1831 / 9 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sch selber auf; die Krafc ist an und für sh selbst nur Mittel. Warum will man sie zum Zwecke machen? Die Beschaffen- geit der unvollfkommenen Menschennatur, der Organismus des moralischen Lebens der Völker bestimmen uns ein Weni-

ger und Mehr, ein Mögliches und Erreichbares anzunehmen ;

und über dem Ringen nachdem Besten nicht däs vorhandene Gute und das erzielbare Bessere niederzutreten und zu verschmähen. Der Verstand, unterstüßt von den edlern Leidenschaften, welche das Gemüth der Einzelnen und dasjenige der Völker in Bewegung seben, hat jeßt mit den niedrigen Leidenschaf- ten, über welche die Parteiwuth gebietet, einen mannhaften Kampf zu bestehea; er wird sedoch siegen, zwar nicht ohne Sefahr und Schmerz und Wunden, aber sicher und glor- reih, weil zuleßt der Verstand doch so lange sein Recht be- hauptet, als das Götcliche im Menschen nicht untergegangen. Es hat zu kämpfen mit einem gewaltsamen Princip, das von zwei einander entgegengeseßten Extremen glei verderb- lich ‘oft ausgeht; mit einem dreifachen Jesuitismus, welcher das Schlechte im Namen der Gewalt, der Religion und der Zreiheit gebietet. Das Schlechte selbst, welches für gute Zwecke schlechte Mittel, oder für schiechte Zwecke gute Mit- tel, oder die schlehtesten Mittel für gleich \chlechte Zwecke anruft, ist eben nur Jesuitismus. Es besteht seiner eigent- lichsten Natur nah in der Verstúmmelung des Fdeales, welches in uns gelegt worden , und welches als Sprache das Vertrauen, als Arm das Geseß und als Herz das Gewissen hat. Wer gegen. den einen oder andern Theil selbimörde- risch eine Handlung begeht, ist ein Jesuit. Ueber die Lage der Dinge, úber die Stimmung des Volkes, die Ab- ficht der Regierung und die Wünsche und Hoffnungen und Besorgnisse der nächsten Zukunft bei uns, davon im solgen- den Schreiben cin Mehreres.

Aus dem Haag, 2. Jan. Die Staats-Courant „Äußert: „„Der übergelaufene General Daine hat zwar dem von Valkensoaard fortgeführten Steuer: Einnehmer Schup- hoven das ihm gehörige Privat-Eigenthum, jedo nicht die ihm zugleich geraubten Staats - Gelder wieder zustellen lassen. Dieser Umstand zeigr, wie wenig der Versicherung Daines, daß. Alles ohne sein Wiss-a geschehen, Glauben beizutnessen sey; andernfalls hâtte er ja aus Rücksicht auf die bestehende Wassenruhe und als rechtlicher Manu nicht blos die Staats- Gelder zurücEgeben, soudern auch den Schaden vergütigen müssen, den der Eiunehmer an seinem Hause und Hausrath erlitten hát.‘‘

Während. det hiesigen Anwesenheit des General - Lieute- nants van Geen führt der Herzog Bernhard von Sachsen- Weimar den Ober-Befehl úber das mobile Heer. i

Der Päpstliche Juternuntius, Herr Capaccini, ijt gestern aus London wieder hier angekommen.

Dreda, 1. Jan. Den leßten Bèérichten aus Chaam zufolge, sind sämmtliche Belgier, die in Baarle, Meecle, Meersel, in der Trift und weitern Umgegend fkantonnirxt waren, abgezogen, nachdenT fie die früher errichtéten Ver- schamzungen niedergerissen hatreu. Am 25sten hacten fle, wie bereits gemeldet, sih in großer Auzahl zu Baarle vereinigt ; auch der berächtigte Kessels. befand sich. mit seiner halben Batterie daselbst. Man scheint mit einem Piane gegen un- sere Provinz beschäftigt gewesen zu seyn; unsere Wachsam- keit und unjere Stellung, der sie sih auf offenem Felde nichr entgegen zu stellen wagten, haben dies jedoch verhindert. Inzwischen haben- sie in den Gegendeu ihrer eigenen Kan- tounirungen fürchterlih gewirthschafcet. Wein es (hnen è. D. an Holz fehlte, so nahmen sie selbst - ungedroschenes Getreide und unterhielten damit das Feuer in ihren Bi- voyacs; was fle zur Fouragirung u. s. w. nöthig hatten, das nahmen sie den Bauera fort und sahen es als ihr Ei genthum au. Jhr Abmarsch hat einen ungemeinen Judel unter den Landleuten der jenseitigen Gränz-Distcikte erregt.

