theater des Westens beschließt morgen Miß Thea Dorrs ihr Gastspiel als Azucena in Verdi’s Oper „Der Troubadour“. Die übrigen Partien find wie bei der ersten Aufführung beseyt: den Manrico singt Herr Carlón, den Grafen Luna Herr Dörwald, die Leonore Frau Cngel-Sewing vom Hofthcater in Hannover, Am Mi1twoh wird die Novität „Die versunkene Glocke* zum 6. Mal

wiederholt.

Die Orgelvortrag, welhen Herr Musikdirektor Otto Dienel am ittwoh, den 19, Juli, Mittags 12 Uhr, in der Parien-Kirche veranstaltet, wird unterflüßt, werden von Fräulein Gertrud Mauksch, Fräulein Lotte Dienel, Herrn Alex Curth, sowie dem Violinisten Herrn Ludwig Grube und LaE Nobert Schwießel- mánn. Auf dem Programm stehen außer Orgelkompositionen von

"h ars und Dienel Terzette, Duette, Arien 2c. Der Eintritt re : 0

Jagd,

Bekanntmachung, i betreffend Eröffnung der kleinen Jagd.

e den Regierungsbezirk Potsdam wird als Tag

det Eröffnung der diesjährigen Jagd auf Rebhühner: Donnerstag. der 24. August,

asen: Freitag, der 15. September, e

festgeseht.