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bar gewesen wären. Die Mitte oder der höchste Punkt die- ses dunkeln Abschnitts lag in einer Höhe von 6—8 Grad über dem Horizont und nicht genau nach Norden, sondern hatte cine westliche Abweichung von 15—18 Grad, woraus erhellt, daß die ganze Erscheinung sih auf den magnetischen Meridian bezog. Dieser Kreisabschnitt war überall von ei- nem hellen, nah innen gegen das Dunkel ziemlih scharf ab- geseßten weißen Lichtbogen begränzt, welcher zu beiden Sei- ten bis zum Horizont herabreichte, sih aber nach außen gegen den völlig flaren gestirnten Himmel allmälig verlor. So blieb die Erscheinung etwa eine Viertelstunde, nur dap anfangs kaum sicht- bare, allmälig stärker werdende, auf dem Horizont senkrechte Licht - streifen aus jenem Lichtbogen hervortraten und wieder erloschen. Nun aber nahm die Entwickelung plôblich einen rascheren Gang, ein Phänomen drängte das andere; wohin sich das ‘Auge wandte, erblickte es neue Gegenstände, so daß es {wer wird, den Verlauf des ganzen ordnungsmäßig zu beschreiben. Die erwähnten Lichtstreifen wurden zuerst gegen Westen sehr stark und glänzend, erstrecften sich immer höher und nahmen hier zuerst eine {due rothe Farbe an. Bald wurden auch die übrigen Streifen gegen Nord und Nordost heller und stärker, flossen in einander, und um halb 7 Uhr erschien der ganze nördlihe Himmel mit dem lebhaftefen Roth, fast ins Violet übergehend, bedeckt, welches jedoch nicht gleihförmig am Himmel vertheilt war, sondern hier und da lebhafter werdend, an gndern Stellen seinen lebhaften Glanz verlie- rend, unter stetem Wechsel einen höchst prachtvollen Auablick gewährte. Während die weißen Streifen da, wo sie an den dunkeln Kreisabschnitt grönzten, hinter welchem sie wie hin- ter einer Wolke hervorzubrehen schienen, am lebhaftesten wa- ren und sich geradlinig und seufrecht gegen den Ho- rizont hinauf erstreckéten, hatten die rothen Stellen ein mehr formloses Ansehen und reichten nirgends bis an den dunklen Abschnitt Hin und wieder erschieaen einzelne lebhaft weiße Stellen, (Lichtêränze oder Lichtknoten), oft bis in der Nähe des Zeniths, welche sich aber nah kurzer Zeit wieder auflôsten. Schon früher waren jenem ersten Lichtbo- gen parallele Bogen, fast in der Gestalt der sogenannten Schafwölkchen (Cirro-Cumuli) bemerkt worden, welche gegen Súdeñ vorzurücken schienèeu und abwechselnd vershwanden und wieder hervortraten. Als der nördliche Himmel mit Roth bedeckt war, wurden sie nicht erbliét. Dagegen er- schien nun ein von Ostnordost gegen Westsüdwest durch das Zenith zusammenhängend über den ganzen Himmel gehender Bogen, als eine Lichtwolke, ungefähr in dec Breite der Milch- straße, aber ohne Vergleich massenhafter und heller als jene, und endigte gegen den Horizont in zwei besonders helle Wol- fensáulen. Dieser Bogen rückte ziemlich schnell gegen Süden vor und verschwand in einer Höhe von etwag?30 Grad, nachdem 1an furz vorher einen schwachen Schneefall bemerkt haben wollte. nterdeß war das Roth bedeutend shwächer geworden und rlosch ne so _daß man gégen Norden über dcm dun- eln Kreis-Abschnitt nur noch ein über den ganzen nördlichen Himmel ver8&reitetes gleihförmiges Licht wahrnahm, welches Nh nach 7 Uhr nochmals in unzöhiig abgerissene Streifen auflôste, die mehr oder weniger tief in ‘den dunkeln Abschnitt hineinragten und fih bis zum Zenith erhoben, worauf das Licht allmälig schwächer wurde und der duntle Abschnitt vershwand. Gegen 8 Uhr zeigten sich zuerst cinzelne schwarze Wölkchen vor dem lichten nördlichen Himmel, welche sich bald vermehrten, bis gegen 9 Ußr der ganze Himmel bezogen war und sich von dem Nordlichte nichts weiter wahrnehmen ließ, als daß die Nacht weniger dunkel war, als es sonft der Fall gteltn seyn würde. Der Barometer stand 28‘/ 9x‘, hermometer R. um 8 Uhr. Beim Eintritt des Nord- lihts ist es wahrscheinlich bedeutend fälter gewesen. Die Magnetnadel schien eine fleine östliche Abweichung von ihrem