Brüssel, 3. Jan. Geueral Goethals ist zum Befehls-

haber der Militair - Division von Namur und General Ny- -

pels zu dem der Militair - Division von Brüssel ernannt worben. , i

Bei der gestern stattgehabten Parade der hiesigen Bür- gergarde, die dermalen aus acht Bataillonen besteht , is ih- rem Ober -Befehlshaber, dem Baron Vanderlinden -Hoogh- vorst, eine Ehren? Medaille überreiht worden. Mehrere Hauptleute derselben haben Ehren - Degen erhalten.

Herr v. Meulenaere hat als Gouverneur von West- Fländern seine Functionen angetreten, Der Oberst Erneste _Gregoire ist in Brügge mit der Bildung eines Jäger - Frei-

Corps. beschâfcigt. r

Dem Journal des Flandres- zufo!ge cir kuliren so--

wobl ‘in Gent als in Yp-ra Li tschriften an ten; Kongreß,

in denen darum nachgesucht wird, daß dem Prinzen «

nien die Belgische Krone übertragen L ge SVelt dem 1. Januar erscheint hier ein neues politisches

Blatt unter dem Ièamen ,¡Mephistopheles““.

Lütti, 3. Jan.“ Jm hiesigen Journal de la Pro- vince liest man: „Jeder Tag zeigt uns neùe Wunden, neue Sründe zu Tadel und Beschuldigung derer, die uns regieren. Wenn man die Sorge für einen Staat auf sich nimmt, so verpflichtet man sich dadurch, fúr das Loos der Bürger zu arbeiten, ihren Zustand zu verbessern, ißre Rechte zu sichern. Dei uns scheint man im Gegentheil entschlossen, ein Provi- jorium fortdauern zu lassen, bei dem Alles zu Grunde geht,

das nur ein wirkliches Ergebniß bezeichnet, nämlich die allere

unfähigsten Meuschen fortwährend im Amte zu halten, die uns unter dem falshen Namen der Freiheit ärger bedrücken, als dies je bei andern Völkern der Fall gewesen ist. Alles, was der Kongreß thut, geht auf die Untergrabung unserer Freiheit aus; bald wird der Unterricht fo frei seyn, daß es feine andere Schule, als die der Pfarrer giebt; und volle kommen wird die Gleichheit scyn, wenn die Einen arbeiten, Steuern bezahlen, Wachen beziehen, und die Andern sich auf Jener Unkosten mästen, Alles an ch rafen und uns zurufen, daß wir frei sind. Heretliche Früchte einer Revolution, die

uns schon so vieles fostete. Beklagt sich die Industrie des

Landes, jo beweist man ihr, daß sie Unrecht hat, daß sie blühender ist, als je zuvor, daß izr Wohlstand jet thatsäch- lich if , ehemals aber nur erkúnstelt- war. Beharrt sie auf threr Klage, so ernennt man Industrie: Kommissionen , und aisdann findet Hr. Tielemans, daß Alles aufs vortrefflichste geht. Armjelige Menschen , die ihr wagtet, Belgiens IFn- teressen zu leiten, wie lange wollt ihr noch an unserm Eleude arbeiten ? Industrielle aller Klassen, ihr seyd es, in denen die wahre Kraft des Landes fh elnigt, möchcet ihr eure Augen dôffnen, eure Stimine erheben und euch mit Ans gelegenheiten deshäftigen, die wirflich die eurigen find.“/ In Verviers ist am lebten Tage des abgelaufenen JZahres folgende Proclamation erlassen worden :-

¿Das Kollegium der Bürgermeister und Schöffen von Verviers faun nicht genugsam seinen Dank für den Eifer und die Thätigkeit der Stadtgarde ausdiúcken, noch die B-s wunderung, welche deren schône Haltung ihm einflößt ; nach dem Bordiide der ‘Pariser National - Garde wird die von Verviers stecs den Wahlspruch führen : „Freiheit und dffent- liche Ordnung!’ Gleich dieser wird sie Ehrfurcht vor dem Gejeße und die bürgerliche Ruhe aufrecht halten ; diese Ruhe hat einen Augenbli durch den zu feurigen und zu drängenden Eifer verleßt werden fönnen, um die Vereinigung init Frankreich zu gewinnen. Die Regenz von Verviers vegt mit der großen Masse ihrer Mitbürger den gleichen Wansch und hat diesem gemäß eine Adresse an den Nationals Kongreÿ gerichtet, Sie wird fein geseßlihes Mittel ver- säumen, um diesen glücklichen Erfolg herbeizuführen; einst- weilen werden die Einwohner ruhig bleiben und dadurch einen Beweis des Vertrauens auf ihre Obrigkeit geben. Die Regiernng kann für jest feine andere arben auf- ziehen, als ‘vie, welche von den Vorvätern berühmt

