1831 / 8 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Li E 1E Nad Se 2 L 7 0E A S es En Sa L _ Eur Ä TLA A A a4 M L 5. Bei r I T D D pes Lin a u

R E Se M Ea

E E L T

schen Marine -

62

fen ünd vielleicht zu dem furchtbarsn Theil unseres Zustandes ; uur der Umstand, dessen ih sogleich erwähnen werde, konnte mich veranlassen, mein langes Stillschweigen zu brechen. An einer früheren Stelle dieses Schreibens war die Rede von einer mit zahlreichen Unterschriften verschenen Erklärung der Orangisten

gegen die Union. Diese Erklärung verdankte, wie man bei- |

nahe g eingesianden hat , ihren Ursprung der Eifersucht Über die Erklärung dexr Liberalen unter der Leitung des Herzogs von Leinsker. Die politischen Protestanten , oder, wenn man will, die Uebermacht, war S C daß diejenigen rotestanten, welche die Erflärung der Katholikea von 1829 (in

ezug guf die Emancipation) unterzeichnet hatten sich an die Spiße stellten, und das um #0 mehx, weil die Katholiken zu der Versammlung eingeladen wurden, deren Secretair/ Herr Mur= phy , faktisch cin Katholik ist und einer der eifrigsten und bered- testen Anwalte des katholischen Vereins war. Die, Orangisten verbürgten sich für ihre Mitbrüder im ganzen Königreiche und erhoben vermittelst der Presse unaufhörlich ein lautes Geschrei egen das Papstthum. Sie hatten augenscheinlich darauf ge- bo t, Einfluß auf die Regierung zu bekommen, und daher schreibt sich ihre Feindseligkeit gegen dic Leinstersche Erklärung. Ob die vorige Verwaltung ihnen Grund zu jenen Hoffnungen gab, m gestellt seyn; ih glaube es nicht. Als das der= malige Ministerium gebildet wurde, ließ ihre bisher gegen die Anti-Unionifien bewiesene Energie augenscheinlich nach. Ste z09- gen sih zurück und warteten, wie die Beschung der Aemter in Srland_ ausfallen würde. Sie fingen sodann an, auf Lord An- lesea zu {chmähen; als aber Lord Plunkett zu dem jeßt von ihm ekfleideten hohen Posten ernannt wurde, kannte ihre feindselige Stimmung keine Gränze mehr. Fhre Haupt - Anführer machten guf die Nothwendigkcit aufmerksam, sich Alle für cine Auflösung der Union zu vereinigen, da sie, threm Vorgeben nach, kein Ver- trauen in die dermalige Verwaltung sehen fönnten. Der Wink, _den sie gaben, wirkte. Fm Norden traten an mehreren Orten Katholiken und Protestanten zusammen, pflanzten orangen- arbene und grúne Banner auf und forderten Herabseßung der