gewöhnlichen Stande anzudeuten. : Ihn der Sibung der geographischen Gesell-

schaft am 8. Jan. gab Hr. Geh. Rath Engelhardt einige

statistische und topographische Nachrichten über das König- reich Polen. Hr. De, Reitiganum legte eine chartographische DOBUNL der in größeren Gruppen vorkommenden End- sylben in Deutschlands Ortsnamen vor und begleitete sie mit Erläuterungen. Hr. Dr. Erman jun. sprach über eine Reihe meteorologischer Beobachtungen, welche im verflossenen Jahre zu Tigil in Kamtschätka angestellt worden sind; dann theilte derselbe seine magnetischen Beobachtungen während des Nord-

Neueste Börsen-Nachrichten. Paris, 4. Jan. Z5proc. Rente pr. compt. 92. 80. fin cour. 92. 90. 3proc.

Kum. Ob, m.L,C

; Elbinger do.

lihtes am 7. Jan. mit, zu welchen Hr. Prof. Dove einige Vervollständigungen aus den seinigen- gab und Hr.-J. Cur- tius mehrere mit Farben ausgeführte Darstellungen der Haupt- momente der Erscheinung vorlegte. Hr. Prof. Ritter theilte die Französische Ausgabe der Abhandlung des Hrn. Alex. v. Humboldt über die Gebirgs- Systeme und Vulfkane Jnner- Asiens mit und machte auf die wichtigsten Zusäße aufmerk- sam, die ihr beigefügt sind. Hr. Major Blesson legte eine Reise-Karte durch einige der unbefannteren Gegenden Polens vor und erläuterte sie. Einige Briefe, Geschenke, Anzeigen neuer Bücher und Karten wurden zur Kenntniß gebracht.

Königliche Schauspiele.

Mittwooh, 12. Jan. Im Opernhause. Auf Befehl: Fra Diavolo, fomische Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; Musik von Auber.

Wegen Unpäßlichkeit der Mad. Schrôöder-Devrient, fan die Oper: Fidelio, heute nicht gegeben werden. |

Im Schauspielhause: Lour la continuation des débats de Mlle. Aglaé: 1) Le Romau d’une heure, comédie en 1 acte. 2) La révanche, comédie en 3 actes. 3) An- géline, vaudeville en 1 acte.

Donnerstag, 13. Jan. Im Schauspielhause: Emilia Galotti, Trauerspiel in 5 Abtheilungen.

Freitag, 14. Jan. Jm Opernhause: Nurmahal, lyri- sches Drama in 2 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von Spontini.

Im Schauspielhause: Französische Vorstellung. ®

Königstädtisches Theater. Mittwoch, 12. Jan. Der Diamant des Geisterkdnigs, Zauberspiel in 2 Akten. z Cn 13. Jan. Fra Diavolo, fomishe Oper in 3 Aften. :

B et lTlTv er Bf ge. Den ftl. Januar 1831.

Amit]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preuss. Cour.) T2 Brief TE Er TCel.

ae I G B T D E A +ERAI Lo E M d C E R E Li S I C St..Schuld-Sch.

Pr. Engl. Ánl. 18 Pr. Engl. Anl. 22 Dr. Eng! Obl, 30

E Pomm. Pfandbrf.i 4 Kur- u.Neum. do.| 4 81 ) ¡Schlesische do.| 4 87 fiket. C.d.K.-u.N.| 87 Z.-Sch.d.K.- u.N.| 89x | 88 89 92 Holl. vollw. Duk. meh Danz. do. in Th. 36 Neue dito 19x VVestpr. Pfdb. 897 | |Friedrichsd'or . 25 | 127 farossliz.Pos. lo. 89 - Disconto . ... 5 G R L E TRRE A D: Bo, E E UORA: P U RC E N S I A SSU E E Lob Pr G G2: Ca I R A8 2NBE s” I SAE E Ke T A E S H V B R Ah Le 0A E T

Preufss.Cour.

F V N m ——— C ——————————— Wechsel- Cours. Brief [ Geld. Kurz 1421 | 2M. 11415 1413 Kurz 1495 | i ¿15 PMt, 1487 [1485

London : 3 Mt. 6 2014| Paris «d d Mt, 80Z | : / 2 Mt. 1005 1100F

Augsburg „T2, 1015 | i N 12M. 99x | Leipzi . 18 Tage [1012 | Franksurt «¿. L L LiE ¿42 M. [1015 Petersburg BN. ....... 3 Woch. | 29i | VESERORAT 0 o At e , [Kura [100

Neum. {nt.Sch.d. Berl. §tadt- Qb. Königsbg. do.