„gemacht sind und die zur Erfkfámpfung unserer Unaks

hängigkeit beitrugen. Unbedachtsame Menschen könnten durch gedankenlo|se Ueberecilungen ihrem Lande in der Erlangung des vorgesebkten Zieles nur mehr schaden, als nußen. Diese über die Lage der Sachen aufzuklären, wird gewiß hinrei- hen, sie iu Ordnung zu halten. Jm Gegentheile müßte die Behörde die dem Geseße \chuldige Ehrfurcht aufrecht halten und verläßt sih dabei auf die Treue und den Muth der Stadtgarde: 7 (

_ Die hiesigen Zeitungen theilen obige Proclamation mit und fügen folgende Bemerkung hinzu: ¡Ohne die ma- teriellen Vortheile näher prüfen zu wdllen, die man si von unjerer Vereinigung mit Frankreich verspricht, wollen wir den Anhängern derselben nur sagen, daß ihr Wille dazu nicht hinreicht ; daß granfreich noch sehr weit von der Vorberei- tung zur Vollziehung eines so großen Unternehmens entfernt ist ; daß es selber durchaus nit so geneigt dazu ist, als sie sih einbilden , und zwar aus dem. ganz einfahen Grunde, weil unsere Judustrie der seinigen den Todesstreich verseßen

würde; daß Krieg eine unvermeidliche Folge der Vereinigung

seyn müßte, und zwar ein Krieg auf Leben und Tod, dessen Erfolge nichts weniger als sicher sind, der aber unsere Pro- vinzen verwüsten würde. Diese Betrachtungen verdienen die ernjieste Erwägung der Anhänger einer solchen Vereinigung.“

Hier am Orte selbst ist, wie in Verviers, der Versuch gemacht worden, eine Bittschrife wegen Vereinigung Bel- glens mit Frankreich in Umlauf zu bringen; sie hat jedo nur geringe Theilnahme gefunden.

Spanien.

Madrtd, 24. Dez. Wie es scheiut, dárfte der Plan, ein Ministerium des Jnnern zu bilden, niht zur Aus- führung fommen; derselbe findet, dem Verlauten nach, be- sonders von Seiten der Ministerien, denen dermalen diejent- gen Geschäftszweige beigelegt sind, welche zum Ressort jenes zu errichtenden Ministeriums gehöôren sollten, sehr lebhaften und gewichtigen Widerstand. Manchen der höheren Beam- ten dieser Ministerien würde die beabsichtigte neue Einrich- tung sehr unvortheilhaft seyn. Der General Don ‘Pablo Morillo, Graf von Carthagena, is am 20sten d, M. aus Paris hier angelangt. Seit 1823 hatte er den Boden Spa- niens nicht mehr betreten. Er vereinigte, wle befannt, zur Zeit des 7. Juli 1822 ín seiner ‘Person das General- Fom- mando der Garden (welche am 29. Junt mit Waffen und Munition die Hauptstadt verließen und ein Lager bei dem Lustschlosse El Pardo bezogen hatten und am 7. Juli die

auptstadt angriffen) in der Provinz und in der Hauptstadt Madrid. Der Königl. Neapolitanische Gesandte am hie- sigen Hofe, Graf Lucchesi Palli, hatte vor einigen Tagen die Ehre, Sr. Majestät dem Könige scine neuen Beglaubi- gungsschreiben von Sr. Majestät Ferdinand Il, zu über-