achtgelder und Zehnten. Aber ers in Dublin zeigte fich in die= n Tagen der große Bund als förmlich geschlossen. Vor etnem Fahre noch war vielleiht Niemand den Frländischen Orangisten mehr verhaßt, als Herr O’Connell. Und jeßt bewillkommnen ihn die Gewerke bei seiner Ankunft, und unter wenigstens 50/000 Handwerksleuten sah man lauter - orangenfarbene und grüne Fahnen wehen, während die Prozessionen der Gewerke , {0 viel man weiß, fast allgemein von Orangisten angeführt wurden. Ein solcher Zustand i etwas Neues für FJr- land; wie lange er dauern wird, läßt sich schwer bestimmen. Daß O'’Connel nicht unthätig bleiben wird, liegt am Tage. Schon \s{chmäht man auf Herrn Doberty und Lord Plunkctt, und dem Volke ward angerathen, dem Lord Anglesca keitte Achtungs- beweise abzustatten. Was den einsichtsvollen Theil des Publikums betrift, so kann es sich nicht dazu erniedrigen, den Pdöbel für i zu gewinnen, selbs wenn er dazu die Macht hätte, was zu bezweifeln ist. Nach den leßten Berichten aus dem Norden, iceint der Vereinigung der Katholiken mit den Orangisten eine nahe Auflôsang zu drohen, was übrigens zu erwarten war. So fiehen die Dinge, und" mit gespannter Erwartung sicht man der Zukunft und den nächsten Maaßregeln der neuen Verwaltung antgegen. er Courier theilt folgende, ihm aus Korfu (ohne Angabe des Datums) zugekommene Nachrichten mit: „Nach- dem Sir Rob. Gordon von England die Instruction erhal- ten hatte, die zwischen der Pforte und Griechenland s{chwe- denden Angelegenheiten gemeinshaftklich mit seinen Kollegen, dem Französischen und dem Russischen Botschafter, zu einem Abschlusse zu bringen, hatte er mit denselben eine Konferenz mit dem Reis-Efendi, der ihre Mittheilungen in der freund- tihsten Weise aufnahm. Man fam überein , daß sämmtliche Botschafter Jnstructionen in dieser Hinsicht an die verschie- denen Residenten in Griehenland mit einer Russischen Fre- gatte absenden sollten , die eben im Begrisfe war, mit Hrn.

v. Ribeaupierre- abzusegeln. Als die Fregaite in Nauplia

angefommen war, machte Hr. Dawkins sogleich dem Franzd- schen und dem Russischen Residenten seine Aufwartung; diese erklärten ihm jedoch, daß sie noch keine Justructio- nen der Art erhalten hätten. Admiral Sir P. Mal- colm hat sich Fenbthigt esehen, sich gegen den Griechi- : inister, Grafen Viaro Capodistrias, auf- eine harte Weise auszusprechen und ihm zu sagen, daß er

“_Feinem Griechischen Kriegsschiffe gestatten würde, Nauplia zu

verlassen, wenn ihm nicht vorher angezeigt worden, welches die Bestimmung des Schiffes sey. Grund dazu soll das ver- dächtige Verfahren des Grafen Viaro, so wie das einer Griechischen Korvette, gegeben haben, die um Mitternacht der Wachsamkeit des Admiral-Schiffes zuentschlüpfen wußte und mit Waffen und Munitionen am Bord nah Kandien abging. Es heißt überdies , es sey dem Präsidenten von Sriechenland angezeigt worden, daß, wenn er nicht sogleich wúrde Vonizza ráumen lassen, Gewalt dazu in Anwendung gebracht werden würde.“ M

“Dasselbe Blatt berichtet aus Malta: „¿„¿Unsere Nach:

richten aus Griechenland_ reihen bis zum 20. Nov. Sir P. Malcolm befand sich in Nauplia mit den Schiffen „„Bri- tania,// „Blonde, „Scylla‘/ und „Hind.// Die „Blon- de‘/ sollte nach Alexandrien abgesandt werden, um daselbst die Ankunft des Sir John Malcolm aus Bombay zu er- warten. Jn Nauplia befand sih auch eine Französische Fre- gatte und eine Brigg; Admiral Ricord war mit seinem Ge- shwader in Poros. Der Präsident war aus dem westlichen Griechenland im Siß der Regierung angelangt und Hr, v. Ribeaupierre, ehemaliger Russischer Botschafter, ebendaselbst aus Konstantinopel. Heute fruh fam der Leßtere hier an, wo er, wie es heißt, Quarantaine halten will , um alsdann nah Neapel abzugehen. Das von Frankreich nach Alexandrien abgesandte Fahrzeug , welches die Na- del der Kleopatra abholen sollte, ist, wie man vernimmt, zurückgekehrt, ohne die beabsichtigte Ladung mitzubringen.‘/