Kis

R | R

Auswärtige Börsen.

Amsterdanm, 6. Januar. ; Niederl. wirkl. Schuld 403. Kauz-Billets 15{. Oest. 5prec.. Metall. 843. Rass. Engl. Anl. 82. :

Hierbei Nr. 2 des Allgemeinen Anzeigers.

pr. compi.-61. 80. fin cour. 61. 90. S5proc. Neapol. pr. compt. 63. fin eour 63. 20. 5proc. Span. Rente perp. 47.

Franffurt a. M., 8. Jan.

Oesterr. 5proc, Metall. 91. 903. 4proc. 794. 792. 2äproc. 467. 1proc. 195. B.

Bank - Actien 1276. 1273. Partial-Obl. 118. 1172, Loose zu 100 Fl. 1707, G. Poln. Loose 42. 413. O R I E E Dew aaen mer

Gedruckt hei A. W. Hayn. /

Redactear Joh u. Mitredacteur Cottel.

eld. 883 | 8TE' Östpr. Ptandbrt.| 4 93

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

A T3.

Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages;

Seine Majestät der König haben dem Seconde - Lieute- nant Hevelke vom Zten Jnfanterie-Regiment und dem Pre- diger Nauck zu Nackel, im Regierungs - Bezirk Potsdam, den Rothen Adler-Orden vierter Klasse zu verleihen geruht.

Seine Majestät der König haben dem Bauer Joachim Knack, zu Telschow in der Ost-Priegniß, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruht.

Im Bezirk der Königl. Regierung

zu Erfurt ist die erledigte evangelische Pfarrstelle an der St. Andreasfirche daselbst dem Kandidaten der Theolo- gie, Herrmann Theodor Frobenius, und dem b:sheri- gen fatholishen Pfarrer zu Wüstheuterode, Joseph Adam, die fatholische Pfarrstelle zu Gernrode, im Kreise Worbis, verliehen worden ;

zu Koblenz ist der cvangelische zweite Prediger P a- niel zu Bacharach, auf die erledigte Pfarrei Bell, Kreises Simmern, verseßt worden ;

zu Liegnikz ist der Kandidat der Theologie, Müller, als Pastor in Kaiserewaldau, und der Kandidat der Theolo- gie, Schmidt, zuin Diakonus und Reftor in Parchwiß be- stätigt worden,

Angekommen: Se. Excellenz der General - Lieutenant von Rpyssel Il, von Trier.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Trauer d.

Deputirten-Kammer. Jn der Sikung vom 4. Januar erfolgte zuvörderst die Aufnahme der in Montbri- jon- und Dünkirchen aufs neue zu Deputirten erwählten Herren Baude und Benj. Morel. Der Graf v. Ram- buteau |Fattete sodann einen Bittschriften-Bericht ab. Eine Eingabe des Artillerie-Eskadron-Chefs Martin in Straßburg, worin derselbe die Auszahlung des rückständigen Gehalts für diejenigen Militairs in Anspruch nimmt, die in dem Zeit- raume vom 6, April 1814 bis 4. März 1815 in den Orden der. Ehrenlegion aufgenommen worden sind, wurde dem Kriegs-Minister Überwiesen. Einen zweiten Bittschriften- Dericht erstattete Hr. Marchal. Von den Petitionen, die er zum Vortrage brachte, war die wichtigste von einem Hrn. Gallé, Bewohner des Departements der obern Marne, wel- her die Vermittelung der Kammer zu dem Zwecke in An- spruch nahm, daß man die Zahl der Bischümer und Erzbis- thümer, so wie die Gehalte der Bischöfe und Erzbi¡chdfe, auf die Hälfte herabseße und diejenigen Prälaten, die danach ihrer Sibe verlustig gehen würden, pensionire. Der Bitt- steller bemerkte, daß unter Napoleon das Budget der Geist- lihfeit nur 15 Millionen Fr. betragen habe und die Religion in blúhendem Zustande gewesen sey, wogegen dieses Budget sich jeßt auf mehr ais das Doppelte belaufe, während Frankreichs Ge- biet bei weitem nicht mehr so groß als damals sey und die Religion viel von {hrem Einflusse verloren habe. Hr. Jsambert hielt die bis{chdflihen und erzbischöflichen Siße für viel zu zahlreich; die Zahl derselben, meinte er, sey nur deshalb fast um ein Drittheil vermehrt worden, weil es in der Politik der vorigen Regierung gelegen habe, den Einfluß der Geist- lichkeit möglichst zu erhdhen; ee sey die höchste Zeit , - daß Frankreich zu dem Konkordate von 1802 zurückfkchre; man

Berlin, Donnerstag den 13t#n Januar

1831.