reichen. Eine Räuberbande von etwa 14 Mann, welche sámmtiih sehr anständig gekleidet seyn sollen, macht jeßt Abends und zur Nachtzeit die Straßen von Madrid sehr un- sicher. Sie legen in den Straßen Schlingen, welche, wenn ihr Opfer in deren Umkreis tritt, sle von beiden Seiten sehr geschickt zuzuziehen wiisen; selb| ata hellen Tage ráumén sie ganze Wohnungen aus, in die sie sich unter allerlei 'Vor- wänden mit der größten List Zugang zu verschaffen wissen, namentlih durch das Borgeben, von Freunden des Haus- herrn, die sie bei Namen nennen, zur Ueberbringung von Geld oder Geschenken beauftragt zu seyn. Wöhrend des Monats September d. J. sind 217 Fahrzeuge von ver- schiedenen Größen, 8489% Tonne haltend, mit Ladungen in den Freihafen von Cadix eingelaufen und nah fremden Hä- fen und Amerifa 39 Schiffe mit 3352 Tonnen Ladung von da ausgefegelt. Außerdem hat die Ausfuhr nach den vielen Häfen der Halbinsel ebenfalls eine bedeutende Anzahl Fahr- zeuge beschästigt, worüber die näheren Angaben jedoch nicht zur dentlichen Kenntniß gelangt sind.

P o p-t. U g-a l.

Das Journal des Débats enthält folgendes Schrei- ben aus Lissabon vom 15. Dez.: „Seit dem 10. d. M. sind zwei Englische Briggs und acht Englische Paketboote, so wie zwei Russische Fahrzeuge, in den Tajo eingelaufen. Auf einem am 12ten angekommenen Paketboote befand si{ch der befannte Diplomat, Herr Lamb, der im Jahre 1826 Engli- scher Geschäftsträger am hiesigen Hofe war und jeßt als Großbritanischer Gesandter nah Madrid geht. Er brachte Depeschen für den hiesigen Spanischen Gesandten, Herrn d’Acosta Montealegre, mit. Am 13ten hatte Leßterer eine ge- heime Unterredung mit Dom Miguel. Am {2ten lief auch eine von Plymouth kommende Englische Fregatte mit Depe- hen für den Englischen Konsul hierselbst in den Tajo ein.“

TUPLTaL

Konstantinopel, 11. Dez. Der Graf Guille- minot} hat sein neues Beglaubigungs-Schreiben am lsten d. bei der Pforte und am Sten bei dem Sultan in seinem Pa- lais zu Beschiftäsch in einer Privat-Audienz Úberreicht. Er war, außer seinem Secretair und Dragoman, von dem Hrn. Jaubert begleitet. Leßterer hat eine mit Diamanten be- seßte Dose als Andenken bei seiner in einigen Tagen bevor- stehenden Abreise nach Frankreich erhalten. Se. Hoheit hat sich für diesen Winter in einem Palais an den Ufern des Bosporus dicht bei Pera niedergelassen und beabsich- tigt, wie man glaubt, ôfters Pera selbst zu besuchen und von Zeit zu Zeit in einem daselbst in der Eile eingerichteten Palais, Galatha- Serai genannt, einige Tage zuzubringen. Diese Nähe des Sultans därfte denselben mit den Franken in noh nähere Berührung bringen, als bisher, namentlich hat derselbe schon mehreremale seinen Weg durch die Stra- ßen von Pera genommen. Die Absicht Sr. Hoheit, sich auf Fränkische Weise einzurichten , oder Feste nah Europäi- scher Sitte zu geben, wird aus dem Umstande geschlossen, daß ein hiesiges Handlungshaus den Auftrag erhalten hat, ein vollständiges Tafel-Service von einem Werthe von 800,000 Fr. aus Paris fommen zu lassen. Vor einigen Tagen ift von Bagdad hier die Nachricht eingetroffen, daß Sadik- Efendi, vormaliger Finanz-Minister, welcher in außerordent-

mit Tede abgegangen ist. Es haben slch in Folge dessen ver- schiedene Gerüchte verbreiter, daß derselbe unterweges ermor- det oder gar in Bagdad selbst vergiftet worden sey, doch ist bis jer nichts Offizielles darüber bekannt geworden. Der neue Russische Minister, Hr. v. Buteniesf, wird Anfangs Januar hier erwartet; der zu seinem Empfange ernannte Michmandar soll unverzüglich nah Rustschuk abgehen. Die Angelegenheit der fatholischen Armenier scheint endlich ihrer definitiven Regulirung nahe zu seyn. Der Bischof dieser Nation, welcher nach Rom entflohen war, is hier angekom- men, und in Folge der von der Oesterreichischen und Fran- zöfischen Gesaudrschafc neuerdings gemachten Schritte ist alle Aussicht vorhanden, daß derselbe als geistliches Oberhaupt

seiner Gemeinde den Patriarchen der Schismatischen Arme- nier und der Griechen völlig werde gleichgestellt werden.