Am vorigen Montage hat Hr. Hunt seinen Triumphzug durch ‘Preston gehalten. Er ritt einen prächtigen Zelter und war von 2500 Wählern begleitet, die allerlei Sinnbilder in der Hand trugen. Die Zahl der versammelten Menschen wird auf 40,000 geschäßt; man bemerkte nicht ein einziges dreifarbiges Band und nur Eine dreifarbige Fahne. Nach ge- endigter Prozession redete Herr Hunt aus einem offenen Fenster die Menge an, die sih, des shlechten Wetters ungeachtet, nicht zurückhalten ließ, ihm zwei Stunden lang zuzuhören. Er ermahnte das Volk zum Frieden, indem er versprach , als Mitglied des Unterhauses alles Mögliche zu thun, um seinen Bedrängnissen ein Ende zu machen. Er habe, sagte er, eine Reise durch das Land gemacht und uberall, namentlich aber bei den armen Webern, die kaum Salz und Brod im Hause hätten, Noth und Elend gefun- den. Mit Freuden blie das Land auf Preston, das den Mann feiner Wahl ins Parlament sende und sih niemals mehr von der Diktatur irgend eines Menschen oder einer Klasse von Menschen seinen Vertreter werde vorschreiben lassen. „Das wollen wir nie wieder! ‘/ rief man ihm von der Straße zu, worauf ein Herr Mitchell erklärte, daß Herr Hunt der einzige Vertreter eines bisher unrepräsentir- ten Theiles der Englischen Bevölkerung, der arbeitenden und

_gewerbfleißigen Klasse, sey. Den Reden folgten große Mahl-

zeiten, bei denen sich Herr Hunt abermals recht ausführlich vernehmen ließ. | Herr O’Connell‘/, heißt es im Courier, ,„„!st schon

iviéder mit einem neuen Agitations - Plane zum Vorschein gekommen. Bei einem politischen Dejeuner, das ihm in

Dublin gegeben wurde, brachte er die Bildung von Wahl- Klubs durch ganz Jrland in Vorschlag; in Dublin jou ein Central-Klub errichtet werden, und dieser soll Emissaire zur Bildung von Töchter-Klubs nach den Grafschaften absenden.‘ _ Aus der Provinz sind uns leider wiederum einige Brand- Stiftungen gemeldet worden. Man hat neuerdings Beloh- nungen, und zwar bis 500 Pfd., für die Entdeckung der Thäter ausge\eßt. Jn Dorsetshire brach auch auf einem dem Prinzen Leopold gehörigen Gute Feuer aus; zum Glücke jedoch ohne besonders großen Schaden anzurichten, guch glaubt man, daß das Feuer hier nicht augelegt gewesen if.

Zeitungen aus Lissabon bis zum 18ten d. M. sind hier eingegangen, enthalten jedoch- nihts von besonderm Jn- teresse. Die Hof-Zeitung meldet die Ernennung des Ge- nerals Gabriel Antonio Francisco de Castro zum General- Fnspecteur des Artillerie-Corps. Am 17ten d. hatte Dom Miguel mit der Jufantin Donna Maria d’Assumpçao und einem zahlreichen glänzenden Gefolge die “öffentliche Sißung N Akademie der Wissenschaften mit seiner Gegenwart be- ehrt.

Niederlande.

Gent, 31. Dez. Wir vernehmen, daß der General Werner von Lambrechts, Deputirter des Ritterstandes bei den Provinzialständen von Limburg, an die Stelle des Pro-

fessors von Ryckere zum Civil-Gouverneur von Ost-Flandern

ernannt werden soll. Man scheint hier diese Veränderung allgemein gut zu heißen. |

Es sind neuerdings 300 Soldaten von hier nach Brügge abgegangen, wo sie Waffen erhalten sollen, um alsdann an die Gränze von Staats - Flandern zu marschiren. :

Antwerpen, 31. Dez. Das Holländishe Dampfschiff, dessen Ankunft gestern gemeldet wurde, seßte nur einen Ofs fizier bei dem Fort Tete de Flandres und einen anderen bei der Citadelle aus und kehrte dann sogleih wieder zurück.