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berufe sh zwar darauf, daß die Discesan - Circumscriptionen aus Verträgen beruhten, und daß sle sonach nur mit Zus stimmung beider Theile modificirt werden könnten ; er seiner- seits halte aber dafúr, daß die Errichtung der biscdflichen Siße eine bloße Frage der inneren Verwaltung sey; zehn Jahrhunderte hindurch habe sie ohne irgend eine Dazwischen- kunst des Papites stattgefunden, und erst seit dem Konkor- date von 1515 habe der Rômische Hof eine Macht usurpirt, die er bis dahin nicht gehabt habe; unter den gegenwärtigen 80 Bisthümera gebe es 15, die erst dem láten, 15ten, 16tea, 17ten und sogar dem 18ten Jahrhundert angehörten, rie zèz-. B. das Bisthum von St. Dié, das erst vor 150 Jah- ren errichtet, seitdem eingezogen und neuerdings wieder her-

gestellc worden sey. Hr. Barthe, der neue Minister des

dffentlihen Unterrichts und der geistlichen Angelegenheiten, erwiederte: „Der vorige Redner spriht uns von einer neuen Organisation der Geistlichkeit und von der Noth- wendigkeit, hierüber mit dem Römischen Hofe in Unterhand- lungen zu treten. Sie werden leicht fühlen, m. H., daß die Regierung über eine so hohwichtige Frage feine improvisirte Meinung abgeben fann. Meine persönliche Stellung gebie- tet mir eine große Zurückhaltung. Jm Uebrigen ist nunmehr die Aufmerksamkeit der Kammer rege geworden, und die Regierung wird also die vorliegende Bittschrift sorafáltig prüfen. Jch wiederhole es aber: schon jeßt eine Meinung darüber abzugeben, ist mir unmöglih, Wie ausgebreitet übrigens auch das Recht der Kritik scyn mag, das einem jeden Mitgliede dieser Kammer zusteht, so erstreckt sich dasselbe doch nicht so weit, daß man von der Rednerbühne herab Dinge verhandeln dürfe, die zu dem ausschließlichen Nessort der Regierung gehdren, und die sie allein im Stande ist nah der ihr beiwohnenden Sachkenntniß gehörig zu be- urtheilen.‘/ Diese leßtere Bemerkung bezog sich auf eine Behauptung des Hrn. Jsambert, daß das Bisthum in St. Dié, dem Geseke zuwider, feinem gebornen, sondern einem naturalisirten Franzojen (Hrn. Dupont) zu Theil geworden sey. Der Berichterstatter bemerkte in dieser Hinsicht, daß durch die Ernennung des Hrn. Dupont, eines Auslän- ders, zum Bijchose von St. Dié, das Gesebß allerdings verleßt worden sey, und daß er daher auch bereits eine Bitt- schrift an den König erlassen habe, um ihn zur Zurücknahme der betreffenden Verordnung zu veranlassen. Die Eingabe des Hrn. Gallé wurde hierauf dem Minister des dffentlichen Unterrichts und der geistlichen Angelegenheiten Überwiesen. Ueber eine andere Vorstellung, worin die Aufhebung der Salzsteuer verlangt wurde, ließ der General Lamarque sich vernehmen, der dieje Sreuer als hôchst ungerecht schilderte, indem sie namentlich einige Departements fast erdrúcke, während andere ihrer faum gewahr wärden ; so entrichte z. B. das von ihm re- präjentirte Departement der Heiden, das zum Theil einer Afrikanischen Wüste gleiche, und wo die Einwohner gleich- zeitig mit der Armuth, der Unfruchtbarkeit des Bodens und einem ungesunden Klima zu kämpfen hätten, 1,200,000 Fr. an Salzsieuer, während das gaûze Departement nur eine Grund- Feuer von etwa demselben Betrage bezahle; der Grund liege darin, daß die Bewohner seines Departements sich größtentheils von einem Teig von Mais oder Hirse, der viel Salz erfordere, nährten, so daß jährlich mehr als 15 Kilogramme Salz auf den Kopf kämen, während in dem ganzen übrigen Frankreich je- der Einwohner durchschnittlich nur 5 Kilogramme verbrauche. Mehrere Deputirte verlangten, daß die betreffende Eingabe dem Finanz-Minister überwiesen werde. Leßteres geschah auch, nachdem Hr. Laffitte sch mit diesern Antrage einverstanden erflärt, jedoch zugleih seine Verwunderung darüber zu erkennen gegeben hatte, daß man -sih von der Rednerbühne herab allmälig gegen sämmtliche Steuern er- hebe. . „Ohne Zweifel,// bemertre der Minister, „ist es die

Pflicht dexr Regierung, die Steuern so viel als mdglich- zu