3: 0-17.06. 0.D

Berlin, 8. Jan. Bei unbewö!ktem, sternhellem Him- mel zelgte sich hier am gestrigen Abend ein Nordlicht von |eltener Schönheit. Es begann gegen 6 Uhr als ein heller wolfenäßuliher Saum von der Form eines Kreisbogens, der seine gréßte Hôge von beiläufig 30 35° úber dem Hori- zont in der Richtung des magneti]shen Meridians erreichte. Der eingeschlosscine Raum erschien auffallend dunkel und wie von einem schivatzen Nebel verhülltr; zahlreiche Strahlen von verschiedener Breite und Färbung gingen von da aus, zum Theil den Zenith erreichend und, wie es schien, nach el- nem jenjeits desselben gelegenen Punkte hin fonvergirend. Dazwischen erschienen von Zeit zu Zeit zwei dem ersten hellen Saume parailele, und von den Strahlen senkrecht durhschnit- tene wolfenartige Screifen mit weißem Licht, breiter als jener, aber uur abwechselnd erscheinend und wieder ver- shwindend, zum Theil auch mit einer deutlichen ziemli raschen Beweguag von Osten nach Westen, und umgekehrt. Der veränderlichere von den beiden, wie man deutlich unter- schied, entfernte ch von dem ndxdlichen Horizont bis über den Zenith. “Die Strahlen und Streifen schienen sich ab- wechjeind zu beshränfen und zu verdrängen ; doch waren die Strahlen fast fortwährend sichtbar, die Streifen ‘nur vors übergehend. Nachdem zwischen 7 und 8 Uhr die Erscheis nung an Mannigfaltigkeit verloren hatte und nur noch eine deutliche Helle gebliebén war, begann sie zwischen 8 und 9 Uhr von neuem mit zunehmendem Glanz. Die Strahlen ivurden dreiter und deutlicher gefärbt, stellenweise erschien der ganze Hitnmel mit hochrothem Lichte, wie bei einer

| Feuersbrunst, dazwischen wieder mit dem s{hödnsten Hellgrün ;

einzelne [cchuell ersccheiuende und wieder verschwindende Strah- len von rôthlichgelbem Lichte ragten weiter als vorher hinaus, während sich die Mitte der ganzen Erscheinung in ein weißlihes von dunflen Streifen durchzogenes Licht auf- lôste. Nach 9 Uhr verminderte sh Alles allmälig; auch bewölfte sih der Himmel; doch saß man noch bis gegen Mitternacht deurlih die Helle des ndrdlien Himmels zwi- schen den Wolken hiodurchschimmern. Eine Menge Schau- lustiger war auf dea Straßen versammelt, die sich in Muauths- maßungen über den Ursprung und die Bedeutung des Phä- uomens ergingen; es fehlte nicht an Propheten für Wetter- veränderungen, als große Kälte, auch sür Krieg und theure Zeit. An leßteren ist gewiß das Nordlicht sehr unschuldig, und auch der erstern widerspricht der heutige trübe und wenig falte Tag. Einige der bedeutendsten Physiker unseres Orts haben sich am Abend und in der Nacht mit der Beobachtung der Magnetnadel beschäftigt. '

Aus Potsdam vom 2en d. M. wird gemeldet: Der Eintritt in das neue Jahr ist für diese Stadt mit einer großen Wohlthat für die Armen und Nothléiden-: den unter ihren Bewohnern bezeihnet worden. Es hatte nämlich der Verein für die Pflege- Anstalt (dessen Zweck, Verpflegung und Beaufsichtigung von Kindern im Alter von 1—4 Jahren is , deren Eltern außerhalb ihres Hauses sih ihren Unterhalt verdienen müssen) durch die Vorsorge für die leinen im Laufe dieses Sommers die Noth und Bedrängniß der Eltern dieser Kinder und vieler andern Familien aus den Klassen der Tageldhner und Handwerker fennen gelernt, indem beinahe feine Familie vom - Fieber, einer Folge der Ueber- shwemmuung der Havel, befreit (O war, daher denn viele von ihnen um so mehr zurückgekommen waren, als sie das sicherste Heilmittel, eine nahrhafte stärkende Kost, gros: ßentheils entbehren mußten. Die Mitglieder des Vereins erwogen nun in ihrer leßten Sißung, Ende Oftober v. J., daß diese Familien während des Winters, bei dem fkraftlofen

licher Sendung an den Pascha v. Bagdad geschicke woxden war,

und bedürftigen Zustande, in welism sie ihm entgegen gin-