Die Kanonierboote sind heute fruh von neuem aus ih- ren Zufluchtsorten herausgekommen und haben vor unserer Rhede Posto gefaßt. Von den Kriegsschissen, die früher vor der Stadt und bei Austruweel gelegen, befindet sich nux

eines, die Brigg „„Gier//, im Bassin von Vließingen; die úÚbrigen sind sämmtlich vor Anker im Kanal von Terneuzen.

_„¡Ueberflüssig wäre es‘/, sagt das hiesige Jourtal, „ans bei dem Plane einer Vereinigung Belgiens mit Frank- reih- aufhalten zu wollen, da die bestehenden Verträge und die Europäische Politik dagegen sind. Aber in dem Zustande der Absonderung, der Schwäche und der Zerrissenheit, in den Belgien durch seine Revolution verseßt worden is, er- warten diejenigen, die mitten in einer Exaltation, welche glücklicher Weise täglich mehr verfliegt, den gesunden Ver- stand nicht verloren und richtige Begriffe von unserer Lage und derjenigen Europa?’s behalten haben, den Beistand der Kabinette, die unserer Schwäche zu Hülfe fommen sollen. Die Freiheit, die wir jeßt genießen, ijt nur eiue trun- fene und von Lumpen bedeckte Gorgone. Rechtschasfene Leute föônnen einer solchen Gottheit feine Verehrung weihen. Diese unsere beflagenswerthe und demüthigende Lage wird so lange dauern, bis wir einen von allen unsern Nachbarn anerfannten monarchishen Staat unter einem Fürsten bil- den, der die Mittel besibt, uns die Handels - Verbindungen, die unseren bisherigen Wohlstand erzeugt, wieder zu ver- \chaffen. Außer diesem Zustande giebt es kein Heil, feine wahrhafte Freiheit, keine Sicherheit und feine Ruhe für uns.‘‘

Brússel, 2. Jan. Aus der Gegend von Mastricht erfahren wir, daß unsere Truppen dieje Stadt nun ganz eingeschlossen haben und sie nur noch von der Seite von Catter eine offene Communication hat.

Herr von Ryckere hat, wie man vernimmt, nachdem er seinen Abschied als Gouverneur erhalten, auch seine Dimis- sion als Professor der Rechte eingereicht. i

Binnen einigen Tagen wird hier eine Schrift des Don Juan van Halen erscheinen, worin über die Ereignisse der lehten September-Tage und über den Prozeß des genannten Spaniers eine ausführliche Relation gegeben werden soll.

Deutschland.

Múnthen, 2. Jan. Die Unruhen unter den Studi- renden , welche seit der Christnacht einige Nächte hindurch die Hauptstadt München in Sorge geseßt hatten, haden nun vollkommen aufgehört. Eine Rede voll Ernst und Würde, die der Herr Geheime Rath v. Schelling am Schlusse seiner Vorlesungen hielt, war von sehr guter Wirkung und hatte die Folge, daß die Zuhörer dem verehrten Lehrer durch eine Deputation feierlih. versprachen , daß feine Unruhe mehr stattfinden solle.

A R a. M./ 2. Fan. Die verflossene Woche zeichnete sich abermals durch fiarke Schwankungen im Staatspa- pierhandel aus. Vom Anfange derselben bis zur Mitte war cine fieigende Den! so wirksam, daß alle Fonds ziemlich bedeutend anzogen. Es gingen nämlich 5proc. Metall. von 874 auf 894, 4proc. von 76 guf 78x, Bank-Actien von 1202 guf 1244, Partial von 1147 guf 116, Polnische Loose von 41 auf 431, 2zproc. Jn- tegralen von 404 auf 425, 5proc. Spanische Rente perp. von 445 auf 464, 5proc. Neapol. Obl. von 585 auf 602 /- und so, obschon in minderm Verhältniß, auch die Übrigen Fonds. Von den Ur-

sachen dieses Steigens fsînd cinige lokaler Natur, andere von aus=

\en angeregt zu nennen. Mehrere der kleineren Spekulanten kauften iemliche Posien 4proc. Metall. und Bank-Actien und ga- ben solche an einige große Häuser auf kurze Zeit in Prolongation ; die comptanten Stücke dieser Papiere wurden dadurch etwas sel- ten und der Begehr danach merklicher; die Nachricht von der Anerkennung der Unabhängigkeit Belgiens machte eine günstige Wirkung auf den Markt; die Contremineurs beeilten sich , ihre Verbindlichkeiten für den Monatsschluß zu erfüllen und versorg- ten sich mit den zur Ablieferung ndthigen Effekten; auch von Selten eines der ersten Banquierhduser wurden namhafte Ein- äufe in 5 und 4yroc. Metall. gemacht, woraus man den Schluß áog/, dasselbe müsse im Besiß hanGger Nachrichten seyn. Die meisten msäde fanden in dieser Zeit in 5 und 4proc. Metall., #0 wie auch in Bank- Actien, fiatt, während in den Übrigen Fonds-

attungen es verhältnißmäßig mehr oder weniger still blieb. Auf

ie Lebhaftigkeit der drei ersten Bdrsentage folgte am '30sten und 31. Dez. eine unerwartete“ Flauheit; cine plöôhliche Verkauflust {chien die mittleren und kleinen Spekulanten anzuwandeln, und

"glle Papiere gingen im Cours zurück. Die 5proc. Metalliques

wichen wieder guf 885, die 4procentigen auf 77x; für Bank- Actien wax nur 1232, für Partial 115, für Polnische Loose 413, für 2procentige Jutegralen 415, für _5procentige Neapolitanische 58 zu machen, und in demselben Grade fielen auch die andern couranten Papiere. Veranlaßt ward diese Er- (Gau durch die gleichzeitig eingelaufenen Berichte von den kriegerischen Anstalten in Rußland gegen Polen und dem unru-

igen Zustand der Franzdfischen Hauptstadt. Der Einfluß der- {elben konnte nicht nten, E die Abrechnung pr. Ultimo zut

“woirken. Dennoch fiel die Liquidation noch so gÚnstig aus, als

unter den bestehenden Umsiänden nur zu erwarten war. Die

J 5proc. und 4proc. Metalliques nebst Bank-Actien waren noch am meisten gegen baar gesucht; Partial blieben minder begehrt; Pol- nische Loose waren in shwacher Frage. Alle Umsätze gingen pr. eomptant , und ‘auf Lieferung ward nichts gethan, obschon sich dazu wohl Geber zu 5 pCt. billiger (auf cinen Monat fix) zeig- ten. Uebrigens bewährte sch auch an diesem lebten Monats- Schluß für 1830 die Solidität unserer Börse; man hat nicht gehört, daß irgend Verbindlichkeiten unerfüllt geblieben wären. Von Wechseln guf fremde Pläge waren im Laufe der Woche Am- sterdam und Hamburg in ziemlicher Frage; die Übrigen Devisen blieben ohne Gesuch. Der Diskonto hâlt sich auf 3; pCt., und gute Briefe sind zu diesem Zins anhaltend gesucht. Nachschrift. Durch die am 1. Januar durch Esiafette von Paris gekommene Nachricht von dem Steigen der Fonds wurde hier neue Kauflust erweckt, und im Privat-Geschäft fanden sich für 5proc. Metalliques zu 898, für 4proc. dergl. zu 7842, für Bank-Actien zu 1262, für Polnische Loose zu 412 willige Känfer.

S hw eiz.

Bern, 28. Dez. *) Die dritte Sißung der Tagsaßung am 27sten war der Berathung über die innern Verhälcnisse der Schweiz gewidmet. Ueber die Lage der meisten Kantone waren die Berichte beruhigender Natur. Daher die Ver- sammlung den einmüthigen Beschluß faßte: es solle zwar einerseits der Art. 1, und 1V, des Bundes: Vertrags aufrecht erhalten und dem Grundsaße gehuldigt werden, daß Ein- traht, Ruhe und Ordnung dem Vaterlande einzig Kraft und Rectung gewähren können , andrerseits aber den Rech- ten, der Stellung und den Bedürfnissen der einzelnen Bun- des-Glieder, so wie der freien Gestaltung ihrer innern Ein- richtung, kein Abbruch geschehen. Dann wurde die Mitthei- lung des hierúber abgefaßten Protokolls an sämmtliche Stände erfannt. Jn ebenderselben Sißung fand der vom Herrn Bürgermeister von Meyenburg vérfafte - von der Tag- Sabungs- Kommission gebilligte, Entwurf einer „„¡Er- flárung an dle Schweizer -Nation‘/, die Genehmigung der hohen Versammlung. Jn dieser Erklärung, welche gedruét und allen Gesandtschaften mitgetheilt werden soll, heißt es: „Die Eidgenössische Tagsaßung, aus Veran- lassung der wichtigen Zeitereignisse außerordentlih versam- melt, hat, durhdrungen von der Wichtigkeit ihrer Pflichten gegen das Vaterland und kraft ihrer Vollmachten und Aufträge, in ihrer ersten Sißung für den Fall eines aus- brechenden Koutinental-Krieges den Grundsaß einer strengen Neutralität mit allen Stimmen und ungetheilter Ueberzeu- gung ausgesprochen. Sie erklärt sh im Namen der 22 Stände Schweizerischer Eidgenossenschaft fest entschlossen, diese Neutralität unverbrüchlih zu handhaben und alle zu Gebot stehende Mittel in Anwendung zu brin- gen, um ein Recht zu behaupten, das dec Eidgenossen- \chaft als freiem unabhängigen Staate zusteht und ihr durh feierliche Staats-Vecträge gewährleistet worden ist. Den Frieden wünschend, doch ohne Furcht vor Kampf und Gefahr, sekt die Tagsaßung im Geiste ruhmwürdiger Väter ihre Hoffnung auf Gott, der die Schicfsale der Völker leitet ; sie verläßt sich auf das Gewicht des guten Rechtes und auf den mannhaften biedern Sinn des Schweizervolkes, das wis- sen wird, sciner -angestammten Freiheit würdig zu bleiben. Im Gefühl der Bedeutsamkeit ihrer Obliegenheiten und eingedenk der auf ihr ruhenden Verantwortlichkeit, geht die Bundes - Versammlung die feierliche Verpflichtung ein, un- tér allen Umständen an dem festzuhalten und dem treu zu bleiben, was sie beschlossen hat und hiermit dffentlih erklärt.

Jn der vierten Sißung schritt man zur „Berathung des Berichts der Militair - Aufsichts - Behörde und der denselben begleitenden Bemerkungen und Anträge.der Tagsaßungs-Kom- mission. Beide füllten nicht nur die ganze Sißbung aus, son- dern es fonnte selbst nur der erste, die allgemeinen Verfügun- gen enthaltende Theil erledigt werden. Die Beschlüsse sind im Wesentlichen folgende: 1) daß das ganze erste und zweite Bundes - Kontingent aller Waffen aufgerufen und in voll- fommen reglementarisch marshfertigen Stand gesebt; 2) der an General-Stab (mit Ausnahme des zweiten Befehlsha-

ers). ernannt und aufgestellt; 3) nach erfolgter Ernennung des Ober - Befehlshabers, in erforderlichem Einverständnisse mit demselben, acht eidgenössische Obersten und eine hinrei- chende Anzahl Oberst: Lieutenants und Majors ernannt, und 4) endlich, daß sämmtliche Truppen beider Kontingente zum voraus in Divisionen und Brigaden eingetheilt und ihnen bestimmte Sammelpläge angewiesen werden sollen.

«) Den Schluß des im vorgestrigen Blatte der Staats-Zelk. abgebrochenen Schreibens -aus Bern vom 21. Dez. siche in der

zweiten Beilage des heutigen Blattes.